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Thesen zu diesem Text: "Auf dem Weg in eine andere Gesellschaft."

 

Wolfram Pfreundschuh (8.12.2006)

Am Ende der b�rgerlichen Gesellschaft:
Zwischen Feudalkapitalismus und internationalem Kommunalismus

F�nfter Teil:

Solidarische Ökonomie und internationaler Kommunalismus

Heute soll es in unserem Beitrag um Vorstellungen gehen, wie diese Gesellschaft so zu �ndern ist, dass sie zu einer von den Menschen auch wirklich bestimmten Gesellschaft wird. Wir sind schon von mehreren Seiten her zu dem Schlu� gekommen, dass diese Gesellschaft einen grunds�tzlichen Widerspruch hat, durch welchen sie den Menschen nicht entsprechen kann, ihre Arbeit und ihre Bed�rfnisse nicht so aufeinander zu beziehen vermag, wie sich die Menschen darin einbringen. Der Reichtum dieser Gesellschaft, wie er von den Menschen und ihren Produktionsmitteln geschaffen wird, widerspricht der Wertmasse, den er f�r das Kapital darstellt. Das hat sich zu einem Problem entwickelt , das selbst nicht mehr innerhalb der Bestimmtheit dieser Gesellschaft aufgel�st werden kann. Die Produktivit�t, die sie hervorgebracht hat, f�hrt dazu, dass die Menschen immer weniger arbeiten m�ssen um sich zu reproduzieren und ihren Lebensstandard zu verbessern. Aber das Wertgesetz verlangt, dass sie immer mehr verbrauchen m�ssen, um dem Kapital noch hinreichend viel Rendite zu verschaffen. Ihre L�hne m�ssten allgemein st�ndig wachsen, um den Kapitalumschlag der Produktion aufrecht zu erhalten, und das Einzelkapital kann dies nicht finanzieren, um seine Profite zu gew�hrleisten. Das Kapital steht sich allgemein im Einzelkapital selbst im Weg und hat seinen Ausweg vor�bergehend in der allgemeinen Masse des Weltkapitals gesucht, das sich zum gr��ten Teil als rein fiktives Kapital in jede Produktion einl�sst, um Gewinne zu sch�pfen, wo sie noch m�glich sind, und sich aus ihr sofort zu entziehen, wo Verluste entstehen. Die nur auf den Gewinn lauernde Kapitalinvestition kostet unendlich viele Arbeitspl�tze, was der Neoliberalismus als einzigen Weg aus der Krise des Kapitals ansieht und in Kauf nimmt. Mit 35 bis 70 % Arbeitslosigkeit wird dort schon gerechnet.

Zugleich kann immer weniger Kapital wirklich zur Mehrwertproduktion verwertet werden, obwohl immer mehr Kapital sich als Spekulationsblase im Umlauf der B�rsenm�rkte befindet. Inzwischen werden nur noch 2 % des vorhandenen Kapitals produktiv eingesetzt und die m�ssen einen Kapitalumlauf in Gang halten, der best�ndige Anwendung erfordert, ohne dass Kapital dabei produktiv investiert und konsumiert werden kann. Das Kapital vernutzt nur noch die Ressourcen der Welt, ohne ihr irgendeinen wirklichen Reichtum zu vermitteln.

Selbst die exklusiven und dereinst radikalen Verfechter des Kapitalismus wie z.B. Heiner Geisler und Norbert Bl�hm m�ssen nun einsehen, dass er so nicht mehr fortbestehen kann. Das Kapital ist auch in ihrem Sinne unwirtschaftlich, f�r jede Besch�ftigungspolitik unm�glich geworden. Nur noch Machtgier kann Menschen zu Politiker machen. Doch die ist weit verbreitet. Das Kapital selbst stellt nur noch eine blo�e politische Macht dar, die immer weniger reale �konomische Notwendigkeiten einl�st. Der Kapitalismus ist insgesamt und �berhaupt zu dem geworden, was er einst �berwunden hatte, eine Art Feudalherrschaft, die nur noch bestimmt, was ihm Wert ist und der Verwertung dient. Von daher ist er nur noch politische Herrschaft, die �konomisch unn�tig geworden ist, einer Macht, die nur noch in einem immer bodenloser werdenden Verwertungswahn der Aktiengesellschaften Mensch und Natur und Lebensbedingungen auszehrt.

Wir hatten das letzte Mal auch darüber gesprochen, dass ein Weg aus diesen Machtverhältnissen nicht über eine gerechtere Verteilung von Geld verlaufen kann, weil Geld immer nur Geldbesitz bedeuten kann, der abhängig ist von den Preisen und von daher niemals gerecht ist, denn Preise werden von denen bestimmt, die etwas haben, was andere nicht haben. Und wo das Kapital selbst das ausschließliche Besitzverhältnis ist, bestimmt es eben auch alles andere. Höhere Löhne sind nur so lange hoch, bis die Mieten und Reproduktionspreise erhöht werden. Die Reallöhne sinken trotz Lohnerhöhungen stetig - seit 1981 um 18 %. In derselben Zeit verfünffachte sich der Geldbesitz der Millionäre, die 1% der deutschen Bevölkerung darstellen. Der Kapitalanteil am Volkseinkommen hat sich allein von 1991 bis 2004 von 50,7 % auf 60,5 % erhöht.

Doch das alles �ndert sich nicht wesentlich, wenn sie ihr Geld abgeben, denn das Geld stellt nicht wirklichen Reichtum, sondern wesentlich politische Macht dar, solange es in den H�nden der Besitzer von Grund und Boden und Produktionsanlagen und Infrastrukturen und der gesellschaftlichen Entwicklungspotenzen ist. In den H�nden der Normalverbraucher w�re es nur sehr kurzzeitig von Wert, weil es sich im Konsum schnell verzehrt und nicht zur Produktion zur�ckkehren w�rde – es sei denn, die gehen damit an die B�rse und w�rden damit ihre eigenen Arbeitspl�tze zerst�ren. Geld im reinen Konsum w�rde ziemlich schnell seinen Geldwert nivellieren. Es w�rden sich die Preise im Ma� des gewonnenen Geldes erh�hen und sich daher lediglich der Rechenwert des Geldes ver�ndern. Das eben macht Kapitalismus aus.

