"Geld - hier genommen als selbständiger Ausdruck einer Wertsumme, ob sie tatsächlich in Geld oder Waren existiere - kann auf Grundlage der kapitalistischen Produktion in Kapital verwandelt werden und wird durch diese Verwandlung aus einem gegebnen Wert zu einem sich selbst verwertenden, sich vermehrenden Wert. Es produziert Profit, d.h. es befähigt den Kapitalisten, ein bestimmtes Quantum unbezahlter Arbeit, Mehrprodukt und Mehrwert, aus den Arbeitern herauszuziehn und sich anzueignen. Damit erhält es, außer dem Gebrauchswert, den es als Geld besitzt, einen zusätzlichen Gebrauchswert, nämlich den, als Kapital zu fungieren. Sein Gebrauchswert besteht hier eben in dem Profit, den es, in Kapital verwandelt, produziert. In dieser Eigenschaft als mögliches Kapital, als Mittel zur Produktion des Profits, wird es Ware, aber eine Ware sui generis. Oder was auf dasselbe herauskommt, Kapital als Kapital wird zur Ware." (Marx MEW 25, S. 350 f.) Zins ist der Preis des Geldes, also das, was die Übereignung einer bestimmten Geldmenge über das hinaus kostet, was sie im Moment des Transfers an Wert darstellt, was von ihr also an zukünftigen Wert eingebracht werden kann oder könnte. Geld bezieht seinen ursprünglichen Wert aus dem Verhältnis der Zahlungsmittel zum Kaufmittel in den zwischen Angebot und Nachfrage realisierbaren Preisen. Zins ist der Preis für das Geld, das zum Zweck seiner Verwertung als Kredit (siehe Kreditwesen) in die Realwirtschaft vorgestreckt, also im Maßstab seiner erwartungsgemäßen Profitrate, nämlich der Durchschnittsprofitrate und einem Extraprofit vorweggenommen vergeben wird. Zins stellt von daher zugleich den Preis für den Geldwert eines Mehrwerts dar, der in die Realwirtschaft oder deren Finanzhandel investiert wird und den Preis für ein zu erwartendes Wertwachstum, also einen noch nicht existenten Mehrwert darstellt, der aus dem Vermögen eines bereits produzierten Mehrwerts angezeigt ist oder auch nur geglaubt wird. Die Festlegung des Zinsfußes richtet sich nach dem Leitzins der Notenbank, der auf Dauer nur funktionieren, also ohne Geldentwertung auskommen kann, wenn sein Maßstab möglichst den Verwertungsbedingungen des Kapitals entspricht. Dies lässt sich allerdings immer erst nach einem ihm entsprechenden Kapitalumsatz ermitteln. Eine Erhöhung des Zinsfußes bedeutet daher immer eine hohe Erwartung an die Realisierungsmöglichkeiten von Kapitalinvestitionen in einem realisierbaren Wertwachstum (siehe auch Wertrealisierung). Sein Sinken zeigt einen Fall der Profitrate an. Und wo der Zins auf Null steht, ist angezeigt, dass in der Realwirtschaft keine Entwicklung zu erkennen ist, weil z.B. Mehrwert nur noch im Derivatenhandel aus einem Schuldgeldsystem abgeschöpft wird (siehe auch Giralgeldschöpfung). Dies kann auch dazu führen, dass der Zinsfuß selbst negativ wird, sodass hierdurch Kapital zurück in die Realwirtschaft abgeführt wird, auch wenn es dort unrentabel ist - also allein dazu dient, eine übermäßige Masse von fiktivem Kapital zu entlasten, um dem Platzen einer Finanzblase entgegenzuwirken. Diese ist dann allerdings schon vorhanden und wird mit dem Negativzins lediglich politisch bekämpft - in der Hoffnung, dass sich in der Realwirtschaft noch Ressourcen befinden, die dadurch verwertbar werden.. Der Wert des gesamten Kapitalvorschusses setzt sich zusammen aus seinem reinen Geldwert, den er aus seiner Produktion hat, und dem Zins, den er aus dem Wert des zirkulierenden Geldes entnimmt. Sein Ertrag muss ein Mehrwert sein, der beides enthält und reproduziert. Wo dies nicht möglich ist, muss Mehrwert aus einer Negativverwertung durch Lohnminderung per Gebühren auf Eigentumstitel in einem Schuldgeldsystem bezogen