Franz Schandl

Das Pfeifer-Dossier

"Ich unterstelle Leser, die (...) auch selbst denken können." (Karl Marx)

 

Liebe Leute!

Für alle, die es noch nicht wissen: seit Anfang September läuft gegen mich eine von Karl Pfeifer angeleierte Rufmordkampagne. Bezichtigt werde ich, einmal darf man raten, des Antisemitismus.

Seit der scharfen Frontstellung gegen die Antideutschen hätte eigentlich klar sein müssen, dass die uns und speziell mir in gewohnter Manie was anhängen wollen. Wären es Schmidinger oder Schiedel oder auch Stephan Grigat gewesen, ich hätte keine Zeile verloren. Daher hat es wohl auch Karl Pfeifer, der pensionierte Redakteur der jüdischen Zeitung "Die Gemeinde" sein müssen. Es ist da gar nicht so wichtig, ob er dazu von diesen Leuten angehalten, ermutigt oder bloß hineintheatert worden ist. Dass das Antideutsche da seine Finger im Spiel hatte, offenbart der Jargon des Artikels "Wien bleibt Wien" (Dokument B). Dies nachzuweisen ist mühelos möglich, und ich werde es auch gegebenenfalls tun.

Wir bitten Euch und Sie nun zur Lektüre der Dokumente. Die vielen Seiten sind ausgesprochen kurzweiliger Natur, ergeben aber im Zusammenhang ein anschauliches Panorama einer haltlosen Verdächtigung. Mit einer Fortsetzung des Dossiers ist zu rechnen, wobei ich sicher nicht auf jeden einzelne Folgebeitrag antworten werde, mir aber als Angegriffener das Schlusswort vorbehalte. Die Dossierausgabe folgt unserer Regie.

Beim Lesen ist es daher wichtig, immer wieder meinen Schwarzenegger-Text (Dokument A) vor Augen zu haben. Denn um den geht es, auch wenn es Pfeifer nicht darum geht. Derweil hätte sich Karl Pfeifer noch aus der Affäre ziehen können. Wohlgemerkt ein Skandal, der seiner ist, nicht meiner oder unserer! Er hätte etwa meinen (vorerst) privaten Brief zum Anlass nehmen können. Den hat er gar nicht erst beantwortet. Pfeifer liebt die Öffentlichkeit und wir wollen sie ihm nicht nehmen. Ja, fortan gilt es den Pfeifer-Skandal in der größtmöglichen Öffentlichkeit auszustrahlen. Wenn schon, denn schon.

Pfeifer schreibt im MUND vom 2.Oktober: "Der Leser möge beurteilen..." Das ist ganz unsere Rede. Wer und was armselig ist, überlassen wir wirklich unseren RezipientInnen. Da haben wir Vertrauen und auf Denunzianten verzichten wir gerne. Man wird sehen, wer Solidarität übt, wer ein Seicherl ist und wer die Infamie teilt. Wir werden das aufmerksam und mit Anteilnahme verfolgen. Zuschriften und Rückmeldungen unterliegen selbstverständlich der Geheimhaltung. Für weitere Postings unseres Dossiers sind wir dankbar.

 

Franz Schandl, Wien, am 3. Oktober 2003

 

A. Franz Schandl, Terminator for Governator, Volksstimme 35, 28. August 2003, S. 9

Terminator for Governator!

Zur cis- und transatlantischen Rezeption Arnold Schwarzeneggers

Von Franz Schandl

 

Österreichische Exporte haben es nicht selten in sich. Nun ist "uns" wieder einmal ein Bravourstück gelungen, wovon andere nur träumen können. Einer von uns soll Landeshauptmann von Kalifornien werden. In Sacramento! Der Mix aus Reagan und Steierbua dürfte gut ankommen. Die "Stoakogler", eine der berüchtigten alpenländischen Volksmusikgruppen besangen das schon prophetisch vor mehr als zehn Jahren: "Steirermen san very good, very, very good for Hollywood/ Muskeln, Schönheit und a Hirn, des kannst exportier'n!"

A.E.I.O.U könnte man da jubeln: Alles Erdreich ist Österreich untertan, wie man uns Grünschnäbel in der Volksschule diesen lateinischen Spruch der Habsburger aus Zeiten Karl V. übersetzte. Hierzulande wächst jedenfalls die Zahl derer, die auf der Arnie-Welle surfen. Österreich ist im Wahlkampf, zweifellos. Nicht nur der hiesige Boulevard ist in guter Stimmung. Man klopft sich stolz auf die Brust. Und der Exportierte importiert sich per moderner Technik gleich wieder, siehe meinen Email-Anschluss: Da schickte er (nicht nur) mir ganz unpersönlich einen Spam in den Computer: "Join Arnold's Total Recall" ließ er mich wissen. Gefügig wie ich bin, erfülle ich meine doppelt patriotische Pflicht und schreibe sogleich einen Artikel über ihn.

 

Aufräumen und abschlachten

Sein Programm ist so originell wie das aller Populisten, eben das eines Möchtegern-Terminators. Es geht ans Ausmisten. Aufräumen will er, der Arnie, und zwar gründlich. Darunter ist aber nicht zu verstehen, dass er seine Wohnung putzt - das tut er wohl schon lange nicht mehr -, sondern dass er allen Schmarotzern, Arbeitsunwilligen und anderen Gaunern die Wadln nach vorne richtet. Sogar einen "Schlachtplan" hat er bereits, fragt sich nur, wer jetzt aller geschlachtet wird. Auf jeden Fall - da können wir ganz beruhigt sein - werden aber die Bösen rangenommen.

Auch für die herkömmlichen öffentlichen RepräsentantInnen hat der Politnewcomer nicht viel übrig. "Die Politiker betrügen, fummeln herum und versagen", sagte er in der Jay-Leno-Show. Damit habe Schluss zu sein. Indes, Schwarzenegger ist sicher kein Rechts-Außen, in seiner Republikanischen Partei gilt er als Liberaler, also als Linker. Was über das Koordinatensystem der US-Politik einiges aussagt.

Wollen tut er das Übliche: Die Wirtschaft ankurbeln, das Regierungssystem reformieren und auf die Frage, wie er das Haushaltdefizit in Griff bekomme, antwortet er kryptisch: "Wir werden sehr bald einen Plan haben." Inzwischen weiß er auch wie: ausgabeseitig, d.h. nicht über neue "taxes". Davon hätten die Kalifornier schon genug. Dafür verspricht er mehr "action vom ersten Tag an". Wenn das auch nicht die Spur von originell ist, so findet es doch immer wieder ein begeistertes Publikum. ""Gouvernator" macht Belastungen mit gutem Schmäh schmackhaft", titelt die "Kronen Zeitung" vom 22. August.

Da er für Terminator 4 nun zu alt ist, spielt es fortan Governator 1. Dies sollten auch die von der "Krone" so betitelten "Neider" unter den SchauspielerkollegInnen nicht verhindern, die sich dezidiert gegen Schwarzeneggers Kandidatur ausgesprochen haben, Tom Hanks etwa oder Barbara Streisand. Dass jener gewinnt, dürfte ausgemachte Sache sein, höchstens es gelingt, ihm irgendeine kriminelle Machenschaft anzuhängen, ein Nahverhältnis zu Jörg Haider oder gar den Nazis nachzuweisen. Aber auch da meint der Sohn eines österreichischen NSDAP-Mitglieds vorgesorgt zu haben. Das Holocaust Memorial Trust in Los Angeles wird ebenso wie das Simon Wiesenthal Centre in New York von ihm großzügig finanziell unterstützt. 1997 erhielt er von letztgenannter Institution das "National Leadership Award". Arnie ist ein Antifaschist, zweifelsohne.

