"Hier mußt Du allen Zweifelmut ertöten, Hier ziemt sich keine Zagheit fürderhin." Dante: "Göttliche Komödie Zweifel ist der Verdacht einer Täuschung und wendet sich gegen die Austauschbarkeit von Gegensätzlichkeiten, damit gegen Gleichgültigkeit einer Urteilsbildung. Darin entsteht das Selbstgefühl eines Zwiespalts, der im Sowohl-Als-Auch eine Urteilsbildung besteht. Im Unterschied zum Zwiespalt ist der Zweifel daher eine Tätigkeit der Erkenntnis im Prozess ihrer Wahrheitsfindung, der im "Zwiefall" zwischen Subjekt und Objekt der Erkenntnis, also in zwei Fällen des Erkennens verläuft, worin in ihrem Verhalten eine Einheit in Einunddemselben unterstellt, die Beziehung in seinen Verhältnissen also widersinnig ist (siehe hierzu auch Formbestimmung). Das macht eine Be- oder Hinterfragung einer Selbstverständlichkeit notwendig, die eine Identität zulässt, die nicht wahr sein kann und sich daher dem erkennenden Subjekt, soweit es deren Unsinn nicht empfindet, als Entsinnlichung seiner Wahrnehmung, als deren Abstumpfung, als Verdummung mitteilt. Ihre Täuschung ist möglich, weil sie einen Einfall in zwei Fällen zugleich enthält und von da her inkonsistent wie ein Zufall ist. Wo dieser aber ausgeschlossen ist, weil er wie ein Prinzip sich ereignet, kann er nur über die Zusammenhänge eines Wissens nachvollzogen, also über das Nachdenken hierüber, über wissenschafliche Bearbeitung und Überlegung mit deren Analyse ent-deckt werden. Weil hierbei zwischen subjektiver und objektiver Wahrheit unterschieden werden muss, wobei dieser Unterschied überhaupt erst gebildet wird, ist der Zweifel die notwendige Voraussetzung einer wahrhaftigen Kritik. Im Zweifel ist schon Täuschung gewahr, wenn auch nicht gewiss. Er ist das subjektive Moment jeglicher Wahrheit der Erkenntnistätigkeit, die im Schmerz ihrer Identität sich und fremdes unterscheiden muss - nicht als Wahrnehmung, nicht als Gewissheit, sondern als Wahrheitsfrage selbst. Der Zweifel ist die Wahrheitsfrage aller Identität und somit Ursprung aller Subjektivität von Erkenntnis, also auch der Grund für Wahrheit, gleichgültig, ob sie in der Empfindung, im Gedanken oder in der Kunst ist. Als dies Subjektive kann der Zweifel objektiv zur Erkenntnis des Scheinhaften, einer Scheinwelt werden, in welcher subjektiver Schmerz in objektiver Einfalt gefangen ist. Wo über einen Zweifel hinweggegangen wird, ohne diesen durch die Erkenntnis seiner Beziehungen aufzulösen, wird das Gegenständliche zur Position (siehe auch Positivismus), zu einer äußeren Identität, die Selbstentfremdung bewirkt, subjektiv widersinnig wird, oder zu einer Selbstbehäuptung, die durch Moral positioniert und durch Selbstgerechtigkeit und einem dieser entsprechenden Geltungsstreben verübt wird (siehe hierzu auch autoritärer Charakter). Ideologie soll Zweifel aufheben durch eine Idee, in welcher Widerspruch durch eine Gedankenabstraktion von seiner Substanz allgemein aufgehoben wird. Geht sie in einem Selbstgefühl auf, so geht jeder Zweifel hierzu unter. Wird Zweifel beherrscht, Zweifellosigkeit erzwungen, so entsteht Identitätsangst. | ![]() |