Seitenzahlen verweisen auf: Karl Marx/ Friedrich Engels - Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 26.3. Berlin/DDR. 1962. »Theorien über den Mehrwert - Dritter Teil«

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Beilagen

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Revenue and its sources 1*).

Die Vulgärökonomie [118]


[1.] Entwicklung des zinstragenden Kapitals auf Basis der kapitalistischen Produktion. [119] [Das zinstragender Kapital als eine Fetischform des Kapitals. Vulgärökonomen und Vulgärsozialisten über Kapitalzins]

¦¦XV-891¦ Die Form der Revenue und die Quellen der Revenue drücken die Verhältnisse der kapitalistischen Produktion in der f e t i s c h a r t i g s t e n Form aus. Es ist ihr Dasein, wie es an der Oberfläche scheint, von dem verborgnen Zusammenhang und den vermittelnden Zwischengliedern getrennt. So wird die Erde die Quelle der G r u n d r e n t e, das K a p i t a l die Quelle des P r o f i t s und die A r b e i t die Quelle des A rb e i t s l o h n s. Die verdrehte Form, worin die wirkliche Verkehrung sich ausdrückt, findet sich natürlich reproduziert in den Vorstellungen der Agenten dieser Produktionsweise. Es ist dies eine Fiktionsweise ohne Phantasie, eine Religion des Vulgären. Die Vulgärökonomen - sehr zu unterscheiden von den ökonomischen Forschern, die wir kritisiert - übersetzen in der Tat die Vorstellungen, Motive etc. der in der kapitalistischen Produktion befangnen Träger derselben, in denen sie sich nur in ihrem oberflächlichen Schein reflektiert. Sie übersetzen sie in eine doktrinäre Sprache, aber vom Standpunkt des herrschenden Teils aus, der Kapitalisten, daher nicht naiv und objektiv, sondern apologetisch. Das bornierte und pedantische Aussprechen der Vulgärvorstellungen, die sich notwendig in den Trägern dieser Produktionsweise erzeugen, ist sehr verschieden von dem Drang der politischen Ökonomen, wie Physiokraten, A. Smith, Ric[ardo], den innren Zusammenhang zu begreifen.

Indes von allen diesen Formen ist der vollständigste Fetisch das z i n s t r a g e n d e K a p i t a l. Wir haben hier den ursprünglichen Ausgangspunkt des

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1*) Revenue und ihre Quellen

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Kapitals - Geld - und die Formel G-W-G', reduziert auf ihre beiden Extreme G-G'. Geld, das mehr Geld schafft. Es ist die ursprüngliche und allgemeine Formel des Kapitals auf ein sinnloses Resumé zusammengezogen.

Die E r d e oder N a t u r als Quelle der G r u n d r e nt e, i.e. des Grundeigentums, ist fetischartig genug. Aber durch eine angenehme Verwechslung von Gebrauchswert und Tauschwert bleibt der gewöhnlichen Vorstellung noch die Zuflucht von der Produktivkraft der Natur selbst, die durch irgendeinen Hokuspokus sich im Landlord personifiziert.

Die Arbeit als Quelle des Arbeitslohns, d.h. eines durch spezifisch gesellschaftliche Form der Arbeit bestimmten Anteils des Arbeiters an seinem Produkt, die Arbeit als Quelle davon, daß der Arbeiter von dem Produkt (dem Kapital, stofflich betrachtet)

durch seine Arbeit sich die Erlaubnis zu produzieren erkauft und in der Arbeit die Quelle besitzt, wodurch ihm ein Teil seines Produkts als Bezahlung von diesem Produkt als Arbeitgeber zurückströmt, ist auch schön genug. Aber die gewöhnliche Vorstellung ist doch hier soweit mit der Sache selbst im Einklang, daß, wenn sie auch Arbeit mit Lohnarbeit verwechselt, daher das Produkt der Lohnarbeit den Arbeitslohn - mit dem Produkt der Arbeit, dennoch das Eine dem gesunden Menschenverstand klar bleibt, daß die Arbeit selbst ihren Lohn schafft.

Vom 1*) K a p i t a l, soweit es im P r o d u k t i o n sp r o z e ß betrachtet wird, bleibt immer mehr oder minder die Vorstellung, daß es ein Instrument ist, fremde Arbeit zu fischen.

Dies mag als "Recht" oder "Unrecht", begründet oder unbegründet, verhandelt werden, das Verhältnis des Kapitalisten zum Arbeiter ist hier immer unterstellt und untergedacht.

Soweit das K a p i t a l im Z i r k u l a t i o n s p r oz e ß erscheint, was der gewöhnlichen Anschauung besonders entgegentritt im K a u f m a n n s k a p i t a l, als einer Sorte Kapital, die bloß mit dieser Operation betraut ist, so wird der Profit hier teils von einer dumpfen Vorstellung allgemeiner Prellerei begleitet oder spezieller so, daß der Kaufmann den industriellen Kapitalisten prellt, oder auch den Konsumenten, wie der industrielle Kapitalist den Arbeiter oder die Produzenten sich wechselweis. Jedenfalls wird der Profit hier aus dem exchange 2*) erklärt, also aus einem gesellschaftlichen Verhältnis, nicht aus einem Ding.

Dagegen in dem z i n s t r a g e n d e n K a p i t a l ist der Fetisch vollendet. Es ist dies das fertige Kapital - wonach es Einheit des Produktionsprozesses und

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1*) In der Handschrift: D. - 2*) Austausch

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Zirkulationsprozesses -, daher in bestimmter Zeitperiode bestimmten Profit bringt. In der Form des zinstragenden Kapitals bleibt bloß diese Bestimmung, ohne die Vermittlung von Produktionsprozeß und Zirkulationsprozeß. In Kapital und Profit ist noch die Erinnerung an die Vergangenheit desselben, obgleich durch die Verschiedenheit des Profits vom Mehrwert, den uniformen Profit aller Kapitalien - allgemeine Profitrate - das Kapital schon ¦¦892¦ sehr verdunkelt, Dunkelding und mystère wird.

Im zinstragenden Kapital ist dieser a u t o m a t i s c h e F e t i s c h v o l l e n d e t, der sich selbst verwertende Wert, das geldmachende Geld, und trägt es in dieser Form keine Narben seiner Entstehung mehr. Das gesellschaftliche Verhältnis ist vollendet als Verhältnis des Dings (Geld, Ware) zu sich selber.

Die weitre Untersuchung über den Zins und sein Verhältnis zum Profit gehört nicht hierher; sowenig wie die Untersuchung, in welchem Verhältnis der Profit sich teilt in industriellen Profit und Zins. Soviel klar, daß in Kapital und Zins das Kapital als mysteriöse und selbstschöpferische Quelle des Zinses, seiner Vermehrung, vollendet ist. In dieser Form existiert das Kapital daher auch für die Vorstellung besonders. Es ist das Kapital p a r e x c e l l e n c e.

Da auf Grundlage der kapitalistischen Produktion eine bestimmte Wertsumme, in Geld oder Waren dargestellt - eigentlich in Geld, der verwandelten Form der Ware -, die Macht gibt, ein bestimmtes Quantum Arbeit gratis aus den Arbeitern auszuziehn, bestimmte surplus value, surplus labour, surplus produce 1*) sich anzueignen, so klar, daß das Geld selbst als Kapital verkauft werden kann, aber als eine Ware sui generis 2*), oder daß Kapital in der Form von Ware oder Geld gekauft werden kann.

Es kann als Quelle des Profits verkauft werden. Durch Geld etc.

befähige ich den andren, sich surplus value anzueignen. Es ist also in der Ordnung, daß ich einen Teil dieser surplus value erhalte. Wie das Land Wert hat, weil es mich befähigt, einen Teil der surplus value abzufangen, ich also in dem Land bloß diese durch es abgefangne surplus value zahle, so im Kapital die durch es geschaffne surplus value. Da im kapitalistischen Produktionsprozeß der Wert des Kapitals sich verewigt, reproduziert, beseits seinem Mehrwert, so ist es in der Ordnung, daß, wenn Geld oder Ware als Kapital verkauft werden, sie nach bestimmter Periode zu dem Verkäufer retournieren und er es nie veräußert wie die Ware; [er] das Eigentum daran behält. Geld oder Ware wird so nicht als Geld oder Ware verkauft, sondern in zweiter Potenz, als Kapital, als sich vermehrendes Geld oder Warenwert.

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1*) Mehrwert, Mehrarbeit, Mehrprodukt - 2*) eigener Art

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Es vermehrt sich nicht nur, sondern erhält sich im Gesamtprozeß der Produktion. Es bleibt daher als Kapital für den Verkäufer, kehrt zu ihm zurück. Der Verkauf besteht darin, daß ein Dritter, der es als produktives Kapital verwendet, von seinem Profit, den er nur durch dies Kapital macht, bestimmten Teil dem Besitzer des Kapitals zu zahlen [hat]. Es wird vermietet wie das Land als ein wertschaffendes Ding, das sich in dieser Wertschöpfung erhält, beständig retourniert und daher auch dem ursprünglichen Verkäufer retourniert werden kann. Nur durch den Return 1*) zu ihm ist es Kapital. Sonst verkaufte er es als Ware oder kaufte mit ihm als Geld.

Jedenfalls aber ist die Form, für sich betrachtet, die (es 2*)

wird in der Tat periodisch veräußert, als Mittel, Arbeit zu exploitieren, Mehrwert zu machen), daß das Ding nun als Kapital und das Kapital als bloßes Ding erscheint, das gesamte Resultat des kapitalistischen Produktions- und Zirkulationsprozesses als eine dem Ding inhärente Eigenschaft, und es hängt vom Besitzer von Geld, i.e. der Ware in ihrer stets austauschbaren Form ab, ob er es als Geld verausgaben oder als Kapital vermieten will.

Es ist hier das Verhältnis des Kapitals als principal 3*) zu sich selbst als fructus 4*), und an seinem eignen Wert ist der Profit gemessen, den es abwirft, ohne durch diesen Prozeß verlorenzugehen (wie dies der Natur des Kapitals entspricht).

Es ist daher klar, warum die oberflächliche Kritik, ganz wie sie die Ware will und das Geld bekämpft, so sich jetzt mit ihrer reformierenden Weisheit gegen das zinstragende Kapital wendet, ohne die wirkliche kapitalistische Produktion anzutasten, nur eins ihrer Resultate angreift. Diese Polemik gegen das zinstragende Kapital vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion aus, die heutzutag als "Sozialismus" sich aufbläht, findet sich übrigens als Entwicklungsmoment des Kapitals selbst z.B. im 17. Jahrhundert, wo der industrielle Kapitalist sich erst gegen den altmodischen Wucherer, der ihm damals noch übermächtig, durchzusetzen hatte.

¦¦893¦ Die vollständige V e r s a c h l i c h u n g, V e rk e h r u n g und V e r r ü c k t h e i t des Kapitals als zinstragendes Kapital - worin jedoch nur die innre Natur der kapitalistischen Produktion, [ihre] Verrücktheit, in handgreiflichster Form erscheint - ist das Kapital als "compound interest" bearing 5*), wo es als ein Moloch erscheint, der die ganze Welt als das ihm gebührende Opfer verlangt, durch ein mysteriöses Fatum jedoch seine gerechten, aus seiner Natur selbst hervorgehenden Forderungen nie befriedigt, stets durchkreuzt sieht.

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1*) Rückfluß - 2*) das Geld - 3*) Summe - 4*) Frucht - 5*) "Zinseszins" tragend

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Die charakteristische Bewegung des Kapitals, sowohl im Produktionsprozeß als Zirkulationsprozeß, ist die Rückkehr des Geldes oder der Ware zu ihrem Ausgangspunkt, zum Kapitalisten. Es drückt dies sowohl die reale Metamorphose aus, daß die Ware in ihre Produktionsbedingungen und die Produktionsbedingungen wieder in die Form der Ware verwandelt werden: Reproduktion. Anderseits die formelle Metamorphose, daß die Ware in Geld, das Geld wieder in Ware verwandelt wird. Endlich die Vervielfältigung des Werts, G-W-G'. Der ursprüngliche Wert, aber im Prozeß sich vergrößernd, bleibt immer in der Hand desselben Kapitalisten. Nur die Formen wechseln, worin er ihn in der Hand hat, als Geld, Ware, oder in der Form des Produktionsprozesses selbst.

Diese R ü c k k e h r des Kapitals zu seinem Ausgangspunkt erhält im zinstragenden Kapital eine ganz ä u ß e r l i c h e, von der wirklichen Bewegung, deren Form sie ist, getrennte Gestalt. A gibt sein Geld aus, nicht als Geld, sondern als Kapital.

Es geht hier kein change 1*) mit dem Geld vor. Es wechselt nur die Hände. Seine wirkliche Verwandlung in Kapital vollzieht sich erst in der Hand von B. Aber für A ist es Kapital geworden durch den Übergang des Geldes aus der Hand von A in die von B. Der wirkliche Return des Kapitals aus den Produktions- und Zirkulationsprozessen findet für B statt. Aber für A findet der return in derselben Weise statt wie die Veräußerung. Es geht von der Hand von B wieder in die von A zurück. Er v e r l e i h t das Geld, statt es auszugeben.

Jeder Stellenwechsel des Geldes im wirklichen Produktionsprozeß des Kapitals drückt ein Moment der Reproduktion [aus], sei es Verwandlung von Geld in Arbeit, sei es Verwandlung der fertigen Ware in Geld (Schluß des Produktionsakts), sei es Rückverwandlung des Geldes in Ware (Erneurung des Produktionsprozesses, Wiederbeginn der Reproduktion). Der Stellenwechsel des Geldes, wenn es als K a p i t a l v e r l i e h n wird, also nicht in Kapital verwandelt wird, sondern als Kapital in die Zirkulation eintritt, drückt nichts aus als transfer 2*) desselben Geldes aus einer Hand in die andre. Der Eigentumstitel bleibt in der Hand des Verleihers, aber der Besitz geht in die Hand des industriellen Kapitalisten über. Für den Verleiher aber beginnt die Verwandlung des Geldes in Kapital von dem Augenblick, wo er es, statt als Geld auszugeben, es als Kapital ausgibt, d.h. in die Hand des industriellen Kapitalisten gibt. (Es bleibt für ihn Kapital, wenn er es auch nicht dem Industriellen, sondern dem Verschwender leiht, oder wenn er einem Arbeiter leiht, der seine Miete nicht zahlen kann. Die ganze Pfandhausgeschichte.)

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1*) keine Verwandlung - 2*) Übertragung

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Allerdings verwandelt der andre es in Kapital, aber das ist eine Operation jenseits der, die zwischen Verleiher und Leiher vorgeht. I n i h r i s t d i e s e V e r m i t t l u n g a u s g e l ö s c h t, nicht sichtbar, nicht unmittelbar einbegriffen. Statt der wirklichen Verwandlung von Geld in Kapital zeigt sich hier nur die inhaltslose Form derselben. Wie beim Arbeitsvermögen w i r d d e r G e b r a u c h s w e r t d e s G e l d e s h i e r d e r, Tauschwert zu schaffen, g r öß r e n T a u s c h w e r t, a l s i n i h m s e l b s t e n t h a l t e n i s t. Es w i r d a l s s i c h v e rw e r t e n d e r W e r t v e r l i e h n, [als] Ware, nur [als] Ware, die sich eben durch diese Eigenschaft von der Ware als solcher unterscheidet und daher auch eine e i g e n t ü ml i c h e F o r m d e r V e r ä u ß e r u n g b e s i t z t.

Der Ausgangspunkt des Kapitals ist der Warenbesitzer, Geldbesitzer, kurz, der Kapitalist. Da bei ihm Ausgangspunkt und Rückgangspunkt zusammenfallen, kehrt es zum Kapitalisten zurück. Hier aber existiert der Kapitalist doppelt, der Eigentümer des Kapitals und der industrielle Kapitalist, der wirklich Geld in Kapital verwandelt. Faktisch strömt ¦¦894¦ das Kapital von ihm aus und kehrt zu ihm zurück. Aber nur als dem Besitzhalter. Der Kapitalist existiert doppelt. Juristisch und ökonomisch. Als Eigentum kehrt es daher auch zu dem juristischen Kapitalisten, [dem] left handed Sam 1*), zurück. Aber die Rückkehr des Kapitals, die die Erhaltung seines Werts einschließt, es als sich erhaltenden und verewigenden Wert setzt, ist wohl vermittelt für Kapitalist Nr.

II, aber nicht für Kapitalist Nr. I. Die Rückkehr drückt sich hier daher auch nicht aus als Konsequenz und Resultat einer Reihe ökonomischer Prozesse, sondern infolge einer besondren juristischen Transaktion zwischen Käufer und Verkäufer; daß es v e rl i e h n, s t a t t v e r k a u f t, a l s o n u r t e mp o r ä r v e r ä u ß e r t w i r d. Was in der Tat v e rk a u f t w i r d, i s t s e i n G e b r a u c h s w e r t, der h i e r d e r i s t, T a u s c h w e r t zu setzen, Profit zu produzieren, mehr Wert zu produzieren, als es selbst enthält. Als Geld ändert es sich nicht durch den Gebrauch. Aber als Geld wird es ausgegeben, und als Geld strömt es zurück.

Die Form, worin es zurückströmt, hängt von der Reproduktionsweise des Kapitals ab. Wird es als Geld verliehn, so retourniert es in der Form des zirkulierenden Kapitals, sein ganzer Wert + Surpluswert, hier den Teil des Surpluswerts oder Profits, der sich in Zins auflöst: die ausgeliehne Geldsumme + der aus ihr entsprungnen Zuwachssumme.

Wird es in der Form von Maschinerie, Baulichkeiten etc. ausgeliehn, kurz, in einer stofflichen Form, worin es im Produktionsprozeß als fixes Kapital funktionieren muß, so retourniert es in der Form des fixen Kapitals,

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1*) (soviel wie:) Nebengemahl

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als Annuité 1*), d.h. z.B., jährlich = dem Ersatz für das déchet 2*), = dem Wertteil desselben, der in Zirkulation getreten ist, + dem Teil der surplus value, der als Profit (hier Teil des Profits, Zins) auf das fixe Kapital berechnet ist (nicht soweit es fixes Kapital, sondern soweit es Kapital von bestimmter Größe überhaupt ist).

In dem Profit als solchem ist schon die surplus value und daher seine wirkliche Quelle verdunkelt und mystifiziert:

1. indem, formell betrachtet, der Profit ist die s u r p l u s v a l u e, berechnet auf das ganze vorgeschoßne Kapital, [so daß] jeder Teil des Kapitals, fix oder zirkulierend, in Rohmaterial, Maschinerie oder Arbeit ausgelegt, gleich großen Profit bringt; 2. indem durch die Bestimmung der a l l g e m e i n e n P r o f i t r a t e, wie bei einem einzelnen gegebnen Kapital von 500 z.B. jedes Fünftel z.B. 10 p.c. bringt, wenn die surplus value = 50, so jetzt jedes Kapital von 500 oder 100, in welcher Sphäre tätig, wie immer in ihm die Proportion von variablem und konstantem Kapital, wie verschieden seine Umschlagszeit etc., in derselben Periode denselben Durchschnittsprofit, z.B. von 10 p.c. bringt, wie jedes andre Kapital von ganz andren organischen Bedingungen. Indem also der P r o f i t der einzelnen Kapitalien, isoliert betrachtet, und der von ihnen selbst in ihrer eignen Produktionssphäre geschaffene M e h r w e r t real verschiedne Größen werden.

In zwei allerdings nur weiterentwickelt, was schon in eins lag.

Nun ist es aber diese schon veräußerlichte, von ihrer ersten einfachen Gestalt, worin sie noch die Nabelschnur der Geburt zeigt, verschiedne und keineswegs auf den ersten Blick wiedererkennbare Form des Mehrwerts, sein Dasein als P r o f i t, worauf der Zins ruht. Er setzt den P r o f i t - von dem er selbst bloß ein unter besondre Kategorie, Rubrik rangierter Teil ist - unmittelbar voraus, nicht den Mehrwert. In dem Zins ist also der Mehrwert wieder viel unerkenntlicher als im Profit, da er sich direkt auf den Mehrwert nur in der Form des Profits bezieht.

Die Zeit des Return hängt vom wirklichen Produktionsprozeß ab; beim zinstragenden Kapital scheint seine Rückkehr als Kapital von der bloßen Konvention zwischen Verleiher und Borger abzuhängen.

So daß der Return des Kapitals mit Bezug auf diese Transaktion nicht mehr als durch den Produktionsprozeß bestimmtes Resultat erscheint, sondern so, als ob die Form des Geldes keinen Augenblick dem Kapital verlorenginge. Allerdings

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1*) jährliche Zahlung - 2*) den Verschleiß

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sind diese transactions durch die real returns 1*) bestimmt. Aber das e r s c h e i n t nicht in der Transaktion selbst.

¦¦895¦ Der Zins als unterschieden von Profit stellt den W e r t des b l o ß e n E i g e n t u m s an K a p i t a l dar, i.e. macht das Eigentum von Geld (Wertsumme, Ware, in welcher Form immer) an sich zu Eigentum von Kapital und daher Ware oder Geld für sich zu sich verwertendem Wert. Die Arbeitsbedingungen sind allerdings bloß Kapital, sofern sie dem Arbeiter gegenüber als sein Nichteigentum und daher als fremdes Eigentum funktionieren. Als solches funktionieren sie aber nur im Gegensatz zur Arbeit. Das g e g e n s ä t z l i c h e D a s e i n d i e s e r B e d i ng u n g e n g e g e n d i e A r b e i t m a c h t i h r e n E i g e n t ü m e r z u m K a p i t a l i s t e n und diese von ihm besessenen Bedingungen zu Kapital. In der Hand des moneyed capitalist 2*) A besitzt das Kapital aber nicht diesen gegensätzlichen Charakter, der es zum Kapital macht, also auch das Eigentum an Geld als Kapitaleigentum erscheinen läßt. Die r e a l e F o r m b e s t i m m t h e i t, w o d u r c h G e l d o d e r W a r e K a p i t a l w i r d, i s t a u sg e l ö s c h t. Der moneyed [capitalist] A steht in keiner Weise dem Arbeiter gegenüber, sondern nur einem andren Kapitalisten B. Was er ihm verkauft, ist in der Tat der "Gebrauch" des Gelds; die Wirkungen, die es hervorbringen wird, when converted into productive capital 3*). Aber der Gebrauch ist in der Tat nicht, was er direkt verkauft. Verkaufe ich Ware, so verkaufe ich einen bestimmten Gebrauchswert. Kaufe ich Geld mit Ware, so kaufe ich den funktionellen Gebrauchswert, den Geld als die verwandelte Form der Ware hat. Ich verkaufe nicht den Gebrauchswert der Ware neben ihrem Tauschwert, noch kaufe ich den besondren Gebrauchswert des Gelds neben dem Geld selbst. Als Geld hat aber das Geld - vor seiner Verwandlung und Funktion als Kapital, die es in der Hand des money-lender 4*) nicht verrichtet - keinen andren Gebrauchswert als den, den es als Ware besitzt (Gold, Silber, seine stoffliche Substanz) oder als Geld, verwandelte Form der Ware. In der Tat, was der money-lender dem industriellen Kapitalisten verkauft - was in dieser Transaktion vorgeht, ist nur dies: Er überläßt ihm das Eigentum an dem Geld für bestimmte Zeit. Er veräußert seinen Eigentumstitel für a certain term 5*), und damit hat der industrielle Kapitalist das Eigentum für a certain term gekauft. Sein Geld erscheint daher als Kapital, bevor es veräußert wird; das bloße Eigentum von Geld oder Ware - getrennt vom kapitalistischen Produktionsprozeß - als Kapital.