Gelegentlich erwartet man aber noch eine deutliche Distanzierung vom ehemaligen österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim (1986-1992), der wegen seiner Kriegsvergangenheit 1987 auf US-Watch-List gesetzt und mit Einreiseverbot belegt wurde. Arnie hatte noch 1986 dessen Wahlkampf unterstützt und ihn im gleichen Jahr zu seiner Hochzeit mit Maria Shriver eingeladen. Darauf angesprochen, sagte er nun: "Ich hasse es darüber zu reden, weil das ist eine No-win-Situation." Das mag er gar nicht leiden, denn Arnie ist ein Winner. 40 Millionen US-Dollar soll die Steirische Eiche inzwischen wiegen. Nicht nur körperlich ist der Doppelstaatsbürger ein schwerer Brocken.

Für diese alten Geschichten hat Schwarzenegger jedenfalls nichts übrig, jetzt geht es doch um was anderes. Das weiß er, und dementsprechend verhält er sich auch. Als guter Amerikaner ist er selbstverständlich gegen Jörg Haider, denn der ist ein "bad guy". "Da ich selbst Immigrant bin, bin ich beleidigt, wenn irgendwer ausländerfeindliche Erklärungen abgibt", sagt er.

Aber ist das mehr als eines dieser Stehsätzchen, die man halt absondert, um bei bestimmten Medien gut anzukommen? Abgesehen davon, dass Haider um einiges intelligenter ist, sind die beiden doch aus dem gleichen Kerbholz geschnitzt. Differenzen außerhalb der simulierten, müssten erst erfunden werden. So gab es letzthin erst Kritik an Schwarzenegger, weil er 1994 einen Gesetzesvorschlag unterstützte, der illegalen Einwanderern den Zugang zu öffentlichen Bildungseinrichtungen und zur Gesundheitsversorgung verwehren wollte. Ausländerfeindlich sei das aber nicht, meint nun Arnies Wahlkampfleiter. Haider würde nichts anderes sagen, solcherlei fällt unter die Rubrik: Kampf der Illegalität. Illegales darf nämlich, das wissen wir auch aus den Schwarzenegger-Filmen, nur mir legaler Deckung geschehen.

Die Auf- und Ausführungen des Arnold Schwarzenegger sind allesamt derb, primitiv, ja unerträglich und gefährlich. Eine Beleidigung für Verstand und Gespür der Menschen. Aber in Zeiten wie diesen hat man solches nicht zu äußern, denn was zählt ist der kommerzielle und mit ihm auch der politische Erfolg. Was abläuft ist die Verschärfung der Verblödungskampagne im öffentlichen Sektor. Nicht nur in Übersee...

 

Leichen zählen

Wenn österreichische und amerikanische Idiotie zu einer einzigen kumulieren, dann kommt so etwas wie Arnold Schwarzenegger raus. Der ist tatsächlich eine kulturindustrielle Panzerfaust sondergleichen. Auf der Homepage mit dem Motto "Arnold....a tribute" gibt es sogar eine Hitparade der Leichen, wo die Anzahl der von Conan&Co. pro Streifen zur Strecke gebrachten vermerkt ist. Im "Kindergarten Cop" war es lediglich ein Toter, in "Commando" 100, ansonsten meist zwischen 20 und 50. Das darf sich nicht nur sehen lassen, das muss demonstriert werden. "The death toll" (www.geocities.com/CapitolHill/1396/death2.html) nennt sich diese Seite.

In der Politik ist bei den angekündigten Rollkommandos wohl ähnliches zu erwarten. Es ist das konkurrenzistische Prinzip, dem hier gehuldigt wird: Wer erledigt wie viel(e)? Im Film wie im Leben. Und immer wieder spricht aus unserem heroe der autoritäre Charakter: "Ein paar Watschen waren schon ganz gut. Danke, liebe Mutti", sagte Schwarzenegger 1994 bei der Präsentation von "True lies" in der Grazer Oper. Vielleicht waren es doch ein paar zuviel.

Wäre er in den USA geboren, würde er sicher in Ronald Reagans Fußstapfen treten. Doch Präsident kann man auch woanders werden, etwa in Österreich, wo sich der Wahlhelfer Wolfgang Schüssels auf sein Altenteil zurückziehen könnte, wird es ihm an der Westküste zu heiß. In Graz, der diesjährigen Kulturhauptstadt Europas, hat man bereits vor vielen Jahren ein Stadion nach ihm benannt. Wenn er sich noch mit einem anderen Steirer namens Franz Strohsack, dem austrocanadischen Milliardär, der nun Frank Stronach heißt, zusammentut, könnten sie möglicherweise die ganze Republik kaufen. Und die würde sich durchaus freuen, ist ja schließlich keine ausländische Übernahme, sondern lediglich ein inländischer Untergang. Darauf ist die Alpenrepublik ja spezialisiert: "Krähwinkels letztes Krächzen", könnte diese Operette, die freilich ihr Fach sprengen würde, betitelt sein. Krähwinkel wäre dann vom Heimatland zum Homeland geworden, eines, das aber ganz gut in ein Hollywood-Terrarium passen würde, eben als Sonderzone für eine absolut unbedrohte Spezies.

Arnold Schwarzenegger ist die Personifikation einer Ehe aus Amischinken und Heimatfilm, Hollywood und Musikantenstadel sind in ihm eins geworden. Er ist der Beweis, dass es sie leibhaftig gibt: the Austricans. Die Amerikaner, es steht zu befürchten, sind das größte österreichische Volk auf der Welt. Gewinnen die einen den Simandeln-Bewerb qualitativ, so die anderen quantitativ. Derweil hatten die Amis schon mal einen wirklich großen Arnold. Schönberg hieß der mit Nachnamen, und war vor den Nazis ins sonnige Kalifornien geflohen. Anfangen konnten sie mit ihm allerdings nicht viel. Seine Erbschaft, an der dort kein Bedarf mehr bestand, hat man knapp vor der Jahrtausendwende nach Wien retourniert.

 

++++++++++++++++++++++

 

B. Karl Pfeifer, Wien bleibt Wien. Volksstimme-Fest 2003, MUND, 1. September 2003 bzw. in

http://hagalil.org/hagalil/archiv/2003/08/volksstimme.htm

http://www.oekonux.de/projekt/chat/archive/msg00273.html

http://www.adf-berlin.de/html_docs/berichte_oesterreich/karl_pfeifer_31_8_03.html

http://www.juedische.at/TCgi/TCgi.cgi?target=home&Param_Kat=33&Param_RB=45&Param_Red=831

(...)

 

Dass die AIK und geistesverwandte Gruppen sich immer noch als Teil der Linken begreifen können, spricht nicht für sie, sondern gegen diese Linke. In ihrer Sucht nach Massenwirksamkeit und einfachen Welterklärungen ist diese Nachgeburt des Kalten Krieges ebenfalls auf den "Antiimperialismus" gekommen. Damit wir uns richtig verstehen: Diese "AntiimperialistInnen" bekämpfen nicht den Imperialismus als globales, warenförmiges System von Unrecht und Ausbeutung, sondern die USA und Israel als Hort des Bösen. Ihr Hauptfeind steht nicht im eigenen Land und sie scheuen nicht das Bündnis mit dem Feind "des großen und des kleinen Satans", auch wenn dieser ein ausgemachter Faschist und Massenmörder wie Saddam Hussein ist.

Bei der AIK begegnet uns diese ressentimentgeladene Weltanschauung in ihrer reinsten Form. Diese kann nicht anders als faschistisch bezeichnet werden. Ist sie doch geprägt von Antisemitismus, Nationalismus, plumper Schwarz-Weiß-Malerei, Personalisierungen und Verschwörungstheorien, Lobpreisungen vormoderner Lebensformen und der entsprechenden ideologischen Überbauten, Gewaltverherrlichung, einem finsteren Kult des Todes und von chauvinistischem Heroismus.

Dass die AIK mittlerweile auch offenen Zuspruch von Neonazis erfährt, überrascht da nicht mehr..."

