Zucht ist Beherrschung eines Werdens, einer Geschichte, ein Verhalten, wodurch ein natürliches Objekt nach dem Willen eines sich überhistorisch verstehenden Subjekts zu einem ausschließlich diesem eigenen Zweck gezogen wird - Erziehung im weitesten Sinne. Dem geht voraus, dass das Interesse des Subjekts in diessem Verhältnis sich nicht auf das Objekt bezieht, sondern sich nur äußerlich verhält, z.B. auch durch Züchtigung. Zucht hat nichts mit dem Gezogenen zu tun; sie entspringt einem unbestimmtenVerhältnis, worin der Zögling vor allem seiner eigenen Bezogenheit beraubt wird. Zugleich wird er durch die Enteignung seiner Lebenszusammhänge als unbändig aufgefasst und in eine Kultur eingezwungen, die ihm als Maß seiner ihm entfemdeten Beziehungen durchgesetzt wird. Zucht entspringt also einem Zähmungswillen, der einer Notwendigkeit der Züchtung folgt, wie sie eine politische Kultur nötig hat. Sie verhält sich zur Natur und Kultur der Menschen äußerliche Macht, die für das menschliche Leben bedrohlich ist, wenn es hieran gewöhnt wird, wenn es also die Zucht verinnerlicht. Leicht werden dann aus Züchtigungsverhältnisse Fixierungen, die sich in Perversionen fortbestimmen, z.B. als Sadismus, bis hin zur Vernichtung des Objekts. | ![]() |