Markus Hoffmann (11.04.2014)

Das Gottesurteil der Systemtheorien

Die erkenntnistheoretischen Fragen der b�rgerlichen Wissenschaften entstehen dadurch, dass sie ihren Gegenstand getrennt von ihrer Beziehung auf ihn denken und forschen, dass sie ihn nicht in der gesellschaftlichen Beziehung ihrer eigenen Tätigkeit begreifen, sondern seine Gesellschaftlichkeit selbst ebenso wie die ihrer Forschung nur äußerlich verstehen. Erst im Nachhinein seiner Entstehung und Geschichte suchen sie ihn zu erkennen und können also keinen Zweifel mehr an ihm haben in dem, was er wesentlich ist. Indem sie ihn schon als bloße Gegebenheit anerkennen, k�nnen sie ihn nicht mehr wesentlich für sich ergründen, nicht mehr fragend seinen Begriff erkunden. Sie entwickeln stattdessen durch ihre Methode eine Wahrheitsfindung, die ihrer wissenschaftlichen Systematik mehr entspricht, als dass sie ihren Gegenstand in seinem wirklichen sinnlichen Reichtum begreifen würden. Eine Methode kann aber nicht durch sich schon wahr sein, gerade weil sie ihrer Systematik zu folgen hat. Daher ist das Wahrheitsverst�ndnis, das in sie eingeht, die blind wirkende Grundlage f�r ihre Urteile, - Ur-Teile im wahrsten Sinne des Wortes: Was das urspr�nglichste Teil im Ganzen der Begriffsbildung ist, begr�ndet letztlich ihr Urteil, das nicht als Grund für sich und für sie erkannt werden muss. In der Getrenntheit von ihrem Gegenstand kann das nur ein Teil der Gegebenheiten sein, das sie als Zusammenhang der Ereignisse an ihrem Gegenstand als für sich wesentliches erkannt haben will. Es gr�ndet also auf einem Vorurteil, das ihm schon vor aller Erkenntnis durch die "wissenschaftliche Methode" vorausgesetzt ist, die Art und Weise, wie etwas zu verstehen ist. Im Gottvertrauen wird es anders ausfallen als in einer Lebensangst, aus den Notwendigketen des Lebens, und in einem Wettb�ro wird seine Prognose auch anders aussehen als in einer Klosterschule. Die Methode induziert oder deduziert ihre Wahrheit und kommt der Erkenntnis nur so nahe, wie sie beides zu vereinen versteht, soweit eben, wie sie ihr eigenes Sein; ihre bürgerliche Existenz begreifen kann, sich mit ihrem Gegenstand zugleich auf den Begriff bringt.

Die Begriffsbildung der bürgerlichen Wissenschaftenn dreht sich um die Substanzen, die ihr vorausgesetzt, also rein äußerllich unterstellt sind und letztlich auch sie selbst begr�nden (siehe Hermeneutischer Zirkel). Je abstrakter schon die realen Inhalte ihrer Gegenst�nde sind, desto systematischer sind ihre Methoden, sodass sie selbst immer funktioneller aus der Systematik ihrer Methode interpretiert werden. Mit fortschreitender Abstraktion sind sie in den Systemtheorien angelangt, worin Methodik sich �berhaupt nur noch aus ihrer Funktion begr�ndet. Erkenntnisse sind hierzu nicht mehr n�tig, weil sich das, was sie bezwecken, daraus erkl�rt, dass es bewirken kann, was es bewirken soll. In solchem Konstruktivismus sind die Systemtheorien zum blo�en Handlanger f�r die Funktionsst�rungen eines Systems geworden, das sie in ihren Algorhythmen nur noch nachvollziehen und kontrollieren wollen. Doch sie wollen sich dennoch subjektiv begr�nden, um sich als Subjekt noch t�tig zu begreifen. Das macht ihre praktische Mythologie aus. Und die beziehen sie aus der Natur, aus der Evolution, der sie den Charakter einer Ewigkeit geben, indem sie jede Erklärung mit in der Unendlichkeit naturwissenschaftlicher Spekulationen ihre wirkliche Geschichte in sich aufl�sen, f�r sich geschichtslos machen.

Der Biologe und Chemiker Markus Hoffmann ist dieser Art von Naturwissenschaft auf der Spur und zeichnet die Entwicklung und Zusammenh�nge der modernen Systemtheorien nach. Er belegt damit, dass durch die Systemtheorien vor allem das System verg�ttert wird. Und gerade dies macht diese Wissenschaftsmethode so teuflisch, so, wie auch dereinst die Wissenschaft und vor allem die Naturwissenschaften im Nationalsozialismus einem teuflischen System zu seiner Verwirklichung verholfen hatten. Die Systemtheorien werden das System automatisieren und den Menschen als sein Humankapital optimieren. Um diesen Zusammenhang geht es heute.

Wolfram Pfreundschuh

1 Der Soziale Organismus

Die Soziologie betrachtet die Gesellschaft seit ihrer Gr�ndung durch Auguste Comte als einen sozialen Organismus. Der Begriff des Organismus entstammt der Biologie und erm�glicht dort eine Betrachtung, die sich auf das Zusammenwirken verschiedener Teile beschr�nkt. Die organischen Strukturen werden dabei hierarchisch in funktionale Ebenen eingeteilt, wobei jede Ebene die Funktion einer �bergeordneten Ebene gew�hrleistet. Zellen bilden Gewebe und verschiedene Gewebstypen bilden Organe. Jede Struktur besitzt also eine Zugeh�rigkeit und eine funktionale Bestimmung die das �berleben des ganzen Organismus gew�hrleistet. Ein Herz ist beispielsweise eine Struktur, die Blut pumpt und im Zusammenspiel mit der Lunge die Sauerstoffversorgung aller K�rperzellen aufrecht erhalten soll. Der Organismusbegriff umfasst aber nicht die evolution�re Entstehung derartiger Strukturen. Schlie�lich k�nnen sie urspr�nglich g�nzlich andere Funktionen gehabt haben oder gar funktionsloser Ballast gewesen sein. Zudem beschr�nkt der Organismusbegriff die gegenw�rtigen oder vergangenen Abh�ngigkeiten eines Lebewesen zu seiner Umwelt auf ihre Wirkungen und vernachl�ssigt dabei seine wechselseitigen Beziehungen. Mit dem Organismusbegriff wird also eine ahistorische Betrachtungsebene eingenommen. Ablaufende Prozesse bleiben auf Vorg�nge der Individualentwicklung beschr�nkt, wie sie beispielsweise bei hormonellen Ver�nderungen w�hrend des Heranwachsen eines Menschen oder w�hrend der Metamorphose einer Raupe zum Schmetterling stattfinden.

