"Sofern jede einzelne Transaktion [der Kapitalakkumulation] fortwährend dem Gesetz des Warenaustausches entspricht, der Kapitalist stets die Arbeitskraft kauft, der Arbeiter sie stets verkauft, und wir wollen annehmen selbst zu ihrem wirklichen Wert, schlägt offenbar das auf Warenproduktion und Warenzirkulation beruhende Gesetz der Aneignung oder Gesetz des Privateigentums durch seine eigne, innere, unvermeidliche Dialektik in sein direktes Gegenteil um. Der Austausch von Äquivalenten, der als die ursprüngliche Operation erschien, hat sich so gedreht, daß nur zum Schein ausgetauscht wird, indem erstens der gegen Arbeitskraft ausgetauschte Kapitalteil selbst nur ein Teil des ohne Äquivalent angeeigneten fremden Arbeitsproduktes ist und zweitens von seinem Produzenten, dem Arbeiter, nicht nur ersetzt, sondern mit neuem Surplus ersetzt werden muß. Das Verhältnis des Austausches zwischen Kapitalist und Arbeiter wird also nur ein dem Zirkulationsprozeß angehöriger Schein, bloße Form, die dem Inhalt selbst fremd ist und ihn nur mystifiziert. Der beständige Kauf und Verkauf der Arbeitskraft ist die Form. Der Inhalt ist, daß der Kapitalist einen Teil der bereits vergegenständlichten fremden Arbeit, die er sich unaufhörlich ohne Äquivalent aneignet, stets wieder gegen größeres Quantum lebendiger fremder Arbeit umsetzt. ... Eigentum erscheint jetzt auf Seite des Kapitalisten als das Recht, fremde unbezahlte Arbeit oder ihr Produkt, auf Seite des Arbeiters als Unmöglichkeit, sich sein eignes Produkt anzueignen. Die Scheidung zwischen Eigentum und Arbeit wird zur notwendigen Konsequenz eines Gesetzes, das scheinbar von ihrer Identität ausging." (Karl Marx Band 23, "Das Kapital", Bd. I, S. 609f) Der Kreislauf des Geldes bewegt sich zwischen Einkauf (Geld gegen Ware: G-W) und Verkauf (Ware gegen Geld: W-G) von Waren, worin Geld als Zahlungsmittel auf sich als Kaufmittel zurückkommt (W-G-G-W). Es bezahlt alle Güter des Lebensbedarfs und erfährt hierbei einen Mehrwert über die Nutzung seiner gesellschaftlichen Verhältnisse durch eine unbezahlte Mehrproduktion (siehe unbezahlte Arbeit) in der bürgerlichen Gesellschaft. Während es für Lebensmittel veräußert wird, erfährt es über deren Produktion einen Mehrwert, eine eigenständige politische Macht, die es als Zahlungsmittel seiner Reproduktion immer wieder erneuert und zu seiner Vermehrung fortbestimmt. Wertwachstum ist das Anwachsen des Mehrwerts, also die Aufhäufung von unbezahlter Arbeit in der Geldform. Da bezahlte Arbeit über den Einkauf von Lebensmittel und der Reproduktion durch die Augfzehrung von Gebrauchswerten aufgeht, kann das Wertwachstum nur das Anwachsen eines Geldwerts durch unbezahlter Arbeit sein. Es bezieht sich daher immer auf die geschichtlichen Bedingungen ihres Daseins, der Verwertungsbedingung des Wirtschaftswachstums, das für das Kapital nötig ist, um in der Konkurrenz der Einzelkapitale zumindest seinen Wert zu halten und sein Existenzrisiko zu mindern. Das Wertwachstum erzeugt einen gewaltigen Widerspruch in der Wertrealisation, in der es sichals Form der bezahlten Arbeit zum Mehrwert als Form unbezahlter Arbeit verhält. Das Wirtschaftswachstum ist aber nicht die Bedingung des Wertwachstums, sondern umgekehrt: Nicht weil die Technologie der Produktionsmittel den Aufwand an menschlicher Arbeit entlastet, wächst der Wert der Produkte, sondern weil das Wirtschaftswachstum ihren Aufwand durch die Entwicklung der Technologie relativ zum Produkt veringert, wird diese - und damit ihr Wert - reduziert. Was der Kapitalismus für die Entwicklung seines Mehrwerts nötig hat, treibt ihn daher immer wieder auch in seine Verwertungskrisen. Weil das Wertwachstum nur über den Teil der Arbeit sich entwickelt, der nicht zur gesellschaftlichen Reproduktion der bezahlten Arbeit angewnadt, sodern darin nur verdurchschnittlicht wird, geht der Wert des Wirtschaftswachstums nicht in die Produktion der organischen