"Was hat der Ökonom mit dem Erfindungsgeist zu schaffen? Sind ihm nicht alle Erfindungen ohne sein Zutun zugeflogen gekommen? Hat ihrer EINE ihm etwas gekostet? Was also hat er bei der Berechnung seiner Produktionskosten sich darum zu kümmern? Ihm sind Land, Kapital, Arbeit die Bedingungen des Reichtums, und weiter braucht er nichts. Die Wissenschaft geht ihn nichts an. Ob sie ihm durch Berthollet, Davy, Liebig, Watt, Cartwright usw. Geschenke gemacht hat, die ihn und seine Produktion unendlich gehoben haben - was liegt ihm daran? Dergleichen weiß er nicht zu berechnen; die Fortschritte der Wissenschaft gehen über seine Zahlen hinaus. Aber für einen vernünftigen Zustand, der über die Teilung der Interessen, wie sie beim Ökonomen stattfindet, hinaus ist, gehört das geistige Element allerdings mit zu den Elementen der Produktion und wird auch in der Ökonomie seine Stelle unter den Produktionskosten finden. Und da ist es allerdings befriedigend, zu wissen, wie die Pflege der Wissenschaft sich auch materiell belohnt, zu wissen, daß eine einzige Frucht der Wissenschaft, wie James Watts Dampfmaschine, in den ersten fünfzig Jahren ihrer Existenz der Welt mehr eingetragen hat, als die Welt von Anfang an für die Pflege der Wissenschaft ausgegeben." (Engels in MEW 1, S. 508f) Technologie ist der Sammelbegriff aller technischen Mittel zur Produktion, die ihr als Werkzeug vorausgesetzt sind und deren Wert durch ihren Verschleiß Stück um Stück (pars per toto) in das Produkt eingehen. Ihr Wertanteil pro Produkt ist daher zunehmend verschwindend und vermittelt sich anteilsmäßig im Verkauf des Produkts als Ware an den Konsumenten weiter. Sie verkürzen insgesamt die allgemeine Arbeitszeit der notwendigen Arbeit und bilden also selbst keinen Mehrwert, senken stattdessen tendenziell die Profitrate (siehe tendenzieller Fall der Profitrate). Wesentlich hierbei ist, dass die Produktion insgesamt enorm beschleunigt wird und der Wert der Arbeitskraft pro Produkt (siehe Arbeitszeit), also die Wertgröße ihrer Anwendung sich mindert (siehe Automation). Der Unterschied der Produktionszeiten ist allerdings nur relativ zum Durchschnitt, also im Maß der Konkurrenz so lange, wie die Arbeitszeiten durch unterschiedliche Produktionsstandards der Einzelkapitale differiert. Ansonsten sind sie Bestandteil der durchschnittlichen gesellschaftlichen Arbeitszeit der Produktion. Insgesamt verändert sich aber über die Geschichte hinweg mit zunehmender Automation die Intensität der Ausbeutung von Mensch und Natur. Produktionsmittel im weitesten Sinne: Maschine, Automation, Intelligenz, Naturkraft usw. Sie stellt die gesellschaftliche Entwicklung der menschlichen Naturmacht dar. Im Ausmaß ihrer Anwendung wird die körperliche Aufwendung menschlicher Arbeitskraft unnötig. "Das Kapital ist seibst der prozessierende Widerspruch dadurch, daß es die Arbeitszeit auf ein Minimum zu reduzieren sucht, während es anderseits die Arbeitszeit als einziges Maß und Quelle des Reichtums setzt... Nach der einen Seite hin ruft es also alle Mächte der Wissenschaft und der Natur, wie der gesellschaftlichen Kombination und des gesellschaftlichen Verkehrs ins Leben, um die Schöpfung des Reichtums unabhängig (relativ) zu machen von der auf sie angewandten Arbeitszeit. Nach der anderen Seite will es diese so geschaffnen riesigen Gesellschaftskräfte messen an der Arbeitszeit, und sie einbannen in die Grenzen, die erheischt sind, um den schon geschaffenen Wert als Wert zu erhalten. Die Produktivkräfte und gesellschaftlichen Beziehungen - beides verschiedne Seiten der Entwicklung des gesellschaftlichen Individuums - erscheinen dem Kapital nur als Mittel, und sind für es nur Mittel, um von seiner bornierten Grundlage aus zu produzieren. In Fact aber sind sie die materiellen Bedingungen, um sie in die Luft zu sprengen." (MEW 42, Seite 601) Unter kapitalistischen Bedingungen vergrößert sich mit dem Einsatz von Technologie in maschinellen Arbeitsabläufen die Selbständigkeit des angewandeten Konstanten Kapitals in der Form technologischer Investition jenseits der angewandten Arbeitskraft. Durch