"Es ist das Charakteristische aller unproduktiven Arbeiten, daß sie nur in demselben Verhältnis zu Gebot stehen – wie der Kauf aller andern Waren zur Konsumtion –, in dem ich produktive Arbeiter exploitiere. Von allen Personen hat der produktive Arbeiter daher das geringste Kommando über die Dienstleistungen unproduktiver Arbeiter, obgleich am meisten zu zahlen für die unfreiwilligen Dienste (Staat, Steuern). Umgekehrt aber wächst meine Macht, produktive Arbeiter anzuwenden, durchaus nicht in dem Verhältnis, wie ich unproduktive Arbeiter anwende, sondern nimmt umgekehrt in demselben Verhältnis ab." (Marx-Engels-Werke(Marx-Engels-Werke 26.1, Seite 380*f) Die Produktivität einer Arbeit hängt unter kapitalistischen Produktionsbedingungen davon ab, ob sie der Kapitalverwertung dient. Hierbei ist gleichgültig, ob sie der Selbsterhaltung des Kapitals oder der Arbeitskraft (siehe hierzu notwendige Arbeit), der Kultur oder der Naturaneignung dient. Lohnarbeit, die für die Arbeitskraft zum Selbsterhalt (siehe Reproduktion) notwendig ist, ist produktiv, wenn sie dem Kapital Mehrwert verschafft, und unproduktiv, wenn sie eine Dienstleistung an der Reproduktion der Verhältnisse darstellt. Als diese geht sie in das Produkt wie ein konstantes Kapital ein, belastet zwar den Kostpreis, wird aber auch mit dem Produkt bezahlt und verbraucht. Es ist oft eine Arbeit, die selbst keine Produktform haben muss, also als Ware überhaupt nicht stofflich existiert (z.B. Transportleistungen, Kulturveranstaltungen, Verschönerungen, Programmierung, Kommunikation, Medien). Aber nicht der Inhalt der Arbeit entscheidet, ob sie produktiv oder unproduktiv ist, sondern nur ihre Formbestimmung, also wie sie sich zur Verwertung von Kaptal verhält. "Ein Schauspieler ... ist ein produktiver Arbeiter, wenn er im Dienst eines Kapitalisten arbeitet ..., dem er mehr Arbeit zurückgibt, als er in der Form des Salairs von ihm erhält, während ein Flickschneider, der zu dem Kapitalisten ins Haus kommt und ihm seine Hosen flickt, ihm einen bloßen Gebrauchswert schafft, ein unproduktiver Arbeiter ist. Die Arbeit des erstren tauscht sich gegen Kapital aus, die des zweiten gegen Revenue. Die erstre schafft einen Mehrwert; in der zweiten verzehrt sich eine Revenue." (Marx-Engels-Werke Bd.13, S. 625) Unproduktive Arbeit ist Arbeit, deren Beziehung auf die Bedürfnisse im Allgemeinen zwar evident ist, nicht aber ihre Beziehung auf deren Verwirklichung. Wo diese über Kapital vermitelt ist, das Mehrwert erzeugt oder dessen Realisierung ermöglicht, ist sie produktiv, nicht aber, wo der bloße Selbsterhalt oder auch die Kulturbedürfnisse durch ihre Tätigkeit befriedigt werden. Von daher lässt sich auch nicht unterscheiden, ob unproduktive Arbeit sich auf die Reproduktion oder dem Fortschritt des Kapitals oder der Arbeitskraft bezieht. "Die produktiven Arbeiter selbst können mir gegenüber unproduktive Arbeiter sein. Z.B. wenn ich mein Haus tapezieren lasse und diese Tapezierer Lohnarbeiter eines masters sind, der mir diese Verrichtung verkauft, so ist es für mich dasselbe, als wenn ich ein tapeziertes Haus gekauft hätte, Geld gegen eine Ware zu meinem Konsum verausgabt hätte; aber für den master, der diese Arbeiter tapezieren läßt, sind sie produktive Arbeiter, denn sie produzieren ihm Mehrwert. Dieselbe Sorte Arbeit kann produktiv oder unproduktiv sein. ... Eine Sängerin, die auf ihre eigene Faust ihren Gesang verkauft, ist ein unproduktiver Arbeiter. Aber dieselbe Sängerin, von einem entrepreneur engagiert, der sie singen lässt, um Geld zu machen, ist ein produktiver Arbeiter; denn sie produziert Kapital." (Marx-Engels-Werke(Marx-Engels-Werke 26.1, Seite 380*f) Auch unproduktive Arbeit hat einen Wert, weil sie Arbeitszeit darstellt. Ob aber die für diese