"Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine "ungeheure Warensammlung", die einzelne Ware als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware." (MEW Bd. 23, S. 49)" (K. Marx, Kapital I, MEW 23, 49) Eine Ware entsteht für ihr gesellschaftliches Dasein auf dem Markt im Warentausch und verlässt diesen für den privaten Nutzen ihrer Eigenschaften. Sie existiert also zwischen Einkauf und Verkauf durch ihren Warenkörper. Jede einzelne Ware ist eine Elementarform des Reichtums der kapitalistischen Gesellschaft. Weil die bürgerliche Gesellschaft ihren Reichtum, die Gesamtheit der Lebensproduktion ihrer Bürger, als Lebensäußerung der darin verbürgten Menschen, nur als eine Warensammlung auf den Märkten der Welt erfährt, ist sie ihrem Begriff nach die Form ihres Daseins als Wesen einer bestimmten Wirtschaft (siehe hierzu Kritik der politischen Ökonomie). "Eine gewisse Ware, ein Quarter Weizen z.B. tauscht, sich mit x Stiefelwichse oder mit y Seide oder mit z Gold usw., kurz mit andern Waren in den verschiedensten Proportionen. Mannigfache Tauschwerte also hat der Weizen statt eines einzigen. Aber da x Stiefelwichse, ebenso y Seide, ebenso z Gold usw. der Tauschwert von einem Quarter Weizen ist, müssen y Stiefelwichse, y Seide, z Gold usw. durch einander ersetzbare oder einander gleich große Tauschwerte sein. Es folgt daher erstens: Die gültigen Tauschwerte derselben Ware drücken ein Gleiches aus. Zweitens aber: Der Tauschwert kann überhaupt nur die Ausdrucksweise, die "Erscheinungsform" eines von ihm unterscheidbaren Gehalts sein." (K. Marx, Kapital I, MEW 23, 51) Der Warentausch ist das politische Verhältnis einer gesellschaftlichen Form, in welcher die Elemente des gesellschaftlichen Reichtums sich selbst und ihren Produzenten wie auch Konsumenten äußerlich aufeinander bezogen werden. Jede Ware stellt durch ihren Gebrauchswert eine private Beziehung dar, die gesellschaftlich durch ihren Tauschwert über ihren Preis vermittelt ist. Waren sind also Gegenstände, die sich rein äußerlich, also selbständig sowohl als Objekte wie auch als Subjekte der Marktwirtschaft sich außerhalb von menschlichen Beziehungen ihnen gegenenüber fremd bestimmt verhalten (siehe hierzu auch Entäußerung). Hierdurch stellen sich die Lebensnotwendigkeiten der Bürger einer bürgerlichen Gesellschaft existenziell als ein körperliches Lebensverhältnis dar, das sie durch ihre Waren materialisieren (siehe auch Material), zugleich produzieren wie auch reproduzieren (siehe auch Warentausch). Durch sie vermitteln sich in der kapitalistischen Gesellschaft die Produkte zu den Bedürfnissen der Menschen und die Aufwände für ihre Befriedigung zur geselllschaftliche Form ihrer Arbeit. Sie sind die geselllschaftliche Form, worin ihre Produkte und die geselllschaftlichen Notwendigkeiten ihrer Herstellung politisch wie zugleich auch ökonomisch (siehe auch Wirtschaft) vermittelt werden, weil sie als nützliche Dinge existieren und als diese auf dem Markt zum Kauf angeboten und verkauft werden. Ihre Nützlichkeit stellt daher auf dem Warenmmarkt einen gesellschaftlichen Bedarf dar, der in jeder Ware durch ihre einzelne Brauchbarkeit (siehe Gebrauchswert) gegenwärtig ist, ganz gleichgültig, wer oder was oder warum er sie veräußert - ganz gleich eben was sie außer sich durch ihre körperliche Existenz in die politische Form einer allgemeinen gesellschaftlichen Beziehung versetzt. "Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z. B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache." (K. Marx, Kapital I, MEW 23, 49) Ein äußerer Gegenstand ist ein Gegenstand, der sich außerhalb seiner sinnlich wirklichen Beziehungen verhält, diese darin also außer sich geraten sind (siehe hierzu Dialektik). Dies erfordert eine Beziehung, die sich durch einen Vergleich verwirklicht (siehe Gleichheit), in welchem die Dinge sich als Äquivalente austauschbar verhalten. "Jedes nützliche Ding, wie Eisen, Papier usw., ist unter