"Die Geldmasse, die bei Beginn z.B. des täglichen Zirkulationsprozesses in ihn hineingeworfen wird, ist natürlich bestimmt durch die Preissumme der gleichzeitig und räumlich nebeneinander zirkulierenden Waren. Aber innerhalb des Prozesses wird ein Geldstück sozusagen für das andre verantwortlich gemacht. Beschleunigt das eine seine Umlaufsgeschwindigkeit, so erlahmt die des andren, oder es fliegt ganz aus der Zirkulationssphäre heraus, da diese nur eine Goldmasse absorbieren kann, welche, multipliziert mit der mittlern Umlaufsanzahl ihres einzelnen Elements, gleich der zu realisierenden Preissumme ist. Wächst daher die Anzahl der Umläufe der Geldstücke, so nimmt ihre zirklierende Masse ab. Nimmt die Anzahl ihrer Umläufe ab, so wächst ihre Masse. Weil die Masse des Geldes, die als Zirkulationsmittel funktionieren kann, bei gegebner Durchschnittsgeschwindigkeit gegeben ist, hat man daher z.B. nur eine bestimmte Quantität von Ein-Pfund-Noten in die Zirkulation hineinzuwerfen, um ebenso viele Sovereigns hinauszuwerfen, ein allen Banken wohlbekanntes Kunststück. Wie im Geldumlauf überhaupt nur der Zirkulationsprozeß der Waren, d.h. ihr Kreislauf durch entgegengesetzte Metamorphosen erscheint, so in der Geschwindigkeit des Geldumlaufs die Geschwindigkeit ihres Formwechsels, das kontinuierliche Ineinandergreifen der Metamorphosenreihen, die Hast des Stoffwechsels, das rasche Verschwinden der Waren aus der Zirkulationssphäre und ihr ebenso rascher Ersatz durch neue Waren. In der Geschwindigkeit des Geldumlaufs erscheint also die flüssige Einheit der entgegengesetzten und sich ergänzenden Phasen, Verwandlung der Gebrauchsgestalt in Wertgestalt und Rückverwandlung der Wertgestalt in Gebrauchsgestalt, oder der beiden Prozesse des Verkaufs und Kaufs. Umgekehrt erscheint in der Verlangsamung des Geldumlaufs die Trennung und gegensätzliche Verselbständigung dieser Prozesse, die Stockung des Formwechsels und daher des Stoffwechsels. Woher diese Stockung entspringt, ist natürlich der Zirkulation selbst nicht anzusehn. Sie zeigt nur das Phänomen selbst. Der populären Anschauung, welche mit verlangsamtem Geldumlauf das Geld minder häufig auf allen Punkten der Zirkulationsperipherie erscheinen und verschwinden sieht, liegt es nah, das Phänomen aus mangelnder Quantität der Zirkulationsmittel zu deuten." (MEW 23, Seite 133) "Der Gesamtprozeß also ein Kreislauf von Käufen und Verkäufen. Warenzirkulation. Diese ganz verschieden vom unmittelbaren Produktenaustausch; erstens werden die individuellen und lokalen Schranken des unmittelbaren Produktenaustauschs durchbrochen und der Stoffwechsel der menschlichen Arbeit vermittelt, andrerseits zeigt sich hier schon, daß der ganze Prozeß von gesellschaftlichen Naturzusammenhängen bedingt ist, die von den Handelnden unabhängig sind. Der einfache Austausch erlosch in dem einen Austauschakt, wo jeder den Nichtgebrauchswert gegen Gebrauchswert austauscht, die Zirkulation geht unendlich voran. Hier das falsche ökonomische Dogma: die Warenzirkulation bedinge ein notwendiges Gleichgewicht der Käufe und Verkäufe, weil jeder Kauf auch Verkauf und vice versa - womit gesagt werden soll, jeder Verkäufer bringe auch seinen Käufer mit zu Markt. 