Unheimlich ist etwas, was seiner Wirklichkeit entzogen, darin abwesend, entwirklicht ist. Im Unheimlichen bricht eine verheimlichte Bestimmung aus, ohne wirklich zu werden, eine Wahrheit, die nicht wirklich wahr sein darf, also unwahrnehmbar bleiben muss, sich aber ihrer Abgetrenntheit ins Verborgene (Isolation) nicht mehr aussetzen kann. Heimlichkeit war der Schutz vor Wirklichkeit, vor bedrohlich empfundenen Wirkungen in einer an und für sich heil scheinenden Welt (siehe heile Welt). Diese funktioniert nur durch ein bestimmtes Maß an Ausgrenzung von Öffentlichem, an Verheimlichung, die nötig ist, um sich privat selbst zu bestimmen, in selbstbestimmter Privatheit zu leben. Darin besteht das Heile nicht heil, sondern nur zum heil sein bestimmt, gezwungen aus den Notwendigkeiten, die sich darin ergeben. In ihnen ist das Unheil dieser Welt zu verspüren, das nicht heil sein können. Die Brüche und Zweifel darin erscheinen als Kräfte, die einen Zusammenhang stören, der heil sein muss, um selbstbestimmt zu erscheinen. Das Unheimliche ist ein ungewisses Wissen, eine Beziehung auf solche fremde Kräfte, denen man sich in einem Heim entzieht. Dies ist dem Unheimlichen vorausgesetzt, daher auch umgangssprachlich aus der Sicherheit des Heimes entstanden, das als Wohnraum des Gewohnten sich vor Ungewöhnlichem bewahrt, in der Bewahrung Wohnen bewährt. Unheimlich ist dem darin bewährten Selbstgefühl das Ungewohnte, das Fremde, alles, was das Heim der Gefühle nicht teilen kann und von daher dämonisieren, fremden Kräften zuweisen muss. Zu Hause scheint alles selbstbestimmt, soweit die Lebensburg funktioniert. Ihre Risse eröffnen das Unheimliche, das Ungeschützte, das durch die Wände dringt. Alles, was jenseits der eigenen Wände ist, das Unheimliche, stellt das im Heim verheimlichte dar: Die heimlichen Sorgen und Wünsche und Begierden, die das Leben zu Hause in Schuld verstricken, versündigen würden, wenn sie frei gelassen wären. Von Draußen kommt daher die wirkliche Gefahr, weil dort alles ist, was hier nicht sein kann, und was deshalb bedrohlich ist. Unheimlich ist nur noch das das Gefühl von Fremdem, und wenn es auch nur in der Unmöglichkeit besteht, sich hiervon zu unterscheiden (siehe Kritik). Fremdenangst und Fremdenfeindlichkeit gründen auf dem Selbstverlust, welche die Menschen schon erlitten haben, die Fremdes unheimlich empfinden. Ihr Stoff ist der Gegner, der Fremde, der Ausländer, der Andersartige, weil er für alles objektiv zu stehen hat, was subjektiv bedrohlich erscheint, wenn das Heim verlassen wird, das Unheimliche, die abstrakte Bedrohlichkeit als bedrohliche Abstraktheit des Weltgeschehens: Die Konkurrenzangst um den Arbeitsplatz, Raub und Plünderung des Eigentums, die Kriminalität, Untergang von dem Gewohnten, von Sicherheiten durch Werte, Kultur und Abendland, oder schließlich vor den finsteren Hintergründigkeiten des Geld- und Zinswucheres, die Angst um die Welt überhaupt oder die vor dem schwarzen Mann ... Es ist die Enge der Befremdung in der Entfremdung. In der Psychoanalyse steht Unheimliches auch für das Grauen. Dies hat einen rationalen Kern darin, dass Unheimliches die Zerstörung des Heimlichen ankündigt, die Auflösung des Gewohnten. | ![]() |