werden. Jeder Kredit zwingt das Kapital zu einer Eistenzform, die es durch seine Produktion nicht hat, aber durch den Vertrag zwischen Verleiher (Kreditgeber) und Borger (Kreditnehmer) als eine zweite Form des Profits bekommt, als Zins: "Zwischen Verleiher und Borger geht nicht, wie zwischen Käufer und Verkäufer, ein Formwechsel des Werts vor, so daß dieser Wert das eine Mal in der Form des Geldes, das andre Mal in der Form der Ware existiert. Die Dieselbigkeit des weggegebnen und des rückempfangnen Werts zeigt sich hier in ganz andrer Weise. Die Wertsumme, das Geld, wird fortgegeben ohne Äquivalent und wird nach einer gewissen Zeit zurückgegeben. Der Verleiher bleibt immer Eigentümer desselben Werts, auch nachdem dieser aus seiner Hand in die des Borgers übergegangen ist. Beim einfachen Warenaustausch steht das Geld stets auf seiten des Käufers; aber beim Verleihen steht das Geld auf seiten des Verkäufers. Er ist es, der das Geld für eine gewisse Zeit weggibt, und der Käufer des Kapitals ist es, der es als Ware erhält. Dies ist aber nur möglich, soweit das Geld als Kapital fungiert und daher vorgeschossen wird. ... Beide geben dieselbe Geldsumme als Kapital aus, der Verleiher und der Borger. Aber nur in der Hand des letzteren fungiert sie als Kapital. Der Profit wird nicht verdoppelt durch das doppelte Dasein derselben Geldsumme als Kapital für zwei Personen. Es kann für beide als Kapital nur fungieren durch Teilung des Profits. Der dem Verleiher zufallende Teil heißt Zins." (Marx MEW 25, S. 365) Kapitalismus ist eigentlich nichts anderes als ein System von vorgeschossenem Geld, das zu mehr Geld werden soll, indem es produktiv, also durch die Mehrwertproduktion der Arbeit verwertet und als Wertwachstum realiisert wird. Dieser Vorschuss kann für Investitionen in die Produktion z.B. als Aktie gegeben werden, die sich am Produktionsrisiko beteiligt und deshalb Dividenten ausschüttet, oder als Kredit, der aus dem Umlauf des Geldes unter den Bedingungen der durchschnittlichen Profitrate entnommen wird, um damit Extraprofite zu machen. Wesentlich ist hierbei, dass Kapital als Kredit selbst als eine Ware gehandelt wird, die keinen realen Gebrauchswert hat, sondern neben den Gebrauchswerten, die der Warentausch im Geldausdruck schon allgemein voraussetzt den Gebrauchswert des Kapitals bietet, aus Geld mehr Geld zu machen. In dem Maß aber, in dem Kapital gegen den realen Geldumlauf fiktiv wird (siehe fiktives Kapital), reduzieren sich die Zinsen und können sogar negativ werden, wenn keine realökonomischen Investitionen Mehrwert einbringen und Geld seinen Wert nicht mehr zirkulieren kann und überschüssig wird und das spekulative, das fiktive Kapitall den gesamten Geldkreislauf ausfüllt. Wird ein Kredit zum Schuldenausgleich verliehen, dann läuft das Kalkül auf eine Verdopplung der Profitrate hinaus, weil er schon einen Wertverlust durch ungedecktes Geld (durch Buchung einer nicht gedeckten Geldabgabe) zu kompensieren hat, der den gesamten umlaufenden Geldwert schmälert, und das Geld zugleich für eine Produktion angewendet wird, die daher überdurchschnittlichen, nämlich verdoppelten Mehrwert einlösen muss. Zins ist immer der Preis für ein Geld, das noch nicht realisierten Mehrwert darstellt, aber schon als Kapital fungiert. Ein Kreditverhältnis betreibt dies Doppelte auch in seinem wirklich Prozess, indem es den Kredit selbst als Ausgabe des Kreditgebers und als Einnahme des Kreditnehmers darstellt. Dieses Verhältnis hat sich von daher schon vor aller Verwirklichung über die Durchschnittsrate der Profite durch die doppelte Darstellung ihrer Wertigkeit erhoben und somit die Darstellung des Geldwerts der Profite verdoppelt, bevor dieser überhaupt