Einem Studenten, der dieses Flugblatt am Volksstimmefest verteilte, trat ein siebzehnjähriger Junge mit der Frage entgegen: "Warum nennst Du mich einen Antisemiten?". Der Student beteuerte, dass er ihn nicht kenne und somit auch nicht wissen könne, ob er Antisemit sei.

Der Junge identifizierte die Gruppe, zu der er gehöre, und die im Flugblatt tatsächlich erwähnt wurde. Auf die Frage des Studenten, was denn seine Gruppe befürworte, antwortete er mit Überzeugung, dass er persönlich auch für diejenigen eintrete, die sich einen Sprenggürtel um den Bauch binden und in Israel Selbstmordattentate begehen. Der Student antwortete gelassen: "Du hast Deine Frage selbst beantwortet, Du trittst ein für die Tötung von so viel als möglich Juden, also bist Du ein Antisemit." Dem Mitarbeiter der "Volksstimme" Franz Schandl kommt der Antisemitismus aus dem österreichischen Bauch vollkommen unbeabsichtigt heraus. Er widmet seinen Leitartikel dem Ex-Österreicher Arnold Schwarzenegger, dessen Person und Politik auch sachlich kritisierbar wäre. Schwarzenegger kann einem gefallen oder nicht gefallen, aber zu schreiben "Wenn österreichische und amerikanische Idiotie zu einer einzigen kumulieren, dann kommt so etwas wie Arnold Schwarzenegger raus" braucht nicht kommentiert zu werden.

Doch es kommt schlimmer, wie es auch in rechtsextremen Zeitschriften zu lesen und am Stammtisch zu hören ist. Dass Schwarzenegger gewinnt, "dürfte ausgemachte Sache sein, höchstens es gelingt, ihm irgendeine kriminelle Machenschaft anzuhängen, ein Nahverhältnis zu Jörg Haider oder gar den Nazis nachzuweisen. Aber auch da meint der Sohn eines österreichischen NSDAP-Mitglieds vorgesorgt zu haben. Das Holocaust Memorial Trust in Los Angeles wird ebenso wie das Simon Wiesenthal Centre in New York von ihm großzügig finanziell unterstützt."

Dieser antisemitische Furz des Schandl kommt ganz unbewusst, aber er ist laut und er stinkt. Denn er drückt damit aus, was Rechtsextreme aber auch linke Antisemiten glauben, dass Amerika von "Juden" beherrscht wird, und dass diese diktieren.

Doch wer im österreichischen Glashaus, mit braun-blauem Bodenbelag sitzt, der sollte nicht so mit Steinen um sich werfen. In den USA konnte ein Michel Moore einen Oscar-Preis gewinnen und die Politik Bush öffentlich verdammen.

Wie ging Österreich zu Lebzeiten von Thomas Bernhard mit diesem um? Man erinnere sich nur an den Misthaufen, den österreichische "Patrioten" vor dem Burgtheater abluden, um gegen seinen "Heldenplatz" zu demonstrieren, obwohl meiner Meinung nach dieses Stück ein zartes Understatement über den hier so tief verwurzelten Antisemitismus ist. ..."

 

+++++++++++++++++++++++++

 

C. Karl Pfeifer an die Volksstimme-Redakteurin N.N (Auszug), 2. September 2003

 

Liebe N.N.

in www.juedische.at , in www.hagalil.com und in www.mund.at habe ich einen artikel über volksstimmefest etc publiziert. und auch den leitartikel von Schandl kritisiert. Da ich seine Adresse nicht kenne bitte ich Dich bzw. die Redaktion ihm diesen zukommen zu lassen. Im Gegensatz zur AIK habe ich ihm nicht bewußten Antisemitismus vorgeworfen, sondern einen aus dem Bauch kommenden, wie er halt so üblich ist.

Das der Schiedel Artikel gebracht wurde hat mich wirklich gefreut und ich bin dankbar dafür. (...) Was mich bei Schandl besonders geärgert hat, ist die tiefe Überzeugung, dass der Sohn eines Nazi nicht aufrichtig die Verbrechen der Nazi verabscheuen kann und lediglich wegen seiner Karriere als Politiker Geld spendet. Für die Politik eines A.Schwarzenegger habe ich keine Sympathie, doch nehme ich ihm ab, dass er mit dem autoritären Gehabe seines Vaters nicht mehr zu tun haben wollte und deswegen auswanderte. Der Artikel im profil über seinen Vater zeigt das auch auf.

Mit lieben Grüßen

Karl

+++++++++++++++++++++++++++++++++

 

D. Ernst Lohoff für die Redaktionen von streifzüge und Krisis, MUND, 8. September 2003

 

Liebe Redaktion,

 

in den auf Ihren Seiten publizierten Beitrag "Wien bleibt Wien" figuriert unser Redaktionsmitglied und Stammautor Franz Schandl als Antisemit. Wie sich diese aus der Luft gegriffene Denunziationen in Karl Pfeifers Artikel verirren konnte, ist fuer uns nicht nachvollziehbar.

Die inkriminierten Passagen aus Franz Schandls Schwarzenegger-Artikel decken den Anwurf jedenfalls nicht - und das ganz offensichtlich. Was an der polemischen Zuspitzung "oesterreichische und amerikanische Idiotie" wueden in der Person von Schwarzenegger zu einer einzigen kulminieren", antisemitisch sein soll, bleibt das Geheimnis des Autors. Warum sich der antisemitische Charakter dieser Zusammenziehung auch noch von allein versteht, erst recht. Ist das Wort Idiotie fuer Phaenomene auf dem Ostufer des Atlantiks reserviert?

Welches Vorverstaendnis ist fernerhin am Werk, wenn Franz Schandls Hinweis auf Schwareneggers Politik gegenueber juedischen Institutionen zum antisemitischen Stereotyp umdeklariert wird? Dass Schwarenzegger bemuehtt ist, was sein Verhaeltnis zur deutsch- oesterreichischen Taetergeschichte angeht, sich einen Persilschein ausstellen zu lassen, mag man bestreiten; was soll aber an dieser Behauptung antisemitisch sein? Bei allem Respekt vor der Person Karl Pfeifers und seinen Verdiensten, der Autor liest in diesem Fall nicht aus den Zeilen und auch nicht zwischen den Zeilen, er liest hinein. Es tut dem Kampf gegen den realen linken und rechten Antisemitismus ueberhaupt nicht gut, wenn "Antisemitismus" zum inhaltsleeren Schimpfwort herabsinkt.

 

Mit freundlichen Gruess und der Bitte um Veroeffentlichung Ernst Lohoff im Auftrag der Redaktion der gesellschaftskritischen Zeitschriften "Streifzuege" (Wien) und "Krisis" (Erlangen)

 

+++++++++++++++++++++++++++++

 

E. Karl Pfeifer, Antwort auf Streifzüge (irrtümlich als grundrisse bezeichnet), MUND, 8. September 2003 bzw. in http://hagalil.org/hagalil/archiv/2003/09/wien.htm

 

================================================

23 antwort auf grundrisse

Von: Karl Pfeifer

================================================

 

Wien bleibt Wien oder die Schwierigkeit implizite Texte zu kritisieren

 

Der Satz "österreichische und amerikanische Idiotie" würden sich in der Person von Schwarzenegger "zu einer einzigen kulminieren" ist nur dumm. Ich meinte dazu auch, er "braucht nicht kommentiert zu werden". Heinz Blaha hat also recht, dieser Satz ist nicht antisemitisch.

Doch ich schrieb: "Dem Mitarbeiter der "Volksstimme" Franz Schandl kommt der Antisemitismus aus dem österreichischen Bauch vollkommen unbeabsichtigt heraus." Dass Heinz Blaha daraus folgert, ich hätte geschrieben, Franz Schandl sei "Antisemit", zeigt, wie schwierig es ist in diesem Land, nicht explizit antisemitische Texte zu kritisieren. Ich muß jetzt noch meinen Text erklären, weil nicht verstanden wird, dass es einen großen Unterschied gibt, zwischen etwas, was aus dem "Bauch vollkommen unbeabsichtigt" herauskommt oder was beabsichtigt wurde.

