Was die Menschen Wahrnehmen entspringt der Tätigkeit ihrer Wahrnehmung. Es besteht zunächst aus dem, was sie in ihrem Dasein als Mensch für sich finden, es in der Empfindung eines Gegenstands, auf den sie sich beziehen, für wahr empfinden, weil er auf sie schon bezogen ist, bevor sie ihn erfahren, weil er durch seine sinnliche Gestalt (siehe auch Form) schon das ist, was sie in ihrem Leben für sich wahrhaben. Indem sie ihn empfinden ist er in ihrer sinnlichen Gewissheit für sie auch gewiss wahr. Die Wahrnehmung ist die einzige Grundlage einer Wahrheit, die ihre Urteilskraft aus ihrem Verhältnis zu ihrer Wirklichkeit entwickelt. Menschen lassen sich leicht täuschen, wenn sie ihre Empfindungen durch ihre Gefühle bestimmen lassen und von daher nur empfinden können, was ihren Gefühlen, bzw. ihrer Psyche dienlich ist. Von daher hat das Gefühl in Wahrheit eine dominante Wirkung auf die Wahrnehmung (siehe auch Eindruck), weil es zwar nicht unbedingt die Urteilskraft, wohl aber die Selbstwahrnehmung der Menschen bestärkt (siehe auch Urteil). Das Wahrnehmen ist ein Prozess der Verwirklichung eigener Wahrheit, einem persönlichen wahr machen dessen, was geboten ist, z.B. wenn man einen Termin wahrnimmt. Man macht hierbei wahr, was schon vor aller Erfahrung wahr gehabt, gewiss wird, auch wenn es bislang nicht wirklich anwesend, nicht sinnlich gegenständlich, wohl aber ausgemacht, aber noch nicht für wahr genommen wurde. Von da her ist das Wahrnehmen als Prozess der Wahrnehmung nicht bloße Betrachtung oder passive Aufnahme einer Information, sondern eine Tätigkeit. Schon das bloße Wahrnehmen unterstellt die Wahrnehmungsorgane zur Kognition und einen Gegenstand, der wahrnehmbar ist. Sie unterstellt aber auch eine Beziehung zu ihm, wenn er nicht gegenständlich wahrnehmbar ist. Es kann alles Gegenstand der Wahrnehmung sein, sofern es Wirkung auf sie hat. Dies wird wahr gehabt, auch wenn es abwesend ist, sich nur als Wirkung in der Wahrnehmung selbst vergegenwärtigt, zur Selbstwahrnehmung wird. Von daher ist Wahrnehmen nicht unmittelbare wahr; es ist das Nehmen einer Wahrheit, die Bildung von Wahrheit im Prozess der Wahrnehmung, die in ihrer Bestimmtheit erst abgeschlossen ist, wenn ihre Wahrheit als Erkenntnis evident geworden ist und die Selbstachtung eines Menschen bestätigt und bestärkt. Die Wahrnehmung als solche lebt daher durch die Erneuerung eigener Wahrheit, durch die Empfindung der Lebensäußerungen von Mensch und Natur. Sie setzt die gesellschaftliche Lebensproduktion voraus, die ihre Wahrheit in der Aneignung ihrer Gegenstände erfährt. Wahrnehmung lebt also mit der Produktion des Lebens, mit der Sinnbildung der Natur überhaupt, mit der Subjektivität seines objektiven Seins, wie es sich in seinem geschichtlich gewordenn Dasein verwirklicht hat. Im Lebensraum der auf sich selbst reduzierten Kultur zwischenmenschlicher Verhältnisse werden sich die Menschen selbst Gegenstand ihrer Wahrheit, damit zu einem zwiespätigen Dasein ihres gesellschaftlichen Lebens, das im Dazwischensein, in der Trennung zwischen Subjektivität und Objektivität ihrer Lebensäußerungen durch die Vereinseitigung ihrer Kultur sich in unendlich vielen Vereinzelungen mitteilt, die ihre gegenständliche Wahrheit durch die wechselseitige Einverleibungen zwischenmenschlicher Beziehungen austauscht und von daher zu einer Blase ihrer Gewohnheiten, zu einem Echoraum der Täuschungen sich selbst verwirklichender Gefühle wird, die aus einer Kultur der Selbstverwertung sich zu einer Kultur der Selbstvergegenwärtigung entwickelt, woraus sich schließlich eine zwischenmenschliche Gesellschaft bildet, in der die Menschen selbst zum Material ihrer gewöhnlichen Wahrnehmung geworden sind (siehe Systematik der politischen Kultur), sich selbst Gegenstand