1. Kauf und Verkauf sind einerseits ein identischer Akt zweier polarisch entgegengesetzter Personen, andrerseits zwei polarisch entgegengesetzte Akte einer Person. Die Identität von Kauf und Verkauf schließt daher ein, daß die Ware nutzlos ist, wenn sie nicht verkauft wird, und ebenso, daß dieser Fall eintreten kann. 2. W - G als Teilprozeß ist zugleich ein selbständiger Prozeß und schließt ein, daß der Erwerber des G den Zeitpunkt wählen kann, wo er dies G wieder in W verwandelt. Er kann warten. Die innere Einheit der selbständigen Prozesse W - G und G - W bewegt sich eben wegen Selbständigkeit dieser Prozesse in äußeren Gegensätzen, und wenn die Verselbständigung dieser abhängigen Prozesse eine gewisse Grenze erreicht, macht sich die Einheit geltend durch eine Krise. Deren Möglichkeit also schon hier gegeben." (MEW23. S.169) Der Wert des Geldes stellt sich einerseits dar als Wert der Preissumme (siehe auch Wertgröße) aller gekauften Waren (W-G...W-G), als Wert eines Kaufmittels (G-W ... G-W), als Geld das in der Warenzirkulation auf den Warenmärkten dargestellt wird, andererseits als Wert eines Zahlungsmittels (siehe auch Wertsubstanz), als Geld für die Produktionskosten (Arbeitskraft, Technologie und Rohstoffe) die als Aufwand in die Produktion vorgschossen werden mussten. Die Kosten für die Selbsterhaltug der Arbeitskraft, Technologie und Rohstoffe werden im Produktwert einfach "durchgereicht". Aber der Geldwert kann sich erst nach vollzogenem Tauschhandel der Produkte als Einheit des Wertes der Kaufmittel aus der Warenzirkulation mit dem Wert der Zahlungsmittel aus der Geldzirkulation darstellen. Zwischen der Wertrealisation im Verkauf (W-G) der Produkte und der Warenproduktion mit der Verausgabung des Werts für den Einkauf (G-W) der hierfür nötigen Produktionsmittel fungiert das Kapital als Wertbildner, das aus der Spanne zwischen Einkauf (G-W) und Verkauf (W-G) für deren geltende und realisierbaren Preise einen Mehrwert (W-G-G'-W) realisiert, der sich nur in der Wertsumme des Geldes darstellt und diese bereichert. Der Produktwert realisiert also einrseits den Wert der Produktionskosten als Wert aus vergangener Produktion einer bezahlten Arbeit und einem Wert der über sie hinaus durch den Eintausch der Produkte und Mehrprodukte der damit bezahlten und erneuerten Produktion auf den Warenmärkten als Mehrwert einer unbezahlten Arbeit realisiert werden kann. "Bei W - G - W kann zwar auch Wertverschiedenheit der Extreme bestehn, aber diese ist für diese Zirkulationsform rein zufällig, und W - G - W wird nicht absurd, wenn die Extreme wertgleich sind - im Gegenteil, dies ist vielmehr Bedingung des normalen Verlaufs. Die Wiederholung von W - G - W findet Maß und Ziel an einem außer ihm liegenden Endzweck, der Konsumtion, der Befriedigung bestimmter Bedürfnisse. In G - W - G dagegen sind Anfang und Ende dasselbe, Geld, und dadurch schon die Bewegung endlos. Allerdings ist G - ‘G verschiedne Quantität von G, aber doch auch bloß eine beschränkte Geldsumme; würde sie verausgabt, so hörte sie auf Kapital zu sein; würde sie der Zirkulation entzogen, so bliebe sie als Schatz stationär. Ist das Bedürfnis der Verwertung des Werts einmal gegeben, so existiert es so gut für G' wie für G, und die Bewegung des Kapitals ist maßlos, weil ihr Ziel am Ende des Prozesses ebenso unerreicht ist wie am Anfang.... Als Träger dieses Prozesses wird der Geldbesitzer Kapitalist." (Engels, "Konspekt über das Kapital MEW 16 Seite 256f Die Geldzirkulation ist der Gegenstand der Finanzindustrie sobald die Verselbständigung der Geldverhältnisse es zulassen, dass Geld als reines Verhältnis zu sich selbst erscheinen kann, als ob Geld in der Lage wäre, die Fortbildung de Geldes und seines Reichtums zu bestimmen - das "Geld arbeiten" könnte (siehe hierzu Kapitalfetisch). Es ist aber immer nur die Wiederkunft, die "Revenue des Geldes" als Kapital (siehe auch Schatzbildung), das außer sich arbeiten lässt, um als ein größeres Wertquantum auf sich zurück zu kommen. Das Wertwachstum stellt sich daher auch nur in der Geldzirkulation wirklich dar, durch die alle Finanzpolitik sich realisiert, die Kaufkraft des Geldes zeigt und der Mehrwert als vermehrter Geldwert zur Wirkung kommt (siehe auch