die Maschine als Produktionsmittel wird damit zwar die organische Macht der konstanten Kapitals über das variable Kapital für den Besitzer der Produktionamittel verfestigt, welches die Reproduktion der Arbeitskraft darstellt. Zugleich aber verliert es mit der Amortisation der in die Maschinenentwicklung eingebrachten menschliche Arbeit seinen ursprünglichen Wert aus dem ursprünglichen Arbeitsprozess und der ursprünglichen Akkumulation. Nur die menschliche Arbeitskraft bewegt den Wert wirklich. Sie muss sich zum Gelderwerb für ihre Lebensmiteln, für den Erwerb der Produkte der Arbeit, auf den Markt begeben. Maschinen und ihr Verschleiß sind bloße Mittel der Produktion, blanke Unkost im Produktionsprozess und gehen als Teil der Unkosten vollkommen in den Preis der Produkte ein. Von daher verlieren sie mit dem Abkauf ihrer Produkte auch schnell ihren ursprünglichen Wert. "Die Entwicklung des Arbeitsmittels zur Maschinerie ist nicht zufällig für das Kapital, sondern ist die historische Umgestaltung des traditionell überkommnen Arbeitsmittels als dem Kapital adäquat umgewandelt. Die Akkumulation des Wissens und des Geschicks, der allgemeinen Produktivkräfte des gesellschaftlichen Hirns, ist so der Arbeit gegenüber absorbiert in dem Kapital und erscheint daher als Eigenschaft des Kapitals, und bestimmter des Capital fixe, soweit es als eigentliches Produktionsmittel in den Produktionsprozeß eintritt. Die Maschinerie erscheint also als die adäquateste Form des Capital fixe und das Capital fixe, soweit das Kapital in seiner Beziehung auf sich selbst betrachtet wird, als die adäquateste Form des Kapitals überhaupt." (Marx in Grundrisse MEW 42, S. 594) Technologie ist in der Wertmasse des Konstanten Kapitals (Capital fixe) die Erscheinungsform des kapitalisiserten Werts - so wie eben auch der Gebrauchswert übrhaupt die "Erscheinungsform seines Gegenteils, des Werts" (Marx in MEW 23, S. 70f) ist. Was in der Warenzirkulation über den Warentausch zum Warenfetischismus geführt hat, führt im kapitalistischen Produktionsprozess zum Kapitalfetischismus durch die Naturalisierung des Kapitals, seine Vergegenständlichung als Technologie der Produktionsmittel der Maschinen, Verwaltung, Immobilie - Infrastruktur überhaupt. Im Konstanten Kapital stellt sich daher das gesamte Kapitalverhältnis als Wunderwerk des Fortschritts der Arbeit und der Wissenschaften dar, der gesellschaftlich aber immer nur in seiner Geldform als Kapital, und damit nur für die Geldbesitzer existiert. "Das Kapital wendet die Maschine vielmehr nur an, soweit sie den Arbeiter befähigt, einen größeren Teil seiner Zeit für das Kapital zu arbeiten, zu einem größeren Teil seiner Zeit als ihm nicht angehöriger sich zu verhalten, länger für einen andren zu arbeiten. Durch diesen Prozeß wird in der Tat das Quantum zur Produktion eines gewissen Gegenstandes nötige Arbeit auf ein Minimum reduziert, aber nur damit ein Maximum von Arbeit in dem Maximum solcher Gegenstände verwertet werde. Die erste Seite ist wichtig, weil das Kapital hier - ganz unabsichtlich - die menschliche Arbeit auf ein Minimum reduziert, die Kraftausgabe. Dies wird der emanzipierten Arbeit zugute kommen und ist die Bedingung ihrer Emanzipation." (K. Marx, MEW 42, 597f) Menschliche Arbeitskraft bleibt die einzige Wertquelle in der Verarbeitung von Rohstoffen (siehe Ressourcen) zu Arbeitsprodukten. Wert nämlich hat ein Produkt nur, wenn es sich über den Markt vermittelt, für ein Bedürfnis erzeugt wird und durch ein Bedürfnis erworben und gebraucht und verbraucht wird. Letzlich sind die Menschen mit ihren Arbeitskräften und ihren Bedürfnissen der Grund aller Produktion und deren Wirtschaft. Aber während ihre Arbeit durch die Maschinen (und auch durch die technische Intelligenz) immer wirtschaftlicher wird, wird sie zugleich immer wertloser, weil immer weniger menschliche Arbeit hierfür eingebracht werden muss. Die Wertmassen, welche in der Produktion und in der Technologie dargestellt sind, treiben sich mit der Entwicklung der Maschinerie immer weiter auseinander und es wird der natürliche Effekt wirtschaftlicher