doppelten Gesichtspunkt zu betrachten, nach Qualität und Quantität. Jedes solches Ding ist ein Ganzes vieler Eigenschaften und kann daher nach verschiedenen Seiten nützlich sein. Diese verschiedenen Seiten und daher die mannigfachen Gebrauchsweisen der Dinge zu entdecken ist geschichtliche Tat. So die Findung gesellschaftlicher Maße für die Quantität der nützlichen Dinge. Die Verschiedenheit der Warenmaße entspringt teils aus der verschiedenen Natur der zu messenden Gegenstände, teils aus Konvention. " (K. Marx, Kapital I, MEW 23, 49f) Materiell und also körperlich sind Waren die gegenständliche Form des gesellschaftlichen Zusammenhangs der bürgerlichen Gesellschaft, indem die Warenkörper (z.B. als Lebensmittel, Produktionsmittel oder Arbeitskraft) produzieren, was sie auch konsumieren (siehe hierzu auch Warentausch). "Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert. Aber diese Nützlichkeit schwebt nicht in der Luft. Durch die Eigenschaften des Warenkörpers bedingt, existiert sie nicht ohne denselben. Der Warenkörper selbst, wie Eisen, Weizen, Diamant usw., ist daher ein Gebrauchswert oder Gut. Dieser sein Charakter hängt nicht davon ab, ob die Aneignung seiner Gebrauchseigenschaften dem Menschen viel oder wenig Arbeit kostet. Bei Betrachtung der Gebrauchswerte wird stets ihre quantitative Bestimmtheit vorausgesetzt, wie Dutzend Uhren, Elle Leinwand, Tonne Eisen usw. Die Gebrauchswerte der Waren liefern das Material einer eignen Disziplin, der Warenkunde. Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion. Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen Träger des - Tauschwerts." " (K. Marx, Kapital I, MEW 23, 50) Als Waren existieren gesellschaftliche Produkte zum privaten Nutzen eines jeden Bürgers der bürgerlichen Gesellschaft, der sie besitzen muss, um in dieser Gesellschaft leben zu können, und der sie besitzen kann, wenn er seine Eigenschaften und Fähigkeiten hierfür veräußert, soweit der Warenmarkt seiner bedarf (siehe hierzu auch variables Kapital und konstantes Kapital). Dort verhalten sie sich als äußere Gegenstände, zirkulieren als Produktionsmittel oder Produkte gesellschaftlich in ihrer Allgemeinform relativ zu jeder einzelnen Warenform als Tauschwert, bzw. Geld und in ihrer Privatform als Gebrauchswerte jedweder Art (siehe Zirkulation) solange, bis sie in der Konsumtion ihres Warenkörpers wieder unterzugehen, um von einem anderen Warenkörper durch dessen Produktion ersetzt zu werden. Es ist alleine der Markt und der dort stattfindende Warentausch, der dies beides notwendig verlangt und durch seine Tauschverhältnisse regelt. Doch die Ware ist nicht nur das Mittel der gesellschaftlichen Reproduktion. Sie ist vor allem die Elementarform, worin der Reichtum der bürgerlichen Gesellschaft erscheint. Sie setzt den Besitz an Gütern voraus, wie sie geschichtlich entwickelt worden waren und in dieser Form durch die Warenbesitzer in ihre gesellschaftliche Beziehung gebracht werden. Ware ist somit die Form, worin die gesellschaftliche Teilung der Arbeit in einzelnen Arbeitsprodukten wieder zusammengetragen wird und zugleich die Bestimmung, worin die Güter der Menschen in dieser Gesellschaft erscheinen müssen (Formbestimmung), um gesellschaftliche Geltung zu erlangen, um also überhaupt gesellschaftlich da zu sein. In der Gleichsetzung der Waren durch ihre Wertform werden diese unbestimmt und als Wertdinge unbestimmbar, denn zwischen den Dingen (siehe auch Dazwischensein) ist der Wert nichts, eine reine Abstraktion von allem, was natürlich bestimmt ist und in ihm als sein organisches Substrat verschwindet, einen Sog der Gleichgültigkeit gegen den Warenkörper betreibt. Er ist daher auch nicht unmittelbar in seinem Wert messbar oder sinnlich wahrzunehmen. Als Formbestimmung der Dinge, wie sie auf dem Markt sich verhalten und ins Verhältnis ihrer Austauschbarkeit versetzen, greift er ihre Naturstofflichkeit so auf, wie sie für den Markt da ist, für den sie