"Die Zwangsstörung ist eine schwere psychische Erkrankung. Die Betroffenen führen zwanghaft immer wieder die gleichen Rituale aus oder werden von beunruhigenden Gedanken geplagt, denen sie nicht entkommen können. Obwohl sie erkennen, dass ihre Handlungen und Ängste irrational sind, können sie ihr Denken und Handeln nicht in den Griff bekommen." (Netdoktor: Zwangsstörungen) Die "schwere Störung" besteht wesentlich darin, dass sich der Grund für Handlungen nicht unmittelbar verstehen lässt, wenn sie sich gegen etwas Verborgenes, etwas Heimliches wenden und daher unheimlich wirken. "Zwangsstoerungen" äußern sich in Verhältnissen worin eine Selbstlosigkeit durch ihre Gegenwart oder Erinnerung erzwungen wird (siehe auch Selbstentfremdung). Zwanghafte Gedanken oder Ereignisse wollen die Sebstwahrnehmung hiergegen ermächtigen, indem sie dem Aufkommen verwirrender Gefühle zuvorkommen, um sie zu meiden. Zwangsverhalten besteht aus Zwangshandlungen, die ihren wesentlich Grund für Handlungen in eier Art und Weise haben, die sich nicht unmittelbar verstehen lässt, weil sie einem Körpergedächtnis entspringen, das sich gegen etwas Verborgenes, etwas Heimliches wendet und daher unheimlich auf die Selbstwahrnehmung einwirkt (siehe hierzu auch Zwangsverhalten). Diese Wirkung ist von einer abwesenden psychischen Depression getrieben, die sich im unendlichen Grübeln aufzulösen sucht. Sie erzeugt zwanghafte Gedanken, die ohne Sinn und Zweck geblieben sind. Gefühle entstehen in bestimmten Stimmungen und werden durch sie auch geweckt. Wo sie den Sinn ihrer Empfindungen verloren haben, kann dieser in seiner Abwesenheit nur heimlich wirken. Und da verbleiben die Gefühle im Ungewissen, in einer unheimlichen Stimmung. Das Unheimliche ist eine Störung der Wahrnehmungsidentität und stellt von da her eine Gefahr für die Seele dar, die schließlich nur noch nach einer Gewissheit irgendwelcher Art verlangen kann. Dieses abstrakte Verlangen verselbständigt sich unter zunehmendem Druck (siehe auch Dichte) zu einem Zwang gegen die Ungewissheit um diese durch ein Verhalten oder durch Ereignisse über entsprechende Selbstgefühle eine Wahrnehmungsidentität – z.B. über körperlich inszenierte Empfindungen – herzustellen (siehe auch Ereignisproduktion). Eine allgemein gewordene Ungewissheit wird zunehmend zu einer allgemeinen Verunsicherung, und von da her zu einem Zwang gegen die Empfindung und bestimmt sie im totalisierten Verlangen nach irgendeiner Wahrnehmung bestimmter Reize (z.B. Schmerz, Furcht, Wut, Befriedung), die nach einen inneren Ausgleich durch eine hiervon bestimmte Selbstwahrnehmung verlangen, auch wenn diese ihren Inhalt nur verkehrt darstellen kann (siehe z.B. auch Perversion). Es sind zwingende Gedanken oder Ereignisse, die dem Aufkommen verwirrender Gefühle zuvorkommen, um sie zu meiden. Darin reflektieren sich zwischenmenschliche Beziehungen, worin das Verwirrende gegenständlich ist, und deshalb psychisch nicht wirklich abgearbeitet werden kann, solange ein solche Beziehung selbst verwirrend bleibt. Dann ist es natürlich nicht der Ort, wo Verwirrung aufgelöst werden könnte. Der treibt vor allem zur Flucht, die sich in Zwangshandlungen (siehe Aufmerksamkeitsstörungen) darstellt und jeden Selbstverlust vertieft, dem sie entkommen wollen. Diese Verhältnisse können hier daher nur zu einer entwirklichten Lebensangst werden, welche als Lebensbedingung eines zwischenmenschliche Verhältnisses zur Selbstaufgabe zwingt und diese hierdurch zu einem persönlichen Verhältnis eines