Produktion zu einem Problem des Kapitals selbst, das seine Produkte zum einen im Großen und Ganzen nur über die von ihm "beschäftigten" Menschen absetzen kann, und zugleich durch Rationalisierung des Arbeitsprozesses, also durch die Maschineninvestitionen immer weniger Arbeit aus ihnen für sich gewinnen kann. Der Mehrwert wird immer weniger durch die Aneignung des Mehrprodukts durch das Kapital gewonnen (ursprüngliche Akkumulation), sondern immer mehr durch die rein kapitalmächtige Verfügung über den gesamten Produktionsprozess. Dies entwickelt das Paradox der kapitalistischen Produktion, dass immer weniger Arbeit nötig ist, aber zugleich immer schärfere Ausbeutung der Arbeit betrieben wird, die Lohnarbeiter wie auch die Löhne bid an die unterst mögliche Grenze reduziert werden (siehe Arbeitslosigkeit), während das Kapital als Gesamtkapital unermesslich wächst. Darin ist die immer wieder auftretende kapitalistische Krise begründet, die sich in der Überhäufung der Finanzmärkte mit fiktivem Kapital auslöst und erst wieder aufgelöst ist, wenn überschüssiger Wert verbrannt ist (z.B. durch Liquidationen oder Kriege). "»Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter.« (MEW 23, S. 529) Durch den ihm selbst notwendigen Einsatz von Technologie beschränkt sich das Kapital also selbst, indem es für eine Masse von Produkten sich rüstet, deren Absatz das variable Kapital nicht mehr finanzieren kann. Von daher kann das Gesamtkapital auch bei größter Verschärfung der Mehrwertrate auf Dauer seine eigen Reproduktion nicht finanzieren und muss in der Profitrate fallen (siehe Fall der Profitrate). Die Akkumulation von Investitionen rentiert sich wertmäßig für das Kapital nur solange, wie sie in der lebendigen Arbeitskraft eine Entsprechnung zu seiner Verfügungsmacht, zur toten Arbeit hat, solange also diese sich durch Technologie wertmäßig fortschreitend auspressen lässt. Henry Ford hat das präzise formuliert: "Autos kaufen keine Autos". Doch auch der Fordismus konnte mit der Politik einer relativ großzügigen Lohnzahlung nicht auf Dauer das chronisch werdende Absatzproblem des Kapitalismus lösen, hatte es doch seine wesentliche Triebkraft nicht in Produktion oder Konsumtion, sondern durch den Finanzmarkt selbst. Die organischen Potenzen, die der Kapitalismus mit der Entwicklung der Produktionsmittel erzeugt, stehen immer mehr mit der Wertform der Produkte im Konflikt. Kapital wird im Grunde überflüssig, ohne dass es aus sich heraus sich reduzieren oder abschaffen kann, solange es der einzige Träger der Produktions- und Lebenszusammenhänge ist. Besonders die selbsttätigen Abläufe, in welchen von Robotern komplette Arbeitsabläufe übernommen werde, treiben den Widerspruch von kapitalistischer Wirtschaftsform und der Produktivkraft der Technologie hoch (siehe Automation). Letztlich wird hierbei nicht nur Technologie, sondern auch die Wissenschaft, die zu ihrer Entwicklung und Bedienung nötig ist, zu einem Moment des Produktionsprozesses und damit reell unter die Interessen des Kapitals subsumiert. "Der Austausch von lebendiger Arbeit gegen vergegenständlichte, d.h. das Setzen der gesellschaftlichen Arbeit in der Form des Gegensatzes von Kapital und Lohnarbeit - ist die letzte Entwicklung des Wertverhältnisses und der auf dem Wert beruhenden Produktion. Ihre Voraussetzung ist und bleibt - die Masse unmittelbarer Arbeitszeit, das Quantum angewandter Arbeit als der entscheidende Faktor der Produktion des Reichtums. In dem Maße aber, wie die große Industrie sich entwickelt, wird die Schöpfung des wirklichen Reichtums abhängig weniger von der Arbeitszeit und dem Quantum angewandter Arbeit als von der Macht der Agentien, die während der Arbeitszeit in Bewegung gesetzt werden und die selbst wieder - deren powerful effectiveness - selbst wieder in keinem Verhältnis steht zur unmittelbaren Arbeitszeit, die ihre Produktion kostet, sondern vielmehr abhängt vom allgemeinen Stand der Wissenschaft und dem Fortschritt der Technologie, oder der Anwendung dieser Wissenschaft auf die Produktion." (Marx in Grundrisse MEW 42, S. 600) | ![]() |