Ungewissheit gibt es nicht durch das Fehlen einer Gewissheit, sondern durch deren Fremdbestimmung, dadurch, dass etwas nicht sein kann, wie es ist, dass es ein Unding ist und also jegliche Gewissheit durch sein Dasein entfremdet. Etwas wird ungewiss, wenn ihm die Gewissheit dadurch genommen ist, dass seine Wirklichkeit unwirklich bestimmt wird, also durch Abstraktion unstimmig gegen sein konkretes Dasein ist. Unstimmmigkeit erkennt man nicht durch sich selbst. Es wäre lediglich ein Abstand zu sich selbst, Selbstentfremdung, die sich als Unstimmigkeit anfühlen lässt, als ausgeschlossenes Selbstbewusstsein. Die Voraussetzung, sich über etwas ungewiss zu sein, ist daher, schon Wissen zu haben. Dies meint der sokratische Satz: "Ich weiß, dass ich nichts weiß". Die Erkenntnis einer Ungewissheit oder Zweifel sind also hohe Formen des Wissens. Besonders deutlich zeigt sich dies in der Dialektik des Werts. Ihn kann etwas nur haben, wenn es ungewiss ist, zugleich aber als Mittel eines ihm äußerlichen Zwecks nötig ist. Wert entsteht, wo eine konkrete Vermittlung fehlt, wo etwas nicht wirklich da ist, was für ein bestimmtes Verhältnis notwendig da sein muss, was aber konkret abwesend ist, wo es wesentlich ist und sein müsste, sich also in der Not seines Wesens (siehe Wesensnot) widersinnig zu sich selbst verhält und deshalb nicht wirklich wahr sein kann. | ![]() |