Entwicklung der so genannten Realwirtschaft ein, sondern alleine in die Produktion einer unbezahlten Mehrarbeit, die auf den Geldmärkten gegen ihre Entwertung mit "Frischgeld" aus unbezahlter Arbeit gesellschaftlich in Wert gehalten werden muss. Durch die Konkurrenz der Preise bei einem erhöhten Warenumsatz verliert das Wertwachstum zunehmend an Kraft und reduziert daher den Wert der Produkte in der Beziehung auf den Wert des Gesamtkapitals, der zu einem Fall der Profitrate führt. Das Wertwachstum bewirkt also ein unlösbares Problem der Wertrealisation, denn es kann auf Dauer kein Anwachsen einer wirklich vorhandenen Wertmasse dicherstellen, wie es zur Erhaltung des Geldwerts nötig ist. Indem durch das Anwachsen der unbezahlter Arbeit der Lohn aus bezahlter Arbeit immer weniger den Geldwert der umlaufenden Geldmenge durch die Aufhäufung toter Arbeit als Gesamtkapital halten kann, zwingt der Wertschwund einer Geldsumme der bezahlbaren Preise das Kapital zur verschärften Ausbeutung der menschlichen Arbeit, zur Aneignung von immer mehr unbezahlter Arbeit, die als Verkürzung der Lebensarbeitszeit den Lebensstabdard der Menschen reduziert und zugleich nur die Entwertung der Arbeitsprodukte potenziert. Resultat ist eine gesellschaftliche Krise durch Überproduktion die entweder durch Produktvernichtung oder Überbevölkerung oder in der Form eines fiktiven Kapitals auf den Finanzplätzen des Kreditwesens überwunden wird. Angesichts sinkender Preise und Zinsen könnte man allerdings meinen, dass es kein Wertwachstum mehr geben könne, dass im Gegenteil der Wert tendenziell selbst am Verschwinden - bzw. am "Schmelzen" (so Robert Kurz in seiner Wertkritik) - wäre. Doch Geld ist nicht Wert. Es ist lediglich Wertträger, durch den Preise gebildet werden, Wert hierdurch lediglich realisiert, also wirklich und wirksam wird. Während Geld in der Warenzirkulation der Arbeitsprodukte entsteht und sich darin verhält, entsteht Wert in der Arbeitszeit von Menschen bei der Anwendung ihrer Arbeitskraft. Das Wertwachstum zeigt sich daher nicht unmittelbar im Verhalten der Geldwerte, sondern im Anwachsen der zur Produktion benötigten Arbeitszeit. Das Paradoxon des Kapitalismus ist, dass mit zunehmender Automation, mit wachsender Wirtschaftskraft (Produktivkraft), der Aufwand für die Produktion sinkt und dennoch mehr Arbeitszeit, also Wertwachstum nötig ist, um Geld in Wert zu halten, um die Arbeitskraft durch den Entzug von Lebenszeit politisch und um die Konsumenten über den Wert ihrer Lebensmittel ökonomisch zu beherrschen und um damit den Niedergang des Kapitalismus (durch Deflation auf der Seite der Geldbesitzer, Inflation auf der Seite der arbeitenden Menschen) zu verhindern. Wertwachstum resultiert also nicht aus Profiten oder Geldgier. Im Gegenteil: Es entsteht aus den Notwendigkeiten einer Produktion, die einerseits Mehrwert erbringen muss, um ihren Wert als Kapital zu erhalten, um ihre Risiken, Rohstoffe und Technologien im Einklang mit der Ausdehnung der Märkte und Vermehrung der Bevölkerung zu ersetzen, andererseits in der Warenzirkulation auf dem Markt, die immer auch einen relativen Wertverlust erfährt, den die Konkurrenz dort mit jeder Produktivitätssteigerung, also durch das Wirtschaftswachstum erzeugt. Ein Produkt oder eine Arbeitskraft kann schlagartig weniger wert sein, wenn die Produktivkraft der Arbeit zunimmt und schon morgen billigere Preise für ein Produkt oder alle Produkte realisiert, die heute noch als hoch gelten. Nicht die Preisbildung erwirkt den Verlust. Es ist immer die organische Seite der Kapitalentwicklung, die den Wert schwinden lässt (siehe hierzu auch den Fall der Profitrate). Von daher macht das Wirtschaftswachstum das Wertwachstum zwar nötig, steht ihm aber zugleich in der Warenzirkulation diametral entgegen. Das ist nicht leicht zu verstehen. Wenn die Wertgröße nichts anderes ist als die durchschnittlich aufgewendete Arbeitszeit