Selbstverlustes bestimmt und deren Erregungen verzweifeln lässt, solange es wie eine innere Objektivität Wirkung hat. Es muss durch eine subjektive Änderung der Selbstwahrnehmung (z.B. durch Musik, Tanz, Kultur, Ereignisproduktion usw.) überwunden werden. Im Zwangsverhalten handelt es sich daher um die Abarbeitung von Erregungen, die einer Angst vor dem Eintreffen einer abstürzenden Wahrnehmungsidentität vorgreifen, indem sie dem Gefühl eines totalen Selbstverlustes durch die Herstellung von Empfindungen entgegenstehen, die dem befürchteten Verfall am Wahrnehmungsbild seiner Erscheinung (z.B. Unordnung, Verwahrlosung, Unsauberkeit) vorgreifen und damit tätig sind das Unheilvolle am Fetisch seines Unheils zu überwinden. Wahrnehmung kann nur wirklich "wach", mit sich identisch und also auch wahr sein, wenn und soweit sie aufmerksam ist. Aufmerksamkeit ist eine intensive Gegenwärtigkeit der Beziehung der Sinne auf ihren Gegenstand: intensive Empfindung. In ausschließlich zwischenmenschlichen Verhältnissen, worin erzieherische Beziehungen vorherrschen (siehe z.B. Familie), unterliegt das Selbstgefühl der Abhängigen der Ungewissheit der Verhältnisse ihrer Erzieher (siehe Erziehung) und der Stimmmung in ihren Beziehungen. Wenn diese selbst im Widerstreit empfunden werden, stellen sie eine Bedrohung dar, die sich im Zweck der Selbserhaltung der Wahrnehmung zu entziehen sucht und deren Empfindlichkeit stört. Das Gebrechen der Wahrnehmungsfunktionen zwischen Empfindungen und hierauf bezogene Gefühle die durch einander ihre Nichtung betreiben, äußert sich in einem unendlichen Zweifel ihrer sinnlichen Gewissheit, worin die Wahrnehmungen zwanghaft werden und ein Zwangsverhalten bewirken. Der politische Psychonalytiker Wilhelm Reich hat dargelegt, was Angst durch eine Blockade der innerpsychischen Beziehungen bewirkt und nannte deren Produkt "Charakterpanzerung". Gemeint ist damit die Verkehrung der Beziehung von Empfindungen und Gefühlen, wie sie auch bei Zwangsverhalten gewöhnlich ist, wenn ein Selbstverlust zu einer innerlichen Bedrohung geworden ist: Um Gefühle einer Lebensangst nicht aufkommen zu lassen, werden alle hierauf beziehbaren Empfindungen im Voraus durch das Selbstgefühl einer versteinerten Selbstbehauptung blockiert, bzw. formbestimmt und ihre wirkliche Wahrnehmung in den psychischen Selbstschutz einer toten Wahrnehmung transformiert. Um diese Verhältnisse auszuhalten wird deren Aufmerksamkeit auf ihre objektive Inhalte reduziert und ihre Organe durch deren Abstraktionskraft bedrängt. Durch die Ausschließlichkeit ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse entstehen Aufmerksamkeitsstörungen als Störungen der Selbstwahrnehmung in einer Welt zerstrittener Gefühle, die durch Flucht aus ihrer Gewissheit bewältigt und überwältigt werden. Aufmerksamkeitsdefizite als Störungen ihrer Selbstwahrnehmung sind deren Folge (z.B. innere Unruhe, Konzentrationsprobleme, Hyperaktivität, Stimmungsschwankungen, Antriebsstörungen). Indirekt können auch Probleme der Selbstkontrolle erfolgen, die z.B. durch Zwangshandlungen oder auch psychische Depressionen oder diverse Süchte abgewehrt werden. Zwangsverhalten entsteht im Verhältnis einer Selbsvermeidung (siehe Zwangshandlung), ist ein Verhalten zur Vermeidung eigener Empfindungen, weil durch sie ein wesentliches Selbstgefühl verlustig geht. Es ist durch einem Selbstverlust bedroht, der durch eine Wahrnehmung bewirkt wird, die einer Selbstentfremdung unterliegt, also Fremdes nicht als fremd erkennen kann, weil und