Geld stellt nämlich nur Wert dar. Dieser Wert hat jenseits des spekulativen Kapitals immer nur die Größe der gesellschaftlich durchschnittlich notwendigen menschlichen Arbeitszeit, welche die Produktion eines Gegenstands erfordert. Und weil die durch die steigende Produktivität immer geringer wird, wird das Kapital auch immer unproduktiver und die Kapitalmacht des spekulativen Kapitals immer bodenloser. Sie besteht fast nur noch als politische Macht des Kapitalbesitzes, der Lizenzen, Agenturen, Energie- und Verkehrskonzerne, der Banken und der großen Entwicklungstechnologien und betreffen fast nicht mehr die einfache Reproduktion der Menschen, die unmittelbaren Notwendigkeiten gesellschaftlicher Arbeit.

Das Fenster der Geschichte

Das ist die große Chance, welche die Menschen haben, um die gesellschaftlichen Verhältnisse zu den ihren zu machen. Und die Zeit dafür ist reif: Noch nie waren so viele Menschen sich darüber im Klaren, dass das Wertwachstum, welches der Kapitalismus nötig hat, die größte Gefahr für sie, für ihren Arbeitsplatz, für die Zukunft ihrer Kinder, der Natur usw. ist. Die Selbstrettungsversuche des Kapitals durch Kriege, Eroberungen, Preisdruck, Naturzerstörung und sonstige Gewaltanwendungen haben immer weniger Erfolg und belasten zudem die Staatskassen zu einem Anteil, der sich kaum mehr erwirtschaften lässt. Die Menschen sind immer deutlicher auf sich verwiesen; ihre Altersvorsorge-, Gesundheits- und sonstige Sozialsysteme, welche der kapitalistische Staat bisher mehr oder weniger zur Verfügung stellen konnte, versagen zunehmend. Die noch nicht geborene Generation kann, wenn sie die zu ihrer Lebenszeit angewachsenen Staatsschulden einmal begleichen sollte, auf keine freie Existenz mehr hoffen. Schon vor ihrer Geburt ist sie durch diese Schulden restlos verdingt. Es ist klar: Die Menschen und die Natur haben mit dem Kapitalismus keine Zukunft.

Und auf der anderen Seite haben die Mittel des Lebens und der Kommunikation eine Gesellschaftlichkeit erlangt, die es bisher noch nicht gegeben hat. Die Verständigung unter den Menschen war noch nie so einfach und billig. Die Werbeträger erweisen sich selbst als Kommunikationswerkzeuge. Allein um sich publik zu machen, schmeicheln die großen Medien und Unternehmen im Internet durch Diskussionsforen und Datenbanken, die sie öffentlich nutzbar machen. Darin stellen viele ihr Wissen frei zur Verfügung und geben Programmiersprachen und Kenntnisse unentgeltlich weiter. Hervorragende Projekte wie Wikipedia und – in aller Bescheidenheit sei es gesagt – das kulturkritische Lexikon bieten weitaus umfassenderes und konkreteres Wissen an, als dies je durch gut bezahlte Wissenslieferanten von Bertelsmann und Co erreichbar ist. Bewusstsein über die bestehenden Lebensverhältnisse kann sich hierdurch immer leichter entwickeln und beweisen und sich ohne große Aufwände mit dem Wissen befassen, das längst schon besteht. Und auch Agenturen werden zunehmend überflüssig. Je mehr sich die vielen arbeitslos gewordenen Programmierer um Programme bemühen, welche unentgeltliche Verbindungen schaffen.

Auch die Medien k�nnen sich nicht mehr darauf beschr�nken, zu informieren, wie es geboten erscheint und zu erhalten, was geboten werden kann. In den Medien herrscht selbst auch Bedarf an konkreten Auseinandersetzungen. Dort f�hren sich inzwischen die Macher dieser Welt �ffentlich selbst vor und geben ihre oft bescheidenen Denkhorizonte preis. Nichts bleibt mehr verborgen. Hierarchien machen keinen Sinn. Und freie Radios vertreiben ungehindert Sendungen wie diese hier, worin auch Hintergr�nde erhellt und neu Ziele der Politik entwickelt werden k�nnen.

Und auch die Minitechnologien des Haushalts, die Werkzeuge und K�chenger�te sind allgemein erschwinglich geworden. Kleinautomaten und Ger�te zur Reproduktion besitzen die meisten Menschen selbst oder sie k�nnen sozial verf�gbar gemacht werden. In Gruppen und Vereinen und st�dtischen Einrichtungen sollten auch die damit arbeiten k�nnen, die nicht die Mittel zur eigenen Anschaffung besitzen. Viele Mittel des t�glichen Lebens, z.B. Backmaschinen, Verkehrsmittel, Waschmaschinen, Computer, K�chen, Fr�chte, Landwirtschaft, Werkst�tten, Winzereien, Fischereien, Metzgereien usw. lassen sich selbst organisieren. Sogar die Energieversorgung wird schon von einigen D�rfern und Kleinst�dten in Eigenregie betrieben und erweisen sich in der neu gewonnenen Synergie und durch die Energier�ckkopplungen auch als weit effektiver und g�nstiger als die fossile Energiewirtschaft der Energiekonzerne und Aktiengesellschaften. Die Landwirtschaft wird lediglich politisch zu Verkaufspreisen gezwungen, an denen sie scheitern muss, damit die Importe aus den Billigl�ndern volkswirtschaftlich verwertet werden k�nnen. Die einfache Reproduktion ist einfacher geworden und nicht mehr allm�chtige Bedingung zur Knechtung durch Lohnarbeit jeder Art. Die Reproduktionsarbeit ist in die Haushalte selbst schon vorgedrungen, auch wenn sie bisher zugleich noch eine gewaltige Selbstausbeutung darstellt. Aber subalterne Arbeit im herk�mmlichen Sinn ist out und Selbstbewusstsein hat andere Grundlagen gefunden. Organisch ist der Produktionsprozess jedem zumindest in der Anschauung zug�nglich und von da her auch in der Teilung der Arbeit nicht mehr fremd. Allgemein durchsichtig wird dadurch immerhin, was Arbeit wirklich und im Zusammenhang der Menschen und ihren Bed�rfnissen ist. Es bedarf keiner gro�en Abstraktionsmacht mehr, keine Institutionen, Anlagen oder Agenturen. Und so schmilzt auch der Dunkelraum, in welchem Vermittlung sich wertvoll zu machen sucht, zur Gr��e eines Computerbildschirms zusammen. Es k�nnte diese Welt leicht auch ohne gro�e Wertanlagen funktionieren, wenn die Menschen in der Lage w�ren, ihre Verm�gen selbst zusammenzutragen, wenn sie genug Verm�gen hierzu h�tten

Lediglich die Gro�anlagen der Entwickler, die Banken, Aktiengesellschaften, Broker und Grundeigent�mer betreiben durch ihre Finanzpolitik, durch ihre Verf�gung �ber Lizenzen, Immobilien, Renten und Vorsorgeversicherungen eine Machtpolitik der Finanzwirtschaft, welche sich den menschlichen Lebensverh�ltnissen noch entgegenstellt. Indem sie die bestehenden Industrieanlagen und Energieversorgungen durch ihre Verwertungsinteressen bestimmen, Arbeitspl�tze der Aktiengesellschaften trotz akzeptaler Wirtschaftsertr�ge k�ndigen, die letzten Ressourcen der Natur ihren Aktion�ren �berlassen und Gelder des Devisenmarktes zur Wertdeckung aufzehren, betreiben sie eine Weltmachtpolitik des Geldes.