Mit dem Begriff des sozialen Organismus behauptet die Soziologie f�r die Gesellschaft ebenfalls ein Zusammenwirken verschiedener Strukturebenen, denen somit eine Funktion und auch eine Bestimmung zukomme. In dieser Sicht entspr�chen die Individuen und ihre Familien den Zellen, w�hrend gemeinschaftliche Gruppierungen Gewebe darstellen die in den dar�ber stehenden staatlichen Organen aufgehen. Durch das Zusammenwirken der Zellen auf der Mikroebene, als auch der Gruppierungen und Organe auf der Makroebene, gew�hrleisten alle Bestandteile das Fortbestehen des sozialen Organismus.↓(1) Es sind also die bestehenden gesellschaftlichen Verh�ltnisse, die seine Struktur bilden. Sie sind das statische Element im sozialen Gef�ge. Da aber jeder Organismus w�chst und gedeiht, betrachtet die Soziologie auch die gesellschaftliche Entwicklung. Diese sieht sie im sozialen Fortschritt. Er ist ihr dynamisches Element. Dieser Fortschritt ver�ndere die Form der gesellschaftlichen Verh�ltnisse, nicht jedoch deren Existenz, da sie die Struktur der Gesellschaft bilden und die Struktur all das ausmacht, was der Organismus ist. Die gesellschaftlichen Verh�ltnisse sind aus soziologischer Sicht also ein sch�tzenswertes Gut. Der soziale Fortschritt zeige sich deshalb nicht an grundlegenden strukturellen �nderungen, sondern an der Gr��enzunahme der Gesellschaft und ihren Ausdifferenzierungen, vergleichbar der Entwicklung eines Kindes zum Erwachsenen. Diese Analogie zur Biologie hat jedoch einen entscheidenden Fehler. Ungleich den sexuellen Lebewesen besitzt der soziale Organismus kein Gattungsleben, keine Fortpflanzung, die die Lebenszeit einer Form begrenzt und den biologischen Organismen grundlegende Struktur�nderungen erm�glicht, so dass neue Formen gebildet werden k�nnen. Die Persistenz der gesellschaftlichen Organisationsform gegenüber dem Tod wurde in der soziologischen Theoriebildung als Befreiung der Kultur von der Natur gefeiert, da erst durch diese Entzweiung die Höherentwicklung der Gesellschaft durch sie selbst möglich geworden sei.

2 Die Entzweiung als Befreiung

Der Soziologe Emile Durkheim hatte zur Jahrhundertwende den sozialen Fortschritt als Folge der Verdichtung von Lebensr�umen durch Gr��enwachstum angesehen und dabei die Theorie der nat�rlichen Selektion von Charles Darwin auf die Gesellschaft �bertragen, wie es schon zuvor Herbert Spencer, der Begr�nder des Sozialdarwinismus versucht hatte.

�Darwin hat zurecht bemerkt, da� die Konkurrenz zwischen zwei Organismen um so heftiger ist, je �hnlicher sie einander sind. Da sie die gleichen Bed�rfnisse haben und die gleichen Ziele verfolgen, rivalisieren sie �berall. Solange sie �ber mehr Ressourcen verf�gen als sie brauchen, k�nnen sie Seite an Seite leben. Erh�ht sich aber die Zahl derart, da� ihr Hunger nicht mehr gen�gend gestillt werden kann, so bricht Krieg aus, und verl�uft um so heftiger, je ausgepr�gter dieser Mangel ist, d.h. je gr��er die Zahl der Konkurrenten geworden ist. Ganz anders verh�lt es sich dagegen, wenn die zusammenlebenden Individuen verschiedenen Gattungen oder Arten angeh�ren. Da sie sich nicht auf die selbe Weise ern�hren und nicht das selbe Leben f�hren, bel�stigen sie sich gegenseitig nicht.�↓(2)

Durkheim hat die metaphorischen Beschreibungen Darwins w�rtlich aufgefasst. F�r ihn ist die Arbeitsteilung in der Gesellschaft die Folge aus der Konkurrenz um Lebensraum. Nur in einer arbeitsteiligen Gesellschaft mit entsprechenden Klassen k�nne ein friedliches Nebeneinander gelingen. Die Soziologin Juliana Lutz hat auf einen weiteren wesentlichen Unterschied zwischen Durkheims �bertragung und Darwins Evolutionstheorie hingewiesen:

"Durkheim hat wohl die Ursache f�r die Arbeitsteilung im �berlebenskampf, der als Kampf um lebensnotwendige Ressourcen charakterisiert werden kann, gesehen. Dieser �berlebenskampf entspringt laut Durkheim jedoch nicht prim�r den Bedingungen der nat�rlichen Umwelt einer Gesellschaft, sondern den sozialen Bedingungen (gesteigerte Konkurrenz) innerhalb einer Gesellschaft, d.h. der ver�nderten, n�mlich dichteren, sozialen Umwelt eines Individuums. Es ist also nicht die nat�rliche, sondern die soziale Umwelt ma�gebender Faktor hinsichtlich der Notwendigkeit der Arbeitsteilung."↓(3)

Die Verdichtung und die Arbeitsteilung sind f�r Durkheim also nicht die Folge einer �konomieform des Wertwachstums, sondern deren Grundlage. Somit unterscheidet sich seine �bertragung von jenen, die Auguste Comte oder Herbert Spencer vorgenommen hatten. Diese sahen die Verknappung materieller Ressourcen als Folge des Gr��enwachstums, Durkheim hingegen die Verknappung des kulturellen Lebensraumes. Die Abkehr vom Materialismus hat Lutz mit Durkheims Naturverst�ndnis erkl�rt:

"Obwohl die Gesellschaft f�r Durkheim ein Teil der Natur ist, stellt er sie dennoch der Natur, die als physische Umwelt einen externen Faktor darstellt, der Gesellschaft gegen�ber. Diese physische Umwelt ist jedoch f�r die gesellschaftliche Ordnung oder Entwicklung kaum bis gar nicht von Relevanz. Die Umwelt mag bestimmte Formen der Agrikultur oder der Spezialisierung beg�nstigen oder verunm�glichen, jedoch kann die Umwelt in keinem Fall Erkl�rungsgegenstand f�r soziale Ph�nomene, wie etwa die zunehmend differenzierte Arbeitsteilung, sein. Das menschliche Individuum unterscheide sich, so Durkheim, gerade dadurch von den Tieren, da� es nicht mehr von seinen Umweltbedingungen abh�ngt. Durkheim lehnt also umweltdeterministische Erkl�rungsmodelle, wie sie Spencer h�ufig heranzieht, ab. Die Natur ist f�r Durkheim etwas stabiles, das sich aus sich heraus kaum ver�ndert. Schon aus diesem Grund k�nnen Ver�nderungen in der Gesellschaft nicht aus Ver�nderungen in der Natur erkl�rt werden. Eher gilt Umgekehrtes: die ma�gebenden Modifikationen der Natur sind Produkte menschlichen Handelns."↓(4)

Den gesellschaftlichen Fortschritt betrachtet Durkheim im Sinne einer H�herentwicklung. Die Natur ist f�r ihn zun�chst ein Subjekt, von dem sich die Gesellschaft durch ihren Fortschritt emanzipiert und somit von der Natur abtrennt. Durch diese Entzweiung wird die Natur zu einem statischen Objekt, dass sich von ihr ausformen l�sst. Er weist der Gesellschaft also eine erhabene Stellung �ber die Natur zu. Durkheims Sicht erzeugt aber einen Widerspruch. Einerseits h�tte das Gr��enwachstum der Gesellschaft die Verknappung materieller Ressourcen zur Folge gehabt und die Kultur begr�ndet, wie es Spencer und Comte behauptet hatten. Andererseits w�rde, wie Durkheim ausf�hrt, in diesem Gr��enwachstum der kulturelle Raum verknappen.

