Ein Werturteil ergeht aus einer Bewertung, die aus einem Vorurteil einer bestimmten Wertschätzung abgeleitet ist. Es wird hieraus praktisch erst der Wert erzeugt, der für das Urteil so geläufig wird, wie es gewöhnlich wirkt, wie es also seiner Gewohnheit in den entsprechenden Lebensverhältnissen entspricht. Seine Produktion gibt zwar vor, sich aus vorausgesetzten Werten abzuleiten, stellt aber im Verhalten zu ihrem Gegenstand erst den Wert her, der ohne solche Tätigkeit überhaupt keine Wahrheit haben kann. Der Wert mag ein Substantiv sein, hat aber deshalb selbst noch lange keine Substanz durch sich. Einen Wert an sich gibt es nicht, auch wenn es schlechte und gute Eigenschaften einer Sache, eines Menschen usw. für den geben mag, der eine Bewertung nötig hat. Sein Werturteil spricht aber nur seine bloß formelle Beziehung auf diese aus. Die Basis der Moral ist ein Werturteil. Dieses wird aus der Bewertung beschreibender Aussagen, Feststellungen bzw. Seins-Aussagen gebildet und hieraus die Implikation einer Güte entwickelt, welche allgemein gültig sein soll. Das Werturteil ist somit ein Urteil über die Notwendigkeit eines Gut-Sein-Sollens, das auch eine Forderung nach Veränderung eines bestimmten Seins, des Soseins, enthält. Dass etwas sein soll, ist allerdings im Widerspruch zu dem Sein, aus welchem das Urteil hergeleitet wird. Es handelt sich bei Werturteilen also immer im widersprüchliche Bewertungen. Das Werturteil ist daher in sich gegensinnig, hebt die wirklichen Inhalte seines Urteils, die Bestimmtheiten, darin auf, dass sie von vorn herein als unangemessen gefasst werden, sich selbst nicht Grund genug sind. Von daher ist es immer auch gegen sie gleichgültig, also in einer abstrakten Beziehung. Die Philosphie kann daher auch keinen Sinn durch Werturteile haben oder bekommen. Dies hat bereits David Hume formuliert, der das sog. „Hume’sche Gesetz“ bzw. die „Sein-Sollen-Dichotomie“ ausgeführt hatte. In der Theorie moralischer Sprache, der Metaethik, gilt ein entsprechender Fehlschluss seit George Edward Moore als naturalistischer Fehlschluss. Man kann die zugrundeliegende Überlegung so beschreiben, dass aus rein beschreibenden Aussagen kein deduktiver Schluss auf irgendwelche Werturteile gezogen werden kann: Deduktionen sind nur logische Umformungen, politische Nominalismen, durch die kein neuer Gehalt entstehen kann; es könnten nur die in den Prämissen bereits implizit enthaltenen Gehalte explizit gemacht werden. Scheinbare Ableitungen von Wertungen aus Beschreibungen (siehe Bewertungen) werden dann z. B. damit erklärt, dass bestimmte Wörter wie „Funktion“ oder „Wesen“ in den Prämissen verwendet wurden, die bei genauerer Analyse selbst bereits nicht rein deskriptiv sind. Max Weber nennt „Wertungen“ die praktischen Bewertungen einer durch unsere Handlungen beeinflussbaren Erscheinung als verwerflich oder billigenswert. Wissenschaften aber haben nach Weber rein deskriptiv zu operieren und Werte nur als bestehend, nicht aber als gültig zu behandeln. | ![]() |