Aber ohne die Abh�ngigkeit der Menschen von ihnen, geht nichts. Auch wenn sie noch weite Bereiche der gr��eren Infrastruktur beherrschen, so lassen sich deren Verwertungsm�glichkeiten durch eine den Menschen entsprechende Kommunalpolitik ausblenden. Wenn in den Kommunen deren Angebote gekappt werden, ihre Energie nicht genutzt wird, ihre Rohstoffe durch Alternativen ersetzt werden, ihre Billigpreise ignoriert werden, wenn das N�tige zum Leben – und sei es auch nur ein wesentlicher Teil der Selbsterhaltung - durch kommunale Gemeinwesen selbst hergestellt werden kann, so verlieren die Marktpreise ihren Zweck. Wo die Notwendigkeit der Selbsterhaltung nicht mehr zur Erpressung von Mehrwert taugt, da sieht die Welt ganz anders aus. Es geht daher zu allererst um eine kommunale Sicherheit der Selbsterhaltung durch kommunale Einrichtungen und Anlagen.

Wenn hinreichend viele Menschen darauf aufmerksam geworden sind, dass auch das Gro�e nur eine quantifizierte Form des Kleinen ist, wenn sie sehen, dass es Sinn f�r sie macht, ihre F�higkeiten zusammenzutragen, dann k�nnte auch vieles zustande kommen, was jetzt noch in der Stille des Privaten oder in der Arbeitslosigkeit verloren geht. Die kommunalen Einrichtungen und Verkehrsmittel w�ren durch Eigenbetrieb und kommunalwirtschaftlicher Energieproduktion weitaus einfacher und effektiver zu betreiben. Auch Fabrikanlagen, die nicht mehr f�r Aktion�re funktional sind, lassen sich leicht von den Arbeitern �bernehmen, die damit der Arbeitslosigkeit entgehen und lokal sinnvolle Produkte erzeugen, die nicht l�nger der Mehrwertproduktion nutzen.

Wir befinden uns in einer allgemeinen Situation des Umbruchs, die davon gekennzeichnet ist, dass sich Wertanlagen nicht mehr rentieren werden, wenn die Menschen sich dem Kapital entziehen. Und das tun sie zumindest teilweise inzwischen weltweit, zumindest in Europa und Lateinamerika. Durch die Best�rkung ihrer kommunalen Verh�ltnisse werden die Weltverbindungen des Kapitals St�ck um St�ck gekappt. Ein internationaler Kommunalismus, der von einem direkten und vertraglich bestimmten Austausch der Kommunen getragen w�rde, k�nnte die gr��te Not in der Welt und die Monokultivierung der Abh�ngigen aufheben.

Was kann "solidarische �konomie" meinen?

Vielerorten sind schon Initiativen entstanden, die sich um Selbstversorgung bem�hen, sei es mit eigenen Energieanlagen oder durch kollektive der Landwirtschaft oder durch Handwerkerzusammenschl�sse oder durch selbstverwaltete Betriebe oder Zusammenschl�sse anderer Art. Es ist heute nicht mehr schwer, selbst initiativ zu werden. Aber die Grundversorgung der Menschen macht immer noch gro�e Probleme, wo die kommunalen Mittel hierf�r fehlen. Und das hindert noch viele Menschen daran, ihre Reproduktion mit anderen Menschen zusammen zu ihrer Sache zu machen und ihre Lebenswelt hierf�r zu �ffnen. Es kann dabei auch nicht wirklich nur durch das Zusammengehen von Einzelinteressen funktionieren. Es geht um ein neues kommunales Lebensverh�ltnis, das innerhalb der bestehenden Gesellschaft zu errichten ist.

Technisch w�re es l�ngst machbar, wenn die Grundlagentechnologien durch die Gemeinden angeschafft, Automaten und Maschinen zur Grundversorgung kommunal installiert werden k�nnten. Es taugen hierf�r vielleicht auch Gesetze, wonach die Gemeinden sich zu den Sachwaltern der Anwendung machen und als solche mit deren Produzenten verhandeln, die Verk�ufer also zu einer Vorleistung verpflichten, wollen sie in ihrem Ort am Ertrag teilhaben. Wo die abstrakte Vermittlung nicht mehr verl�uft, da k�nnte sich vieles auch im herk�mmlichen Sinne selbst finanzieren und regeln lassen. Denn die Menschen k�nnen nicht mit Geld �berleben, wenn es keinen Ort mehr hierf�r gibt, damit also nichts mehr zu kaufen ist. W�rde die unentgeldliche kommunale Selbstversorgung mit Wohnungen, Energie, Grundnahrungsmittel und Reproduktionseinrichtungen gelingen, so w�re der Kapitalismus erledigt. Denn der Reproduktionszwang, also die durch das Kapital erzeugte Existenzangst, ist die einzige Grundlage seiner Macht, durch welche er die Menschen zu der ihm dienlichen Mehrarbeit n�tigen kann. Sind sie erst einmal frei hiervon, so sind sie auch in der Lage um den Sinn und Zweck der Mehrarbeit sich selbst auseinanderzusetzen und die ihnen entsprechenden Mehrprodukte zu erzeugen und den Arbeitsaufwand der sp�teren Nutzung entsprechend zu verteilen. Wer mehr arbeitet, soll auch mehr haben. Es wird hierf�r ein neues Verteilungsverh�ltnis n�tig sein, z.B. ein Computergeld als Chipkarte, die nur regional und innerhalb bestimmter Zeitr�ume g�ltig ist. Oder auch anderes.