einer Gesellschaft für die Herstellung eines Produkts, so sollte man denken, dass der Wert nur wachsen kann durch Vermehrung der Produkte. Das ist dann ein Mehrwert, der sich in einem gesellschaftlichen Mehrprodukt darstellt, das zwar auch temporäre Krisen durch Überproduktion verursacht, aber "von selbst" oder von "unsichtbarer Hand" (A. Smith) geleitet sich auf das durchschnittlich notwendige Quantum der gesellschaftlichen Mehrproduktion einpendeln würde. Dieser Mehrwert stelle ja auch "nur" ein temporäres Wertwachstum dar, weil er in Investitionen, Neuanschaffungen oder Zerstörung der Mehrprodukte aufginge und sich hernach selbst als Teil der Produktion (z.B. in neuer Technologie, höherem Lebensstandard oder vorteilhafter Marktposition) wiederfindet, seinen Wert also im Durchschnitt der Arbeitsaufwände und realisierten Kauferlösen durch Preisminderungen wieder reduziert. Die Entwicklung der Technologie, die Automation und die Rationalisierung der Produktivkräfte, würde sich demnach früher oder später auch wieder in ihrem Wirtschaftswachstum dem Wertwachstum adäquat darstellen. Doch der Mehrwert als solcher existiert im Geld nur als Preissumme, die zwar auch ein Mehrprodukt darstellt, aber darüber hinaus vor allem in Eigentumstitel zirkuliert, die sich auf den Kapital-, Finanz- und Aktienmärkten dadurch vermehren, dass sie den Wert von Arbeit ohne Realisation in einem Produkt oder Teilprodukt durch die bloße politische Macht ihres Besitzanspruchs, also durch die Verfügung über die Arbeits- und Zirkulationszeiten einnehmen und somit den Mehrwert in ihrer politischen Formation darstellen. In den Zeiten des realökonomischen Wachstums, in denen die Entwicklung der Produktivität mehr oder weniger als Vorschuss in die Produktion, also in Investitionen hierfür eingeht, kann das Wertwachstum des Mehrwerts dem Wirtschaftswachstum temporär durchaus entsprechen. Aber substanziell treibt es über die Konkurrenz der Einzelkapitale mit ihrer zunehmenden Produktivität die Entwertung der menschlichen Arbeit voran und befördert mit der konkurrierenden Preisbildung der Waren und der Technologieentwicklung die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus als Ganzes (siehe hierzu den Fall der Profitrate). In Dienstleistungsgesellschaften kann diese zunächst durch reine Lohnabgaben an den Nationalstaat kompensiert werden, also Wertwachstum durch Lohnabgaben (Steuern, Mieten, Gebühren etc.) bewirken. Auf Dauer aber muss der Mehrwert international dadurch gewonnen werden, dass die produktiveren Nationen den Preis der Arbeit der ärmeren bestimmen können. Die Globalisierung des Kapitals hat dies in einem Ausmaß fortgetrieben, dass Geld als reiner Schuldtitel (siehe fiktives Kapital) vorgeschossen und in einem Schuldgeldsystem zirkuliert, das den Kapitalismus der bürgerlichen Gesellschaft zu einem Feudalkapitalismus entwickelt hat. Dieser beruht nicht mehr auf einem unmittelbaren Handel mit Löhnen und Arbeitskosten, sondern auf der direkten politischen (und schließlich dann auch militärischen) Ausbeutung der Armut. International verbraucht das wie jede Arbeit Arbeitskraft und Naturressourcen, findet aber keine stoffliche Realität auf den Warenmärkten, weil es vor allem deren Preise mindert, um seine Finanzkraft zu bestärken, um durch deren Reduktion die Abhängigkeit vom Geld als solches, um also die Geldmacht pro Produkt, die politische Gewalt des Geldes zu vergrößern (siehe Kritik der politischen Ökonomie). Und das ändert nichts daran, dass dieser Wert nur Mehrwert darstellt, weil er aus unbezahlter Arbeit entsteht, ein Mehr an Arbeit, die sich aus der Kapitalmacht erpressen lässt - gleich ob diese zur Herstellung von Produkten oder für Dienstleistungen oder zum Wertausgleich (z.B. Schuldentilgung) hergenommen wird (siehe hierzu auch Schuldgeldsystem). Das Kapital, das durch unbezahlte Arbeit in die Lage versetzt wird, sich selbst zu erzeugen, also "Kapital