3 Ausbreitung in einem begrenzten Raum: "Language Is A Virus!"

Durkheim musste durch seine Abtrennung der nat�rlichen von der kulturellen Evolution die Darwinschen Evolutionstheorien als gesellschaftsinternen Prozess behandeln.↓(5) Darwins Theorien fu�en aber auf dem Gattungsleben, auf Fortpflanzung, Geburt und Tod. In Durkheims Verkehrung ist die "H�herentwicklung" des sozialen Organismus hingegen eine Individualentwicklung und erzeugt somit einen neuen Widerspruch: einerseits treten die Struktureinheiten durch Verdichtung in Konkurrenz zueinander, obwohl sie andererseits doch erst �ber ihr Zusammenwirken die Gesamtstruktur erhalten k�nnen. Auf die Biologie angewendet m�ssten die Zellen, Gewebe und Organe eines Lebewesens, das sich im Wachstum befindet, um Ressourcen konkurrieren und erst dadurch die Ausdifferenzierung des Organismus erm�glichen.↓(6)

Die Gesellschaft kann eben nicht als Organismus betrachtet werden. Sie entstand aus der Exploration des Lebens durch den Zusammenschluss von Individuen, um ihnen einen Raum zu erm�glichen in dem sie sich entwickeln k�nnen ohne Not zu leiden. Die gesellschaftlichen Formen waren daher genauso vielf�ltig wie die R�ume die die Gesellschaft vorfand und auch bot. Sie kann auch keine feste Struktur besitzen, da ihre Elemente keine Bestimmung haben sondern sich mit der Geschichte der Gesellschaft selbst entwickeln. Deshalb ist es eine Geschichte der Ausbreitung �ber die Bildung neuer Lebensr�ume, nicht aber die Geschichte einer H�herentwicklung in einem begrenzten Raum.

Fast ein ganzes Jahrhundert nach Durkheim hat die Soziologe trotz gesellschaftlicher Krisen und zwei Weltkriegen ihre Vorstellung vom sozialen Organismus aufrecht erhalten, auch wenn dieser Begriff durch jenen des sozialen Systems ersetzt wurde. Unver�ndert besteht auch die Vorstellung einer H�herentwicklung der Gesellschaft fort, die sich an ihrer Ausdifferenzierung zeige und �ber ihr Wachstum gebildet werde. Zun�chst wurde dieses Wachstum �konomisch-demographisch gesehen und seine Auswirkungen auf die Kommunikationsstrukturen diskutiert. Der Soziologe Niklas Luhmann hat in seinem fr�hen Schaffen noch demographische Ver�nderungen als Problemstellung f�r die Systemtheorie angesehen, als er schrieb:

"In Anbetracht der Probleme des Wachstums, hat die soziologische Theorie die Wahl zwischen den Variablen der Demographie und der Kommunikation. Unser Ansatz versucht beides zu integrieren"

Nach Luhmann k�nnten auftretende Konflikte entweder externalisiert oder durch Differenzierung in Teilsysteme abgemildert werden. Die Bildung gesellschaftlicher Barrieren w�re demnach ein Schutz, der Frieden und Freiheit erm�glicht. Sp�ter betrachtete er die moderne Gesellschaft unabh�ngig von demographischen Faktoren. Er begr�ndete dies mit der Annahme, dass die gesellschaftliche Entwicklung eine kulturelle Evolution in Gang gesetzt habe, die in einer eigenen Sph�re der Kommunikation stattf�nde. Da aber die Gesellschaft aus der nat�rlichen Evolution hervorgegangen sei, w�rden in der kulturellen Evolution die gleichen "Funktionen" wirken:

"Eine weitere Annahme f�r die wir empirische Evidenz in Anspruch nehmen, lautet, da� im Laufe der Evolution die auf dem Erdball zu findende Biomasse und ebenso seit es die Sprache gibt, die Menge an kommunikativen Ereignissen zugenommen hat."↓(7)

Abgesehen davon, dass Annahme und Evidenz zweierlei Gewichtigkeit besitzen, stellt Luhmann die Zunahme an Kommunikation unabh�ngig von der zeitlichen Dimension ihrer Entstehung und Entwicklung dar. Eine Zunahme an Kommunikations-'Ereignissen' kann schlie�lich nur stattfinden, wenn diese in diskreten Einheiten quantifizierbar sind. F�r ihn ist die Kommunikation keine Lebens�u�erung, kein Prozess, mit dem Individuen zueinander in Beziehung treten. Er sieht darin ein z�hlbares Ding, wie ein Virus, das in einer bestimmten Form auftritt und andere Dinge hervorrufen kann. Demnach besteht das soziale System nicht aus Menschen die kommunizieren, sondern aus z�hlbaren und replizierbaren Kommunikationsereignissen. Die kulturelle Evolution behandelte er somit wie einen thermodynamischen Ausbreitungsprozess, der sich in einem begrenzten Raum ereignet.

In der Biologie wurde eine derartige Betrachtungsweise auf genetischer Ebene in den 1970er Jahren bis in die 1990er Jahre diskutiert, da sie sich gut f�r Modellierungen eignet und Computersimulationen erm�glicht. Der Philosoph Mathias Gutmann bezeichnet diese Sicht als darwinistische Reduktion, weil sie alle Lebenszusammenh�nge auf die Quantit�t der Reproduktion reduziert, deren qualitativen Inhalte aber missachtet.

Da Luhmann aber ohne die Reproduktion des Gattungswesens auskommen muss, vermischt er nun verschiedene Theorien der Evolutionsbiologie. Die Gr��enzunahme quantifizierbarer Kommunikationsereignisse verknappe den sozialen Raum, der sich verdichtet. Die Verdichtung sei aber nur durch Grenzziehung m�glich und bewirke deshalb eine kontinuierliche Ausdifferenzierung. Die Entwicklung des sozialen Systems entspr�che damit der Diversifizierung der Arten in der nat�rlichen Evolution. In den Evolutionstheorien wird jedoch zwischen den Beziehungen innerhalb der Population einer Art und jener verschiedener Arten sowie zwischen Artaufspaltung und Artver�nderung unterschieden. Die Ursache der Aufspaltung einer Art in Unterarten liegt in fast allen untersuchten F�llen an einer geographischen Barriere, die eine Population in Teilpopulationen getrennt hat und somit ihre unterschiedliche Entwicklung besiegelte.↓(9) Dieser Prozess wird als allopatrische Artbildung bezeichnet. Nur in wenigen und umstrittenen F�llen wird eine sexuelle Barriere als Ursache angesehen und als sympatrische Artbildung diskutiert.

Die Nutzung anderer Ressourcen führte zu unterschiedlichen Entwicklungen der getrennten Populationen. In der Evolutionsforschung ist die Diversifizierung also die Folge einer Barriere, w�hrend Luhmann die Diversifizierung als Ursache der Grenzziehung darstellt.