Weiter schrieb ich: "Doch es kommt schlimmer, wie es auch in rechtsextremen Zeitschriften zu lesen und am Stammtisch zu hören ist. Dass Schwarzenegger gewinnt, "dürfte ausgemachte Sache sein, höchstens es gelingt, ihm irgendeine kriminelle Machenschaft anzuhängen, ein Nahverhältnis zu Jörg Haider oder gar den Nazis nachzuweisen. Aber auch da meint der Sohn eines österreichischen NSDAP-Mitglieds vorgesorgt zu haben. Das Holocaust Memorial Trust in Los Angeles wird ebenso wie das Simon Wiesenthal Centre in New York von ihm großzügig finanziell unterstützt."

Dies qualifizierte ich u.a. so: " Denn er drückt damit aus, was Rechtsextreme aber auch linke Antisemiten glauben, dass Amerika von "Juden" beherrscht wird, und dass diese diktieren." Welchen anderen Grund hat Schandl zu unterstellen eine Unterstützung jüdischer Institutionen sei nur eine "Vorsorge"? Was Heinz Blaha als "Schwarzeneggers Politik gegenüber jüdischen Institutionen" qualifiziert. Wieso sind Schandl und Blaha so überzeugt, dass ein Prominenter Nichtjude, der Geld an eine jüdische Institution spendet, dies nur aus politischen Gründen tun kann?

Heinz Blaha schreibt von einem "Persilschein", den Schwarzenegger erreichen wollte. Dieser Begriff kam erst nach 1945 auf, als man in Deutschland und Österreich glaubte das Problem der Massenpartei NSDAP mit administrativen Mittel lösen zu können und sich belastete NSDAP-Mitglieder Persilscheine besorgten, die sie entschuldigen sollten. Was bitte hat das mit einem jungen Österreicher zu tun, der in die USA vielleicht gerade wegen der politischen und kulturellen Atmosphäre Österreichs ausgewandert ist? Müssen Söhne von NSDAP-Mitgliedern den Anschauungen ihrer Eltern anhängen? Wirft man das gar in den USA jungen Österreichern und Deutschen in der Regel vor?

Der antisemitische Diskurs in Österreich ist - wie Sprachwissenschaftler bestätigen - heute in der Regel codiert. Wenn also Schandl das nicht so gemeint haben will, dann gibt es noch eine Lesart: Schandl wollte die politische Kultur in den USA loben. Denn dort läßt man im Gegensatz zu Österreich Antisemitismus, oder "ein Nahverhältnis zu Jörg Haider oder gar den Nazis" nicht durchgehen. Das aber kam nicht zum Ausdruck. In Wirklichkeit hat Schandl ein (seit vielen Jahrzehnten verbreitetes) typisches antisemitisches (und antiamerikanisches) Stereotyp gebraucht. Man spricht in Österreich von "gewissen Kreisen" oder von der "Ostküste", die von Heinz Blaha "Ostufer" genannt wird, darunter sind "die Juden" gemeint, die angeblich die USA beherrschen. Das kam auch implizit bei Schandl so heraus.

 

Karl Pfeifer

 

++++++++++++++++++++++++++++

 

F. Lorenz Glatz, Das soll von Karl Pfeifer sein?, 17. September 2003 (bisher im MUND nicht erschienen)

 

Das soll von Karl Pfeifer sein?

 

Unwillige Anmerkungen zur "antwort auf grundrisse" (mund 8.9.03)

 

Von einem Auslandsaufenthalt zurückgekehrt, habe ich mit Verspätung Karl Pfeifers Antwort auf die Stellungnahme der Redaktionen der "Streifzüge" und der "Krisis" auf seine (auch für mich nicht nachvollziehbare) Kritik an Franz Schandls Artikel über Arnold Schwarzenegger gelesen (Mund 8.9.03).

Es fällt schwer zu glauben, dass diese Zeilen tatsächlich von einem professionellen Journalisten wie Karl Pfeifer stammen. In seiner Antwort auf ein Schreiben von wenig über 1700 Zeichen verwechselt der Verfasser gleich in der Überschrift die Zeitschriften "Streifzüge" und "Grundrisse", dann den Einsender (Heinz Blaha) mit dem Schreiber der Stellungnahme (Ernst Lohoff).

Immerhin dementiert der Verfasser wenigstens implizit den von auf jeden Fall von Karl Pfeifer in seiner Kritik erhobenen Vorwurf, es sei antisemitisch, von einer Kumulation österreichischer und amerikanischer Idiotie im Falle Schwarzeneggers zu sprechen, wie es Schandl in einem Zwischenresüme tat. Dem eher verschämten Dementi folgt allerdings gleich die kommentarlose Abqualifizierung, es sei "dumm" sich so über den Austroamerikaner Schwarzenegger zu äußern (dass er Doppelstaatsbürger und nicht "Ex-Österreicher" ist und noch einiges mehr hätte Pfeifer oder wer immer zumindest aus Schandls Artikel erfahren können).

Der Gipfelpunkt von Schludrigkeit und Flappsigkeit ist allerdings die Interpretation von Lohoffs (laut dem Verfasser: Blahas) rhetorischer Frage, ob denn "das Wort ≠Idiotie‚ für Phänomene auf dem Ostufer des Atlantiks reserviert" sei. Wer immer die ominöse Antwort geschrieben hat, verwechselt doch glatt Europa, das Ostufer des Atlantiks, mit der "Ostküste" der USA, dem Codenamen der Antisemiten für die Juden, die angeblich die USA beherrschen, und unterschiebt diese Auffassung sowohl Lohoff (Blaha) als auch mit einem Schlenker erneut Schandl.

Angesichts der tiefer werdenden Krise aller gesellschaftlichen Beziehungen nimmt der Antisemitismus als letztlich massenmörderischer "Ausweg" bedrohlich zu. Umso empörender ist es, wenn der Kampf dagegen für Anpatzereien missbraucht wird und durch unfassbare Schludrigkeit in die Nähe Pawlowscher Reflexe gerät.

 

Lorenz Glatz

 

+++++++++++++++++++++++++++

 

G. antwort an lorenz glatz

Von: Karl Pfeifer, Mund 29.9.2003

================================================

 

Die Stellungnahme von Lorenz Glatz (Mund 26.9.03) zeigt die ganze Jämmerlichkeit einer Position auf, die den Journalisten diskreditieren will, der seinen Finger auf die offene Wunde legt, anstatt mit guten Argumenten meine Lesart zu widerlegen.

Ich werde hier nicht zum x-ten mal meinen Text erklären. Wehe dem Autor einer kritischen Auseinandersetzung, der auf eine Phalange von Verteidigern stößt, die jede Menge Zeit haben und denen es ein Vergnügen macht, sich auf diesen einzuschießen. Diese Methode charakterisiert Stalinisten, Trotzkisten und Maoisten. Die beherrsch(t)en diesen Stil perfekt und leider findet er immer wieder Nachahmer. Glaubt man damit einen Autor zermürben zu können?