Arbeit aufgewendete Zeit positiv oder negativ zum Gesamtwert der Arbeit steht, hängt lediglich von ihrer Verwertbarkeit durch Geld ab, ob es also Mehrwert erzielt oder lediglich verbraucht wird, um den Warentausch und die Geldzirkulation in Gang zu halten. Der Wert von unproduktiver Arbeit muss sich daher auch nirgendwo realisieren. Wo er der Realisierung dient, verdurchschnittlicht er sich in der Notwendigkeit des Gesamtkapitals "Denkt man sich 2 Arbeiter, die austauschen; einen Fischer und einen Jäger; so würde die Zeit, die beide im Austausch verlieren, weder Fische noch Wild schaffen, sondern wäre ein Abzug an der Zeit, worin beide Werte schaffen, der eine fischen, der andere jagen kann, ihre Arbeitszeit vergegenständlichen in einem Gebrauchswert. Wollte der Fischer sich für diesen Verlust an dem Jäger entschädigen; mehr Wild verlangen oder weniger Fische geben, so dieser dasselbe Recht. Der Verlust wäre für sie gemeinsam." (Karl Marx, MEW 42, S. 532). So kann unproduktive Arbeit zwar notwendig für die Kapitalverwertung sein, ohne selbst Mehrwert einzubringen, weil sie keine Produktivkraft darstellt, aber dennoch dem Gesamtkapital zuzurechnen sein, weil sie für dessen Reproduktion überhaupt dienlich ist, obwohl sie im einzelnen den Kostpreis der angewandten Arbeit erhöht. Die Produktivkraft der Arbeit enthält zwar das Potenzial der Kapitalverwertung, soweit sie zur Produktion eines Mehrprodukt angewandt wird, das als Mehrwert realisiert werden kann. Aber nur wo sich das Ausmaß der Anwendung der Produktionsmittel und Ressourcen und Arbeitskräfte einer Gesellschaft auf die Realisation des Werts als Mehrwert ihrer Produkte bezieht, lässt sich das Ausmaß produktiver Arbeit ermitteln. Hierfür ist es gänzlich gleichgültig, ob diese Arbeit stofflich oder geistig ausgeführt wird, ob sie also ein rein stoffliches Mehrprodukt herstellt, das zur Mehrwertbildung verwendet wird oder Gedanken, Technologie, Algorithmen und dergleichen verwertet werden, sofern nur die Reproduktion der hierfür engagierten Arbeiter, Künstler, Programmierer, Techniker, Ärzte usw. mehr Arbeitszeit hierfür aufwenden, als sie für der Wert ihrer Arbeitskraft, also dem Reproduktionswert ihres Leben durch Lohn für ihren Selbsterhalt bei durchschnittlicher Arbeitszeit erhalten. Produktive Arbeit ist also unbezahlte Arbeit, die sich nur gegen Kapital austauschen lässt, bzw. auch als Teil des Kapitals in überdurchschnittlichem Konsum verbraucht werden kann. "A. Smith hat die Sache selbst begrifflich erschöpft, den Nagel auf den Kopf getroffen, ... dass er die produktive Arbeit als Arbeit bestimmt, die sich unmittelbar mit dem Kapital austauscht, d.h. durch Austausch, womit die Produktionsbedingungen der Arbeit und Wert überhaupt, Geld und Ware, sich erst in Kapital verwandeln (und die Arbeit in Lohnarbeit im wissenschaftlichen Sinn). Damit ist auch absolut festgesetzt, was unproduktive Arbeit ist. Es ist Arbeit, die sich nicht gegen Kapital, sondern unmittelbar gegen Revenue austauscht, also gegen Salair oder Profit (natürlich auch gegen die verschiednen Rubriken, die als Copartners am Profit des Kapitalisten partizipieren, wie Zins und Renten)." (Marx-Engels-Werke Bd.26.1, S. 122 bis 124) Umgekehrt kann man auch nicht bestimmte Arbeiten, wie z.B. Dienstleistungen, eindeutig als unproduktiv bestimmen, nur weil sie z.B. selbst kein Produkt außer dem hervorbringen, das während ihrer Produktion konsumiert wird: "Es gibt ... selbständige Industriezweige, wo das Produkt des Produktionsprozesses kein neues gegenständliches Produkt, keine Ware ist. Ökonomisch wichtig davon ist nur die Kommunikationsindustrie, sei sie eigentliche Transportindustrie für Waren und Menschen, sei sie Übertragung bloß von Mitteilungen, Briefen, Telegrammen etc. | ![]() |