Wahnsinn ist der Sinn des Wähnens in der Ahnung eines abwesenden Sinngehalts, worin sich kein anwesender Sinn erkennen lässt weil sich die Sinne selbst ungewiss sind, für sich eine Wahrnehmung ohne Körper zu sein scheinen und sich gegen sich durch eine Sinnbildung des Wahns verkehren (siehe hierzu Psychose). Im Wahnsinn verwirklicht sich ein abstrakter Sinn, der sich in seinen Empfindungen selbst außer sich fortbestimmt, sich als Sinnbildner aus einer symbiotischen Selbstbehauptung heraus verhält, um das abwesende Wesen seiner Wahrheit zu ent-decken. Er tritt aus dieser hervor als ein Geraune von Stimmungen im Gedächtnis der Wahrnehmung, aus der die Psyche Inhalte bezieht, die einer durch Erregung traumlos aufgelösten Wahrnehmung die Substanz vermittelt, die ihr durch äußerliche Gewissheiten Frieden verschafft, ihre Unruhe befriedigt. Es sind Vorgriffe auf eine Wahrnehmung, die sich darin ihre Ungegenwärtigkeit erklärt. Es geht dabei um Inhalte, die sich substanziell aus etwas ergeben, was jenseits des Wahnsinns nicht wahrnehmbar ist, weil sie z.B. durch eine erzieherische Beziehung oder einem Double-Bind grundlegend und dauerhaft ausgeschieden wurden.Dieser Sinn kann etwas darstellen, was entweder nur in einem einzelnen Menschen wahr ist, oder auch kulturelle Inhalte, die bis zum Massenwahn gehen (siehe auch Sekte) Seine Abstraktionskraft ist die Wirkung einer antäußerten Beziehung. Sie entsteht im Trieb ihres Unfriedens in einer unbefriedigten Beziehung, die sich sinnlich verselbständigt hat, die also gewalttätig wird, wo und weil sie unsinnig geworden, wo sie substanziell außer sich geraten ist und im Trieb ihrer wesentliche Lebensäußerung entstellt und in ihrer Entstellung entstellt sit, die sie verrückt macht. Ein Wahn ist eine entäußerte Identität der Wahrnehmung (siehe Wahrnehmungsidentität), die eine innere Wahrheit aus sich selbst heraus sucht (Selbstwahrnehmung), die außer sich unmnöglich ist - dem Traum ganz ähnlich. In der gewähnten Wahrheit ereignet sich ein Gefühl, das seine Empfindungen nurmehr interpretieren kann als ein inneres Ereignis, weil es seinen Körper hinter sich gelassen hat. Er bildet sich als ein eigener Gedanke, der sich mit seiner Erwähnung gegen die Wahrnehmung richtet, weil er sie nicht ertragen kann und daher sich selbst tragen muss. Das Denken ist hierbei von einem Chaos seiner Empfindungen beherrscht und muss sich über die Wahrnehmung Sinn verschaffen, um ihr einen gewähnten Sinn zu geben gegen das, was sie nicht fassen kann. Er besteht aus den Empfindungen absolut gewordener Selbstgefühle, die eine Schutzmacht vor der wirklichen Wahrnehmung errichten, um die Panik, die sie verursachen würde, durch einen Eigensinn der Wahrnehmung, durch eine eigene Sensorik abzuwehren. Wahnsinn kann in Momenten oder auch dauerhaft auftreten, je nachdem, wie total sich darin Selbstentfremdung vollzieht, wie total also eine notwendig gewordene Selbstaufhebung sich verwirklichen muss. Die Wahrnehmung einer Vernichtung kann für die Selbstwahrnehmung selbst vernichtend sein, wenn sie deren Sinn zerstört, wenn sie so total in ihrer traumatischen Wirkung ist, dass ihr Schmerz unendlich ist, dass er also keinen sinnlichen Boden mehr findet und nichts von sich wirklich empfinden kann. Im Gefühl kehrt sich dann die Empfindung eines in sich total gewordenen Selbstgefühls gegen sich selbst und vollzieht die Nichtung der Selbstwahrnehmung in der Hervorkehrung ihrer Verkehrung bis hin zu einem Wahngebilde, das sie in sich, also in ihrer Ausschließlichkeit als Interpretation ihrer Selbstwahrnehmung