"Vergleichen wir ... Wertbildungsprozeß und Verwertungsprozeß, so ist der Verwertungsprozeß nichts als ein über einen gewissen Punkt hinaus verlängerter Wertbildungsprozeß. Dauert der letztre nur bis zu dem Punkt, wo der vom Kapital gezahlte Wert der Arbeitskraft durch ein neues Äquivalent ersetzt ist, so ist er einfacher Wertbildungsprozeß. Dauert der Wertbildungsprozeß über diesen Punkt hinaus, so wird er Verwertungsprozeß." (MEW 23, S. 209) Wert ist, was einer Bewertung von dem entspricht, was es für die Existenz der Menschen bedeutet, was für ihre Existenz nötig ist, was sich in dem darstellt, was notwendig aufzubringen ist, wenn es nicht ist, was aber sein muss – ob als Vermögen von Sachen oder Tätigkeiten – also dem was der Aufwand hierfür kostet. Wert hat etwas, das notwendig für die Menschen und zugleich nicht, also getrennt von ihnen ist, was für ihre Existenz nötig ist - einen Existenzwert hat. Wert stellt also immer einen notwendigen Aufwand dar, der in eine Sache oder Leistung als Material gesellschaftlicher Existenz eingeht oder eingegangen ist und darin als Produkt einer menschlichen Arbeit dargestellt und solange anwesend ist, wie es noch nicht im Konsum mit der Einverleibung ihrer Produkte untergegangen ist: Wert stellt daher einen gesellschaftlichen Arbeitsaufwand dar, der durch Menschen (also nicht durch Maschinen) erbracht wurde und zu erbringen ist, weil er auch nur durch Menschen realisiert werden kann. In der bürgerlichen Gesellschaft existiert er im Dazwischensein von Arbeit und Konsum als Ware, die verkauft wird, solange sie gekauft wird ("Autos kaufen keine Autos" - Henry Ford). Die menschliche Arbeit als solche ist Wertbildner, weil und sofern sie Waren herstellt, die im Warentausch ihre Wertgegenständlichkeit im Verhältnis ihrer Wertformen in der Wertgröße eines durchschnittlichen menschlichen Arbeitsaufwand zur Erhaltung und Entwicklung ihrer gesellschaftlichen Existenz realisiert. Es ist eine Größe des Daseins, die sich über die Wertsumme eines gesellschaftlichen Reichtums an Produkten relativiert und vermittelt, die einen Wert darstellen, solange sie sich in ihrem gesellschaftlichen Verhältnis zwischen Produktion und Konsumtion verhalten (siehe auch Dazwischensein). "Menschliche Arbeitskraft im flüssigen Zustand oder menschliche Arbeit bildet Wert, aber ist nicht Wert. Sie wird Wert in geronnenem Zustand, in gegenständlicher Form." (MEW 23, S. 65) Für die Wertbildung ist es gleichgültig, ob sie für die Reproduktion der Menschen erbracht und als variables Kapital existent ist oder für die Vermehrung von Geld als Mehrwert. Nicht so für die Menschen, die mit ihm einerseits durch ihre Arbeit als Wertbildner, andererseits als Konsumenten über seinen Preis zu tun haben, der sich im Verhältnis der Geldform zwischen Kauf und Verkauf bildet (siehe Preisbildung). Während sich der Wert nur aus der Produktion von Waren ergibt, zeigt er sich als Preis nur in der Zirkulation von Waren und Geld. Daher stellt der Wert und der Preis verschiedene Funktionen des Geldes - einmal als Zahlungsmittel, ein andermal als Kaufmittel - dar. Daraus entwickelt sich eine ebenso gegenläufige Wertdarstellung, wie die von Mehrwertrate und Profitrate oder auch die von Wertwachstum und Wirtschaftswachstum. "Endlich kann kein Ding Wert sein, ohne Gebrauchsgegenstand zu sein. Ist es nutzlos, so ist auch die in ihm enthaltene Arbeit nutzlos ... und bildet daher keinen Wert." (MEW Bd. 23, S. 55) Ein ökonomischer Wert, der den Reichtum der bürgerlichen Gesellschaft darstellt, existiert immer nur in der Warenform, die Wertform ist, weil sie sowohl Arbeit, als auch Konsum in sich reflektiert: Mit der Arbeit, die sie entstehen lässt, bildet sich der Wert, den sie im Warentausch erfährt; mit ihrem Verschwinden vom Markt verliert er sich. Eine Wertbildung ist daher zwar zunächst nur die Produktion von Waren im kapitalistischen Produktionsprozess, dort aber zugleich auch nur potenzieller Wert, der seiner Realisierung auf dem Markt harrt. Als produzierte Ware ist ihr Abverkauf zwar unterstellt und als Preis der Ware kalkuliert, nicht aber wirklich da, also ohne Dasein. Auch schon bevor dieser im Verwertungsprozerss des Kapitals sich entfaltet ist er auf dem Markt gegenwärtig und doch noch nicht wirklich. Zugleich ist der Markt zwar wirklich, bezieht sich aber auf eine Arbeit, die längst in ihrem Produkt aufgegangen und also aufgehoben ist. Wertbildung besteht in dieser Identität von gegenläufigen Wirklichkeiten, die wirklich und unwirklich zugleich sind und zu getrennten Sphären werden (siehe Produktion und Zirkulation) und doch ihre Identität als Substanz ihres Verhältnisses haben und durchsetzen müssen: Wertsubstanz. Die Verwandlung von Geld in Waren spaltet die Funktion der Ware im Tausch in die eines Kaufmittels und die eines Zahlungsmittels. Sie lässt den Produzenten zum Produzenzen von