Die Vernichtungslogik besteht in einer Systematik der Nichtung gesellschaftlicher Substanzen, also der systematischen Zersetzung menschlicher Verhältnisse und Beziehungen, der Verwahrlosung ihres Gehalts. Sie kann objektiv durch Krisen bestimmt sein, wenn sich Verhältnisse zu einem Trieb der Negation verkehrt haben (siehe z.B. Negativverwertung) oder durch politische Machtansprüche vermittelst militärischer Gewalt in Gang gesetzt werden, um einen Standort oder Lebensraum menschlich zu entleeren oder gesellschaftlichen zu beherrschen. Von daher ist Vernichtung ein systematisch gewordenes Interesse, das seinen Trieb aus dem Niedergang eines Systems bezieht, indem es sich durch die Beherrschung fremder Verhältnisse seiner selbst zu bemächtigen sucht, also durch Gewalt gegen andere wieder Macht über sich zu erlangen bestrebt ist. Vernichtungslogik die Umkehrung der Logik der Realabstraktion, die in ihrer eigenen Systematik an ihr Ende gekommen ist und ihre stoffliche Bedingung aufgehoben hat, z.B. in der Folge einer unaufl�sbaren Krise. Vernichtungslogik ist die Fortexistenz ihrer Wirklichkeit als Entwirklichung aller materieller Beziehungen, als Ganzes, das sich durch die Negation seiner Teile nährt. Aber im Unterschied zur Ausbeutung ist diese Beziehung keine Nutzung, die am Fortbestand des Benutzten interessiert ist, sondern eine vollst�ndige Aufzehrung ihrer Objekte, die nur aus ihrer Einverleibung selbst besteht (z.B. in einem Überschuldungsverhältnis - siehe Feudalkapitalismus). Die Gewalt der Vernichtungslogik kommt aus der Not, in welche ein ganzes System geraten ist, das auf einer Realabstraktion basiert und all dessen Notwendigkeiten ausgewirtschaftet hat. Da darin das Abstrakte nur als Zusammenhang des Konkreten besteht, also dessen reale Vermittlung ist, worin sich alle Beziehungen nicht mehr vermitteln, sondern unmittelbar aufheben, realisiert sich die Notwendigkeit solcher Bezogenheit als blanke Not des Ganzen in einer Nichtung, die jedweden Stoff erheischen muss, um das Dasein des Ganzen fortzusetzen, die also als naturbestimmt scheinende Not wirksam wird. Dem war die Abtrennung der nat�rlichen Existenz vorausgegangen, die jetzt als Abwesenheit von Natur �berhaupt, als Nichtigkeit der eigenen Natur, sich geltend macht (z.B. in der Form einer Selbstverkehrung). Bestand bis dahin der Fortschritt auf der abstrakten Quantifizierung des Qualitativen (z.B. durch Aufhebung von wirklichen Sachbeziehungen in reine Geldbeziehungen), so kehrt sich der Mangel an Qualit�t jetzt als wesentliche Nichtigkeit des Lebens heraus und muss jeglichen Stoff an sich ziehen, um ihn zum Selbsterhalt vom Leben im Nichts aufzubrauchen. Vernichtungslogik ist die Herrschaft der Nichtigkeit, die sich unwirkliche Werte mit hohem Anspruch (z.B. "Endl�sung", �bermensch) geben muss, um sich gegen ihre Objekte durchzusetzen. Im Elend ihrer nichtigen Wirklichkeit binden auch diese sich an solche Werte, weil sie der abstrakten Not ihres Seins entsprechen, soweit ihr Bewusstsein deren Nichtigkeit nicht zu durchdringen vermag. Das Prinzip der Quantifizierung, in welchem die Realabstraktion gestanden hatte, wird nun zum Heilsprinzip der Entwirklichung, worin das zerteilte Konkrete aufgel�st wird, um die Abstraktion �ber ihr Dasein hinweg zu erhalten (siehe z.B. Negativverwertung). Soweit sich keine konkrete Wirklichkeit aus der abstrakten gebildet hat, verbleibt das Zerteilte das blo�e Objekt dieses Heilsprinzips, das durch Vernichtung der Lebenszusammenh�nge an der Macht ist und nur in der Finalit�t vollst�ndiger Vernichtung bestehen kann. Es ist die in die Zukunft gewendte Vorwegnahme der eigenen Vernichtung, das Bewusstsein, dass es nicht mehr f�r alle reicht, und deshalb Vernichtung der "Unterwertigen" das eigene �berleben sichern soll (siehe Amerys Hitler-Formel). Darin allerdings ist es auch vollst�ndig rational. Ist z.B. der Kapitalismus als Gesellschaftsform menschlichen Reichtums nur durch Kapital existent und hat darin seinen Zusammenhang als Abstraktion seines gesellschaftlichen Werdens, so verbraucht das Kapital auch zunehmend gesellschaftliche Beziehungen, sobald es den H�hepunkt seiner Geschichtsnotwendigkeit (die Schaffung von gesellschaftlich notwendigen Produktionsmitteln) �berschritten hat. Hierbei l�sen sich auch Lebenszusammenh�nge auf, die zur Reproduktion der Menschen fundamental sind (reproduktive Wirtschaft wie Handwerk, Landwirtschaft, Fischerei usw.) und wandelt sich in industrielle Produktion, die auch nur durch das Kapital versammelt und zusammengef�hrt ist. Eine Kapitalvernichtung durch Krisen wirkt somit unmittelbar auf die Lebenszusammenh�nge der Menschen, die sich bis dahin auf ihre Zusammenf�hrung durch das Kapital verlassen hatten. In der Vernichtungslogik gr�ndet alles Verhalten des Kapitals in der Nutzung dieser abstrakten Abh�ngigkeiten, also auf untergeganger Gesellschaftlichkeit der Menschen. Es errichtet sich �ber diesem Untergang, den es einst f�r seine Entwicklung n�tig hatte, um die Menschen damit auszupressen und ihre Interessen zu besetzen. Es vollzieht sich darin die Umkehrung des Besitzverh�ltnisses, das die b�rgerliche Gesellschaft ausmacht. Von daher vollzieht sich darin in der Tat die Vernichtung der b�rgerlichen Gesellschaft, allerdings ohne sie wirklich aufzuheben. Die Aneignung des bestehenden Besitzes wird selbst zum Trieb der Vernichtungslogik, zum Prinzip der Entrechtung der B�rger. Deshalb hatte sich auch der Nationalsozialismus durchaus als Kritik am B�rgertum ausgeben k�nnen. Es hat sich inzwischen auch erwiesen, dass die Judenvernichtung unmittelbar dieser Logik folgte. Es waren die ideologischen Gr�nde f�r den Antisemitismus von untergeordneter Bedeutung; sie wurden lediglich zu gegebenem Zeitpunkt genutzt. F�r den faschistischen Staat stand tats�chlich die Arisierung des j�dischen Eigentums im Vordergrund - und die Juden hatten einen hohen Anteil von Privatbesitz im Land. Es wurden ihnen betr�chtliche Werte enteignet. Die Nutzung v�lkischer Aversionen und deren Hochz�chtung stand in einem klaren politischen Kalk�l, wodurch der Staatsbankrott der kriegsf�hrenden Nation verschleiert werden sollte, und die Judenvernichtung war eine finale Zeugenvernichtung. Tats�chlich konnte es auf diese Weise dem Rest der Bev�lkerung noch relativ lange relativ gut gehen. Deren Zustimmung erf�llte also ebenso wirtschaftliche Interessen, wenn auch eher aus einem Erfolgsgef�hl des nationalsozialistischen Bewusstseins heraus. | ![]() |