eine Form annehmen, die nicht ihrer Natur folgt, sondern sich dem Markt anpassen muss. Der Wert ist zu einer ökonomische Formbestimmung, die blindwirkend "hinter dem Rücken" der Menschen fungiert und die Gebrauchswerte, die Dinge einer wirtschaftlichen Nutzung ihrer wahrnehmbaren Existenz entrückt, sie selbst verrückt macht. So natürlich sie erscheinen, so unwesentlich ist dabei ihre Natur, steht geradezu auf dem Kopf, weil sie bloßes Moment einer ihr äußerlichen Bestimmung ist, einem ihr fremden Wesen folgt. In der Warenform sind sie gesellschaftlich existent als Arbeitsprodukt und Gegenstand menschlicher Bedürfnisse in einem, wenn auch nur abstrakt allgemein, weil sie nicht in der Beziehung zum Menschen existieren, sondern nur in einer hiergegen gleichgültigen Beziehung, in der sie austauschbar und also nur für den Tausch existieren. Ihre gesellschaftliche Wirklichkeit hat daher ihre gesellschaftliche Einheit nur in einer Abstraktion, weil sie nur im Tausch einig sein können. Solange sie nur als Waren existieren, solange sie also nicht wieder den Markt verlassen, sind sie von jeder menschlichen Beziehung ausgeschlossen, dem Menschen entfremdete Güter. In dieser gesellschaftlichen Einheit als dem Menschen gleich geltende Dinge existieren sie lediglch als Arbeitsprodukte schlechthin, als Dinge, welche abstrakt menschliche Arbeit darstellen. Als diese sind sie gesellschaftlich und stellen eine abstrakte gesellschaftliche Beziehung dar, die konkret lediglich nutzbar ist. Konkret ist diese Beziehung daher nur in ihrer Privatform als Gegenstand menschlicher Bedürfnisse in ihrer konkret einzeln Nützlichkeit, also in einer gesellschaftlich unbestimmten Beziehung (siehe Tausch). Die Waren stellen damit eine Beziehung dar, indem sie als Dinge existieren, die für die Individuen einer Gesellschaft lediglich die Nutzung bestimmter Eigenschaften möglich macht, die sie privat dem Markt entnehmen können, wenn sie ihm äquivalenten Nutzen zufügen können. Dass Nutzen nur durch eine Beziehung von Natur und Arbeit besteht, ist hierbei unterstellt, jedoch nicht gegenwärtig, also bloße Tatsache. Die Ware enthält also eine Beziehung, die gesellschaftlich ist, weil die Dinge als Arbeitsprodukte nur aus dem gesellschaftlichen Grund des Arbeitsprozesses entstehen, aus der gesellschaftlichen Geschichte der Produktionmittel und Entwicklung der Bedürfnisse, der Erfindungen vieler Generationen und Verfeinerungen ihrer Kultur. Als konkrete Dinge existieren sie jedoch nur privat zum Erhalt einzelner Individuen, die diese Produkte nur dem Markt entnehmen können, indem sie für diesen auch Waren produzieren oder sich dort selbst als Ware Arbeitskraft veräußern. Die wesentliche Beziehung der Güter in der bürgerlichen Gesellschaft verläuft im Widerspruch zwischen ihrem gesellschaftlichen und privarten Dasein. Darin erfahren die Menschen den Schmerz ihrer Gesellschaft, die Entfremdung ihres Lebens von ihren Produkten: Wo es konkret wird, kann es nur privat sein, und wo es privat ist, muss es sich der gesellschaftlichen Abstraktion verfügbar machen, Ware sein. Als Sache des Austauschs ist die Ware ein Mittel des darin frei gelassenen Willens der Warenbesitzer, die darin sich im Unterschied ihrer Bedürfnisse begegnen, um ihre Beziehung als Willensverhältnis zu verwirklichen. Was der eine als Verlangen seines Bedarfs hat, hat der andere als Willen zum Tausch. Wille und Bedürfnis stehen darin sich äußerlich gegenüber. Im Tauschakt entsteht allgemein Geld als Faustpfand gesellschaftlicher Beziehung und verwirklicht sich als abstrakte Einheit von Wille und Bedürfnis (siehe Realabstraktion). Geld erzeugt also Verhältnisse, worin jeder einzelne Wille und jedes einzelne Bedürfnis untergehen, weil sie darin nur abstrakt zusammenkommen und zu einem fremden Willen werden, der sich im Warentausch wie der Trieb des Marktes gestaltet (siehe Warenfetischismus). | ![]() |
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