Doch zur Sache. Arnold Schwarzenegger mag sympathisch oder unsympathisch sein. Franz Schandl hat ihm ohne die Spur eines Beweises unterstellt, er hätte jüdischen Institutionen in den USA Geld gespendet, weil er damit meinte "vorgesorgt zu haben", nur um einen Persilschein (Rohloff) für sich zu erhalten, da er doch Sohn eines NSDAP-Mitglieds ist. In der von Theodor Herzl gegründeten "Illustrierten Neuen Welt" (8/9 2003) ist ein Artikel über Arnold Schwarzenegger erschienen, dem ich folgendes entnehme: Schwarzenegger ist 1947 auf die Welt gekommen. Alfred Gerstl (ÖVP), zweimal Präsident des Bundesrates und seit 1992 Obmann der Kameradschaft der politisch Verfolgten in Graz, wurde während des NS-Regimes wegen "nicht-arischer" Abstammung verfolgt. Gerstl kannte Schwarzenegger als Teenager. Er hatte nach dem frühen Tod des Vaters Arnolds, des Gendarmeriepostenkommandanten von Thal, Vaterstelle übernommen. Er kümmerte sich auch um die geistige und charakterliche Entwicklung des jungen Schwarzeneggers. Gerstl erinnert sich, dass er ihn wiederholt zu Vorträgen in die Kameradschaft gebracht hatte. Als 1960 eine Gruppe von Neonazistudenten eine Demonstration veranstalteten, organisierte er eine Gegendemonstration. Schwarzegger pflegte auch mit einer Reihe von im Artikel genannten Gegnern des NS-Regimes Kontakt, so z.b. Albert Kaufmann, Leiter der Otto-Möbes-Schule der Arbeiterkammer und Mitglied der jüdischen Gemeinde in Graz. Franz Schandls Artikel bedient das in Österreich vorherrschende Vorurteil, dass die USA ein kulturloses Land ist, während wir hier an der blau-braunen-grauen Donau die Kultur gepachtet haben. Es scheint verhältnismäßig einfach am Beispiel von A.S. aufzuzeigen, dass im Gegensatz zu Österreich, das bekanntlich von Geistesriesen regiert wird, in den USA lauter Idioten regieren bzw. für ein Amt kandidieren. Dass ihm dabei unbewusst und vielleicht auch entgegen seiner deklarierten politischen Linie aus dem Bauch antisemitische Schlenker kamen, macht es nicht besser.

Glatz schreibt: "Angesichts der tiefer werdenden Krise aller gesellschaftlichen Beziehungen nimmt der Antisemitismus als letztlich massenmörderischer "Ausweg" bedrohlich zu." Dieser Antisemitismus kann auch deshalb stärker werden und zunehmen, weil man hier nicht zur Kenntnis nehmen will, dass es nicht mit dem massenmörderischen Antisemitismus beginnt, der sozusagen aus dem Nichts in einer Krise hervorkommt. In Österreich ist dieser nach 1945 weder aus der Gesellschaft noch aus der Politik verschwunden und die Sensibilität für impliziten Antisemitismus ist auch bei den meisten österreichischen Linken unterentwickelt. Die immer wieder in Österreich zu hörende und lesende Meinung, wonach ein Politiker in den USA nur dann Wahlen gewinnen könnte, wenn er sich zuvor einen Persilschein bei jüdischen Organisationen geholt hat, gehört dazu.

"Umso empörender ist es, wenn der Kampf dagegen (Antisemitismus K.P.) für Anpatzereien missbraucht wird und durch unfassbare Schludrigkeit in die Nähe Pawlowscher Reflexe gerät."

Also, was sagt dieser Satz u.a. aus?

Pfeifers Journalismus zeichnet sich durch "unfassbare Schludrigkeit" aus. Wenn ich mir aber die österreichischen Printmedien anschaue und daran denke, wie oft diese sich entschuldigen müssen, da kann ich sogar mit dem Urteil eines österreichischen Gerichtes aufwarten, in dem mir bescheinigt wird korrekt zitiert und recherchiert zu haben. Wie jeder Mensch kann auch ich Fehler begehen. Aber "Schludrigkeit" kann man mir nicht vorwerfen, auch wenn Herr Glatz beckmesserisch eine Verwechslung mir zum Vorwurf zu machen glaubt und mir eine missverständliche Formulierung - die in www.texten halt vorkommen - nocheinmal vorwirft, obwohl ich diese meine "Sünde" gestanden habe.

Was mich traurig stimmt ist folgende Tatsache, anstatt darüber zu diskutieren, was implizierter Antisemitismus ist, stürzen sich einige Advokaten von F.S. in die Bresche und beschuldigen mich, etwas geschrieben oder intendiert zu haben, was ich eben nicht tat. Sie beschuldigen mich, ich hätte Herrn Schandl als Antisemiten hingestellt. Und eben das tat ich nicht. Denn es kann in einer Gesellschaft wie der österreichischen auch jemand, der glaubt mit Antisemitismus nichts am Hut zu haben, unbewusst eine Äußerung entschlüpfen, die natürlich von den meisten Österreichern nicht als antisemitisch empfunden wird, die aber doch an diese Vorurteile appelliert bzw. diese bestätigt.

Was auch betrübt ist, dass man in einem Land wie Österreich, dessen Einwohner soviel von ihrer Kultur insbesondere Sprachkultur halten, so wenig sensibel für die Wirkung der Sprache und für Zwischentöne ist. Es kehrt immer wieder, für die meisten Österreicher beginnt Antisemitismus bei der physischen Gewalt gegen Juden. Wer aber unter dieser Schwelle Phänomene wahrnimmt, der wird mit wehleidigen Klagen konfrontiert, man sei doch kein Antisemit, wenn das auch keiner behauptet (hat). Wenn die Advokaten von F.S. glauben durch ihre Zuschriften reflexartig jede Kritik meinerseits abweisen und die Diskussion abwürgen zu können, dann irren sie sich.

Karl Pfeifer

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++

 

H. Lorenz Glatz, Abschließendes zur Auseinandersetzung mit Karl Pfeifer, 1. Oktober 2003

Ich werde Karl Pfeifer nicht auf das Niveau seiner Bemerkungen von wegen Methode der "Stalinisten, Trotzkisten und Maoisten", "Phalange von Verteidigern, die jede Menge Zeit haben", "Advokaten von F.S.", "wehleidige Klagen" etc. folgen.

 

Zur Sache halte ich fest, dass ich mich zu Karl Pfeifers Kritik an Schandls Artikel bisher nur in Parenthese geäußert habe, dass sie nämlich für mich "nicht nachvollziehbar" sei. Was Karl Pfeifer dazu alles durcheinander gerät, liegt nicht in meinem Bereich.

Meine geäußerte Kritik bezog sich auf Karl Pfeifers gelinde gesagt: sehr misslungene Antwort auf Lohoff (nicht Rohloff, wie K.P. meint). Konkret ging es um Pfeifers Verwechslungen (für deren eine sich die Redakteurin für verantwortlich erklärt hat), dann darum, dass er zwar sein (wie er inzwischen klargestellt hat: missverständliches) Antisemitismus-Verdikt gegen die Feststellung einer Kumulierung österreichischer und amerikanischer Idiotie im Phänomen Schwarzenegger zwar aufgibt, allerdings nur, um sie kommentarlos als "dumm" abzuqualifizieren. Mein Punkt aber war Karl Pfeifers unglaublich leichtfertiger Antisemitismus-Vorwurf (in einem Rundumschlag gegen Lohoff /Blaha und Schandl) wegen einer Passage, bei deren Lektüre er sichtlich Europa mit der Ostküste der USA verwechselte. Meine heftige Zurückweisung dieser konkreten Schludrigkeit ist für Karl Pfeifer bloß Beckmesserei. Das muss er mit sich selber ausmachen. Dass er mit einem Gerichtsurteil aufwarten kann, in dem ihm korrekte Recherche und Zitierweise bescheinigt werden, glaube ich ihm der Form und dem Inhalt nach umstandslos. Es hat bloß mit meiner konkreten Kritik nichts zu tun.