durch Kapital (zu) erzeugen" (Karl Marx, MEW 23, S. 208), schließt den Warentausch - sowohl von Waren zu Waren als auch Waren zu Arbeitskraft - im Kapital selbst ab. Die arbeitenden Menschen produzieren nicht nur ihre eigenen Lebensbedingungen und nicht nur die Materialien des Kapitals, sondern auch einen Wert, der gar nicht wirklich für die Existenzformen des Kapitalismus existiert, sondern als bloße Eigentumsformation existiert, als Recht des Privateigentums, durch Geld die Lebenszusammenhänge einer ganzen Gesellschaft zu bestimmen. Indem "der Kapitalist einen Teil der bereits vergegenständlichten fremden Arbeit, die er sich unaufhörlich ohne Äquivalent aneignet, stets wieder gegen größeres Quantum lebendiger fremder Arbeit umsetzt" (MEW 23, S. 609), hebt er den Äquivalententausch innerhalb der Marktwirtschaft auf. Er existiert nach seiner vollen Entwicklung nur noch als "Schein, bloße Form, die dem Inhalt selbst fremd ist und ihn nur mystifiziert." (MEW 23, S. 609). Alleine dass dieses Verhältnis fortexistieren und hierdurch das darin zirkulierende Geld seinen Wert darstellen kann, müssen Menschen eine Mehrarbeit erbringen, die sich nur in der Verfügungsmacht über sie, in der Verstärkung ihrer Abhängigkeit verwirklicht. Wert muss daher immer mehr werden, nur damit die Verfügung über die Produktion, der Geldwert erhalten bleibt, ohne dass dieses ausschließlich als wirkliches Äquivalent für die zirkulierenden Waren fungieren muss. Mit jedem Kapitalumschlag muss Mehrwert entstehen, muss also Wert wachsen, nur damit alles so bleibt, wie es war, damit also die aktuellen Wertverhältnisse ihren durchschnittlichen Arbeitsaufwand im Geldwert darstellen können, ohne hierfür dem Markt auch Äquivalente zur Verfügung zu stellen. Der Geldwert hat sich durch die Kapitalakkumulation von seinem Warenwert abgelöst und damit sich das Wirtschaftswachstum als organische Grundlage unterstellt. Was Fortschritt im wirtschaftlichen Sinne ist, wie z.B. das Wachstum der Produktivkraft durch die Entwicklung der Technologie, wird vollständig für das Wertwachstum aufgesogen und teilweise auch von ihm selbst bestimmt (siehe z.B. Atomkraftwerte usw.). Hieraus entsteht schließlich das Kreditwesen als eigenständige Finanzwirtschaft. Das Wertwachstum ist im Wesentlichen das Mehrwerden von Wert, das zunächst durch die Erzeugung eines Mehrprodukts und dessen Veräußerung als Mehrwert entstanden war, das also innerhalb eines Kapitalumschlags die Wertmasse durch den Eintrag von menschlicher Arbeit in die Produktform der Waren auf dem Markt vermehrt hatte, die den Wert der Reproduktion der vorhanden Materialien und Arbeitskräfte übersteigt. "Die kapitalistische Produktion, wenn wir sie im einzelnen betrachten und von dem Prozeß der Zirkulation und den Überwucherungen der Konkurrenz absehn, geht äußerst sparsam um mit der verwirklichten, in Waren vergegenständlichten Arbeit. Dagegen ist sie, weit mehr als jede andre Produktionsweise, eine Vergeuderin von Menschen, von lebendiger Arbeit, eine Vergeuderin nicht nur von Fleisch und Blut, sondern auch von Nerven und Hirn. Es ist in der Tat nur durch die ungeheuerste Verschwendung von individueller Entwicklung, daß die Entwicklung der Menschheit überhaupt gesichert und durchgeführt wird in der Geschichtsepoche, die der bewußten Rekonstitution der menschlichen Gesellschaft unmittelbar vorausgeht. Da die ganze Ökonomisierung, von der hier die Rede, entspringt aus dem gesellschaftlichen Charakter der Arbeit, so ist es in der Tat gerade dieser unmittelbar gesellschaftliche Charakter der Arbeit, der diese Verschwendung von Leben und Gesundheit der Arbeiter erzeugt." (Karl Marx Band 25, "Das Kapital", Bd. III, S. 87 114) Wertwachstum wird aus der Differenz des Geldwerts (der realen Preissumme des gesellschaftlichen Produkts und der Arbeitsktraft auf den Märkten) zur Wertmasse des Gesamtkapitals nötig, wo die Preisverhältnisse die Wertverhältnisse