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Tendenzieller Fall der Profitrate
Mit dem "Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate" hatte Karl Marx schon früh bewiesen, dass der Kapitalismus anstelle eines Wohlstands, eines Reichtums für die Menschen zu produzieren, im geschichtlichen Verlauf seiner Fortschritte durch die Verwertung der Produktivkräfte deren Verarmung und die Barbarei ihrer gesellschaftlichen Verhältnisse zur zwangsläufigen Folge hat. Was immer die Menschen an Fortschritt durch ihre Wissenschaften, ihrer sozialen Beziehungen und ihrer kulturellen Entwicklung für das Wirtschaftswachstum beitragen, was ihnen persönlich als Bereicherung und Wachstum vorkommen mag, unterliegt durch die Notwendigkeiten und Zwänge des Kapitals, durch sein notwendiges Streben nach einer unentwegte Profitmaximierung der inneren Logik eines Wertwachstums, das gerade die Verhältnisse umkehrt, die das Kapital und seine politischen Repräsentanten seit jeher als "gesellschaftlichen Fortschritt" bejubeln (siehe auch Kapitalfetisch). Die Verwertungslogik des Kapitalismus betreibt durch den tendenziellen Fall der Profitrate immer wieder und tendenziell immer massiver die zwangsläufigen Zusammenbrüche des Systems, weil sie sich nicht als orgenischer Fortschschritt einer Reichtumsbildung für die Menschen verhalten kann, sondern auf der Entwicklung der Verwertung ihres Werts gründet, der sie die an und für sich geschichtsbildenden Produktivkräfte unterwirft und damit die Widersprüche ihrer Profitraten verschärft.
"Das Mittel - unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte - gerät in fortwährenden Konflikt mit dem beschränkten Zweck, der Verwertung des vorhandnen Kapitals. Wenn daher die kapitalistische Produktionsweise ein historisches Mittel ist, um die materielle Produktivkraft zu entwickeln und den ihr entsprechenden Weltmarkt zu schaffen, ist sie zugleich der beständige Widerspruch zwischen dieser ihrer historischen Aufgabe und den ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen." (MEW 25, S. 260)
Die Profitrate ist das Verhältnis der Produktivität des gesamten Kapitals (Konstantes Kapital c und Humankapital v) worin sich der gesellschaftlich erzeugte Mehrwert (m) bezogen auf die Masse des gesamten produzierten Kapitalwerts (C) bezieht. Es wird damit der im Kostpreis der Produktion insgesamt verauslagte und angewandte Kapitalvorschuss (c+v) auf die zur Reproduktion der Bevölkerung notwendige Wertschöpfung bezogen und bemessen.
Im Unterschied zur Mehrwertrate bezieht sich hierbei das in der Warenzirkulation bewegte Gesamtkapital auf den gesamten Reproduktionswert der Produktivkräfte (Arbeitskraft und Technologie) so, wie er sich durch die Preisbildungen auf den Warenmärkten realisieren kann. Wo dies durch den Wertverfall der Produktivkräfte (Arbeitskraft und Technologie) nicht mehr gelingt, verfällt ihr zirkulierender Geldwert und setzt eine überproduzierte Produktmenge frei, die im tendenzielle Fall der Profitrate ihren Wertverlust verdoppelt, was sich mit den nachfolgnden Kapitalumschlägen im stetigen Niedergang des Finanzkapitals und der davon bestimmten Realwirtschaft bis hin zu einer Weltwirtschaftskrise verstärken kann. Die Überproduktionskrisen entstehen immer wieder, sobald die über die Profitrate akkumulierten Kapitalwerte sich mit keiner Preisbildung mehr realisieren lassen (siehe Wertrealisation) und nurmehr als fiktives Kapital in den Finanzmärkten verbleiben, um dort eine eigenständige gesellschaftliche Macht durch das Kreditwesen als Finanzkapital zu errichten. Anstelle der Menschen verbraucht das vor allem Finanzkapital das Produkt ihrer realwirtschaftlichen Mehrarbeit iund lässt sie zunehmend vor allem hierfür arbieten, für einen Wert, der nurmehr sich im Geldwert verhält, in den Schwankungen der Kapitalverwertung über die Verhältnisse eines Kreditwesens, das als Schuldgeldsystem die gesellschaftlichen Klassen weltweit in den Klassengegensatz von Gläubiger und Schuldner verlegt.