Jedenfalls m�ssen wir uns auf einen Zusammenbruch der bisherigen Sozialsysteme einstellen, uns zu den Aufl�sungsprozessen der Arbeit wie der Sozialleistung, der Grundversorgung wie der Rente verhalten. Der Niedergang der Betriebe und Landwirtschaften ist l�ngst im Gang. Die Kommunen zerbrechen an den Soziallasten und den immer geringeren Steuereinnahmen. Die Mehrarbeit wird keinen Wert mehr bringen, wenn es keine Arbeit hierf�r gibt. Es wird sich die Erkenntnis durchsetzen, dass mit einem entsprechenden Druck eine kommunale Selbstversorgung gefordert werden kann. Man denke da zum Beispiel an Generalstreiks, Haus- und Fabrikbesetzungen, Unterst�tzung von Agrarwirtschaften und anderen bislang unwirtschaftlich gemachten Betriebsformen.

Vielleicht haben es noch nicht alle bemerkt. Aber im Kleinen weht inzwischen schon ein neuer Wind. Viele haben begriffen, dass die Menschen weder mit Geld noch mit Kapital weiterkommen k�nnen. Viele machen sich Gedanken, was sie im Falle einer drohenden Wirtschaftskrise tun k�nnen. Der einzige Ort, wo alle hierauf reagieren k�nnen, ist die Kommune. Es geht um eine kommunale Grundversorgung, die um sich greift, Verbindungen schafft und zu einem gesellschaftlichen Zusammenwirken der Menschen f�hrt, das sich nicht nur aauf Forderungen reduziert, sondern die Fragen einer eigenen Gesellschaft selbst zu beantworten sucht, z.B. als eine neue �konomische Lebensform. Hierbei geht es um konkrete M�glichkeiten - nicht nur der Selbsterhaltung, sondern auch um ein Leben jenseits des Geldes, um eine solidarische �konomie.

Zum Thema 'Solidarische �konomie im globalisierten Kapitalismus' trafen sich auf einem Kongresswochende �ber 1400 Menschen in Berlin und nahmen teil an mehr als 100 Workshops, Foren und Podiumsveranstaltungen – darunter namhafte Wissenschafter und Politiker wie z.B. der brasilianische Sozialminister. Viele Aspekte und Facetten solidarischen Wirtschaftens aus aller Welt wurden vorgestellt und diskutiert und am Ende war das Bed�rfnis nach weiteren Projekten und Zusammenk�nften zu diesem Thema kaum �berh�rbar. Dieser Kongress soll daher regelm��ig stattfinden. Er k�nnte unter anderem eine Basis zur Projektentwicklung kommunaler Alternativen bieten und auch die n�tigen Mittel zusammentragen.

Der Begriff „solidarische �konomie“ ist vielleicht nicht vollst�ndig korrekt, beruht �konomie doch selbst schon auf dem erfolgreichen Zusammenwirken der Menschen und bedarf keiner bewertenden Haltung. Aber gemeint ist damit ein Wirtschaften, das politisch frei ist, das also von Machtinteressen und Besitzanspr�chen unabh�ngig betrieben werden kann. Dies ist die gro�e Chance der Menschen, sich vom Kapital zu emanzipieren, von seinen vermeintlichen Vorz�gen, n�mlich das Zusammenf�hren von Investitionsmasse, abzulassen und die l�ngst vorhanden gesellschaftlichen Wirtschaftsorganismen den Menschen wirklich zur Verf�gung zu stellen, die darin ihre Bed�rfnisse befriedigen und mit ihrer Arbeit entwickeln, ihr Leben erzeugen, reproduzieren und erneuern.

Solange allerdings die Grundprobleme der Geldverhältnisse nicht durcharbeitet sind, solange nicht die hintersinnigen und in ihrer Konsequenz vernichtenden Ermächtigungsverhältnisse des Kapitals bloßgestellt sind, wird es nicht genügend Menschen geben, welche die Unbequemlichkeiten einer kommunalen Ökonomie auf sich nehmen und es wird dann auch weiterhin in jedem Projekt die Gefahr lauern, lediglich eine Rückführung auf einfache bürgerliche Ökonomie zu betreiben, die früher oder später wieder Kapital und die ganze Scheiße von neuem entwickelt. Es wird daher erstmal in der vollen Konsequenz und im größeren Umfang zu klären sein, wie eine Gesellschaft als Ganzes funktionieren kann, die ohne Kapital funktioniert und die Geld höchstens noch als räumlich und zeitlich begrenztes Zahlungsmittel verwendet.

Das Problem mit dem Geld

Wir hatten ja heute vor, hiervon zu tr�umen. Eine Welt ohne Geld ist uns kaum vorstellbar. Seine vordergr�ndige Funktion als Zahlungsmittel besticht gegen seine wesentliche Funktion als allgemeinste Form der Selbsterm�chtigung, der Macht des Privatbesitzes. Ich will daher hier mal die Vorstellungen durchgehen, die man sich von einer Gesellschaft machen kann, die als menschlicher Lebenszusammenhang auch ohne Kapital existieren kann, von einer Gesellschaft, in der die Menschen nicht nur ihr Auskommen, ihre Reproduktion sozial und effektiv bew�ltigen, sondern zudem auch neuen Reichtum schaffen, ohne unter den politischen Druck des Geldbesitzes zu geraten, einer Gesellschaft von Menschen, die arbeiten, um ihre Bed�rfnisse zu befriedigen und zu entfalten und die ihre Bed�rfnisse entfalten, indem sie ihre Arbeit entwickeln. Es wird sich zeigen, dass hierf�r nur ein Bruchteil des Aufwands n�tig ist, als dies in einer Gesellschaft der Wertproduktion der Fall ist. Denn nur dadurch wird das eine Gesellschaft der Zukunft sein k�nnen.

Es geht jetzt also nicht nur um die Ern�hrung und Bereicherung der Menschen, sondern um ihren Lebenszusammenhang als Ganzes, wie er geschichtlich entwickelt und in seiner Entwicklung auch geschichtlich m�glich ist. Ein gro�es Problem f�r die Ver�nderung des Bestehenden ist die Bindung der Menschen daran, die Gewohnheiten, die das Gew�hnliche so m�chtig machen und das Ausf�llen, was es an Entleerung mit sich bringt. Fast kann man sich eine Gesellschaft nicht mehr vorstellen, in welcher der Medienkonsum und die Erlebniskultur nicht mehr die zentrale Rolle im Alltag der Menschen spielt, in dem Geld nicht mehr das allgemeine und �berm�chtige Mittel zum Leben und Existieren ist und die Lebensvermittlung und Bed�rfnisproduktion sich nicht �ber kulturelle Schablonen, sondern sich unmittelbar durch das gesellschaftliche Zusammenwirken der Menschen ereignet.

