"Die größte Teilung der materiellen und geistigen Arbeit ist die Trennung von Stadt und Land. Der Gegensatz zwischen Stadt und Land fängt an mit dem Übergange aus der Barbarei in die Zivilisation, aus dem Stammwesen in den Staat, aus der Lokalität in die Nation, und zieht sich durch die ganze Geschichte der Zivilisation bis auf den heutigen Tag ... hindurch. Mit der Stadt ist zugleich die Notwendigkeit der Administration, der Polizei, der Steuern usw., kurz des Gemeindewesens und damit der Politik überhaupt gegeben. Hier zeigte sich zuerst die Teilung der Bevölkerung in zwei große Klassen, die direkt auf der Teilung der Arbeit und den Produktionsinstrumenten beruht. Die Stadt ist bereits die Tatsache der Konzentration der Bevölkerung, der Produktionsinstrumente, des Kapitals, der Genüsse, der Bedürfnisse, ... Der Gegensatz zwischen Stadt und Land kann nur innerhalb des Privateigentums existieren. Er ist der krasseste Ausdruck der Subsumtion des Individuums unter die Teilung der Arbeit, unter eine bestimmte, ihm aufgezwungene Tätigkeit, eine Subsumtion, die den Einen zum bornierten Stadttier, den Andern zum bornierten Landtier macht und den Gegensatz der Interessen Beider täglich neu erzeugt. Die Arbeit ist hier wieder die Hauptsache, die Macht über den Individuen, und solange diese existiert, solange muss das Privateigentum existieren." (MEW Bd. 3, S. 50) Die Stadt ist die unmittelbarste Form, worin die existenziellen Momente einer industriellen Gesellschaft zusammenwirken, die durch sich und für sich nicht bestehen könnten, ohne auch eine für sie optimale Konzentration erfahren. "Sobald die kapitalistische Produktion der Agrikultur, oder im Grad, worin sie sich derselben bemächtigt hat, nimmt mit der Akkumulation des hier funktionierenden Kapitals die Nachfrage für die ländliche Arbeiterbevölkerung absolut ab. ... Ein Teil der Landbevölkerung befindet sich daher fortwährend auf dem Sprung, in städtisches ... Proletariat überzugehen, und auf der Lauer auf ... günstige Umstände für diesen Sprung. ... Diese Quelle der relativen Überbevölkerung fließt also beständig. Aber ihr beständiger Fluss nach den Städten setzt auf dem Lande selbst eine fortwährende latente Überbevölkerung voraus, deren Umfang nur sichtbar wird, sobald sich die Abzugskanäle ausnahmsweise weit öffnen." (K. Marx, Kapital I, MEW 23, S. 671f). Zugleich erzeugt ihr Verwertungszwang die kapitalistische Aneignung von Grund und Boden, die Grundrente, die auch den Bauer zu industriellen Arbeiter macht. „In der Sphäre der Agrikultur wirkt die große Industrie insofern am revolutionärsten, als sie das Bollwerk der alten Gesellschaft vernichtet, den ‚Bauer’, und ihm den Lohnarbeiter unterschiebt. (Und damit den Bauern zum Agrarkapitalisten macht) Die sozialen Umwälzungsbedürfnisse und Gegensätze des Landes werden so mit denen der Stadt ausgeglichen. An die Stelle des gewohnheitsfaulsten und unrationellsten Betriebs tritt bewusste, technologische Anwendung der Wissenschaft.“(K. Marx, Kapital I. MEW 23, S. 528) Der Fortschritt des Kapitals ist der Fortschritt einer Naturbeherrschung, die alle NAtur und Grund und Boden zum Objekt der Verwertung macht und von daher die Trennung von Stadt und Land in die Einheit einer Naturausbeute zwingt. „Jeder Fortschritt der kapitalistischen Agrikultur ist nicht nur ein Fortschritt in der Kunst, den Arbeiter, sondern zugleich in der Kunst, den Boden zu berauben, jeder Fortschritt in Steigerung seiner Fruchtbarkeit für eine gegebene Zeitfrist ist zugleich ein Fortschritt im Ruin der dauernden Quellen dieser Fruchtbarkeit. ... Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter.“ (K. Marx, Kapital I. MEW 23, S. 530) | ![]() |