zusammenschließt. Ihre Empfindungen werden dadurch wieder gegenständlich, dass sie sich ihre Gegenstände in ihrer Selbstwahrnehmung aus den Inhalten ihrer psychischen Erinnerung erfühlen. Ein Wahn ist - dem Traum ganz ähnlichn - ein inneres Ereignis, das sich gegen die Wahrnehmung richtet, um ihr einen Sinn zu vermitteln gegen das, was sie nicht fassen kann. Er besteht aus den Empfindungen absolut gewordener Selbstgefühle, die eine Schutzmacht vor der wirklichen Wahrnehmung errichten, um die Panik, die sie verursachen würde, durch einen Eigensinn der Wahrnehmung, durch eine eigene Sensorik abzuwehren. Wer visuelle oder akustische Halluzinationen hat oder seinem Geruchsinn oder Tastsinn nicht mehr trauen kann, versetzt sich ob der Verwirrung, die ihn hierbei überkommen muss, in eine Eigenwelt, die seine innere Wahrmehmung, also das, was hinter allem Selbstgefühl für ihn wahr ist und verschafft sich aus ihrem Standort für seine Wahrnehmung innere Ereignisse, die sich gegen die äußeren richten. Es sind Inhalte die einen Eigensinn aufklären sollen, der in der Wahrnehmung nurmehr als Unsinn wahrgehabt werden kann. Zum Beispiel spricht in den Stimmen, die auf diese Weise gehört werden, die Macht einer Identität, die sich gegen eine hörigen Wahrnehmung wendet (siehe Hörigkeit), sich ein Gehör erzeugt für das, was sie nicht hören kann, was aber ihre Beziehung bestimmt. Ähnlich kann es dem Geruchsinn ergehen, wenn ein Mensch in einer bestimmten Situation sich und andere nicht riechen, nicht leiden kann. Und wer dem Augenschein erlegen ist, muss dessen Wahrheit als Halluzination erfahren. Der Wahn ist nichts anderes als die Wahrnehmung einer innerlichen Wahrheit, die von der äußerlichen abgespalten ist, sich gegen ihre Entäußerung wendet. Der Wahn entsteht aus der Kraft einer entwirklichten Wahrnehmung, die suggestiv geworden war und in sie eindringt. Suggestion erzeugt die Macht einer entwirklichten Wahrnehmung, einen Sog, der aus einer abwesenden Wahrheit entsteht, aus der die Gegenwärtigkeit ihrer ästhetischen Verdichtung die Wahrnehmung abstrakt bestimmt und ihre Reduktion im Nichtungsprozess, also aus einer vernichteten Wahrnehmung heraus das Gewähnte produziert. Es ist die Tätigkeit eines Eindrucks im Wahrnehmungsprozess, die entweder mit einer manipulativen Absicht an sie gerichet wird oder ihrer Bereitschaft hierfür aus vernichteter Wahrheit in ihrer Negation selbst entspricht und in der Wahrnehmung deren seelische Bedingung veräußert, indem sie diese ihrem Gegenstand unterstellt. Das Wahrgehabte wird nicht als Inhalt der Wahrnehmung wahr, sondern aus ihrer Form, aus dem Körper ihrer Organe. Der Wahnsinn ist ein in seinem Wahn zusammengeschlossener, ein in sich totalisierter Sinn der Sinne, die nicht wahr sein dürfen, eine Empfindung, die wähnt, was seelisch wahrgehabt wird, was aber nicht Empfindung sein kann und als Gefühl zugleich ausgeschlossen, als Wahrnehmung vernichtet ist. Ihre Wahrheit wirkt durch dessen Negation aus seiner Ausschließlichkeit heraus in die Wahrnehmung hinein. Das erzeugt Empfindungen, die Gefühle repräsentieren, die wähnen, was sie wahrhaben und sich als seelisch begründet erweisen, ohne sinnlich gewiss sein zu können, die als total ungewisse Wahrnehmung sich mit psychischen Inhalten füllen, die als Verkörperung ihrer Sinne aus der Versammlung ihrer Selbstgefühle aus dem Gedächtnis der Psyche sich in der Wahrnehmung vergegenwärtigen. Der Wahnsinn ist die Vergegenwärtigung eines Körpers, der sich im Wahn seiner Selbstwahrnehmung verwirklicht, um sein unwirkliches Dasein, die