nicht adäquat darstellen. Dies beginnt schon mit jedem aufgeschatzten Geld, das zunächst durch die Mehrproduktion des konstanten Kapitals in der Erzeugung von Mehrwert ausgeglichen wird. Im Zusammenhang des Gesamtkapitals erfährt dieses im tendenziellen Fall der Profitrate aber die Schranke seiner zirkulierenden Wertmasse und muss dann die Wertproduktion durch das Geldvermögen des Kapitals selbst unter Druck setzen, um dieses ungedeckte Vermögen (siehe fiktives Kapital) durch verschärfte Ausbeutung zu decken, also durch die Steigerung der Mehrwertrate "aufzufrischen". Soweit es sich nicht einfach und real als Mehrprodukt darstellt, kann sich Wertwachstum daher auch in der Anwendung der Geldform darstellen, wenn es durch die zunehmende Macht an Geldbesitz, also durch Aufhäufung von Geld die Verwertungsbedingungen selbst bestimmt. Dieses Geld drängt auf Realisation eines Werts, der nicht sachlich in Warenkapital darstellbar ist, sondern in der Realisation von Beschleunigungen des Kapitalumschlags durch Zeitverkürzungen (allgemeine Zirkulationsvorteile) oder durch Aneignung der Rendite im Finanzkapital (durch politischen Druck auf die Preissumme des vorhandenen Werts) eingebracht wird. Dies wird weitgehend durch Schuldgeld (z.B. durch Aktien- und Kreditwerte) betrieben, indem durch bloße Eigentumstitel die Abgaben für die Gläubiger (z.B. Mieten und Steuern zum Schuldenausgleich der Staatsverschuldung) erhöht und als Preisunterschiede besonders der Löhne verwertet werden, die als Lohnabzug im Nachhinein der Produktion oder Dienstleistung funktionieren. Mit der Verselbständigung des Mehrwerts gegen das Mehrprodukt durch die erweiterte Kapitalakkumulation wird auch das gesamte Wirtschaftswachstum zu einer eigenständigen Größe, die sich als Maßstab der Preise zunehmend auch in den Werten von Grundeigentum, Lizenzen, Wertpapieren (s.a. Aktien) usw. ausdrückt und weniger in den wertmäßig realisierten Produkten der kapitalistischen Produktion. Hinter dem Zwang zum Wertwachstum durch das Finanzkapital steht eine Entwicklung der organischen Produktionsbedingungen, welche die Verwertung selbst beschränken, einerseits aus der Entwicklung der Produktivkräfte, welche die Konkurrenz auf den Märkten verschärfen und das vorhandene Kapital entwerten, andererseits aber zugleich von den gesellschaftlichen Verhältnissen absehen, innerhalb derer die kapitalistische Produktion stattfindet. Im Fall der Profitrate zeigt sich die ungeheuerliche Kollision von dem Wirtschaftswachstum der Produktion auf der einen Seite, und den Notwendigkeiten des Wertwachstums auf der anderen: "Gleichzeitig mit dem Fall der Profitrate wächst die Masse der Kapitale, und geht Hand in Hand mit ihr eine Entwertung des vorhandnen Kapitals, welche diesen Fall aufhält und der Akkumulation von Kapitalwert einen beschleunigenden Antrieb gibt. Der Widerspruch, ganz allgemein ausgedrückt, besteht darin, daß die kapitalistische Produktionsweise eine Tendenz einschließt nach absoluter Entwicklung der Produktivkräfte, abgesehn vom Wert und dem in ihm eingeschloßnen Mehrwert, auch abgesehn von den gesellschaftlichen Verhältnissen, innerhalb deren die kapitalistische Produktion stattfindet; während sie andrerseits die Erhaltung des existierenden Kapitalwerts und seine Verwertung im höchsten Maß (d.h. stets beschleunigten Anwachs dieses Werts) zum Ziel hat. Ihr spezifischer Charakter ist auf den vorhandnen Kapitalwert als Mittel zur größtmöglichen Verwertung dieses Werts gerichtet. Die Methoden, wodurch sie dies erreicht, schließen ein: Abnahme der Profitrate, Entwertung des vorhandnen Kapitals und Entwicklung der Produktivkräfte der Arbeit auf Kosten der schon produzierten Produktivkräfte." (Marx in Marx-Engels-Werke Bd.25, S. 259) Wirtschaftswachstum ist ein "stehender Begriff" der Ökonomie, der meist als Wirtschaftswachstum ausgegeben bzw. damit verwechselt wird und die Notwendigkeit des