"Nicht nur im Denken, sondern mit allen Sinnen wird ... der Mensch in der gegenständlichen Welt bejaht." (MEW 40, S. 241f.) Das theoretische Bewusstsein ist ein Bewusstsein, das sich aus der Identitätsfrage des Wissens durch die wissenschaftliche Ergründung der Theorien über die Momente des Seins ergibt und einer Erkenntnis zuzuführen (siehe auch Erkenntnistheorie), also aus der Frage nach einem Grund dessen, was ungewiss ist, seine Täuschung begrifflich aufdeckt, um die Protagonisten des bürgerlichen Verstandes zu enttäuschen und ihre Wahrnehmungen ihren Empfindungen zu öffnen und Widersinnigkeiten aufzulösen. Solches Bewusstsein setzt das praktische Bewusstsein eines Undings im Dasein der Menschen voraus, das die Befragungung seines Seins nötig macht, also die Befragung der Notwendigkeit seiner Existenz. Es ist also keine Frage nach den Ursachen ihrer Wirklichkeit, sondern nach ihrem gegenständlichen Grund, nach ihrem dinglichen Wesen, das in Not geraten ist (siehe hierzu Wesensnot). Solche Frage ist zunächst nur eine Frage nach der Vorstelllbarkeit eines Undings und also theoretisch. Aber zugleich ist dies nicht irgendeine Vorstellung und nicht irgendeine beliebige Theorie, sondern eine Frage um das Wissen des Seienden und damit eine Frage des Bewusstsein an sich. Sie kann sich erst dadurch auflösen, dass die Befragung desGrundes in einer Gewissheit des praktischen Seins aufgehoben wird, praktisches und theoretisches Bewusstseins also zu einem Bewusstsein, einem im Ganzen bewussten Sein gelangen. Im theoretischen Bewusstsein ist eine Sinnfrage aufgeworfen, die nicht durch unmittelbares Wissen beantwortet ist - nicht als Frage nach seinem Sinn, sondern als Grund der Befragung des Seienden, als Frage nach dem Wesen der vielfältigen Erscheinungen (siehe auch Entfremdung). Es verweist jedes Theoremen in die Philosophie, von der sie sich als praktische Theorie unterscheidet, indem sie sich selbst philosophisch aufzuheben im Begriff ist. Wie das praktische Bewusstsein unmittelbar praktisches Wissen des Gegebenen als wirkliche Gegebenheit ist, die einen Gedanken nötig hat, so ist das theoretische Bewusstsein reines Wissen des "Gedankens, der zur Wirklichkeit drängt" (Marx). In diesem Verständnis stellt die Entzweiung des praktischen und des theoretischen Bewusstseins selbst unmittelbar die Selbstentfremdung des Menschen dar, um deren Aufhebung es dem dialektischen Denken geht. In seiner Selbstständigkeit verkommt theoretisches Bewusstsein leicht zu einer Gedankenabstraktion, zu einer Ideologie, wenn es sich nicht an "das Studium der wirklichen Welt" macht und darin seine gedanklichen Vorstellungen, seine theoretische Begriffssubstanz ausfüllt. Im zweifelnden Bezug auf das praktische Bewusstsein entwickelt sich diese theoretische Substanz in der Erkenntnis der inneren Zusammenhänge ihres Gegenstandes zu einem wirkllichen Bewusstsein, wenn sie im Studium der wirklichen Welt, in deren Analyse aufgeht und sich als wahr erweist. Dies setzt vorraus, dass praktisches Wissen bezweifelbar ist und dass theoretisches Wissen zum Selbstzweifel fähig ist und überprüfen kann, was es wahrzuhaben glaubt. Zu wirklickem Wissen wird es nur über die bewiesene Schlussfolgerung, das in seiner Einzelheit und Allgemeinheit als Ganzes, als Begriff gewiss ist. Gerne wird theoretisches Bewusstsein gegen das praktische überhoben, nämlich dann, wenn es seine Schlussfolgerung nicht wirklich vollzieht oder vollziehen muss, wenn es also bei seiner der Wirklichkeit analogen Reflektion bleibt. Der Vorwurf, dass Menschen selbst praktisch nur einem Fetisch unterliegen, wenn sie nicht so denken, wie sich theoretisches Bewusstsein weiß, verdeckt gerade die Notwendigkeit der Vorstellung, sich zu einer Analyse der wirklichen Welt entwickeln zu müssen (siehe hierzu z.B: die Antideutschen). | ![]() |