"Wenn der Gedanke radikaler Kritik durchgehalten werden soll, muss er sich der Verführbarkeit durch sogenannte Praxis" entziehen." (Robert Kurz, 2007) Mahnend wie der Patriarch einer katholischen Glaubenskongregation verteidigt Robert Kurz in obigem Zitat aus seinem Text mit dem vielsagenden Titel "Über den Unwert des Unwissens" die wahre Lehre von der "radikalen Kritik", die er allerdings nur als Gedanke einer pastoralen Selbstbeziehung verstanden hatte. Dies war der Auftakt zur Spaltung der so genannten Wertkritik, die zwischen einem revolutionären Gedanken und der Notwendigkeit einer praktischen Intervention zerstritten war. Ihre Radikale spalteten sich unter der Bezeichnung Exit! (www.exit-online.org), die an der Krisentheorie von Robert Kurz festhielt und sie weiterspinnen woltte und einer Gruppe, die positive Ansätze in den chronifizierten Wirtschaftskrisen des Kapitalismus anzusetzen suchten und unter der Bezeichnung Krisis (www.krisis.org) nach "Wegen aus der Krise" suchten. Die Spaltung war das logische Ende einer Kapitalismuskritik, die in der Einfältigkeit strukturalistischer Erklärungsversuche der kapitalistischen Krisen zergangen war und sich an den Bruchstellen und den Missverständnissen der klassischen Arbeiterbewegung und der Kritik des so genannten Realsozialismus des Ostens aufzurichten suchte. Ihr Horizont konnte innerhalb solcher Perspektiven nicht über eine rein formale Ideologiekritik des bürgerlichen Subjekt des Kapitalismus reifen (siehe hierzu auch Subjektkritik). Für Robert Kurz war die kapitalistische Krise selbst der Auflösungsprozess des Kapitalismus, weil durch die Fortschritte der Technologie und Automation die Wertbildung der klassischen bürgerlichen Gesellschaft sich selbst überwinden würde, weil darin menschliche Arbeit immer unsinniger und das Geld praktisch wertlos werden würde und die Menschen lediglich ein wertloses Feld zur Entfaltung ihrer Subjektivität und Musen zu erobern hätten. Mit einem derart strukturalistischen Urteil wendete er sich gegen den nun endlich als kleinbürgerlich erkannten Glauben an die "Fortschritte" der Informationstechnologie für eine neue Gesellschaft, wie sie nach dem "Ende der Arbeitt" möglich werden. Als ob seine Kritik einen Wert des Unwissens oder einen Unwert des Wissens oder beides in einem zu verteidigen habe, wendet er sich gegen die Position der Gründersubstanz positiver Allgemeinplätze der Krissis-Gruppe, wie sie innerhalb der Wertkritik z.B. in der Keimformtheorie implizit auch schon angelegt war, die Wissen als Information, als Grundlage einer neuen Gesellschaft aufgebauscht hatte, wenn sie denn nur lizenzfrei wäre und sich von daher als Kapitalismus transzendierdendes Allgemeingut der erweiterten Intelligenz durch technischen Fortschritt "frei Haus" erweisen könnte, wenn er denn nur freiwillig und nach Bedarf geliefert werden würde. Aber war es nicht Robert Kurz selbst, der auf solche Technologie bezogen seinen "Abschied" von der Arbeit gefeiert hatte? In den 1990er Jahren galt es eben vor allem den reaktionären Marxismus des Stalinismus zur überwinden, wofür sich in der Zeitschrift "Konkret" die "Antideutschen" zusammen mit den Wertkritikern ideologiekritisch einig waren. Sie wendeten die aus einer antinationalistischen Ideologiekritik entstandenen Subjektkritik des fetischisierten Bewusstseins, wie sie innerhalb der Negativen Dialektik von Adorno, besonders von Moishe Postone rezipiert worden war und so bezogen sie sich auf dessen Interpretation des Warenfetischismus als Grundlage einer Ideologiekritik des Nationalismus, als ideologische Struktur des Antisemitismus (siehe hierzu auch Karl Reitter 2004: Ein Popanz steht Kopf - Zu Postones Buch: "Zeit, Arbeit und gesellschaftliche Herrschaft"). Tatsächlich lösten solche Vorstellungen ein praktisches Problem der Wertkritik, nachdem sie die Arbeitswerttheorie von Karl Marx abgewiesen hatte und die Arbeiterbewegung in "die Mottenkiste der Geschichte" gebannt wissen wollte. Auf der Suche nach einem esoterischen Marxismus hatte sie sich in der Behauptung verfangen, dass der Wert der Waren nichts anderes als eine schlechte Idee, die Bewertung der Güter, welche den Reichtum der bürgerlichen Gesellschaft verkörpern also ausschließlich ideell und also seiner materiellen, also körperlichen Grundlage enthoben sei. Der Wert sei demnach eine reine Kategorie des Bewusstseins, als "Halluzination" der Bürger entspricht bei solcher Auffassung unmittelbar derm Fetischismus, mit dem die Bürger sich an ihre warenförmige Lebensverhältnisse fixieren würden, ihr "fetischisiertes" Bewusstsein eben ihr ausschließlicher "Fehler" sei (siehe Warenfetischismus). Der Warenfetischismus, wie ihn Karl Marx aus der Analyse der Werform entwickelt hatte und wodurch die vBürgerliche Gesellschaft zur "Erscheinungsform des Werts" erklärt wurde, musste hierfür allerdings wesentlich psychologisiert werden, von seinem Zusammenhang aus der Kritik der politischen Ökonomie abgelöst und in eine Verblendungstheorie umgdeutet werden. Dazu waren aus der Frankfurter Schule bereits entsprechende theoretische Fragmente vorgelegt worden. Mit seiner 1993 erschienenen Marx-Interpretation "Zeit, Arbeit und gesellschaftliche Herrschaft" wollte Moishe Postone die ;Theorie von Marx grundsätzlich von der marxistischen Theorietradition abheben. Er wendete sich darin gegen solche marxistischen Theorien, die die kapitalistische Produktionsweise unter dem Gesichtspunkt von Ausbeutung und Klassenherrschaft (siehe hierzu Klassenkampf) kritisirten und sich auf die Kritik an der Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums (siehe hierzu auch Verteilungsgrechtigkeit) beschränkten. Postone stellte dem die Analyse der abstrakten Formen der kapitalistischen Produktionsweise entgegen, aus denen Marx den Klassengegensatz abgeleitet hatte: Ware, Wert, Arbeit, Kapital. Mit dieser theoretischen Regression war Postone mit der Frankfurterr Schule Adornos und deren Subjektkritik einig und reduzierte deren kritische Theorie auf den Doppelcharakter der Arbeit, auf den Gegensatz von abstrakter und konkreter Arbeit, den er nicht aus dem Widerspruch der Wertform vermittet begreifen konnte. Dadurch konnte er allerdings mit Leichtigkeit den Antisemitismus als Ideologisierung der abstrakten Arbeit unmittelbar begründet verstehen und wurde hierdurch zum Protagonisten einer "postmarxistischen Theorie" der antideutschen Bewegung und der Wertkritik. Damit war die Kritik der politischen Ökonomie, wie sie die Wertkritik verstand, identisch mit Ideologiekritik und konnte sich der Mühe einer analytischen Wissenschaft der Ökonomie entziehen, sich mit dem Vorwurf eines "falschen Bewusstseins" bescheiden, ohne dieses als "verkehrtes Bewusstsein", als Unwissen einer Verkehrung auch im wirklichen Lebensalltag der Menschen abarbeiten zu müssen. Indem die abstrakte Allgemeinheit des Werts nur ideell verstanden wird, ist sie eben auch nur die Frage eines anderen Denkens, mit dem die Welt zu verändern sei. Doch als Frage des Bewusstseins stellt sich das Problem völlig anders, denn dieses nur in der Reflektion Seiende muss sich schließlich im Dasein dann auch wirklich als Gegenstand seiner Kritik erweisen und beweisen