Natürlich will das Kapital die Menschen nicht abschaffen - es braucht sie und nutzt weiterhin ihre Fähigkeiten und ihre Bedürfnisse. Aber es schafft ihre Menschlichkeit ab. Es versetzt die Menschen in eine unendliche Vereinzelung, die ihre Not vergrößert, die sie immer abhängiger macht vom gesellschaftlichen Faustpfand ihrer Subsistenz: Geld. Es zerstört ihre Lebenszusammenhänge und Produktionsstätten, um das Leben mit Geld und vollkommener Geldabhängigkeit durchzusetzen. Die Verwertungskrisen des Kapitals werden nicht dadurch immer enger, dass immer weniger Geld zur Produktion von Wert zirkulieren würde - im Gegenteil: Die Anhäufung von Produktivwerten der kapitalistischen Infrastruktur (konstantes Kapital) treibt das Kapital erst in seine Krise, die daraus besteht, dass bei gleichbleibenden oder gering wachsenden Löhnen (variables Kapital) zu wenig Geld zirkuliert, um die Warenwerte durch Kauf zu verwirklichen, die eine durch Wertwachstum bestimmte Produktion nötig hat: Mit wachsender Masse des konstanten Kapitals wird die Masse des variablen Kapitals relativ schwindend und vermindert hierdurch die Profite. Es ist dies der tendenzielle Fall seiner Profitrate, der die Krise des Kapitals ausmacht und sich als völlig absurde Verelendung gerade der hochentwickelten Länder herausstellt (Verarmung, Jobhunting, Sozialabbau, Konsumpervertierung) auswirkt. Durch die Hochwertigkeit der Mittel des Wertwachstums führt die Unterwertigkeit der Subsistenzmittel zu einer allgemeinen Entwertung der Lebensmittel und damit zum Wertproblem des Kapitalismus überhaupt: Er entwertet seine Produkte, die seine hochwertigen Produktionsmittel hervorbringen und die zugleich ihren Wert nur durch den Wert der Produkte erheischen können. Wo dies nicht mehr gelingt, muss das Kapital den Druck zur Wertsteigerung auf die Kosten der Quellen des Wehrwerts weitergeben. Der wird an die Lieferanten der Produktionsmaterialien (Energie, Rohstoffe) schließlich auch zu einem machtpolitischen Fakt, das zu Preisdiktaten und Krieg gegen die Länder lockt, die keine Absatzmärkte für das Kapital darstellen. Oft ist eine reine Besatzungspolitik im Sinne eines Preisdiktats, manchmal ermöglicht auch die Zerstörung und der international finanzierte Wiederaufbau eines Landes die Neuentwicklung von Absatz und neuen Absatzmärkten. Das Kapital ist ein schrankenloser Moloch; es erzeugt Reichtum nur für wenige und treibt zugleich alle Lebensverhältnisse zur Barbarei. Die Menschen werden nicht unbedingt nur unmittelbar im Arbeitsprozess, sondern insgesamt ausgebeutet; ihr Leben wird ärmer, ihre Kultur zerstört.
Der Kapitalismus kann seine überkommene Produktionsform nicht ändern, wenn es die Menschen nicht tun. Seine Krisen haben ihr Zyklen und erzeugen zunehmend Gewalt auf dem ganzen Erdball weil der Kapitalismus sich ausdehnen muss und zugleich am Produkt seiner Ausdehnung, der Armut der Menschen, scheitert. Je weiter diese Spirale entwickelt, desto geringer die Spannen auf allen Seiten und desto rücksichtsloser ist das ganze Verhältnis.