Evolution�re Entwicklungen entstehen f�r ihn damit nicht aufgrund geschichtlicher Ereignisse, sondern bilden sich kontingent in Selektionsprozessen. Jeder Prozess h�tte somit auch zu vollkommen anderen Ergebnissen f�hren k�nnen. Die durchg�ngige Zuf�lligkeit in Luhmanns Werk ist f�lschlich als Abkehr teleologischen Denkens verstanden worden.↓(10) Der Teleologiebegriff bezieht sich aber nicht auf die Zuf�lligkeit von Ereignissen, sondern auf deren Bestimmung. In seiner Systemtheorie hat jedes gesellschaftliche Strukturelemente eine Bestimmung, da sie das Gesamtsystem erhalten soll. Alle Operationen folgen darin einer Logik, die nur durch die Struktur vorgegeben ist und deshalb auch wissenschaftlich erschlossen werden kann. Voraussetzung hierf�r ist die Setzung einer Raumbeschr�nkung, da sonst keine Verdichtung von Beziehungen und somit auch keine Differenzierung m�glich w�re. Explorationen oder gar die Bildung neuer R�ume sind in der Systemtheorie nicht m�glich. Demnach m�ssen alle gesellschaftlichen Ver�nderungen Anpassungsprozesse an den gegebenen Raum sein. In der Anpassung muss aber die vorhandene Struktur erhalten bleiben, weshalb Ver�nderungen lediglich der Optimierung des Bestehenden dienen. Luhmann betrachtet die Evolution also nicht als Ausbreitung sondern als H�herentwicklung durch eine kontinuierliche Optimierung bestehender Strukturen an einen kontingent gebildeten aber sonst unver�nderbaren Raum. Umgekehrt ist die Bestimmung eines Systems die Anpassung an einen Raum durch Ausdifferenzierung und Optimierung seiner Strukturelemente.

4 Ausbreitung oder H�herentwicklung? - Der Bandwurm im Fortschritt

Obgleich der Begriff "Evolution" bereits im 19. Jahrhundert verwendet wurde, vermied Charles Darwin lange Zeit seine Verwendung, da er schon damals mit der Vorstellung einer H�herentwicklung verbunden war.↓(11) In seinem Hauptwerk On The Origin of Species nutzte Darwin hingegen den Begriff der Transzendenz f�r die graduelle Ver�nderbarkeit der Arten und der Deszendenz f�r die gemeinsame Abstammung aller Lebensformen. Der Evolutionsbegriff kommt darin auf keiner einzigen Seite vor.↓(12) Erst als er durch die �ffentliche Debatte allgegenw�rtig war, konnte sich Darwin seiner Verwendung nicht mehr entziehen.↓(13) Evolution wird auch im allgemeinen Sprachgebrauch im Sinne einer H�herentwicklung verstanden, weil die Entwicklungen im technisierten Alltag h�ufig als Ausdifferenzierungen wahrgenommen und als Komplexit�tszunahme verstanden werden. Technische Innovationen entstehen f�r zunehmend differenziertere Aufgaben, dabei ersetzen Strukturen h�herer Komplexit�t jene mit niedrigerer Komplexit�t. Die Entwertung des Bestehenden in der b�rgerlichen Gesellschaft gilt aber nicht f�r die Naturgeschichte des Lebens.

Der Evolutionsbiologe Stephen Jay Gould weist darauf hin, dass das Gesamtsystem des Lebens in seiner Historie betrachtet werden muss. Bakterien und Archaeen existieren heute wie vor dreieinhalb Milliarden Jahren. Auch sie haben sich in ihren Stoffwechselprozessen und in ihrer Struktur kontinuierlich ver�ndert, ohne jedoch an Komplexit�t zuzunehmen. Sie sind nach wie vor einzellige Prokaryoten. Manche Gattungen, wie jene der Streptomyceten bilden f�dige Gebilde und k�nnen unter bestimmten Bedingungen kooperieren, doch bleibt ihre Kooperation nicht von Dauer und ohne diversifizierende Folgen. Erst mit der Entstehung von Sexualit�t, Geburt und Tod konnten komplexere Lebensformen entstehen, die die bisherigen Formen des Lebens erg�nzt, nicht aber ersetzt haben.

In der Makroevolution gab es zudem viele Ereignisse, die eine Entwicklung zu Organisationsformen mit geringerer Komplexit�t zur Folge hatten. Die R�ckbildung von Augen, die Reduktion von Gliedma�en bei Wirbeltieren oder die Entwicklung flugunf�higer Insekten aus flugf�higen Vorfahren sind einige Beispiele daf�r. Insbesondere bei Endoparasiten zeigt sich, dass die Anpassung auch eine Komplexit�tsabnahme bewirken kann. In der Anpassung ger�t der Parasit in eine zunehmende Abh�ngigkeit von seinem Wirt. So besitzen Bandw�rmer keinen Verdauungstrakt, den ihre Vorfahren noch besa�en. Die Emanzipation von wechselhaften Umweltbedingungen durch strukturelle Vielfalt war bei dieser Lebensform nicht mehr n�tig, da sie in einem komfortablen Milieu leben. Ihre evolution�re Zukunft begrenzt sich jedoch auf weitere Anpassungsprozesse, so lange sie in der Abh�ngigkeit von ihrem Wirt bleiben und sich ihr Gattungsleben auf die Selbstbefruchtung beschr�nkt. Die Existenz von Parasiten wie dem Bandwurm zeigt, dass die Komplexit�t des Lebens in seiner gesamten Bandbreite gesehen werden muss. Durch die Naturgeschichte der Lebewesen zieht sich ein roter Faden der Variabilit�t.↓(14) Komplexe Strukturen haben einfachere Vorl�uferformen nicht ersetzt, sondern das Leben in seiner Vielfalt erg�nzt.

Dieses Prinzip l�sst sich bis zur Entstehung des Lebens zur�ckverfolgen. Die aktuelle Forschung zur chemischen Evolution zeigt, dass sowohl eine molekulare Differenzierung als auch eine Simplifizierung durch Reduktionen stattgefunden hat.↓(15) Das Leben entwickelt sich nicht h�her, sondern nutzt alle M�glichkeiten um einerseits durch Anpassungsprozesse seine Existenz fortzusetzen und andererseits durch Exploration R�ume zu f�llen oder gar zu schaffen. Dabei ist es gleichg�ltig ob diese eine hohe oder niedrigere Komplexit�t erfordern.

5 Die Gesellschaft als Kopie der Kopie eines Modells

In seinen fr�hen Werken bezog sich Niklas Luhmann haupts�chlich auf die Verkehrungen der Darwinschen Evolutionstheorien durch Durkheim und den Rechtspositivismus, insbesondere jenem des Verwaltungsrechts. Seine Systemtheorie entwickelte er jedoch erst Mitte der 1980er Jahre unter dem Einfluss der Arbeiten des Neurobiologen Humberto Maturana, dessen Gedanken in Luhmanns Werk zunehmend an Bedeutung gewannen. Maturana hatte 1972 einen kybernetischen Zirkel als Ontologie entwickelt.