Wertrealisierung). Jedes Geldverhältnis realisiert sich in einer Geldzirkulation, in der das Geld sich im Unterschied zu seinem Ausgangsquantum vermehrt hat. Weil es sich nicht anders von sich selbst unterscheiden kannn als durch das vorhandene Geldquantum, muss es sich selbst als Subjekt der Selbstunterscheidung in seinem Dasein als Kaufmittel und als Zahlungsmittel selbst produzieren. Weil Geld kein wirkliches Lebensmittel oder Existenzmittel sein kann, wäre es selbst unsinnig, wenn es aus sich selbst heraus auch wirklich gesellschaftlich verhalten könnte. Es kann dies nur im Widerschruch seiner Anwendung im Kauf gegen seine Anwendung im Verkauf. Geld selbst ist ein leibhaftiger Widersinn, der aus dem Warentausch hervorgegangen und von daher in einem Verhältnis ist, das auf Geld als allgemeines Mittel der Wertdarstellung gründet, das also nicht aus einer einzelnen Beziehung (z.B. einer Warenbeziehung) besteht, sondern das Verhalten von Geld selbst als Kaufmittel und Zahlungsmittel in einem, als Maß der Werte und Maßstab der Preise ausdrückt. Von daher kann ein Geldverhältnis nicht als Bezug auf einzelne Waren, sondern nur als Verhalten von Geld zu Geld als allgemeinste Ware zu sich, durch seine allseits mächtigen Funktion als Kaufmittel im Gegensatz zu seiner einzelnen Funktion als Zahlungsmittel in sich selbst, also als Grundlage einer Kapitalbeziehung als allseits mächtiges Kaufmittel im Zahlungsverkehr bestehen. Diese Beziehung setzt voraus, dass Geld schon erzeugt ist und sich als Kapital verhalten kann, also aufgeschatzt und daher zum Vorschuss, zur Investition in eine zu erwartende "Wertschöpfung" ist (siehe auch Giralgeldschöpfung). Mit der Globalisierung des fiktiven Kapitals wurde das Verhältnis von Wertbildung und Preisbildung des Geldes umgekehrt, die Mehrwertproduktion zu einer Negativverwertung des fiktiven Kapitals getrieben und durch ein Schuldgeldsystem der Realwirtschaft entzogen und totalisiert. Jeder Schuldner muss Mehrwert im Nachhinein seiner Geldaufnahme schaffen, um seine Zahlungsversprechen einzulösen und das darin fiktiv formulierte Kapital als Geldwert zu realisieren. Es ist damit der Prozess der Machtverhältnisse im Verhältnis der Produuktion zur Geldzirkulation zwar umgekehrt, bleibt aber nach wie vor bestimmt durch die Mehrwertproduktion, weil fiktives Kapital die Mehrarbeit als unbezahlte Arbeit zur Wertdeckung des Geldes erzwingt. Nicht mehr das Produkt stellt jetzt allerdings die Macht des Kapitals dar, das teuer verkauft wird, um Mehrwert zu realisieren, sondern die Kaufkraft des Geldes, das durch die Preisbildung über Eigentumstitel - wie z.B. Wertpapiere, Gebühren, Mieten oder Termin- und Derivatenhandel - dem zirkuliernden Kaufmittel Wert enztieht, um die Wertdeckung von fiktivem Kapital zu erfüllen. Dessen Macht verhält sich dann über den Konsum relativ wertloser Güter gegen die Ohnmacht der Arbeit als Notwendigkeit der Schuldentilgung durch unbezahlte Arbeit im Nachhinein. Die Klassengegensätze sind damit nicht verschwunden. Sie haben sich in ihrer Existenzform zu einem Existenzwert der Armut gegen den Reichtum an fiktivem Kapital totalisiert und sich in Staaten und Agenturen der Schuldpflichtigkeit (z.B. über ein gigantisches Maß an Staatsverschuldungen) institutionalisiert. Der allgemeinste Klassengegensatz besteht zwischen Gläubigerstaaten und Schuldnerstaaten. Sie betreiben insgesamt die Ausbeutung von Mensch und Natur, die sich über ein weltweites Schuldgeldsystem vervielfacht hat, das seine Schulden über den Existenwert von Eigentumstitel, über eine rücksichtslose Austeritätspolitik gegen die politisch erzeugte und allgemeine grassierende Armut auf der Welt eintreibt.
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