Siehe

Zum Thema siehe auch  => Genossenschaftlicher Arbeitswert  => internationale Kommunalwirtschaft



Was macht den Wert einer genossenschaftlich verwalteten Arbeit aus?

Wert kann nicht unmittelbar aus Kapital entstehen, sondern nur durch menschliche Arbeit, deren Produkte an Menschen verkauft werden. "Autos kaufen keine Autos" (Henry Ford). Es ist eine fundamentale Aussage der Marx'schen Arbeitswertlehre, dass Maschinen keinen Wert bilden, wenngleich ihre Produktivität eine Erhöhung des Mehrprodukts ermöglicht. Sie gehen als Wert, den sie in ihrer Entstehung durch menschliche Arbeit bekommen, nur Stück um Stück in das Produkt ein, werden als Produktionsmittel gekauft und als Teilprodukt wieder verkauft. Dessen Preis wird auf dem Markt zwangsläufig nur kleiner, weil sich der Wert des Lohnanteiles verringert den fortschrittliche Produktionsmittel im Arbeitsprozess versammelt. Und die Konkurrenz um die Marktpreise verschafft nach wie vor dem Vorteil, der günstiger zu produzieren versteht.
Weder Maschinen, noch Automaten, noch Roboter und noch Grund und Boden können daher Wert oder Mehrwert schaffen, obwohl sie Preise haben, also auf dem Markt Geld kosten. Auch sie haben nur den Wert, den menschliche Arbeit zu ihrer Erzeugung oder bei ihrer Nutzung einbringt. Und dieser Wert geht einfach nur in das Produkt ein; er amortisiert sich sich darin und besteht nach seiner Amortisation als Eigentumsform lediglich rechtlich fort (z.B. als Produktionsmittel oder Immobilie, die keinen Wert mehr haben. aber sehr gut verpreist werden können, solange die Produktivität der Arbeit anwächst) - eben als Privateigentum, das gesellschaftlich solange fortwirkt, wie damit Arbeitskraft angewendet und durch ihre Produkte für ihren Selbsterhalt bezahlt wird.
Kapital stellt selbst also keinen anderen Wert dar, als den, der durch menschliche Arbeit ihm übereignet wird, wirkt aber durch den Gebrauchswert des Geldes, durch die Fähigkeit, Arbeit zu versammeln und anzuwenden, produktiv für die Erzeugung von Mehrwert.

Nur in einer Gesellschaft von Menschen, die ihren Selbsterhalt organisieren und dafür im Zusammenhang ihrer organisierten Gesellschaftlichkeit arbeiten und erst hierauf Mehrproduktion politisch beschließen oder auch frei entwickeln, hebt sich die Fähigkeit des Geldes auf, sich durch Aneignung von Arbeit zu vermehren, Mehrarbeit zu erpressen. Solange hierbei noch mit Geld getauscht werden muss, darf das dann allerdings nicht über den ihm adäquaten Produktbestand hinaus werthaltig sein. Das wäre z. B. durch Schwundgeld möglich, das allerdings nur in einem kleinen Rahmen überschaubbarer Produktionabedingungen, also regional oder kommunal möglich ist. Vorausgesetzt ist hierfür also eine gesellschaftlich (kommunal) organisierte Subsistenzindustrie, welche die notwendige Basis einer politischen Preisbildung ist. Und die wäre auf den Weltmärkten natürlich nicht "konkurrenzfähig". Solange sie dort ihre Produkte ergänzt, kann sie nur als internationale Kommunalwirtschaft sinnvoll und auch funktional sein.

Solange Geld als "freies Geld" einer "freien Marktwirtschaft" existiert, kann sich keine Verteilungsgerechtigkeit einstellen, weil Geld dann immer erst im Nachhinein der Produktion sich aus der Preisbildung, aus dem bloßen Verhältnis von Angebot und Nachfrage ergibt, worin sich nur die Verhältnisse von Produkten, nicht die der Arbeit darstellen können.
In der Preisbildung auf dem Markt wird der Wert als bloßer Tauschwert, als Geldverhältnis rein ideeller Beziehungen realisiert. Die Tauschwerte sind eben bloße "Erscheinungsform des Werts" (Marx), deren Preise sich nur in seiner Durchschnittsbildung bewegen können.
Realisiert sich dort der Wert der Arbeitskraft, so kann er sich auch nur aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage an Arbeit ergeben und alle Preise auf den Wert des Selbsterhalts drücken. Geldbesitz bleibt daher übermächtig und erzeugt Arbeitslosigkeit nach dem Maß der zur Kapitalbildung notwendigen Arbeit.
Genossenschaften können zwar den arbeitenden Menschen ihr gesamtes Vermögen übereignen; das ändert jedoch nicht viel am Leben der Menschen, weil die Preise ihrer Arbeit auf den Märkten der Welt bleiben, was sie auch sind, wenn sie Aktiengesellschaft oder GBRs wären usw. Lediglich die unmittelbare politische Verfügung ist damit verändert, ohne sonderlichen ökonomischen Sinn und Zweck: der Markt tut, was er in eigener Vermittlung bewirken muss, solange er von der Produktion abgekoppelt ist. Du kannst viel besitzen; solange es den Verhältnissen auf den Märkten der Welt unterworfen bleibt, zergeht es Dir unter der Hand, weil du auch nur über das verfügst, was in höherer Verfügung der Geldwerte und der Konkurrenz der Produktivkraft gehorchen muss. Da schreibe ich als jemand, der den Glauben an einen anderen Markt in der Alternativbewegung und ihren Untergang in vollem Umfang "genossen" hat.

Auch Mondragon hat gezeigt, dass gesellschaftlich alles bleibt, wie es war: Durch den Gebrauch der Arbeitskraft entsteht immer ein Mehrwert der Produktmenge (Wert des Mehrprodukts), aber nicht unbedingt eine Verbesserung des Lebensstandards. Die Mehrwertrate wird im Verhältnis der Produktpreise auf den Märkten zwangsläufig zu einer Ausbeutungsrate, zu einem Verhältnis des Mehrwerts zum Wert des Selbsterhalts der Arbeitskraft (variables Kapital). Organisch bleibt sie abhängig von der Produktivität der Arbeit. Der Profit ist die Preisform des Mehrwerts, wie er auf dem Markt realisiert wird. Er muss zu allererst immer reinvestiert werden, um die Genossenschaft marktförmig, also auf dem der Konkurrenz entsprechenden nötigen Stand der betrieblichen Produktivität zu halten, muss also der durchschnittlichen Profitrate entsprechen. Organisch ist und bleibt diese abhängig von der Ausdehnung der Märkte und wird das selbe Problem mit der Mehrwertrate haben, das die ganze Kapitalproduktion ausmacht: Die Profitrate sinkt auf auf das Niveau der Realisierbarkeit der Mehrwertrate - und die wird mit wachsender Produktivität immer geringer. Die Arbeitsleute bleiben gezwungen, ihr Mehrprodukt nach deren Regeln zu verpreisen. Sie können lediglich wie Aktionäre ihres eigenen Betriebs über ihre marktnotwendige Ausbeutung "frei" bestimmen und froh sein, wenn sie dabei im Wachstum ihrer Löhne auf der Höhe einer marktüblichen Verzinsung, dem Wert der Durchschnittsprofitrate verbleiben - vorausgesetzt, der Geldwert bleibt stabil. Letztlich bleibt das eine sonderbare Form der Freiheit: Die Freiheit einer Selbsttäuschung.

 

Wolfram Pfreundschuh