verwirklicht ist. Der Zins stellt also immer schon einen unwirklichen Mehrwert dar, der einem wirklichen, also im Preis schon formulierten Durchschnittsprofit zu entnehmen ist. Er stellt also ein zeitgebundenes Verhältnis von Wert und Preis einer Mehrproduktion dar, wie deren Verwertung durch Geldeinlage zu erwarten ist. Wo Geld als Kredit verliehen wurde, ist es ein Haben als Forderung des Verleihers, wo es geliehen wurde ist es ein Haben zur Anwendung des Schuldnuers. Durch das doppelte Dasein derselben Geldsumme als Kapital für zwei Personen (MEW 25, S. 366) trennt sich der Profit auf und wird zu einem zinstragenden Kapital. So wird in der Preisdarstellung des Geldes der Profit in Zins für einen Kredit dem Wert des Mehrprodukts in den Preis des Kredits und seinem Kapitalwert getrennt, wie es in der Buchhaltung des Verleihers und der des Borgers ja auch praktisch in dieser Trennung vollzogen wird. "Verleihen und Borgen, statt des Verkaufens und Kaufens, ist hier ein aus der spezifischen Natur der Ware - des Kapitals - hervorgehender Unterschied. Ebenso daß das, was hier gezahlt wird, Zins ist, statt des Preises der Ware. Will man den Zins den Preis des Geldkapitals nennen, so ist dies eine irrationelle Form des Preises, durchaus im Widerspruch mit dem Begriff des Preises der Ware. Der Preis ist hier auf seine rein abstrakte und inhaltslose Form reduziert, daß er eine bestimmte Geldsumme ist, die für irgend etwas, was so oder so als Gebrauchswert figuriert, gezahlt wird; während seinem Begriff nach der Preis gleich ist dem in Geld ausgedrückten Wert dieses Gebrauchswerts. Zins als Preis des Kapitals ist von vornherein ein durchaus irrationeller Ausdruck. Hier hat eine Ware einen doppelten Wert, einmal einen Wert, und dann einen von diesem Wert verschiednen Preis, während Preis der Geldausdruck des Wertes ist." (MEW 25, S. 366) Der Zins stellt den Mehrwert dar, den die Profitrate in ihrem Durchschnitt pro bestimmter Laufzeit realisiert. Zinsen sind daher umgekehrt auch der Preis für den Gebrauch von Geld in dieser Zeit. Zinsen stellen also den aus dem Preis des Geldes unter der Bedingung eines Vorleistungsrisikos zu erwartenden Wert eines noch entstehenden Geldes dar, den Anteil eines zu produzierenden Mehrwerts aus einem bereits vorhandenen Mehrwert, der sich nicht im Warenhandel, sondern im Geldhandel realisiert. "Der Wert des Geldkapitals ist eben der Zinsfuß und nichts andres." (Marx MEW 25, S. 437) Zins wird kassiert, weil aus Geld mehr Geld gemacht worden war, ist also vorhandener Mehrwert, und weil daraus wiederum mehr Geld werden kann, Profit zu erwarten ist. Zins ist nur als Form des Mehrwerts aus vergangener Produktion selbst auch Preis des Geldes für zukünftige Anwendung. Er entspringt aus dem Verhältnis von Wert und Preis der Arbeit, das sich zu sich als Gebrauchswert Geld verhält. In dieser Dopplung von Geld als Tauschwert für Gebrauchswerte und Geld als Gebrauchswert zur Gelderzeugung erscheint allerdings das Geld als Kredit für sich nur irrational: "Die Irrationalität der Sache selbst kömmt daher, daß das Kapital (im Zins) als Voraussetzung von seinem eignen Prozeß, worin es Kapital, daher sich verwertender Wert wird, getrennt erscheint und daß anderseits das rentetragende Kapital ... nur als Kapital in einer besondren Sphäre Rente trägt, in dieser Form erscheint, die also von ihm auf das Element übertragen wird, das es vom industrial capital überhaupt unterscheidet." (Marx "Theorien über den Mehrwert 3. Teil" MEW 26.3, S. 509 f) Der Wert des Zinses stellt also einen Wert dar, der wie jeder Wert nur durch menschliche Arbeit entstehen, der aber nicht aus unmittelbarer Arbeit dargestellt werden kann. "Diese