Kapitalismus für diesen Zweck alternativlos behaupten soll, weil nur er von Jahr zu Jahr das Bruttoinlandsprodukt zu steigern vermögen das Kapitalwachstum gewährleisten können soll, gerade wenn der Niedergang der Profitrate von dessen Endlichkeit kündet. Gerade aus letztrem Grund erweckt das Wertwachstum höchste Aufmerksamkeit bei den Ökonomen, denn der Puls des Kapitals gibt immer wieder Anlass zur Sorge und jede Beruhigung der Krise verstärkt die Illusion seines ewigen Fortbestehens, und wenn dies zunehmend auch nur zur Entwicklung von fiktivem Kapital gerät. Aber was eigentlich ist dieses Wertwachstum, wenn es bei geringster Rückentwicklung die Doktoren des Kapitalismus derart ängstigt? Wäre es das Wachstum des Mehrprodukts, so wäre Sorge nicht nötig. Der Lebensstandard muss nicht beständig wachsen. Der Wert müsste auch nicht wachsen, wenn er nur die Arbeitsmenge einer gegebene Warenmenge (siehe Wertmasse) ausdrücken würde. Es geht offensichtlich um etwas anderes, wiewohl genau dies von der bürgerlichen Ökonomie, von der politischen Ökonomie, geleugnet wird: Um einen Wert, der die gesamte Konjunktur beherrscht und der zugleich davon abhängig ist, wie die Märkte funktionieren, wie ihre Prosperität ist. Das Wertwachstum ist ein Index für die Stabilität des Werts und seiner politischen Repräsentation. Beides schwindet, wenn das Wertwachstum "unterschwellig" wird. Es geht also nur um den Schwund des Mehrwerts, der sich vom Mehrprodukt verselbständigt, unabhängig gemacht hat. Wenn der Wertzuwachs sinkt, so zeigt das an, dass auch die Profitrate fällt; und wenn die fällt, dann entsteht Entwertung, also ein Vorgang, der im Denkschema der politischen Ökonomie weitgehend verdrängt, also dem Schicksal überantwortet gilt. Davor muss ein Ökonom wirklich Angst haben. Es könnte ja sein, das dieses wundersame Modell der Geldvermehrung doch einen Haken hat! Marx hat den schon vor 150 Jahren in der Auseinandersetzung mit den damaligen Mehrwerttheorien (MEW 26.1, MEW 26.2) herausgearbeitet, die vom theoretischen Gehalt her noch wesentlich gründlicher waren, als der tumbe Glaube an die "Regelmechanismen" der Ökonomie, wie sie der Neoliberalismus zur Schau stellt. Obwohl sein hierfür entscheidendes Buch (MEW 25) gerade an der Stelle abbricht, wo seine Theorie sich abrundet, erschließt sich aus dem unvollendeten Gesamtwerk die Revenue des Wertverhältnisses aus den Klassen der Besitzer von Arbeitskraft, Kapital und Boden als ein Verhältnis von Bewertungen ihrer Besitztümer: Als Machtverhältnis, das mit bloßer innerer Logik abläuft und die darin involvierten Menschen und Sachen systematisch unterwirft. Darin wird klargestellt: Nicht das Mehrprodukt stellt das Wertwachstum dar, sondern der Wert, der dem Besitz an Technik (Produktionsmittel) und Grund (Gebäude und Rohstoffe) beigemessen wird und der sich nur bei stabiler Verwertungslage, also bei entsprechendem Wertwachstum verwirklichen kann. Letztlich und von massivster Bedeutung für die Verwertungslage des Kapitals ist eben der Rückhalt des Ganzen: Der Wert, der dem Grundbesitz und seiner Materialien (Immobilien, Rohstoffe) beigemessen wird, weil dies allein den Kapitalismus als ganzes gesellschaftliches Verhältnis sichert. Dies ist die Basis des wirklichen Wertverhältnisses, der absolute Wert seines Verkehrs (worin sich z.B. die Mieten, Pacht, Gebäudewert usw. bemessen - jede Bank und Versicherung sichert sich darin). Es ist der Verkehrswert des ganzen Kapitalverhältnisses, der darin zu erkennen ist, dass auf der einen Seite privater Reichtum die Rechtstitel des Besitzstands ausfüllt, dem die weitaus größte Zahl der Menschen unterworfen ist, um leben und arbeiten, und das heißt hier nur: sich ernähren und reproduzieren zu können. Der Wertzuwachs bedeutet Machterhalt des Besitzrechts und Machtzuwachs für die Besitzer von Grund, Wohnung, Arbeitsmittel und Rohstoffe, und bringt den meisten Menschen, weil sie eben nur