Seine Grundlagen �bernahm Maturana aus damals diskutierten Modellierungen zur Entstehung von Leben, wie es der Chemikers Manfred Eigen 1971 ver�ffentlicht hatte. Eigen bezeichnete sein Modell als Quasispezies,↓(16)weil er darin eine m�gliche Vorform des Lebens sah. Maturana entwickelte auf dieser Grundlage jedoch eine umfassende Theorie zur Entstehung und Entwicklung von Leben und bezeichnete den ontologischen Kern seiner Theorie mit dem Begriff der Autopoiesis. Mit dieser Wortsch�pfung reduzierte er das Leben auf eine kybernetische Eigenschaft: der Selbsterzeugung und -erhaltung. Was Eigen als Modellierung publiziert hatte, verstand Maturana nun als Naturtatsache. Alle Lebensprozesse seien daraufhin gerichtet, ihre bestehende Struktur zu erhalten. �nderungen entst�nden nur durch st�rende Wirkungen der Umwelt. Der Organismus gleiche diese aus, indem er Teilbereiche seiner Struktur ab�ndert, die Gesamtheit seiner Struktur aber damit erhalte. Ver�nderungen beruhen somit stets auf Anpassungsprozessen, wobei alle Lebensprozesse strukturdeterminiert sind.

Maturana begrenzt das Leben also auf seine Erscheinungsform als Organismen. Anders als in der Biologie bezieht sich sein Organismusbegriff aber nicht auf die Lebensspanne eines Individuums. Er sieht darin ein lebendes System, das unabh�ngig von Tod und Geburt �ber die Generationenfolge bestehen bleibt. Damit behandelt er die stammesgeschichtliche Entwicklung eines Lebewesens wie die Individualentwicklung eines zeitlos existierenden Organismus. Aus dieser ahistorischen Vorstellung leitete er zusammen mit seinem Sch�ler Francisco Varela einen ethischen Imperativ ab, den sie als biologisch begr�ndete Tatsache darstellten, obgleich sie sich kulturelle Modellierungen zur Vorlage gemacht hatten. Eine ausf�hrliche Kritik hierzu ist unter dem Artikel "Systemtheorie -der Mythos vom System einer naturhaften Gesellschaft" unter Kulturkritik.net zu finden.

Die �bertragung ihrer Theorie auf menschliche Gesellschaften f�hrte in eine soziale K�lte, weil darin einerseits jedes Individuum aufgrund seiner funktionalen Bestimmung ersetzt werden kann und andererseits Empathie oder nur gegenseitiges Verstehen nicht m�glich ist. Diesen Mangel versuchten sie durch die Konstruktion eines Reiches der Sprache auszugleichen. Sie warnten deshalb davor, soziale Systeme als Organismen anzusehen.

"Organismen und menschliche soziale Systeme lassen sich [...] nicht vergleichen, ohne da� man die eigentlichen Merkmale ihrer Komponenten verzerrt oder negiert. Jede Analyse der menschlichen sozialen Ph�nomenologie, die die er�rterten Erw�gungen nicht ber�cksichtigt, wird deshalb fehlerhaft sein, weil sie die biologischen Grundlagen dieser Ph�nomenologie unber�cksichtigt l��t."↓(17)

Ein Kennzeichen der Kultur sei ihre Unabh�ngigkeit von den Entwicklungsgeschichten und materiellen Notwendigkeiten der Individuen. Als Luhmann die Theorien Maturanas �bernahm, entfernte er deshalb genau jene Anteile, die sich auf die Notwendigkeiten und die Entstehung von Gesellschaft bezogen, in dem er sie nicht als Zusammenschluss von Individuen sondern als System von Kommunikationsstrukturen behauptete.

"Ein soziales System kommt zustande, wann immer ein autopoietischer Kommunikationszusammenhang entsteht und sich durch Einschr�nkung der geeigneten Kommunikation gegen eine Umwelt abgrenzt. Soziale Systeme bestehen demnach nicht aus Menschen, auch nicht aus Handlungen, sondern aus Kommunikationen."↓(18)

Da er die Gesellschaft nicht historisch betrachtet, hat sie f�r ihn auch keinen Zweck. Deutlich wird dies an seinem Verst�ndnis zur Strukturbildung. F�r ihn sind alle Kommunikationsstrukturen kontingent entstanden. Jede strukturbildende Form bietet dabei best�ndig und ohne Zielsetzung Anschlussm�glichkeiten f�r weitere Formen. Luhmann sieht dies als Evolutionsprozess, der eine best�ndige Zunahme an Kommunikationsereignissen bewirke. Aus dieser Annahme wollte er eine Theorie der Gesellschaft entwickeln, die sich nicht mehr auf die verschiedenen Kulturgeschichten und ihren Wechselwirkungen bezieht. Im Vorwort zu seinem Werk "Die Kunst der Gesellschaft" schreibt er:

"Denn die Gesellschaftstheorie selbst ben�tigt zwei verschiedene Zugangsweisen, n�mlich (1) die These einer operativen Schlie�ung des Gesamtsystems auf der Basis von Kommunikation und (2) die These, da� die Funktionssysteme, die sich in der Gesellschaft bilden, an operative Schlie�ung anschlie�en, dieses Prinzip f�r sich selbst realisieren m�ssen und eben deshalb bei aller Sachverschiedenheit vergleichbare Strukturen aufweisen werden. [...] Am Ende des 20. Jahrhunderts sieht man deutlich genug, da� weder Gl�ck und Zufriedenheit f�r alle, noch Solidarit�t, noch Angleichung der Lebensbedingungen erreicht sind. Man kann auf diesen Postulaten bestehen und sie �Ethik� nennen; aber ihre zunehmend utopische Komponente ist kaum noch zu verkennen. Deshalb empfiehlt es sich, die Gesellschaftstheorie umzuschreiben. Auf struktureller Ebene w�re sie von Stratifikation auf funktionale Differenzierung umzustellen, und die Einheit der Gesellschaft w�re dann nicht in ethisch-politischen Forderungen zu suchen, sondern darin, da� bei extremer Verschiedenheit von Funktionen und Operationsweisen in Systemen f�r -sagen wir Religion oder Geldwirtschaft, Wissenschaft oder Kunst, Intimbeziehungen oder Politik trotzdem vergleichbare Sachverhalte entstehen. Das Theorieangebot ist danach im Kern: Klarheit der Au�enab-grenzung und Vergleichbarkeit des Verschiedenen."↓(19)

Damit transformiert Luhmann die Evolutionstheorie in einen platten Strukturalismus, der weder biologische noch gesellschaftstheoretische Grundlagen haben muss, da sich in der Struktur selbst jede Entwicklung entscheiden w�rde. Im Strukturalismus ist jeder Inhalt gleichg�ltig, also ununterscheidbar, sodass er sich sowohl in seiner Form entsprechend bestimmen l�sst, wie umgekehrt. Der Zirkel des anf�nglichen Widerspruchs schlie�t sich in einer allgemeinen Formbestimmung, die ebenso gut psychologisch, soziologisch, mathematisch oder juristisch dargestellt werden kann, was auch immer aus deren Wahrnehmungen zu entnehmen ist. Und so ist es f�r Luhmann auch die Wahrnehmung, die aus der Form heraus entsteht und zugleich die Form bildet. Jede Wahrnehmung ist demnach mit einer Erkenntnis identisch und bewirke eine ihrer Form entsprechende, also angepasste Handlung. Maturana hatte die Identit�t von Erkenntnis und Handlung eines Individuums behauptet. Luhmann transformiert diesen Gedanken nun mit den Begriffen Struktur und Kommunikation auf eine systemische Ebene in der die Menschen und ihre Wahrnehmung nicht mehr vorkommen. Hierzu muss er aber auch das Wahrgenommene als gegenstandslos f�r sich stehend behandeln. Dies gelingt ihm durch seine Begriffsbestimmung der Form.

