“Ein größeres Quantum Gebrauchswert bildet an und für sich größeren stofflichen Reichtum, zwei Röcke mehr als einer. Mit 2 Röcken kann man 2 Menschen kleiden, mit einem Rock nur einen Menschen usw. Dennoch kann der steigenden Masse des stofflichen Reichtums ein gleichzeitiger Fall seiner Wertgröße entsprechen. Diese gegensätzlich Bewegung entspringt aus dem zwieschlächtigen Charakter der Arbeit. Produktivkraft ist natürlich stets Produktivkraft nützlicher, konkreter Arbeit und bestimmt in der Tat nur den Wirkungsgrad zweckmäßiger produktiver Tätigkeit im gegebenen Zeitraum. Die nützliche Arbeit wird daher reichere oder dürftigere Produktenquelle im direkten Verhältnis zum Steigen oder Fallen ihrer Produktivkraft. Dagegen trifft ein Wechsel der Produktivkraft die im Wert dargestellte Arbeit an und für sich gar nicht. Da die Produktivkraft der konkreten nützlichen Form der Arbeit angehört, kann sie natürlich die Arbeit nicht mehr berühren, sobald von ihrer konkreten nützlichen Form abstrahier wird. Dieselbe Arbeit ergibt daher in denselben Zeiträumen stets dieselbe Wertgröße, wie immer die Produktivkraft wechsle. Aber sie liefert in demselben Zeitraum verschiedene Quanta Gebrauchswerte, mehr, wenn die Produktivkraft steigt, weniger, wenn sie sinkt. Derselbe Wechsel der Produktivkraft, der die Fruchtbarkeit der Arbeit und daher die Masse der von ihr gelieferten Gebrauchswerte vermehrt, vermindert also die Wertgröße dieser vermehrten Gesamtmasse, wenn er die Summe der zu ihrer Produktion notwendigen Arbeitszeit abkürzt. Ebenso umgekehrt.“ (MEW 3, S. 60f.).

Marx stellt hier dar, daß es kein Wachstum der Wertgröße als Wachstum des Werts gibt. Wachstum der Wertgröße kann sich nur im Tausch selbst entwickeln, nicht im Verhältnis zur Produktivität, denn die Produktivität stellt sich nur als Vermehrung der Gebrauchswerte dar. Was das Wertwachstum also ausmacht, ist nicht das Wachstum der Produktivität. Umgekehrt, das Verhältnis der Waren auf dem Markt verbleibt umso mehr unter sich, das heißt wird umso mehr zum einfachen Gegenstand des Konsums, den die Warenwelt in jeder einzelnen Ware bietet, je geringer die Steigerung der Produktivität der Arbeit ist, je weniger Gebrauchswerte also in die Arbeit wieder zurückgehen als Arbeitsmittel. Die Heftigkeit und Hektik im Austausch, ihr beständiger Vergleich im Aufgehen und Verschwinden einzelner Produkte, wird umso rasender, je geringer das Wachstum der Produktivkraft in Wirklichkeit ist, und sofern sie ganz stagniert, sofern es keine Entwicklung der Produktivität der Arbeit mehr gibt, stülpt sich die Warenwelt als fortkehrende Wiederholung gegebener Gebrauchswerte zu einer unendlichen Masse von Werten auf, deren Gebrauch, deren Nützlichkeit sich auf die Reproduktion der physischen Subsistenz der Menschen beschränken muß. In solchen Krisen wird sich immer die Umkehrung des Daseins der Arbeitsprodukte als Waren zur Aneignung als Produkte von bestimmten Menschen ergeben. Im Wert erscheint also nicht der Reichtum an Stoffen, sondern die Armut menschlicher Arbeit in der Reduktion auf ihr physiologisches Sein.

Andererseits kann sich die bürgerliche Gesellschaft eben nur in diesem Verhältnis entwickeln, soweit sich dieses Verhältnis nicht gegen ihre eigene Entwicklung verkehrt. Im ersten Band des Kapitals haben wir es mit dieser einfachen Entwicklung zu tun, in welcher alle Waren als Gebrauchswerte von Menschen wirklich existieren und zugleich in dieser Existenz sich nur als Wert darstellen, also als Gebrauchswert Wert verwirklichen. So stehen die Waren immer in zweckbestimmter Form zugleich gleichgültig zueinander und bilden in dieser Begegnung und Bewegung das unmittelbare Kapitalverhältnis. Das Warenverhältnis stellt sich also in dieser Bewegung dar und entwickelt aus diesem Grunde den Gegensatz von Gebrauch und Wert:“Alle Arbeit ist einerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft im physiologischen Sinne, und in dieser Eigenschaft gleicher menschlicher oder abstrakt menschlicher Arbeit bildet sie den Warenwert. Alle Arbeit ist andererseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft in besonderer zweckbestimmter Form, und in dieser Eigenschaft konkreter nützlicher Arbeit produziert sie Gebrauchswerte.“ (S. 61).

In der Fußnote 16 im Anschluß an diesen Text kritisiert Marx deshalb gerade solche Theorien, deren Entwicklung auf den Begriff des Werts an sich beruhen, und die deshalb die Quantität der Arbeit mit dem Wertquantum verwechseln. Im Kapitalismus eben ist das Arbeitsquantum nicht als Wertquantum dargestellt, sondern als Quantum der in den vorhandenen Produkten verdurchschnittlichten Arbeitszeit, deren Durchschnitt sich nur dadurch bilden kann, daß die im einzelnen Produkt jeweils bestimmte Arbeitszeit, also die insgesamt variierenden bestimmten Arbeitszeiten, auf ihr gemeinsames Sein als Wertquantum oder Wertgröße reduziert worden sind. Nur aus diesem Grund ergibt sich die eigentümlich Bewegung der bürgerlichen Gesellschaft und eine Theorie hierüber nicht allein die Aufzählung der darin vorkommenden Faktizitäten (wie z.B. Preis, Arbeitslohn, Investition usw.), sondern ist die Entdeckung eines gesellschaftlich gebotenen Widerspruchs, der zur Aufhebung durch Menschen ansteht.