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Rubrik Philosophie: Aspekte einer marxistischen Nietzsche-Kritik

von Hans Heinz Holz

Erschienen: 2000
Nietzsche scheint geeignet zu sein, immer wieder Verwirrung zu stiften. Verwirrung ist es, wenn Marxisten heute so streiten, als gälte es, pro oder contra Nietzsche Partei zu ergreifen. Nietzsches Weltanschauung hat mit dem historischen Materialismus nichts gemein - auch nicht in einzelnen Aspekten, die man ohnehin nicht aus dem Kontext einer Weltanschauung, die per definitionem ein Ganzes ist, herauslösen dürfte. Gerade angesichts der von Lars Lambrecht dargestellten Nietzsche-Rezeption in der Arbeiterbewegung muß das mit Nachdruck betont werden. Eine Analyse der Wirkung Nietzsches in der Arbeiterbewegung würde auf die von anarchistischen über revisionistische bis zu nationalsozialistischen Tendenzen reichende Rolle einer Zersetzung des revolutionären Klassenbewußtseins durch die Übernahme von nietzscheanischen Gedanken führen. Um so wichtiger ist die Frage, aus welchen Gründen und Konstellationen auch theoretisch und politisch bewußte Sozialisten, ganz zu schweigen von den vielen »linken« Bürgerlichen, zeitweilig oder überhaupt der Verführungskraft Nietzsches erlagen. Und es ist weiter die Frage zu stellen, warum Nietzsche seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis heute als Katalysator spätbürgerlicher irrationalistischer Ideologeme wirken konnte - wobei diese katalysatorische Funktion meist gerade mit einer willkürlichen, historisch-philologische Genauigkeit ignorierenden Ausschlachtung seines Werks verbunden ist.

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