lassen. Es war offensichtlich geworden, dass mit einem wertkritischen Ansatz keine wirklichen Widersprüche angegangen werden können, dass also nur Belehrung und Aufklärung deren Ziel sein könnte. Doch gerade diese Subjektkritik war seit Adornos elitärem Avantgardismus verpönt und enthält schon in seiner "Dialektik der Aufklärung" die psychophilosophische Implikation eines "Verblendungszusammenhangs", in die sich die Kritische Theorie verrannt hatte. Ein solcher "Marxismus" hatte mit seiner bloß "Negativen Dialektik" seither ein unlösbares Problem, der sich im Verständnis ihrer Subjektkritik fortschleppte und in allerlei Zusammenhängen verwindete. Die so genannte Wertkritik ist dem voll und ganz erlegen und konnte sich daher auch nicht mehr von den volkswirtschaftlichen Exegesen des gewöhnlichen Wirtschaftssjournalismus unterscheiden. Die Gewohnheit wird hier zu einer Ideologikritik, die sich gegen "Kopfgeburten" so wendet, wie sie diese auch erfunden hat. Besonders die Arbeit selbst, die in eine unmittelbare Wertform des Kapitalismus verwandelt, von ihrem Gebrauchswert "befreit" wurde. Alle Bemühungen von Marx, die Verkehrung von natürlicher Körperlichkeit in eine Wertgestalt aufzuhlären, war mit dem wertkritischen Arbeitsbegriff zu einer sujektiven Mühe enstellt und damit ihre körperliche Existenz in Nichts aufgelöst, also auch objektiv nicht existent befunden. Damit wollte Kurz schlicht und einfach eben mal so die Arbeiterbewegung desavouiert haben, weil sie seinem bildungsbürgerlichen Verstand nicht genügte. So brachte er es im Kopfumdrehen zu einer neoliberalen Interpretation des Wertbegriffs, indem er ihre allgemeine Form und damit auch die allgemmeine Wertform ihrer Formbestimmtheit selbst schon in eine pure Abstraktion verkehrte (siehe hierzu auch reaktionärer Marxismus). "Arbeit scheint auf den ersten Blick immer konkret zu sein, eine bestimmte Tätigkeit, und das Abstraktum 'Arbeit' nur der Allgemeinbegriff davon; Aber in warenproduzierenden Systemen wird 'Arbeit' schlechthin, ohne jeden bestimmten Inhalt, zur unmittelbaren materiellen Gewalt als Realabstraktion. Das Abstraktum, die Kopfgeburt, tritt dem Kopf in Gestalt des Geldes als buchstäbliche äußere Realität entgegen." (R.Kurz, Der Kollaps der Modernisierung, S.273, zitiert nach: ND vom 11./12.6.94, S.10) Seit diesem sagenhaft simplen Einwand hat man seitdem bei der Wertkritik allerdings viel tun, um sich nicht allzu offensichtlich gegen die Grundlagen der marxistischen Theorie zu blamieren. Die "unmittelbare materielle Gewalt als Realabstraktion" sei eine "Kopfgeburt" und könne daher auch nur durch den Kopf mit der "Kritik der abstrakten Arbeit" aufgehoben werden. Das allerdings verlangt, dass deren Naturalform durch den selben Kopf auch aufgelöst werden muss. So musste z.B. der Gebrauchswert der Waren, der nach Marx immerhin die reale Erscheinungsform des Werts ist, zu einem einzelnen und zufälligen Umstand des Warentauschs umgedacht werden (siehe hierzu auch "Über die Grundlagen und Ziele der Marx'sche Dialektik in der Entwicklung der Wertform aus den Verhältnissen der Tauschwerte" Pfreundschuh 2019). Doch das Geld als allgemeine Äquivalentform kann ohne diesen überhaupt nichts wert sein. Sein Verhältnis zu allen anderen Waren gestaltet sich in einer Form, worin Waren ihm entgegengesetzte Positionen einnehmen, in relativer Wertform, die sich nur in einer allgemeiner Wertform gesellschaftlich verhalten kann, wodurch die einzelne Ware in ihrem allgemeinen Warendasein bemessen ist, bis sie selbst allgemein zu einer Form des Tauschwerts wird und in ihrer Geldform ihre Beziehung zu ihrem Gebrauchswert und alle daraus folgenden Beziehungen der Waren zu ihren Wert verkehrt erscheint. "Die erste Eigentümlichkeit, die bei Betrachtung der Äquivalentform auffällt, ist diese: Gebrauchswert wird zur Erscheinungsform seines Gegenteils, des Werts .Die Naturalform der Ware wird zur Wertform." (MEW 23, S. 70f) Marx hatte mit dem Begriff des Warenfetischismus eine Gesellschaft beschrieben, in der alle natürlichen Verhältnisse nur als Erscheinungsform ihres Gegenteils sich aufeinander beziehen, der "Gebrauchswert als Erschungsform des Werts", "konkrete Arbeit zur Erscheinungsform ihres Gegenteils, abstrakt menschlicher Arbeit" und "Privatarbeit zur Form ihres Gegenteils wird, zu Arbeit in unmittelbar gesellschaftlicher Form." (MEW 23, S. 70f), die sich nurmehr in gesellschaftlichen Strukturen äußern kann, die über ihre Formbestimmungen ihre Natur beherrschen und aufbrauchen. Wenn auf die Natur der Sache, auf ihr objektiv organisches Dasein, wenn auf deren Entäußerung kein Gedanke verschwendet werden soll, dann wird auch die Arbeitskraft selbst zu einer bloßen Wertabstraktion. Das formbestimmte Lebensverhältnis der Menschen fällt aus und Lohnarbeit ist dann von der durch den Arbeitslohn bezahlten Arbeit unmittelbar zu einer abstrakten Arbeit aufgelöst, ihr Wert und ihr Preis identisch, so als ob der Lohn als Geldbetrag selbst schon abstrakt menschliche Arbeit darstellen könnte (siehe hierzu auch Monetarismus). Damit ist alles hinfällig, was Marx dazu geschrieben hatte und als Kern seiner wissenschaftichen Arbeit gegen die politische Ökonomie begriffen sehen wollte, die nicht begreifen konnte, dass Wert und Preis niemals wirklich identisch sein kann. Er hat schließlich zur Genüge nachgewiesen, dass der Preis sich als Anteil einer Preissumme als Maßstab der Preise aus dem Warenmarkt, der Wert als Wertgröße der durchschnittllich notwendigen gesellschaftlichen Arbeitszeit als Maß der Werte zur Reproduktion und Fortbildung des Lebensstandards ergibt. Weil Kapital und Arbeitskraft gänzlich gegensätzliche Wertquellen sind, weil sich ihr Klassengegensatz als Formation von bezahlter Arbeit (Wert) und unbezahlter Arbeit (Mehrwert) darstellt, erübrigt sich mit ihrer Gleichstellung die marxistische Kritik am Verwertungsprozess des Kapitals. Die Arbeit der Menschen selbst musste aus der Beschreibung ihrer Naturbedingtheit und einem hieraus schon immer nötigen Aufwand entfernt und zu einem Frondienst umgedacht werden, den es nur im Kapitalismus geben würde. Wertkritik hatte sich von daher schon fast fanatisch gegen den Ausbeutungsbegriff der Arbeiterbewegung aufgebläht und sich auch nicht mit der Ausbeutung der Natur befast, die das Material des Warenfetischismua, also der gesellschaftlichen Verkehrung der Verhältnisse des Kapitalismus für die Formbestimmungen seiner Finanzierungen (siehe auch fiktives Kapital) bereitstellen muss. Sie Wertkritik war der reinen Ideologiekritik verfallen, die sie als "Subjektkritik" verstehen wollte und die sich den sinnlichen Verhältnissen der herrschenden Wirklichkeit entzogen hat. Und gerade hierdurch war sie nicht mehr in der Lage die komplexen Inhalte und Substanzen in den Lebensformationen einer Epoche des so genannten Postfordismus, uber die Ausbeutung von Mensch und Natur aufzuklären. Im ideologischen Denkschema des Postfordismus war Ausbeutung als ein rein moralischer Begriff ausgemustert, der z.B. von der Wertkritik einer reaktionären Arbeiterbewegung zugeordnet wurde. Angesichts einer schwindenden Realwirtschaft und der Aufblähung des fiktiven Kapitals zu einer Weltmacht