solange sie dem objektiven Selbstgefühl einer symbiotischen Selbstbehauptung Folge leisten muss. Weil sie sich durch die Gewohnheiten einer erzieherischen Beziehung und ihrer Lebensbedingungen hiergegen nicht emanzipieren konnte erleidet ihr Selbstgefühl unentwegte Beengungen, die Angstzustände entwickeln, die durch Selbstbeschädigung, durch Zwangshandlungen (Selbstverletzungen, Essströrungen, Sprachstörungen, Waschzwänge usw.) abgewehrt werden. Wo die Menschen durch eine strukturierte Lebensangst verbunden sind (siehe z.B. Familie) und wo deshalb der Zusammenhang vieler Empfindungen ihnen entäußert ist, erfahren sie ihn als eine fremde Kraft, die sich in ihrer Wahrnehmung regt. Diese mutet den Menschen Regungen zu, die ihre Gefühle beherrschen. Durch einen ihnen völlig fremden oder verfremdeten, einen übermenschlich scheinenden Sinn treten sie ohne jede Beziehung auf und verlangen nach ihrer Ausschaltung, ihrer Nichtung im unbestimmten Druck, den sie auf die Wahrnehmung im Ganzen ausüben. in der Selbstwahrnehmung erscheinen sie als ein bedrohliches Raunen, das für diese einen Selbstverlust, einen Niedergang der Wahrnehmungidentität erzeugt. Das unsägliches Gefühlsraunen einer Stimmung unermesslicher Lebensangst richtet sich gegen die ganze Wahrnehmungsidentität eines Menschen und bezieht eine abstrakt negative Kraft, eine negative Abstraktionskraft aus der Unerträglichkeit der psychischen Vernichtung, worin die strukturelle Lebensangst sich wahrmachen kann, wo sie also eine Nichtigkeit der wirklichen Lebensinteressen herausstellt und ihre Lebenslust auflöst. Zwischen dieser und den Lebenspflichtigkeiten, die sich in der bürgerlichen Familie mitteilen müssen, entsteht der Trieb, eigene Wahrheit zu leugnen und sich als Mensch unter Menschen zu behaupten. Die Familie ist daher der Ort, an dem sich Lebenslust und Lebensnichtung in den Menschen und unter und zwischen ihnen sich in einen Nichtungstrieb vereinen, der die Macht ihrer Wahrheit in ihrer allgemeinen Selbstwahrnehmung aufzulösen sucht. Im Einzelnen kenn zwar jeder sein Leben, wie es ihm gegeben erscheint, im Allgemeinen jedoch erfährt er einen Selbstverlust, der sich in Wahrnehmungszuständen totalisieren kann (siehe hierzu auch psychische Krankheit), solange die zwanghaft erzeugten Empfindungen in der Selbstwahrnehmung auch noch wirklich vorherrschen. Weit besser als diese können aber auch Gefühle - z.B. durch Musik, Theater, Rituale, Bilder, Kulthandlungen usw, die Erregungen subjektiv und inhaltlich auflösen, wenngleich damit ein wesentliches Potenzial ihrer Selbsterkenntnis blockiert wird (siehe hierzu auch die Freudsche Mythologisierung dieses familiären Zusammenhangs in seinem so genannten Ödipuskomplexes). Ein Zwangsverhalten vollzieht sich daher in Zwangshandlungen, durch welche die Psyche sich gegen die Gegenwärtigkeit ihrer Wahrnehmung durchsetzen will (siehe hierzu auch ästhetischer Wille). Es ist ein Verhalten, das sich von selbst aus der Notwendigkeit zur Abwehr einer Selbstwahrnehmung einstellt und auf die Vermeidung von bestimmten Gefühlen abzielt, die in zwischenmenschlichen Verhältnissen deren Sinn zerstören könnten. Dies setzt voraus, dass diese Beziehungen sich nur über eine erzieherische Beziehung erhalten können, weil sie selbst schon durch Selbstgefühle in einer symbiotischen Selbstbehauptung begründet sind. Sie verhalten sich darin wie ein Vorschuss, der durch hiervon bestimmte Zuwendungen eingelöst werden muss und Gefühle einfordern, die sich nicht verwirklichen können. Was