Nichtung seiner Selbstwahrnehmung zu ertragen. Oft geschieht dies durch Stimmen, die gehört werden, ohne dass ihr Sprecher erkennbar wäre oder auch durch Halluzinationen, die ein Befinden der Seele artikulieren, das ohne wirklichen Befund und ohne Gewissheit der Wahrnehmung ist. Er kann auch daraus bestehen, dass Menschen verschiedene Lebensidentitäten annehmen, die ihnen ermöglichen, sich in verschiedenen Welten auch verschieden zu verhalten und einzuordnen. Der Wahnsinn leidet an einer Wahrheit, die nicht sein kann, an fremder Wahrheit, die wahrgehabt und zugleich durch die Wahrnehmung selbst aufgehoben wird. Er kann als ein Selbstrettungsversuch der Seele angesehen werden, die ihre Wahrnehmung abgestoßen hat und hierdurch selbst außer sich geraten ist und ihre Angst oder Hoffnung oder Glück oder anderes als Negation des Wahrnehmbaren überhaupt lebt. Dem Wahnsinn geht der absolut isolierte Schmerz voraus. Er ist seine seelische Aufhebung, die zu einer Autosuggestion führt, die in der Seele als Wahrnehmungsidentität gegen ihn erwächst, die ihre Angst in einem besonderten suggestiven Sinn aufhebt, in einem Sinn, der ihre Wahrnehmung bestimmt und in welchem sie wähnt, sich gegen diese Angst begründen zu können - wenngleich sie hierfür ihren Körper aufgeben muss. Im Wahn erscheint sich die Seele von ihrer Angst gelöst und hat darin ihre, wenn auch unendlich zweifelhafte Selbstbehauptung als eine eigene isolierte Wahrheit, die in der Wahrnehmung selbst wahrgehabt wird. Der Wahnsinn ist eine Wahrheit, die nicht sein kann, wie sie ist, eine in ihrem Sein selbst ausgeschlossene Wahrheit, die ausschließlich und selbst auch wiederum ausschließend das treibt, was Wähnen im Sinn hat: Wahnwitz. Es ist nicht unbedingt eine gesellschaftliche Wahrheit, die da ihm Wahnsinn steckt; es ist vor allem die Wahrheit einer isolierten Seelenregung, die sich aus der Befindlichkeit der Seele selbst erklärt. Sie richtet sich in den Wahrnehmungen ein - und oft auch in den Wahrnehmungsorganen. Da werden Stimmen gehört oder Traumbilder gesehen, die wiedergeben, was alleine die Seele aus ihrer Befindlichkeit heraus erkennt, ohne dass dies irgendein anderer Mensch erkennen kann. Es sind Empfindungen aus der Befindlichkeit der Seele, also nicht Seele selbst, was der Begriff Psychose glaubhaft machen will. Die Seele als solche gibt es nicht (siehe Sein); es ist lediglich die Form, worin die Erkenntnis eingeschlossen ist und worin sich ein Mensch seelisch befindet. Da diese Erkenntnis aber auch nur für sich zwischen vielen Wahrnehmungen wahr sein kann, bewegt sich der Wahnsinn in den Extremen der Wahrnehmung als Schub zwischen Selbstüberhebung und Selbstunterwerfung, Entäußerung und Verinnerlichung oder beides in einem. Der Wahnsinn hat viele Gesichter. Allen ist gemein, dass sie einen Sinn ausdrücken, den sie nicht leben können. Er ist ein Zustand, worin die Wahrnehmung sich selbst ausschließlicher Gegenstand ist (Wahrnehmungs-zustand). Die Gefühle treten unabhängig von der sinnlichen Gegenwärtigkeit, ihrer Empfindung auf und schließen diese aus. Im Wahnsinn ist die Seele wie eine Eigenwelt gegenwärtig und von daher in höchster Weise wirklich und wirksam, ohne dass sie für sich etwas sein kann und also nichts dafür kann, was sie betreibt. Sie verharrt in einer absoluten Selbstwahrnehmung und ist im Wahnsinn eine seelische Wahrheit ihrer eigenen Lebensform, Erkenntnis seelischer Absicht, wie auch selbst die Absicht, sich in dieser und durch diese Erkennis aus ihrem Schmerz herauszusetzen. Diese Erkenntnis hat daher keine Wahrnehmung, also