Irrationalität des Ausdrucks ... wird so wohl vom vulgarian gefühlt, daß er beide Ausdrücke verfälscht, um sie rational zu machen. Er läßt den Zins für das Kapital zahlen, soweit es Gebrauchswert ist und spricht daher von der Nützlichkeit, die Produkte oder Produktionsmittel dessen Geldausdruck gleich seinem Preis ist - ein Widerspruch in den Termini für die Reproduktion als solche haben, die das Kapital stofflich hat als Element des Arbeitsprozesses. Aber seine Nützlichkeit, sein Gebrauchswert ist ja schon vorhanden in seiner Form als Ware, und ohne dieselbe wäre es nicht Ware und hätte keinen Wert. Als Geld ist es der Ausdruck des Werts der Waren und in sie verwandelbar im Verhältnis ihres eignen Werts. Verwandle ich aber Geld in eine Maschine, in Baumwolle etc., so verwandle ich es in Gebrauchswerte von demselben Wert. Die Verwandlung bezieht sich nur auf die Wertform. ... Setze ich aber die Verwandlung voraus und sage, der Preis werde für den Gebrauchswert der Waren gezahlt, so wird der Gebrauchswert der Waren überhaupt nicht gezahlt oder wird nur gezahlt, soweit ihr Tauschwert gezahlt wird." (Marx "Theorien über den Mehrwert 3. Teil" MEW 26.3, S. 509 f) Der Preis des Geldes ist der Preis für einen Mehrwert, der jenseits der Warenverkäufe seinen Bestand hat, als Wert fortbesteht, weil und sofern er unverkaufte Waren aus dem Mehrprodukt als nur potentiellenTauschwert, als Preis eines Angebots repräsentiert. Wert ist nur durch die Einheit seines Verhältnisses im Warentausch, also als Produkt, das sich auch wieder für den Verkauf wertmäßig repräsentiert. Ohne die Realisation seines Wertes im Verkauf von Waren bleibt der Wert nur fiktiv Kapitalwert. Weil also in dieser bloßen Repräsentanz Unverkauftes seinen Wert verlieren müsste, zielt auf dem Geldmarkt das Geld als reines Kapital - als bloß fiktives Kapital - in seinem Gebrauchswert auf die Anwendbarkeit von Geld in der Produktion, um ein Mehrprodukt zu erhalten, das als Mehrwert wieder realisiert werden soll, also in der Erwartung eines auf einen bestimmten Wirkungskreis bezogene Wertsteigerung des Profits, wie er sich aus einer Investition gegenüber der durschnittlichen Profitrate berechnen und erwarten lässt. Der Zins ist das, was das durchschnittliche Wertwachstum repräsentiert und ein Wachstum der Geldmenge, also der Wertsumme der Geldbesitzer betreibt. Wo der eigene Geldbesitz zu einem angemessenen Kapitalvorschuss nicht ausreicht, wird es aus dieser Wertsumme heraus verliehen und muss daher nach seiner Anwendung auch wieder mit Zins zurückgeführt werden. Geld erscheint damit als doppelt wertvoll, auch wenn sein Wert nur in zwei Formen existiert, einmal im Geldbesitz des Gläubigers und einmal im Geldbesitz des Schuldners. ""Was der Käufer einer gewöhnlichen Ware kauft, ist ihr Gebrauchswert; was er zahlt, ist ihr Wert. Was der Borger des Geldes kauft, ist ebenfalls dessen Gebrauchswert als Kapital; aber was zahlt er? Sicher nicht, wie bei den andren Waren, ihren Preis oder Wert. Zwischen Verleiher und Borger geht nicht, wie zwischen Käufer und Verkäufer, ein Formwechsel des Werts vor, so daß dieser Wert das eine Mal in der Form des Geldes, das andre Mal in der Form der Ware existiert. Die Dieselbigkeit des weggegebnen und des rückempfangnen Werts zeigt sich hier in ganz andrer Weise. Die Wertsumme, das Geld, wird fortgegeben ohne Äquivalent und wird nach einer gewissen Zeit zurückgegeben. Der Verleiher bleibt immer Eigentümer desselben Werts, auch nachdem dieser aus seiner Hand in die des Borgers übergegangen ist. Beim einfachen Warenaustausch steht das Geld stets auf seiten des Käufers; aber beim Verleihen steht das Geld auf seiten des Verkäufers. Er ist es, der das Geld für eine