der Kapitalverwertung auf den Finanzmärkten eines Schuldgeldsystems wurde im Eifer ihrer Kritik alles nivelliert, was im globalen Lebenszusammenhang die Ausbeutung von Mensch und Natur wirtschaftlich und politisch bedeutungslos erscheinen lassen konnte. Doch gerade mit der Globalisierung des Kapitals war es umso nötiger, die sinnlichen Zusammmenhänge einer Weltwirtschaft aufzuklären und ihre internationalen Formationen begrifflich zu entzaubern. Denn es reichte die klassische Arbeitswerttheorie nicht mehr hin, um die komplexen Ausbeutungsmechanismen eines Existenzwerts über den Devisenmart und den Derivatenhandel darzustellen, der mit der sich verschärfenden Konkurrenz der Nationalstaaten durch die Globalisierung des fiktiven Kapitals über die Totalisierung der Staatsverschuldungen verstärkt wurde. Aber es hat sich um so deutlicher gezeigt, dass die Ausbeutung des Lebens der Menschen und ihrer Natur zur zentralen Bedeutung aller Klassenkämpfe und zu einer Überlebensfrage der natürlichen Grundlagen der lebendigen Kreaturen überhaupt geworden ist. Von daher muss der Begriff der Ausbeutung des Lebens überhaupt neu regeneriert werden. Denn sie zehrt ihr eigentümliches Wesen auf und unterwirft sie einer Macht, die nur aus der Allgemeinheit ihrer Entäußerung, aus der abstrakten Äußerlichkeit ihres allgemenen Daseins besteht und auch nur Bestand hat, solange sich das veräußerte eigene Wesen durch unentwegte Ausbeutung bestärken kann. Aber für die Wertkritik sollte der Kapitalismus nur eine Gedankenabstraktion sein, die real, also unmittelbar zu einer Realabstraktion geworden sei, die das eigentliche Leben verfälschen und enttäuschen würde, solange die Menschen von ihrem "fetischisiertes Bewusstsein" (siehe hierzu Warenfetischismus) nicht ablassen würden. Die penetrante Wiederholung, dass es sich in Wahrheit nur um die Wertverwertung einer Abstraktion handele, sollte jeden konkreten Gedanken erschlagen, bevor er überhaupt auftreten konnte. So bedurfte die Abstraktion auch keinerlei körperliche Existenz, keinen Warenkörper und keinen Stoffwechsel der Arbeitskraft und auch keiner Technologie der Geldverwertung, keinerlei natürliches Material überhaupt, an dem sie als Naturalform einer real wirksamen Formbestimmung ihre Natur aus der Abstraktionskraft ihrer Absichten bestimmen könnte. Robert Kurz glaubte mit der fundamentalen Abweisung des Gebrauchswerts in seinem Text zum "Abschied vom Gebrauchswert" eine neue Basis für die reine Ideologiekritik der negativen Dialektik von T.W.Adorno gefunden zu haben, mit der die marxistische Dialektik wieder mal in eine neue Denkform des Tolitarismus auf der Suche nach der "Wahrheit des Lebens" gebracht wurde: "Wir haben ihn so geliebt, den Gebrauchswert. Schon immer war er in der Kritik der politischen Ökonomie die Lieblingskategorie der Linken. Für den Traditionsmarxismus, der sich einer positivistischen Lesart der Marxschen Theorie verschrieben hat, handelt es sich zwar beim gesamten Begriffsapparat des "Kapital" um positive, ontologische Definitionen. Kritik und gesellschaftliche Umwälzung sollen auf dem Boden dieser Kategorien stattfinden, um sie in einer vernünftigeren, menschenfreundlicheren Weise zu regulieren statt sie abzuschaffen. Aber dem Begriff des Tauschwerts haftete trotzdem immer etwas leicht Anrüchiges an. Allein der Gebrauchswert schien sich im Stand der historischen Unschuld zu befinden. "Gebrauchswertorientierung" war deshalb das Zauberwort, um sich trotz Akzeptanz der Warenproduktion ein transzendierendes Motiv in die Tasche lügen zu können." (Robert Kurz, erschienen im Neuen Deutschland am 28.5.2004) Es war und ist ein fundamentales Anliegen der Wertkritik, die Formbestimmung der bürgerlichen Gesellschaft selbst schon als reine Wertform, nicht als gesellschaftliche Bestimmung ihrer geschichtlich entwickelten Naturalform über die Geschichte des Warentauschs zu begreifen (siehe hierzu Dialektik). Für die Wertkritik wäre schon eine Arbeit, die Gebrauchswerte erzeugt, eine "überhistorische Kategorie", wenn sie nicht als "Tauschwert setzende" Arbeit erkannt werde. Ihr Tauschwert wird dadurch allerdings dann eben mal wie ein "außerhistorisch" bstimmtes Wesen eingeführt, das nicht aus dem Dasein der in ihren Angeboten konkurrierenden isolierten Gebrauchswerte als Ware abzuleiten sei (siehe Teilung der Arbeit), sondern ihm schon vor aller Erfahrung inne wohne, auch wenn die Gebrauchswerte noch garnicht erzeugt, "Gebrauchswerte 2.Ordnung" für ein bloß fiktives Kapital sind. Ihr Wert würde sich darin nämlich als bloße Idee einer zukünftigen Produktion verhalten (siehe hierzu auch den Wertbegriff von Hegel), nicht als Formbestimmung des Warentauschs in einer Gesellschaft entfalten, in der die Produkte konkret nützlicher Arbeit vollständig getrennt von ihrer gesellschaftlichen Substanz - aber gerade nur durch sie - vermittelt und gehandelt werden. Die Wertsubstanz, die Marx ausführlich aus den Verhältnissen der bürgerlichen Gesellschaft aus der bloßen Tatsache ihrer Beziehungen als abstrakt menschliche Arbeit ableitet, kann demnach auch keine gesellschaftliche Bestimmung ihrer Naturalform der zwischen Angebor und Nachfrage bewerteten Gebrauchswerte, sondern nur der schlichter Denkfehler eines fetischisierten Bewusstseins sein. Solche Theorie lässt keine Begriffsbildung an ihrem wirklichen Gegenstand zu und ist daher schon in ihrem Ansatz dogmatisch. Um als ein besseres Bewusstsein zu prominieren mussten für eine solche "Wertkritik" natürlich auch erst mal die grundlegenden Begriffe des Marxismus, besonders der Arbeitsbegriff und der Gebrauchswert umgekrempelt werden. Es kann sich ein dogmatisch denkender Mensch ja auch die Zähne ausbeißen, wenn er bei Marx liest: "Als Bildnerin von Gebrauchswerten, als nützliche Arbeit, ist die Arbeit daher eine von allen Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche Leben zu vermitteln. (MEW 23, S. 57) So wollte schon in diesem Textfragment Robert Kurz - und nach ihm auch Ernst Lohoff - sogleich den Widerspruch einer überhistorischen Kategorie zur "menschlichen Praxis" der Gegenwart entdeckt haben. Allerdings unterschlagn sie, das Marx hier nützliche Arbeit beschreibt, die auch im Kapitalismus als Gebrauchswert bildende Arbeit auftritt. Aber egal. Geschichte lässt sich für einen Wertkritiker auch einfach erfinden und durch ein schlichtes Phänomen einer Abstraktion ersetzen: "Wer den Gebrauchswert als überhistorische Kategorie interpretiert, muss natürlich auch jene menschliche Praxis, die Waren hervorbringt, die Arbeit also, in entsprechender Weise aufspalten. Arbeit gilt dementsprechend im ersten Kapitel des Kapitals ausschließlich in ihrer Bestimmung als abstrakte Arbeit, als tauschwertsetzende Arbeit, als etwas spezifisch Kapitalistisches. Die konkrete Arbeit soll es dagegen unterschiedslos in allen Gesellschaftsformationen geben." (Ernst Lohoff, Auf Selbstzerstörung programmiert, S. 24, Fußnote 10) Die Arbeit selbst werde in dieser kategorialen Form als "abstrakte Arbeit" schon in einen Gegensatz zu einer "konkreten Arbeit" versetzt. Nicht eine überhistorische Naturalform der Arbeit soll als Existenzbedingung der Menschen anerkannt werden und zugleich auch ihren