Kaufmittel werden, und macht somit aus dem Geldbesitzer den Kapitalisten, der sich selbst als "Stoffbildner eines neuen Produkts" erscheint, weil die Faktoren des Arbeitsprozesses beherrscht und in deren "toten Gegenständlichkeit lebendige Arbeitskraft" seiner" Produktion einverleibt, also lebende Arbeit der toten Arbeit unterwirft. Hieraus aber folgt, dass "tote Arbeit in Kapital, sich selbst verwertenden Wert" wird und in diesem Kreislauf sich selbst als Subjekt der Arbeitsform auch substanziell, also in seiner Wertsubstanz fortbestimmen kann. Die Wertbildung wird zwangsläufig zur Kapitalbildung, die das Wertwachstum betreibt - und dies betreiben muss, um nicht durch die Konkurrenzen auf den Märkten an Wert zu verlieren. Auf dem Warenmarkt stellt sich dies als das doppelte Verhältnis des Geldes zu den Waren dar. Geld ist hierin das Mittel und Material von zwei gegensätzlichen Beziehungen: Die der Preisbildung im Warentausch auf dem Warenmarkt und die der Wertbildung im Produktionsverhältnis. Der Preis ist der Tauschwert der Waren, wie er sich in der Warenzirkulation ergibt; der Wert ist der in die Produktion der Waren eingebrachte menschliche Arbeit schlechthin. Der Kostpreis der Produktion und der Wert, den die Produkte haben fällt vor allem deshalb auseinander, weil der Preis der Arbeitskraft und der Wert, den sie produziert auseinanderfällt, eben weil sie nicht nur den Wert produziert, der sie ernährt und durch den sie und das ganze Produktionsverhältnis sich reproduziert und sich ihr Lebensstandard entwickelt, sondern weil sie auch durch unbezahlte Arbeit ein Mehrprodukt erzeugt, das nur als Mehrwert existiert und die Macht gegen sie vergrößert. Sie erzeugt damit immer mehr Geldwerte, als sie konsumieren kann. Geld als Zahlungsmittel wirkt nämlich in der Preisbildung als Maßstab der Preise und ist völlig getrennt und unterschieden von der Wertbildung, worin Geld als Kaufmittel das Maß der Werte darstelltt. Weil Geld bei der Warenproduktion als Vorschuss in diese eine völlig andere Funktion hat, als bei der Warenzirlulation im Warentausch als Produkt einer abstrakt menschlichen Arbeit (siehe Wertsubstanz) steht seine Wertdarstellung im Zentrum der gesellschaftlichen Formbestimmung. Weil die Wertbildung an den Arbeitsprozess und den Produktivkräften gebunden waren, waren die Preise durch den Verkauf der Produkte bestimmt, der mit den subjektivn Umständen der Produktion variierte. Von daher wurden sie unmittelbar über Zahlungstermine objektiv gefestigt. Die zeitbedingten Wertunterschiede von Produktion und Abverkauf wurden von daher als Derivate des Finanzkapital verwertbar (siehe Derivatenhandel). Hierdurch wurde die Ausbeutung der menschlichen Arbeit und ihrer Ressourcen unmittelbar vom Standpunkt einer Mehrarbeit und zugleich vom Wertunterschied der Zahlungstermine (siehe Terminhandel) bestimmt, also sowohl durch den Wert der Arbeitsprodukte wie auch dem Wert des zirkulierenden Geldes durch die Preisbildung verdoppelt. Von daher verdoppet sich der Wert sowohl aus der Arbeitszeit wie auch der Zirkulationszeit einer Gesellschaft im Devisenhandel auf den Weltmärkten und verwirklicht aus beidem den gesellschaftlichen Mehrwert (siehe auch Existenzwert) des Kapitals als Weltgeld auf den globalen Märkten der Nationalwirtschaften (siehe hierzu auch Globalisierung). Und je umfassender und dichter solche Verhältnisse sind, desto gleichgültiger werden sie also in ihren Beziehungen, von denen sie im Maß ihrer Verallgemeinerung abstrahieren müssen. Mit zunehmender Einfältigkeit ihrer qualitativen Bestimmung werden sie auch ebenso allgemein wesenloser, ihre konkrete Substanz immer abstrakter, abwesender (siehe z.B. abstrakt menschliche Arbeit). In der Form der anwachsenden Dichte ihrer Verhältnisse wird diese zu ihrer Bestimmung (siehe Formbestimmung). Und diese kehrt schließlich die Dialektik von allgemeiner Form und einzelnem Inhalt um. So bleibt Wert als reine Formbestimmung des gesellschaftlichen Stoffwechsels im Wechsel seiner Ressourcen im Wesentlichen nurmehr Bewegung als sich selbst bestimmende Form, als reine Formbestimmung eines sich selbst fremden, eines entfremdeten Lebens, als Wesen seiner Selbstentfremdung, als gesellschaftliche Bewegung einer reinen Wesensnot. „Denn die Bewegung, worin {der Wert} Mehrwert zusetzt, ist seine eigne Bewegung, seine Verwertung also Selbstverwertung. Er hat die okkulte Qualität erhalten, Wert zu setzen, weil er Wert ist. Er wirft lebendige Junge oder legt wenigstens goldne Eier. Als das übergreifende Subjekt eines solchen Prozesses, worin er Geldform und Warenform bald annimmt, bald abstreift, sich aber in diesem Wechsel erhält und ausreckt, bedarf der Wert vor allem einer selbständigen Form, wodurch seine Identität mit sich selbst konstatiert wird.“ (K. Marx, Kapital I, MEW 23, 168f)
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