6 Function follows form?

Luhmann wurde in den 1980er Jahren auch von den Arbeiten des Mathematikers George Spencer Brown beeinflusst. Dieser hatte die Form als Grundlage jeder Differenzierung und die Differenzierung wiederum als Grundlage aller Erkenntnis behauptet. Insofern begrenzt die Form aber auch den Erkenntnishorizont. Die Differenz ist für Luhmann das Ergebnis einer Formung. Nicht eine Erkenntnis führe zu neuen Formen, sondern die Form selbst bestimme die weitere Entwicklung, weil sie Anschlussstellen für weitere Formen biete. Die Ausformung entstehe kontingent, führe aber zu einer beständigen Differenzierung in der die Organisationsform des Gesamtsystems erhalten bleibt. Es bildet sich also ein Raum im bereits organisierten Raum durch Grenzziehung. Luhmann schreibt hierzu in seinem Werk "Die Kunst der Gesellschaft“:

Luhmann schreibt hierzu in seinem Werk "Die Kunst der Gesellschaft":

�Wenn eine neue Operationsreihe mit einer Differenz beginnt, die sie selber macht, beginnt sie mit einem blinden Fleck. Sie steigt aus dem �unmarked state�, indem nichts zu sehen ist und nicht einmal von �Raum� gesprochen werden k�nnte in den �marked state� ein, und zieht, indem sie sie �berschreitet, eine Grenze. Die Markierung erzeugt den Raum der Unterscheidung, die Differenz von �marked space� und �unmarked space��↓(20)

Selbst das Medium, aus dem die Form gebildet werde, k�nne dieser Formung nichts entgegen setzen.

�Formen sind immer st�rker, also durchsetzungsf�higer als das Medium selbst. Das Medium setzt ihnen keinen Widerstand entgegen - so wie Worte nicht gegen Satzbildung." ↓(21)

Die Formbildung der Lebewesen beginnt nicht mit einem 'unmarked state'. In der Evolution sexueller Lebewesen zeigt jede Formbildung eine Geschichte, die in zwei aufeinander aufbauende Prozesse gegliedert ist. Die Variabilit�t entsteht w�hrend der Keimzellenbildung aufgrund neuer Erbgutkombinationen zuf�llig. Diese Zuf�lligkeit ist angelegt und findet nach den festen Regeln der Rekombination statt.↓(22) Mutationen k�nnen hingegen regellos, zuf�llig und ungerichtet erfolgen. Diese Zuf�lligkeiten werden aber schon w�hrend der sexuellen Fortpflanzung durch die Partnerwahl eingeschr�nkt und verlieren ab diesem Zeitpunkt best�ndig an Freiheitsgraden. Nicht jede Rekombination und nicht jede Mutation erweist sich als lebensf�hig. Die Entwicklung eines Embryos unterliegt den strukturellen Vorbedingungen seiner Stammesgeschichte. Die Verwirklichung neuer Formen kann also nur �ber die alten Strukturen erfolgen, die im Laufe der Generationen funktionale �nderungen erfahren. Die Lebenst�chtigkeit muss dabei erhalten bleiben. Der Evolutions- und Molekularbiologe Sean B. Carroll hat vier Prinzipien dargelegt, nach denen eine neuartige Form in der stammesgeschichtlichen Entwicklung entsteht:

1 Formen entstehen nicht aus dem Nichts, nur bestehende Strukturen k�nnen sich vervielfachen oder variieren.

2 Formen sind multifunktional und k�nnen mehreren Zwecken dienen.

3 Ein Formtypus kann parallel f�r mehrere Zwecke genutzt werden, wenn er redundant vorhanden ist.

4 Formen sind modular aufgebaut. Form�nderungen entstehen durch eine andere r�umliche Anordnung der einzelnen Module. Der Organisationsprozess ist nicht genetisch festgelegt, sondern wird durch Regulation bestehender Gene kontrolliert, die ihrerseits von Umweltbedingungen beeinflusst werden. Die genetische Information muss hierbei keine Ver�nderung erfahren haben.

Jede Form hat also eine Geschichte, die auf ihren Inhalt verweist, der sie gebildet oder verändert hat. Der Inhalt muss sich materiell ausformen um wirklich zu werden. Das Medium enthält die materiellen Ressourcen, die die Lebewesen benötigen, um die in ihnen angelegte Form zu bilden. Umgekehrt setzen die Lebewesen aber auch ihre Ausformungen ein, um die Ressourcen des Mediums nutzbar zu machen. Insofern bestimmt bei Anpassungsprozessen das Medium die Form, da sie eine Funktion auszufüllen hat um ihren Inhalt verwirklichen zu können.
Die Naturgeschichte hat gezeigt, dass die Möglichkeiten der Ausformung um so stärker vom Medium begrenzt werden, um so schwieriger die Rohstoffe für die Lebewesen nutzbar sind. Die Lebewesen haben sich in ihrer Formgebung aber nicht immer nur dem Medium angepasst, sondern auch neuen Formen entwickelt. Diese haben ihnen die Nutzung anderer Ressourcen eröffnet und somit eine andere Lebenqualität ermöglicht. Auch die Ursachen der Ausbreitung und Bildung neuer Lebensräume durch neue Formen kann also nur in ihrem Bezug zum Medium erkannt werden.
Jede Formänderung in der Natur entsteht über das Gattungsleben und hat eine Geschichte. Luhmann sieht das Begriffspaar der Form und des Mediums als Erg�nzung zu jenem des Systems und der Umwelt. Mit dem Systembegriff betrachtet er die Entstehung der Formen als unabh�ngig vom Gattungsleben. F�r ihn ist das System eine �bergeordnete Struktur, die �ber den Tod der Individuen hinaus Bestand hat.

Charles Darwin hatte das Gattungsleben als eine Notwendigkeit der Form�nderung erkannt, die eben keine g�ttliche Macht bedarf. Die Ver�ffentlichung von Darwins "Origin Of Species" im Jahr 1859 veranlasste Karl Marx Darwin f�r diese Abkehr von der Teleologie zu gratulieren. Marx hatte bereits 1844 den Tod als Notwendigkeit f�r die Formbildung und -�nderung in der Natur beschrieben:

"Der Tod scheint als ein harter Sieg der Gattung �ber das bestimmte Individuum und ihrer Einheit zu widersprechen; aber das bestimmte Individuum ist nur ein bestimmtes Gattungswesen, als solches sterblich." ↓(23)

Marx hat die Entstehung neuer Formen mit historischen und gerichteten Arbeitsprozessen begr�ndet, die in der Natur das Gattungswesen ben�tigen. Die Gesellschaft als Naturmacht kann jedoch diesen Arbeitsprozess unabh�ngig vom Gattungswesen gestalten. Neue Formen erh�hen darin die Produktivit�t und verringern die erforderliche Arbeitskraft. Mit der kapitalistischen �konomie hat sich diese Macht aber gegen die Individuen verkehrt, da der steigende Verwertungszwang eine Zunahme an Arbeitskraft einfordert, w�hrend die wirtschaftliche Rationalit�t durch die Beschaffung von Technologie und Maschinerie ihren Wert reduziert. Gesellschaftliche Entwicklung besteht aus der Geschichte des Verh�ltnisses zu ihrer Natur und ist von daher selbst Naturgeschichte, so wie es Karl Marx dargelegt hat.