historischen Doppelcharakter formulieren können, sondern eine Kategorie der Arbeit, die ein überhistorisches Subjekt beherrschen würde, das sich nicht mehr als bürgerliches Subjekt begreifen muss, das sich von seinen Widersprüchen emanzipieren will, wenn und weil es sich überhaupt als eine ebenso reine wie widersinnige Kritik einer "ungesellschatlichen Geselschatlichkeit" darstellen kann. Und so legt Norbert Trenkle auch geich mal nach, indem er die marxistische Kritik eines Verhältnisses von Gebrauchswert als Erscheinungsform des Werts umkehrt zu einer "allgemeinen Beziehungsform" eines unterstelllten gesellschatichen Subjekts, das demnach sich auch durch die Kritik einer "ungesellschatlichen Geselschatlichkeit" selbst positiv entfalten können solle. "Der hier skizzierte Ansatz bedeutet eine Veränderung gegenüber der gängigen wertkritischen Perspektive, in der die Warenform bzw. der Wert und die abstrakte Arbeit den Ausgangspunkt der Analyse bilden. Für die Kritik der Politischen Ökonomie ist das insofern zu korrigieren, als die Privatarbeit und die Vermittlung über die Arbeit an den Anfang gestellt werden müssen" (Trenkle 2019 in "Ungesellschaftliche Gesellschaftlichkeit. Der Widerspruch zwischen Individuum und Gesellschaft als Kernpunkt gesellschaftskritischer Theorie") Diesen Abgesang gab es ja schon öfter in allen Versionen der Frühsozialisten, wo die kritische Theorie des Marxismus in einen Positivismus der Besserwisserei gekehrt wurde. Dass der Wert selbst als gesellschaftliche Abstaktionskraft dem Verhältnis von abstrakter und konkreter Arbeit vorausgesetzt sein muss, wenn eine Abspaltung oder Isolation der Privatarbeiten von ihrem gesellschaftlichen Charakter zu begründen ist, hat ja eben die maxistische Kritik der Teilung der Arbeit erbracht und das leibhaftig kritische Subjekt revolutioniert, es in die Lage versetzt, sich auch wirklich kritisch zu seiner Zeit und Gesellschaft zu verhalten und damit zu einem geschichtlichen Subjekt zu werden. Doch gerade dies wird durch den Dogmatismus einer unsinnigen Kritik eines fiktiven Subjekts in sich schon aufgelöst, indem ihm jegliche Natur abgespriochen wird und von daher seine eigene Widersprüchlichkeit auch nicht begreifen muss. Es wird ganz einfach vom gesellschaftlichen Organismus (siehe Gemeinwesen), dem Körper der Verhältnisse selbst und auch der organischen Zusammensetzung des Kapitals abstrahiert, um einer fiktiven Gesellschaftlichkeit (siehe hierzu auch Keimformtheorie) nachzuhängen. Formbestimmt wird nach dieser Version eines nur formal argumentierenden Marxismus nicht die Natur der gesellschaftlichen Verhältnisse, ihr Stoffwechsel und ihre Kultur, sondern ihre Wertform selbst als ein Wert, der sich auch im Himmel selbst verwerten könnte, wenn man dort nur seiner Idee mit der Idealisierung seiner Form, ihrer Bereinigung durch reine, durch radikale Gedanken folgen würde (siehe hierzu Strukturalismus). Von daher kann sich die Wertkritik auch selbst nur für eine Idealform der gesellschaftlichen Verhältnisse einsetzen. Das hat sie schließlich allerdings außer Stande gesetzt, ihre eigene Herkunft aus Teilen der Arbeiterbewegung dieser entsprechend zu reflektieren. Sie sollte schon durch das Etikett abgewesen sein, dass sie einem traditionellen Marxismus nachgegangen sei und daher seinen Fehlern aufgesessen wäre, Doch das genau ist nicht wahr. Was schon Marx an ihren Grundlagen, an dem Gothaer Programm von Lassalle kritisiert hatte, war einfach nicht zur Kenntnis und im Wesentlichen nicht erkannt worden. War für Lassalle Arbeit "die Quelle allen Reichtums", so wies Marx darauf hin, dass darin die Natur als dessen Quelle ausgeschlossen wird. Und die Beziehung zur sinnlichen Natur des menschlichen Lebens ist auch bis heute der Brennpunkt eines modernen Marxismus geblieben (siehe hierzu auch die Feuerbachthesen). Es ergeht den Grundlagen des Marxismus durch das "postmarxistische" Gehabe der Wertkritik nicht wirklich besser als in den Zeiten zuvor. Die wesentlichen Begriffe von Marx über den Warenkörper und die Entfremdung der Arbeit wurden mit dem Begriff einer Wertform übertölpt, der selbst keine natürlichen Bedingungen mehr nötig hat und also sich auch nicht hierauf beziehen muss. Dies aber ist entscheidend, um die Ausbeutung von Mensch und Natur materialistisch zu begreifen. Die Wertkritik hat sich zwar richig gegen die wichtigsten Positionen der Arbeiterbewegung gewendet (siehe hierzu auch reaktionärer Marxismus), die Ausbeutung der Arbeit durch die Aneignung von unbezahlter Arbeit aber selbst nur ideologisch - eben wertideologisch - begriffen und Marx darin kritisiert und abgewiesen, dass er Naturalformen nicht nur als Gegenstand des Kapitals, sondern als konkrete Substanz einer abstrakt menschlichen Arbeit einbezieht, zum Beispiel als Ausbeutung von "Muskeln, Hirn und Nerv" beschreibt. Von daher verharrt die so genannte Wertkritik im selben Fehler, den sie in anderer Form am "Traditionsmarxismus" der Arbeiterbewegung kritisiert. Im vorauseilenden Gehorsam an die Macht der Strukturen und dem Verlust ihrer Realisierungschancen durch einen realökonomischen Mehrwert schließen sich die Wertkritiker ähnlich wie die Neoliberalen mit ihrer Giralgeldschöpfung an die Zukunftsgläubigkeit in einer Krisenlage an. Die Krise würde von selbst die Verhältnisse umkehren und durch den Ausstieg aus der realen Marktwirtschaft und ihrem Warentausch, also eigentlich durch die Abschaffung der Realwirtschaft durch den Freihandel und neue Verwirklichungschancen im Derivatenhandel gefunden werden. Der Abstand von den Handelsverträglichkeiten einer bürgerlichen Wirtschaftsform soll die Krise eines einfach nur "wertlosen Geldes" überwinden - wie es Robert Kurz als Hauptproblem der Gegenwart begriffen haben will - wenn man nur die Fixierungen an den Markt, den Warenfetisch in den Köpfen überwinden könne. Wenn Geld mit der allgemeinen Spekulation tatsächlich wertlos werden würde, so würde sich der Kapitalismus tatsächlich auch selbst schon aufheben. Wozu dann aber dieses hochtrabende "politische Subjekt" der Wertkritik? Und tatsächlich war auch schon in der jüngeren Arbeiterbewegung dieser Strukturalismus ausgebrochen, wonach das Geld nicht nach seinem Wert, sondern nur nach seiner Menge bewertet worden war und unbezahlte Arbeit fasst durchgegehend nur als unvollständig verfügbare Geldmenge in der Hand der Arbeitsleute aufgefasst wurde, als "ungerechte Verteilung" des Geldes, nicht als Entzug menschlicher Wesenskräfte, nicht wirklich als Enteignung gesellschaftlich tätiger Menschen, nicht als deren wirkliche Ausbeutung durch die Formbestimmung der kapitalistsichen Gesellschaft. Gegenstand ihrer Kritik und ihrer Kämpfe waren daher auch kaum die objektive Nichtung gesellschaftlich angewandter Kraft, wirklicher "Muskeln, Hirn und Nerv" und wirklicher Natur, weil diese weniger als ihr private Vernutzung ihres Lebens, sondern vielmehr nur als Übervorteilung des Kapitals in der Verfügung über die geldwertigen Erträge aus der Produktion auf dem Markt als schlichte Verteilungsungerechtigkeit begriffen wurden. Damit war die reine Geldzirkulation in den Vordergrund gerückt und die Produktion von Mehrwert zu vernachlässigen, bzw. als