einer Wahrnehmung sind, die sich für sie gesellschaftlich vergegenständlicht hat, zu ihrer gesellschaftlichen Gewohnheit geworden ist (siehe hierzu auch Menschenpark). Im Prozess des Wahrnehmens finden und empfinden die Menschen ihre Bedürfnisse in den Produkten ihrer Gesellschaft (siehe auch Arbeit) bestätigt, soweit sie sich so objektiv finden können wie jene subjektiv, soweit sie befriedigt sind und zur Ruhe eines immer auch vergänglichen Friedens kommen (siehe Befriedgung). Darin vereint sich der Mensch mit seinem Gegenstand, als Subjekt mit seinem Objekt, das so subjektiv ist, wie jenes objektiv (mehr hierzu siehe Wahrnehmung). In einer Welt, in der die Beziehungen der Menschen gleichgültig gegen ihre Lebensäußerungen bleiben, in der sie keine gesellschaftliche Form, keine Gegenständlichkeit erlangen können, müssen sie sich unentwegt Geltung verschaffen, durch die sie eine Form für sich gewinnen können. Durch ihr Geltungsstreben können sie ihre persönlichen Verhältnisse gemäß ihrer Selbstwahrnehmung gestalten und sichern und sich in ihrem eigenen ästhetischen Maßstab gegen die Irritationen einströmender Täuschungen fremder Zusammenhänge und Geschichten zu vergegenwärtigen. Deshalb sucht eine sich selbst ungewisse, eine ohnmächtige Wahrnehmung sich rein zu halten und zu bereiniigen und sich als eigene Wahrheit zu behaupten, indem sie sich Geltung gegen alle fremden Eindrücke verschafft und aus ihrer Selbstwahrnehmung eine bleibende Gewissheit durch das zu beziehen, was die Menschen an einander in ihren zwischenmenschlichen Beziehungenwertschätzen können. Eine absolute Wahrheit kann es nicht geben. Die Wahrnehmung insgesamt verhält sich daher immer schon zwischen Subjekt und Objekt der Wahrheit ihrer gegenständlichen Beziehungen und kann darin auch selbst sehr widersprüchlich werden - besonderss wenn diese Beziehungen nur noch durch Ereignisse vermittelt sind (siehe hierzu auch Eventkultur). Von der Empfindung her ist die Wahrnehmung sowohl in Inhalt als auch der Form nach objektiv bestimmt; im Gefühl ist sie zunächst ein ganz subjektives Gespür für Sinnzusammenhänge, wie sie aus der Geschichte ihrer Erfahrungen sich gebildet haben (siehe auch Lernen) und in die Fähigkeiten des "Wahrheit-Nehmens" eingegangen sind. Während die Empfindung ihren Sinn in den Gegenständen ihrer Wahrnehmung findet, hat daher das Gefühl auch einen Sinn für sich. Gefühle entstehen aus Empfindungen, sind aber für sich eine eigene Wahrheit, eine Form der Erkenntnis, die sie aus vielen Empfindungen heraus in sich tragen und für sich fortbilden. Sie sind Empfindung und doch nicht Empfindung. lebendiges Bild von Wahrnehmungen und doch nicht wirkliche Bildung, sondern bloße Erinnerung und oft auch Einbildung, wo sie besonders eindrücklich sind, weil sie fremden Reizen gehorchen. In diesem Prozess bildet sich die Wahrheit der Erkenntnis durch das, was an und in ihrem Gegenstand gefunden und in der vollständigen Empfindung (= zu Ende finden) des wahrnehmenden Menschen mit dem auch identifiziert ist, was er wahr hat, und ihm somit in seinem Gefühl gewiss wird. Wahrnehmung ist in solchem Zusammenhang wesentlich ein Prozess der Identitätsbildung im Erkennen der Welt, die Identifizierung dessen, was wahrgenommen wird, mit dem, was Menschen für sich wahr haben oder auch wahr machen können (siehe auch Täuschung). Wahrnehmung ist zunächst also die unmittelbare Form der Erkenntnis, eine Beziehung auf das, was für wahr genommen und in Kenntnis versetzt wird. Wo sie aber getäuscht wird, da wird ihr diese Beziehung genommen. Sie wird als bloße Selbstbeziehung nicht nur gegen ihren Gegenstand, sondern auch gegen sich selbst gleichgültig (siehe auch Ästhetik). In der Gleichgültigkeit wiederholt sich das Gewöhnliche, dem das Besondere, der