Dieses Verh�ltnis ist komplexer als es die Systemtheorie oder gar der Strukturalismus darstellt. Doch ist deren Theoriebildung nicht einfach nur eine schlechte Kopie der Kopie eines Modells. Vielmehr soll die Kulturmacht der Gesellschaft durch die soziologische Systematik einer abstrakten Formgebung sozial eingefroren werden. Dem Einzelnen steht dann ein kybernetischen Systems gegen�ber, dessen Teil er sein soll, obwohl er sich darin nicht erkennen kann.

7 Effizienz ohne Nutzen: die Geschichtslosigkeit des Systembegriffes

Auch wenn Luhmann von der Evolutionsbiologie beeinflusst wurde, so stimmen seine Aussagen nicht mit den Erkenntnissen der Evolutionsbiologie �berein, sondern verkehren sie in eine eigene Theorie �ber operativ in sich geschlossene Systeme, die in der Natur nicht zu finden sind. Doch besteht jedes Lebewesen und jede Geselschaft aus Materie, die den Raum füllt und sich mit der Zeit verändert. Die Operationen materieller Wesen erfordern einen Stoffwechsel, der Abfallstoffe produzieren muss, die nicht gänzlich wiederverwertbar sein können. Die Struktur eines Systems entsteht erst durch den logischen Zusammenhang aufeinander bezogener Teile. Ihr Zusammenwirken erfordert einen Grund, der diesen logischen Zusammenhang erst definiert. Die Systemtheorie bezieht die Gesamtwirkung auf das System selbst und behauptet damit eine Zirkularit�t, die schon aus thermodynamischen Gr�nden nicht m�glich ist. Einerseits soll das System operativ geschlossen sein, andererseits gegen�ber Materie und Energeiaustausch offen.↓(24) Doch wird jeder Prozess von Energie angetrieben und transformiert diese in W�rme, die der Nutzbarkeit entzogen ist. Damit ein System operieren kann, muss es seine best�ndige Energiezufuhr gew�hrleisten. Sie ist seine unumst��liche Notwendigkeit. Insofern muss ein Systems mit jeder Operation energetische Spielr�ume schaffen, damit es erhalten bleibt. Die Behauptung energieunabh�ngiger Operationen ist ein Widersinn, der Operationen als Wirkungen ohne Ursachen begreift. Der Widersinn zeigt sich an Luhmanns Vorstellung von Kommunikationsereignissen ohne kommunizierende Wesen. Nach dieser Logik kann das Leben ohne Raum und Zeit existieren, da es selbst ein abstrakter Mechanismus ist.

Doch besteht jedes Lebewesen und jede Geselschaft aus Materie, die einen Raum f�llt und sich mit der Zeit ver�ndert. Die Operationen materieller Wesen erfordern einen Stoffwechsel, der Abfallstoffe produzieren muss, die nicht g�nzlich wiederverwertbar sein k�nnen. Geschlossene Kreisl�ufe, wie sie die Systemtheorie behauptet, sind im Gegensatz zu Kreisprozessen nicht m�glich. Ein Perpetuum mobile kann eben nicht verwirklicht werden und deshalb ist die Gesamtwirkung eines Systems immer gerichtet und die darin ablaufenden Vorg�nge nie g�nzlich umkehrbar. Insofern hat alles Sein eine Geschichte und eine Zukunft, die voneinander verschieden sind. Die Formen alles Seins lassen sich nur �ber die historische Betrachtung ihrer Inhalte erkl�ren. Die Systemtheorie Luhmanns kann deshalb weder auf die Erkenntnisse der Evolutionsbiologie noch auf auf die physikalischen Erkenntnisse der Thermodynamik zur�ckgreifen, wie sie f�r Lebewesen und die menschliche Gesellschaft gelten, weil sie historische Ereignisse in einen Zirkel integriert, der keiner sein kann.↓(25)

Wie schon die Strukturalisten vor ihm hat auch Luhmann nicht verstanden, dass Evolution nur eine Geschichte beschreiben kann, die eben so und nicht anders abgelaufen ist. Auch wenn die Entwicklung der Natur keiner Logik folgt, so kann doch ihre Geschichte im Nachhinein logisch erschlossen werden. Gerade dies ist die Grundlage aller Wissenschaft. Mit seinem Kontingenzbegriff behauptet Luhmann hingegen, dass alles auch anders h�tte ablaufen k�nnen. Mit dieser im Konjunktiv gehaltenen Annahme möchte er die Ergebnisse der Geschichte als unbedeutenden Auswurf eines sich erhaltenden Systems darstellen. Historische Begebenheiten können für ihn nicht durch Logik erschlossen werden, weil sie in seiner Theorie gar keine Geschichte haben.↓(26) Umgekehrt sei aber die Entwicklung eines Systems aus seiner Struktur durchaus ablesbar. Sein Kontingenzbegriff ist damit ein Angriff auf die bisherige Geschichte, die in der Naturmacht der menschlichen Gesellschaft aufgegangen ist. Dieses historische Ergebnis verkehrt er in eine systemische Bestimmung. Dabei begr�ndet er seine Annahmen ausgerechnet evolutions- und neurobiologisch, obgleich beide Disziplinen die Vergangenheit durch Logik erschlie�en und die Zukunft als nicht vorhersehbar erkannt haben. Doch selbst mit der historischen Bezugnahme kann die Geschichte der Gesellschaft nicht alleine durch die Biologie erkl�rt werden, weil sich die sozialen Beziehungen der Menschen und ihre geistigen und kulturellen F�higkeiten nicht auf ihre biologische Natur zur�ckf�hren lassen.

8 Der unbewegte Beweger: Schalten und Walten in Raum und Zeit

Die Betrachtung der Lebewesen als Systeme geht auf den Biologen Ludwig von Bertalanffy zur�ck. Dieser hatte die Begriffe des Flie�gleichgewichts und des dynamischen Gleichgewichts eingef�hrt und damit dynamische Regulationsmodelle in der naturwissenschaftlichen Forschung erm�glicht. Seine empirischen Grundlagen entstammten aber den 1950er und 60er Jahren Jahren, als die Biologie das Erbgut noch wie eine statische Datenbank und Stoffwechselprozesse als strukturbestimmte Regulationsmechanismen behandelte. Das Erbgut war in der damaligen Vorstellung ein statisches Element, das die Informationen �ber die Struktur des Organismus wie einen Bauplan bereit h�lt. Ver�nderungen der Erbinformation k�nnten demnach nur durch Selektion �ber die Generationenfolge erfolgen. Die Evolution erschien deshalb als H�herentwicklung im Sinne von Anpassung und Optimierung. Heutige Erkenntnisse zeigen, dass das Erbgut selbst Teil des lebenden Stoffwechsels ist,↓(27) der immer schon mit seiner Umgebung in Beziehung blieb. Diese �ffnung hat die Systemtheorie nicht vollzogen.

