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Rubrik Kultur: Transformation in eine "bessere Welt" - oder die Permakultur der Reaktion?

von W. Pfreundschuh

Erschienen: 14.02.2014
Kulturwandel oder Systemveränderung - Reformation, Transformation oder Subversion?
Walter Benjamin hat einmal gesagt, dass der Kapitalismus nicht nur eine „von Religion bedingte“ Einrichtung ist, sondern ein „wesentlich religiöses Phänomen“ sei, wenn auch eines, das nicht mehr versucht, die Menschen mit den geheimnisvollen Kräften des Lebens zu verknüpfen. Der Kapitalismus, wie Benjamin bemerkte, fordert die menschlichen Gesellschaften auf, unaufhörlich und vergeblich nach Geld und Gütern zu streben. Dieses Streben, warnte er, verewigt eine Kultur, die von Schuld beherrscht wird, einem Gefühl von Ungenügen und Selbsthass. Sie versklavt beinahe alle ihre Anhänger durch Löhne, Unterwürfigkeit gegenüber der Warenkultur und Schuldknechtschaft. Das Leiden der indigenen Amerikaner, als die Expansion nach Westen beendet war, mussten bald auch andere erdulden, in Kuba, den Philippinen, Nicaragua, der Dominikanischen Republik, Vietnam, Irak und Afghanistan. Wir haben immer protestiert und nie etwas wirklich ändern können. Wir konnten uns besser fühlen, weil wir dagegen waren. Aber das Schlusskapitel dieser traurigen Geschichte zeigt die Endlichkeit ihrer natürlichen Substanzen. Und erst da sehen wir auch uns geopfert, so wie jene am Rande des Imperiums geopfert wurden. Darin liegt eine Art von Gerechtigkeit. Wir profitierten als Nation von den irrsinnigen Visionen des Kapitals. Wir haben davon gelebt, während wir seine Verbrechen am Bildschirm in den Wohnzimmern unserer Häuslichkeiten wahrnehmen mussten. Und jetzt, wo das Spiel unerträglich wird, weil ihm der Stoff ausgeht, erschrecken wir vor der Unendlichkeit seiner Gewalt, die doch so leicht zu ertragen war, weil wir sie zu konsumieren gelernt haben, indem wir immer wieder Gutes taten und noch tun.
Die guten Taten scheinen uns inzwischen auch leicht von der Hand zu gehen. Ist die Freizeit hierfür vorhanden, so können wir uns doch einfach in sinnvollen Beschäftigungen dafür auch engagieren. Können wird das wirklich? Ist das der Sinn, um den es wirklich geht?

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