Daß es sich als Kapital erst nach der Veräußerung bewährt, ändert an der Sache nichts, sowenig es am Gebrauchswert der Baumwolle ändert, daß

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1*) wirklichen Rückflüsse - 2*) Geldkapitalisten - 3*) sobald es in produktives Kapital verwandelt ist - 4*) Geldverleihers - 5*) eine gewisse Zeit

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ihr Gebrauchswert sich erst nach ihrer Veräußerung an den Spinner bewährt, oder der Gebrauchswert des Fleisches erst, sobald es aus dem Laden des Metzgers auf den Tisch des Konsumenten übergegangen ist. Geld, sobald es nicht zur Konsumtion verausgabt wird, Ware, sobald sie nicht wieder der Konsumtion des Eigentümers dient, machen daher ihren Eigentümer zum Kapitalisten und sind für sich getrennt vom kapitalistischen Produktionsprozeß und v o r ihrer Verwandlung in "produktives" Kapital - Kapital. D.h. also sich selbst verwertender, erhaltender und vermehrender Wert. Es ist ganz so ihre immanente Eigenschaft, Wert zu schaffen, Zins abzuwerfen, wie die Eigenschaften eines Birnbaums, Birnen zu produzieren. Und als solch zinstragendes Ding verkauft der moneylender sein Geld an den industriellen Kapitalisten. Da es sich erhält, sich erhaltender Wert ist, so kann der industrielle Kapitalist es retournieren nach beliebig kontrahierter Frist. Da es bestimmten Mehrwert, Zins, jährlich schafft, vielmehr in jedem Zeitraum Wert ihm anwächst, so kann er auch diesen Mehrwert jährlich oder in jeder andren konventionell bestimmten Frist an den Verleiher zahlen. Das Geld als Kapital wirft ja ebenso täglich Mehrwert ab, wie die Lohnarbeit. Während der Zins bloß ein u n t e r b e s o n d r e m N a m e n f i x i e r t e r T e i l des Profits ist, e r s c h e i n t der Zins h i e r als das dem Kapital als solchem, vom Produktionsprozeß getrennt, und daher nur dem bloßen Eigentum desselben, dem Eigentum von Geld und Ware [Geschuldete], getrennt von den Verhältnissen, die diesem Eigentum den Charakter des kapitalistischen Eigentums, weil den Gegensatz gegen die Arbeit, geben; [der Zins erscheint als] nur dem bloßen Eigentum des Kapitals, und daher dem Kapital eigentlich, eigentümliche M e h r w e r t s c h ö p f u n g, während der i n d u s t r i e l l e P r o f i t umgekehrt als bloßer Zusatz erscheint, den der Leiher durch seine produktive Anwendung des Kapitals (oder wie das auch ausgedrückt wird, durch seine Arbeit als Kapitalist Funktion als Kapitalist = Arbeit hier gesetzt; ja mit der Lohnarbeit identifiziert; indem der wirklich im ¦¦896¦ Produktionsprozeß fungierende industrielle Kapitalist in der Tat als tätiger Agent der Produktion, als Arbeiter gegenüber dem faulen, untätigen Verleiher des Gelds erscheint, der die Funktion des Eigentums getrennt und außerhalb des Produktionsprozesses bekleidet), i.e. Exploitation der Arbeiter sich vermittelst des geliehnen Kapitals erwirbt.

Der Z i n s, nicht der P r o f i t, e r s c h e i n t so als die aus dem Kapital als solchem, und daher als aus dem bloßen Eigentum des Kapitals strömende W e r t s c h ö p f u n g des Kapitals; daher die von dem Kapital eigentümlich geschaffene Revenue. In dieser Form wird es daher auch von den Vulgärökonomen

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aufgefaßt. In dieser Form ist alle Vermittlung ausgelöscht, und die Fetischgestalt des Kapitals wie die Vorstellung von dem K a p i t a l f e t i s c h fertig. Die Gestalt erzeugt sich notwendig dadurch, daß das juristische Eigentum des Kapitals von seinem ökonomischen sich trennt, und die Aneignung eines Teils des Profits, unter dem Namen Zins, einem von dem Produktionsprozeß ganz getrennten Kapital an sich oder K a p i t a l e ig e n t ü m e r zuströmt.

Für den Vulgärökonomen, der das Kapital als selbständige Quelle des Werts, der Wertschöpfung darstellen will, ist natürlich diese Form ein gefundnes Fressen, eine Form, worin die Quelle des Profits nicht mehr erkenntlich und das Resultat des kapitalistischen Prozesses - getrennt von dem Prozeß - ein selbständiges Dasein erhält. In G-W-G' ist noch Vermittlung enthalten. In G-G' haben wir die begriffslose Form des Kapitals, die Verkehrung und Versachlichung des Produktionsverhältnisses in der höchsten Potenz.

Der a l l g e m e i n e n P r o f i t r a t e entspricht natürlich eine allgemeine Zinsrate oder allgemeiner Zinsfuß. Es ist hier nicht unsre Absicht, dies weiter zu entwickeln, indem die Analyse des zinstragenden Kapitals nicht diesem allgemeinen Abschnitt, sondern dem Abschnitt über den K r e d i t angekört.

[120] Wichtig dagegen, um diese Erscheinungsform des Kapitals ganz herauszuarbeiten, die Bemerkung, daß die allgemeine Profitrate ungleich weniger als ein handgreifliches, festes Faktum erscheint, wie die Z i n s r a t e oder der Z i n s f u ß.

Der Zinsfuß schwankt zwar beständig. Heute (auf dem Geldmarkt für den industriellen Kapitalisten, und davon handeln wir allein) 2, morgen 3, übermorgen 5 p.c. Aber er ist 2, 3, 5 Prozent für alle Leiher. Es ist ein allgemeines Verhältnis jeder Geldsumme, von 100 £ 2, 3, 5 p.c. abzuwerfen, während dieselbe Wertsumme in der wirklichen Funktion als Kapital in den besondren Produktionssphären sehr verschiedne wirkliche Profite abwirft, aus deren Abweichung vom idealen Durchschnittsniveau sich beständig nur durch einen Prozeß, eine Reaktion das Niveau herstellt, und dies immer nur in längern Zirkulationsepochen des Kapitals. Während einiger Jahre steht die Profitrate höher in bestimmten Sphären, während der folgenden niedriger. Die Jahre zusammengefaßt oder eine Serie solcher evolutions 1*), wird im D u r c h s c h n i t t der average profit 2*) herauskommen. So erscheint er aber nie als unmittelbar Gegebnes, sondern nur als das Durchschnittsresultat widersprechender Oszillationen. Anders mit dem Zinsfuß. Er ist in seiner A l l g e m e i n h e i t ein täglich fixiertes Faktum, ein Faktum, das dem industriellen Kapitalisten sogar als Voraussetzung und ein Item der

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1*) Entwicklungen - 2*) Durchschnittsprofit

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Kalkulation bei seinen Operationen dient. Die allgemeine Profitrate existiert in der Tat nur als ideale Durchschnittszahl, soweit sie zur Schätzung der wirklichen Profite dient; sie existiert nur als Durchschnittszahl, als Abstraktion, soweit sie als für sich Fertiges, Bestimmtes, Gegebnes fixiert wird; in der Wirklichkeit aber ist sie nur in der bestimmenden Tendenz in der Bewegung der Ausgleichung der wirklichen verschiednen Profitraten, sei es des einzelnen Kapital in derselben Sphäre, sei es der verschiednen Kapitalien in den verschiednen Produktionssphären.

¦¦897¦ Was der Verleiher vom Kapitalisten verlangt, ist berechnet auf die a l l g e m e i n e P r o f i t r a t e (average), nicht seine individuelle Abweichung davon. Das a v e r a g e wird hier zur V o r a u s s e t z u n g. Der Zinsfuß selbst v a r i i e r t, aber für alle L e i h e r.

Ein bestimmter, gleicher Zinsfuß existiert dagegen nicht nur im Durchschnitt, sondern faktisch (wenn auch mit Variationen zwischen Minimum und Maximum, je nachdem der Borger first rate 1*) oder nicht), und [es] erscheinen vielmehr die Abweichungen als Ausnahmen, motiviert durch besondre Umstände. Meteorologische Bulletins zeichnen nicht genauer den Stand des Barometers an, als Börsenbulletins den Stand des Zinsfußes nicht für dieses oder jenes Kapital, sondern für das a u f d e m G e l d m a r k t b e f i n d l i c h e, d.h. v e r l e i h b a r e K a p it a l.

Es ist hier nicht der Ort, auseinanderzusetzen, woher diese größre Fixität und Gleichheit des Zinsfußes für das verleihbare Kapital, im Gegensatz zu und Unterschied von der minder greifbareren Form der allgemeinen Profitrate. Eine solche Auseinandersetzung gehört in den Abschnitt vom Kredit. Soviel aber auf der Hand liegend: Die Oszillationen der P r o f i t r a t e - ganz abgesehn von den besondren Vorteilen, die einzelne Kapitalisten innerhalb derselben Produktionssphäre genießen - innerhalb jeder Sphäre hängen von dem jedesmaligen Stand der Marktpreise und ihren Oszillationen um die Kostenpreise ab. Der Unterschied der P r o f i t r a t e n in den v e r s c h i e d n e n Sphären kann nur durch Vergleichung der Marktpreise der verschiednen Sphären, also der v e r s c h i e d n e n Waren, mit den Kostenpreisen der verschiednen Waren erkannt werden. Das Sinken der Profitrate in einer besondren Sphäre unter den idealen Durchschnitt, wenn es sich verlängert, reicht hin, um Kapital dieser Sphäre zu entziehn oder die Zufuhr von neuem Kapital on the average scale 2*) von ihr auszuschließen. Denn es ist noch mehr die Zufuhr des neuen additional 3*) Kapitals als die Distribution des investierten, die die Verteilung des Kapitals an die besondren Sphären

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1*) von gutem Ruf - 2*) im durchschnittlichen Ausmaß - 3*) zusätzlichen

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ausgleicht. Dagegen der s u r p l u s p r o f i t in besondren Sphären wird erst erkennbar durch Vergleichung der Marktpreise mit den Kostenpreisen Sobald der Unterschied in der einen oder andren Weise sich zeigt, [setzt ein] Aus- und Einwanderung der Kapitalien von und zu den besondren Sphären. Abgesehn davon, daß dies ein Akt der Ausgleichung, der Zeit braucht erscheint der Durchschnittsprofit in jeder besondren Sphäre selbst nur in dem Durchschnitt der Profitraten, die z.B. während eines Zyklus von 7 Jahren etc., je nach der Natur des Kapitals, realisiert werden.

Die bloßen Schwankungen u n t e r und ü b e r, wenn sie das Durchschnittsmaß nicht übersteigen, nicht außerordentliche Form annehmen, sind also nicht hinreichend, transfer of capital 1*) zu bewirken, wozu noch die Schwierigkeiten hinzukommen, die das capital fixe den transfers entgegensetzt. Augenblickliche Konjunkturen können nur wirken in beschränktem Maß und mehr auf die Anziehung oder Abstoßung von additional capital als auf die Redistribution des in den verschiednen Sphären investierten Kapitals.

Man sieht, dies Ganze ist eine sehr verwickelte Bewegung, wobei sowohl die Marktpreise in jeder besondren Sphäre, die komparativen Kostenpreise der verschiednen Waren, Stand von Nachfrage und Zufuhr innerhalb jeder Sphäre, wie Konkurrenz der Kapitalisten der verschiednen Sphären in Betracht kommt, und wobei außerdem die raschere oder langsamere Ausgleichung abhängt von der besondren organischen Zusammensetzung der Kapitalien (z.B. mehr fixes oder zirkulierendes) und von der besondren Natur ihrer Waren, je nachdem ihre Natur als Gebrauchswerte raschere Entziehung vom Markt, Verminderung oder Vermehrung der Zufuhr leichter erlaubt, entsprechend dem Stand der Marktpreise.

Dagegen bei dem Geldkapital - auf dem Geldmarkt - stehn sich nur zwei Sorten von Käufern und Verkäufern, von Nachfrage und Zufuhr gegenüber. Auf der einen Seite die leihende Kapitalistenklasse, auf der andren die verleihende. Die Ware hat dieselbe Form Geld. Alle besondren Gestalten, die das Kapital annimmt, je nach der besondren Produktionssphäre oder Zirkulationssphäre, worin es angelegt ist, sind hier ausgelöscht. Es existiert hier in der unterschiedslosen, sich selbst gleichen Gestalt des selbständigen Tauschwerts, des Geldes. Die Konkurrenz der besondren Sphären hört hier auf; sie sind alle zusammengeworfen als Geldleiher und das Kapital steht allen auch gegenüber in der Form, worin es noch gleichgültig gegen die Formen seiner Anwendung ist. Als was das produktive Kapital ¦¦898¦ n u r i n d e r B e w e g u n g u n d d e r K o n k u r r e n z z w i s c h e n d e n b es o n d r e n

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1*) Übertragung von Kapital

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S p h ä r e n e r s c h e i n t, a l s g e m e i n s a m e s K a p i t a l d e r K l a s s e, t r i t t e s h i e r w i r k l i c h, d e r W u c h t n a c h, i n d e r N a c h f r a g e n a c h K a p i t a l a u f. Andrerseits besitzt das Geldkapital (das Kapital auf dem Geldmarkt) wirklich die Gestalt, worin es als gemeinsames Element, gleichgültig gegen seine besondre Anwendung, sich unter die verschiednen Sphären, unter die Kapitalistenklasse verteilt, je nach den Produktionsbedürfnissen jeder besondern Sphäre. Es kömmt hinzu, daß mit Entwicklung der großen Industrie das Geldkapital mehr und mehr, soweit es auf dem Markt auftritt, nicht vom einzelnen Kapitalisten vertreten wird, dem Eigentümer dieses oder jenes Parcels 1*) des auf dem Markt befindlichen Kapitals, sondern sich konzentriert, organisiert, und ganz anders als die reelle Produktion [als] die Kontrolle der das Kapital vertretenden Bankiers auftritt. So daß sowohl, was die Form der Nachfrage angeht, ihm die Wucht einer Klasse gegenübertritt; aber was die Zufuhr angeht, es als verleihbares Kapital e n m a s s e, das verleihbare Kapital der Gesellschaft, in wenigen Reservoirs konzentriert, sich darstellt.

Dies sind einige der Gründe, weswegen die a l l g e m e i n e P r o f i t r a t e als ein verschwimmendes Nebelbild erscheint neben dem f i x e n Z i n s f u ß, der zwar schwankt seiner Größe nach, was aber ebensowenig verhindert, daß er gleichmäßig für alle Borger schwankt, und ihnen daher stets als Fixes, Gegebnes gegenübertritt, wie der Wertwechsel des Geldes es nicht hindert, allen Waren gegenüber gleichen Wert zu haben. Wie die Marktpreise der Waren täglich schwanken, was sie nicht hindert, täglich q u o t i e r t zu werden, so der Zinsfuß, der ebenso regelmäßig als Preis des Geldes q u o t i e r t wird. Es ist, weil das Kapital hier selbst als besondre Ware angeboten ist G e l d -; die Fixation seines Preises daher Fixation des M a r k t p r e i s e s wie bei allen andren Waren ist; die Zinsrate sich daher stets als a l l g e m e i n e Z i n sr a t e, als soviel für soviel Geld, darstellt, während die Profitrate innerhalb derselben Sphäre verschieden sein kann bei gleichen Marktpreisen der Waren (je nach den Bedingungen, worin die einzelnen Kapitalien dieselbe Ware produzieren; denn die besondre Rate des Profits hängt nicht vom Marktpreis der Ware, sondern von der Differenz zwischen dem Marktpreis und Kostenpreis ab) und innerhalb der verschiednen Sphären sich nur durch beständige Oszillationen im Prozesse ausgleicht. Mit einem Wort:

Erst im moneyed capital, dem verleihbaren Geldkapital ist das Kapital zur W a r e geworden, deren sich selbst verwertende Qualität einen f i x e n Preis hat, der im jedesmaligen Zins quotiert ist.

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1*) Bruchteils

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Als zinstragendes Kapital, und zwar in seiner unmittelbaren Form als z i n s t r a g e n d e s G e l d k a p i t a l (die andren Formen des zinstragenden Kapitals, die uns hier nicht kümmern, sind wieder von dieser Form abgeleitet und unterstellen sie), hat das Kapital daher seine reine Fetischform erhalten. Erstens durch sein fortwährendes Dasein als Geld eine Form, worin alle Bestimmtheit desselben ausgelöscht und seine realen Elemente unsichtbar sind; es als bloßes Dasein des selbständigen Tauschwerts, als verselbständigter Wert existiert. In dem realen Prozeß des Kapitals ist die Geldform eine verschwindende. Auf dem Geldmarkt existiert es stets in dieser Form. Zweitens, der von ihm erzeugte Mehrwert, wieder in der Form des Geldes, erscheint ihm als solchem zukommend, daher dem bloßen Eigentümer des Geldkapitals, des Kapitals, getrennt von seinem Prozeß. G-W-G' wird hier G-G' und zwar erscheint, wie seine Form hier die unterschiedslose Geldform ist - Geld ist ja grade die Form, worin der Unterschied der Waren als Gebrauchswerte, daher auch der U n t e rs c h i e d d e r p r o d u k t i v e n K a p i t a l i e n, d i e a u s d e n E x i s t e n z b e d i n g u n g e n d i e s e r W a r e n b e s t e h n, d i e b e s o n d r e F o r m d e r p r o d u k t i v e n K a p i t a l i e n s e l b s t a u s g e l ö s c h t i s t - so der Mehrwert, den es erzeugt, das Mehrgeld, was es wird oder ist, in bestimmter, an der Masse der Geldsumme selbst gemeßner Rate. [Bei] 5 p.c. Zins 100 als Kapital ist 105. So die rein handgreifliche Form des sich verwertenden Werts oder des geldschaffenden Geldes. Zugleich die rein gedankenlose Form. Die unbegreifliche, mystifizierte. Wir gingen in der Entwicklung des Kapitals aus von G-W-G, wovon G-G' nur das Resultat war. [121] Wir finden jetzt G-G' a l s S u b j e k t. Wie das Wachsen dem Baum, so das Geldzeugen (????? 1*)) dem Kapital in dieser seiner reinen Form als Geld eigen. Die unbegreifliche Form, die wir an der Oberfläche vorfinden und von der wir in der Analyse daher ausgingen, finden wir wieder als das Resultat des Prozesses, worin nach und nach die Gestalt des Kapitals immer entfremdeter und beziehungsloser auf sein innres Wesen wird.

¦¦899¦ Geld als die verwandelte Form der Ware war das, wovon wir ausgingen. G e l d a l s d i e v e r w a n d e l t e F o r m d e s K a p i t a l s ist das, wozu wir kommen, ganz wie wir die Ware als Voraussetzung und Resultat des Produktionsprozesses des Kapitals erkannt haben.

In dieser seiner wunderlichsten und zugleich der populärsten Vorstellung nächsten Gestalt ist das Kapital sowohl die "Grundform" der Vulgärökonomen als der nächste Angriffspunkt einer oberflächlichen Kritik; das erstere, teils weil der innre Zusammenhang hier am wenigsten erscheint und

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1*) Zins: Geborenes

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das Kapital in einer Form auftritt, worin es als selbständige Quelle von Wert s c h e i n t; teils weil in dieser Form sein g e g e n s ä t z l i c h e r Charakter total vertuscht und ausgelöscht ist, kein Gegensatz zur Arbeit. Anderseits Angriff, weil es die Form ist, worin es am irrationellsten auftritt. den leichtesten Angriffspunkt für die Vulgärsozialisten bietet.

Die Polemik der bürgerlichen Ökonomen im 17. Jahrhundert (Child, Culpeper etc.) gegen den Zins als selbständige Form des Mehrwerts ist nur der Kampf der aufkommenden industriellen Bourgeoisie gegen die altmodischen Wucherer, Monopoliseurs des Geldvermögens damals. Das zinstragende Kapital ist hier noch an ante diluvian form of capital 1*), die erst dem industriellen Kapital untergeordnet werden und die abhängige Stellung davon bekommen muß, die es auf Basis der kapitalistischen Produktion theoretisch und praktisch einnehmen muß. Die Bourgeoisie stand nicht an, die Staatshilfe hier wie anderwärts zu Hilfe zu nehmen, wo es galt, die vorgefundnen, überlieferten Produktionsverhältnisse ihren eignen adäquat zu machen.

Es ist klar, daß eine andre Verteilung des Profits zwischen verschiednen Sorten Kapitalisten, also Heraufsetzen des industriellen Profits durch Herabsetzen des Zinsfußes und umgekehrt, das Wesen der kapitalistischen Produktion in keiner Weise berührt.

Der gegen das zinstragende Kapital als die "Grundform" des Kapitals gerichtete Sozialismus ist also nicht nur selbst bis über die Ohren in dem bürgerlichen Horizont befangen. Soweit seine Polemik nicht ein mißverstandner, in dunklem Drang gegen das Kapital selbst gerichteter Angriff und Kritik ist - welcher es aber identifiziert mit einer abgeleiteten Form desselben -, ist er durchaus nichts als sozialistisch verkleidetes Drängen nach Entwicklung des bürgerlichen Kredits, drückt also nur die Unentwickeltheit der Verhältnisse in dem Lande aus, worin solche Polemik sich sozialistisch gebart, ist selbst nur ein theoretisches Symptom der kapitalistischen Entwicklung, obgleich dieses bürgerliche Streben sehr haarsträubende Formen, wie z.B. die des "crédit gratuit" [122] annehmen kann. So St.-Simonismus mit seiner Verherrlichung des Bankiertums. (Crédit mobiliert [123] später.)

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1*) eine antediluvianische Form des Kapitals

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[2.] Zinstragendes Kapital und Handelskapital im Verhältnis zum industriellen Kapital. Ältere Formen. Abgeleitete Formen [119]

Da die kommerzielle und Zinsform älter sind als die von kapitalistischer Produktion, das industrielle Kapital, das die Grundform des Kapitalverhältnisses ist, wie es die bürgerliche Gesellschaft beherrscht - und wovon alle andren Formen nur als abgeleitete oder sekundäre erscheinen -, abgeleitet, wie das zinstragende Kapital; sekundär, d.h. als Kapital in einer besondren Funktion (die seinem Zirkulationsprozeß angehört), wie das kommerzielle, so hat das industrielle Kapital im Prozeß seines Entstehens diese Formen erst zu unterwerfen und in abgeleitete oder besondre Funktionen seiner selbst umzuwandeln. Diese ältren Formen findet es vor in der Epoche seiner Bildung und seines Entstehens. Es findet sie als V o r a u s s e t z u n g e n vor aber nicht als von ihm selbst gesetzte Voraussetzungen, nicht als Formen seines eignen Lebensprozesses. Wie es ursprünglich die Ware vorfindet aber nicht als sein eignes Produkt, und die Geldzirkulation vorfindet, aber nicht als ein Moment seiner eignen Reproduktion. Ist die kapitalistische Produktion entwickelt in der Breite ihrer Formen, und die herrschende Produktionsweise, so ist das zinstragende Kapital beherrscht durch das industrielle Kapital, und das kommerzielle Kapital nur eine aus dem Zirkulationsprozeß abgeleitete Gestalt des industriellen Kapitals selbst. Aber als selbständige Formen müssen ¦¦900¦ beide erst gebrochen und dem industriellen Kapital unterworfen werden. Dem zinstragenden Kapital gegenüber wird Gewalt (der Staat) angewandt, durch gewaltsame Herabsetzung des Zinsfußes, so daß es dem industriellen Kapital nicht mehr die terms 1*) diktieren kann. Dies aber eine Form, die den unentwickeltsten Stufen der kapitalistischen Produktion angehört. Die wahre Manier des industriellen Kapitals, es sich zu unterwerfen, ist die Schöpfung einer ihm eigentümlichen Form - des K r e d i t s y s t e m s. Das gewaltsame Herabsetzen des Zinsfußes ist eine Form, die das industrielle Kapital selbst noch den Methoden einer früheren Produktionsweise entlehnt und die es als nutzlos und zweckwidrig fortwirft, sobald es erstarkt ist und sein Terrain erobert hat. Das Kreditsystem ist seine eigne Schöpfung, selbst eine Form des industriellen Kapitals, beginnend mit der Manufaktur, weiter ausgebildet mit der großen

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1*) Bedingungen

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Industrie. Das Kreditsystem ist ursprünglich p o l e m i s c h e F o r m gegen die altmodischen Wucherer (goldsmiths 1*) in England, Juden, Lombarden etc.). Die Schriften, in denen seine ersten Geheimnisse auseinandergesetzt werden im 17. Jahrhundert, sind alle in dieser polemischen Form gehalten.