keinen eigenen Körper, ist aber voller Geist, Ideen, Befürchtungen, Erwartungen. Es ist eine Wahrheit des Selbstgefühls, welche die eigene Identität ausmacht, deren Wahrnehmung nicht nur bedrängt, sondern aufgehoben ist und also als Wähnung der Identitätsbedrohung unmittelbar und schlagartig an ihre Stelle tritt. Es ist eine bezwungene Identität, welcher auch wirklich einen zwanghaften Übersinn voraussetzt, in welchem das Bezwungene als Objekt, als Lebensmittel einer Sucht leben muss. Sucht ist das prinzipiell Verkannte, was das wahnsinnige Gefühl antreibt und wogegen es sich hervortreibt. Es ist zum einen selbst süchtig, weil es zu sich kommen will, wo es sich nicht finden und empfinden kann. Andererseits vermittelt sich im Wahn ein Sinn, der über die Sucht hinausgeht, der erkennt, was wirklich gesucht wird. So wird im Großenwahn z.B. nicht die Größe gesucht. Es ist das Siechtum der eigenen Identität, welche die Sucht nach Größe hervorruft, weil zuvor fremde Größe eigener Schmerz war. Zugleich erkennt der Wahn die Macht, durch welche seelische Bestimmungen zur Wirkung kommen. Er scheitert an den Möglichkeiten seiner Macht ebenso, wie an seiner Sucht nach Größe. Dem Wahnsinn verbleibt ein Gefühl, in welchem jeder Zweifel aufgelöst ist, weil er gegen die Sucht nicht möglich war (Sucht ist immer einfältig und zweifelsfrei) und weil er keine Wirkung hat. Die wirklichen Beziehungen verlaufen im Zweifel und wo der Zweifel zum Leben gebracht werden kann, entwickelt sich der Wahn auch zu eigener Erkenntnis. Alle Gefühle sind im Zweifel, bevor Wahnsinn ausbricht. Das Selbstgefühl hat dann meist einen Prozess hinter sich, in welchem es in Extreme kommt, die sich ausschließen und abschließen. Der Wahn kommt als Selbstvergegenwärtigung im freien Fall der Identität wie aus einem Zufall und ohne bestimmten Anlass. Die Stimmungen hätten es verraten können, aber der Grund steckt dennoch nicht in ihnen. Sie sind bestimmt durch ein Grundgefühl, das entweder seine Aufhebung ahnt oder fürchtet, oder das für sich selbst schon über allem vertrauten Selbstgefühl ist. Der Wahnsinn überkommt einen Menschen dann wie eine Idee, eine Beseelung oder eine Erleuchtung, in welcher Wahrheit verspürt wird, die nicht auf dieser Welt sein kann, wiewohl sie von und für diese Welt ist, eine Wahrheit, die hinter aller Wahrnehmung ist, eine Erkenntnis, die unmittelbar keinen Sinn macht, aber Sinn mitteilt. Aber sie hat ihren Raum und Körper verlassen. Der Mensch ist dadurch bei sich, dass er außer sich ist. Der Grund für den Wahnsinn steckt in einer Geschichte voller Selbstverlust und Selbstentleibung. Er setzt ein süchtiges Liebesverhältnis vorraus, das seine Wahrheit beherrscht (siehe Double-Bind), das in einem geschlossenen Lebensraum (z.B. Familie) und unter Machtverhältnissen anhaltend bestanden hat und im Gedächtnis fortbesteht. Aber der Wahnsinn besteht auch nur dadurch, dass er dieses Machtverhältnis in sich selbst weiterführt und seine zwischenmenschlichen Lebensverhältnisse hierunter fortbestimmt. Es ist daher völlig falsch, dem Wahnsinn eine besondere Wahrheit zu verleihen, so, als wäre er eine besonders tiefe Erkenntnis, so etwas, wie der Schamane unter den Eunuchen. Der Wahn verliert seine Notwendigkeit nur dadurch, dass sich ein Mensch - und meist muss es der oder die Betroffene selbst sein - zwischen die Mächte der aufgehobenen Identität, zwischen dem Nichts und nichts Anderes als etwas anderes wirklich zu machen versteht, also als wirklich veränderter Mensch fortbesteht. |
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