im Besitz ihrer Arbeitskraft und einer kleinen Altersvorsorge sind und bleiben, nur den Zuwachs an Ohnmacht, Vernutzung und Isolation von gesellschaftlicher Wirklichkeit, also vor allem die Armut an Lebensvermittlung und Lebenspotenzen, - sei es innerhalb eines Kulturkreises oder in einem anderen oder in beidem. Wertwachstum ist das Wachstum an Bewertung von Besitz, das Wachstum politischer Macht, welche in den Sachen, die die Welt beherrschen, gegenständlich wird als die gesellschaftliche Macht, welche die Wertform der darin aufgehäuften abstrakten Arbeit hat. Das Wertwachstum ist für das Kapital unabdingbar, weil es nur darin seine Prosperität als Verwerter der Werte in Mehrwert hat, erhält und entwickelt. Wertwachstum ist vom Wachstum an Produktivität und an der Erzeugung eines Mehrprodukts zu unterscheiden, wie auch der Geldwert vom Wert des Kapitals unterschieden ist. Als Geldwert stellt sich das Wertwachstum in den Profiten der einzelnen angewandten Kapitale pro Produktionsprozess einer Produktsparte dar. Darin rentiert sich das Einzelkapital, wenn auch letztlich nur in Masse. Es ist die allgemeine Voraussetzung, dass auf Mehrwert in der Form von Profiten überhaupt spekuliert wird. Doch das Wertwachstum selbst tritt nur ein, wo die Produkte mehr Wert haben, als in ihre Erzeugung eingegangen ist, wo also der Wert der Arbeitskraft optimal reduziert und ihre Anwendung optimal maximiert ist, wo also die Arbeit selbst so ausgebeutet wird, dass der Wert der Produkte, so er sich realisieren lässt, Mehrwert darstellt. Wertwachstum ist als Resultat des Kapitalumschlags das Wachstum an Marktausdehnung für ein Mehrprodukt, das konsumiert werden muss, um Wert zu realisieren. Aber erst nach wirklichem Abkauf bestärkt es die Verfügungspotenzen des Kapitals, das dann erst sich sachlich als werthafte Produktmenge, also als vor allem wertmäßig realisiertes Mehrprodukt darstellt, das in die Kapitalakkumulation (Erweiterung oder Forcierung der Technologie) oder in eine kontinuierliche Erweiterung der Märkte oder als relative Verteuerung von Miete und Pacht eingeht, welche die Masse des Kapitals vergrößert und damit die privaten Potenzen gegen die Gesellschaft der Menschen bestärkt. Wertwachstum ist also das ausschließliche Verhältnis, welches das Kapital zu sich hat. Es regelt sich nicht im Verhältnis der Produkte, ob sie nun wirklich mehr oder weniger sind, als zur einfachen Reproduktion der Menschen in einer Gesellschaft nötig ist (der Lebensstandard an Gütern löst sich immer in einem Durchschnitt auf), und es bestimmt sich daher auch nicht aus der natürlichen Fähigkeit der Arbeitskraft und der Produktionsmittel, mehr zu erzeugen (Mehrprodukt), als bei der Produktion verbraucht wird (an Energie, Lebensmittel, Technik und Verschleiß). Es bestimmt sich aus dem Preis, zu dem die Produkte verkaufbar sind. Dieser ergibt sich auf der Oberfläche des Wertverhältnisses, wie es die Situation von Angebot und Nachfrage, also des Verhältnisses der Konkurrenz der Verkäufer zu denen der Käufer ausdrückt und sich in Profiten und Surplus-Profiten niederschlägt wie der Bodensatz einer aufgequirlten Wertbrühe. Das ist nur manchmal dem Quantum der Mehrprodukte analog (in Phasen der Neueinführung von Lebensstandards). Es ist aber nicht wesentlich für das Wertwachstum. Der Preis der Mieten etwa regelt sich nicht aus dem Aufwand, Wohnungen zur Verfügung zu stellen, oder an der Menge des Angebots überhaupt, sondern aus dem Wert, den Verkehr in einer bestimmten Gegend hat, also die Notwendigkeit, gerade dort eine Wohnung oder einen Laden oder ein Büro usw. haben zu müssen. Wert ist immer gesellschaftlich und wird von der gesellschaftlichen Potenz des Käufers und Verkäufers über den Preis bestimmt. In ihm drückt sich ein gesellschaftliches Wertverhältnis aus, das so lange wächst, wie sich das Verhältnis der Besitzenden zu den (Sach-)Besitzlosen als "Lage auf dem Markt", als