Ein wenig erinnert Karl Pfeifer in dieser Auseinandersetzung an einen Lehrer, der sich überall von schlimmen Schulbuben umgeben wähnt, auf deren Äußerungen er nicht mehr so genau hinhört, weil er ja eh zu wissen meint, was die so sagen und wie sie gemeint haben müssen, was sie so von sich geben. Da er auch in der Antwort auf meine Kritik wieder auf Schandl zurückkommt, der "ohne die Spur eines Beweises" dem Schwarzenegger unterstellt habe, durch Spenden an jüdische Organisationen gegen mögliche Angriffe vorgesorgt zu haben, notiere ich hier die Adresse des im übrigen recht kurzen Schandl-Artikels, damit sich LeserInnen davon ein Bild machen können: www.widerspruch.at/streifzuege/str_autor_schandl_schwarzenegger.html

Auch eine sorgsame Umschau im Internet könnte manches über Schwarzenegger lehren, das Karl Pfeifer entgangen sein mag.

Wie Schandl übrigens - so Karl Pfeifer in seiner Antwort an mich - "das in Österreich vorherrschende Vorurteil, dass die USA ein kulturloses Land ist, während wir hier an der blau-braunen-grauen Donau die Kultur gepachtet haben" und "dass im Gegensatz zu Österreich, das bekanntlich von Geistesriesen regiert wird, in den USA lauter Idioten regieren bzw. für ein Amt kandidieren" bedienen soll, ist Karl Pfeifers Geheimnis angesichts Schandls von Karl Pfeifer inkriminierter Charakterisierung des "Doppelstaatsbürgers" Schwarzenegger als Kumulation "österreichischer und amerikanischer Idiotie" und als möglicher Präsident "Österreichs, wo sich der Wahlhelfer Wolfgang Schüssels auf sein Altenteil zurückziehen könnte".

Ich möchte die Auseinandersetzung mit dieser Mail für mich beenden und bitte Karl Pfeifer mit der ihm in dieser Sache unterlaufenden Selbstbeschädigung aufzuhören, an der nur noch mitlesende Antisemiten ihre Freude haben können.

Lorenz Glatz

 

++++++++++++++++++++++++++++++++

 

I. Antwort an Herrn Lorenz Glatz, Mund 2. Oktober 2003

 

Von: Karl Pfeifer

================================================

Antwort an Herrn Lorenz Glatz

 

Tatsächlich hat Lorenz Glatz in einem Punkt recht. Journalisten die gratis im Internet schreiben, haben nicht immer die Zeit und Laune, auf

beckmesserische Anwürfe (die auch dort wo sie berechtigt sind, doch nichts

am Wesen der Sache ändern) zu antworten. Also hat er mich ertappt, ich habe in der Eile zwei Namen verwechselt, und es ist die Ostküste des Atlantiks gemeint und das habe ich falsch verstanden. Kann mir Herr Glatz andere "Schludrigkeiten" vorwerfen? Hat Herr Glatz keine andere Sorgen. Ist sonst alles in Ordnung in diesem Land? Was ich gelernt habe, wenn Dr. Schandl von einer "kumulierten Idiotie" schreibt, die in einer Person festgemacht wird, dann ist das in Ordnung, wenn ich diese Formulierung "dumm" finde, dann ist das zu kritisieren und ich müsste noch - unbezahlt versteht sich - eine genaue Textexegese für die Herren Schandl und Glatz nachliefern.

Lorenz Glatz passen meine politischen Stellungnahmen nicht. Das ist sein gutes Recht. Er aber glaubt einen Vernichtungsschlag gegen mich geführt zu haben und hat doch nur seine armselige Beckmesserei bewiesen.

Denn in der Sache geht es ihm doch darum, zu leugnen, dass einem aufrechten Linken, wie Dr. Schandl ein antisemitischer Schlenker unbewusst und ungewollt aus dem Bauch kommen kann. Wer einen solchen korrekt zitiert und wertet, wie ich das getan habe, dem wird sofort vorgeworfen, er hätte einen Linken beschuldigt "Antisemit" zu sein. Was ich aber nicht getan habe. Der Leser möge beurteilen, ob ich mich mit dieser Erklärung "selbstbeschädigt" habe. Was aber die Freude der Antisemiten angeht, mich hat diese Freude noch nie gekümmert, denn und hier hat Herr Lorenz Glatz einen glitschigen Pfad betreten, am Antisemitismus sind nicht irgendwelche Fehler, wahre oder angedichtete Eigenschaften von Juden schuld. Antisemiten stört die Tatsache, dass es überhaupt noch Juden gibt.

 

Karl Pfeifer

+++++++++++++++++++++++++++

 

K. Franz Schandl, Privates Schreiben an Karl Pfeifer vom 22. September 2003, veröffentlicht am 3. Oktober 2003

 

Werter Herr Pfeifer!

 

Vorweg: Den Kampf gegen den Antisemitismus halte ich für einen wichtigen und unterstützenswerten Kampf, auch wenn ich glaube, dass es hier große Differenzen zwischen Ihnen und mir gibt, wie er denn am besten zu führen sei.

Ich denke diesbezüglich auch einiges getan zu haben. Umso mehr überraschte es mich, plötzlich selbst des Antisemitismus beschuldigt zu werden. Dieser Brief ist nun vorerst einmal ein persönlicher, dazu da, Ihnen Gelegenheit zu geben, Ihre Stellungnahme zu überdenken. Zur weiteren Lektüre habe ich auch einige Beiträge aus der Volksstimme beigelegt, für die ich nun schon seit 1994 schreibe.

Gleich eingangs möchte ich festhalten, dass ich von meinem Text "Terminator for Governator" (Volksstimme 35, 28. August 2003) absolut keine Zeile zurücknehme. Der Artikel ist sorgfältig gearbeitet, die Formulierungen sind wohl durchdacht. Ich fühle mich daher auch nirgendwo erwischt, sondern nur verunglimpft. Die Bezichtigung des Antisemitismus ist nicht eine bloß abschätzige Kennzeichnung unter anderen, sie ist zweifellos eine der schwersten Vorwürfe, die man tätigen kann. Ist sie falsch, dann ist sie eine Infamie sondergleichen. Und sie ist falsch.

Zwei Sätze haben sie in ihrem Beitrag "Wien bleibt Wien" beanstandet. Der erste lautet: "Wenn österreichische und amerikanische Idiotie zu einer einzigen kumulieren, dann kommt so etwas wie Arnold Schwarzenegger raus." Das finden Sie in ihrem zweiten Schreiben nur noch dumm, ohne allerdings zu sagen warum. Aber darum geht es hier nicht. Sie dürfen dumm finden, was Sie wollen, Hauptsache, Sie haben den Vorwurf zurückgenommen.

Nicht so beim zweiten inkriminierten Absatz: "Dass jener [Schwarzenegger, F.S.] gewinnt, dürfte ausgemachte Sache sein, höchstens es gelingt, ihm irgendeine kriminelle Machenschaft anzuhängen, ein Nahverhältnis zu Jörg Haider oder gar den Nazis nachzuweisen. Aber auch da meint der Sohn eines österreichischen NSDAP-Mitglieds vorgesorgt zu haben. Das Holocaust Memorial Trust in Los Angeles wird ebenso wie das Simon Wiesenthal Centre in New York von ihm großzügig finanziell unterstützt. 1997 erhielt er von letztgenannter Institution das "National Leadership Award". Arnie ist ein Antifaschist, zweifelsohne."

Dazu schreiben Sie allen Ernstes: "Dieser antisemitische Furz des Schandl kommt ganz unbewusst, aber er ist laut und stinkt. Denn er drückt aus, was Rechtsextreme, aber auch linke Antisemiten glauben, dass Amerika von "Juden" beherrscht wird, und dass diese diktieren." Warum dem so sei, das sagen sie allerdings nicht. Sie werden es auch nicht können. Der Beleg belegt gar nichts, zumindest nichts von dem, was sie sagen. Die helle Empörung, die Sie an den Tag legen, macht die Sache nicht besser, die Fäkalsprache (der Furz, der da laut ist und stinkt) lässt mehr Aufregung vermuten als Argumentation. Sie qualifizieren hier leichtfertig eine Passage ohne auch nur Kriterien der Qualifizierung angeben zu können. Und sie wiederholen das in ihrem zweiten Schreiben (Mund vom 8.9.03). Ich habe bisher niemanden getroffen, der Ihre Interpretation auch nur im entferntesten teilt.