gewisse Zeit weggibt, und der Käufer des Kapitals ist es, der es als Ware erhält. Dies ist aber nur möglich, soweit das Geld als Kapital fungiert und daher vorgeschossen wird. Der Borger borgt das Geld als Kapital, als sich verwertenden Wert. Es ist aber nur erst Kapital an sich, wie jedes Kapital in seinem Ausgangspunkt, im Augenblick seines Vorschusses. Erst durch seinen Gebrauch verwertet es sich, realisiert es sich als Kapital. Aber als realisiertes Kapital hat der Borger es zurückzuzahlen, also als Wert plus Mehrwert (Zins); und der letztre kann nur ein Teil des von ihm realisierten Profits sein. Nur ein Teil, nicht das Ganze. Denn der Gebrauchswert für den Borger ist, daß es ihm Profit produziert. Sonst hätte keine Veräußerung des Gebrauchswerts von seiten des Verleihers stattgefunden. Andrerseits kann nicht der ganze Profit dem Borger zufallen. Er zahlte sonst nichts für die Veräußerung des Gebrauchswerts, und er gäbe das vorgeschoßne Geld an den Verleiher nur als einfaches Geld zurück, nicht als Kapital, als realisiertes Kapital, denn realisiertes Kapital ist es nur als G + DeltaG. Beide geben dieselbe Geldsumme als Kapital aus, der Verleiher und der Borger. Aber nur in der Hand des letzteren fungiert sie als Kapital. Der Profit wird nicht verdoppelt durch das doppelte Dasein derselben Geldsumme als Kapital für zwei Personen. Es kann für beide als Kapital nur fungieren durch Teilung des Profits. Der dem Verleiher zufallende Teil heißt Zins." (Marx in MEW 25, S. 365f) Obwohl es jedem Geldgeber freisteht, mit welchem Zinsfuß er auf dem Geldmarkt Geld anbieten will, wird auch der Erfolg seines Kreditangebots von Angebot und Nachfrage auf dem Finanzmarkt abhängen, wie er sich also auf den Durchschnitt der Angebote bezieht und welche Perspektive (Risiko) ein Geldeinsatz hat. Beides spiegelt sich im Leitzins einer Währung, in welcher die Wirtschaft des entsprechenden Landes oder Staatenbunds sich darstellt oder auch in Erwartung verbesserter Marktchancen "gepuscht" werden kann. Nachfrage nach Geld kommt immer aus der Produktion. Sie steht hierbei sogar oft im Gegensatz zum realen Umfang und Umlauf der vorhandenen Geldmenge. Marx diskutiert z. B. Fälle, in denen dem "erhöhten Wert des Geldkapitals ... auf der andern Seite direkt der gefallne Geldwert des realen Kapitals (Warenkapitals und produktiven Kapitals) [entsprach]. Der Wert des Kapitals in der einen Form stieg, weil der Wert des Kapitals in der andern sank." (Marx MEW 25, S. 436). Dies macht das Kalkül der Spekulation oft auch tatsächlich aus, wenn sie auf Bankwerte setzt, die sich gegen das Warenkapital (die Realwirtschaft) selbständig machen. "Wenn hohe Profitrate und Geschäftsausdehnung Ursachen hohes Zinsfußes sein können, ist deswegen hoher Zinsfuß keineswegs Ursache von hohem Profit. Und die Frage ist gerade, ob dieser hohe Zins (wie sich in der Krise wirklich herausstellte) nicht fortgedauert oder gar erst auf die Spitze getrieben, nachdem die hohe Profitrate längst den Weg alles Fleisches gegangen." (Marx MEW 25, S. 438) Er kann in Zeiten der Rezession auch unterhalb der Inflationsrate liegen und demotiviert den Geldverleiher und treibt die Rezession bis zur Uneinholbarkeit fort. Das veranlasst dann eine Reaktion des damit belasteten Staates. Da er nicht in die Politik der Notenbank eingreifen darf, die an und für sich politisch frei gestelt sein soll, besteht der Eingriff aus einer Konteraktion auf dem Warenmarkt - z.B. durch Ausdehnung der Märkte und durch Kriege, die Geld wieder rentabel machen. Vergleiche hierzu auch die Politik Hitlers, die von Anfang an auf einen Weltkrieg hinzielte, der durch Kredite bei den Weltbanken erst ermöglicht wurde, die Hitler