besondere Unterschied entzogen ist. Jede Kenntnis hiervon wird durch die Verdopplung der Gewohnheiten ausgeschlossen, die Wahrnehmung zum bloßen "Echo" eines darin gleich bleibenden Wesens und somit ihrer Neugierde beraubt und jeder bestimmten Beziehung enthoben. Alles Bestimmte verschwindet in der Unterschiedslosigkeit eines unbestimmten Verhältnisses, in einer allgemeinen Abstraktiion der Wahrnehmung, die meist auch den abstrakten Verhältnissen ihres Gegenstand ausgesetzt ist, weil sie sich an die Gleichförmigkeit iher Lebensverhältnisse gewöhnt hat (siehe auch Realabstraktion). Weder der wirkliche Gegenstand noch der bestimmte Inhalt der Wahrnehmung lassen sich in dieser Form erkennen, wenn sie nur als Ergeinis für wahr genommen wird und somit auch für das Denken die Wahrnehmung als eine bloße Vorstellung von ihren Zusammenhängen gleichförmig geworden ist, seine Inhalte nur noch idealisiert. Das macht Wahrnehmung kompliziert, ihre Inhalte austauschbar, so dass sie diese ebenso leicht vertauschen wie auch als Täuschung für sich wahmachen und verrrückt werden kann. So wie etwas nämlich subjektiv für die Wahrnehmung als Material einer voraussetzungslosen Erkenntnis ist, wie es sich anfühlt, wo es zu finden ist, wie es also für die Empfindung ist, kann es auch objektiv gleichgültig bestimmt sein. Wo bestimmte Verhältnisse sich "gleichgültig gegen ihre Bestimmtheit" (Hegel) entwickeln, bestimmen sie sich durch eine Abstraktion, reduzieren sie ihre Beziehungen auch wirklich auf ihre objektive Substanz, die darin sich gleich bleibt, sich in ihrer bloßen Allgemeinheit als abstrakt Allgemeines in Form hält (siehe Elementarform) und sich im Allgemeinen nur abstrakt bewahren und bewähren kann. Subjektiv wie objektiv wird hierbei von der bestimmten Gewissheit ihrer Wahrheit und Wahrnehmung abgesehen, und damit auch in ihrer Wirklichkeit zugleich eine Absicht verwirklicht, durch die der Gegenstand der Erkenntnis als etwas Drittes zu begreifen ist, das weder das eine, noch das andere, aber doch beides in einem ist (siehe auch Dialektik). Wahrheit setzt Wahrnehmung immer schon voraus. Es gibt sie nicht ohne den wahrnehmenden Menschen, ohne menschliche Tätigkeit. Aber Wahrheit kann man nicht wahrnehmen. Sie ist nicht unmittelbar gegenständlich, also nicht einfach objektiv. Sie ist auch nicht unmittelbar subjektiv; man muss sie erkennen, um nicht in Not gegen das eigene Sein zu geraten. Wahrheit ist eine Notwendigkeit der Wahrnehmung und steht die Frage hiernach an, so zeigt das eine Not der Wahrnehmung gegen ihre Wahrheit. Jede Wahrheitsfrage hat ihren Sinn und Ursprung in der Wahrnehmung. Wo diese Frage aufkommt, ist diese im Zwiespalt. Und so zeigt hierin die Wahrnehmung, dass sie nicht erkennen kann, was sie als Wahrheit nimmt. Die Wahrheit ist ihr also noch äußerlich, ihre zweifältige Wahrheit. Es kann Wahrnehmung zwar nicht unwahr sein, aber ihre Wahrheit ist nicht durch sie. Wahrheit kann nicht genommen werden, unterscheidet sich daher wesentlich von den Gegebenheiten. Sie ist genauso in dem, was wahr gehabt wird. Wahrheit kann nur jeder Mensch für sich finden in der Beziehung von dem, was er wahr hat und dem, was er wahrnimmt. Es liegt weder am Verständnis, noch an der Vernunft, ob etwas wahr ist. Jeder Mensch ist im Grunde nicht verstehbar und unvernünftig . Was der andere Mensch wahrhat, lässt sich nicht in der Wahrnehmung erkennen. Wer Schmerzen hat, ist darin zweifellos anders als der, welcher Schmerzen wahrnimmt, auch wenn beide in derselben Wirklichkeit sich zu einander darin verhalten, der eine vielleicht als Arzt, der andere als Hilfsbedürftiger. Auch ein Blindgeborener ist in gewisser Weise unverstehbar für einen Sehenden und umgekehrt. Nicht nur, weil ihre Wahrnehmung sich