Die Juden, die Amerika diktieren, werden mir angedichtet, weder der Absatz, noch der Text noch der Kontext lassen diese Deutung zu. Sie ist reine Willkür. Die Schlussfolgerung ist absolut nicht schlüssig. Sie ist in diesem Fall eine hartnäckige Einbildung sondergleichen, eine Projektion. Derlei abstruse Gedanken wären mir selbst in Zeiten, wo ich mich mit solchen Fragen wenig beschäftigte, nicht gekommen. Es ist schon ein starkes Stück, wenn man der primitivsten antisemitischen Codes bezichtigt wird, ohne dass auch nur ein Indiz dafür geliefert werden kann. Und als Draufgabe meinen Sie dann noch, ich sei so dumm, dass mir das nicht einmal auffällt. Welch Kompliment: Nicht einmal ein bewusster Antisemit soll ich sein, sondern einer, dem bewusstlos der Antisemitismus aus dem Bauch kommt, dem halt so auskommt, was in den Leuten drinnen ist. Na danke, kann ich da nur sagen und Glückwunsch zu dieser Ferndiagnose in Menschenkenntnis.

Es ist im heutigen politischen und (kultur)industriellen Geschäft üblich, sich durch Sponsoring Sympathie, Wohlwollen, Unterstützung, Indifferenz zu erwerben. Dieses Spendenwesen ist ein dem kapitalistischem Betrieb immanenter großer Markt: Es kennt politische Parteien, Vereine zur Förderung lediger Mütter, die Feuerwehr, die Heilsarmee, Fußball- und Rugbyclubs, aber auch jüdische Institutionen. Antisemitisch wäre es aus diesem allgemeinen gesellschaftlichen Prinzip ein spezifisch jüdisches zu konstruieren, nach dem Motto: "Gib den Juden Geld, dann unterstützen sie dich" oder ähnlichen Schwachsinn. Das habe ich weder getan noch angedeutet.

Was ich gesagt habe, ist, dass Schwarzenegger meint, es sich hier richten zu können. Und das funktioniert ja auch ganz gut. In den mir bekannten einschlägigen Diskussionen wird, wenn immer was diesbezüglich über Arnie ins Spiel gebracht wird, gerade darauf verwiesen. Nur ein Beispiel: Timothy Noah etwa schreibt am 7. August, kurz nach Schwarzeneggers Auftritt in Lenos "Tonight show" den Artikel "Schwarzenegger's Nazi problem": "Why on Earth didn't Schwarzenegger take this opportunity to speak out against Waldheim? It surely isn't because Schwarzenegger himself had any Nazis sympathies (though during the filming of the documentary Pumping Iron, he reportedly once made a foolish comment praising Hitler)."

Bezüglich Waldheim hat ihn Schwarzenegger enttäuscht, gleichzeitig schreibt Timoty Noah, Kolumnist des "Slate" aber auch: "Rather than confront his Waldheim problem headon, Schwarzenegger has proclaimed his disgust for Nazism, raised money for education about the Holocaust, travelled to Israel (...) and given generously to the Simon Wiesenthal Center in Los Angeles, which in 1997 bestowed on him it's National Leadership Award. "He wants to truck with Waldheim" the Wiesenthal Center's Rabbi Marvin Hier told the Jerusalem Post. "He probably did not have any clue as to the seriousness of the allegations against Waldheim at the time [i.e., 1986]. To suggest that Arnold's an anti-Semite ist presposterous. He's done more to further the cause of Holocaust awareness than almost any other Hollywood star."

Wie taktisch (oder gelegentlich auch untaktisch) Schwarzenegger "his Waldheim problem" (Timothy Noah) behandelt, demonstriert der gleiche Artikel. Noah zitiert hier aus "Wendy Leigh, Arnold: The Unauthorizised Biography" eine Begebenheit zu Arnies Hochzeit, wo dieser gesagt haben soll: "My friends don‚t want me to mention Kurt‚s name, because of all the recent Nazi stuff and the U.N.controversy, but I love him and Maria does too, and so thank you, Kurt." Was heißt das nun, außer, dass die Freunde damals schon vor diesem positiven und lautstarken Bekenntnis zu Waldheim gewarnt haben, Arnold das aber (also am Tag seiner Hochzeit 1987) noch nicht einsehen wollte. In der Zwischenzeit ist er da "reifer", also vorsichtiger geworden, wenngleich er sich noch immer nicht distanziert: "I hate to talk about it, because it‚s a no-win situation", sagte er dem Playboy 1988. (Stand so auch in meinem Volksstimme-Artikel)

Zusammenfassung: Der Verweis auf Schwarzeneggers Unterstützung jüdischer Institutionen war und ist immer noch das schlagendste Argument und die beste Versicherung gegen die Unterstellungen, dass er ein Antisemit sei oder Sympathien für die Nazis hege: Ob diese Vorwürfe zurecht oder zu Unrecht bestehen, habe ich nicht beurteilt oder kann ich auch nicht beurteilen. Dies war auch nicht Gegenstand meines Beitrags gewesen. Mir reicht, was der "normale" Schwarzenegger so von sich gibt und was seine Filme ausdrücken. Mir ist es gar nicht darum gegangen Schwarzenegger meinerseits des Antisemitismus oder des Faschismus zu bezichtigen. Da weiß ich zu wenig, um hier eine sichere Aussage zu treffen. Aber auch wenn ich Schwarzenegger für keinen Faschisten halte, halte ich ihn ebenfalls für keinen Antifaschisten. Er ist hier indifferent. Der Terminator ist ein Kalkulator, der was werden will. Sein Verhalten ist dem Ziel angemessen. Arnie hat zugelernt, er weiß, was er wann und wo zu wem zu sagen hat, was er zu spenden hat, letztlich wie er sich verhalten muss, um politisch zu reüssieren. Das obligate politische Gerede des aktuellen Arnie halte ich für eine Mischung aus Eigenkalkül und angelerntem Medientraining.

Also noch einmal. Ob ich glaube, dass Schwarzenegger jüdische Institutionen aus taktischem Kalkül unterstützt, ein klares JA. Aber selbst wenn ich irren sollte, wäre das ebenso wenig antisemitisch wie wenn ich recht habe. Mein Text benennt nur einen konkreten Fall, Sie folgern aus dem konkreten Fall ein allgemeines Prinzip, um dann demagogisch zu fragen: "Welchen anderen Grund hat Schandl zu unterstellen eine Unterstützung jüdischer Institutionen sei nur eine "Vorsorge"?" Das steht zwar nirgends und ist auch nirgends zu schließen, noch denke ich solchen Schwachsinn. Sie erliegen einem klassischem induktiven Fehlschluss: Weil ich sage, dass Arnold meint, es sich mit Spenden richten zu können, würde ich davon ausgehen, dass jede Unterstützung jüdischer Institutionen diesem Muster der Berechnung und Opportunität folgt und gar dem Wahn aufsitzen, die Juden würden Amerika beherrschen. - Welch Logik ist das??

Politik funktioniert da im Großen so wie im Kleinen. Als ich Gemeinderat der Alternativen Liste in Heidenreichstein gewesen bin (1985-1995), unterstützte ich regelmäßig den sehr regen "Verein Eltern behinderter Kinder". Das war mir ein persönliches Bedürfnis. Den örtlichen Fußballclub hingegen unterstützte ich aus taktischem Kalkül. Ich wollte mir dort die Nachrede ersparen, dass ich ein neidiger Mensch sei und für den Sport nichts übrig habe. Vor allem wollte ich wegen dieser Nebensache keine Wähler verlieren. Den Kameradschaftsbund hingegen unterstützte ich überhaupt nicht, sondern bekämpfte ihn wie er mich. Das war mir ebenfalls ein persönliches Anliegen.