Das H a n d e l s k a p i t a l wird in verschiednen Formen dem industriellen Kapital untergeordnet oder, was dasselbe, zur Funktion desselben, das industrielle Kapital in einer besondren Funktion. Der K a u f m a n n, statt die Ware zu kaufen, kauft Lohnarbeit, womit er die Ware produziert, die er zum Verkauf für den Handel bestimmt. Dadurch verliert aber das Handelskapital selbst die fixe Form, die es gegenüber der Produktion hatte. Die mittelaltrigen Zünfte wurden dadurch von der Manufaktur bekämpft und das Handwerk in engeren Kreis eingeschrieben. Im Mittelalter der K a u f m a n n (außer den sporadischen Punkten, wo sich die Manufaktur entwickelt in Italien, Spanien etc.) bloß V e rl e g e r der - sei es von den städtischen Zünften, sei es von den Bauern - produzierten W a r e n.

Diese Verwandlung des Kaufmanns in industriellen Kapitalisten ist zugleich die Verwandlung des Handelskapitals in eine bloße Form des industriellen. Anderseits der P r o d u z e n t wird Kaufmann. Statt daß z.B. der clothier 2*) sein Material sukzessiv in kleinen Portionen vom Kaufmann erhält und für diesen arbeitet, kauft er selbst das Material im Verhältnis zu seinem Kapital etc.

Die Produktionsbedingungen gehn als von ihm selbst gekaufte Waren in den Prozeß ein. Und statt für den einzelnen Kaufmann zu produzieren oder bestimmte Kunden, produziert der clothier jetzt für die Handelswelt.

In der ersten Form beherrscht der Kaufmann die Produktion und das Handelskapital die von ihm in Bewegung gesetzte Handwerksindustrie und bäuerlich-häusliche Industrie. Gewerbe sind seine Subalternen. In der zweiten verwandelt sich die Produktion in kapitalistische. Der Produzent ist selbst Kaufmann; das Handelskapital vermittelt nur noch den Zirkulationsprozeß, verrichtet eine bestimmte Funktion in dem Reproduktionsprozeß des Kapitals. Dies sind zwei Formen. Der Kaufmann wird als Kaufmann Produzent, Industrieller. Der Industrielle, der Produzent wird Kaufmann.

Ursprünglich ist der Handel die Voraussetzung für die Verwandlung der zünftigen, ländlich-häuslichen und feudalen Agrikulturproduktion in kapitalistische. Er entwickelt das Produkt zur Ware, teils indem er ihm einen Markt schafft, teils neue Warenäquivalente, teils der Produktion neue Materialien zuführt und damit Produktionsweisen eröffnet, die von vornherein

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1*) Goldschmiede - 2*) Tuchmacher

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auf den Handel gegründet sind, sowohl auf das Produzieren für den Markt, wie auf Elemente der Produktion, die aus dem Weltmarkt herstammen.

Sobald die Manufaktur einigermaßen erstarkt, und noch mehr als große Industrie, schafft sie ihrerseits den Markt, erobert ihn, öffnet sich teils gewaltsam Märkte, die sie aber durch ihre W a r e n selbst erobert. Weiter ist der Handel nur mehr Diener der industriellen Produktion, für die stets erweiterter Markt Lebensbedingung geworden, indem stets sich erweiternde Massenproduktion, beschränkt nicht durch die vorhandnen Grenzen des Handels (soweit dieser nur existierende Nachfrage ausdrückt), sondern einzig und allein durch die Größe des vorhanduen Kapitals und die entwickelte Produktivkraft der Arbeiter, stets den vorhandnen Markt überschwemmt und daher beständig an der Erweiterung und Entfernung seiner Schranken arbeitet. Hier der Handel Diener des industriellen Kapitals, verrichtet eine aus dessen Produktionsbedingungen emanierende Funktion.

Durch das K o l o n i a l s y s t e m (gleichzeitig mit dem Prohibitivsystem) sucht das industrielle Kapital in seinen ersten Entwicklungsperioden, sich gewaltsam einen Markt und Märkte zu sichern. Der industrielle Kapitalist hat den Weltmarkt vor sich; vergleicht ¦¦901¦ und muß daher beständig vergleichen seine eignen Kostenpreise nicht nur mit dem Marktpreis at home 1*), sondern on the whole market of the world 2*). Er produziert beständig in Rücksicht darauf. Diese Vergleichung fällt in der frühren Periode nur dem Handelsstand zu und sichert so dem Handelskapital Herrschaft über das produktive. ¦901¦¦ ¦¦902¦ Der Z i n s ist also nichts als ein Teil des Profits (der seinerseits selbst nichts als surplus value, unbezahlte Arbeit ist), den der industrielle Kapitalist dem Eigentümer des fremden Kapitals zahlt, womit er ausschließlich oder teilweise "arbeitet". Er ist ein Teil des Profits - der surplus value -, der, als eine besondre Kategorie fixiert, unter eignem Namen von dem Gesamtprofit abgeschieden wird; eine Scheidung, die sich durchaus nicht auf seinen Ursprung bezieht, sondern nur auf die Weise seiner A u s z a h l u n g oder Aneignung. Statt von dem industriellen Kapitalisten selbst angeeignet zu werden - obgleich er die Person ist, in deren Hand sich unmittelbar der ganze Mehrwert befindet, wie er sich auch unter den Namen Rente, industrieller Profit und Zins verteilen mag, zwischen ihm und andren Personen -, zieht er diesen Teil des Profits von seiner eignen Revenue ab und zahlt ihn an den Eigentümer des Kapitals aus.

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1*) daheim - 2*) auf dem ganzen Weltmarkt

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Ist die Profitrate gegeben, so hängt die relative Höhe der Zinsrate von dem Verhältnis ab, worin der Profit sich in Zins und industriellen Profit verteilt; ist das Verhältnis der Teilung gegeben, so hängt die absolute Höhe der Zinsrate (d.h. das Verhältnis des Zinses zum Kapital) von der Profitrate ab. Wie dieses Verhältnis der Teilung bestimmt wird, hier nicht zu untersuchen. Gehört in die Betrachtung der realen Bewegung des Kapitals, i.e. der Kapitalien, während wir es hier mit den allgemeinen Formen des Kapitals zu tun haben.

Die Bildung des zinstragenden Kapitals, seine Scheidung vom industriellen Kapital, ist n o t w e n d i g e s Produkt der Entwicklung des industriellen Kapitals, der kapitalistischen Produktionsweise selbst. Geld (Wertsumme, die stets verwandelbar in die Produktionsbedingungen) oder die Produktionsbedingungen, worin es jeden Augenblick verwandelbar und deren verwandelte Form es nur ist, als Kapital angewandt, kommandiert ein bestimmtes Quantum fremder Arbeit, mehr Arbeit als in ihm selbst enthalten ist. Es erhält seinen Wert nicht nur im Austausch mit Arbeit, sondern vermehrt ihn, setzt surplus value. Der Wert des Gelds oder der Waren als Kapital ist nicht bestimmt durch den Wert, den sie als Geld oder Waren haben, sondern durch das Quantum Mehrwert, das sie "produzieren" für ihren Besitzer. Das Produkt des Kapitals ist Profit. Auf Grundlage der kapitalistischen Produktion ist es nur verschiedne A n w e n d u n g des Geldes, ob es als Geld oder als Kapital verausgabt wird. Geld (Ware), auf Grundlage der kapitalistischen Produktion, ist a n s i c h Kapital (ganz wie das A r b e i t s v e r m ö g e n a n s i c h Arbeit ist), denn 1. kann es in die Produktionsbedingungen verwandelt werden und ist, wie es ist, bloß abstrakter Ausdruck derselben, ihr Dasein als W e r t, und 2. besitzen die gegenständlichen Elemente des Reichtums an sich die Eigenschaft, Kapital zu sein, weil ihr Gegensatz - die Lohnarbeit -, das, was sie zu Kapital macht, als Basis der gesellschaftlichen Produktion vorhanden ist.

R e n t e ist auch nur Name für einen Teil des Mehrwerts, den der industrielle Kapitalist wegzahlen muß, ganz wie Z i n s ein andrer Teil des Mehrwerts ist, den er zwar einnimmt (wie die Rente), aber an eine dritte Person auszuzahlen hat. Aber hier der große Unterschied: Durch das Grundeigentum h i n d e r t der Grundeigentümer das Kapital, die Werte der Agrikulturprodukte zu ihren Kostenpreisen auszugleichen. Dazu befähigt ihn das Monopol des Grundeigentums. Es befähigt ihn, die Differenz zwischen Wert und Kostenpreis einzustecken. Andrerseits - soweit es sich um die Differentialrente handelt - befähigt es ihn, den Überschuß des Marktwerts über den individuellen Wert des Produkts eines bestimmten

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Bodens 1*) zu kassieren, statt daß diese Differenz, wie in den andren trades 2*), als surplus profit in die Tasche der Kapitalisten falle, die unter günstigren Bedingungen arbeiten als die average Bedingungen sind, die die Masse der Nachfrage befriedigen, das Gros der Produktion bestimmen, und daher den Marktwert jeder besondren Produktionssphäre regulieren.

Das Grundeigentum ist ein M i t t e l, Teil des vom industriellen Kapital produzierten Surpluswerts wegzuschnappen. Das ausgeliehene K a p i t a l dagegen ist das M i t t e l - pro tanto 3*) als der Kapitalist mit geliehnem Kapital arbeitet-, den g a n z e n ¦¦903¦ Surpluswert selbst zu produzieren. Daß Geld (Ware) als Kapital ausgeliehn werden kann, heißt nichts, als daß es an sich Kapital ist. Die Abschaffung des Grundeigentums im Ric[ardo]schen Sinn, nämlich seine Verwandlung in Staatseigentum, so daß die Rente an den Staat statt an den Landlord 4*) gezahlt wird, ist das Ideal, der Herzenswunsch, der aus dem innersten Wesen des Kapitals hervorwächst. Das Kapital kann das Grundeigentum nicht abschaffen. Aber durch seine Verwandlung in Rente [die dem Staat gezahlt wird,] eignet es sich [sie] als Klasse zur Bestreitung seiner Staatsausgaben an, eignet sich also auf einem Umweg an, was es direkt nicht festhalten kann. Abschaffung des Zinses und des zinstragenden Kapitals ist dagegen Abschaffung des Kapitals und der kapitalistischen Produktion selbst. Solange Geld (Ware) als Kapital dienen kann kann es als Kapital verkauft werden. Es ist daher ganz der kleinbürgerlichen Utopisten würdig, daß sie, die die Ware wollen, aber nicht das Geld, das industrielle Kapital wollen, aber nicht das zinstragende, den Profit, aber nicht den Zins.

Es sind nicht zwei verschiedne Kapitalien, das zinstragende und profitbringende, sondern dasselbe Kapital, das im Prozeß als Kapital funktioniert, wirft einen Profit ab, der sich zwischen zwei verschiednen Kapitalisten verteilt: den, der außer[halb] des Prozesses steht und als Eigentümer das Kapital an sich vertritt {es ist aber wesentliche Bedingung desselben, in einem P r i v a t e i g e n t ü m e r vertreten zu sein; ohne dies wird es nicht Kapital im Gegensatz zur Lohnarbeit}, und den, der das funktionierende Kapital, das im Prozeß befindliche Kapital vertritt.

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1*) In der Handschrift: den Überschuß des individuellen Werts eines bestimmten Bodens über den Marktwert - 2*) Gewerbszweigen 3*) soweit - 4*) in der Handschrift: farmer

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[3. Absonderung einzelner Teile des Mehrwerts in Form verschiedener Revenuen. Verhältnis von Zins und industriellem Profit. Irrationalität der fetischisierten Formen der Revenue]

Die weitre "Verknöcherung" oder Verselbständigung der T e il u n g des Profits tritt so hervor, daß der P r o f i t [eines] j e d e n Kapitals - also daß auch der auf die Ausgleichung der Kapitalien unter sich gegründete D u r c hs c h n i t t s p r o f i t - zerfällt oder zerlegt wird in zwei voneinander unabhängige oder gegeneinander selbständige Bestandteile: Zins und industrieller Profit, der jetzt manchmal auch Profit schlechthin heißt oder neuen Taufnamen erhält, w a g e s o f l a b o u r o f s u p e r i n t e n d e n c e 1*) etc.

Ist die Profitrate (Durchschnittsprofit) = 15 p.c. und die Z i n s r a t e (die immer, wie gesehn, in der allgemeinen Form fixiert ist) = 5 p.c. (deren allgemeine Rate immer auf dem Geldmarkt quotiert ist als "Wert" oder "Preis" des Geldes), so betrachtet der Kapitalist - auch wenn er Eigentümer des Kapitals ist und keinen Teil desselben g e l i e h n hat, der Profit also nicht zwischen zwei Kapitalisten zu teilen ist - es so, daß von diesen 15 p.c. 5 p.c. den Z i n s seines Kapitals vorstellen, dagegen nur 10 p.c. den Profit, den er durch die produktive Anwendung des Kapitals gemacht. Diese 5 p.c. Zins schuldet er als "industrieller Kapitalist" sich selbst als dem "Eigentümer" des Kapitals; kommt seinem Kapital an sich [zu], daher auch ihm als Eigentümer des Kapitals an sich (was zugleich das Sein des Kapitals für sich oder das Sein des Kapitals als Kapitalist, als Eigentum, das andre von sich ausschließt, ist), dem Kapital, abstrahiert von dem Produktionsprozeß, im Unterschied zum funktionierenden Kapital, prozessierenden Kapital und dem "industriellen Kapitalisten" als Vertreter dieses funktionierenden, "arbeitenden" Kapitals. Der "Zins" ist die Frucht des Kapitals, soweit es nicht "arbeitet", funktioniert, und der Profit ist die Frucht des "arbeitenden", funktionierenden Kapitals. Es ist dies analog, wie der farming capitalist 2*) der zugleich Grundeigentümer, Eigentümer des Bodens, den er kapitalistisch exploitiert - den Teil seines Profits, der die Rente bildet, diesen Surplusprofit, nicht sich als Kapitalist, sondern sich als Grundeigentümer, nicht dem Kapital, sondern dem Grundeigentum zuschreibt, so daß er, der Kapitalist, sich als Grundeigentümer die "Rente" schuldet. So tritt das Kapital in einer Bestimmtheit demselben

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1*) Lohn für Arbeit der Oberaufsicht - 2*) Landwirtschaft treibende Kapitalist

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Kapital in seiner andren Bestimmtheit ganz so fix gegenüber, wie Grundeigentum und Kapital, die in der Tat auf zwei wesentlich verschiednen Produktionsmitteln gegründete Titel an die Aneignung fremder Arbeit bilden.

Wenn einerseits 5 partners 1*) eine cotton mill 2*) führen 3*), die 100 000 l. Kapital vorstellt und 10 p.c. Profit gibt, also 10 000 l., so erhält jeder von diesem Profit 1/5 = 2000 l. Wenn auf der andren Seite ein einziger Kapitalist dasselbe Kapital in einer mill stecken hat und denselben Profit von 10 000 l. macht, so rechnet er nicht so, daß er 2000 l. Partnerprofit einnehme und 8000 £. Kompanieprofit für die nicht existierenden 4 partners.

B l o ß e Teilung des Profits an sich unter verschiedne ¦¦904¦ Kapitalisten, die verschiedne juristische Titel an dasselbe Kapital haben, und in der einen oder andren Form Miteigentümer desselben Kapitals sind, gründet daher keineswegs verschiedne Kategorien für diese Teile. Warum also die zufällige Teilung zwischen Ausleiher von Kapital und Leiher von Kapital?

Prima facie 4*) handelt es sich nur um Teilung des Profits, wo zwei Eigentümer des Kapitals, Eigentümer unter verschiednen Titeln bestehn - ein prima facie juristisches, nicht ökonomisches Moment. Ob ein Kapitalist mit eignem Kapital oder fremdem, oder in welcher Proportion er mit eignem und fremdem produziert, ist an und für sich durchaus gleichgültig. Wie kommt es also, daß diese Teilung des Profits in [industriellen] Profit und Zins nicht als eine zufällige Teilung erscheint, von dem Zufall abhängig, ob der Kapitalist mit e i n e m a n d r e n wirklich zu teilen hat oder nicht, ob er zufällig mit eignem oder fremdem Kapital handelt, sondern daß vielmehr, auch wenn er bloß mit eignem Kapital produziert, er unter allen Umständen sich zerspaltet in bloßen Eigentümer des Kapitals und in Anwender des Kapitals, in Kapital außer dem Produktionsprozeß und Kapital im Produktionsprozeß, in Kapital, das a n s i c h Zins abwirft, und Kapital, das als prozessierend den Profit abwirft?

Es liegt hier ein reales Moment zugrund. Das Geld (als Wertausdruck der Ware überhaupt) eignet sich im Prozeß bloß Mehrwert wie er immer getauft und in welche Teile er immer zerlegt werde an, weil es schon v o r dem Produktionsprozeß als K a p i t a l vorausgesetzt ist. I m Prozeß erhält, produziert und reproduziert es sich als Kapital und auf stets erweiterter Stufenleiter. Aber schon v o r dem Prozeß - wenn einmal die kapitalistische Produktionsweise gegeben, auf ihrer Basis und innerhalb der ihr entsprechenden gesellschaftlichen Verhältnisse gearbeitet wird, also nicht erst vom Bildungsprozeß des Kapitals die Rede ist - existiert es als K a p i t a l an

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1*) Teilhaber - 2*) Baumwollspinnerei - 3*) (nicht eindeutig entziffert) - 4*) Auf den ersten Blick

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sich, dem Charakter nach, der sich zwar erst im Prozeß verwirklicht und überhaupt seine Wirklichkeit nur in dem Prozeß selbst hat. Ginge es nicht als Kapital in ihn ein, so käme es auch nicht als Kapital aus ihm heraus, d.h. als Profit abwerfendes Geld, als sich verwertender Wert, als Mehrwert zeugender Wert.

Es ist wie mit dem Geld. Das Geldstück z.B. ist nichts als ein Stück Metall. Geld ist es nur durch seine Funktion im Zirkulationsprozeß. Aber den Zirkulationsprozeß der Waren einmal vorausgesetzt, fungiert das Geldstück nicht nur als Geld, sondern es ist als solches in jedem einzelnen Fall dem Zirkulationsprozeß vorausgesetzt, eh es in ihn eingeht. Kapital ist nicht nur Resultat, sondern Voraussetzung der kapitalistischen Produktion. Geld und Waren sind daher an sich latentes Kapital, der Möglichkeit nach Kapital; alle Waren, soweit sie in Geld verwandelbar sind, das Geld, soweit es verwandelbar ist in solche Waren, die die Elemente des kapitalistischen Produktionsprozesses bilden. Geld also - als der reine Wertausdruck der Waren und Arbeitsbedingungen ist an sich als Kapital der kapitalistischen Produktion vorausgesetzt. Was ist das Kapital, nicht als Resultat, sondern als Voraussetzung des Prozesses betrachtet? Was macht es zum Kapital, eh es in den Prozeß eingeht, so daß dieser nur seinen immanenten Charakter entwickelt? Die gesellschaftliche Bestimmtheit, worin es da ist. Daß der lebendigen Arbeit die vergangne Arbeit, der Tätigkeit das Produkt, dem Menschen die Sache, der Arbeit ihre eignen gegenständlichen Bedingungen als fremde, selbständige, an sich festhaltende Subjekte, Personifikationen gegenüberstehn, kurz als f r e m d e s E i g e n t u m, und in dieser Gestalt als "employers" 1*) und "commanders" 2*) der Arbeit selbst, die sie sich aneignen, statt von ihr angeeignet zu werden. Daß der Wert - existiere er als Geld oder Ware -, weiter entwickelt die Arbeitsbedingungen, als f r e m d e s E i g e n t u m dem Arbeiter gegenüberstehn, als Selbsteigentümer, heißt weiter nichts, als daß sie ihm als das E i g e n t u m des Nichtarbeiters gegenüberstehn oder wenigstens, daß er ihnen, soweit er Kapitalist ist, gegenübersteht nicht als Arbeiter, sondern als E i g e n t ü m e r des Werts etc., als das S u b j e k t, worin diese Dinge ihren eignen Willen haben, sich selbst gehören und als selbständige Mächte personifiziert sind. Das Kapital als Voraussetzung der Produktion, das Kapital, wie es nicht aus dem Produktionsprozeß herauskömmt, sondern ist, bevor es in ihn eingeht, ist der Gegensatz, worin die Arbeit als fremde Arbeit zu ihm, und worin es selbst als fremdes Eigentum zur Arbeit steht.

Es ist die gegensätzliche gesellschaftliche Bestimmtheit, die in ihm ausgedrückt

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1*) "Anwender" - 2*) "Kommandeure"

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ist, und die, getrennt vom Prozeß selbst, in dem K a p i t a l e i g e n t u m a l s s o l c h e m ¦¦905¦ sich ausdrückt.

Dies eine Moment nun, getrennt vom kapitalistischen Produktionsprozeß selbst, dessen stetes Resultat es ist und als dessen stetes Resultat es seine stete Voraussetzung ist, drückt sich darin aus, daß Geld [und] Ware an sich latent Kapital sind, daß sie a l s K a p i t a l v e r k a u f t werden können, und daß sie in dieser Form das b l o ß e E i g e n t u m d e s K a p i t a l s, den K a p i t a l i s t e n a l s b l o ß e n E i g e n t ü m e r, abgesehn von seiner kapitalistischen Funktion, vorstellen - die für sich betrachtet Kommando über fremde Arbeit sind, daher sich verwertender Wert, und Anspruch auf Aneignung fremder Arbeit geben.

Es tritt hier auch klar hervor, daß dies V e r h ä l t n i s der Titel und das Mittel zur Aneignung fremder Arbeit ist, nicht irgendeine Arbeit oder Gegenwert, die auf Seite des Kapitalisten gegeben werden.

Der Z i n s erscheint daher als der dem Kapital als Kapital, dem bloßen Eigentum des Kapitals geschuldete M e h r w e r t, den es aus dem Produktionsprozeß herausbringt, weil es als Kapital in ihn eingeht, der also dem Kapitel als solchem zukömmt, unabhängig vom Produktionsprozeß, obgleich im Produktionsprozeß sich erst bewährend, ein Mehrwert, den es daher als Kapital schon latent in sich enthält; der i n d u s t r i e l l e P r o f i t dagegen [erscheint] als Teil des Mehrwerts, der dem Kapitalisten nicht als Eigentümer des Kapitals, sondern als funktionierender Eigentümer, funktionierendem Kapital zukommt. Wie alles in dieser Produktionsweise sich verkehrt darstellt, so auch schließlich die letzte Verkehrung in dem Verhältnis von Zins und Profit, so daß der unter besondrer Rubrik [Zins] abgeschiedne Teil des Profits vielmehr als das eigenst dem Kapital angehörige Produkt und der industrielle Profit als bloß darauf gepfropfter Zusatz sich darstellt.