unterscheidet, sondern auch, weil sie ihr Leben anders wahrhaben. In der Wahrheit ist jeder Mensch nur für sich wahr. Die Wahrnehmung ist aber noch bloße Form einer Wahrheit, Erkenntnis, die noch nichts über ihren Gegenstand weiß.Sie ist die Elementarform, worin Erkenntnis ihre Wahrheit hat, ohne sie zu kennen. Wahrnehmung ist daher schon eine Erkenntnis in einer Welt, worin die Beziehungen der Menschen nicht unmittelbar in ihrem Sein mit ihrem Sinn zusammenfallen, worin nicht alles so wesentlich ist, wie es erscheint (siehe Schein). Erkenntnis in bloßer Form jedoch kann nicht sein. Sie in ihrem Sinn sie zu beschreiben ist daher nicht ganz einfach, ist darin doch immer eine Beziehung gegenwärtig, die in ihrer Ungegenwärtigkeit festgehalten wird. Das geht nur, wenn und weil dieser schon formbestimmt ist. Was ein Mensch wahrnimmt und was er wahrhat, fallen darin auseinander, dass die Empfindung nicht vollständig wahr sein kann und das Wahrgehabte im Gefühl verbleibt. Wo deren Bezug nicht wirklich zu erkennen ist, sind auch die Beziehungen in der Wahrnehmung gespalten. Weil ich ihn wahrhabe, indem ich wahrnehme und nur wahrnehmen kann, was ich nicht wahrhabe, entwickeln sich die Empfindungen nicht von selbst zu Gefühlen, mit denen die Gegenstände der Wahrnehmung ungebrochen erkannt wären. Sie enthalten selbst eine Vermittlung, welche den Wahrnehmungen beständig andere Seiten ihrer Gegenstände eröffnen, je nachdem, was ein Mensch hiervon wahrhat. Eine objektive Wahrnehmung gibt es nicht, weil und sofern sie subjektiv durch das bedingt ist, was ein Mensch wahrhat. Und indem sie bedingt ist, ist sie auch nicht subjektiv, einfaches Auffassen. Sie ist objektiv und subjektiv in einem. Damit enthält jede Wahrnehmung eine zwiespältige Wahrheit: Wahrnehmung setzt einen äußeren Gegenstand voraus, also einen Gegenstand, der ein anderes Sein hat als der wahrnehmende Mensch, und sie hat zugleich die Wahrheit, die ihm durch seine objektive Bestimmtheit gegeben, wie auch dem wahrnehmenden Menschen zu eigen ist. Ich nehme wahr, was mir eine äußere Wahrheit ist und bin dabei bestimmt von dem, was mir wahr ist. Was ich wahrhabe, kann ich nicht wahrnehmen und was ich wahrnehme, habe ich nicht wahr. Die Wahrnehmung ist somit die Form von Erkenntnis, die nicht ohne das fortbestehen kann, was ich zugleich wahrhabe, die mich an dessen Anwesenheit bindet. Sie ist gegenständliche Beziehung meiner Sinne in ihrem ganzen Sein, das darin wahr ist, dass ich sie wahrhabe, indem ich etwas wahrnehme, was notwendig anwesend sein muss. Sinn und Sein sind sowohl mein wie anderes, Subjekt und Objekt der Wahrnehmung, gegenständlicher Sinn in subjektivem Sein wie gegenständliches Sein in subjektivem Sinn. Meine Wahrheit, die Identität meines Sinnlichseins ist die Erkenntnis meiner Wahrnehmung, wie ich sie wahrhabe, also nicht Erkenntnis, die aus der Wahrnehmung resultiert, ihr freigelassenes Resultat ist. Ich kann einen Gegenstand (Sache oder Mensch) zunächst einmal nicht beurteilen. Ich kann ihn also nur wahrnehmen, weil ich ihn wahrhabe, also weil er da ist, und ich ihn für wahr halten muss. Sein Dasein und meine Wahrnehmung sind in dem Sinn identisch, in welchem sie da sind. Noch selbst die äußerlichste Wahrnehmung, die Empfindung des Konsums, ist sich mit dem Gegenstand eins im Glanz der Begierde oder der Lebhaftigkeit des Scheinbaren, der geronnenen Leblosigkeit. In der Wahrnehmung habe ich den Sinn wahr, in welchem ich die Wahrheit eines Gegenstands aufnehme, in welchem ich ihn empfinde. Die Empfindung ist die erste und einfachste Form der Wahrnehmung, worin ich zugleich meinen Sinn wahrhabe. Darin finde ich den Gegenstand so, wie ich ihn wahr finde, wie ich ihn befinde, wie ich ihn fühle. Und wenn mein Befinden sich hiermit begnügt, wenn