Was S. Freud noch als "Unbehagen der Kultur" beobachtete und zu einem Todestrieb ontologisierte musste aus den Verheerungen seiner Zeit des ersten Weltkriegs durch die Untersuchungen der psychischen Wirkungen von Vernichtungsprozessen als tiefgreifendes Traumata seiner psychoanalytischen Kategorie eines Lebenstriebs entgegengestellt werden. Was im Grunde dem Scheitern seiner Psychologik geschuldet war erwies sich dann immerhin als Konzept des �berlebens eines gesellschaftliche Unheils und beendete seine aufkl�rerische Ambitionen. Tats�chlich zeigte dies allerdings auch die Grenzen der psychologischen Betrachtung auf: Ohne eine stimmige Kulturtheorie lie� sich die Psyche nicht wirklich und vollst�ndig erkl�ren. Es gibt n�mlich kein innerseelisches Wesen des Menschen, keine ausschlie�lich pers�nlich bestimmte Interessen an einem Unheil der Kulturen, die zu einer religi�sen Begr�ndung verleiten k�nnten (siehe auch Selbstlosigkeit). Unheil unterstellt ein Heil, das zerbrochen ist, ein Ganzes, was nicht heil ist, einen Zusand, der nicht sein kann, weil etwas verkehrt wurde, wie es ist. Dass es als Unheil zudem bedrohlich, also unheimlich ist, macht seine d�monische Wirkung aus: Es erscheint einem fremden, einem Ungeheuerlichen zu entstammen, dem etwas verlustig gegangen ist, das im Grunde heilig sein, einer heilen Welt entsprechen solte. Aber diese kann es nicht wirklich geben, weil das Heil selbst schon ein unwirklicher, ein totaler Begriff ist, der nur durch die Abwesenheit dieser Identität wirklich, also an sich nur Unwirkliches beschreiben kann. Das Unheil besteht also aus einer nicht vorhandene Ganzheit, entspringt einer Geschichte, die nicht gegenwärtig ist, einer verkehrte Geschichte die aus den Brüchen der Gegenwart ein gutes Gelingen im Zweck eines Ganzen erwirken soll. Das macht seine Heilserwartung als seine Ideologie aus, die als Mystifikation dessen auch das Bewusstsein verkehrt, wenn es nicht erkennen kann, was in Wahrheit gar nicht heil sein kann, in sich notwendig unwirklich ist und also eine Mytholigierung betreibt, die seine Wirklichkeit ersetzt. In der Umkehrung wird das Zerst�rte, das seine Herkunft nicht wei�, seine Teile nicht erkennen kann, das Ganze nur noch als Heil begreifen k�nnen, zu dem es um jeden Preis heilen, zu einer heilen Welt werden will. Darin steckt das Prinzip einer Verr�cktheit, die ihre Bedingung und Geschichte verloren hat: Sie wird zur blo�en Heilserwartung, solange sie nicht auf ihre Urspr�nge zur�ckkommt. | ![]() |