Mit der Weiterentwicklung der Mikroprozessoren in der Computertechnik, die Modellierungen und Simulationen in zuvor nicht erahnter Tiefe erm�glicht hatten, ist die Systemheorie inzwischen mit voller Wucht dorthin zur�ckgekehrt, wo ihre Grundlagen erdacht wurden: in der Steuerungstechnik. Diese wird zu einer selbstt�tigen Vernunft, die schaltet und waltet, wie es der Regelkreis f�r n�tig h�lt, wie es eine selbstregelnde Vernunft will, die sich dem Leben der Menschen nur noch als Automat zuwendet, als eine automatische Allmacht, die eingreift, wo das Leben disfunktional wird und ihnen Ziele setzt, die nur systemdienlich sein k�nnen. Von daher macht sie den Mensch selbst zum Automaten, weil sie sein Leben in leeren Raum- und Zeitdimension steuert und in ihrem �berdimensionalen Zweck Funktionen zu optimieren bestrebt ist. Dieser Zweck heiligt jedes Mittel, denn es besteht selbst ja nur aus dem Heil einer leeren Vermittlung.

In ihrer politischen Anwendung setzt sie sich konsequent �berall dort durch, wo sich in den Lebensr�umen der Menschen Konflikte entwickeln, die verwaltet und beherrscht, nicht jedoch gel�st werden sollen. Die Systemtheorie von Luhmann hatte ihre Wurzeln im Verwaltungsrecht und so wirkt sie besonders griffig, wenn R�ume verwaltet, also zugeteilt werden sollen. In der Raumordnungspolitik wird die Systemtheorie t�glich zur Anwendung gebracht, ohne dass ihr vermeintlich naturwissenschaftlicher Bezug jemals �berpr�ft wurde. In seiner Dissertation mit dem Titel "Raumordnung und Raumplanung als soziales System" schreibt Roland Wenk:

�dass jedes gesellschaftliche Wesen, jedes soziale Gemeinwesen, sich auch r�umlich orientiert und aus dieser Orientierungsmethode f�r gr��ere soziale Einheiten eine Raumordnungspolitik erw�chst. Diese Annahme geht davon aus, dass die Raumkonstruktionen jedes Gemeinwesens eine Besch�ftigung, Reflexion und Beobachtung dieser Strukturen erfordern. [...] [Sie] wird in ihren r�umlichen Aspekten durch einen zeitlichen erg�nzt. Diese Erg�nzung beinhaltet, dass Raumordnungspolitik sich den Ver�nderungen des Gemeinwesens und den Evolutionen der Natur zuwendet, soweit sie von sozialer Relevanz sind. Die Berechtigung dieser Annahme leitet sich zum einen aus dem materiellen Kontinuum der Welt und der Akzeptanz der Evolutionstheorie ab, zum anderen und vor allem aber daraus, dass die Dynamik der Gesellschaft auf technische, soziale, milit�rische usw. Strukturen wirkt, ohne dass diese Aktivit�ten explizit im Begriff von Raumordnungspolitik oder Raumordnungsverwaltung enthalten sind."�

Jeder geplante Raum, der die Gestaltungs- und Entwicklungsm�glichkeiten der Menschen begrenzt, fordert sie heraus und bewirkt Widerstand oder gar Destruktion. Die Systemtheorie unterst�tzt deshalb einerseits die Schaffung von Spielr�umen, die andererseits in kontrollierbaren Grenzen eingebettet bleiben. Mit dieser Art Spielplatz geht das Versprechen einher, alle Entwicklungspotentiale der Menschen abzugreifen und f�r die Effizienzsteigerung des Systems nutzbar zu machen. In solch einem System wird die Arbeit zum Spiel und das Spiel zur Arbeit. Diese Verkehrung wird Thema der n�chsten Sendung zur Kulturkritik sein.

 

Fußnoten:

↑(1) Vgl. Krohn, K�ppers, Paslack 1987, S. 444. Exemplarisch f�r die Anwendnung einer derartigen �bertragung ist die Arbeit von Schallnus 2005, S. 157ff.

↑(2) Durkheim 1893, S.

↑(3) Lutz 1998, S. 23.

↑(4) Ebd.

↑(5) Der Soziologe Pierre Bourdieu hat diese Verkehrung ebenfalls vorgenommen und einen eigenst�ndigen Konkurrenzkampf um "soziale Ressourcen" behauptet.

↑(6) Diese Situation findet sich nur bei Tumorzellen, die aber nicht zum �berleben des Organismus beitragen, weil sie bereits einen Funktionsverlust erlitten haben. Obgleich ihre Vermehrung und Ausbreitung effizient erfolgt, schaden sie dem Organismus. Ihr Leben bedeutet Tod und ihr Tod bedeutet Leben. Insofern sind sie lebendig gewordener Unsinn, den der K�rper zu bek�mpfen sucht.

↑(7) Luhmann 1997, S. 416.

↑(8) Gutmann 2005, S. 253-255.

↑(9) Dieser Prozess wird als allopatrische Artbildung bezeichnet. Nur in wenigen und umstrittenen F�llen wird eine sexuelle Barriere als Ursache angesehen und als sympatrische Artbildung diskutiert.

↑(10) Siehe beispielsweise Hartard 2010, S. 5.

↑(11) Vgl. Gould 1996, S. 169.

↑(12) Vgl. Darwin 1859.

↑(13) Vgl. Gould 1996, S. 169.

↑(14) Vgl. Gould 1996, S. 204-265.

↑(15) Vgl. Caetano-Anolles et al. 2008, S. 5212.

↑(16) Vgl. Eigen 1977, S. 541-546.

↑(17) Maturana, Varela 1984, S. 217.

↑(18) Luhmann 1986, S. 269.

↑(19) Luhmann 1995, S. 7-8.

↑(20) Luhmann 1997, S. 51.

↑(21) Luhmann 1995, S. 172.

↑(22) Crossing-Over-Ereignisse sind hier mit dem Rekombinationsbegriff abgedeckt.

↑(23) Marx, S. 539

↑(24) Vgl. Krohn, K�ppers, Paslack 1987, S. 446.

↑(25) Selbst der Begriff des offenen Systems verweist auf dessen Inhalt, der eine materielle Form als Tr�ger ben�tigt. In der Struktur zeigt sich die Geschichte und der Zweck dieser Formung, nicht jedoch ihre Zukunft.

↑(26) So l�sst sich auch seine Verkehrung der Grenziehung als Folge einer Diversifizierung als Vertauschung von Vergangenheit und Zukunft erkl�ren. In der Geschichte gibt es unvorhersehbare Ereignisse, beispielsweise Eiszeiten oder Vulkanausbr�che, die Barrieren schaffen und dadurch eine Diversifizierung bewirken. Im Nachhinein k�nnen jedoch die Auswirkungen dieser Ereignisse verstanden werden.

↑(27) Die Konfiguration der codierenden Abschnitte erfolgt durch Regulationmechanismen, die dem Stoffwechsel selbst zuzuordnen sind und durch Umwelteinfl�sse abge�ndert werden.

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