ich ihn also wahrhaben kann, so mag dies auch die einfache Wahrheit bleiben, gleich, wie bescheiden oder wie tiefsinnig sie ist. Erst wo mein Befinden mir sagt, dass die Empfindung als solche täuscht, nicht als bestimmte Empfindung, wohl aber als gefühlte, wo also mein Gefühl sich gegen die Empfindung regt, da regt sich auch der Zweifel meiner Wahrnehmung: Sie kann so nicht wahr sein, wie sie ist. Was ich wahrhabe, muss ich erkennen, um es anders wahrzunehmen, um also eine andere Wahrheit von meinem Gegenstand zu nehmen oder ein anderes Gefühl für ihn zu haben. Der Zweifel erweist einen doppelten Gehalt der Wahrnehmung, in welcher eine doppelte Beziehung zum Gegenstand sich formuliert. Wäre der Gegenstand selbst doppelt, so ließe er sich darin auch erkennen. In doppelter Beziehung aber ist der Gegenstand zweifelsfrei, wiewohl er zweierlei Bezug zulässt. Die Wahrnehmung erweist sich so als Form der Erkenntniss, als notwendige Form, die sich dann als Form erkennbar macht, wo sich Empfinden und Befinden widerstreitet. Die Entwicklung der Wahrnehmung als Form für sich hängt davon ab, wie sie sich zu anderen Wahrnehmungen verhält, wie sie zum Inhalt zwischenmenschlicher Verhältnisse wird. Deren Lebensraum bewährt die Wahrnehmung als wechselseitige Wahrheit, als Wahrheit eines Raums, in welchem sie sich selbst Gegenstand ist. Alle Empfindungsurteile darin sind Beurteilung der Gefühle und ihre Wirklichkeit ist so wahr wie ihre Gefühle wirksam sind. Die Gefühle sind somit selbst Gegenstand der Empfindungen und bewähren sich durch deren Wirklichkeit. Als Empfindung eines Gefühlsverhältnisses wird das Gefühl zu einem Verhältnis zu sich selbst: Selbstgefühl. Darin bewährt sich jedes Gefühl durch Empfindung, wie sich die Empfindung im Gefühl verwirklicht findet. So entspricht das Wahrnehmen ganz seinem Gegenstand, seiner Selbstvergegenständlichung und hat seine Gegenständlichkeit als eigene Wirklichkeit wahr. Sie hat von sich wahr, was sie durch sich wirklich wahrnimmt und nimmt ungebrochen auf, was sie ist. Selbst wenn dieser Raum des Wahrnehmens sich mit allen anderen Räumen dieser Welt total brechen würde, sie blieb für sich wahr, weil sie sich im Gefühl wahr hat. Aber ihre Wahrheit kann nicht sein, weil sich kein Urteil daraus folgern lässt, weil ihre Selbstverwirklichung keine Wirklichkeit sein kann. In Scheinwelten wird Wahrnehmung absolut, weil darin wahrgehabt wird, was Empfindung ist. Daran würde Wahrnehmung zerbrechen, sich selbst auflösen, wenn sie nicht den Gegensatz ihres Empfindens und Fühlens selbst vergegenständlichen würde. Die Wahrnehmungsidentität verändert das Wahrnehmen selbst: Es erhält eine Absicht und redueziert sich auf eine bloße Selbstwahnehmung. In der Selbstwahrnehmung kehrt sich die Beziehung von Empfindung und Gefühl um. Während die gegenstöndliche Wahrnehmung nach der Erkennntnis von dem sucht, was sie darin wahr hat, was sie an ihrem Gegenstand findet und für sich als wahr empfindet, was darin zweifelsfrei von ihr und für sie gewiss ist, strebt die Selbstwahrnehmung nach einem Gefühl für sich, das sich in ihren Empfindungen behaupten und durchsetzen kann. Hier ist die Folge von Emfindung und Gefühl gerade umgekehrt, weil die Empfindung das Gefühl ästhetisch auszufüllen hat, dass es Selbstgefühl werden kann, dass es einen Selbstwert der zwischenmenschlichen Wahrnehmung eibringt und bereichert, um für sich selbst in einer Welt Sinn zu machen, den es in ihr nicht finden, nicht empfinden kann. Die Lebensräume der Wahrnehmung, in denen sie sich gegen ihre Wahrheit, gegen die Welt, die sie wahrhat, absichert und entwickelt, sind die Welten, in denen sie ihre Wahrnehmung wahrmacht: Die Welten der Selbstgefühle, in denen das Befinden zum Raum der Empfindung wird: Seele. | ![]() |