Die Spirale wird um so enger, je automatischer die Arbeit strukturiert ist, je weniger Lohnkosten sie also bezahlt und Produkte auf den Markt bringt, die immer weniger kosten dürfen, um überhaupt absetzbar zu sein. Die Krise seit den 80ger Jahren wird inzwischen von einigen Autoren der ökonomischen Fachliteratur (z.B. der Krisis-Gruppe) als finale Krise des Kapitalismus eingeschätzt, die sich in den Seifenblasen der Finanzspekulation bewegt und in kürzesten Anlagezeiten (maximal 8 Tage) noch Ausbeutungsraten von minimalem Wert (3 bis 10 Prozent) aufrechterhält; und zwar nur dadurch, dass die Strukturreserven von Industrie oder Nationen noch ausgezehrt werden. Der Kapitalismus ist so weit brutalisiert, dass er auch Kriege aus rein ökonomischen Vernichtungsinteressen in Kauf nimmt (man beachte die Rede vom "Reich des Bösen" durch den einstigen US-Präsidenten und der Theorie von der "Achse des Bösen", mit der Busch auf einen neuen Weltkrieg vorbereitet. Um dem zu entgehen, besteht für die Menschen allgemein die Notwendigkeit, das privatisierte Produktivvermögen (das Kapital als Institution: die Banken, die Finanzmärkte und Börsen) zu vergesellschaften.
Unter kapitalistischen Bedingungen ist der wesentliche Zweck des Mehrwerts das Entwicklungsprinzip der Rendite. Sie ist das geldwerte Produkt der gesellschaftlichen Entwicklungen, die das Kapital zur privaten Bereicherung an Vermögen und Macht nutzt - nicht weil es dort üble Charaktere so wollen, sondern weil die Rendite selbst formeller Ausdruck des objektiven Widerspruchs solcher Bedingungen ist, in welchen privat nicht nur kassiert, sondern auch vorgeschossen werden muss, was gesellschaftliche Sache ist: Die Entwicklung der Arbeit und der Bedürfnisse der Menschen. Dieses Prinzip der Rentabilität ist die formelle Verabsolutierung menschlicher Entwicklung als Objektivität des Kapitals, die alles zu leeren Objekten ihres Zweckes macht, dem es völlig gleichgütlig ist, was er hierfür braucht. Das Prinzip der Rendite verbraucht die Kraft von Menschen, ihre Arbeit und ihren Erfindungsreichtum, ihre ganze Kultur und verpaßt allem seinen Wertsiegel. Es bestimmt ganze Berufszweige, Industrien und Ländereien zur Entmenschlichung ihres Organismus, um sein Bestreben durchzusetzen, Mehrwert anzuhäufen, indem es nur das vermehrt und bestätigt, was Rendite bringt oder zu bringen verspricht. Das Prinzip setzt das Maß für die Zukunft der Produktion und erwartet nicht die Prosperität der gesellschaftlichen Ökonomie, sondern die der privaten, und das ist die der ehedem schon Mächtigen. Dies steht nun auch im Resultat der ganzen Beziehung in vollem Widerspruch zu einander, im Widerspruch vom gesellschaftlichen Organismus der Menschen und ihrer ökonomischen Erneuerung und Entwicklung.
Wo das Finanzkapital seine physischen Ressourcen ergreift, setzt es Arbeit in Gang, wo es abspringt, zerstört es den vorhandenen Organismus schlagartig. Nicht das Geld als gewordener Wertausdruck, sondern das Geld als ideeller, als potenzieller Mehrwert, als politisch zu bestimmende Entwicklungsgröße, als pure Verfügungsmacht über die Produktions- und Lebensverhältnisse und ihre Entwicklung bestimmt den Wert, den Arbeit, Boden und Geld haben. Deshalb besteht der Kapitalismus letztendlich als politische Wertbestimmung, die als politische Klasse national und international mit den ökonomischen Inhalten so hantiert, dass sich eben das wieder als ihre eigenen Bedingungen (möglichst auf erweiterter Stufe) erneuert, was sie wirtschaften ließ: Dass eben genügend Abeitslosigkeit besteht, um die Konkurrenz der Arbeitenden für den Druck auf das Lohnniveau hinreichend groß zu halten, dass soviel Besitzlosigkeit verbleibt (also die Löhne so niedrig bleiben, dass kein oder wenig Besitz entstehen kann), dass genügend Menschen zum Verkauf ihrer Kraft gezwungen bleiben und dass der Boden, die Bodenschätze, die Infrastrukturn (z.B. Verkehrs-und Kommunikationsmittel) und die Mieten den Preis haben, mit dem sich genügend Rente für den gesamten Gesellschaftszusammenhang als Wert (und nicht als ökonomischer Organismus) speichern läßt.