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Rubrik Psychologie: Wider die Erziehung

von W. Pfreundschuh

Erschienen: 1986
Erziehung wird umgangssprachlich als Begriff für Anleitung, Förderung von Entwicklungen, Betreuung durch Erwachsene, Bildung usw. verstanden. Tatsächlich ist sie das Gegenteil: Das Ziehen oder Großziehen zu Idealen, für die Druck gemacht wird, um Kinder in die Lebensbildern der Erwachsenen einzufügen. Erziehung im Wortsinn verstanden, zeigt auch, was hinter dem Sprachgebrauch an Gewalt steckt, die sich vornehmlich gegen die wirklichen Lernprozesse, Lernen an und in der eigenen Wirklichkeit, wendet.
Der Begriff Erziehung zeigt auch die Fixierung, die sie betreibt: Die Konzentrierung und Fokusierung auf die Person des Erziehers, die notwendig isoliert ist und damit dem Lebensraum der Kleinfamilie entspricht, von dem sich das dort gegebene Verhältnis in andere kindliche Lebensbereiche wie Kindergarten, Schule usw. ableiten müssen, wenn sie dem Folge leisten. Erziehung enthält den Wortstamm Zucht, der den Sinn des Begriffs auch deutlich macht. Es geht in der Reflektion hierüber natürlich nicht um den Begriff als ein 'Fehlwort', sondern darum, dass er wirklich etwas erfasst, was mit Bildung und Förderung vermischt wird und damit Erziehungsmacht zur Kulturnotwendigkeit ideologisiert. Es ist von daher auch wichtig, solche Sprache zu hinterfragen, denn sie fördert mit ideologischen Begriffen eine latentete Unbegriffenheit und macht sie zur Unbegreifbarkeit.
Das Papier war 1986 zu einer Selbstverständnisdiskussion im 'Kinderhaus an der Speervogestraße e.V.' entstanden und wollte eine Erneuerung der antipädagogische Grundlagen für die praktischen Aufgaben und politischen Einschätzungen sein, die auch unter ganz praktischem Problemdruck derzeit nötig war. Von da her berichtet es auch von den Problemen, die Erziehungsideologieen in den Lebensverhältnissen schaffen, in denen wirkliche Probleme schnell zu Machtproblemen werden, vor allem, wenn sie den 'Umgang' in beengten Lebensverhältnissen regeln sollen.

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