Fassung vom 11.3.05

Ausf�hrungen hierzu in: "Zum Verh�ltnis von �konomischen und kulturellen Werten
und zur Entstehung von Faschismus �berhaupt"

Wolfram Pfreundschuh (03/2005)

Thesen zum Verh�ltnis von �konomischen und kulturellen Werten
(Text als RTF laden: ladenup4a1a1)

 

1. �konomische Werte sind nicht blo�e Bewertungen durch subjektive Urteile und Interessen, sondern resultieren aus einem objektiven Verh�ltnis, in welchem die gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen real nur abstrakt vermittelt sind, ihre konkreten Verh�ltnisse also nur durch abstrakte Mittel (wie Geld, Kapital) zu gesellschaftlicher Wirklichkeit kommen (siehe hierzu RealabstraktionIndexup2).

2. Die Beziehungen der Menschen realisieren in der b�rgerlichen Gesellschaft nicht menschliche Beziehungen, sondern Wertbeziehungen, Ma�verh�ltnisse f�r den Wert (Indexup2a7), den ihr Besitz (Indexup2a8) hat. Diese sind als menschliche Produkte nur in ihrer isolierten N�tzlichkeit erkennbar (siehe hierzu auch Gebrauchswert Indexup2b). Gesellschaftlich haben sie nur den abstrakten Nutzen, tauschbar zu sein.

3. B�rgerliche Kultur hat ihren Sinn mur in der Abstraktion vom Nutzen der Dinge als abstrakter Sinn f�r Leben, Lieben, Sch�nheit (Design, Mode usw.), der sich im Einzelnen in der Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung der Menschen mitteilt und vermittelt. Dieser realisiert sich f�r sich in den Verh�ltnissen des abstrakten Nutzens, also in den Verh�ltnissen des Geldes (z.B. in einer Dienstleistungsgesellschaft Indexup2a2a1a) als aparter Sinn f�r Sch�nheit, als selbst�ndige Form von �sthetik.

4. In ihren zwischenmenschlichen Beziehungen m�ssen die Menschen von ihrem wirklichen Sein absehen, um Sinn f�reinander zu haben. In dieser Trennung von Sinn und Sein verwirklichen sie ihre abstrakte Sinnlichkeit als ihre Absicht, ihren abstrakt menschlichen Sinn (Indexup2a) als Realabstraktion ihres konkreten Sinnlichseins, als �sthetik ihrer blo� k�rperlichen Anwesenheit (Indexup2a9), vermittelst derer sie sich als Mensch verhalten.

5. Die b�rgerliche Kultur gr�ndet auf einer abstrakten K�rperlichkeit, die dadurch Seele bekommt, dass entgeisterte Natur sich an zwischenmenschlichen Beziehungen begeistert. Diese Seele (Indexup2a1) ist der private Geist zwischenmenschlicher Bezogenheit, der sich geschichtlich in derem Entstehungsprozess in isolierten Lebensr�umen (besonders in der Ursprungsfamilie) bildet und sich logisch in den Kulturverh�ltnissen allgemein in abstrakt menschlicher Sinnlichkeit fortbestimmt.

6. Der allgemeine Sinn b�rgerlicher Kultur ist die Absicht (Indexup2a2a1b) der Selbstwahrnehmung, also das, was die Menschen zur seelischen Identit�tsbildung in ihrer Wahrnehmung (Indexup2a2a1) n�tig haben und worin ihre Geschichte sich aufhebt, der Erkenntnis entzogen wird. Ihr Wahrnehmungsprozess ist von da her die praktische Aufhebung ihres Erkenntnisprozesses als gesellschaftliche Menschen, Vergesellschaftungsprozess von zwischenmenschlicher Kultur zur Kultur von Zwischenmenschlichkeit schlechthin.

7. Kulturwerte entstehen als Realabstraktion der K�rperformen der Selbstwahrnehmung, als gesellschaftliche Form allgemeiner Selbstwahrnehmung, als Lebensausdruck, der Eindruck macht, als gesellschaftlich g�ltige �sthetik (z.B. in Umgang, Sitte, Mode), die sich wie ein �sthetischer Wille (Indexup2a2a2) zwischen den Menschen vollzieht und wirklich macht und durch den sich ihre zwischenmenschlichen Beziehungen (Indexup2a2a) als allgemeine Absicht des Menschseins gesellschaftlich vermitteln. Dies ist das �bermenschliche, was deren Ganzheit letztlich ausmacht: Ihr Heil. In den �konomischen Krisen des Kapitalismus stellt sich vor allem seine N�tzlichkeit als Sinnentleerung in Frage. Die b�rgerliche Kultur wird von daher selbst unmittelbar zu einem gesellschaftlichen Tr�ger und aus der vermittelten in die unmittelbare Funktionalit�t des b�rgerlichen Staates genommen.

8. Die gesellschaftliche �sthetik der b�rgerlichen Kultur bestimmt sich seelisch fort zu einem �sthetischen Gemeinwesen, das sich als Heilsprinzip (Indexup2a2b) wahr machen muss und sich von daher zur Macht einer Volksseele (Indexup2a2) einrichten will (hierauf gr�ndet Rassismus, Antisemitismus u.a.). Dies geht als Gesinnungsurteil auch in die W�hlermeinung ein und wird in der b�rgerlichen Demokratie zu einem politischen Argument im Wahlverhalten des kulturpolitischen B�rgers - gerade dann, wenn sie selbst disfunktional zu werden beginnt.

9. Durch �konomische Krisen, in welchen der b�rgerliche Staat aufgrund einer negativen Verwertungslage (siehe Negativverwertung Indexup2a3) gezwungen ist, die Bev�lkerung seinen allgemeinen �konomischen Interessen zu unterwerfen, wird ihm die Volksseele (als Patriotismus und Nationalismus) zum wichtigsten Mittel und er selbst damit zum Kulturstaat (Indexup2a6a). Dieser ist in der Form von Staatskultur die Totalit�t des �konomischen, kulturellen und sozialen Gemeinwesens der b�rgerlichen Gesellschaft (siehe Nationalsozialismus Indexup2a4 u.a.): Totalit�rer Kapitalismus.

10. Der Aufhebungsprozess der b�rgerlichen Gesellschaft durch die Globalisierung des Kapitals bef�rdert politisch die Identifikation der Staatsb�rger der Nationalstaaten mit ihrer Kultur und damit die Affinit�t des allgemeinen Bewusstseins zum Bewusstsein eines Kulturstaates mit Staatskultur, zum staatspolitischen Bewusstsein �berhaupt.

11. Hiergegen muss die Internationalisierung des Bewusstseins als real sich vollziehender Fortschritt der Menschheit, als Bewusstsein menschlicher Geschichte herausgearbeitet und gegen die herrschenden Gesellschaftsformen des Kapitals umgesetzt werden. Dies kann sich in der Bek�mpfung der b�rgerlichen Kulturabsichten und �konomischen Werte vollziehen, indem sich die Kritik der politischen Kultur (Indexup2a5) mit der Kritik der politischen �konomie (Indexup2a6) vereint.