bloßen Handelsprofit zu verstehen. Und damit war die Arbeitswerttheorie von Karl Marx - die wesentliche Argumentation seiner Kritik der politischen Ökonomie - natürlich auch nicht mehr zu gebrauchen (siehe hierzu auch reaktionärer Marxismus). Also: Weg damit! Marx hatte schon im Gründungsprogramm der SPD von Lassalle kritisisiert, dass sein Gerechtigkeitverständnis über die Verteilung von Gelderträgen, worin dessen Auffassung von der Quelle des gesellschaftlichen Reichtums als einfaches Resultat der Arbeit sich konzentriert, nur in die Arme der bürgerlichen Gesellschaft zurckführt. "Der Vulgärsozialismus ... hat es von den bürgerlichen Ökonomen übernommen, die Distribution als von der Produktionsweise unabhängig zu betrachten und zu behandeln, daher den Sozialismus hauptsächlich als um die Distribution sich drehend darzustellen. Nachdem das wirkliche Verhältnis längst klargelegt, warum wieder rückwärtsgehn?" (Marx, Kritik des Gothaer Programms MEW 19, S. 22) Aus der Auffassung von Lassalle entstand eine fatale Rückbeziehung der Preisform auf den Lohn der arbeitenden Menschen, die demzufolge ja nur mehr Geld verlangen müssen, um endlich gerecht und schon damit nicht mehr entfremdet von sich und ihrer Arbeit und ihrer Gesellschaft zu Werk gehen zu können. Die Vorstellung einer "Verteilungsgerechtigkeit" durchzieht bis heute sozialistische oder sozialdemokratische Vorstellungen, die damit - so wie dereinst auch der so genannte Realsozialismus - behaupten, dass der Kapitalismus durch die Aneignung von mehr Geld zu überwinden sei. Dies hatte schon Robert Kurz an der Arbeiterbewegung kritisiert, aber leider nur ideologiekritisch beantwortet, als ob ein positives Urteil über Arbeit schlechthin schon entscheiden würde, ob eine Aussage wertkritisch ist oder nicht: "Der epigonale Marxismus verfehlt die Kritik der abstrakten Arbeit völlig. Er hielt Arbeit in ihrem vorgefundenen Dasein für das ontologische 'Gute', das nur äußerlich vom Kapital vergewaltigt worden sei, und las den Begriff der abstrakten Arbeit gedankenlos als positive Definition." (R.Kurz, Der Kollaps der Modernisierung, S.273, zitiert nach: ND vom 11./12.6.94, S.10) Abstrakt menschliche Arbeit entsteht aber nicht erst durch den Bezug von Geld für die Veräußerung der Arbeitskraft sondern durch den Warenkörper selbst, der sowohl vom arbeitenden Menschen als auch durch sein Produkt in das gesellschaftliche Verhältnis des Kapitalismus eingebracht wird. Alles, was den Kapitalismus wesentlich materiell, also stofflich ausmacht, die Formveränderung von lebender Arbeit zu einer toten Arbeit, die sich im Wert des Geldes und seinem Mehrwert gegensinnig verhält, ist zur bloßen Formalität einer gesellschaftlichen Struktur geworden (siehe hierzu Strukturalismus). Doch es ist wesentlich nicht die Arbeit als solche, sondern die Natur des Körpers aller Waren, die vom Kapital als allgemeines Kaufmittel ausgebeutet wird und nur deshalb im Verhältnis der Waren im Warentausch zu einer abstrakten Allgemeinheit werden kann und als bloßer Wert in der Geldform zirkuliert. und von daher zum Fetisch des Geldes für die Menschen wird (siehe Warenfetischismus), der ihr Leben deutet und den Mensch entfremdes Leben, Leben in fremder Form, formbestimmtes Leben bedeutet. Die "radikale Kritik" von Robert Kurz verfolgt allerdings nicht die Wurzeln der Notwendigkeiten, die eine gesellschaftliche Realabstraktion in deren Lebensverhältnissen stofflich in ihrem konkreten Stoffwechsel - also praktisch - bewirkt. Sie besteht aus der Verdopplung der Formbestimmtheit der Wertform als eine gesellschaftliche Form und gesellschaftliches Ideal in einem (siehe hierzu auch Warenfetischismus). Von daher betreibt sie im Grunde nur Ideologiekritik und wendet sich darum auch gegen utopische Praxisvorstellungen in den eigenen Reihen, gegen den nun endlich als kleinbürgerlich erkannten Glauben an praktische Lebensveränderungen, die allerdings auch nur in der Sehnsucht nach Alternativen im kapitalistischen System auftauchen. Als ob seine Kritik einen Wert des Unwissens oder einen Unwert des Wissens oder beides in einem zu verteidigen habe, wendet er sich gegen die Position der Gründersubstanz positiver Allgemeinplätze, wie sie in der Keimformtheorie innerhalb der "Wertkritik" angelegt wurde. Doch tatsächlich war seine "Wertkritik" ihre Grundlage, weil sie Wissen als Produktionsformation verstanden haben will, die mit der dritten industriellen Revolution aus dem Kapitalismus hervorgequollen ist. Weil die idealistische Wertkritik sich längst nicht mehr als soziale Bewegung behaupten ließ, wurde Wissen und Technik längst selbst positiv hervorgekehrt, die nur noch an die Rechtsformationen (z.B. Lizenzen, Wissen, Copyright) der Informationstechnologie gefesselt sei, die für eine neue Gesellschaft besser als deren "Keimformen" zu verstehen wären und als diese als eine neue "postmarxistische" Wertsubstanz, als eine neue Produktivkraft des Kapitals erkannt haben wollte. Wert wird dadurch zu einer immateriellen Substanz, die ein quasi neues Proletariat in einer Gesellschaft, geschaffen hat, das auch als Wissensarbeiter schon das neue revolutionäre Subjekt sein könnte, eben in einer Gesellschaft, die demnach ihren Zusammenhang durch Information haben würde, die nicht mehr als Dienstleistung, sondern als unmittelbar gesellschaftlicher "Beitrag" revolutionär zu wenden sei. Wissen geht natürlich immer - wie Dienstleistungen überhaupt - in die Produktion ein und stellt von daher auch anteilmäßig bezahlte wie unbezahlte Arbeit dar. Im Unterschied zum komplexen Aufwand seiner Bildung wird es aber wie Technologie überhaupt sehr schnell zum Bestandteil seiner durchschnittlichen Anwendung, der Technologie und Automation, wie sie und soweit sie in die Produkte eingeht und darin auch ebenso verschlissen wird wie jedes Werkzeug bzw. Produktionsmittel. Und außerdem ist Wissen auch sehr schnell durch die Eigenschaft seiner umstandlosen Vermittelbarkeit leicht übertragbar, bzw. nachzuahmen und anzueignen. Körperlich ist Wissen daher nur temporär beim Wertwachstum der Produktion in der Konkurrenz der Preisbildung wirksam: durch einen Verwertungsfortschritt der Produktivität und der Wertrealisierung durch Vorteile im Aufwand der nötigen Arbeitszeit und der Beschleunigung der Zirkulation von Waren und Geld. Aber mit der Idealisierung eines produktiven Wissensarbeiters wird eine neue Welt geschaffen, so als ob die intelligiblen Arbeiten selbst schon unmittelbar als Wertbildner tätig wären, - etwa so, als ob die Werbung schon an Stelle der beworbenen Produkte verwertbar sei oder eine Transportfahrt auch ohne Produkt Mehrwert realisieren könne. Diese Ablösung des Werts aus dem Arbeitsprozess, also von seinen materiellen Inhalten, macht die Wertkritik wesentlich aus und führte zu einer unsäglichen Diskussion über den Wert des Wissens, damit auch zu einer Abspaltung von Mitgliedern, die daraus ihre unmittelbare Praxis beziehen wollten, indem sie die Wissenbildung ganz konkret durch das im Internet virulente "Commoning" auch durch materielle Beiträge ganz zwanglos durch eine Peer-to-Peer-Ökonomie zu einem neuen sozialen Verhältnis fortentwickeln wollte. In der Keimformtheorie wurde