"Aller Mystizismus der Warenwelt, all der Zauber und Spuk, welcher Arbeitsprodukte auf Grundlage der Warenproduktion umnebelt, verschwindet ... sofort, sobald wir zu andren Produktionsformen flüchten." (MEW 23, S. 90) Verzaubert wirken Verhältnisse, wo sie unwirklich sind, wo sie von ihrem Wesen getrennt erscheinen (siehe auch Wesenslogik), in den Gegensätzen und Unterschieden ihrer Beziehungen vereint sind, bevor sie überhaupt wirklich da sein können. Ein Zauber entsteht durch die Verschmelzung von Gegensätzen in wirklichen Abstraktionen (siehe Realabstraktion), die nurmehr durch ihre Formbestimmung wirksam sind und von da her in ihrer Wirklichkeit nur unwirklich da sein können (siehe hierzu auch Mystifikation). "Alle Wissenschaft wäre überflüssig, wenn die Erscheinungsform und das Wesen der Dinge unmittelbar zusammenfielen." (MEW 25, S. 825) Ein Wesen ist subjektives Sein, die Substanz dessen, was Subjekt von einem Objekt (siehe auch Gegenstand) ist. Im Widersinn, im Widerspruch mit sich, kann es nicht als das erscheinen, was es ist. In seiner Selbstentfremdung wird es hintersinnig, und verlangt eine Erschließung aus schlussfolgerndem Denken (siehe Erkenntnisinteresse), das im Widersinn seiner Erscheinungsweisen die nur abstrakt erkennbare Substanz als seine Wesensabstraktion darzustellen und zu beweisen vermag; - vergleiche hierzu die Marx‘sche Erschließung des Werts als "gemeinsames Drittes" der Tauschwerte, das im Warentausch selbst schon auf seine abstrakte Herkunft aus einem anderen Sein (abstrakt menschliche Arbeit) verweist. Die Frage, warum es das gibt, was ist, ist von da her eine Wesensfrage. So auch die Frage, was ist es gewesen, wenn es verwest, wenn es also nicht mehr ist? Ein Wesen ist begründetes und grundlegendes Sein, die Einheit der Bestimmungen eines Seins, Seinsbestimmung dessen, was es über die Verwesung hinaus ist, auch wenn es in anderer Stofflichkeit erscheint, Grund eines anders Seienden ist. Gott ist eine allgemein bekannte Wesensabstraktion, durch die auch die Schwierigkeit eines Beweises (bzw. Widerlegung) deutlich wird, da er selbst schon offensichtlich als Gedankenabstraktion verfasst ist. Realabstraktionen sind dagen materiell nachweisbar, weil sie in ihrer Formverwandlung darstellbar sind. Im Übergang zu anderem kann ein Wesen wachsen, anders werden durch den Zuwachs an bestimmtem Sein, durch die natürliche Intelligenz seiner organischen Geschichte. Es mag vielerlei Abstraktionen geben, die willkürlich sind und Hypothesen bilden, mit denen statistische Relationen hergestellt werden, deren Sinn und Zweck ganz jenseits eines Erkenntnisinteresses, also völlig unbegründet und daher voraussetzungslos eingebracht wird. Als bloße Selbstverständlichkeit schon im Vorhinein jeder Erkenntnis, also quasi selbsterklärend begriffen, besteht keinerlei Notwendigkeit einer Erkenntnis. Solches kann daher auch nur willkürliche oder rein quantitative Beziehungen darstellen. Dies macht den Positivismus aus, der jedes Fakt als gleichermaßen wesentlich ansieht. Für das dialektische Denken gibt es das Wesen als Gegenstand des Begreifens nur, wo Erscheinung und Wesen auseinanderfallen, wo der Begriff nicht greifbar ist. Von daher ist die Wesensabstraktion, sofern sie zum Beweis kommt, die über jeden Zufall erhabene Abstraktionsweise, die das Wesen ihres Gegenstands aus vielfältigen Erscheinungsweisen erst durch Analyse ermitteln muss, bevor sie ihn auch denken kann. "Das abstrahierende Denken... ist nicht als bloßes Auf-die-Seite-stellen des sinnlichen Stoffes zu betrachten, welcher dadurch in seiner Realität keinen Eintrag leidet, sondern es ist vielmehr das Aufheben und die Reduktion desselben als bloße Erscheinung auf das Wesentliche, welches nur im Begriff sich manifestiert." (Logik II, 20). Ein Gegenstand, der seinem Wesen nicht entspricht, hat ein Unwesen zu seinem Inhalt, ein unwirkliches Wesen, das nur an seiner widersinnigen Erscheinungsweitse zu erkennen ist, die eine Verkehrung ihres Wesens darstellt. Er ist ein Unding, das im Allgemeinen nur abstrakt, im Einzelnen nur isoliert, daher ein abtrakt Allgemeines ist. Diese erscheint nicht nur widersinnig, sondern hat auch ein widersprüchliches Wesen, das zum einen ein Ganzes vieler Eigenschaften, zum anderen aber wesentlich nichts ist, bloße Reflexion in anderem, eine Form ohne Inhalt, ein Loch im Vielen. Darin hat es sein Wesen aufbewahrt, aber zugleich negiert, so bewahrt, dass es sich nur noch als Form wirksam macht und somit notwendig zu einer Formbestmmung wird. Die Abstraktion eines Wesens wird als Begriffssubstanz einer formellen Ganzheit erschlossen, als das im Nichts verbliebene Sein, als Grund eines Daseins, das sich selbst nichtig macht, weil es alles aufzehrt, was wesentlich ist. Dies zu begreifen macht den Unterschied zur Phänomenologie. In der dialektischen Systematik ist diese Negation der Springpunkt und Umschlagpunkt des Begriffs, der aus einer geschichtlichen Nichtigkeit und Nichtung erklärt, was diese als Anderssein des Begriffs reflektiert. Vergleiche hierzu z.B. die Teilung der Arbeit, welche nach Marx die Notwendigkeit der Form des Reichtums als Warensammlung erklärt, die zum wesentlichen Inhalt nur die Tatsache verwirklicht, dass sie Arbeitsprodukt ist, ohne als solches wirklich zu sein. Es ist die Wirkung und also auch Wirklichkeit der Abstraktion (siehe Realabstraktion), welche sich in den wirklichen Verhältnissen nicht nur erfahren, sondern auch erschließen lässt: In der Absehung von allen Bestimmungen bleibt der einfache Grund seines reinen, also inhaltslosen Seins übrig. Auf diese Weise hat Marx die abstrakt menschliche Arbeit als Begriffssubstanz der bürgerlichen Gesellschaft erschlossen: "Sieht man ab von der Bestimmtheit der produktiven Tätigkeit und daher vom nützlichen Charakter der Arbeit, so bleibt das an ihr, daß sie eine Verausgabung menschlicher Arbeitskraft ist. Schneiderei und Weberei, obgleich qualitativ verschiedne produktive Tätigkeiten, sind beide produktive Verausgabung von menschlichem Hirn, Muskel, Nerv, Hand usw., und in diesem Sinn beide menschliche Arbeit. Es sind nur zwei verschiedne Formen, menschliche Arbeitskraft zu verausgaben." (MEW 23, S. 58 f) | ![]() |