Da der moneyed capitalist in der Tat nur als E i g e n t ü m e r d e s K a p i t a l s seinen Teil am Mehrwert bezieht, während er außerhalb des Produktionsprozesses selbst stehnbleibt; da der Preis des Kapitals - d.h. des bloßen Eigentumstitels am Kapital auf dem Geldmarkt in der Zinsrate quotiert ist, wie der Marktpreis jeder andren Ware; da der Anteil, den das K a p i t a l a n s i c h, das b l o ß e E i g e n t u m des Kapitals am Mehrwert gibt, so eine gegebne Größe ist, während die Profitrate schwankt, jeden Augenblick verschieden in den verschiednen Sphären, in jeder Sphäre aber verschieden unter den einzelnen Kapitalisten, indem sie teils unter verschieden günstigen Bedingungen produzieren, teils mit verschiednem Grad von Umsicht und Energie kapitalistisch die Arbeit exploitieren, teils mit verschiednem Grad von Glück und Pfiffigkeit Käufer oder Verkäufer von Waren übers Ohr

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hauen (profit upon expropriation, alienation 1*)), so erscheint ihnen natürlich, sie mögen Eigentümer oder Nichteigentümer des prozessierenden Kapitals sein, der Z i n s als dem Kapital als solchem, dem Eigentum am Kapital geschuldet; dem Eigentümer des Kapitals, ob sie oder Dritte dies sind; dagegen der industrielle Profit als Produkt i h r e r Arbeit. Sie stehn ja als funktionierende Kapitalisten - wirkliche Agenten der kapitalistischen Produktion - sich selbst oder Dritten als bloßem, trägem Dasein des Kapitals gegenüber, daher als A r b e i t e r sich oder andren als E i g e n t ü m e r. Und da sie nun einmal Arbeiter sind, sind sie in der Tat Lohnarbeiter und wegen ihrer besondren Vorzüglichkeit nur besser bezahlte Lohnarbeiter, was sie zum Teil auch dem Umstand verdanken, daß sie sich selbst ihren Lohn zahlen.

Während also der Z i n s und das K a p i t a l a l s z i n s t r a g e n d e s den bloßen Gegensatz des gegenständlichen Reichtums gegen die Arbeit und darum sein Dasein als K a p i t a l ausdrückt, dreht sich dies in der Vorstellung grade um, indem ja das Phänomen prima facie den m o n e y e d c a p i t a l i s t in gar keinem Verhältnis zum Lohnarbeiter, sondern nur im Verhältnis zu andren Kapitalisten zeigt, während dieser andre Kapitalist, statt im Gegensatz zur Lohnarbeit zu stehn, vielmehr selbst als A r b e i t e r im Gegensatz zu sich oder andren [Kapitalisten] als dem bloßen Dasein, als bloßem Eigentümer des Kapitals steht. Es kömmt hinzu, daß der einzelne Kapitalist entweder sein Geld a l s K a p i t a l ausleihn oder es s e l b s t als Kapital verwerten kann. Soweit er Z i n s davon bezieht, erhält er nur den Preis dafür, den er auch erhielte, wenn er nicht als Kapitalist "funktionierte", nicht "arbeitete". Es ist daher klar, daß was er eigentlich aus dem Produktionsprozeß zieht, soweit es nur Zins ist er nur dem Kapital verdankt, nicht dem Produktionsprozeß selbst und ¦¦906¦ nicht sich als Repräsentant des funktionierenden Kapitals.

Daher auch die schöne Phrase bei einigen Vulgärökonomen: Zöge der industrielle Kapitalist keinen Profit außer dem Zins, so würde er sein Kapital verzinsen und als Rentier leben. So daß alle Kapitalisten aufhören würden zu produzieren und alles Kapital als Kapital zu funktionieren und doch von s e i n e n Z i n s e n gelebt werden könnte. Schon Turgot [124] in ähnlicher Weise: Zöge der Kapitalist keinen Zins, so würde er Land (kapitalisierte Rente) kaufen und von der Grundrente leben. Hier aber doch, da die Grundrente den wirklichen Mehrwert bei den Physiokraten vertritt, der Zins vom Mehrwert abgeleitet. Während Umkehrung in jener Vulgäransicht.

Andrer Umstand zu bemerken: Für den industriellen Kapitalisten, der Geld geliehn hat, geht der Zins in die K o s t e n ein, die Kosten hier in dem

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1*) Profit bei der Entäußerung, Veräußerung

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Sinn, daß sie den vorgeschoßnen Wert bedeuten. Das Kapital z.B. von 1000 l. geht nicht als Ware zum Wert von 1000 l. in seine Produktion ein, sondern als Kapital; also wenn Kapital von 1000 l. jährlich zu 10 p.c. Zins, so als Wert von 1100 in das jährliche Produkt. Hier tritt es also klar hervor, daß die W e r t s u m m e (und die Waren, worin sie dargestellt) nicht erst im Produktionsprozeß Kapital wird, sondern als Kapital Voraussetzung des Produktionsprozesses bildet, und daher den ihr als bloßem Kapital zukommenden Mehrwert bereits im Leib hat. Für den Industriellen, der mit gepumptem Kapital arbeitet, geht der Zins oder das Kapital als Kapital und solches ist es nur, soweit es einen Mehrwert setzt (so daß es als Ware z.B. 1000, als Kapital 1100 wert ist, d.h. 1000 + 1000/10, C + C/x) - in seine Kosten ein. Soweit nur der Zins im Produkt herauskäme, wäre dies zwar ein Überschuß über den Wert des vorgeschoßnen Kapitals als bloße Ware berechnet, aber nicht über den Wert der Ware als Kapital berechnet; er hat wegzuzahlen diesen Mehrwert, er gehört zu seinen Vorschüssen, zu den Ausgaben, die er gemacht, um die Ware zu produzieren.

Was den Industriellen angeht, der mit eignem Kapital arbeitet, so hat er sich selbst den Zins für das Kapital zu zahlen und betrachtet diesen als vorgeschossen. In der Tat, was er vorgeschossen hat, ist ja nicht nur ein Kapital z.B. vom Wert von 1000 1., sondern der Wert von 1000 1. als Kapital, und dieser Wert ist 1050 L, wenn der Zins = 5 p.c. Auch ist das keine müßige Reflexion für ihn. Denn die 1000 l. würden ihm als K a p i t a l 1050 einbringen, wenn er sie ausliehe, statt sie produktiv zu verwenden. Sofern er also die 1000 l. vorschießt sich selbst als Kapital, schießt er sich 1050 l. vor. Il faut bien se rattraper sur quelqu'un et fusse-t-il sur lui-même! 1*)

Der Wert von Waren von 1000 l. Wert ist als Kapital 1050 l. D.h., das Kapital ist keine einfache Zahl; es ist nicht einfache Ware, sondern potenzierte Ware; keine einfache Größe, sondern Größenverhältnis. Es ist Verhältnis als Hauptsumme, als gegebner Wert zu sich selbst als Mehrwert.

Der Wert von C ist C (1 + 1/x) 1 (für I Jahr) oder C + C/x. Sowenig wie in der Gleichung a^x = n, das x aus den einfachen Rechnungsarten zu begreifen oder zu entwickeln ist, sowenig die potenzierte Ware, das potenzierte Geld, das Kapital.

Ganz wie im Zins ein Teil des Profits, des vom Kapital erzeugten Mehrwerts, als von dem Kapitalisten vorgeschossen erscheint, so in der agricultural

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1*) Man muß sich eben an irgend jemand schadlos halten und wäre es an sich selbst!

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Produktion ein andrer Teil, die G r u n d r e n t e. Stellt sich hier weniger auffallend irrational dar, weil die Rente hier als jährlicher Preis des Bodens erscheint, der so als Ware in die Produktion eingeht. Im "Preis des Bodens" liegt zwar größre Irrationalität als im Preis des Kapitals, aber nicht in der Form selbst. Weil der Boden hier als Gebrauchswert einer Ware erscheint und die Grundrente als ihr Preis. (Das Irrationelle liegt darin, daß das, was nicht Produkt der Arbeit ist - Boden - Preis, also in Geld ausgedrückten Wert, also Wert haben, also als vergegenständlichte gesellschaftliche Arbeit angeschaut werden soll.)

Der äußerlichen Form nach, also wie bei jeder Ware, doppelter Ausdruck, als Gebrauchswert und Tauschwert, und der Tauschwert ideell als Preis ausgedrückt, als etwas, was die Ware als Gebrauchswert absolut nicht ist. Dagegen in dem Ausdruck 1000 l. = 1050 l., oder 50 l. ist der jährliche Preis von 1000 l., ist dasselbe auf dasselbe bezogen, Tauschwert auf Tauschwert, und der Tauschwert soll als von sich Verschiednes sein eigner Preis sein, d.h. der Tauschwert selbst in Geld ausgedrückt.

¦¦907¦ Hier gehn also 2 Formen des Mehrwerts - Zins und Rente, Resultate der kapitalistischen Produktion - als Voraussetzungen in sie ein, als Vorschüsse, die der Kapitalist selbst macht, die also für ihn durchaus keinen Mehrwert, keinen Überschuß über den Wert der gemachten Avancen repräsentieren. Bei diesen Formen des Mehrwerts erscheint es dem einzelnen Kapitalisten selbst, daß die Produktion von Mehrwert zu den Produktionskosten der kapitalistischen Produktion gehört, daß die Aneignung fremder Arbeit und des Surplus über den Wert der im Prozeß konsumierten Waren (ob diese nun eingehn in das konstante oder variable Kapital) eine diese Produktionsweise beherrschende Bedingung ist. Allerdings tritt das auch soweit hervor, als der Durchschnittsprofit ein Element des Kostenpreises der Ware, hence a condition of supply, of the very creation of the commodity 1*) bildet. Aber dennoch betrachtet mit Recht der industrielle Kapitalist dies Surplus, diesen Teil des Mehrwerts - obgleich er ein Element der Produktion selbst bildet - für sich als Überschuß über seine Kosten, nicht, wie bei Zins und Rente, als zu s e i n e n Vorschüssen gehörig.

In kritischen Momenten tritt in der Tat auch der Profit so weit ihm selbst als Produktionsbedingung gegenüber, als die contraction or stoppage of production 2*) erfolgt infolge eines Fallens des Preises, das den Profit verschlingt oder auffallend kontrahiert. Daher der Blödsinn derer, die die verschiednen Formen des 1*) also eine Bedingung der Zufuhr, der Herstellung der Ware 2*) Einschränkung oder Einstellung der Produktion

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Mehrwerts als bloße Distributionsformen betrachten. Sie sind ebensosehr Produktionsformen. ¦907¦¦ ¦¦937¦ Es könnte scheinen, daß in der Trinität Erde-Rente, Kapital-Profit (Zins), Arbeit-Arbeitslohn das letzte Glied am rationalsten noch ist. Es ist wenigstens die source 1*) ausgesprochen, woraus der Arbeitslohn fließt. Aber die letzte Form vielmehr die irrationalste und die Grundlage der beiden andren, wie Lohnarbeit überhaupt Erde als Grundeigentum und Produkt als Kapital voraussetzt. Nur wenn der Arbeit ihre Bedingungen in dieser Form gegenübertreten, ist sie Lohnarbeit. Als Lohnarbeit aber ist sie ausgesprochen in der Formel Arbeit-Arbeitslohn. Indem der Lohn hier als das spezifische Produkt der Arbeit erscheint, das einzige Produkt derselben (und es ist in der Tat das einzige Produkt der Arbeit für den Lohnarbeiter), erscheinen die andren Teile des Werts - Rente, Profit (Zins) - ebenso notwendig aus andren spezifischen Quellen fließend; und ganz wie der Teil des Produktswerts, der sich in Arbeitslohn auflöst, als das spezifische Produkt der Arbeit [aufzufassen ist], müssen die Teile des Werts, die sich in Rente und Profit auflösen, als spezifische Resultate der Agentien aufgefaßt werden, für die sie sind, denen sie anheimfallen, also als offspring of the earth and of the capital, respectively 2*). ¦937¦¦

[4. Zunehmende Absonderung der verwandelten Formen des Mehrwerts von seinem Wesen - der Mehrarbeit. Der industrielle Profit als "Arbeitslohn für den Kapitalisten"]

¦910¦ Betrachten wir den Weg, den das Kapital durchmacht, bevor es in der Form von zinstragendem Kapital erscheint.

Im unmittelbaren Produktionsprozeß ist die Sache noch einfach.

Die surplus value hat noch keine b e s o n d r e Form angenommen; außer dieser der surplus value selbst, die sie nur unterscheidet von der value des Produkts, die ein Äquivalent der in ihm reproduzierten value bildet. Wie die value überhaupt sich in labour, so löst sich die surplus value in surplus labour, unbezahlte Arbeit auf. Daher ist die surplus value auch nur gemessen durch den Teil des Kapitals, der wirklich seinen Wert ändert das variable Kapital, den in Arbeitslohn ausgelegten Teil des Kapitals. Das konstante Kapital

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1*) Quelle - 2*) respektive Frucht der Erde und des Kapitals

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erscheint nur als Bedingung, um den variablen Teil des Kapitals wirken zu lassen. Es ist sehr einfach, daß, wenn mit 100 [l.] der Arbeit von 10 [Mann], die Arbeit von 20 gekauft wird (d.h. Ware, worin die Arbeit von 20 enthalten), der Wert des Produkts = 200 und der Surpluswert von 100 = unbezahlter Arbeit von 10 [Mann] ist. Oder, wenn 20 Mann arbeiten, jeder nur einen halben Tag für sich, einen halben für das Kapital arbeitet. 20 halbe Tage = 10.

Es ist dasselbe, als wären nur 10 Mann bezahlt und 10 arbeiteten gratis für den Kapitalisten.

Hier in diesem Embryozustand das Verhältnis noch sehr begreiflich oder vielmehr gar nicht zu verkennen. Die Schwierigkeit besteht hier bloß darin, aufzufinden, wie diese Aneignung von Arbeit ohne Äquivalent aus dem Gesetz des Warenaustauschs - daß die Waren sich austauschen im Verhältnis zu der in ihnen enthaltnen Arbeitszeit - entspringt, zunächst diesem Gesetz nicht widerspricht.

¦¦911¦ Der Zirkulationsprozeß verwischt schon, trübt schon den Zusammenhang. Indem die Masse des Mehrwerts hier zugleich bestimmt ist durch die Z i r k u l a t i o n s z e i t d e s K a p i t a l s, scheint ein der Arbeitszeit fremdes Element hereinzukommen.

In dem fertigen Kapital endlich, wie es als Ganzes, [als] die Einheit von Zirkulationsprozeß und Produktionsprozeß erscheint, als Ausdruck des Reproduktionsprozesses - als eine bestimmte Wertsumme, die in einem bestimmten Zeitraum, bestimmten Zirkulationsabschnitt, bestimmten Profit (Mehrwert) produziert -, in dieser Gestalt existieren Produktionsprozeß und Zirkulationsprozeß nur noch als Erinnerung und als Momente, die g l e i c h m äß i g den Mehrwert bestimmen, womit seine einfache Natur verhüllt wird. Der Mehrwert erscheint jetzt als Profit. Dieser Profit 1. bezogen auf einen bestimmten Zirkulationsabschnitt des Kapitals, der von der Arbeitszeit verschieden ist; 2. der Mehrwert berechnet und bezogen nicht auf den Teil des Kapitals, aus dem er unmittelbar entspringt, sondern unterschiedslos auf das Gesamtkapital. Damit die Quelle desselben vollständig verschüttet. 3. Obgleich in dieser ersten Form des Profits die Masse des Profits noch quantitativ identisch mit der Masse des von dem besondren Kapital erzeugten Mehrwerts, ist die Rate des Profits von vornherein verschieden von der Rate des Mehrwerts; indem die Rate des Mehrwerts = m/v und die Rate des Profits m /(c+v). 4. Die Rate des Mehrwerts als gegeben vorausgesetzt, kann die Rate des Profits steigen oder fallen, und selbst in entgegengesetzter Richtung als die Rate des Mehrwerts.

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So hat der Mehrwert in der ersten Gestalt des Profits bereits eine Form, die seine Identität mit dem Mehrwert, der Surplusarbeit, nicht nur nicht unmittelbar erkennen läßt, sondern ihr unmittelbar zu widersprechen scheint.

Weiter durch die Verwandlung des Profits in D u r c hs c h n i t t s p r o f i t, die Bildung der allgemeinen Profitrate, und die damit verbundne oder gesetzte Wandlung der Werte in Kostenpreise, wird der Profit des besondren Kapitals nicht nur dem Ausdruck nach, als Unterschied der Profitrate von der Rate des Mehrwerts, sondern der Substanz nach, d.h. hier der Quantität nach, v e r s c h i e d e n von dem Mehrwert selbst, den das besondre Kapital in seiner besondren Produktionssphäre erzeugt hat. Das einzelne Kapital, aber auch das Gsamtkapital in einer besondren Sphäre betrachtet, s c h e i n t nicht nur, sondern i s t der Profit jetzt faktisch verschieden von Mehrwert.

Kapitalien von gleicher Größe liefern gleiche Profite, oder der Profit ist im Verhältnis zur Größe der Kapitalien. Oder der Profit ist bestimmt durch den Wert des vorgeschoßnen Kapitals. In allen diesen Ausdrücken ist das Verhältnis des Profits zur organischen Komposition des Kapitals völlig ausgelöscht, nicht mehr wiederzuerkennen. Was vielmehr unmittelbar auf der Hand liegt, ist, daß gleich große Kapitalien, die sehr verschiedne Quanta Arbeit in Bewegung setzen, also sehr verschiedne Quanta Surplusarbeit kommandieren, also sehr verschiedne Quanta surplus value erzeugen, gleich großen Profit bringen. Ja, durch die Verwandlung der Werte in Kostenpreise scheint die Basis selbst - die Bestimmung des Werts der Waren durch die in ihnen enthaltne Arbeitszeit - aufgehoben.

Und in dieser ganz entfremdeten Form des Profits, und in demselben Grade, wie die Gestalt des Profits seinen innren Kern versteckt, erhält das Kapital mehr und mehr eine sachliche Gestalt, wird aus Verhältnis immer mehr Ding, aber Ding, das das gesellschaftliche Verhältnis im Leib hat, in sich verschluckt hat, mit fiktivem Leben und Selbständigkeit sich zu sich selbst verhaltendes Ding, sinnlich-übersinnliches Wesen; und in dieser Form von K a p i t a l u n d P r o f i t erscheint es als fertige Voraussetzung auf der Oberfläche. Es ist die Form seiner Wirklichkeit oder vielmehr seine wirkliche Existenzform. Und es ist die Form, worin es im Bewußtsein seiner Träger, der Kapitalisten, lebt, sich in ihren Vorstellungen abspiegelt.

Diese fixe und verknöcherte Form (metamorphosierte) des Profits (und damit des Kapitals als seines Erzeugers, denn Kapital ist Grund, Profit Folge; Kapital Ursache, Profit Wirkung; Kapital Substanz, Profit Akzidenz; Kapital ist nur als Profit erzeugendes Kapital, als Wert, der einen Profit, Zuschußwert schafft) - und damit des Kapitals als seines Grundes des sich als Kapital erhaltenden und im Profit vermehrenden Kapitals

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wird noch befestigt in ihrer Äußerlichkeit dadurch, daß derselbe Ausgleichungsprozeß des Kapitals, der dem Profit diese Form des Durchschnittsprofits gibt, einen Teil von ihm unter der Form der R e n t e selbständig und als auf anderm Boden, der Erde, gewachsen, von ihm absondert. Die Rente stellt sich zwar ursprünglich dar als ein Teil des Profits, den der farmer dem landlord zahlt. Da aber weder er, der farmer, diesen surplus profit einsteckt, noch das Kapital, das er anwendet, sich anyhow 1*) von anderm Kapital als Kapital unterscheidet (weil er den surplus profit nicht dem Kapital als Kapital dankt, zahlt er ihn ja dem landlord), erscheint die Erde selbst als die Quelle dieses Teils des Werts der Ware (ihres Mehrwerts) und der landlord [scheint] nur die Erde ¦¦912¦ als juristische Persönlichkeit [zu vertreten].

Wird die Rente berechnet auf das vorgeschoßne Kapital, so noch ein Faden, der an ihren Ursprung erinnert, als einen abgesonderten Teil des Profits, also des Mehrwerts überhaupt. (Natürlich anders in Gesellschaftszustand, wo das Grundeigentum direkt die Arbeit exploitiert. Bei ihm keine Schwierigkeit, den Ursprung des surplus wealth 2*) zu erkennen.) Aber die Rente wird bezahlt für ein bestimmtes Quantum Grund und Boden; sie wird kapitalisiert im Wert des Bodens; dieser Wert steigt und fällt im Verhältnis zum Steigen oder Fallen der Rente; die Rente steigt oder fällt im Verhältnis zu der sich gleichbleibenden Bodenfläche (während das auf dieser arbeitende Kapital wechselnde Größe); der Unterschied der Bodenarten zeigt sich in der Höhe der Rente, die für gegebne Quadratfüße gezahlt werden muß; das Gesamtrental wird berechnet auf die gesamte Bodenfläche, um das Durchschnittsrental z.B. eines Quadratfußes zu bestimmen; die Rente erscheint, wie jede von der kapitalistischen Produktion geschaffne Gestalt derselben, zugleich als feste, gegebne, in jedem Augenblick vorhandne, also für den einzelnen unabhängig vorhandne Voraussetzung. Der farmer hat Rente zu zahlen, und zwar soviel per Maß Boden, je nach der Art des Bodens. Steigt oder fällt sie, so steigt oder fällt die Rente, die er von soviel acres zu zahlen hat; für den Boden, abgesehn von dem Kapital, das er darauf anwendet; ganz wie er den Zins zu zahlen hat, abgesehn von dem Profit, den er macht. Das Berechnen der Rente auf das industrielle Kapital ist noch eine kritische Formel der politischen Ökonomie, die den innren Zusammenhang der Rente mit dem Profit als ihrem 3*) Grund und Boden festhält. In der Wirklichkeit aber e r s c h e i n t dieser Zusammenhang nicht, vielmehr mißt sich hier die Rente an dem wirklichen Grund und Boden - und damit ist die ganze

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1*) irgendwie - 2*) Mehrreichtums - 3*) in der Handschrift: seinem

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Vermittlung abgeschnitten und ihre veräußerlichte selbständige Gestalt vollendet. Selbständige Gestalt ist sie nur in dieser Veräußerlichung, in dem völligen Losgetrenntsein von ihrer Vermittlung. Quadratfüße Boden 1*) bringen soundsoviel Rente. In diesem Ausdruck, worin ein Teil des Mehrwerts - die Rente - i m V e r h ä l t n i s z u e i n e m b e s o n d r e n N at u r e l e m e n t, u n a b h ä n g i g v o n d e r m e n s c h l i c h e n A r b e i t, s i c h d a rs t e l l t, ist nicht nur die Natur des Mehrwerts, weil des Werts selbst, vollständig ausgelöscht, sondern der P r o f i t selbst erscheint jetzt, wie die Rente der Erde, so er dem K a p i t a l a l s e i n e m b e s o n d r e n d i n gl i c h e n P r o d u k t i o n s e l e m e n t g e s c h u ld e t. Die Erde ist von Natur da und bringt Rente. Das Kapital besteht aus Produkten, und diese bringen Profit. Daß ein Gebrauchswert, der produziert ist, Profit bringt, und ein andrer, der nicht produziert ist, Rente bringt, sind nur zwei verschiedne Formen, worin Dinge W e r t s c h a f f e n, die eine grad so begreiflich und unbegreiflich wie die andre.

Es ist klar, daß, sobald sich der Mehrwert auf 2*) verschiedne, besondre, auf verschiedne Produktionselemente - wie Natur, Produkte, Arbeit - bezogen, nur stofflich verschiedne Produktionselemente bezieht, daß, sobald er überhaupt besondre, gegeneinander gleichgültige, voneinander unabhängige und durch verschiedne Gesetze regulierte Gestalten erhält, seine gemeinsame Einheit - der Mehrwert - und daher die Natur dieser gemeinsamen Einheit mehr und mehr unerkenntlich wird und in der Erscheinung sich nicht zeigt, sondern als verborgnes Mysterium erst entdeckt werden muß.

Diese Verselbständigung der Gestalt der besondren Teile - und ihr Gegenübertreten als selbständige Gestalten - wird vollendet dadurch, daß jeder dieser Teile auf ein besondres Element als sein Maß und seinen besondren Quell reduziert wird, oder daß jeder Teil des Mehrwerts als Wirkung einer besondren Ursache, als Akzidenz einer besondren Substanz sich darstellt. So der Profit-Kapital, Rente-Erde, Arbeitslohn-Arbeit.