das Material der Veränderung aus den Commons bezogen, die durch ihre Entdeckungen und Entwicklungen ein Wissen schaffen sollten, das die Welt verändern würde, wie es etwa Wikipedia unterstellt wurde. Die Emanzipation der Gesellschaft wäre also im Wissen selbst begründet, wenn es denn nur lizenzfrei wäre und sich von daher als Kapitalismus transzendierdendes Allgemeingut einer erweiterten Intelligenz erweisen könnte. So wurde Wissen im Grunde zur Grundlage einer neuen Gesellschaft aufgebauscht. Klar: Ziemlich naiv. Ähnlich könnte man auch die Erzeugung von Gütern zur Transformation des Kapitalismus überführen, eben wenn man unter Kapitalismus sich ein Subjekt vorstellt, das ganz objektiv zu überwinden wäre. Es war Robert Kurz selbst, der auf solche Technologie bezogen seinen "Abschied" von der Arbeit gefeiert hatte. Und was bleibt dann übrig, wenn die Arbeit schon durch den Fortschritt vergangener Zeit, durch die Automation also schon erledigt wäre? Eben die Aufklärung darüber, dass nichts mehr wirklich Wert hat, dass Menschen sich voraussetzungslos durch Muße und in freier Tätigkeit zueinander Verhalten könnten, wenn sie nur nicht dem Schein der Arbeit aufsitzen würden. Nichts anderes hat die sogenannte Keimformtheorie sich in voller Blüte ausgereimt, muss sich aber jetzt vom Urheber ihrer Vorstellungen mit Recht vorhalten lassen, dass sie kleinbürgerlich wäre. Einig könnte sie mit ihm darin sein, dass sie marxistische Positionen mit der Sichtweise bürgerlicher Wirtschaftslehren vermengt und zerstört hat. Tatsächlich hatten solche Vorstellungen ein "praktisches Problem" der Wertkritik aufgelöst, nachdem sie die Arbeitswerttheorie von Karl Marx abgewiesen hatte und die Arbeiterbewegung in "die Mottenkiste der Geschichte" (R. Kurz) gebannt wissen wollte. Auf der Suche nach einem esoterischen Marxismus hatte sie sich in der Behauptung verfangen, dass der Wert der Waren nichts anderes als eine schlechte Idee sei und die Bewertung der Güter, welche den Reichtum der bürgerlichen Gesellschaft verkörpern also ausschließlich ideell zu verstehen wäre. Der Wert als reine Kategorie des Bewusstseins, als "Halluzination" der Bürger entspricht bei solcher Auffassung unmittelbar derm Fetischismus, mit dem die Bürger sich an ihre warenförmige Lebensverhältnisse fixieren würden, ihr "fetischisiertes" Bewusstsein eben ihr ausschließlicher "Fehler", ihre "falsche Unmittelbarkeit" sei (siehe Warenfetischismus). Der Vorwurf einer "falschen Unmittelbarkeit", wie er auch im Verständnis von Adorno vorkommt, ist aber in sich schon absurd. Damit einher geht die Behauptung, dass nur die Reflektion wahr sein könne, wenn sie sich von der Anschauung gelöst hätte und damit den wahren Begriff erkennen könne. Es mag zwar richtig sein, dass eine Distanzierung von dem Eindruck, den etwas oder jemand in seiner Unmittelbarkeit macht, nötig ist, um es zu begreifen und also auch kritisieren zu können. Aber dennoch bleibt dieses Begreifen der Erscheinung eines Beweises pflichtschuldig, wenn es deren Wesen erkannt haben will, das Abwesende im Anwesenden beschreiben kann. Wo ein solcher Beweis fehlt, wird immer gerne damit argumentiert, dass das Organische, der Stoff, in welchem etwas vermittelt wird, unnötig zu begreifen wäre. Von daher wurde seitens der Wertkritik eine Korrektur des Marxismus eingefordert, weil Marx selbst doppelt argumentieren würde, wenn er den stofflichen Wertzusammenhang überhaupt in seine Reflexion einbeziehen würde. Von daher gerät ihr der Warenfetischismus auch nur zur psychologischen Metapher, zu einer Fixation des Bewusstseins an sich. Doch gerade diese Vermittlung des Abwesenden macht ja die Erkenntnis der Wertform und schließlich auch ihre Entwicklung aus dem organischen Verhältnis des Kapitals zu seiner Wertform aus, die der marxschen Wertanalyse zugrunde liegt und die beständige Bindung des Gebrauchswerts an den Wert in der Form des Tauschwerts beschreibt und schließlich den Übergang vom Mehrwert des Mehrprodukts zum verselbständigten Mehrwert des Geldkapitals mit dem tendenziellen Fall der Profitrate belegt. Wo der "doppelte Marx" zum Argument wird, da wird er aus der Natur der Subjekt-Objektbeziehung der Gesellschaft überhaupt herausgenommen. Damit war die Kritik der politischen Ökonomie, wie sie die Wertkritik verstand, identisch mit Ideologiekritik und konnte sich der Mühe einer analytischen Wissenschaft der Ökonomie als stoffliches Lebensverhältnis der Menschen entziehen, sich mit dem Vorwurf eines "falschen Bewusstseins" bescheiden, ohne dieses als "verkehrtes Bewusstsein", als Unwissen einer Verkehrung auch im wirklichen Lebensalltag der Menschen abarbeiten zu müssen. Indem die abstrakte Allgemeinheit des Werts nur ideell verstanden wird, ist sie eben auch nur die Frage eines anderen Denkens, mit dem die Welt zu verändern sei. Doch als Frage des Bewusstseins stellt sich das Problem völlig anders, denn dieses nur in der Reflektion Seiende muss sich schließlich im Dasein dann auch wirklich als Gegenstand seiner Kritik erweisen und beweisen lassen. Es war offensichtlich geworden, dass mit einem wertkritischen Ansatz keine wirklichen Widersprüche angegangen werden können, dass also nur Belehrung und Aufklärung deren Ziel sein könnte. Doch gerade dies ist seit Adornos Kritik verpönt und enthält schon in seiner "Dialektik der Aufklärung" die psychophilosophische Implikation eines "Verblendungszusammenhangs", in die sich die Kritische Theorie verrannt hatte. Ein solcher "Marxismus" hatte mit seiner bloß "Negativen Dialektik" seither ein unlösbares Problem, weil er alle Unmittelbarkeit durch eine "höhere" Negativität bestimmt begreifen muss und unentwegt mit dem Vorworf einer "falschen Unmittelbarkeit" einer kritischen Analyse der Vermittlung ins Wort fällt und den analytischen Prozess durch den Anspruch auf ein "ganzes Wissen" abbricht. Noch heute argumentiert die Wertkritik in der Krisis-Gruppe mit einer reinen Logik, die nicht unmittelbar angreifbar sein kann, weil die gesellschaftlichen Verhältnisse der Menschen praktisch aus einem wie ein Automat wirkenden Subjekt bestimmt seien, der Warentausch sie menschlich disqualifiziere, also nicht Mensch sein ließe. Von da her wäre Kritik und Aufhebung des Kritisierten immer auch nur im Ganzen anzuwenden, also so, als ab der Warentausch erst im Ganzen aufgehoben werden müsse, bevor sich gesellschaftlich etwas wirklich ändern ließe, weil darin die Menschen durch den Fetisch in ihrer Vereinzelung, in ihrer gesellschaftlichen Isolation als Warenhüter schon voll und ganz logisch, also völlig unmenschlich bestimmt wären. Damit wird einem szientistischen Kritikbegriff das Wort geredet, der das Leben der Menschen nicht in einem lebendigen Widerspruch von Wesen und Erscheinung erkennt, wie er im Gegensatz von Form und Inhalt wirksam ist (siehe Formbestimmung), sondern durch eine Verblendung bestimmt wissen will, die dem Warenfetisch zwingend, also jenseits aller auch in Wirklichkeit möglichen Kritik der Wirklichkeit entspringen würde. Damit wird Adornos "Negativen Dialektik" stillschweigend und bloß implizit fortgesetzt und der darin "radikal" verpackte Begriff selbst zum Wesen der Aufhebung. Der Ausweg kann dann nur der