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Zum Thema siehe auch  => Kommunalismus  => Internationale Kommunalwirtschaft



• Die Gesellschaften des Mittelalters waren durch das Lehnswesen aus "Gottes Gnaden" hierarchisch gegliedert. Im Spätmittelalter befand sich dieses System in einer Krise. Gründe dafür waren unter anderem der Aufschwung der Städte (verbunden mit dem Entwicklung der Bürgerlichen Gesellschaft) und die Einwanderung von flüchtigen Leibeigenen. Dies war die Voraussetzung für die Gemeindebildung, die sich nicht nur wirtschaftlich, sondern auch durch eine poltische Auseinandersetzung unter den Bürgern entwickelte, die sich in der Aufklärung des mündigen Bürgers vollzog.

• Grundlegend war eine Auseinandersetzung mit der Religion und schließlich die Erkenntnis, dass alle Verhältnisse, die sich über abstrakte Beziehungen der Menschen entwickeln, immer eine fremde Kraft über sie errichten, durch die ihr Lebenszusammenhang, das Leben ihrer Kultur ihnen selbst fremd und daher zu einer Macht der Entfremdung wird. Von da her war Kommunalismus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus der Kritik am bürgerlichen Staat und an der Marktwirtschaft entstanden, indem Verhältnisse erstrebt wurden, in denen unmittelbar konkrete Beziehungen der Kommnarden die politische Entwicklung der Gemeinde wirtschaftlich bestimmen sollte, aus der sich subsidiär der ganze gesellschaftliche Lebenszusammenhang der Menschen ergeben soll.

• Von Anfang an war hierbei die Kritik des Geldverhältnisses tragend, weil darin die Macht des allgemeinen Zahlungsmittels als Subjekt des Marktes begriffen war, das zwangsläufig den Käufer und Konsumenten, also den Geldbesitzer, über den Produzenten, den kreativ bildenden und arbeitenden Menschen stellte, und von da her schon sich in seiner einfachsten organischen Funktion gegen die wirklich politischen Beziehungen der Menschen errichten muss, weil diese hierdurch in gegensätzliche Klassen bestimmt wurden.

• Kommunalismus war also von vornherein eine Kritik an der Klassengesellschaft und ihrer Lebensverhältnisse vermittelst der Marktwirtschaft. Die organischen Beziehungen der Menschen in ihren Kommunen sollte daher zu einer fundamentalen politischen Kraft gewendet werden, die zwar wirtschaftliche Wirkung haben, nicht aber die Wirtschaft als Subjekt ihrer Beziehungen anerkennen sollten. Das Geldverhältnis selbst sollte dem unterworfen (siehe z.B. auch als Rechengeld) und der Staat abgeschafft, oder zumindest nur aus den Kommunen und Regionen bestimmt werden.

• Nach dem Grundgedanken des Kommunalismus soll sich Gesellschaft im konkreten Zusammenwirken der Menschen entfalten und ihre Entscheidungen, Auseinandersetzungen und Konflikte in politischer Öffentlichkeit ausgetragen werden. Ihr wesentlicher Zweck ist die Entwicklung und Verfügung über Gemeingüter, durch welche die Kommunen im Lauf der Zeit ihren Lebensstandard als ihre Allmende bereichern.

• Kommunalismus bezeichnet von daher Bestrebungen, an Ort und Stelle eines Gemeinwesens, also in der Kommune, bzw. Gemeinde, und Region politisch wirksam zu sein und durch entsprechend konkretes Handeln den politischen Interessen des Kapitals entgegenzuwirken und seinen abstrakten Interessen politische Positionen aus den Notwendigkeiten einer bestimmten Kommune entgegenzustellen. Der Gedanke ist zunächst als Reaktion auf die undurchsichtigen Mächte und Kräfte der Politik, der Märkte, des Kapitals und des Finanzmarkts entstanden (siehe Geld). Aber er wendet sich an die Grundlagen und Notwendigkeiten des Lebens selbst, das in einer Kommune seine kleinste wirtschaftlichen Kreisläufe hat und deren Widersprüche, Verkehrungen und Verschleuderungen aufheben soll. Darin waren sich Anarchisten und Kommunisten noch einig.

• Libertärer Kommunalismus ist eine vor allem von Murray Bookchin und Janet Biehl geprägte anarchistische Strömung des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Ähnliche Gedanken werden heute unter dem Begriff "Solidarische Ökonomie" und aus dem Prinzip der Community entwickelt, wie sie im Internet z.B. als Peer-to-Peer-Production kursieren, auch als Commonismus bezeichnet.

• Kernelement ist die Vorstellung einer dezentralisierten Gemeinschaft kleinerer Städte in einem föderalen System. Bookchin orientierte sich an der überschaubaren Polis des griechischen Altertums mit der direktdemokratischen Bürgerversammlung und fügte das kommunale Eigentum der Produktionsmittel als materiellen Bestandteil des libertären institutionellen Rahmens auf ökologischer Basis hinzu. Mit einer Föderation der Kommunen als wirtschaftlich und politisch gemeinsam Ressourcen öffentlich verwaltender Gemeinschaft komplettierte er das Modell. Im Öko-Anarchismus und der globalisierungskritischen Bewegung US-amerikanischer Prägung wurden diese Ideen aufgegriffen.

• Das Problem bei diesem politischen Ziel liegt in der Ableitung des Gemeinwesens, - also die Frage, wieweit dieses sich auch aus dem wirklichen Verhältnis der Menschen begründen kann, ob dieses nur eine weitergreifende Vorstellung bürgerlicher Einigkeit in einer erhabenen Gemeinschaft, also bloße Ideologie ist oder nicht, ob es überhaupt offen sein kann, bzw. geschlossen sein soll und wieweit es überhaupt ohne die gesellschaftliche Rückvermittlung von allgemeinen Zusammenhängen eine Gliederung der Teile geben kann. Man gerät leicht in einen regionalen Subjektivismus, wenn die wirtschaftlichen Grenzen zugleich als kulturelle und politische Grenzen angesehen werden und auf diese Weise ein poltischer Raum zu einer Ganzheit kulturalisiert wird, der eine eigenständige Ordnungsmacht darstellt, die nach wie vor nichts anderes als die Macht einer aus dem Allgemeinen einer politischen Kultur hervorgegangenen Elite gegen das nur einzeln Notwendige ist. Weder die Kommunisten konnten dieses Problem mit einer "Diktatur des Proletariats" auflösen, noch die Anarchisten, die es früher oder später durch den radikalen Moralismus einer Avantgarde versteckten.

• Die bisherigen kommunalistischen Bewegungen sind gescheitert, weil keine wirtschaftlich, politische und soziale Form der gesellschaftlichen Vermittlung gefunden war, lediglich an den Selbsterhalt gedacht wurde und die Institutionen der Gesellschaft nicht wirklich einbezogen wurden, der Staat unbeschränkt funktional für die alte Gesellschaft geblieben war und die gesellschaftliche Produktion noch auf Manufaktur (Handwerk) beschränkt war. Dies soll durch eine internationale Kommunalwirtschaft mit einer Ergänzungswirtschaft, einer Subsistenzindustrie und durch eine qualifizierte Delegation und mit einem Rechengeld möglich werden, das als zeitgebundenes Potenzial des Austauschs den gesellschaftlichen Reichtum sachgebunden und international vermitteln soll.