Konkurrenzsituation zugunsten der Besitzenden entwickelt - solange, bis die für ein Wertwachstum erforderlichen Preise nicht mehr bezahlbar sind und die Grenze der Ausbeutbarkeit erreicht ist (Krise). So ergibt sich also das Wertwachstum nicht unmittelbar aus dem Mehrwert oder aus dem Mehrprodukt, das eine Gesellschaft erarbeitet, also nicht aus der realen Verausgabung von Arbeitskraft und Produktivkraft (Maschinen, Automaten und Genius), welche über die Reproduktion der Menschen hinauswächst, sondern aus dem Wert, den die Produktivität des Kapitals gewinnt (z.B. als Konkurrenzlage der Maschinenbesitzer im Verhältnis zur Konkurrenzlage der Eigentümer von Naturalien wie Rohstoffe, Arbeitskraft usw.). Die tollsten Maschinen können wertlos sein, wenn ihre Verwendung im gesellschaftliche Durchschnitt "normal" oder gar hinfällig geworden ist. Wertwachstum ist somit gleichbedeutend mit dem Anwachsen des Wertes, den allgemeine gesellschaftliche Potenzen (z.B. Automaten) in privater Hand gegenüber den natürlichen Potenzen, wie sie sich gesellschaftlich anbieten müssen, haben. Es ist dies der Grund, warum Wertwachstum immer auch ein Wachstum an Armut bedeutet, weil es nicht die Arbeit denaturiert, sondern die Eigenschaften des Menschen - nicht in dem Sinn, dass die Menschen unnatürlich werden, sondern dass sie der Natur des Wertes voll und ganz unterworfen werden. Sie verlieren die Wirklichkeit ihrer Eigenschaften, ihr menschliches Eigentum und die menschliche Eigenschaft ihrer Gesellschaft in dem Maße, wie das Wertwachstum sich vollstreckt. Das hängt davon ab, wieweit es dem Kapital gelingt, das Besitzverhältnis der Menschen zu bestimmen, die Umsatzgeschwindigkeit ihres Vermögens (z.B. des Arbeitsvermögen, des Verkehrsvermögens oder des Vermögens an Wissen und Information) und ihrer Existenz zu erhöhen und ihren gesellschaftlichen Verkehr zur Ausbeutung von Mensch und Natur zu optimieren. Wertwachstum beruht also mit einem Wort darauf, dass menschliche Armut in dem Maße erzeugt wird, wie das Kapital an Macht gewinnt. Ob diese Armut sachlicher, geistiger oder körperlicher Natur ist, tut nichts zur Sache: Das Wertwachstum erbringt die Verarmung des menschlichen Lebens gegenüber der Verfügbarkeit des gesellschaftlichen Reichtums. Das Wertwachstum verläuft im Prinzip wie eine Sucht, die immer mehr Mittel vernutzen muss, um ihren Zweck zu erreichen, der nichts anderes ist, als den Mühen und dem Leiden dieses Lebens zu entkommen. In diesem Prinzip muss der Wertzuwachs jenes Leben durch die Überlebensmittel substituieren, die es letztlich abtötet. Es ist das Prinzip der Realabstraktion einer grenzenlosen Habsucht, die ihre Not nirgendwo erkennen kann außer im Nichthaben, im Unerreichten und Unerreichbaren, in der Spekulation auf ein Anderssein - auch um den Preis des Lebens selbst. Es entleibt das Leben der Kulturen und betreibt die Menschen als Organe seiner substantiellen und räumlichen Markterweiterung (siehe Tittytainment). Die Ökonomie des Kapitalismus ist die politische Ökonomie für ein Monster, das jeder wirklichen Wirtschaftlichkeit spottet und einzig Handlanger der politischen Spekulation des Kapitals ist. Diese ist nichts als die Spekulation auf eine Bewertung, die absolut abhängig ist vom Machtpotential des Kapitals und besonders vom Verkehrswert des Bodens, seiner Rohstoffe und Immobilien, die sich in diesem Machtverhältnis wirklich nur durch die Potenzierung ihrer Macht erneuern können: Als ausschließliches Politikum des Kapitals. Dass das Kapital seine immanenten Zwänge, die sich als Krisen hervortun, letztlich nur durch Erweiterung des "Einflussbereichs" des Kapitals, also auch durch Kriege und Weltkriege erfüllen kann, wird jeder bürgerliche Ökonom weit von sich weisen, - schließlich weiß er es ja anders, solange er anders ist, solange er eben am bescheidenen "Glück der Spekulation" teilhat. |
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