Ausstieg aus dem Begriffenen sein. Er wurde auf der einen Seite in einer Abspaltung namens "Exit" als reine Ausstiegstheorie in besserem Wissen gesucht, auf der anderen als Grundlegung eines gänzlich anderen menschlichen Verhältnisses "jenseits von Markt und Staat", das den herrschenden Verhältnissen entgegen gestellt werden müsse, um sie unnötig werden zu lassen. Ansätze wie die Keimformtheorie wollten daher aus der Wertkritik eine neue Alternativökonomie des Wissens schaffen, die sich auch prakisch als Commonismus umsetzen sollte. In dieser Konsequenz handelt es sich zweifellos nicht mehr um Wertkritik, ist aber dennoch ein Kind der dort entstandenen Theorie von einer "systemtranszendenten" Produktivkraft der Technologie, die in der Vorstellung von einer vollständig automatisierten notwendigen Arbeit der Maschinen aufkam und sich an der Marx'schen Darstellung festmachte, dass die Entwicklung dieser Kraft (sihe Wirtschaftswachstum) dem Wertwachstum entgegenläufig ist - also den Kapitalismus in Krisen durch den tendenziellen Fall der Profitrate stürzt, nicht aber seinen Untergang bewirken kann. Da sich hieraus keine verändernde Praxis beziehen ließ, mussten die Anhänger seiner Theorie sich etwas einfallen lassen. Im Umfeld einer besonders gearteten solidarischen Ökonomie, die aus freien Stücken funktionieren soll, konnte die Tätigkeit von Menschen ja auch eigenlich schon als frei erscheinen, wenn man sie unter so tollen Bedingungen eben selbst schon durch die Beiträge der Menschen als Grundlage eines "Vereins freier Menschen" hernimmt. Die gesellschaftliche Form selbst, der wirklich notwendige, weil Not wendende Lebenszusammenhang der Menschen, ist dabei völlig aus dem Blickfeld geraten, weil er in diesem vollständig individualisierten Zweck einer "freien Tätigkeit" in der Aufsammlung von individuell bestimmten Inhalten, durch die Beiträge einer allgemein begriffenen Selbstverwirklichung als allgemeine Selbstentfaltung der Menschen, als Lebensform ihrer Selbstbestimmung de facto schon überwunden gilt. Die Wertkritik hat den Wert entkörperlicht, indem sie Arbeit selbst zu einer willkürlichen Tätigkeit abstrahiert,um sie zu individualisieren, um die Abstraktion einer kleinbürgerlichen Position zu idealisierten und sie deshalb aus ihrer Natur, aus ihrem Stoffwechsel herausgenommen hatte. Nur weil die Wertanalyse von Marx ergeben hatte, dass der Wert eine Abstraktion ist, die als Verhältnis von Relationen im Tauschwert, also im Verhältnis der Preise wirksam wird, ist das Verhältnis von Warenkörpern nicht aufgelöst, sondern die Entfremdung der Menschen von ihrer Gesellschaft erklärt. Indem Wertkritik einen esoterischen Marx für wichtiger hielt, als den wirklichen Marx, musste ihm angedichtet werden, er hätte im Wert eine bloße Idee am Wirken gesehen, eine Vorstellung, ja sogar eine Halluzination, die in der Lage wäre, sich selbst zum Fetisch für die Menschen zu machen. Doch es sind die Menschen, die aus ihrer Ohnmacht heraus politisch mächtig sein wollen, aus Ohnmacht süchtig werden und sich von daher an die Mächte der Welt anpassen. Eine Form davon ist auch die Illussion der Selbstorganisation, die nun plötzlich aus dem Desaster solcher Wertvorstellungen heraus mal wieder belebt wird – so alt, wie sozialistische Vorstellungen überhaupt (siehe Frühsozialisten zu Beginn des 19. Jahrhunderts). Aus solchen Vorstellungen kann nichts werden, weil sich darin "nur der Mangel verallgemeinert, also mit der Notdurft auch der Streit um das Notwendige wieder beginnen und die ganze alte Scheiße sich herstellen müßte" (MEW 3, Seite 34*f). Der anfänglich kritisch gemeinte Gehalt der Wertkritik ist damit in sein Gegenteil verkehrt. Besonders heftig wendet sich daher Robert Kurz als einer der Begründer dieses Ansatzes, welcher eine finale Macht der Technologie innerhalb des Kapitalismus zu sehen glaubte, gegen die Geister, die er in ihrer perspektivischen Eigenlogik selbst beschworen und gerufen hatte, deren praktische Umsetzung er aber nun mit aller Schärfe zu verhindern suchte. Und da hat er dann natürlich inhaltlich das Recht, das ihn auch zur Selbstkritik verpflichtet hätte: Schon die Behauptung, dass die postmoderne Gesellschaft eine Informationsgesellschaft sei und darin auch das Potenzial zur Überwindung des Kapitalismus, die "Keimform einer neuen Gesellschaft" läge, ist zweifellos die kleinbürgerliche Interpretation des neoliberalen Anliegens, solcher Gesellschaft einen aparten Sinn zu verleihen, der sie schon per se als Merkmal einer neuen Epoche auszeichnen würde. Man hätte es in wenigen Sätzen klarstellen können, wäre da eben nicht die eigene Position mit thematisisert, dass mit der Entwicklung der IT-Technologie die Automation die Arbeit als Ganzes unnötige werden lasse, das "Ende der Arbeit" einfach nur zu vollziehen sei und also nur vollzogen werden müsse durch "freies" Tätigsein. Der traditionelle Marxismus wäre also dadurch auch zu überwinden, dass alleine die Kritik der abstrakten Arbeit schon über die Fetische hinwegführen würde, welche die Menschen verblenden und an den Kapitalismus glauben lassen. Der Bezug auf Adorno ist unübersehbar. Kritik wäre mit solcher Auffassung auf eine Art Religionskritik herunterzubrechen, die Arbeitswerttheorie ein Fehler des "Arbeiterbewegungsmarxismus", der wie eine entartete Religion behandelt werden müsse. Die Kraftaufwendung gegen die in der Tat kleinbürgerliche Keimformtheorie erklärt sich nicht aus dem Beharren auf die theoretische Grundlage der Wertsubstanz als abstrakten Arbeit, die nur als negierte Arbeit begriffen wurde, sondern aus der eigenen Geschichte und ist eine endlos um den eigenen Fehler dieser Begrifflichkeit kreisende Bewegung, um die Beliebigkeit einer behaupteten Wahrheit und Lehre, welche als eine "neue" Position für eine "radikale Linke" vorgelegt worden war. Sie ist längst zu einer unendlichen Kritik geworden, die eigentlich von vornherein dazu auch bestimmt war: "Kritik der negativen Vergesellschaftungs-Totalität ist ... kategoriale Kritik, d.h. Kritik des kategorialen Zusammenhangs, in dem sich der Kapitalismus als warenproduzierendes Patriarchat darstellt und an seine innere Schranke stößt. (eben da S. 2)" Dazu hatte ja auch Roswita Scholz mit ihrem Buch "Der Wert ist der Mann" beigetragen, die mit rassistischer Buchtitelei kein Problem zu haben scheint, hinter welcher sich unendliche Kategorien der angeblich weiblichen Negation des Negativen auftürmen ("Wertabspaltungen"). Mit der Einführung eines "esoterischen Marxes" wollten die Wertkritiker einen nach ihrer Auffassung "doppelten Marx" überwinden, der mit menschlicher Arbeit als Begriff selbst abstrakte Arbeit meinen müsse, seine Einlassungen in einen substanziellen Widerspruch von konkret nützlicher und abstrakt menschlicher Arbeit sein "Fehler" wäre, weil er damit sein emanzipatorisches Anliegen durch eine "Arbeitsontologie" erdrückt hätte. Daher verwendete Robert Kurz dann auch den Begriff der abstrakten Arbeit als Synonym für "abstrakt menschliche Energie". Durch diese aus Marx herausgelesene Gleichsetzung ist allerdings eine ungeheuerliche Verfälschung der Marxtexte ergangen, die quasi in Beifügungen lediglich assoziert, niemals wirklich