dadurch als Zweck eines Verhaltens objektiv bestimmt ist, ist durch die Subjektivität des symbiotischen Verhältnisses schon vor aller Erfahrung bedroht und erfordert dann, wenn dieses sich in seinem Ablauf gestört fühlt, ein Verhalten, das einer fremden, einer entäußerten Wahrnehmungsidentät der Selbstgefühle in diesem Verhältniss gehorchen muss und von daher "deplaziert" erscheint. Das beendet sich selbst, sobald andere Verhaltensweisen möglich sind, die eigene Empfindungen hiergegen stellen können (z.B. Musizieren, Gespräche, Genüssse) In narzisstischen Lebensverhältnissen entstehen Täter wie Opfer der wechselseitigen Einverleibung von Gefühlen, die das Selbstgefühl speisen oder entleeren. Die Konkurrenz um die Eigenliebe kann nur deren Unglück vertiefen, kann nur das nichten, was sie retten könnte. Es entsteht hieraus ein Zwang gegen die Selbstwahrnehmung, der einem Selbstgefühl folgt, das seine "Rettung" als Selbstverlust fürchten muss, das also sich nur durch den Ausschluss von Wahrnehmungen erhalten kann, die seine Isolation und Abschottung beschädigen könnten. In den Angststörungen haben die Empfindungen in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen die treibende Kraft und deren Energie zum Schutz der Selbstwahrnehmung entwickelt, wodurch in der Angstvermeidung die Angst zirkulär geworden war. Im Unterschied hierzu wird diese Kraft im Zwangsverhalten durch Selbstgefühle gebildet, die durch Zwangshandlungen gegen ihre wirklichen Gefühle bekämpft werden und in ihrer Angst zerstören, was sie auflösen könnte. In zwanghaften oder erzwungenen Verhältnissen tritt das Zwangsverhalten in psychisch begründeten Zwangshandlungen auf, die sich gegen bestimmte Selbstwahrnehmungen wehren, die einerm Selbstgefühl folgen, das sich durch wirkliche Gefühle bedroht sieht. Es löst negative Empfindungen in der Selbstvergegenwärtigung auf, indem es sich gegen einen drohenden Selbstverlust (bzw. psychische Depression) wehrt, der durch Stimmungen hervorgerufen wird, die psychische Beziehungen zu solchen Gefühlen im Gedächtnis des betroffenen Menschen blockieren (siehe auch Verdrängung). Seine Grundlage ist ein Lebensverhältnis, worin die Aufmerksamkeit eines Menschen stetig gestört ist. Es entwickelt darin die abwesende Aufmerksamkeit eine ästhetisch verformte Wahrheit in in den Verhältnissen (siehe auch Zwangsverhältnis), worin Selbstgefühle verschmolzen (siehe symbiotische Selbstbehauptung) und als bloße Erregungen empfunden werden. Gegen diese müssen Empfindungen erzeugt werden, um überhaupt eine eigene Gegenwärtigkeit, eine Wahrnehmungsidentität des einzelnen Menschen jenseits seiner widersprüchlichen Empfindungen zu gewähren. Es sind die Kinder der Angstvermeidung, die nur fühlen können, was darin als Lebensangst abwesend und doch wirksam ist, die Kinder erfolgreicher Vermeidungsstrategien, die in ihren Gefühlen selbst widersprüchliche Empfindungen auslösen müssen, die sie nicht wirklich auflösen können, also nur durch Zwangshandlungen quasi abergläubisch abwehren. Die Wahrnehmungszustände der Entgegenwärtigung, die als Angst, Depression und Sucht auftreten, sind die Eltern der Zwangshandlungen. Sie heben sich in der narzisstischen Abkehr auf in einem Weltgefühl, das so allgemein ist, dass es sich jeder einzelnen Beziehung ihren wirklichen Lebensverhältnissen entzieht und die Selbstwahrnehmung nur noch im Zweifel gegen ihre symbiotisch Wirksamkeit wahrmachen kann. Von daher ist der Selbstzweifel die gewöhnliche Grundlage in den Lebensburgen von Menschen