Diverse (um es vornehm auszudrücken) Ungenauigkeiten kennzeichnen Ihre Äußerungen, so auch Ihre Antwort auf den Blaha genannten Lohoff und die Grundrisse genannten Streifzüge resp. Krisis. Erstens haben Lohoff/Blaha &Co. nie gesagt, dass Sie gesagt haben, dass ich Antisemit sei, sondern bloß, dass ich in ihrem Text als solcher "figuriere". Und das ist klar der Fall: Wenn jemand wie ich in eine Reihe mit AIK, Befürworter von Selbstmordattentaten, Rechtsextremen, linken Antisemiten und Anti-Bernhard-Beschimpfern gestellt werde, dann liegt diese Schlussfolgerung nicht nur nahe, sie drängt sich geradezu auf. Ihr Text hat nicht nur falsche Assoziationen zur Voraussetzung, er konstruiert in seiner Gestaltung ebensolche. Ich behaupte nun, dass Ihr "Wien bleibt Wien" nur so gelesen werden kann, selbst wenn Sie es nicht dezidiert ausgesprochen haben. Ich weiß nicht, ob das Absicht ist, aber es ist der Fall.

Zweitens: von einer "Ostküste" war weder in meinem Text, und auch nicht in dem von Lohoff, Blaha&Co die Rede. Wohl aber in letzterem von einem OSTUFER des Atlantiks, das selbstverständlich mit der Ostküste in den USA weder geographisch noch sonst wie in den Konnex gebracht werden kann, wie das bei Ihnen geschieht. Die Geographie geht nämlich tückischerweise so: Des Atlantiks Ostufer ist Europa, Amerika ist des Atlantiks Westufer. Sie schlussfolgern aber aus der falschen Lesart, dass hier ein Angriff auf die Juden (die Ostufer genannte Ostküste) stattgefunden hat, bringen das sofort in Zusammenhang mit dem unerträglichen Gerede von "gewissen Kreisen" und schon ist ihre "Argumentation" fertig: "Das kam auch implizit bei Schandl so heraus". Nein, das kam explizit von Pfeifer so herein!!

Festzuhalten bleibt: Beiderseits des Teiches gibt es Idiotien, die Hollywood-Filme des Arnold Schwarzenegger gehören zu den größten amerikanischen Idiotien, ich halte jene für gemeingefährlich, in Aussage und Ästhetik für menschenfeindlich und brutal, ja faschistoid. Aber sie kennzeichnen ihren Helden. An diesen Filmen soll Schwarzenegger gemessen werden, an den Leichenparaden, dem aggressiven Antikommunismus u.v.m. Das habe ich getan. Und ähnliches werde ich auch weiter tun.

Drittens: Nirgendwo habe ich übrigens behauptet, dass jede Zahlung eines Nichtjuden für eine jüdische Organisation immer aus opportunistischen Gründen erfolgt. Für wie blöd halten Sie mich eigentlich? Es gibt verschiedene Gründe, wem etwas zu spenden. Siehe oben. Bezüglich Schwarzenegger habe ich eben diese meine Einschätzung und Sie eine andere. Ihre ist nicht weniger antisemitisch als meine.

Viertens: Ihre Behauptung, ich traue einem Sohn von Nazi-Eltern nichts anderes zu als ihren Eltern, ist ebenso völlig irreführend. Selbstverständlich tue ich das nicht, und kenne auch genügend Leute, die mit den Inhalten ihrer Eltern oder Großeltern radikal gebrochen haben. Genealogischen Verdächtigungen waren nie meins. Abgesehen davon, dass Sie mir einmal mehr ein hohes Maß an Dummheit unterschieben, mit dem ich wahrlich nicht dienen kann, ist dies dem Text in keiner Zeile zu entnehmen.

Warum aber ist Schwarzenegger über 15 Jahre nicht dazu imstande, sich von Waldheim zu distanzieren? Frage ich mich, fragt Timothy Noah sich, fragen Sie sich anscheinend nicht. Ich denke zu wissen, warum: Distanziert er sich, dann ist sein österreichischer Fanclub von Krone und Stammtisch beleidigt, da er ja die Volksgemeinschaft verraten hat. Übt er allerdings Solidarität mit "Freund Kurt", dann kann er aktuell nicht mehr Governor werden, bzw. würden einige Regisseure in Zukunft auf seine Mitarbeit weniger Wert legen etc.- Genau das meint er, der Winner, wenn er von einer "no-win-Situation" spricht. Aber auch das war meinem ursprünglichen Beitrag zu entnehmen.

Werter Herr Pfeifer, Ihre Texte zu mir sind reine Phantasmata, die Vorwürfe entbehren jeder Grundlage. Sie haben sich ganz offensichtlich in einen Wirbel geschrieben. Nun denke ich, dass das nicht passieren soll, aber passieren kann. Wir mögen in dieser oder jener Frage Differenzen, ja grobe Meinungsunterschiede haben, die Bezichtigung darf auf jeden Fall nicht weiter im Raum stehen bleiben. Ich gehe daher davon aus, dass Sie die Antisemitismus-Vorwürfe gegen mich umgehend zurücknehmen und dies in den Organen, wo jene getätigt wurden, auch öffentlich kundtun.

Mit freundlichen Grüßen

Franz Schandl

 

Diverse Artikel aus der Volksstimme 1994-2002

Timothy Noah, Schwarzenegger's Nazi problem

++++++++++++++++++++++++

L. Gerold Wallner, Nicht undumm!, 1. Oktober 2003

Ein mir befreundeter Journalist wurde anlässlich eines Artikels, den er über Motive, Absichten und Aktivitäten des Schauspielers Schwarzenegger schrieb, des Antisemitismus geziehen.

Der Kabarettist Joseph Hader hat einmal in einem Programm behauptet, es wäre so einfach, politisches Kabarett zu machen: Es genüge, sich auf die Bühne zu stellen und zu sagen "Schüssel", und er Saal lacht; "Haider", und der Saal brüllt.

Ähnlich Reflexhaftes passiert hier. Der mir befreundete Journalist hat zwei jüdische Organisationen und Spenden an sie in seinem Artikel (wie oben nach zu lesen) erwähnt. Und der Saal tobt.

Die angesprochenen Organisationen sind weltweit geachtet, sie zu unterstützen, ist also durchaus honorig. Welche Motive Schwarzenegger dabei gehabt hat - und nichts spricht dafür, dass der Kandidat deutlich und unlauter vom sozialen Verhalten abweicht, das in den USA Prominente an den Tag zu legen haben -, steht hier aber nicht zur Debatte.

Was hier verhandelt wird, ist "ein Antisemitismus aus dem Bauch". Dabei allerdings handelt es sich um eine doppelte Unterstellung, um die Unterstellung einer Unterstellung. Dem mir befreundeten Journalisten wird unterstellt, er halte für richtig, dass (zweite Unterstellung) Schwarzenegger mit der (unterstellten) Macht jüdischer Organisationen zu kämpfen habe, ohne ihre wohlwollende Unterstützung und ohne ihren käuflichen Einfluss die Wahl nicht gewinnen könne, und dass diese Unterstellung (eines antisemitischen Stereotyps) gegenüber dem kalifornischen Kandidaten für den mir befreundeten Journalisten etwas vollkommen Einsichtiges sei, dem er "aus dem antisemitischen österreichischen Bauch heraus" nur beifällig zustimmen könne.

Es ist nicht lustig, sich mit dieser Art von Polemik auseinander setzen zu müssen. Wäre diese Auseinandersetzung nicht bis zur Abwehr eines Rufmords gediehen, hätten wir Sie nicht mit der Kompilation dieser - nennen wir s Debatte - belästigt.

 

++++++++++++++++++++++++++

 

(Stand 3. Oktober 2003)