Suggestion ist die Erzeugung eines Wahrnehmungsinhalts (lat: suggerĕre = zuführen, unterschieben), der sich aus keinem Gegenstand erklärt, sondern aus der Wahrnehmungstätigkeit selbst. Sie gründet auf einer Aufhebung ihres Gegenstands, den sie für sich nichtig bestimmt (siehe auch Verdrängung) hat und im Vakuum ihrer Nichtigkeit einen Sinn für sich zu ihrem Inhalt macht, der sich aus der Abstraktion der Wahrnehmung selbst ergibt (siehe abstrakt menschlicher Sinn), aus einer Wahrnehmung, die sich selbst zur Substanz wird und daher ihre Gegenwärtigkeit bis zur Unkenntlichkeit verdichtet. Die Psychologie versteht unter Suggestion eine Beeinflussungsform von Fühlen, Denken und Handeln. Das setzt allerdings eine Wahrnehmung voraus, die sich ihrer selbst nicht gewiss ist, die sich also von der Wirklichkeit, die sie wahrhat, durch ihre Selbsbezogenheit unterscheidet. Diese kann von außen in einer erzieherischen Beziehung hypnotisch manipuliert werden, aber auch sich selbst durch innere Widersprüche zwischen Empfindungen und Gefühlen ergeben, welche gegenständliche Wahrnehmung ganz oder teilweise ihrer Gegenwärtigkeit entziehen und diese nichtig machen. Eine Nichtung der Wahrnehmung wird durch zirkuläre Wirkungen dieser Widersprüche im Selbstgefühl der Menschen betrieben, indem sie dieses in eine schlechte Negation treiben. Derart zirkuläre Wahrnehmungen entstehen aus widersprüchlichen Identifikationen, die in symbiotischen Selbstbehauptungen Hörigkeiten erzeugen, welche eine systematische Ungewissheit der Wahrnehmung potenziert, eine Nichtung, die in ihr ein Vakuum erzeugt, eine Lebensangst, die sich selbst forttreibt. Ihr Trieb ist ein Kreislauf um ihre Nichtigkeit, um ein Nichts, das die Wahrnehmung in eine Sog der Selbstwahrnehmung wie aus dem Auge eines Wirbels in sich selbst hineinzieht, sie systematisch entwirklicht. Es ist die Grundform aller Selbstentfremdungen der Wahrnehmung (siehe z.B. Phobien, Höhenangst, Depressionen, Zwangsverhalten, Psychosen usw.), aber auch der Selbstlosigkeit, die eine Hörigkeit gegenüber Strukturinstanzen entwickelt und vertieft (siehe z.B. auch Nationalsozialismus). Suggestion ist die Kraft einer entwirklichten Wahrnehmung, ein Sog, der aus der Erzeugung einer abwesenden Wahrheit entsteht, in der die Gegenwärtigkeit ihrer ästhetischen Verdichtung die Wahrnehmung abstrakt bestimmt und ihre Reduktion im Nichtungsprozess ihren Wahn erzeugt. Es ist die Tätigkeit eines Eindrucks im Wahrnehmungsprozess, die entweder mit einer manipulativen Absicht an sie gerichet wird oder ihrer Bereitschaft hierfür aus vernichteter Wahrheit selbst entspricht und in der Wahrnehmung deren seelische Bedingung entfaltet (z.B. bei der Wahrnehmung von Schlangen in der Schlangenphobie, bei der Wahrnehmung von Enge in der Platzangst). Allgemein entspringt Suggestion einer für sich bestimmten Ästhetik im Raumerleben, das einen körperlichen Zustand bewirkt, der die Wahrnehmung beherrscht. Sie ist eine Verdichtung durch eine Masse an Wahrnehmung, welche diese zu einer Bedrängung menschlicher Identität bringt, zu einer Kraft abstrakter Körperlichkeit wird, die ihre Wirkung in der Wahrnehmung selbst hat. So entstehen Wahrnehmungen, die selbst Körperbilder der Bedrängung sind und eigene Wirkung im Wahrnehmungsprozess selbst entfalten (z.B. bei Angstzuständen als Gefühl von räumlicher Bedrängung in der Klaustrophobie). Wahrnehmung wird hierdurch so entstellt, dass sie unverstehbar wird, also den Verstand ausschießt, darin selbst tätig wird und eigene Bilder ihres körperlichen Zustands entwickelt, die als Inhalte der Wahrnehmung selbst erscheinen. Suggestive Bilder gibt es z.B. im Traum oder im Wahn, wo sie nichts anders als Auto-Suggestionen sind, welche Zustände der Wahrnehmung selbst wiedergeben. Auch in Kulthandlungen werden übermenschliche Sinnhaftigkeiten dadurch vermittelt, dass eine ästhetische Ordnung in der Verbindung von natürlichen Sinnesereignissen abstrakt vermengt werden, ganz im Sinn des ästhetischen Willens, der einer Hochkultur zu eigen ist. So nutzt z.B. die katholische Liturgie alle Naturempfindungen, um sie zum Stoff geistiger Abstraktion zu machen und als Inhalt von religiösen Gefühlen zu inszenieren (vergl. z.B. die Zusammenführung von Frühlingsgefühlen und österlicher Liturgie, von langer Winternacht mit "Heiliger Nacht" und ihrer Liturgie). Suggestion wird in Werbung und politischer Propaganda und auch im Film eingesetzt, um bestimmte Erregungen im Menschen zu erzielen. Im Film gibt es suggestive Kameraführung als Methode, bestimmte Wirkungen in der Wahrnehmung auszulösen (z.B. bei Hitchcock und Leni Riefenstahl). Die suggestive Kraft von Medienstars liegt wohl darin, dass sie Masse als Individuum verkörpern können. Allerdings hat Musik auch selbst massensuggestive Kraft durch ihren Rhythmus (vergl. Canetti, Masse und Macht, Fischer, S. 32ff.). | ![]() |