auseinandergesetzt wurde. Verkürzt darauf, dass eine esoterische Marxinterpretaion seinem emanzipatorischen Anliegen näher käme, macht der Energiebegriff einen teuflichen Sinn: Das esoterische Verlangen der Emanzipation zielt auf Energie, auf positive Substanz, die im Kapitalismus nur unterdrückt und dem Fetisch von Geld und Kapital unterworfen werde, also eigentlich als Freiheit ohne Notwendigkeit, ohne Aufwand, Not und Mühe existieren könne, wenn aller Fetischismus, namentlich ein - von Kurz völlig missverstandener - Warenfetischismus aus dem Bewusstsein der Menschen ausgeräumt werde. Das sollte ermöglicht werden, indem Arbeit der Technologie überlassen, also als implizite Notwendigkeit der Bedürfnisse ausgeräumt werde. Diese seien unmittelbar als Inhalt freier Entfaltung in einem Verhältnis allgemeiner Selbstentfaltung zu verstehen, was mit Kommunismus identisch sei. So konnte Arbeit selbst als Mangel der Gegenwart mit der Kritik des Kapitalismus identifiziert werden, was sehr populistische Effizienz bekam, denn die Kritik des Kapitals konnte - vom Anspruch einer Kritik der politischen Ökonomie befreit - gleichgestellt werden mit der Kritik der Arbeit überhaupt. Die Wertkritik geriet zu einer bloßen Freiheitsideologie, deren Folge in ihren Nachkommenschaften durch fortschreitende Einfältigkeit deutlich geworden ist. Ihre Ideologiekritik konnte in einer konkreten Analyse der Wirklichkeit nicht ankommen, weil sie diese selbst nur ideologisch betreiben konnte. Karl Marx hatte in seinem ganzen Werk Freiheit von Notwendigkeit als nicht abtrennbar begriffen: "Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt also der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen Produktion. Wie der Wilde mit der Natur ringen muss, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, um sein Leben zu erhalten und zu reproduzieren, so muss es der Zivilisierte, und er muss es in allen Gesellschaftsformen und unter allen möglichen Produktionsweisen. Mit seiner Entwicklung erweitert sich dies Reich der Naturnotwendigkeit, weil die Bedürfnisse sich erweitern, aber zugleich erweitern sich die Produktivkräfte, die diese befriedigen. Die Freiheit in diesem Gebiet kann nur darin bestehen, dass der vergesellschaftete Mensch, die assoziierten Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringen, statt von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu werden; ihn mit dem geringsten Kraftaufwand und unter den ihrer menschlichen Natur würdigsten und adäquatesten Bedingungen vollziehen. Aber es bleibt dies immer ein Reich der Notwendigkeit. Jenseits desselben beginnt die menschliche Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gilt, das wahre Reich der Freiheit, das aber nur auf jenem Reich der Notwendigkeit als seiner Basis aufblühen kann. Die Verkürzung des Arbeitstags ist die Grundbedingung." (K. Marx, Kapital III, MEW 25, 828) Nach Marx steckt es in der Ökonomie schon sebst, dass sie - befreit von der Formbestimmung des Werts, jede Arbeit im Lauf der Geschichte selbst immer geringer werden lasse, dass also das Streben nach deren Aufhebung als ein Bedürfnis der Wirtschaftlichkeit in der menschlichen Geschichte selbst auch ihre Fortschritte dadurch bestimmen würde, dass sie die Entwicklung der Produktivkraft vorantreibe. "Die wirkliche Ökonomie – Ersparung – besteht in Ersparung von Arbeitszeit; ... Diese Ersparung ist aber identisch mit [der] Entwicklung der Produktivkraft." K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, S. 607. Wegen der seiner gesamten Kritik der politischen Ökonomie zugrunde gelegten Arbeitswerttheorie wollten die Vertreter der sogenannten Wertkritik Marx als Vertreter einer "Arbeitsontologie" abhandeln, der auch in seinem Hauptwerk, dem Kapital, feststellt, dass Arbeit eine bleibende Bedingung zur Herstellung von Gegenständen der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse ist. Darin läge denn auch der "Fehler der Arbeiterbewegung" begründet, die aus dem arbeitenden Subjekt ein Subjekt der Arbeit gemacht hatte, das sich lediglich an die Stelle des Kapitals drängen wollte. Doch gerade jenen Fehler hatte Marx schon zur Gründung der SPD im Gothaer Programm heftig kritisiert. Wer die Wirtschaft nicht als einen Aufhebungsprozess des Arbeitsaufwands, als ein Minimierungsstreben der notwendigen Aufwendungen für menschliche Bedürfnisse begreifen kann, der bleibt natürlich ohne einen Verstand für Wirtschaft und Wirtschaftlichkeit, die im Verlangen besteht, Arbeit überflüssig zu machen und gerade von daher vom Kapital als "tote Arbeit" politisch fixiert wird. Es erhellen aus diesem Grund die Aussagen von Marx über Arbeit und menschliche Geschichte das Verhältnis von Notwendigkeit und Freiheit menschlicher Lebenpraxis überhaupt (siehe auch historischer Materialismus), wie auch die Notwendigkeit, die politische Wirklichkeit der kapitalistischen Wirtschaft zum Gegenstand der Kritik zu machen. Der eingangs zitierte Satz zeigt hiergegen kurz und bündig, was die sogenannte Wertkritik - zumindest in Auffassung, Sprache und Duktus von Robert Kurz - sein will: Ein Gedanke, der sich gegen die Verführbarkeit durch das Praktische zur Wehr setzen muss - ergo: Eine Idee, die sich hier als Kategorie, als "Kritik des kategorialen Zusammenhangs" darstellen soll. Nicht die Analyse des praktischen "Werkeltags der Menschen" (Marx) und die hierdurch erwirkte Veränderung dieser Lebenspraxis durch die Kritik der darin mächtigen Politik und deren Ideologie steht hier im Sinn, sondern ein "kategorialer Zusammenhang" als eine zu kritisierende Idee, welche als "abgewiesener Vater des Gedankens" letztlich eigenes Denken als solches bewahrheiten und bestätigen soll. Der Gegenstand ihrer Kritik ist die Abstraktion an sich, nicht als Kategorie eines Verhältnisses, als Substanz einer Formbestimmung, die wirkliche Inhalte abstrakt vermittelt, sondern selbst konkret, z.B. als wirklich abstrakter Reichtum, wirklich abstrakte Gesellschaft, die keine andere Form hat, als die Formbestimmung. Doch das ist ein Widersinn in sich: Wie kann eine Bestimmung selbst das Bestimmte sein, ohne seine Form zu verdoppeln? Von seiten der Wertkritiker wird Formbestimmung absolut, also als Wirklichkeit erzeugende und nicht mehr sie vermittelnde Abstraktion verstanden. Mit diesem Verstand wird Wert schon selbst zu einem unmittelbaren Subjekt, das Macht hat, weil es unbegriffen, also gar nicht wirklich selbst da ist als unwirkliche Wirklichkeit, sondern als ein an und für sich ideller Grund der seine Wirkung auf die Menschen hat. Die Verhältnisse, in denen sich die Tauschwerte aneinander in ihrem wirklichen Wertsein reflektieren und von daher in ihren Preisen wesentlich Wert idealisieren, werden dann zum Objekt einer ihnen entsprechenden "Halluzination", einer durch Vorstellung "fetischisierten" Idealität, die im Grunde nichts anderes wie Ideologie ist. Der Warenfetischismus ist dann auch nicht die Wirkung eines unwirklichen Verhältnisses auf die Menschen, ihre subjektive Objektivität, eine Verkehrung ihrer wirklichen Beziehungen zu ihren Sachen, sondern die bloße Wirklichkeit einer Idee in ihrem unmittelbaren Leben.
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