Die Verzweiflung ist ein Zustand, in welchem ein Zweifel nicht mehr möglich ist, aber nötig wäre, um ihn zu beenden. Es ist die Veräußerung eines Zweifels, der Zusammenbruch eines Widerspruchs, der sich nurmehr im Kreis bewegt und in der Erschöpfung seiner Bezogenheit die Auflösug seiner Widersinnigkeit nicht findet, seine Not nicht mehr bewegen kann und sich in ihr hin und her wendet und windet. Der Sinn, der darin zu finden wäre, ist beherrscht durch die Umstände, die seinen Grund aufheben. Er ist von daher an die Not fixiert, die keinen Entschluss finden kann, solange die Umstände selbst nicht zu ändern sind und anstelle einer Notwendung nur Erregung hervorbringen (siehe hierzu auch symbiotische Selbstbehauptung). Der Sinn des Zweifels ist darin selbst zwiefältig, eine sinnliche Gespaltenheit, die durch Selbstkontrolle überwunden erscheinen konnte - eben so lange, bis ein Mensch daran verzweifelt. Die Verzweiflung erzwingt damit auch das Ende einer Selbstwahrnehmung, die in ihr selbst vollständig unterworfen ist, weil sie nur durch Selbstkontrolle möglich war und hierdurch beherrscht ist, ohne sich beherrschen zu können. Wird solche Verzweiflung nicht zur Selbsterkenntnis, so sucht sie Erlösung in Bildern, durch die sich fanatisieren kann. Sie ist dann die fiktive Überwindung ener Ausweglosigkeit, in der sich die Zweifel verloren haben, das heißt: In sich selbst nur forttreiben als Zustand der Wahrnehmung. Darin entwickelt sich ihr Schmerz zu einem eigenen Sein, das sich wie ein Hintersinn in die Wahrnehmung eingewöhnt und sich in seelischen Absichten gestaltet, die nichts von sich wissen, unbewusst sind. |