Der Besitz als solcher vermag �ber vieles hinweg zu tr�sten, das in der Eigentumslosigkeit und Entfremdung der Menschen von ihrem eigenen Leben sie an Ungl�ck, Schmerzen und Trauer �berkommt. Besessen von der Gier des Konsumierens funktioniert das Tittytainement genau so, wie es die Technologen des globalen Kapitals gerne sehen. Konsum h�lt nieder, was als wirkliches Verlangen zum Aufstand f�hren w�rde. Aber der Sinn der Einverleibung und des Habens scheint immer noch den Sinn zu beherrschen, den das Leiden der Menschen am Ungl�ck ihrer Selbstentfremdung ausmacht, ein ungl�ckliches Bewusstsein besser aushalten l�sst, als sich ein „Bewusstsein des Ungl�cks“ (Marx) zu verschaffen, das die Geschichte dieser Welt ausmacht.

Der Besitz an Geld ist – subjektiv gefasst – eine sehr individuell wirkende Allgemeinheit, die dadurch so verlockend ist, dass sie immerhin Gesellschaft in einer verkehrten Form, pervertierte Gesellschaft verf�gbar macht. Die Reize der Angebote, die sich auf diese Weise vermittelt �bert�nen die beschr�nkte Wirklichkeit, die diese haben. Der Besitz, das Privateigentum, beherrscht das wirkliche, weil gesellschaftlich entstandene und wirkende Eigentum der Menschen an ihrem Leben. Der Sinn des Habens beherrscht den Sinn f�r das eigene Sein. Der abstrakte Sinn beherrscht den konkreten, wie die Verh�ltnisse der Abstraktion, die Verh�ltnisse der toten Arbeit, die Verh�ltnisse des Kapitals, die konkreten Beziehungen der Menschen beherrschen.

Marx schrieb 1844: „Das Privateigentum hat uns so dumm und einseitig gemacht, da� ein Gegenstand erst der unsrige ist, wenn wir ihn haben, also als Kapital f�r uns existiert oder von uns unmittelbar besessen, gegessen, getrunken, an unsrem Leib getragen, von uns bewohnt etc., kurz, gebraucht wird. Obgleich das Privateigentum alle diese unmittelbaren Verwirklichungen des Besitzes selbst wieder nur als Lebensmittel fa�t und das Leben, zu dessen Mittel sie dienen, ist das Leben des Privateigentums: (die) Arbeit und (ihre) Kapitalisierung.

An die Stelle aller physischen und geistigen Sinne ist daher die einfache Entfremdung aller dieser Sinne, der Sinn des Habens getreten. Auf diese absolute Armut mußte das menschliche Wesen reduziert werden, damit es seinen innern Reichtum aus sich herausgebäre.“ (MEW 40, S. 539f)

Um eine gesellschaftliche Entwicklung zu bedenken, reicht es daher nicht, rein sachliche Probleme zu er�rtern. Eine menschliche Gesellschaft ist kein Verein zur F�rderung der �konomie, sondern ein ganzes Lebensverh�ltnis, eine Kultur. Der Kapitalismus ist daher auch nicht nur ein Produktionsverh�ltnis, sondern ein Verh�ltnis, das die Menschen zu einander und zu ihren Sachen haben. Man muss deshalb erst mal kl�ren, was der wesentliche Unterschied von einer menschlichen Gesellschaft zur kapitalistischen Gesellschaft ist. Es war bisher vor allem der Marxismus, der in der geschichtlichen Dialektik menschlicher Gesellschaftsbildung ein Zusammenkommen von menschlicher Natur und Kultur, eine Identit�t von Subjekt und Objekt des Menschseins bedachte. Schon in seinen �konomisch-philosophischen Schriften von 1844 hatte Karl Marx herausgearbeitet, dass der Kapitalismus nicht nur die Gesellschaftsform einer bestimmten �konomie ist, sondern vor allem ein bestimmtes menschliches Verh�ltnis, in welchem die Menschen von ihren Produkten, von ihrer eigenen Gegenst�ndlichkeit getrennt und damit von sich selbst entfremdet existieren. Diese Entfremdung hat er im Geld materialisiert begriffen, das die Menschen daran hindert, konkrete Beziehungen in ihrer Arbeit und zu ihren Sachen und zueinander einzugehen. Er schrieb hierzu:

“Das Geld – als das äußere, nicht aus dem Menschen als Menschen und nicht von der menschlichen Gesellschaft als Gesellschaft herkommende, allgemeine – Mittel und Vermögen, die Vorstellung in die Wirklichkeit und die Wirklichkeit zu einer bloßen Vorstellung zu machen, verwandelt ebenso sehr die wirklichen menschlichen und natürlichen Wesenskräfte in bloß abstrakte Vorstellungen und darum Unvollkommenheiten, qualvolle Hirngespinste, wie es andererseits die wirklichen Unvollkommenheiten und Hirngespinste, die wirklich ohnmächtigen, nur in der Einbildung des Individuums existierenden Wesenskräfte desselben zu wirklichen Wesenskräften und Vermögen verwandelt. Schon dieser Bestimmung nach ist es also schon die allgemeine Verkehrung der Individualitäten, die sie in ihr Gegenteil umkehrt und ihren Eigenschaften widersprechende Eigenschaften beilegt.“ (MEW 40, S. 566).

Marx begriff im Geld die Entfremdung menschlicher Geschichte, die er in seinem Hauptwerk, dem Kapital, als Entfremdung der Menschen von Ihrem Reichtum entfaltete, als Wertverh�ltnis der Waren produzierenden Gesellschaft, einer Gesellschaft, in welcher ihr „Reichtum als ungeheuere Warensammlung erscheint“. In dieser Form stellt sich Reichtum nicht als Sache, sondern als Wert dar und es k�nnen sich die Menschen daher mit ihren Reicht�mern nicht einfach sachlich verhalten, weil diese sich nicht sachlich zu den Menschen verhalten, sondern mit einer eigenen Logik, der Logik der Wertform. Das Wertwachstum bietet hiernach noch keine wirkliche menschliche Geschichte, sondern nur die Entfaltung eines den Menschen feindlichen Wesens, in welchem das menschliche Wesen verkehrt erscheint, in einer Form, die dem Lebensinhalt der Menschen nicht entspricht. Marx sieht Geld als das Medium des Privateigentums, das seine gesellschaftliche Herkunft leugnet und gesellschaftliche Individualit�t zur Individualit�t einer abstrakten Allgemeinheit verkehrt. Hierzu schreibt er:

„Der Mensch wird um so ärmer als Mensch, er bedarf um so mehr des Geldes, um sich des feindlichen Wesens zu bemächtigen, und die Macht seines Geldes fällt grade im umgekehrten Verhältnis als die Masse der Produktion, d.h., seine Bedürftigkeit wächst, wie die Macht des Geldes zunimmt. ... Die Quantität des Geldes wird immer mehr seine einzige mächtige Eigenschaft; wie es alles Wesen auf seine Abstraktion reduziert, so reduziert es sich in seiner eignen Bewegung als quantitatives Wesen. Die Maßlosigkeit und Unmäßigkeit wird sein wahres Maß. – Subjektiv selbst erscheint dies so, teils daß die Ausdehnung der Produkte und der Bedürfnisse zum erfinderischen und stets kalkulierenden Sklaven unmenschlicher, raffinierter, unnatürlicher und eingebildeter Gelüste wird – das Privateigentum weiß das rohe Bedürfnis nicht zum menschlichen Bedürfnis zu machen; sein Idealismus ist die Einbildung, die Willkür, die Laune, und ein Eunuche schmeichelt nicht niederträchtiger seinem Despoten und sucht durch keine infameren Mittel seine abgestumpfte Genußfähigkeit zu irritieren, um sich selbst die Gunst zu erschleichen, wie der Industrieeunuche, der Produzent, um sich Silberpfennige zu erschleichen ...“ (MEW 40, S. 547f)

Der Geldbesitz erzeugt eine Kultur der Geldbesitzer, in welcher alle Eigent�mlichkeiten der Menschen in die Macht des Besitzes verkehrt, ihr Eigentum zur Besessenheit ihrer Selbstentfremdung wird.

"Was durch das Geld für mich ist, was ich zahlen, d. h., was das Geld kaufen kann, das bin ich, der Besitzer des Geldes selbst. So groß die Kraft des Geldes, so groß ist meine Kraft. Die Eigenschaften des Geldes sind meine – seines Besitzers – Eigenschaften und Wesenskräfte. Das, was ich bin und vermag, ist also keineswegs durch meine Individualität bestimmt. Ich bin häßlich, aber ich kann mir die schönste Frau kaufen. Also bin ich nicht häßlich, denn die Wirkung der Häßlichkeit, ihre abschreckende Kraft ist durch das Geld vernichtet. Ich – meiner Individualität nach – bin lahm, aber das Geld verschafft mir 24 Füße; ich bin also nicht lahm; ich bin ein schlechter, unehrlicher, gewissenloser, geistloser Mensch, aber das Geld ist geehrt, also auch sein Besitzer. Das Geld ist das höchste Gut, also ist sein Besitzer gut, das Geld überhebt mich überdem der Mühe, unehrlich zu sein; ich werde also als ehrlich präsumiert; ich bin geistlos, aber das Geld ist der wirkliche Geist aller Dinge, wie sollte sein Besitzer geistlos sein? Zudem kann er sich die geistreichen Leute kaufen, und wer die Macht über die Geistreichen hat, ist der nicht geistreicher als der Geistreiche? Ich, der durch das Geld alles, wonach ein menschliches Herz sich sehnt, vermag, besitze ich nicht alle menschlichen Vermögen? Verwandelt also mein Geld nicht alle meine Unvermögen in ihr Gegenteil?" (MEW 40 S. 564f)

Die abstrakte Arbeit und das konkret bestimmte Quantum gesellschaftlicher Vermittlung

Um wirklich aus der Gesellschaft der Wertproduktion herauszukommen, ist es nötig – und das ist auch das Schwerste – Geld zu überwinden. Ist es doch in der Hand so harmlos wie eine Briefmarke, wie soll es als Wertding so mächtig sein? Geld erscheint ökonomisch zuerst mal nur als Zahlungsmittel. Aber für sich ist es das Maß der Werte, das im Bezug auf anderen Besitz zum Maßstab der Preise wird, Ausdruck der Wertgröße als Wertmaß. Wert ist nichts durch sich selbst aber alles im Bezug auf Anderes. Wert ist eine allgemeine Abstraktion von allem, wie es wirklich ist, als eine einfache Beziehung, die keine Wirklichkeit hat, wohl aber die einfache Wirkung, alles zu Wert zu machen. Es ist das reine und daher selbständige Quantum abstrakter Sachbeziehungen, in welchen sich die Menschen nicht durch ihre Sachen, durch die Produkte ihrer Arbeit aufeinander beziehen, sondern durch die Absehung von ihrer Arbeit, die lediglich durch Geld bewertet ist. Nicht der Bezug ihrer Lebensäußerungen macht ihre Gesellschaft aus, sondern ihr Geldbesitz, weil sie füreinander nur Sachwalter ihrer Besitztümer sind. Geld ist das waltende und weltgewandte Nichts, ein Besitz, der alles nichtet, was er in Beziehung setzt. Durch Geld setzen sich die Menschen selbst wechselseitig nichtig, machen einander zum Objekt ihrer Habgier, indem sie nach den Werten ausspäen, die andere in der Tasche haben, um sie zu erwerben - und indem sie gegen sie konkurrieren, um Marktvorteile für sich zu erhaschen. Die Menschen setzen sich durch Geld gegeneinander zu Objekten ihrer Egozentrik, um ihre Individualität ausschließlich für sich, nämlich durch Geldbesitz zu haben. Er macht aus ihnen Individuen des Geldes, die ihre gesellschaftliche Herkunft und Beziehung verleugnen können, weil sie das gesellschaftliche Faustpfand in der Tasche haben.

