In jeder Geschichte gestalten die Menschen die Formen ihres Lebens durch die Inhalte ihrer Verhältnisse. Was darin subjektiv notwendig ist, verfolgen sie in einer naturhaften Beziehung ihrer gesellschaftlichen Lebenssubstanzen, die sie durch ihre Lebensäußerungen verwirklichen, in ihren Gegenständen objektierten. Eine Form kann sich daher auch nur durch ihre einzelnen Inhalte entwickeln, die in ihren praktischen Lebensverhältnissen durch ihre Tätigkeiten einen allgemeinen Zusammenhang ihrer Lebensäußerungen erzeugen, finden und empfinden. Wo diese Form sich aber in ihren gesellschaftlichen Verhältnissen nicht mehr inhaltlich fortbestimmt, weil diese unterbrochen, von einander getrennt werden, so werden sie bestimmungslos - also abstrakt - verallgemeinert. (siehe abstrakt Allgemeines) und verhalten sich als Teile einer substanziellen Ganzheit, der notwendigen Beziehung einer abstrakten Ergänzung. In der Trennung verbleibt das notwendige Verlangen nach dem Anderen, dem Abgetrennten, das zu mir gehört und doch abwesend ist. Es ist der Schmerz der Erkenntnis, nicht mehr ganz zu sein und keine Ergänzung zu finden. Es ist die Ohnmacht, die durch eine Teilung ensteht und sich die Teile unterwirft, zur absoluten Macht wird, weil sie durch Teilung herrscht. "Teile und herrsche" war daher schon immer der Leitspruch der Despoten. Und solange die Verhältnisse geteilt blieben, solange nur sie die Macht des Ganzen als abstrakten Zusammenhang der Teile inne hatten, blieben sie auch die Herrscher zerteilter Existenzen, getrennter Klassen und Lebensbedingungen (siehe hierzu auch historischer Matrialismus). Es formuliert dieser Schmerz aber keine eigentliche Identität. Er ist die bloße Wahrnehmung einer Entzweiung, einer abgetrennten Form, die ihren Inhalt bestimmt (siehe Formbestimmung) und diesen verkehrt und nach Änderung, nach der Aufhebung der Verkehrung, nach einer anderen Verwirklichung ihres Inhalts, nach neuer Wirklichkeit verlangt. Unterschiede machen Geschichte, Trennungen zerstören sie. Sie setzen sich nicht mit den Teilen auseinander (siehe Teilung) und entziehen sich ihrer Wahrnehmung, sind nur erkennbar durch ihre Analyse. Sie sondern aus ihren Beziehungen konkrete Inhalte ab, die in ihren Verhältnissen substanziell verbunden bleiben, so dass diese in Not geraten, ihre Inhalte notwendige Bestimmungen aus der Form ihrer Getrenntheit bekommen, die durch ihre Formbestimmung angetrieben, zum Trieb ihrer Abstraktion werden. Trennung macht abwesend, was zusammen gehört, so dass es seine Verbundenheit nicht mehr unmittelbar erkennen kann, von seiner wesentlichen - weil substanziellen - Beziehung von dem absehen muss, was sie nur noch abstrakt vermitteln kann (siehe z.B. als abstrakt menschlicher Sinn). Trennung ist Abspaltung, die Zerteilung eines Ganzen nicht in Teile, sondern als Abspaltung eines Teils in ein anderes, neues Ganzes, das Form für sich werden muss, weil es nicht mehr Teil sein kann. Sie betreibt aus einem ihm äußerlichen Grund eine Scheidung von etwas, das im Leben in Beziehung ist, das also seinem Wesen nach zusammengehört, aber nicht mehr ganz sein kann, Es vollzieht einen Widerspruch und macht von daher Schmerzen, denn es ist ein Widerspruch in dem, was zu mir gehört und dennoch von mir geschieden wird. Weil es abgetrennt und selbständig ist, weil es als fremd bestimmtes Anderssein mir entgegentritt, ist eine natürliche Scheidung, ein wirklicher Abschied unmöglich. Dies stellt solange ein Unheil dar, wie es sich nicht zu einem neuen Wesen entwickeln kann, in welchem sich die Gegensätze zu einer neuen Qualität ihres Seins vereinen, sich in einer hieraus entwickelten Substanz aufheben, nicht widersprüchlich bleiben, sondern ihre Substanz erneuern, in der sie ihre Not wenden und ihre hieraus begründete Formbestimmung abstreifen können. Trennung als Schmerz gefasst wurde zu einer subjektiven Kategorie bei Hegel, der darin einen Widerspruch in einem haltlosen Zustand sah, einen unauflösbaren Kampf der Gegensätze, die ein neues Dasein erfordert. Sie hinterlässt das abgeschiedene Teil in einer Selbständigkeit, worin es wesentlich anders wird und von seinen wirklichen Beziehungen abgesondert ist. Sofern seine Wahrheit im Ganzen fortbesteht, existiert es als eine abstrakt gewordene Teilung eines Ganzen, das sich zugleich fremd geworden ist. Karl Marx bezeichnet dies als eine Wesensverwandlung durch eine Form, die zugleich fremden Inhalt hat, also doppelt bestimmt ist (siehe Formbestimmung), die sich in der Metamorphose einer entfremdeten Geschichte zuträgt, in der ihr wesentlicher Beweggrund nur in der Abstraktion von sich erscheint, Wesen und Erscheinung also im Widerspruch zuseinander existieren. Wissenschaft soll diesen Widerspruch zu ihrem wesentlichen Gegenstand haben, um die darin wirksame Entfremdung aufzuheben, sich von ihrer Getrenntheit zu einem wesentlich wahren Ganzen zu emanzipieren. Die Trennung des Menschen von seinem Produkt, die sich in der Selbständikeit der Warenform auf dem Markt verhält, erzeugt den notwendigen Schein, dass die private Beziehung auf den Nutzen dieser Ware deren gesellschaftliche Substanz frei äußern könne (siehe Gebrauchswert) und von daher unnötig macht, ihre Not gewendet habe (siehe Warenfetischismus). Alle darin vermittelten Verhältnisse sind Existenzformen dieser Getrenntheit, des Werts der Arbeit von ihrem Gebrauch, des Mehrprodukts des Kapitals von seinem Wesen, von der abstrakt menschlichen Arbeit, ist daher nurmehr in der Logik einer abstrakten Arbeitsteilung zu verstehen. Diese vollzieht sich als Logik eines permanenten Ausschließens der Lebensinhalte von Arbeit und Bedürfnis, das erst aufgehoben werden kann, wenn beides in einer gesellschaftlichen Form sich wirklich identifizieren kann und darin ihre Formbestimmung überwindet. |