geworden, die sich gegen sich selbst vereinen und darin ununterscheidbar gegen sich stehen. Zwangsverhalten kann sich schon auch spontan aufheben, wo andere Selbstgefühle an deren Stelle treten (z.B. durch Musik), die Selbstgewissheit vermitteln. Von daher ist Zwangsverhalten ein Verhalten gegen den eigenen Zerfall, gegen die Zufälligkeit, in der es in Beziehung steht, wenn Gefühle sich gegeneinander aufspalten und ihre Empfindungen in einen ästhetischen Zweifel ziehen. Im Zwangsverhalten kämpft ein Mensch um seine Empfindungen, die ihm zu entschwinden drohen und ohne solches Verhalten eine tiefgründige Lebensangst auslösen würden. Von daher ist Zwangsverhalten auch eine Anpassung an ein abwesendes Zwangsverhältnis. Im Unterschied zu den Ausdrucksformen der Lebensangst begründen sich Zwangshandlungen aus einer Identitätsangst. Sie sind also Handlungen, die dem Gefühl einer Nichtung vorgreifen müssen. Zwangsverhalten ist ein Verhalten, das aus einem "inneren Zwang" hervorbricht, um die Gegenwärtigkeit einer Wahrnehmung durch eine Selbstvergegenwärtigung von irgendeiner Art zu unterbrechen. Es tritt als Impuls auf um ein Gefühl abzuwehren, das als vernichtend erlebt wird. Es setzt eine Nichtung in der Gegenwart voraus, die sich gegen das wahrnehmende Subjekt totalisiert hat (z.B. durch eine Lebensangst, oder unbewältigbare Spannungen, Erregungen usw.). Wenn Empfindungen für die Wahrnehmung selbst bedrohlich geworden sind, weil sie eine Gewissheit vermitteln, die nicht mehr wahr sein soll, ist die Selbstbeziehung eines Menschen von seiner Selbstgewissheit abgelöst und hat somit durch die Trennung der Empfindungen von ihren Gefühlen keine Wahrnehmungsidentität (siehe Wahrheit) und droht in sich zu zerfallen, ihr Erkenntnisvermögen zu vernichten. Es stellt sich diese erst durch Zwang wieder her, um einen "inneren Zerfall" abzuwehren. So erscheint Zwang dann auch psychisch begründetes Verhalten, das sich gegen den Identitätsverlust zu wehren versuchen (z.B. durch Waschungen, "Ritzen", Schreien, Bellen usw.), die sie als Gewalt gegen die Empfindungen einsetzen, um die Gefühle aus ihrer Angst herauszunehmen, sie also von bedrohlich gewordenen Ungewissheiten durch selbst erzeugte Empfindungen zu "erlösen". Zwangsverhalten entsteht also aus einer zirkulären Spannung in einem Teufelskreis von Identitätsangst und dem hieraus entstehenden Verlust von eigener Wirklichkeit. Es sucht die Kontrolle über ihre Sinne durch Manipulationen zu bekommen, die Gefühle bestärken, welche die Angst ersetzen, z.B. als Waschzwang, der die Angst einer inneren Infektion, einer inneren Verschmutzung im Vorhinein bekämpft, weil sie diese nicht als Folge ihrer verlorenen Identität begreifen kann, weil es nicht wahr sein darf. Wo etwas nicht wahr sein darf, verliert es seine Identität. Sie gibt es nur noch in der Negation, also durch die Abwesenheit von dem, was nicht sein soll und sie sucht Anwesenheiten zu finden, die für ihre Empfindungen einverleibt werden können. Doch aus dem Nichts heraus ist das keine wirkliche Suche, sondern ein unumstößlicher Trieb, der sich nur durch Einverleibungen von Erlebnissen befriedigen kann. Von daher handelt es um einen Verlust der Selbstwahrnehmung, der zu Ereignissen treibt, die das Verlusterleben jenseits der Wahrnehmung durch eine leibliche Wiederholung seines Erlebens wahrnehmbar macht und also auch Wahrnehmung vergegenwärtigen kann, die in der Erinnerung untergegangen war. Daraus erklärt sich die Gewalt des getriebenen Strebens, die nicht aus dem