F�r sich und in dieser abstrakten Allgemeinheit ist Geld daher wesentlich eins: Das Mittel der Nichtigkeit, durch welches alles Wert hat, was f�r sich nichts ist. Es ist das Mittel der Abstraktion von allem im Bezug auf alles, um nichts zu sein und alles zu haben, so man Geld hat. Aber es ist auch das erzwungene Mittel der Reproduktion der Menschen, die vom Kapital gesetzte Vermittlung, Existenzzwang des Geldes. Ist der Boden der einfachen Reproduktion einmal verlassen, kein Land und Haus mehr zu eigen, kein Werkzeug mehr erschwinglich, kein Tier mehr im Stall, da wird Geld zum ausschlie�lichen Lebensmittel und daf�r m�ssen sich die Menschen selbst feilbieten. Ihr Leben kehrt sich um. Menschen bekommen f�r ihre Arbeit Geld, um nicht als die Erzeuger der Produkte zu existieren. Mit Geld wird ihnen das Recht auf das Produkt abgekauft, das sie erst durch Geld wieder erwerben m�ssen, um es auch wirklich zu haben. Geld erhalten sie, um nicht f�r die Entfaltung ihrer Bed�rfnisse arbeiten zu k�nnen, sondern lediglich zu ihrem Selbsterhalt. Die Bed�rfnisse, welche vermittelst ihrer Arbeit befriedigt werden sollen, enthalten am wenigsten den Sinn, den sie hierf�r einbringen, sondern vor allem den Sinn f�r das Geldverdienen. Durch das Kapital wird ihnen daher nicht nur ihre eigene Arbeit fremd, sondern auch ihre Bed�rfnisse werden ihnen zu einer Form der Notdurft. Wo Geld die Verh�ltnisse beherrscht, da z�hlt nicht das wirkliche Verlangen der Menschen. Es ist das Mittel verselbst�ndigter Individualit�t, die Mittel f�r aparten Selbstgenuss.

Und gerade deshalb ist es schwer, Geld �berfl�ssig zu machen. Auf dem Markt besteht ein m�rderisches Verh�ltnis der Existenzen. Es kann nur �berleben, wer dort Verwendung findet, sei es als Arbeitskraft oder durch seine Produkte, wenn sie dem Selbsterleben hinreichend dienlich sind. Das hei�t: dort reusiert nur, wer gerade dem Zeitgeist entspricht, wer das kann, was man k�nnen muss, um den diversen Selbstbezogenheiten dienlich, f�r sie brauchbar zu sein. Das macht keinen Fortschritt aus, sondern immer nur Best�tigung der Gegebenheiten. Erfolg hat nur, wessen Produkte dem Trend der Ver�u�erung zur Verinnerlichung des Wertes folgen, Selbstwert verschaffen, Anzeiz f�r abstrakte Bed�rfnisse bieten, Habgier locken, und entsprechend verpackt und designed sind. Das Beste geht unter, wenn es sich nicht modisch artikulieren kann, weil vor allem die Entsprechung des Geldes mit der Welt der Zeichen und Wunder der g�ngigen Marktartikel zum Kauf f�hrt und verf�hrt. Durch Geld verschwinden die Menschen in ihren Abstraktionen, in der Unm�glichkeit, Menschen zu sein, wo sie ihre Sachen dem Wertsein ihrer Produkte �bereignen.

Das l�sst menschliches Leben auch seinem Sinn nach untergehen. Es beginnt, den Menschen selbst fremd zu werden. Hiergegen schrieb Marx:

"Der Mensch verliert sich nur dann nicht in seinem Gegenstand, wenn dieser ihm als menschlicher Gegenstand oder gegenst�ndlicher Mensch wird. Dies ist nur m�glich, indem er ihm als gesellschaftlicher Gegenstand und er selbst sich als gesellschaftliches Wesen, wie die Gesellschaft als Wesen f�r ihn in diesem Gegenstand wird.

Indem daher überall einerseits dem Menschen in der Gesellschaft die gegenständliche Wirklichkeit als Wirklichkeit der menschlichen Wesenskräfte, als menschliche Wirklichkeit und darum als Wirklichkeit seiner eignen Wesenskräfte wird, werden ihm alle Gegenstände als die Vergegenständlichung seiner selbst, als die seine Individualität bestätigenden und verwirklichenden Gegenstände, als seine Gegenstände, d.h. Gegenstand wird er selbst. Wie sie ihm als seine werden, das hängt von der Natur des Gegenstandes und der Natur der ihr entsprechenden Wesenskraft ab; denn eben die Bestimmtheit dieses Verhältnisses bildet die besondre, wirkliche Weise der Bejahung. Dem Auge wird ein Gegenstand anders als dem Ohr, und der Gegenstand des Auges ist ein andrer als der des Ohrs. Die Eigentümlichkeit jeder Wesenskraft ist grade ihr eigentümliches Wesen, also auch die eigentümliche Weise ihrer Vergegenständlichung, ihres gegenständlich-wirklichen, lebendigen Seins. Nicht nur im Denken, sondern mit allen Sinnen wird daher der Mensch in der gegenständlichen Welt bejaht.“ (MEW 40 S. 241f.)

Die Fortentwicklung aus dieser Gesellschaft kann nur wirklich Sinn f�r die Menschen haben, wenn dabei ihr Unwesen untergeht, das Wertverh�ltnis. Geld stellt von dem Augenblick an keinen Wert f�r sich dar, wo es in der Lage ist, bestimmte Beziehungen zu quantifizieren, also der unbestimmten Bezogenheit des Warenverh�ltnisses entwunden ist. Dann stellt es nicht mehr ein Arbeitsquantum als Sachquantum dar, das soviel erheischt, was es erbringen kann, sondern ist ein Sachquantum, das dem Aufwand seiner Herstellung entspricht. Das w�re ein Verh�ltnis, worin die G�ter sich in ihren menschlichen Aufw�nden entsprechen, also nicht mehr Aufwand abverlangen, wie es das Sachquantum auf dem Markt zum Tausch erfordert, sondern die Sachquanten als Verh�ltnisse von bestimmten Aufw�nden bemessen werden. Der Wert w�rde nicht im Nachhinein der Produktion das gesellschaftlich durchschnittliche Zeitma� erbringen, auf das sich der Warentausch, also die Menschen als konkurrierende Subjekte reduzieren m�ssen, sondern die Notwendigkeit der Arbeit w�rde sich an der Freiheit der Entscheidung zu einer bestimmten Produktion bemessen. Angebot und Nachfrage und Aufwand und Befriedigung w�rden dann zusammenfallen und Arbeit nicht kapitalisierbar und Kapital nicht politisierbar sein. Als aufgewendete Arbeit f�r menschliche Bed�rfnisse stellt eine Sache keinen Tauschwert mehr dar. Es muss aber hierf�r ein Verh�ltnis entstehen, in welchem die Arbeitsprodukte der Sache entsprechend auftreten k�nnen.