Und es sind diese fertigen Verhältnisse und Formen, die in der wirklichen Produktion als Voraussetzungen erscheinen, weil die kapitalistische Produktionsweise sich in den von ihr selbst geschaffnen Gestalten bewegt und diese, ihr Resultat, im Prozeß der Reproduktion, ihr ebensosehr als fertige Voraussetzungen gegenübertreten. Als solche bestimmen sie praktisch das Tun und Treiben der einzelnen Kapitalisten etc., geben die Motive her, wie sie als solche in ihrem Bewußtsein sich widerspiegeln. Die Vulgärökonomie tut nichts, als dies seinen Motiven und seinen Vorstellungen nach in der Erscheinung der kapitalistischen Produktionsweise befangene

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1*) In der Handschrift darübergeschrieben: Erde - 2*) in der Handschrift: in

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Bewußtsein in doktrinärer Form aussprechen. Und je flacher sie an der Oberfläche hängt und sie nur in einer gewissen Ordnung widerhallt, um so mehr ist sie sich bewußt, "naturgemäß" zu sein und aller abstrakten Spintisiererei fernzustehn.

¦¦913¦ Oben bei dem Zirkulationsprozeß noch zu bemerken 1*), daß die aus dem Zirkulationsprozeß hervorgehenden Bestimmungen sich als Eigenschaften bestimmter Sorten von Kapital, fixem, zirkulierendem etc. kristallisieren und so als gegebne Eigenschaften erscheinen, die bestimmten Waren stofflich zukommen.

Wenn in der finalen Gestalt, worin der Profit, als gegeben vorausgesetzt, in der kapitalistischen Produktion erscheint, die vielen Verwandlungen, Vermittlungen, die er durchläuft, ausgelöscht und unerkennbar sind, daher auch die Natur des Kapitals; wenn diese Gestalt noch mehr fixiert wird dadurch, daß derselbe Prozeß, der ihr den letzten finish 2*) gibt, einen Teil des Profits ihm als R e n t e gegenüberstellt, ihn also zu einer b e s o n d r e n Form des Mehrwerts macht, die ganz so auf das Kapital bezogen ist, als stofflich besonderes Produktionsinstrument, wie die Rente auf die Erde, so erreicht diese von ihrem innren Wesen durch eine Masse unsichtbarer Mittelglieder getrennte Gestalt eine noch mehr v e r ä u ß e r l i c h t e Form, oder vielmehr die Form der absoluten V e r ä u ß e rl i c h u n g im zinstragenden Kapital, in der Spaltung des Profits und Zins, im zinstragenden Kapital als der einfachen Gestalt des Kapitals, der Gestalt, worin das Kapital seinem eignen Reproduktionsprozeß vorausgesetzt ist. Einerseits drückt sich drin die absolute Form des Kapitals aus: G-G'. Sich verwertender Wert. Anderseits ist das Mittel weggefallen, das selbst noch beim reinen Handelskapital existiert, W, G-W-G'. Es ist bloß das Verhältnis von G zu sich selbst und gemessen an sich selbst. Es ist das Kapital ausdrücklich herausgenommen, geschieden, außerhalb des Prozesses - als Voraussetzung des Prozesses, dessen Resultat es ist und in und durch den es nur Kapital ist.

{[Hier ist] abgesehn davon, daß der Zins bloßer transfer 3*) sein kann und keinen wirklichen Mehrwert auszudrücken braucht, wie wenn Geld einem "Verschwender", i.e. wenn es für Konsumtion verliehn wird. Derselbe Fall kann jedoch eintreten, wenn es geliehn wird, um zu z a h l e n. In beiden Fällen wird es als Geld und nicht als Kapital verliehn, wird aber für seinen Besitzer K a p i t a l durch den bloßen Akt des Verleihens. Im zweiten Fall, [bei] discount, oder loan on temporaneously not vendible commodities 4*), kann es

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1*) Siehe vorl. Band, S. 473/474 - 2*) Schliff - 3*) bloße Übertragung - 4*) Diskontierung, oder Beleihung von augenblicklich nicht verkäuflichen Waren

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sich auf den Zirkulationsprozeß des Kapitals, die notwendige Verwandlung des Warenkapitals als Geldkapital beziehn. Soweit die Beschleunigung dieses Verwandlungsprozesses - wie im Kredit seinem allgemeinen Wesen nach - die Reproduktion, also die Produktion von Mehrwert beschleunigt, ist das geliehne Geld Kapital.

Soweit es dagegen nur dient, S c h u l d e n zu zahlen, ohne den Reproduktionsprozeß zu beschleunigen, vielleicht ihn unmöglich macht oder verengt, ist es bloßes Z a h l u n g sm i t t e l, nur Geld für den Leiher, und für den V e rl e i h e r i n d e r T a t v o m P r o z e ß d e s K a p i t a l s u n a b h ä n g i g e s K a p i t a l. In diesem Fall der Zins, wie der profit upon expropriation 1*), von der kapitalistischen Produktion - der Erzeugung des Mehrwerts als solcher unabhängiger fact. Es sind diese beiden Formen des Geldes, als Kaufmittel für Ware, um sie zu verzehren, und als Zahlungsmittel für Schulden, daß der Zins, ganz wie der profit upon expropriation, eine zwar in der kapitalistischen Produktion sich reproduzierende, aber von ihr unabhängige, frühren Produktionsweisen angehörende Form des Zinses. Es liegt aber in der Natur der kapitalistischen Produktion, daß Geld (oder Ware) außer[halb] des Produktionsprozesses Kapital sein, als Kapital verkauft werden kann, daß dies auch in den ältren Formen geschehn kann, worin es nicht in Kapital verwandelt wird, sondern nur als Geld dient.

Die dritte ältre Form des zinstragenden Kapitals beruht darauf, daß die kapitalistische Produktion noch nicht vorhanden ist, sondern der Profit noch in der Form des Zinses eingesteckt wird, der Kapitalist als bloßer Wucherer erscheint. Dies schließt ein: 1.

daß der Produzent noch selbständig mit seinen Produktionsmitteln arbeitet, die Produktionsmittel noch nicht mit ihm arbeiten (selbst wenn zu diesen Produktionsmitteln Sklaven gehören, die aber hier so wenig eine besondre ökonomische Kategorie bilden wie das Arbeitsvieh, oder höchstens stofflicher Unterschied: stumme Instrumente, fühlende, sprechende); 2. daß die Produktionsmittel ihm nur nominell gehören, d.h., daß er durch irgendwelche Zufälle unfähig ist, sie aus dem Verkauf seiner Waren zu reproduzieren.

Diese Formen des zinstragenden Kapitals daher in allen Gesellschaftsformen, es mag Sklavenarbeit, Leibeignenarbeit oder freie Arbeit in ihnen herrschen, worin Warenzirkulation und Geld zirkuliert. In der letztbemerkten Form zahlt der Produzent seine Surplusarbeit an den Kapitalisten unter der Form des Zinses, der daher Profit einschließt. Es ist hier die ganze ¦¦914¦ kapitalistische Produktion, ohne ihre Vorteile, die Entwicklung der gesellschaftlichen Formen der Arbeit und deraus ihnen hervorsprießenden Produktivkräfte der Arbeit. Eine Form,

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1*) Entäußerungsprofit

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sehr vorherrschend bei Bauernvölkern, die aber schon einen Teil ihrer Lebensmittel und Produktionsinstrumente als Ware kaufen müssen, neben denen also gesondert schon städtische Industrie existiert, die außerdem Steuern, Rente in Geld zahlen müssen etc.} Das zinstragende Kapital bewährt sich nur als solches, soweit das verliehne Geld wirklich in Kapital verwandelt wird und ein surplus produziert, wovon der Zins ein Teil. Allein dies hebt nicht auf, daß ihm, unabhängig vom Prozeß, der Zins und das Zinstragen als Eigenschaft eingewachsen ist. Sowenig es den Gebrauchswert der Baumwolle aufhebt als Baumwolle, daß sie versponnen oder sonstwie vernutzt werden muß, um ihre nützlichen Eigenschaften zu bewähren. Und so [beweist] das Kapital seine zinsschaffende Kraft nur, indem es übergeht in den Produktionsprozeß. Aber das Arbeitsvermögen bewährt ja auch nur seine Kraft, Wert zu schaffen, wenn es im Prozeß als Arbeit betätigt, realisiert wird. Das schließt nicht aus, daß es an sich, als Vermögen, die wertschaffende Tätigkeit ist und als solche nicht erst durch den Prozeß wird, sondern ihm vielmehr vorausgesetzt ist. Als solches wird es gekauft. Es kann einer es auch kaufen, ohne es arbeiten zu lassen (wie z.B. ein Schauspieldirektor einen Schauspieler kauft, nicht um ihn spielen zu lassen, sondern um sein Spiel einem Konkurrenztheater zu entziehn). Ob der, der das Arbeitsvermögen kauft, seine Eigenschaft, die er bezahlt, seine Eigenschaft Wert zu schaffen, benutzt, geht den Verkäufer nichts an und die verkaufte Ware nichts, sowenig als ob der, der Kapital kauft, es als Kapital vernutzt, also die ihm inhärente Eigenschaft, Wert zu schaffen im Prozeß betätigt. Was er zahlt, ist in beiden Fällen der a n s i c h, der Möglichkeit nach, der Natur der gekauften Ware nach, das eine Mal im Arbeitsvermögen, das andre Mal im Kapital eingeschlossene Mehrwert und [die] Fähigkeit, seinen eignen Wert zu erhalten. Deshalb betrachtet auch der Kapitalist, der mit eignem Kapital arbeitet, einen Teil des Mehrwerts als Zins, d.h. als einen Mehrwert, der aus dem Produktionsprozeß herauskömmt, weil das Kapital, unabhängig davon, ihn in ihn hineingebracht hat.

Die Grundrente, und das Verhältnis Erde-Rente, kann als eine viel mysteriösre Form erscheinen als die [Form] Zins, [das Verhältnis] Kapital-Zins. Aber das Irrationale ist in der Form der Grundrente auch nicht so ausgesprochen oder gestaltet, daß es ein V e r h ä l t n i s d e s K a p i t a l s s e l b s t ausdrückt. Da die Erde selbst produktiv ist (von Gebrauchswert) und selbst eine lebendige Produktivkraft (von Gebrauchswert oder zur Herstellung von Gebrauchswerten), so kann entweder superstitious 1*) Gebrauchswert

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1*) abergläubig

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und Tauschwert, das Ding mit einer spezifisch gesellschaftlichen Form der im Produkt enthaltnen Arbeit verwechselt werden; die Irrationalität findet dann ihren Grund in sich selbst, indem die Rente als sui generis 1*) mit dem kapitalistischen Prozeß als solchem nichts zu tun hat, oder die "aufgeklärte" Ökonomie kann, wegen der Nichtbeziehung der Rente, sei es auf Arbeit, sei es auf Kapital, leugnen, daß die Rente überhaupt eine Form der surplus value, und sie als bloße surcharge of price 2*) erklären, wozu den Grundeigentümer das Monopol des Besitzes der Erde befähigt.

Anders mit dem zinstragenden Kapital. Hier handelt es sich nicht von einem dem Kapital fremden, sondern vom Kapitalverhältnis selbst, von einem aus der kapitalistischen Produktion entspringenden und ihr spezifischen, das Wesen des Kapitals selbst ausdrückenden Verhältnis, einer Gestalt des Kapitals, worin es als Kapital erscheint. Der P r o f i t enthält immer noch Beziehung auf das prozessierende Kapital, auf den Prozeß, worin der Mehrwert (er selbst) erzeugt wird. Im z i n s t r a g e n d e n K a p i t a l ist nicht, wie im P r o f i t, die Gestalt des Mehrwerts entfremdet, fremdartig geworden ohne unmittelbar seine einfache Gestalt und damit seine Substanz und seinen Entstehungsgrund erkennen zu lassen; im Zins ist vielmehr a u sd r ü c k l i c h diese entfremdete Form als das W e s e n tl i c h e gesetzt, vorhanden ausgesprochen. Sie ist als gegensätzlich gegen die wirkliche Natur des Mehrwerts verselbständigt, fixiert. Im zinstragenden Kapital ist das Verhältnis des Kapitals zur Arbeit ausgelöscht. In der Tat unterstellt der Zins den Profit, von dem er nur ein Teil ist und wie der Mehrwert ¦¦915¦ sich teilt zwischen Zins und Profit, zwischen verschiednen Sorten Kapitalisten, ist in der Tat für den Lohnarbeiter ganz gleichgültig.

Der Zins ist ausdrücklich gesetzt als offspring of capital 3*), getrennt, unabhängig, und außerhalb des kapitalistischen Prozesses selbst. Er kommt dem K a p i t a l als K a p i t a l zu.

Er geht ein in den Produktionsprozeß und kommt daher aus ihm heraus. Das Kapital ist mit ihm geschwängert. Es bringt den Zins nicht aus dem Produktionsprozeß heraus, sondern bringt ihn in denselben hinein. Der Überschuß des Profits über den Zins, das Quantum Mehrwert, das das Kapital erst dem Produktionsprozeß verdankt, erst als funktionierendes Kapital erzeugt, erhält daher, gegenüber dem Zins, als der dem Kapital an sich, dem K a p i t a l f ü r s i c h, dem K a p i t a l a l s K a p i t a l zukommenden Wertschöpfung, eine besondre Gestalt als i n d u s t r i e l l e r P r o f i t (Unternehmungsprofit, industriell oder kommerziell, je nachdem der Produktionsprozeß oder der Zirkulationsprozeß betont wird). Damit wird

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1*) eigene Art. besondere Art - 2*) bloßer Preisaufschlag - 3*) Frucht des Kapitals

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auch noch die letzte Form des Mehrwerts, die einigermaßen an seinen Ursprung erinnert, nicht nur in einer entfremdeten, sondern in direktem Gegensatz dazu gefaßten Form gesondert und aufgefaßt, und damit schließlich die Natur des Kapitals und des Mehrwerts, wie der kapitalistischen Produktion überhaupt, gänzlich mystifiziert.

Der i n d u s t r i e l l e P r o f i t im Gegensatz zum Z i n s stellt das Kapital im Prozeß im Gegensatz zum Kapital außerhalb des Prozesses dar, das Kapital als Prozeß im Gegensatz zum Kapital als Eigentum 1*), daher den Kapitalisten als funktionierenden Kapitalisten, als Repräsentanten des a r b e i t e nd e n K a p i t a l s im Gegensatz zum Kapitalisten als der bloßen Personifizierung des Kapitals, als bloßem Eigentümer des Kapitals. So erscheint er als a r b e i t e n d e r K a p it a l i s t gegen sich selbst als K a p i t a l i s t e n; daher weiter als A r b e i t e r gegen sich als bloßen E ig e n t ü m e r. Soweit daher noch ein Verhältnis des Mehrwerts zum Prozeß festgehalten wird, erscheint, geschieht es grade in der Form, worin the very notion of surplus value is negatived 2*). Der i n d u s t r i e l l e P r o f i t wird in Arbeit aufgelöst, aber nicht in fremde, u n b e z a h l t e Arbeit, sondern in L o h n a r b e i t, in Arbeitslohn für den Kapitalisten, der hiermit mit dem Lohnarbeiter in eine Kategorie fällt, und nur eine besser bezahlte Art von Lohnarbeiter, wie ja überhaupt der Arbeitslohn sehr verschieden.

In der Tat ist es nicht dadurch, daß sich Geld in Kapital verwandelt, daß es sich gegen die stofflichen Produktionsbedingungen der Ware austauscht und diese Bedingungen - Arbeitsmaterial, Arbeitsmittel, Arbeit - im Arbeitsprozeß in Gärung geraten, aufeinander wirken, sich verbinden, einen chemischen Prozeß eingehn und die Ware als Kristall dieses Prozesses niederschlagen. So käme nie Kapital heraus, nie Mehrwert. Diese abstrakte Form des Arbeitsprozesses ist vielmehr allen Produktionsweisen, was immer ihre gesellschaftliche Gestalt oder ihre historische Bestimmtheit, gemein. Dieser Prozeß wird nur kapitalistischer Prozeß, das Geld verwandelt sich nur in Kapital, wenn 1. W a r e n p r od u k t i o n, die Produktion des Produkts als Ware, die allgemeine Form der Produktion ist; 2. wenn Ware (Geld) gegen Arbeitsvermögen (also faktisch gegen Arbeit) als Ware sich austauscht, die Arbeit daher Lohnarbeit ist; 3. aber dies nur der Fall, wenn die objektiven Bedingungen, also (den ganzen Produktionsprozeß 3*) betrachtet) die Produkte der Arbeit selbst als selbständige Mächte, als ihr Nichteigentum, als fremdes Eigentum und so der Form nach a l s K a p i t a l gegenüberstehn.

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1*) In der Handschrift: das Kapital als Eigentum im Gegensatz zum Kapital als Prozeß - 2*) der wahre Begriff des Mehrwertes negiert ist - 3*) in der Handschrift: Reproduktionsprozeß

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Die Arbeit als Lohnarbeit und die Bedingungen der Arbeit als Kapital daher Eigentum des Kapitalisten: sie sind Selbsteigentümer, im Kapitalisten, worin sie sich personifizieren, und dessen Eigentum an ihnen, ihr Eigentum an sich selbst der Arbeit gegenüber, darstellen - sind Ausdruck desselben Verhältnisses, nur von seinen verschiednen Polen aus. Diese Bedingung der kapitalistischen Produktion ist ihr beständiges Resultat. Es ist ihre V o r a u s s e t z u n g als von ihr selbst gesetzt; sie ist sich selbst vorausgesetzt, also mit ihren Bedingungen gesetzt, sobald sie sich entwickelt hat und in ihr gemäßen Verhältnissen funktioniert. Der k a p i t a l i s t i s c h e P r o d u kt i o n s p r o z e ß ist aber auch nicht Produktionsprozeß schlechthin; jene gegensätzlich gesellschaftliche Bestimmtheit seiner Elemente entwickelt sich nur, realisiert sich nur im Prozeß selbst, den sie durch und durch charakterisiert, und grade zu dieser gesellschaftlich bestimmten Produktionsweise, dem k ap i t a l i s t i s c h e n P r o d u k t i o n s p r o z e ß, macht.

¦¦916¦ Sofern sich das Kapital - nicht ein bestimmtes Kapital, sondern das Kapital überhaupt - erst bildet, ist sein B i ld u n g s p r o z e ß der A u f l ö s u n g s p r o z e ß, das S c h e i d u n g s p r o d u k t der ihm vorgehenden gesellschaftlichen Produktionsweise. Also h i s t o r i s c h e r P r o z e ß und bestimmter historischer Periode angehöriger Prozeß. Dies ist seine h i s t o r i s c h e G e n e s i s periode. (So das Dasein des Menschen das Resultat eines frühern Prozesses, den das organische Leben durchlaufen hat. Erst auf einem gewissen Punkt wird er Mensch. Aber den Menschen einmal gesetzt, ist er, als beständige Voraussetzung der Menschengeschichte, ebenso ihr beständiges Produkt und Resultat, und er ist Voraussetzung nur als sein eignes Produkt und Resultat.) Hier erst muß die Arbeit sich loslösen von den Arbeitsbedingungen in ihrer frühern Form der Identität mit denselben. Sie wird so erst freie Arbeit, und so verwandeln sich ihr gegenüber erst ihre Bedingungen in Kapital. Der Prozeß des Werdens des Kapitals zum Kapital oder seiner Entwicklung vor dem kapitalistischen Produktionsprozeß selbst und seiner Realisierung in diesem Prozeß gehören hier zwei historisch verschiednen Perioden. In der letztren ist es unterstellt, sein Dasein als sich selbst betätigendes vorausgesetzt. In der erstern ist es Niederschlag des Auflösungsprozesses einer andren Gesellschaftsform. Es ist Produkt einer andren, nicht wie später es als Produkt seiner eignen Reproduktion. Die kapitalistische Produktion arbeitet auf der Lohnarbeit als ihrer vorhandnen, aber zugleich beständig von ihr reproduzierten Basis. Sie arbeitet daher auch auf dem Kapital, als der Gestalt der Arbeitsbedingungen, als ihrer gegebnen Voraussetzung, eine Voraussetzung, die aber ebenso wie die Lohnarbeit ihr beständiges Setzen, ihr beständiges Produkt ist.

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Auf dieser Basis ist das G e l d z.B. an sich Kapital, weil an sich die Produktionsbedingungen die entfremdete Form der Arbeit gegenüber haben, als fremdes Eigentum ihr gegenüber erscheinen und sie als solches beherrschen. Das Kapital kann dann auch als Ware, die diese Eigenschaft hat, verkauft, d. h. Kapital kann als Kapital verkauft werden, wie es im Ausleihn des Kapitals auf Zinsen geschieht.

Indem aber so das Moment der spezifisch gesellschaftlichen Bestimmtheit des Kapitals und der kapitalistischen Produktion eine spezifisch gesellschaftliche Bestimmtheit, die sich juristisch ausdrückt im Kapital als Eigentum, im Kapitaleigentum als einer besondren Form des Eigentums - f i x i e r t w i r d und der Z i n s daher so erscheint als der T e i l d e s M e h r w e r t s, den das Kapital in dieser Bestimmtheit, getrennt von dieser Bestimmtheit als Bestimmtheit des Prozesses überhaupt, erzeugt, muß offenbar der andre Teil des Mehrwerts, das surplus des Profits über den Zins, der i n d u s t r ie l l e P r o f i t, sich als Wert darstellen, der nicht aus dem Kapital als Kapital stammt, sondern aus dem Produktionsprozeß, getrennt von seiner gesellschaftlichen Bestimmtheit, die ja in dem Ausdruck Kapital-Zins schon ihre besondre Existenzweise erhalten hat. Vom Kapital getrennt ist aber der Produktionsprozeß A r b e i t s p r o z e ß überhaupt. Der industrielle Kapitalist als unterschieden von sich als Kapitalist, Industrieller im Unterschied von sich als Kapitalist, Eigentümer des Kapitals ist also nur noch einfacher Funktionär im Arbeitsprozeß, nicht funktionierendes Kapital, sondern Funktionär, abgesehn vom Kapital -, also ein besondrer Träger des Arbeitsprozesses überhaupt, A r b e i t e r. Damit wird dann glücklich der industrielle Profit in A r b e i t s l o h n verwandelt und fällt mit dem gewöhnlichen Arbeitslohn zusammen, von dem er sich nur noch quantitativ unterscheidet und durch besondre Form der Auszahlung, daß der Kapitalist ihn sich selbst zahlt, statt gezahlt erhält.

In dieser letzten Spaltung des Profits in Zins und i n d us t r i e l l e n P r o f i t ist nicht nur die Natur des Mehrwerts (und daher des Kapitals) ausgelöscht, sondern ausdrücklich als etwas ganz Verschiednes dargestellt.

Der Z i n s drückt einen Teil des Mehrwerts aus; bloßes, unter besondrem Namen ausrangiertes Quotum des Profits; das Quotum, was dem bloßen Eigentümer des Kapitals zukommt, von ihm abgefangen wird. Aber dies bloß q u a n t i t a t i v e Teilen schlägt in ein q u a l i t a t i v e s T e i l e n um, das beiden Teilen eine verwandelte Gestalt gibt, worin auch keine Pulsader ihres ursprünglichen Wesens mehr zu schlagen scheint. ¦¦917¦ Es befestigt sich dies zunächst darin, daß der Z i n s nicht als eine der Produktion gleichgültige Teilung auftritt, die nur dann "gelegentlich" stattfindet, wenn der

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Industrielle mit fremdem Kapital arbeitet. Auch wenn er mit eignem Kapital arbeitet, spaltet sich sein Profit in Zins und i n d u s t r i e l l e n P r o f i t, womit also die bloß quantitative Teilung schon als q u a l i t a t i v e, von dem zufälligen Umstand, ob der Industrielle Eigentümer oder Nichteigentümer seines Kapitals ist, unabhängig, aus der Natur des Kapitals und der kapitalistischen Produktion selbst entspringende qualitative Teilung fixiert wird. Es sind nicht nur zwei an verschiedne Personen verteilte Quota des Profits, sondern zwei besondre Kategorien desselben, die in verschiednem Verhältnis zum Kapital, also im Verhältnis zu verschiednen Bestimmtheiten des Kapitals stehn. Diese Verselbständigung, abgesehn von den früher entwickelten Gründen, befestigt sich um so leichter, als das z i n s t r a g e n d e K a p i t a l als historische Form vor dem industriellen Kapital erscheint und neben ihm in seiner alten Form fortexistiert, und erst von ihm im Lauf seiner Entwicklung als eine b e s o n d r e F o r m seiner selbst unter die kapitalistische Produktion subsumiert wird.

