"Der Vorwurf des Totalitarismus, der gegen Hegel erhoben wird, ist schlicht dumm, denn die philosophische Kategorie der Totalität hat mit dem politischen Totalitarismus gar nichts zu tun. Im Gegenteil: beides schließt einander aus. Jeder politische Totalitarismus ist in Wahrheit Partikularismus, denn er beruht auf Ausgrenzung und Unterdrückung [von Anderem]. Philosophisch aber kann das Totum, das Ganze, gar nicht als etwas gedacht werden, das Anderes ausgrenzt. Es wäre dann nicht das Totum. Die Kategorie der Totalität hat, anders als die Antihegelianer meinen, geradezu eine kritische Funktion gegenüber jeder Form des totalitären Denkens. Sie zwingt dazu, das zu bedenken und einzubeziehen, was ausgegrenzt, verdrängt und unterdrückt wird. Sie läßt keine Grenzziehung gelten, sie sprengt jede Borniertheit." (Andreas Arndt: Warum Heute Noch Hegel? in: Eule: Zeitschrift für philosophische Schriften S. 10) Totalitarismus folgt einer Logik, die in ausschließlichen und abgeschlossenen Lebenräumen entsteht, wenn sich deren Bewohner aus ihrer Ohnmacht einer politisch mächtigen Gesinnung unterwerfen oder von dieser beherrscht werden. Totalitarismus ist das Prinzip einer politischen Verselbständigung einander widersprechender Positionen, die über ein totalitäres Denken eine gesellschaftliche Einheit und Moralisierung ihrer Gewalt beziehen und die darin vereinten Lebenshaltungen über eine dogmatische Gesinnung zur Disziplinierung der Bevölkerung instrumentalisiert. Die Darin treibende Abstraktionskraft verleiht ihr ungeahnte Verwandlungsmöglichkeiten. Die theoretische Grundlage hierfür ist die Vereinigung subjektiver Gewohnheiten mit objektiven Zwängen, die durch ihre Ausschließlichkeit (siehe Totalisierung) einen Kurzschluss jeglicher gesellschaftlichen Emanzipation bewirken, weil sie objektive Gefühle zur Beherrschung subjektiver Erkenntnisse verwenden, objektive Subjektivität als subjektive Objektivität zu vermitteln. Damit kann jedes Urteil über objektive Beziehungen mit psychologische Begründungen ausgetauscht werden. Die philosophische Grundlage und Rechtfertigung hierfür hat Martin Heidegger mit seiner Fundamentalontologie geschaffen, wodurch alles Dasein von seinen Widersprüchen freigestellt als reine Form des Seienden für wahr genommen wird. Dies brachte Paul Celan dazu, die deutsche Philosophie als tötlich zu beschreiben ("Der Tod ist ein Meister aus Deutschland") und anderswo wurde Martin Heidegger deshalb als "Hitler der Philosophie" bezeichnet, weil durch Heideggers Fundamentalontologie nach den Worten des Vorsitzenden des Kongresses der Deutschen Philosophischen Gesellschaft (DPhG) im Oktober 1933 Felix Krüger der "akademischen Philosophie" eine "intuitive, ganzheitliche Weltanschauung" des Nationalsozialismus gegenüber gestellt wurde. Im Totalitarismus gilt das Einzelne schon als wesentliches Radikal des Ganzen, und daher substanziell in seiner vereinzelten Gestalt unmittelbar allgemein. Von da her lassen sich Einzelheiten auch schon in ihrer unmittelbaren Erscheinung beliebig damit vertauschen, zu einzelnen Wesenheiten verallgemeinern und bequem im Personenkult vermitteln und ermächtigen. Und von daher ist Nationalismus die gewöhnliche Form eines totalitären Bewusstseins, das wie von selbst aus dem reaktionären Bewusstsein hervorwächst. Genutzt wird dies besonders von autoritären Charakteren, die entweder einen Selbstwert hieraus beziehen oder sich dem persönlichen Schutz prominenter Autoritäten überantworten. über deren Massengefühle wird der Totalitarismus einer Gefühlsmasse zu einer ungemein durchsetzungsfähige Seuche einer krisenhaften Geselschaft. Totalitarismus ist das Resultat einer Totalisisierung von Verhältnissen, die damit ihre Mängel oder Krisen im Großen und Ganzen zu überwinden suchen. Hierdurch wird Totalitarismus zur Selbstbehauptung einer Politik, die sich mit der Vorstellung einer abstrakten Ganzheit durchsetzen will (siehe hierzu auh Technokratie). Die darin formulierte Abstraktion besteht allerdings nicht verbunden mit einem konkreten Ziel, sondern durch eine Heilsvorstellung für alle, das sich aus abgerissenen, von einander getrennten Idealisierungen, aus dem nichtigen Zusammenhang von Idealen, die zu einer Heilserwartung verdichtet sind.Totalitarismus ist somit praktisch eine zum staatlichen Prinzip gewordene Totalisierung und meint die Verabsolutierung seiner politischen Bezogenheit zu einem totalen, in sich geschlossenen und damit ausschließlichen Ganzen. Sie beruht auf der Ermächtigung einer totalen Gewalt des politischen Willens über die Bürger, die damit zur Ohnmacht gezwungen und zu Bürgen der Staatsmacht gedungen werden. Totalitarismus ensteht entweder durch körperliche oder auch durch psychische Gewalt und kann sich von daher auch aus jeder repräsentativen Demokratie entwickeln, sobald die Meinungsbildung der Menschen durch unauflösbar gewordene ökonomische und demzufolge auch soziale oder kulturelle Krisen ihre Relationen, die Beziehungen des Meinens und Dafürhaltens zu den Gegebenheiten der Politik aufgehoben haben. Grundlage dafür ist eine Fremdidentifikation durch Vertrautes, die Vertauschen eigener Absichten durch die Formalisierung eines Fremden, also der Selbsttäuschung durch Selbstgeborgenheit (siehe Lebensbergung), Antrieb des reaktionären Bewusstseins, Grundbefindlichkeit für Rassismus. Im autoritären Charakter wird Totalisierung genutzt, um eine Identität aus der Aneignung fremder Lebensinhalte zu gewinnen. |
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