Und das verlangt ein verändertes Verhältnis von Produktion und Konsumtion, ein Verhältnis, das nicht erst auf dem Markt zum Vorteil der Geldbesitzer in Erfüllung geht, sondern schon in der Entwicklung der Bedürfnisse, der Auseinandersetzung über die nötige Produktion. Und es verlangt, dass nicht die Mehrwertproduktion, die Geldvermehrung die Produktion bestimmt, sondern die Produktion, welche die Grundlagen des Lebens, die Lebensmittel, erzeugt. Es geht um einen konkreten Markt ohne dessen Bestimmtheit durch den Geldwert, einen Markt, der auf den konkreten Beziehungen der Bedürfnisse und den Möglichkeiten der Arbeit beruht. Das ist ein Markt, der für alle Beteiligten durchsichtig sein muss, der also nicht den Bezug auf ein allgemeines Wertding wie Geld, sondern die Aufwände reell vorstellt, welche die Erzeugung der Produkte enthält. Es muss also erst mal der Markt der Lebensmittel selbst reformiert werden, der nur in den Gemeinden selbst funktionieren kann, aber auch zwischen den Gemeinden, den Ländern und Kontinenten. Es muss ein kommunaler Weltmarkt der Lebensmittel entstehen, welcher die Basis aller Mittel ist und in welchem auch die Produktionsmittel und Luxusgüter bemessen sind. Ihre Beziehung muss daher vertraglich formuliert werden als Beziehung von Aufwänden, die darin ausgetauscht werden (siehe hierzu auch "Vertragswirtschaft").

Kommunalwirtschaft als kommunales Wirtschaften

Die Grundlage einer wesentlichen Gesellschaftsver�nderung ist also die Ver�nderung der Handelsbeziehungen zu einem Markt, in welchem jede einzelne Beziehung eine reelle Beziehung der Aufw�nde an Material und menschlicher Kraft ist, eine Vertragsbeziehung, die diese formuliert. Diese Beziehung ist damit ein Baustein einer jeden Beziehung, ein Modul der weltweiten Produktion und damit immer schon nicht nur Mittel der Reproduktion, sondern zugleich ein Beitrag zur Entwicklung der Produktion und des menschlichen Reichtums �berhaupt. Der Irrsinn einer Produktion ins Nichts, in den Geldwert hinein, um irgendwie zu mehr Geld zu kommen, w�re damit aufgehoben, der Verschlei� des Wertverlustes durch Absatzkrisen aufgel�st. Das ist eigentlich alles.

Niemand muss verzichten, niemand wird bedr�ngt. Auf den Hopfen aus Bayern m�ssen die Holsteiner nicht verzichten, wenn sie dorthin gen�gend Fische liefern. Und auch in S�dafrika wird man an die Medikamente gegen Aids dann einfacher gelangen, wenn jeder der Beteiligten den Aufwand des anderen dargelegt und bewiesen findet, wenn jeder zum Austausch bringt, was er zu liefern vermag. Das Ma� bleibt der Aufwand, also die Arbeit, die Stoffe und die Produktionsmittel, die keinen anderen Wert darstellen, als lediglich das Quantum von Arbeit und Material, was in sie gesteckt wurde. Jeder Tausch w�re wirklich Austausch, Bereicherung f�r beide und Nutzen f�r alle. Wenn kein Geld und Verwertungsinteresse dazwischen steht, so stehen die Entwicklungen der Menschen auch unmittelbar der Menschheit zur Verf�gung. Die Energiegewinnung w�re ein allgemeines Anliegen wie auch der Umweltschutz und vieles andere mehr. Was der eine bringt, das regt auch den anderen an, was der eine erfunden hat, wird zur Grundlage der Erfindung des anderen. Was der eine an Bodensch�tze hat, hat der andere an Fr�chten oder Produktionsmittel. Die Abh�ngigkeit w�re wechselseitig, die besondere Effizienz unn�tig, den die Menschen selbst w�ren zur Bereicherung der Menschheit dar. Jede Gesellschaft verh�lt sich notwendig menschlich zu jeder anderen, weil sie nicht nur in sich sondern �berhaupt ein wirklich wechselseitiges Verh�ltnis der Menschen auf der ganzen Welt ist. Nicht mehr und nicht weniger: Keine Bereicherung durch Macht, die immer nur die Verst�rkung von Ohnmacht, von Neid und Rache und Missgunst sein kann.

Und was die Gegenwart nicht erbringt, kann durchaus auch in Zukunft verrechnet werden. Die Zukunft liegt in aller H�nde, ist das Risiko von und f�r alle Beteiligten. So kann auch die Lieferung einer Maschine dem Maschinenlieferanten anteilig die Lebensmittel einbringen, die damit erst sp�ter erwirtschaftet werden, vielleicht aber auch nicht, wenn Masschine oder Menschen versagen. Das Verh�tnis verlangt Vertrauen, f�r das auch etwas getan werden muss. Alle Beteiligten haben davon schlie�lich weitaus mehr, als wenn sie mit dem wenigen Investivkapital ausgestattet werden, das ihnen un�berschaubare Abh�ngigkeit beschert, die zu einem nahezu 49fachen an das spekulative Kapital und dessen m�rderische Interessen gebunden ist.

Es geht um eine konkrete Produktionsbasis, die in den Kommunen beginnt und in den internationalen Beziehungen der Kommunen und der L�nder aufgeht. Alles andere ergibt sich wie von selbst hieraus. Ist die Lebensgrundlage durch ein gesellschaftlich notwendiges Minimum an Arbeit erreicht und gesichert, so kann auch alles andere sinnvoll werden: Ohne Existenzangst kein Mehrprodukt, das lediglich Macht erheischt, ohne die Macht der Abstraktion keine Geldherrschaft, ohne Geldherrschaft keine Aktiengewinne, ohne Aktiengewinne kein Finanzkapital, ohne dieses keine Ausbeutung fremder L�nder, ohne diese keine Armut, ohne Armut keine Kriege und so weiter und so fort. �ber ihre organischen Beziehungen und ihrem Reichtum an Produktivit�t ist die Menschheit l�ngst in der Lage, ihre N�te und Bed�rfnisse auszugleichen, dort zu erzeugen, woran es hier mangelt, ohne dass Geld zur Verrechnung n�tig w�re, weil man auch �ber Liefervertr�ge Ausgleich schaffen kann, Ausgleich der dem Handeln und Verhandeln in konkreten Lebensverh�ltnissen entspricht und dessen Sinn im Grunde auch schon hinter den bestehenden Handelsbeziehungen steckt. Lediglich die Macht, die in den Geldwerten selbst steckt, in den Devisen und Wertpapieren, erzeugt die Herrschaft des einen �ber die Ohnmacht des anderen.