Aus der bloß quantitativen Teilung wird daher eine qualitative Spaltung. Das Kapital selbst wird gespalten. Soweit es V o r a u s s e t z u n g der kapitalistischen Produktion ist, soweit es also die e n t f r e m d e t e F o r m d e r A rb e i t s b e d i n g u n g e n, ein s p e z i f i s c h g es e l l s c h a f t l i c h e s V e r h ä l t n i s a u sd r ü c k t, realisiert es sich im Zins. Seinen Charakter als Kapital realisiert es im Zins. Anderseits, soweit es funktioniert im Prozeß, erscheint dieser Prozeß als getrennt von seinem spezifisch kapitalistischen Charakter, von seiner spezifisch gesellschaftlichen Bestimmtheit - als bloßer A r b e i t sp r o z e ß überhaupt. Soweit der Kapitalist daher in ihn eingreift, greift er nicht als Kapitalist in ihn ein, denn dieser sein Charakter ist diskontiert im Zins, sondern als Funktionär des Arbeitsprozesses überhaupt, als Arbeiter, und sein Arbeitslohn stellt sich dar im i n d u s t r i e l l e n P r of i t. Es ist besondre Weise der Arbeit - labour of direction 1*) -, aber die Arbeitsweisen sind ja überhaupt voneinander verschieden.

In diesen zwei Formen des Mehrwerts ist also die Natur desselben, das Wesen des Kapitals und der Charakter der kapitalistischen Produktion vollständig nicht nur ausgelöscht, sondern ins Gegenteil verkehrt. Aber, insofern auch der Charakter und die Gestalt des Kapitals vollendet, als die Versubjektivierung der Sachen, die Versachlichung der Subjekte, die Verkehrung von Ursache und Wirkung, das religiöse Quidproquo, die reine Form des Kapitals G-G', sinnlos, ohne alle Vermittlung dargestellt und ausgedrückt wird. Ebenso die Verknöcherung der Verhältnisse, ihre Darstellung als Verhältnis der Menschen zu Sachen von bestimmtem sozialen Charakter, ganz anders herausgearbeitet als in der einfachen Mystifikation

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1*) Arbeit der Leitung

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der Ware und der schon komplizierteren des Geldes. Die Transsubstantiation, der Fetischismus ist vollendet.

Der Z i n s an sich drückt also grade das Dasein der Arbeitsbedingungen als K a p i t a l in ihrem gesellschaftlichen Gegensatz und ihrer Metamorphose als persönliche Mächte gegenüber der Arbeit und über die Arbeit aus. Er resümiert den e n tf r e m d e t e n Charakter der Arbeitsbedingungen im Verhältnis zur Tätigkeit des Subjekts. Er stellt das Eigentum des Kapitals oder das bloße Kapitaleigentum als Mittel dar, die Produkte fremder Arbeit sich anzueignen als Herrschaft über fremde Arbeit.

Aber er stellt diesen Charakter des Kapitals dar als etwas, was ihm außer dem Produktionsprozeß selbst zukommt und keineswegs das Resultat der spezifischen Bestimmtheit dieses Produktionsprozesses selbst ist. Er stellt es dar nicht im Gegensatz zur Arbeit, sondern umgekehrt, ohne Verhältnis zur Arbeit und als bloßes Verhältnis eines Kapitalisten zum andren. Also als eine dem Verhältnis des Kapitals zur Arbeit selbst äußerliche und gleichgültige Bestimmung. Die Verteilung des Profits unter den Kapitalisten ist dem Arbeiter als solchem gleichgültig. In dem Z i n s also, der Gestalt des Profits, worin der g e g e ns ä t z l i c h e C h a r a k t e r des Kapitals sich einen besondren Ausdruck gibt, gibt er sich einen Ausdruck, worin dieser Gegensatz völlig ausgelöscht und ausdrücklich von ihm abstrahiert ist. Soweit er überhaupt, außer der Fähigkeit des Gelds, der Waren etc., ihren eignen Wert zu verwerten darstellt, den Mehrwert als aus ihnen herauswachsend, als ihre natürliche Frucht darstellt, also bloßer Ausdruck der Kapitalmystifikation in der äußersten Form ist - soweit er überhaupt gesellschaftliches Verhältnis a l s s o l c h e s darstellt -, drückt er ¦¦918¦ bloß Verhältnis zwischen Kapitalisten aus, keineswegs zwischen Kapital und Arbeit.

Andrerseits gibt diese Form des Z i n s e s dem andren Teil des Profits die q u a l i t a t i v e F o r m des i n d us t r i e l l e n P r o f i t s, des Arbeitslohns für die Arbeit des industriellen Kapitalisten, nicht als Kapitalisten, sondern als A r b e i t e r (Industrieller). Die besondren Funktionen, die der Kapitalist als solcher im Arbeitsprozeß zu verrichten hat und die ihm grade im Unterschied vom Arbeiter zukommen, werden als bloße Arbeitsfunktionen dargestellt. Er schafft Mehrwert, nicht weil er a l s K a p i t a l i s t arbeitet, sondern weil er, der Kapitalist, auch a r b e i t e t.

Grade als wenn ein König, der als König die Armee nominell kommandiert, gesetzt würde, sie zu kommandieren, nicht weil er als Eigentümer der Königswürde k o m m a n d i e r t, den Feldherrn spielt, sondern daß er König ist, weil er k o m m a n d i e r t, die Funktion des Feldherrn ausübt. Wird ein Teil des Mehrwerts so in dem Zins ganz getrennt vom Exploitationsprozeß, so wird der andre Teil - im industriellen Profit - dargestellt als sein

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direktes Gegenteil, nicht Aneignung von fremder Arbeit, sondern Wertschöpfung eigner Arbeit. Dieser Teil des Mehrwerts ist also gar nicht mehr Mehrwert, sondern das Gegenteil, Äquivalent für vollbrachte Arbeit. Da der e n t f r e m d e t e C h a r a kt e r des Kapitals, sein Gegensatz zur Arbeit, jenseits des Exploitationsprozesses, der wirklichen A k t i o n d i e s e r E n t f r e m d u n g vorliegt, ist aller gegensätzliche Charakter von diesem Prozeß selbst entfernt. Daher erscheint die wirkliche Exploitation, das, worin der gegensätzliche Charakter sich verwirklicht und erst real manifestiert, grade als ihr Gegenteil, als eine stofflich besondere Art der Arbeit, aber als derselben gesellschaftlichen Bestimmtheit der Arbeit - der Lohnarbeit - angehörig. Derselben K a t e g o r i e Arbeit. Die Arbeit des Exploitierens ist hier identifiziert mit der Arbeit, die exploitiert wird.

Diese Verwandlung eines Teils des Profits in i n d u s t r ie l l e n P r o f i t geht, wie wir sehn, aus der Verwandlung des andren Teils in Z i n s hervor. Auf den einen fällt die gesellschaftliche Form des Kapitals - daß er Eigentum ist; auf den andren die ökonomische Funktion des Kapitals, seine Funktion im Arbeitsprozeß, aber befreit, abstrahiert von der gesellschaftlichen Form, der gegensätzlichen Form, worin es diese Funktion ist. Wie sich dies weiter mit Weisheitsgründen rechtfertigt, näher zu sehn bei der apologetischen Darstellung des Profits als l a b o u r o f s u p e r i n t e n d e n c e 1*). Der Kapitalist hier mit seinem manager identifiziert, wie Smith schon bemerkt hat. [125] Allerdings geht ein Stück wages ein (da wo manager diese wages nicht bezieht). Das Kapital in dem Produktionsprozeß erscheint als Direktor der Arbeit, als Kommandeur derselben (captain of industry 2*)) und spielt so eine tätige Rolle im Arbeitsprozeß selbst. Soweit diese Funktionen aber aus der spezifischen Form der kapitalistischen Produktion hervorgehn - also aus der Herrschaft des Kapitals über die Arbeit als seine Arbeit und daher über die Arbeiter als seine Instrumente, aus der Natur des Kapitals, das als die gesellschaftliche Einheit, das Subjekt der gesellschaftlichen Form der Arbeit, erscheint, die sich in ihm als Macht über die Arbeit personifiziert -, ist diese mit der Exploitation verbundne Arbeit (die auch an einen manager übertragen werden kann) eine Arbeit, die allerdings so gut wie die des Lohnarbeiters in den Wert des Produkts eingeht, ganz wie bei der S k l a v e r e i d i e A r b e i t d e s S k l a v e na u f s e h e r s so gut bezahlt werden muß als die des Arbeiters selbst. Hat sich der Mensch sein Verhältnis zu seiner eignen Natur, zu der äußren Natur und zu den andren Menschen in religiöser Form verselbständigt, so daß er von diesen Vorstellungen beherrscht wird, so bedarf er der

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1*) Arbeit der Oberaufsicht - 2*) Industriekapitän

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P r i e s t e r und i h r e r Arbeit. Mit dem Verschwinden der religiösen Form des Bewußtseins und seiner Verhältnisse hört aber auch diese Arbeit des Priesters auf, in den gesellschaftlichen Produktionsprozeß einzugehn. Mit dem P r i e s t e r hört die Arbeit des Priesters auf und so mit dem Kapitalisten die Arbeit, die er q u a 1*) Kapitalist verrichtet oder durch einen andren verrichten läßt. (Das Beispiel mit der Sklaverei durch Zitate auszuführen. 2*))

Übrigens, diese Apologie, den Profit auf Arbeitslohn zu reduzieren als wages of labour of superintendence 3*), dreht sich selbst gegen die Apologeten; indem englische ¦¦919¦ Sozialisten nun mit Recht geantwortet haben: Well, Ihr sollt künftig nur die wages gewöhnlicher manager beziehn. Euer industrial profit soll nicht dem Namen, sondern der Sache nach auf wages of superintendence oder direction of labour reduziert werden.

{Natürlich kann auf diese Narrheit und Seichbeutelei nicht mit allen ihren Widersprüchen eingegangen werden. Z.B. der industrial profit steigt und fällt umgekehrt, sei es zum Zins, sei es zur Grundrente. Die s u p e r i n t e n d e n c e o f l a b o u r, das bestimmte Quantum Arbeit, das der Kapitalist wirklich verrichtet, hat aber damit nichts zu tun, sowenig wie mit dem F a l l e n d e s A r b e i t s l o h n s. Diese Art Arbeitslohn hat nämlich das Eigentümliche, daß sie im umgekehrten Verhältnis zum wirklichen Arbeitslohn (so, weit die Profitrate von der Rate des Mehrwerts bedingt; und sofern alle P r o d u kt i o n s b e d i n g u n g e n unverändert bleiben, ist sie a u s s c h l i e ß l i c h dadurch bedingt) fällt und steigt.

Aber derartige "Gegensätzchen" heben die Dieselbigkeit im Kopf des apologetischen vulgarian 4*) nicht auf. Die Arbeit, die der Kapitalist verrichtet, bleibt absolut dieselbe, ob er wenig oder viel Arbeitslohn zahlt, ob die Arbeiter höher oder niedriger bezahlt sind. Ganz so wenig, wie der Arbeitslohn, der für einen Arbeitstag bezahlt wird, an dem Quantum Arbeit selbst ändert.

Noch weniger. Denn der Arbeiter arbeitet intensiver mit beßrem Lohn. Dagegen des Kapitalisten Arbeit ist die bestimmte Materie, sie ist qualitativ und quantitativ bestimmt durch das Quantum Arbeit, das er zu dirigieren, nicht durch den Lohn dieses Quantums.

Er kann seine Arbeit ebensowenig intensifizieren, wie der Arbeiter mehr Baumwolle bearbeiten kann, als er in der Fabrik vorfindet.} Und weiter sagen sie 5*): Das Amt der Direktion, die labour of superintendence, kann jetzt ebenso auf dem Markt gekauft werden und ist relativ ebenso wohlfeil zu produzieren und daher zu kaufen, wie jedes andre Arbeitsvermögen. Die kapitalistische Produktion selbst hat es dahin gebracht,

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-1*) als - 2*) siehe Band 25 unserer Ausgabe, S. 397-399 - 3*) Lohn für die Arbeit der Oberaufsicht - 4*) Vulgär[ökonomenl - 5*) die englischen Sozialisten

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daß die labour of direction, ganz getrennt vom Kapitaleigentum, sei es an eignem oder fremdem Kapital, auf der Straße herumläuft.

Es ist durchaus nutzlos geworden, daß diese labour of direction von K a p i t a l i s t e n ausgeübt werde. Sie ist realiter vorhanden, getrennt vom Kapital, nicht in der sham separation 1*) von industrial capitalist und moneyed capitalist, sondern von mdustrial managers etc., von jeder Sorte Kapitalist. Bester Beweis: Die von den Arbeitern selbst errichteten Kooperativfabriken. Sie liefern den Beweis, daß der Kapitalist als Funktionär der Produktion ebenso überflüssig für die Arbeiter geworden, als ihm selbst die Funktion des landlords als der bürgerlichen Produktion überflüssig erscheint. Z w e i t e n s: Soweit die Arbeit des Kapitalisten nicht aus dem Prozeß als kapitalistischem hervorgeht, also mit dem Kapital von selbst aufhört, soweit sie nicht Name für die Funktion, fremde Arbeit zu exploitieren; soweit sie aus der gesellschaftlichen Form der Arbeit hervorgeht, der Kooperation, Teilung der Arbeit etc., ist sie ganz ebenso vom Kapital unabhängig, wie diese Form selbst, so, bald sie die kapitalistische Hülle abgestreift. Zu sagen, daß diese Arbeit als k a p i t a l i s t i s c h e A r b e i t, als Funktion des Kapitalisten notwendig sei, heißt weiter nichts, als daß der vulgarian sich die im Schoße des Kapitals entwickelte gesellschaftliche Produktivkraft und gesellschaftlichen Charakter der Arbeit sich nicht losgetrennt von dieser kapitalistischen Form, von der Form der Entfremdung, des Gegensatzes und des Widerspruchs ihrer Momente, nicht getrennt von ihrer Verkehrung und ihrem Quidproquo vorstellen kann. Et c'est justement ce que nous affirmons. 2*)

¦XV-919¦¦ ¦¦XVIII-1142¦ {Der wirkliche Profit des Kapitalisten zum großen Teil profit upon expropriation 3*), und die "individuelle Arbeit" des Kapitalisten hat besonders breiten Spielraum auf diesem Feld, wo es sich nicht um creation of surplus value 4*) handelt, sondern um Verteilung des aggregate profit der whole class of capitalists among its individual members 5*) auf dem merkantilen Feld. Dies geht uns hier nichts an. Gewisse Arten des Profits, z.B. die auf Spekulation gegründeten, bewegen sich bloß in diesem Feld. Ihre Betrachtung ist also hier ganz ausgeschlossen. Es zeigt die viehmäßige Dummheit der Vulgärökonomie, daß sie - namentlich um den Profit als "wages" darzustellen - dies zusammenwirft mit dem Profit, so far as it originates in the creation of surplus value 6*). Sieh z.B. den würdigen

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1*) angeblichen Trennung - 2*) Und das ist gerade das, was wir behaupten. - 3*) Entäußerungsprofit - 4*) Schaffung von Mehrwert - 5*) gesamten Profits der ganzen Kapitalistenklasse unter ihre einzelnen Mitglieder - 6*) insofern er aus der Schaffung von Mehrwert entspringt

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Roscher. Bei solchen Eseln also auch ganz natürlich, daß sie zusammenwerfen die Berechnungsitems und Kompensationsgründe der Kapitalisten in verschiednen Produktionssphären - bei der Verteilung des aggregate profit der ganzen Kapitalistenklasse - mit Gründen für die Exploitation der Arbeiter durch die Kapitalisten, mit Entstehungsgründen, sozusagen, des Profits als solchen.} ¦XVIII-1142¦¦

[5. Wesentlicher Unterschied zwischen der klassischen und der Vulgärökonomie. Zins und Rente als konstituierende Elemente des Marktpreises der Ware. Versuch der Vulgärökonomen, den irrationalen Formen des Zinses und der Rente einen rationalen Schein zu geben]

¦¦XV-919¦ Im z i n s t r a g e n d e n K a p i t a l - in der Spaltung des Profits in Zins und [industriellen] Profit - hat also das Kapital seine dinglichste Form, seine reine Fetischform erhalten und ist die Natur des Mehrwerts durchaus sich selbst abhanden gekommen dargestellt. Das Kapital - als Ding - erscheint hier als selbständige Quelle von Wert; wertschöpferisch, in derselben Weise wie die Erde in der Rente und die Arbeit im Arbeitslohn (teils eigentlichem Arbeitslohn, teils industriellem Profit). Es ist zwar immer noch der Preis der Ware, der zahlen muß Arbeitslohn, Zins, Rente, aber er zahlt sie, weil die Erde, die in sie eingeht, die Rente, das Kapital, das in sie eingeht, den Zins, und die Arbeit, die in sie eingeht, den Arbeitslohn schafft; [weil sie] diese Wertteile schaffen, die ihren respektiven Eigentümern oder Repräsentanten, ¦¦920¦ dem Grundeigentümer, dem Kapitalisten und dem Arbeiter (Lohnarbeiter und Industriellen) zufließen. Es ist also auf diesem Standpunkt ebensowenig für die Theorie ein Widerspruch oder, wenn es einer ist, so ist es zugleich ein Widerspruch, ein cercle vicieux 1*) der wirklichen Bewegung, daß einerseits der Preis der Waren den Arbeitslohn, die Rente und den Zins bestimmt, andrerseits der Preis von Zins, Rente und Arbeitslohn den Preis der Waren bestimmt.

Der Zinsluß schwankt zwar, aber nur wie der Marktpreis jeder andren Ware, nach dem Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr. Dies hebt ebensowenig den Zins als dem Kapital immanent auf, wie die Schwankungen der Warenpreise die Preise als ihnen zukommende Bestimmungen aufheben.

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1*) Zirkelschluß

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So erscheinen Erde, Kapital und Arbeit einerseits, soweit sie die Quellen von Rente, Zins und Arbeitslohn und dies die konstituierenden Elemente der Warenpreise, als die den Wert schaffenden Elemente; andrerseits, soweit sie dem Halter jedes dieser Wertproduktionsinstrumente zufließen, den von ihnen geschaffnen Wertteil des Produkts zuführen, als Revenuequellen, und die Formen von Rente, Zins und Arbeitslohn als Formen der D i s t r i b ut i o n. (Es liegt darin, wie wir später sehn werden, gegenüber der kritischen Ökonomie, die Konsequenz der Dummheit, wenn die vulgarians Distributionsformen in der Tat nur als Produktionsformen sub alia specie 1*) auffassen, während die kritischen Ökonomen sie trennen und ihre Identität verkennen.)

Im zinstragenden Kapital erscheint das Kapital als selbständige Quelle von Wert oder Mehrwert, das es als Geld oder Ware besitzt.

Und zwar ist es diese Quelle für sich, in seiner dinglichen Gestalt. Es muß zwar in den Produktionsprozeß eingehn, um diese seine Eigenschaft zu realisieren; aber so muß auch die Erde und die Arbeit.

Man versteht daher, warum die Vulgärökonomie [die Form]: ErdeRente, Kapital-Zins, Arbeit-Arbeitslohn, der Form vorzieht 2*), die sich bei Smith etc. für die Elemente des Preises (rather seine decomposita 3*)) findet und wo Kapital-Profit figuriert, wie überhaupt das Kapitalverhältnis als solches bei allen klassischen Ökonomen so ausgesprochen wird. Im Profit ist noch die störende Beziehung auf den Prozeß enthalten und die wahre Natur des Mehrwerts und der kapitalistischen Produktion, im Unterschied von ihrer Erscheinung, noch mehr oder minder erkennbar. Dies hört auf, wenn der Zins als das eigentliche Produkt des Kapitals dargestellt und damit der andre Teil des Mehrwerts, der industrielle Profit, ganz verschwindet und unter die Kategorie des Arbeitslohns fällt.

Die klassische Ökonomie sucht die verschiednen fixen und einander fremden Formen des Reichtums durch Analyse auf ihre innre Einheit zurückzuführen und ihnen die Gestalt, worin sie gleichgültig nebeneinander stehn, abzuschälen; [sie] will den innren Zusammenhang im Unterschied von der Mannigfaltigkeit der Erscheinungsformen begreifen. Sie reduziert daher Rente auf Surplusprofit, womit sie aufhört als besondre, s e l b s t ä n d i g e Form und von ihrem scheinbaren Quell, dem Boden, getrennt wird. Sie streift dem Zins ditto seine selbständige Form ab und zeigt ihn als Teil des Profits nach. So hat sie alle Formen der Revenue und alle selbständigen

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1*) unter anderer Gestalt - 2*) in der Handschrift steht dieses Wort am Ende des Satzes 3*) vielmehr seine Teile. in die er zerfällt

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Gestalten, Titel, unter denen am Wert der Ware vom Nichtarbeiter partizipiert wird, auf die eine Form des Profits reduziert. Dieser aber löst sich in Mehrwert auf, da der Wert der ganzen Ware in Arbeit sich auflöst; das bezahlte Quantum der in ihr enthaltnen Arbeit in Arbeitslohn, also der Überschuß darüber in unbezahlte Arbeit, gratis unter verschiednen Titeln angeeignete, aber vom Kapital hervorgerufene Surplusarbeit. Die klassische Ökonomie widerspricht sich gelegentlich in dieser Analyse; sie versucht oft unmittelbar, ohne die Mittelglieder, die Reduktion zu unternehmen und die Identität der Quelle der verschiednen Formen nachzuweisen. Dies geht aber aus ihrer analytischen Methode, ¦¦921¦ womit die Kritik und das Begreifen anfangen muß, notwendig hervor. Sie hat nicht das Interesse, die verschiednen Formen genetisch zu entwickeln, sondern sie durch Analyse auf ihre Einheit zurückzuführen, weil sie von ihnen als gegebnen Voraussetzungen ausgeht. Die Analyse aber die notwendige Voraussetzung der genetischen Darstellung, des Begreifens des wirklichen Gestaltungsprozesses in seinen verschiednen Phasen. Die klassische Ökonomie fehlt endlich, ist mangelhaft, indem sie die G r u n d f o r m d e s K a p i t a l s, die auf Aneignung fremder Arbeit gerichtete Produktion nicht als g e s c h i c h t l i c h e Form, sondern N a t u r f o r m der gesellschaftlichen Produktion auffaßt, eine Auffassung, zu deren Beseitigung sie jedoch durch ihre Analyse selbst den Weg bahnt.

Ganz anders verhält es sich mit der V u l g ä r ö k o n o m i e, die sich zugleich erst breitmacht, sobald die Ökonomie selbst durch ihre Analyse ihre eignen Voraussetzungen aufgelöst, wankend gemacht hat, also auch schon der Gegensatz gegen die Ökonomie in mehr oder minder ökonomischer, utopistischer, kritischer und revolutionärer Form existiert. Da ja die Entwicklung der politischen Ökonomie und des aus ihr selbst erzeugten Gegensatzes Schritt hält mit der r e a l e n Entwicklung der in der kapitalistischen Produktion enthaltnen gesellschaftlichen Gegensätze und Klassenkämpfe. Erst sobald die politische Ökonomie eine gewisse Breite der Entwicklung erlangt hat - also nach A. Smith und sich feste Formen gegeben, scheidet sich das Element in ihr, das bloße Reproduktion der Erscheinung als Vorstellung von derselben, ihr Vulgärelement von ihr ab als besondre Darstellung der Ökonomie. So ist [bei] Say die Abscheidung der Vulgärvorstellungen, die in A. Smith durchlaufen, als eigne Kristallisation daneben festgesetzt. Mit Ric[ardo] und der durch ihn weiter begründeten Ausbildung der Ökonomie erhält auch der Vulgärökonom neue Nahrung (da er nichts selbst produziert), und je mehr die Ökonomie ihren Abschluß erreicht, also in die Tiefe geht und sich als ein System des Gegensatzes entwickelt, um so selbständiger tritt ihr ihr eignes Vulgärelement, bereichert mit Stoff, den es in seiner

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Weise zurechtmacht, gegenüber, bis es endlich als gelehrt-synkretistische und charakterlos-eklektische Kompilation seinen besten Ausdruck findet.