Nichts kommt, sondern aus dem Vakuum, das in der Wahrnehmung durch eine ganz wesentliche Bedrohung oder Verletzung und Schmerz entstanden war und verdrängt wurde (siehe auch Trauma). Zwangsverhalten setzt eine Pflichtigkeit voraus, die nicht erfüllt oder auch im Grund schon unerfüllbar ist und also Schuldgefühl erzeugt, das als solches abgedrängt oder verdrängt wird und daher nicht oder nur schwer erkennbar ist und durch dieses Verhalten abgewehrt wird. Zwangsverhalten ist daher ein durch einen inneren Zwang begründetes Verhalten, der einer Selbstbezichtigung folgt, solange es nicht unnötig wird. Es sucht eine Konsequenz zu vermeiden, die sich aus dem Inhalt der Bezichtigung ableitet, ist also das Vermeidungsverhalten einer Selbstbezichtigung, die wiederum eine Identitätsangst zu vermeiden sucht. Diese ist meist durch eine symbiotische Selbstbehauptung oder auch durch eine traumatische Geschichte begründet, der aus äußeren oder inneren Gründen (noch) nicht zu entkommen ist. Zwangsverhalten ist also ein doppeltes Vermeidungsverhalten, durch welches eine Ausschließlichkeit von unerkennbarer Begründung befolgt wird. Dadurch, dass deren Grund keine wahrnehmbare Existenz hat und zugleich eine große Gefahr der eigenen Identität darstellt, ist Zwangsverhalten sehr resistent und abergläubisch. Ein Zwangsverhalten gründet auf dem objektiven Selbstgefühl einer Symbiose, welches die Selbstwahrnehmung bestimmt und dem durch Zwangsverhalten begegnet wird. Es ist ein Verhalten, das einem Zwang folgt, dem es gehorchen muss, um Selbstvergegenwärtigung durch Gewohnheiten (z.B. Rituale) zu erlangen. Es setzt den Verlust eigener Gegenwärtigkeit voraus. Diese war durch Identifikation mit Schuld- und Pflichtverhältnissen verunmöglicht, und wird als Notwendigkeit einer Gegenwarts-Verdrängung erlebt. Diese aber gründet nicht auf einer verdrängten Lust, wie die Psychoanalyse dies behauptet, sondern auf der Unmöglichkeit, sich unter fremd bestimmter Gegenwart zu vergegenwärtigen. Diese wird nicht als fremd, sondern unmittelbar als Selbstentfremdung erlebt. Diese Identifikation ist dadurch unbewusst geworden, dass sie zugleich Selbstgewissheit verschafft - nicht aus Unwissen, sondern aus einer identitätsbedrohlichen Ungewissheit, der Abstraktion einer fremden Selbstbezogenheit, entäußerte Selbstbezogenheit, also der Selbstbezogenheit von Fremdem . Zwangsverhalten offenbart eine fremde Kraft in der Wahrnehmung selbst, ohne dass hieraus ein Grund oder Zweck erkennbar ist. Im Gegensatz zur Sucht verweigert es sich der Mittel und macht den betroffenen Menschen selbst zum Vermittler abstrakter Notwendigkeiten . An ihm arbeitet sich der Zwang ab, wenn er z.B. stottert, einen Tick hat oder seine Nahrung erbricht (Magersucht). Es unterbricht sich sprunghaft im Beisichsein eines Menschen, wenn er keine Welt nötig hat, wenn er z.B. malt, musiziert oder sonst wie tätig ist. Diese Unvermitteltheit entspricht der Trennung von weltlichem und bei sich bleibendem Sein, die Wahrnehmung von Welt als Gewalt , welche sie außer sich bestimmt. Diese Trennung stellt die Geschichte eines unheimlichen Zwangsverhältnisses dar, welche im Zwangsverhalten ihre Selbstvergegenwärtigung nötig hat, welche sie also nur darin vollziehen kann, solange sie selbst nicht ihre Unheimlichkeit , ihre erzwungene Heimlichkeit zu erkennen und leben vermag. Eine verselbständigte Form der zwanghaften Wahrnehmung ist der Autismus. Darin wird die Trennung von Sinn und Wahrnehmung mehr oder weniger vollständig vollzogen. | ![]() |