Wünsche entstehen in einer Vorstellungswelt, worin das Begehren der Wahrnehmung sich aus der Ermangelung ihrer eigenen Wirklichkeit, die sie wahrhat, entfaltet. Die Wunscherfüllung soll Befriedung für ein Leben erbringen, das in seiner Wirklichkeit unzufrieden und hierdurch erregt ist. Bedürfnisse unterstellen die Kenntnis ihres Gegenstands. Wünsche entwickeln ihn durch Vorstellungskraft. Sie enthalten daher auch keinerlei Erkenntnis, sondern lediglich Gefühle aus der Selbstwahrnehmung, die sich zu Vorstellungen gestalten, oft auch in Traumbildern umsetzen. In dieser Form können sie allerdings wähnen und von daher Kenntnis äußern. Die Vorstellungswelt der Wünsche ist also nicht so voraussetzungslos, wie sie erscheint; entstammt aber nicht einem einfachen "Erinnerungsbild eines Befriedigungserlebnisse" (wie bei S. Freud) und auch nicht dem bloßen Begehren aus einem "übersubjektiven" Mangel des Menschen (wie bei Lacan), sondern aus den Abstraktionen der praktischen Lebenswelt und Umwelt, in welcher vielerlei Bedürfnisse wahrgehabt werden, wo deren Realisierung dem einzelnen Menschen unmöglich, ihr wirklicher Sinn unerreichbar ist. In das Wünschen geht also eine Mystifizierung der Bedürfnisse ein, die sich in der Psyche zu einer inneren Absicht verwandeln, das als Wunscherfüllung zu erlangen, was der Befriedigung solcher Bedürfnisse entzogen ist. Wünsche sind Vorstellungen, die nur in ihrer Wahrnehmung gefühlt werden, also dort, wo ihnen ein Wahrnehmungsgegenstand entspricht. Nicht der Gegenstand hat darin Wirkung, sondern der Wunsch, der unverwirklicht ist. Und in dieser Trennung von ihrem Gegenstand wirkt die Wahrnehmung auf sich selbst durch ihre Illusionen, durch die alles so schön oder hässlich erscheint, wie darin ihr Wunsch illuminiert ist. Wiewohl ihre Wünsche sich scheinbar frei gestalten, so sind sie dennoch vor allem nur Reflexionen, die aus dem inneren Mangel bestimmt sind, den jede ästhetische Verwirklichung enthält und an dem sie sich auch selbst reflektiert. Im Unterschied zu einem Bedürfnis ist ein Wunsch eine Reflexion ihrer Not, ein ungegenständliches Verlangen, dass Leben schlicht anders sein soll, nicht von Wirklichkeit und Gegenständen behelligt, sondern den psychischen Absichten entsprechen soll. Ein Wunsch ist selbst schon ein Produkt der Psyche, resultiert aus der Notwendigkeit, ihre unausgefüllte Getriebenheit durch einen Sinn zu ersetzen, den die Psyche nicht durch sich selbst haben kann, weil sie eben nur durch ihre nichtig gewordenen Selbstgefühle zu dem getrieben ist, was ihre Wünsche schließlich in Wahrheit ausmachen: Sie will die Aufhebung ihrer Selbstentfremdung, betreibt aber durch ihre Abwendung von sich nur ihre Verkehrung, weil sie ihre Wahrheit nichtet und von daher aus dem Gedächtnis der Selbstgefühle Wünsche veranlasst , die in Wahrheit ihre Gegenwärtigkeit verkehren, nur ihre Unwirklichkeit betreiben und antreiben. Diese Triebe der Psyche haben nichts mit einer geistigen Selbstverwirklichung der Menschen im Sinn. Sie suchen einzig eine Befriedigung als Befriedung, eine Versöhnung ihrer Erregungen, welche die Selbstgefühle für die Notwendigkeiten der Einverleibung ihrer Welt verlangen. Sie zehren dabei Leben auf, sowohl ihr eigenes sinnliches Leben, wie auch das der anderen Menschen, welche sie als Gegenstand ihres Verlangens nutzen. Es ist der leibhaftige und auf sich selbst zurückgekomene "Sinn des Habens", der nicht nur Fleisch geworden ist, sondern auch fleischliches Erleben als seinen ausschließlichen Nutzen für sich empfindet. In ihm offenbart sich die Entleerung des Erlebens nun auch als Entsinnlichung der Selbstwahrnehmung. Diese wird schal in dem Maß, wie die Erzielung von Befriedigung die Psyche verausgabt.
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