In demselben Maß, wie die Ökonomie in die Tiefe geht, stellt sie nicht nur selbst Gegensätze dar, sondern tritt ihr ihr Gegensatz als solcher gegenüber, gleichzeitig mit der Entwicklung der realen Gegensätze im ökonomischen Leben der Gesellschaft. In demselben Maß wird die Vulgärökonomie mit Bewußtsein a p o l o g e t i s c h e r und sucht die Gedanken, darin die Gegensätze, in forcierter Weise wegzuschwatzen. Say erscheint daher noch als ein Kritiker und parteilos - weil er in Smith die Gegensätze noch relativ unentwickelt findet - gegenüber z.B. Bastiat, dem Harmoniker und Apologeten von Profession, der allerdings sowohl in der Ric[ardo]schen Ökonomie den Gegensatz innerhalb der Ökonomie selbst ausgearbeitet, wie im Sozialismus und den Zeitkämpfen sich ausarbeitend vorfand. Es kommt hinzu, daß die Vulgärökonomie auf ihren frühren Stufen den Stoff noch nicht ganz bearbeitet findet, also noch selbst mehr oder minder an der Lösung der ökonomischen Probleme vom Standpunkt der Ökonomie mitarbeitet, wie Say z.B., während ein Bastiat nur zu plagiieren und die u n a n g e n e h m e Seite der klassischen Ökonomie wegzuräsonieren hat.

Aber Bastiat stellt noch nicht die letzte Stufe dar. Er zeichnet sich noch aus durch Mangel an Gelehrsamkeit und eine ganz oberflächliche Bekanntschaft mit der Wissenschaft, die er schönfärbt im Interesse der herrschenden Klasse. Bei ihm ist die Apologetik noch leidenschaftlich und seine eigentliche Arbeit, da er den Inhalt der Ökonomie bei andren nimmt, wie er ihm grade in den Kram paßt. Die letzte Form ist die P r o f e s s o r a l f o r m, die "historisch" zu Werke geht und mit weiser Mäßigung überall das "Beste" zusammensucht, wobei es auf Widersprüche nicht ankommt, sondern auf Vollständigkeit. Es ist die Entgeistung ¦¦922¦ aller Systeme, denen überall die Pointe abgebrochen wird, und die sich friedlich im Kollektaneenheft zusammenfinden. Die Hitze der Apologetik wird hier gemäßigt durch die Gelehrsamkeit, die wohlwollend auf die Übertreibungen der ökonomischen Denker herabsieht und sie nur als Kuriosa in ihrem mittelmäßigen Brei herumschwimmen läßt. Da derartige Arbeiten zugleich erst auftreten, sobald der Kreis der politischen Ökonomie als Wissenschaft sein Ende erreicht hat, ist es zugleich die G r a b s t ä t t e dieser Wissenschaft. (Daß sie ebenso erhaben über den Phantasien der Sozialisten stehn, braucht nicht bemerkt zu werden.) Selbst der wirkliche Gedanke eines Smith, Ric[ardo] etc. nicht nur ihr eignes Vulgärelement - erscheint hier gedankenlos und wird in vulgarisms verwandelt. Ein Meister dieser Art ist Herr Professor Roscher, der sich bescheidnerweise als Thukydides der politischen Ökonomie

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angekündigt hat. [126] Seine Identität mit Thuk[ydides] mag vielleicht auf der Vorstellung beruhn, die er von Th[ukydides] hat, daß dieser nämlich beständig Ursache und Wirkung verwechselt habe.

In der Form des z i n s t r a g e n d e n K a p i t a l s tritt zwar sinnfällig hervor, daß das Kapital o h n e Arbeit die Früchte fremder Arbeit aneignet. Es erscheint ja hier in einer Form, worin es vom Produktionsprozeß als Prozeß getrennt ist.

Allein in dieser Form tut es dies auch nur ohne Arbeit, weil es in der Tat durch sich selbst, ohne Arbeit, als ein Element in den Arbeitsprozeß tritt das selbst für sich W e r t schafft, Quelle des Werts ist. Wenn es einen Teil vom Wert des Produkts ohne Arbeit aneignet, so hat es solchen aber auch ohne Arbeit geschaffen, aus sich selbst heraus, ex proprio sinu.

Während den klassischen und daher kritischen Ökonomen die Form der Entfremdung Arbeit macht und sie dieselbe durch Analyse abzustreifen versuchen, fühlt sich dagegen die Vulgärökonomie grade in der Fremdheit, worin sich die verschiednen Anteile am Wert gegenübertreten, erst voll, ständig zu Hause, ganz so wie ein Scholastiker in Gott-Vater, Gott-Sohn und Gott-Heiligen Geist, so der Vulgärökonom in der Erde-Rente, dem Kapital-Zins, der Arbeit-Arbeitslohn. Es ist dies ja die Form, worin diese Verhältnisse in der Erscheinung unmittelbar zusammenzuhängen scheinen also auch in den Vorstellungen und dem Bewußtsein der in der kapitalistischen Produktion befangnen Agenten derselben leben. Die Vulgärökonomie kömmt sich um so einfacher, n a t u r g e m ä ß e r und gemeinnützlicher, um so entfernter von aller theoretischen Spitzfindigkeit vor, je mehr sie in der Tat nichts tut, als die ordinären Vorstellungen in eine doktrinäre Sprache übersetzen. In je mehr entfremdeter Form sie daher die Formationen der kapitalistischen Produktion auffaßt, um so näher ist sie dem Element der gewöhnlichen Vorstellung, also um so mehr schwimmt sie in ihrem Naturelement.

Außerdem tut das sehr gute Dienste für die Apologetik. Denn z.B. [in] Erde-Rente, Kapital-Zins, Arbeit-Arbeitslohn stehn sich die verschiednen Formen des Mehrwerts und Gestalten der kapitalistischen Produktion nicht entfremdet, sondern fremd und gleichgültig, als bloß verschieden, ohne Gegensatz gegenüber. Die verschiednen Revenues fließen aus ganz verschiednen Quellen, die eine aus der Erde, die andre aus dem Kapital, die andre aus der Arbeit. Sie stehn also in keinem feindlichen, weil überhaupt in keinem innren Zusammenhang. Wirken sie nun doch in der Produktion zusammen, so ist das ein harmonisches Wirken, der Ausdruck von Harmonie, wie ja z.B. der Bauer, der Ochse, der Pflug und die Erde in der Agrikultur, dem wirklichen Arbeitsprozesse, trotz ihrer Verschiedenheit, harmonisch zusammenarbeiten. Soweit ein Gegensatz zwischen ihnen statt

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findet, entspringt er bloß aus der Konkurrenz, welcher der Agenten mehr vom Produkt sich aneignen soll, vom Wert, den sie zusammen schufen, und kommt es dabei gelegentlich zur Keilerei, so zeigt sich dann doch schließlich als Endresultat dieser Konkurrenz zwischen Erde, Kapital und Arbeit, daß, indem sie sich ¦¦923¦ untereinander stritten über die Teilung, sie durch ihren Wetteifer den Wert des Produkts so vermehrt haben, daß jeder einen größren Fetzen bekommt, so daß ihre Konkurrenz selbst nur als der stachelnde Ausdruck ihrer Harmonie erscheint.

Herr Arnd sagt z.B. als Kritiker von Rau:

"Ebenso läßt sich der Verfasser von einigen seiner Vorgänger verleiten, den drei Elementen des Nationalreichtums (dem Arbeitslohne, der Kapitalrente und der Bodenrente) ein viertes Element in dem Unternehmergewinne anzureihen; - damit wird die ganze, von Ad. Smith mit so viel Umsicht gebildete, Grundlage jeder weiteren Entwicklung u n s r e r W i s s e n s c h a f t (!) zerstört, weshalb denn auch in dem vorliegenden Werke an eine solche Entwicklung gar nicht zu denken ist." (Karl Arnd, "Die naturgemäße Volkswirtschaft, gegenüber dem Monopoliengeiste und dem Communismus, mit einem Rückblicke auf die einschlagende Literatur", Hanau 1845, S. 477.)

Unter "Kapitalrente" versteht Herr Arnd nämlich den Zins. (l.c.p. 123.) Sollte man nun nicht glauben, daß A. Smith den Nationalreichtum in Kapitalzins, Bodenrente und Arbeitslohn auflöst, während er grade umgekehrt den Profit ausdrücklich als die Verwertung des Kapitals bezeichnet und wiederholt ausdrücklich bemerkt, daß der Zins immer nur eine vom Profit abgeleitete Form, soweit er überhaupt Mehrwert darstellt? So liest der Vulgärökonom das direkte (Gegenteil in seine Quellen hinein. Wo Smith "Profit" schreibt, liest Arnd "interest" 1*). Was mag er sich wohl unter dem "interest des A. Smith gedacht haben?

Derselbe "umsichtige" Entwickler "unserer Wissenschaft" macht folgende interessante Entdeckung:

"In dem natürlichen Gange der Gütererzeugung gibt es nur eine Erscheinung, welche - in ganz angebauten Ländern - den Zinsfuß einigermaßen zu regulieren bestimmt scheint; - es ist dies das Verhältnis, in welchem die Holzmassen der europäischen Wälder durch ihren jährlichen Nachwuchs zunehmen - dieser Nachwuchs folgt, ganz u n a b h ä n g i g v o n i h r e m T a u s c h w e rt e" (wie komisch von den Bäumen, ihren Nachwuchs "unabhängig vom Tauschwert" einzurichten!), "in dem Verhältnisse von 3 bis 4 zu Hundert. - Hiernach wäre also {da der Nachwuchs der Bäume nämlich von ihrem "Tauschwert unabhängig" ist, so sehr ihr Tauschwert von ihrem Nachwuchs abhängen mag!) "ein Herabsinken unter den Stand, welchen er" (der Zinsfuß) "gegenwärtig in den geldreichsten Ländern hat, nicht zu erwarten." (l.c.p. 124, 125.)

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-1*) "Zins"

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Dies verdient, der "waldursprüngliche Zinsfuß" genannt zu werden, und sein Entdecker hat sich in dem zitierten Werke um "unsre Wissenschaft" auch als der Philosoph der "Hundesteuer" bemerkbar gemacht. [p. 420, 421.] {Der Profit (auch der industrial profit) im Verhältnis zur Größe des vorgeschoßnen Kapitals; dagegen die w a g e s, die der industrielle Kapitalist bezieht, im umgekehrten Verhältnis zur Größe des Kapitals: bedeutend bei kleinem Kapital (weil hier der Kapitalist Mittelding zwischen Exploiteur fremder Arbeit und Leben von eigner Arbeit), verschwindend klein bei großem Kapital, oder ganz davon getrennt, wie wenn ein manager. Ein Teil der labour of direction 1*) geht bloß aus dem feindlichen Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit hervor, aus dem antagonistischen Charakter der kapitalistischen Produktion, gehört zu ihren faux frais de production 2*), ganz wie 9/10 der "Arbeit", die der Zirkulationsprozeß verursacht. Ein Musikdirektor braucht durchaus nicht Eigentümer der Instrumente des Orchesters zu sein. Noch gehört es zu seiner Funktion als Direktor, daß er auf die Subsistenzkosten der Orchestermitglieder spekuliert, überhaupt anything 3*) zu tun hat mit ihrem "Lohn". Es ist sehr sonderbar, daß Ökonomen, wie John Stuart Mill, die an der Form "interest", "industrial profit" festhalten, um den "industrial profit" in wages for superintendence of labour 4*) zu verwandeln, mit Smith, Ric[ardo] und allen nennenswerten Ökonomen zugeben, daß der average 5*) Zinsfuß, die average rate of interest bestimmt ist durch die average rate of profit, [die nach] Mill im umgekehrten Verhältnis zur rate of wages 6*) steht, also nichts als unbezahlte Arbeit ist, Surplusarbeit.

Daß die wages of superintendence überhaupt gar nicht eingehn [in die] average rate of profit, beweisen am besten 2 facts:

¦¦924¦ 1. Daß in den kooperativen Fabriken, wo der general manager bezahlt wird, wie in jeder andren Fabrik, und die ganze labour of direction versieht - die overlookers 7*) sind selbst bloße Arbeiter -, die Profitrate nicht unter, sondern über der average rate of profit steht; 2. daß, wo Profite in besondren, nicht monopolisierten Geschäftszweigen, wie beim kleinen shopkeeper 8*), farmer etc. beständig hoch über der average rate of profit stehn, die Ökonomen mit Recht dies daraus erklären, daß dieser Mann sich seine eignen wages zahlt. Wo er allein arbeitet, besteht sein Profit 1. aus den Zinsen seines kleinen Kapitals; 2. aus seinen wages 3. aus dem Teil der Surpluszeit, den sein Kapital ihn befähigt, für sich

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1*) Arbeit der Leitung - 2*) Unkosten der Produktion - 3*) etwas - 4*) Lohn für Arbeit der Oberaufsicht - 5*) durchschnittliche 6*) Lohnrate - 7*) Aufseher 8*) Krämer

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selbst, statt für andre zu arbeiten; dem Teil, der nicht schon im Zins ausgedrückt ist. Hält er aber Arbeiter, so kommt deren Surpluszeit hinein. Der würdige Senior (Nassau) verwandelt natürlich auch den industrial profit in wages of superintendence. Aber er vergißt diese Flausen, sobald es sich nicht um die doktrinären Phrasen, sondern um praktische Kämpfe zwischen Arbeitern und Fabrikanten handelt.

Da tritt er z.B. gegen B e s c h r ä n k u n g d e r A rb e i t s z e i t auf, weil bei 11 1/2 Stunden z.B. die Arbeiter nur eine Stunde für den Kapitalisten arbeiteten, das Produkt dieser Stunde seinen Profit bildete (abgesehn vom Z i n s, für den sie nach seiner Rechnung auch 1 Stunde arbeiten). Hier also plötzlich der industrielle Profit nicht gleich dem Wert, den die Arbeit des Kapitalisten im Produktionsprozeß der Ware zufügt, sondern gleich dem Wert, den die unbezahlte Arbeitszeit der Arbeiter ihr zufügt. Wenn der industrielle Profit das Produkt der eignen Arbeit des Kapitalisten wäre, hätte S[enior] klagen müssen, nicht daß die Arbeiter nur 1 Stunde umsonst arbeiten, statt zwei, und noch weniger sagen müssen, daß, wenn sie statt 11 1/2 Stunden nur 10 1/2 arbeiteten, g a r k e i n Profit vorhanden.

Er hätte sagen müssen, daß, wenn die Arbeiter statt 11 1/2 Stunden nur 10 1/2 arbeiten, der Kapitalist statt wages of superintendence für 11 1/2 Stunden nur wages of superintendence für 10 1/2 Stunden erhält, also die wages of superintendence für 1 Stunde verliert. Worauf die Arbeiter ihm geantwortet hätten, daß, wenn ihnen common wages 1*) für 10 1/2 Stunden genügen, dem Kapitalisten h i g h e r w a g e s 2*) für 10 1/2 Stunden genügen müssen.

Es ist unbegreiflich, wie Ökonomen wie J[ohn] St[uart] Mill, die Ricardians sind und den Satz, daß der Profit bloß = surplus value, surplus labour, sogar in der Form aussprechen, daß Profitrate und Arbeitslohn im umgekehrten Verhältnis stehn und die Rate des Arbeitslohns die Rate des Profits bestimmt (was in dieser Form falsch), plötzlich den industrial profit statt in die surplus labour des Arbeiters in die eigne labour des Kapitalisten verwandeln, es sei denn, daß sie die Funktion der Exploitation of foreign labour - labour 3*) nennen, wobei dann in der Tat herauskommt, daß die wages dieser labour exakt gleich sind dem Quantum of foreign labour appropriated 4*) oder direkt abhängen von dem degree of exploitation 5*), nicht dem degree of exertion that this exploitation to the capitalist costs 6*). (Soweit diese Funktion der Exploitation of labour wirkliche Arbeit in kapitalistischer

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1*) gewöhnliche Löhne - 2*) höhere Löhne - 3*) fremder Arbeit Arbeit - 4*) angeeigneter fremder Arbeit - 5*) Grad der Ausbeutung - 6*) Grad der Mühe, die diese Ausbeutung dem Kapitalisten kostet

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Produktion erheischt, ist sie ausgedrückt in den wages der general managers.) Ich sage, es ist unbegreiflich, daß, nachdem sie den Profit in sein wirkliches Element aufgelöst (als Ricardians), sie sich durch den Gegensatz interest und industrial profit täuschen lassen, der bloß eine v e r k l e i d e t e Form des Profits ist und der in dieser Selbständigkeit aufgefaßt auf der Unkenntnis vom Wesen des Profits beruht. Der eine Teil des Profits tritt ja nur auf als i n d u s t r i a l profit, als aus der Tätigkeit im Prozeß entsprungen (eigentlich dem tätigen Prozeß, was aber zugleich die Tätigkeit des funktionierenden Kapitalisten einschließt) und d a r u m als der Arbeit des Kapitalisten gebührend, weil der andre Teil, der Z i n s, als dem Kapital als Ding, selbsttätiges, selbstschöpferisches Ding, abgesehn vom Prozeß, erscheint. Weil also Kapital und der aus ihm entspringende Mehrwert, unter dem Namen Zins, für ein M y s t e r i u m erklärt wird. Diese Auffassung, die rein aus den Vorstellungen fließt, die die äußerlichste Gestalt des Kapitals an der Oberfläche zeigt, ist das direkte Gegenteil der Ric[ardoschen] Auffassung und widerspricht altogether 1*) seiner Auffassung vom Wert.

Soweit das Kapital Wert ist, ist sein Wert bestimmt durch die in ihm enthaltne Arbeit, bevor es in den Prozeß tritt. Soweit es als Ding in den Prozeß tritt, tritt es als Gebrauchswert in ihn, und als solcher, whatever its use 2*), kann es nie Tauschwert schaffen. Man sieht, wie schön die Ricardians ihren eignen Meister verstehn. Dem moneyed capitalist 3*) gegenüber hat der industrial natürlich ganz recht, daß er, der funktionierendes Kapital ist, also wirklich Surplusarbeit ausschraubt, einen Teil dieses Surplus in die eigne Tasche steckt. Dem moneyed capitalist gegenüber ist er Arbeiter, aber A r b e i t e r a l s K a p i t al i s t, d. h. E x p l o i t e u r f r e m d e r A r b e i t.

Dem ¦¦925¦ Arbeiter gegenüber dagegen ein komischer plea 4*), daß die Exploitation ihrer Arbeit dem Kapitalisten Arbeit kostet und daß sie ihm daher noch für diese Exploitation zahlen müssen; [das ist] der plea des slave-drivers 5*) gegenüber dem slave 6*).} Jede Voraussetzung des gesellschaftlichen Produktionsprozesses ist zu gleich sein Resultat, und jedes seiner Resultate erscheint zugleich als Voraussetzung. Alle die P r o d u k t i o n sv e r h ä l t n i s s e, in denen sich der Prozeß bewegt, sind daher ebensowohl seine Produkte als seine Bedingungen. In der letzten Form - je mehr wir seine Gestalt in seiner wirklichen Erscheinung betrachten - befestigt er sich mehr und mehr, so daß diese Bedingungen als unabhängig von dem Prozeß ihn bestimmend erscheinen und die eignen Verhältnisse der im Prozeß Konkurrierenden ihnen als sachliche

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1*) vollständig - 2*) welches immer sein Gebrauch - 3*) Geldkapitalisten - 4*) eine komische Rechtfertigung - 5*) Sklavenaufsehers - 6*) Sklaven

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Bedingungen, als sachliche Mächte, als Bestimmtheiten von Dingen erscheinen, um so mehr als im kapitalistischen Prozeß jedes, selbst das einfachste Element, wie z.B. die Ware, schon eine Verkehrung ist und schon Verhältnisse zwischen Personen als Eigenschaft von Dingen und als Verhältnisse der Personen zu den sozialen Eigenschaften dieser Dinge erscheinen läßt.

{"Zins - Remuneration für die produktive Anwendung von Ersparnissen; der Profit im eigentlichen Sinne des Wortes ist die Remuneration für die T ä t i g k e i t d e r O b e r a u fs i c h t w ä h r e n d d i e s e r p r o d u k t i v e n A n w e n d u n g." ("Westminster Review", Januar 1826, p. 107 sq.)

Hier also Zins die Remuneration dafür, daß Geld etc. als Kapital angewandt wird; entspringt also aus dem Kapital als solchem, das remuneriert wird für seine quality qua 1*) Kapital. Dagegen der industrial profit für die Funktion des Kapitals oder Kapitalisten "during this productive employment" 2*), i.e. im Produktionsprozeß selbst.} ¦925¦¦ ¦¦925¦ Der Z i n s ist nur ein Teil des Profits, der dem Eigentümer des Kapitals von dem industriellen, funktionierenden Kapitalisten bezahlt wird. Da er nur Surplusarbeit appropriieren kann durch Kapital (Geld, Ware) etc., zahlt er einen Teil dem ab, der ihm dies Mittel schafft. Und der letztre, der das Geld als Kapital genießen will, ohne es als Kapital funktionieren zu lassen, kann dies nur, indem er sich mit einem Teil des Profits begnügt.

Sie sind in fact copartners 3*): der eine der juristische, der andre der ökonomische Eigentümer des Kapitals, solange er es anwendet. Da der Profit aber erst aus dem Produktionsprozeß hervorgeht, erst sein Resultat ist und erst produziert werden muß, ist der Zins in der Tat bloß Anspruch auf einen Teil erst zu verrichtender Surplusarbeit, Titel auf künftige Arbeit, Anspruch auf einen Wertteil noch nicht existierender Waren; also erst das Resultat eines während der Zeit, an deren Ende er erst fällig ist, vorgehenden Produktionsprozesses.