durch Waffengewalt dann sowieso nicht bedienen sollte. Zins entsteht nicht aus Missbrauch von Geldbesitz (wie ihn z.B. Proudhon versteht) oder durch Spekulation, sondern resultiert zusammen mit dem Unternehmensgewinn aus realer Mehrwertproduktion. Er ist der Teil des Mehrwerts, der aus dem Durchschnitt der Profitrate berechnet und dem Profit entnommen und auch vorauskalkuliert wird, um den Kapitalvorschuss zu finanzieren. Das Zinsgeschäft ist die Reinform des durchschnittlichen Werts, welcher dem Mehrwert zum Gebrauch des Vorschusses im Maß seiner durchschnittlichen Anwendungszeit zu entnehmen ist, das Durchschnittsprodukt der Geldverwertung pro Zeiteinheit. Zins ist also als Anteil des Profits berechnet, gleich, ob das fungierende Kapital das Kapital selbst vorschießt (also keine Zinsausgaben hat) oder es sich dies durch Geldgeber (Banken) geben lässt (im erstren Fall fungiert es lediglich zugleich selbst als Bank). Zins ist also ein Anteil des Mehrwerts, wie er in den Profit eingeht und realisiert wird und stellt selbst nicht das Übel von kapitalistischen Geldverhältnissen dar, wie z.B. Ricardo oder Gesell behaupten, sondern ist ein Moment der Aufteilung und Abspaltung der Resultate des Übels, dass Mehrwert selbst durch die Aneignung von unbezahlter Arbeit (siehe Arbeitstag) in privater Verfügung akkumuliert wird. Im Unterschied hierzu beruht die Spekulation auf der Unsicherheit von Erwartungen, ist also eine Möglichkeit der gesonderten Kapitalverwertung. Diese verhält sich daher meist umgekehrt wie die Verzinsung: Wo Zinsen hoch sind, ist Spekulation meist beschränkt (siehe Aktienkapital) und umgekehrt, weil in Zeiten hoher Verwertungssicherheiten (Prosperitätsphasen) wenig Spielraum für Spekulation und eher hoher Zinsfuß besteht - sofern keine speziellen Krisen der Geldwertverhältnisse zeitgleich ablaufen (z.B. Devisenmarkt, Inflation oder Deflation), wie das im internationalen Verhältnis durchaus der Fall sein kann. Die Grundlage des Zinses ist die Warenform des Kapitals, also die Tatsache, dass Kapital als Ware zum Zweck der Verzinsung eingesetzt wird mit dem ausschließlichen Gebrauchswert, Mehrwert als Geldwert abzuschöpfen. Es ist spätestens seit Proudhon eine alte Tradition einer "linken" Kritik am Zins, dass er dem Wucher entspringen würde, also der Raffgier von Kapitalinteressen, die "über eine legale Gebühr" für das Geldverleihen hinausginge, das als reine Dienstleistung verstanden werden solle. Doch Geldverleih ermächtigt zur Kapitalverwertung und hat mit Dienstleistung nichts gemein. Marx schreibt hierzu: »Es ergibt sich daher der Irrtum jener Sozialisten, namentlich der französischen, die den Sozialismus als Realisation der von der französischen Revolution nicht entdeckten, sondern historisch in Umlauf geworfnen bürgerlichen Ideen nachweisen wollen, und sich mit der Demonstration abmühen, daß der Tauschwert ursprünglich (in der Zeit) oder seinem Begriff nach (in seiner adäquaten Form) ein System der Freiheit und Gleichheit aller, aber verfälscht worden sei durch Geld, Kapital etc. Das Tauschwertsystem und mehr das Geldsystem sind in der Tat das System der Freiheit und Gleichheit. Die Widersprüche aber, die bei tieferer Entwicklung erscheinen, sind immanente Widersprüche, Verwicklungen dieses Eigentums, Freiheit und Gleichheit selbst; die gelegentlich in ihr Gegenteil umschlagen. Es ist ein ebenso frommer wie alberner Wunsch, daß z. B. der Tauschwert aus der Form von Ware und Geld sich nicht zu der Form des Kapitals oder die Tauschwert produzierende Arbeit sich nicht zur Lohnarbeit fortentwickeln soll.« (Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 916.) |
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