Jeder tierische und pflanzliche Körper kennt seine natürliche Beziehung von Wahrnehmung und den Bedürfnissen seiner natürlichen Intelligenz, wodurch er sich seiner selbst gewiss ist und bestimmte Verhaltensweisen entwickelt, durch er seine Eigenschaften bestimmt und in seinen gesellschaftlichen Beziehungen entwickelt und als deren Fähigkeiten verwirklicht. Was die Individualpsychologie von daher zum Wesen enes jeden Individuums verklärt, verändert sich unentwegt mit den gesellschaftlichen Bedingungen seiner Existenz – nicht einfach sachlich, sondern ganz wesentlich. Dass der Mensch ein natürliches Wesen hat und ist beweist sich unentwegt in seiner gesellschaftlichen Existenz und Wirklichkeit durch die Naturmächtigkeit seiner Gesellschaft. In der individualpsychologischen Verhaltentheorie herrschte ursprünglich eine deterministische Lerntheorie als Vorstellung von einer fixen Beziehung von Reiz – als Stimulus – und Reaktion (S-R), bis "entdeckt" wurde, dass eine Verhaltensänderung sich erst durch eine "innere Variable" dazwischen – als Organismus "O" verstanden – eine wesentliche Veränderung psychisch begründeter Verhaltensweisen ermöglichen könne (siehe hierzu auch Phobie). Und tatsächlich: Es war schließlich der Körper, durch den allein die Notwendigkeit einer Verhaltensänderung zu begreifen sei. So entstand das modifizierte Verhaltensmodell S-O-R, durch die das Verhalten von Mensch und Tier überhaupt zu verändern wäre. Was in der Dressur geschieht galt damit als Grundkategorie für menschliches Verhalten. Was als Verhalten auftritt und der bürgerlichen Wissenschaft als Ausdruck einer Autopoiesis erscheint, ist in Wahrheit immer nur der Ausdruck eines Verhältnisses, in welchem dieses in seinem einzelnen Dasein erscheint. In den Verhaltenstheorien kommt dies nur als Reiz, als "Stimulus" vor, der einzelne Mensch also passiv durch seine Wahrnehmung bestimmt, der sich durch sie als Wahrheit für sich verhält. Es ist dies eine positive Theorie zur absoluten Selbstwahrnehmung (siehe hierzu auch Systemtheorie), die jede kritsiche Position (siehe kritische Theorie) schon durch ihren Ansatz ausschließt, also durch sich schon ausschließlich wahr sein will (siehe hierzu auch hermeneutischer Zirkel). Die Verhaltenstheorie wendet sich positivistisch gegen die introspektiven Theorien der Psychologie, z.B. der Psychoanalyse. Sie hat ihre Identität in der Behauptung, dass die Menschen sich wesentlich durch Lernen entwickeln und sich hieraus ihr Verhalten begründet. Lernen selbst und damit auch Verhaltensänderung entsteht nach dieser Auffassung durch Stimulation (siehe Reiz), also dadurch, dass Menschen als Objekte ihrer Reizerfahrung "lernen" und hieraus das für sie nützliche Verhalten erwerben. Innere Verhältnisse werden rein biologisch und naturalistisch verstanden. Die Verhaltenstheorie begründet von daher ihre Wissenschaftlichkeit gegen geistige Zusammenhänge, die sie als reine Spekultion begreift (siehe Positivismus). Die Verhaltstheorie sei gerade aus diesem Grund eine emanzipatorische Theorie, denn sie treibe den einzelnen Menschen nicht in eine vermeintliche Innerlichkeit, sondern verhelfe ihm aus seinen Verwirrungen (Verhaltensstörungen, unangepasstes Verhalten, abweichendes Verhalten) zu einer Gesellschaftlichkeit, welche seine bestehende Gesellschaft als seine notwendige, weil und sofern ihm nützliche Lebensbedingung anerkennt. Indem der einzelne Mensch sich darin selbst objektiv (z.B. auch als Stimulanz für andere) oder subjektiv (z.B. als erfahrend und lernend) versteht, wird er seine Bedingtheit auch als seine ihm nötige, also auch ihm notwendig äußerliche Wirklichkeit anerkennen. Das Maß der Dinge sind damit insgesamt alle den Menschen äußeren Verhältnisse, welche von dieser Theorie her als Gesellschaft aufgefasst werden, an der sie sich einzeln wie allgemein zu orientieren haben. | ![]() |