119261 Das Kapital ist gekauft (d. h. zu Zins geliehn), bevor es bezahlt ist. Das Geld funktioniert hier als Zahlungsmittel, wie beim Arbeitsvermögen etc. Der Preis des Kapitals - der Zins geht daher ebensosehr in den Vorschuß des Industriellen ein (und in Vorschuß an sich selbst, wenn er mit eignem Kapital arbeitet), wie der Preis des cottons 4*), der z.B. auch heute gekauft und etwa erst nach 6 Wochen zu zahlen ist. Die Schwankungen im Zinsfuß - dem Marktpreise des Geldes - ändern hieran so wenig, wie die Schwankungen in den Marktpreisen andrer Waren. Umgekehrt. Der Marktpreis

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1*) Eigenschaft als - 2*) "während dieser produktiven Anwendung" - 3*) tatsächlich Partner - 4*) der Baumwolle

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des Geldes - dies der Name des zinstragenden Kapitals, als Geldkapital - wird auf dem Geldmarkt bestimmt, wie der jeder andren Ware, durch die Konkurrenz der Käufer und Verkäufer, durch Nachfrage und Zufuhr. Dieser Kampf zwischen den moneyed und industrial capitalists 1*) ist nur ein Kampf um die Teilung des Profits, [um] den Anteil, der jeder der beiden Sektionen bei der Teilung zufallen soll. Das Verhältnis selbst (die Nachfrage und Zufuhr), wie jedes seiner beiden Extreme, ist selbst ein Resultat des Produktionsprozesses oder, um uns ordinär auszudrücken, durch den jedesmaligen Stand des Geschäfts - die jedesmalige Lage, worin sich der Reproduktionsprozeß und seine Elemente befinden [bestimmt]. Aber der Form nach und der Erscheinung nach bestimmt dieser Kampf den Preis des Kapitals (den Zins), eh es in die Reproduktion eintritt. Und zwar findet diese Bestimmung außerhalb des eigentlichen Produktionsprozesses statt, bestimmt durch von ihm unabhängige Umstände, und vielmehr erscheint diese Preisbestimmung als eine der Bedingungen, innerhalb deren er vorzugehen hat. Der Kampf scheint also nicht nur den Eigentumstitel auf einen bestimmten Teil des künftigen Profits zu fixieren, sondern diesen Teil selbst, nicht als Resultat aus dem Produktionsprozeß hervor-, vielmehr als Voraussetzung, als Preis des Kapitals in ihn eingehn zu lassen, ganz wie der Preis der Ware oder der Arbeitslohn als Voraussetzung in ihn eingeht, obgleich er in der Tat beständig - im Reproduktionsprozeß - aus ihm hervorgeht. Jedes Element des Warenpreises, soweit es als Vorschoß erscheint als schon vorhandner Preis der Ware in den Produktionspreis eingeht -, hört auf, dem industriellen Kapitalisten gegenüber, als Mehrwert, surplus value sich darzustellen. Der Teil des Profits, der daher als Preis des Kapitals in den Prozeß eingeht, wird unter die Vorschußkosten gerechnet, erscheint so nicht mehr als surplus, und wird aus einem P r o d u k t des Prozesses eine seiner gegebnen Voraussetzungen, P r o d u k t i o n s b ed i n g u n g, die als solche, in selbständiger Form, in den Prozeß eingeht und sein Resultat bestimmt. (Fällt z.B. der Zinsfuß und werden die Marktverhältnisse Reduktion der Waren unter ihre Kostenpreise gebieten, so kann der Industrielle den Warenpreis erniedrigen, ohne die Rate des industriellen Profits zu erniedrigen; ja, er kann ihn erniedrigen und einen höhren industrial profit ziehn, was allerdings dem, der nur mit eignem Kapital arbeitet, sich als Fall der Profitrate darstellen würde, des gross profit 2*). Alles was sich als g e g e b n e P r o d u k t i o n s b e d i n g u n g darstellt, wie Preis der Waren, des Arbeitslohns, des Kapitals - die Marktpreise dieser Elemente -, wirkt bestimmend

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1*) Geld- und industriellen Kapitalisten - 2*) Bruttoprofits

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auf den jedesmaligen M a r k t p r e i s der Ware zurück, und der wirkliche Kosten preis der besondren Ware setzt sich nur innerhalb der Schwankungen der Marktpreise durch, ist nur die Sichselbstausgleichung dieser Marktpreise, ganz wie in der Ausgleichung der Kostenpreise aller verschiednen Waren sich allein die W e r t e der Waren durchsetzen. Daher ist der cercle vicieux 1*) des vulgarian, sei er Theoretiker des Kapitalistenbewußtseins, sei er praktischer Kapitalist: Die Preise der Waren bestimmen Arbeitslohn, Zins, Profit und Rente, und umgekehrt, die Preise von Arbeit, Zins, Profit und Rente bestimmen die Preise der Waren, [sind] bloß der A u s d r u c k d e r Z i r k e lb e w e g u n g, worin die allgemeinen Gesetze widerspruchsvoll in der wirklichen Bewegung und in der Erscheinung sich realisieren.)

Ein Teil des Mehrwerts, der Z i n s, erscheint so als M a r k t p r e i s des Kapitals, das in den Prozeß eingeht, und daher nicht als Mehrwert, sondern Produktionsbedingung. So stellt sich dies - daß zwei Klassen Kapitalisten den Mehrwert teilen, die, die außer dem Prozeß, und die in ihm - so dar, daß ein Teil des Mehrwerts dem Kapital außer dem Prozeß und der andre in ihm zukömmt. Die vorherige Festsetzung der Teilung stellt sich dar als Unabhängigkeit des einen Teils vom andren; als Unabhängigkeit des einen Teils vom Prozeß selbst; schließlich als immanente Eigenschaft eines Dings, G e l d, W a r e, aber dieser Dinge als K a p i t a l, was wieder nicht erscheint als Ausdruck eines Verhältnisses, sondern so, daß dies Geld, Ware t e c h n ol o g i s c h für den Arbeitsprozeß bestimmt sind; durch diese Bestimmung werden sie Kapital; so bestimmt, sind sie die einfachen Elemente des Arbeitsprozesses selbst, ¦¦927¦ die also a l s s o l c h e K a p i t a l sind.

Daß der Wert der Ware sich auflöst, teils in den Wert der in ihr enthaltnen Waren, teils in den Wert der Arbeit, d.h. bezahlte Arbeit, teils in unbezahlte, aber darum nichtsdestoweniger verkaufbare Arbeit, und daß der Teil ihres Werts, der aus unbezahlter Arbeit besteht, ihr Mehrwert, sich seinerseits wieder auflöst in Zins, industrial profit und Rente, d.h., daß der unmittelbare accapareur 2*) und "Produzent" dieses Gesamtmehrwerts Teile davon abgeben muß, den einen an den landlord, den andren an den Eigentümer des Kapitals, und so den dritten, den er für sich behält, unter nur von Zins und Rente verschiednem und von dem Mehrwert und Profit selbst verschiednem Namen, als industrial profit für sich behält, ist durchaus nichts Mysteriöses. Die Analyse des Mehrwerts, also eines Teils des Werts der Waren, in diese besondren Rubriken, Kategorien, ist sehr verständlich und widerstreitet in keiner Weise dem Gesetz des Werts selbst.

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1*) Zirkelschluß - 2*) Aneigner

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Durch die selbständige Form aber, die diese verschiednen Teile des Mehrwerts erlangen, durch die verschiednen Personen, denen sie zufließen, durch die verschiednen Elemente, worauf der Titel an sie begründet ist, endlich durch die Selbständigkeit, worin verschiedne dieser Teile dem Prozeß als Bedingungen gegenübertreten, wird das Ganze mystifiziert. Aus Teilen, worin der Wert analysiert werden kann, werden sie zu selbständigen Elementen, die ihn k o n s t i t u i e r e n, zu k o n s t i t u i e r e nd e n E l e m e n t e n. Sie sind das für den Marktpreis. Sie werden wirklich zu konstituierenden Elementen des selben. Wie diese ihre scheinbare Unabhängigkeit als Bedingung des Prozesses ihrerseits durch das innre Gesetz reguliert und nur scheinbar unabhängig sind, tritt in keinem Augenblick des Produktionsprozesses in die Erscheinung, noch wirkt es als bestimmendes, bewußtes Motiv. Grade das Umgekehrte. Die höchste Festigkeit, die dieser Schein des Resultats als selbständige Bedingungen annehmen kann, ist gegeben, sobald T e i l e d e s M e h r w e r t s als Preise von Produktionsbedingungen - in den Preis eintreten.

Und dies ist der Fall mit dem Zins und der Rente. Sie gehören unter die Vorschüsse von industrial capitalist und farmer. Sie erscheinen hier nicht mehr als Ausdruck unbezahlter Surplusarbeit, sondern bezahlter Surplusarbeit, also Surplusarbeit, für die ein Äquivalent im Produktionsprozeß bezahlt ist, zwar nicht an den Arbeiter, dessen Surplusarbeit sie ist, aber an andre Personen die Eigentümer von Kapital und Erde. Sie sind Surplusarbeit quoad 1*) den Arbeiter, aber sie sind Äquivalente, quoad den capitalist und Grundeigentümer, dem sie gezahlt werden muß. Sie erscheinen daher nicht als surplus und noch weniger als Surplusarbeit, sondern als P r e i s e der Ware "Kapital" und "Erde", denn sie werden dem capitalist und dem Grundeigentümer nur als Warenbesitzer, nur als Besitzer und Verkäufer dieser Waren gezahlt.

Der Teil des Warenwerts, der sich in Zins auflöst, erscheint daher als R e p r o d u k t i o n des für das Kapital gezahlten P r e i s e s, und der Teil, der sich in Rente auflöst, als R e p r o d u k t i o n des für die Erde gezahlten Preises.

Diese Preise bilden also k o n s t i t u i e r e n d e Teile des Gsamtpreises. Dieses scheint dem industriellen Kapitalisten nicht nur so; für ihn konstituieren sie wirklich Teil seiner Vorschüsse, und wenn sie einerseits durch den Marktpreis seiner Ware bestimmt sind - eine Bestimmung der Ware, die als Marktpreis, worin ein sozialer Prozeß oder das Resultat desselben als der Ware zukommende Bestimmtheit und das up and down 2*) dieses Prozesses, seine Bewegung, als dem Warenpreis zukommende Schwankung erscheint -, so ist der Marktpreis anderseits durch sie bestimmt, ganz wie der

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1*) was anbetrifft - 2*) Auf und Nieder

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Marktpreis des cotton 1*) den Marktpreis des Garns bestimmt, anderseits der Marktpreis des Garns die Nachfrage nach cotton, also den Marktpreis des cotton.

Indem Teile des Mehrwerts, Zins und Rente, als Preise von Waren der Ware Erde und der Ware Kapital - in den Produktionsprozeß eingehn, existieren sie in einer ihren wirklichen Ursprung nicht nur verhüllenden, sondern verleugnenden Form.

Daß die Mehrarbeit, u n b e z a h l t e Arbeit, ebenso wesentlich in den kapitalistischen Produktionsprozeß eingeht wie b e z a h l t e Arbeit, erscheint hier so, daß von der Arbeit verschiedne Produktionselemente - Erde und Kapital - bezahlt werden müssen oder daß von dem Preise der vorgeschoßnen Waren und dem Arbeitslohn verschiedne K o s t e n in den Preis eingehn.

Teile des Mehrwerts - Zins und Rente - erscheinen hier als Kosten, Vorschüsse des exploitierenden Kapitalisten.

Der a v e r a g e p r o f i t 2*) geht als bestimmend in die Produktionspreis der Waren ein, und hier also schon der Mehrwert nicht als Resultat, sondern als Bedingung; nicht als ein Teil, worin der Wert der Ware sich auflöst, sondern als konstituierender Teil ihres Preises. Aber der a v e r a g e p r o f i t, wie der P r o d u k t i o n s p r e i s selbst, ist mehr ideal bestimmend und erscheint zugleich als Surplus über die Vorschüsse ¦¦928¦ und von dem eigentlichen Kostpreis verschiedner Preis. Ob oder ob nicht, ob mehr oder weniger als b e i d e m M a r k t p r e i s herauskömmt - also bei dem unmittelbaren Resultat des Prozesses -, bestimmt die Reproduktion oder rather 3*) die Stufenleiter der Reproduktion; ob von den vorhandnen Kapitalien dieser oder jener Sphäre mehr entzogen oder gegeben werden, ditto in welchem Verhältnisse diesen besondren Sphären die neu akkumulierten Kapitalien zuströmen, in welchem Grade endlich diese besondren Sphären als Käufer auf dem Geldmarkt auftreten.

Dagegen im Zins und Rente treten die Teile des Mehrwerts im einzelnen, in ganz fixierter Form, als Voraussetzung für den einzelnen Produktionspreis auf und sind in der Form von Vorschüssen antizipiert.

{Man kann Kosten nennen, was Vorschuß, also gezahlt vom Kapitalisten. Danach erscheint der Profit als Surplus über diese Kosten.

Dies bezieht sich auf die einzelnen Produktionspreise. Und die durch den Vorschuß bestimmten Preise kann man so Kostenpreise nennen.

P r o d u k t i o n s k o s t e n kann man nennen die durch den average profit - also den Preis des vorgeschoßnen Kapitals + den average profit - bestimmten Preise, da dieser Profit die Bedingung ist der Reproduktion, eine Bedingung,

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1*) der Baumwolle - 2*) Durchschnittsprofit - 3*) vielmehr

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die supply 1*) und die Verteilung der Kapitalien in die verschiednen Sphären reguliert. Diese Preise P r o d u k t i o n sp r e i s e.

Endlich das wirkliche Quantum Arbeit (vergegenständlichter und immediater 2*)), die die Produktion der Ware kostet, ist ihr Wert. Er bildet die reale Produktionskost für die Ware selbst.

Der Preis, der ihm entspricht, ist nur der Wert in Geld ausgedrückt. Unter dem Namen "Produktionskosten" wird abwechselnd alles 3 verstanden.} Würde kein Mehrwert reproduziert, so hörte natürlich mit dem Mehrwert der Teil desselben auf, der Zins heißt, wie der Teil, der Rente heißt, und ebenso hörte damit die A n t i z i p at i o n dieses Mehrwerts auf oder daß er als P r e i s e von Waren in die Produktionskosten eingeht. Der vorhandne Wert, der in die Produktion eingeht, käme dann überhaupt nicht als Kapital aus derselben heraus und könnte darum auch nicht als K ap i t a l in den Reproduktionsprozeß eingehn oder nicht als K a p i t a l verliehn werden. Es ist also die beständige Reproduktion derselben Verhältnisse - der die kapitalistische Produktion bedingenden Verhältnisse -, die sie nicht nur als gesellschaftliche Formen und Resultate dieses Prozesses erscheinen läßt, sondern zugleich als seine beständigen V or a u s s e t z u n g e n. Solche sind sie aber nur als von ihm selbst beständig g e s e t z t e, g e s c h a f f n e, p r od u z i e r t e Voraussetzungen. Diese Reproduktion ist aber keine bewußte und erscheint vielmehr nur in der beständigen Existenz dieser Verhältnisse als V o r a u s s e t z u n g e n und den Produktionsprozeß beherrschende B e d i n g u n g e n.

Aus den Auflösungen des Warenwerts z.B. werden seine k o ns t i t u i e r e n d e n Teile, die sich als selbständige gegenübertreten und daher auch als selbständige [Teile] gegen ihre E i n h e i t, die vielmehr als ihre Kombination erscheint. Der Bürger sieht, daß das Produkt beständig Produktionsbedingung wird. Aber er sieht nicht, daß die Produktionsverhältnisse selbst, die gesellschaftlichen Formen, in denen er produziert und die ihm als gegebne, natürliche Verhältnisse erscheinen, das beständige Produkt - und nur darum die beständige Voraussetzung dieser spezifisch gesellschaftlichen Produktionsweise sind. Nicht nur verselbständigen sich und nehmen fremdartige, scheinbar unabhängige Existenzweise voneinander an die verschiednen Verhältnisse, Momente, sondern sie stellen sich dar als unmittelbare Eigenschaften von Dingen; sie nehmen dingliche Gestalt an.

So leben die Agenten der kapitalistischen Produktion in einer verzauberten Welt, und ihre eignen Beziehungen erscheinen ihnen als Eigenschaften der Dinge, der stofflichen Elemente der Produktion. Es ist aber in den

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1*) Zufuhr - 2*) unmittelbarer

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letzten, vermitteltesten Formen - in Formen, worin zugleich die Vermittlung nicht nur unsichtbar geworden, sondern ihr direktes Gegenteil ausgesprochen ist -, daß die Gestalten des Kapitals als wirkliche Agentien und unmittelbare Träger der Produktion erscheinen. Das zinstragende Kapital personifiziert im moneyed capitalist, das industrielle im industrial capitalist, das rentetragende Kapital im Landlord als Eigentümer der Erde, endlich die Arbeit im Lohnarbeiter. Als diese fixen Gestalten, personifiziert in selbständigen Persönlichkeiten, die zugleich als bloße Repräsentanten personifizierter Dinge erscheinen, treten sie in die Konkurrenz und den wirklichen Produktionsprozeß ein. Die Konkurrenz setzt diese Veräußerlichung voraus. Sie sind die ihr naturgemäß, naturgeschichtlich vorhandnen Formen, und in ihrer Erscheinung auf der Oberfläche ist sie ¦¦929¦ selbst nur die Bewegung dieser verkehrten Welt. Soweit sich in dieser Bewegung der innre Zusammenhang durchsetzt, erscheint er als ein mysteriöses Gesetz. Bester Beweis die politische Ökonomie selbst, eine Wissenschaft, die sich damit beschäftigt, den verborgnen Zusammenhang wieder zu entdecken. Alles tritt in die Konkurrenz in dieser äußerlichsten, letzten Form. Z.B. erscheint hier der Marktpreis als das Herrschende, ganz wie Zinsfuß, Rente, Arbeitslohn, industrial profit als konstituierende Elemente des Werts und Preis der Erde, Preis des Kapitals als gegebne items, womit gewirtschaftet wird.

Wir haben gesehn, wie A. Smith erst den Wert auflöst in Arbeitslohn, Profit (Zins), Rente, dann umgekehrt diese als selbständige konstituierende Elemente der Warenpreise darstellt. 1*) In der ersten Fassung spricht er den geheimen Zusammenhang aus, in der zweiten die Erscheinung.

Geht man noch mehr auf die Oberfläche der Erscheinung, so können außer der average Profitrate, Zins und selbst Rente als konstituierende Teile der Warenpreise (nämlich der Marktpreise) dargestellt werden. Der Zins ganz direkt, indem er in den Kostenpreis eingeht. Die Rente - als Preis des Bodens - mag nicht den Preis des Produkts unmittelbar bestimmen, aber sie bestimmt die Produktionsweise, ob viel Kapital auf wenig Boden konzentriert oder wenig Kapital auf viel Boden dispensiert wird, ob diese oder jene Art des Produkts, Vieh oder Korn, produziert wird, dessen Marktpreis am besten den Preis der Rente deckt, denn die Rente muß bezahlt werden, bevor der term over 2*), für den sie kontrahiert.

Damit sie also keinen Abzug vom industrial profit bilde, wird Weide in Acker, Acker in Weide verwandelt etc. Sie bestimmt damit nicht den Marktpreis des einzelnen Produkts

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1*) Siehe 1. Teil dieses Bandes, S. 65-69 - 2*) Termin verstrichen ist

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direkt, aber indirekt, indem sie die Proportionen der species of products 1*) so distribuiert, wie Nachfrage und Zufuhr best 2*) den Preis für jedes hervorbringen, daß er Rente zahlen kann. Und wenn die Rente so nicht direkt den Marktpreis, des Korns z.B., bestimmt, bestimmt sie direkt den Marktpreis von Vieh etc., kurz, die Sphären, wo die Rente nicht durch den Markt, preis des eignen Produkts, sondern der Marktpreis des Produkts durch die Rate der vom Kornland getragnen Rente bestimmt ist. Fleisch z.B. in industriell entwickelten Ländern wird stets viel zu teuer bezahlt, d.h. weit nicht nur über seine Produktionspreise, sondern über seinen Wert. Denn sein Preis muß zahlen nicht nur seine Produktionskosten, sondern die Rente, die der Boden tragen würde, wenn er in Korn bebaut würde. Sonst könnte Fleisch bei der großen Viehzucht - wo die organische Komposition des Kapitals [der Komposition des Kapitals in der Industrie] viel näher, wenn nicht noch mehr Übergewicht von konstantem Kapital gegen variables enthält nur eine ganz schwache oder gar keine a b s o l u t e R e n t e zahlen. Die Rente, die es zahlt, und die direkt in seinen Preis eingeht, ist aber bestimmt durch die absolute + Differentialrente, die der Boden als Ackerboden zahlen würde. Auch diese Differentialrente existiert hier zum größten Teil nicht. Bester Beweis, daß das Fleisch von demselben Boden Rente zahlt, wo das Korn nicht.

Wenn also P r o f i t bestimmend in den Produktionspreis eingeht, kann gesagt werden, daß Arbeitslohn, Zins und to a certain degree 3*) Rente bestimmend in den Marktpreis, und certainly 4*) bestimmend in den Produktionspreis eingehn. Natürlich, wie im ganzen die Bewegung des Zinses durch den Profit bestimmt ist, anderseits wieder die Kornrente, teils durch die Rate des Profits, teils durch den Wert ihres Produkts und die Ausgleichung der verschiednen Werte auf verschiednem Boden zum Marktwert, die Profit rate aber bestimmt ist teils durch den Arbeitslohn, teils durch die Produktivität der Arbeit in Sphären der Produktion, die das konstante Kapital produzieren - also schließlich durch Höhe des Arbeitslohns und Produktivität der Arbeit -, der Arbeitslohn sich aber auflöst in Äquivalent eines Teils der Ware (d.h. = einem bestimmten Teil der in der Ware enthaltnen bezahlten Arbeit, der Profit = dem in ihr enthaltnen Teil unbezahlter Arbeit), endlich die Produktivität der Arbeit nur in zwei Weisen auf den Preis der Waren wirken kann, auf ihren Wert, indem sie ihn vermindert, auf ihren Surpluswert, indem sie ihn erhöht, löst sich der ganze Spaß schließlich in den durch die Arbeitszeit bestimmten Wert auf. Der

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1*) Arten der Produkte - 2*) am vorteilhaftesten - 3*) bis zu einem gewissen Grad - 4*) sicher

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Kostenpreis ist nichts als der Wert der vorgeschoßnen Kapitalien + dem von ihnen erzeugten Mehrwert, verteilt unter die besondren Sphären je nach dem Quotum, das sie vom Gesamtkapital bilden. So löst sich der Kostenpreis in Wert auf, wenn nicht die einzelne Sphäre, sondern das Gesamtkapital betrachtet wird. Anderseits die Marktpreise in jeder Sphäre werden durch die Konkurrenz der Kapitalien der verschiednen Sphären beständig auf den Kostenpreis reduziert. Die Konkurrenz der Kapitalisten in jeder besondren Sphäre sucht den Marktpreis der Ware auf ihren Marktwert zu reduzieren. Die Konkurrenz der Kapitalisten der verschiednen Sphären reduziert die Marktwerte auf gemeinsame Kostenpreise.

Ricardo gegen Smiths Konstituierung des Werts durch die Teile desselben, die von ihm selbst bestimmt sind. Aber nicht konsequent. Er könnte sonst nicht mit Smith darüber rechten, ob Profit, Arbeitslohn und Rente oder, wie er sagt, bloß Profit und Arbeitslohn in den Preis eingehn, d.h. k o n s t i t u i e r e n d eingehn. Analytisch gehn sie ein, sobald sie bezahlt werden. Er müßte vielmehr so sagen: Der Preis jeder Ware ist auflösbar in Profit und Arbeitslohn, der Preis einiger Waren (und sehr vieler indirekt) ist auflösbar in Profit, Rente und Arbeitslohn. Aber der Preis keiner Ware ist durch sie konstituiert, ¦¦930¦ da sie nicht als selbständige und de propriis fontibus 1*) agierende Potenzen von bestimmter Größe den Wert der Waren komponieren, sondern, wenn der Wert gegeben ist, er in sehr verschiednen Verhältnissen dekomponiert werden kann in jene Teile. Es sind nicht gegebne Potenzen - Profit, Arbeitslohn und Rente -, deren Addition oder Kombination die Größe des Werts bestimmt, sondern es ist dieselbe Wertgröße, eine gegebne Größe des Werts, die sich in Arbeitslohn, Profit, Rente auflöst und nach verschiednen Umständen sich sehr verschieden in diese 3 Kategorien verteilt.

Gesetzt, der Produktionsprozeß wiederhole sich beständig unter denselben Bedingungen, d.h., die Reproduktion finde unter denselben Bedingungen statt wie die Produktion, was gleichbleibende Produktivität der Arbeit voraussetzt, oder wenigstens voraussetzt, daß die Variationen in der Produktivität nicht die Verhältnisse der Produktionsagenten alterieren wenn also die Werte der Waren selbst infolge von Änderungen der Produktivkraft stiegen oder fielen, die Verteilung des Werts der Waren unter die Produktionsagenten dieselbe bliebe; in diesem Fall wäre es zwar theoretisch nicht genau zu sagen, daß die verschiednen Teile des Werts den Wert oder Preis des Ganzen bestimmen, aber es wäre praktisch und richtig zu sagen

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1*) aus eigenen Quellen

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daß sie ihn konstituieren, soweit man unter konstituieren versteht Bildung des Ganzen durch Addition der Teile. Der Wert würde sich gleichmäßig verteilen, fortdauernd, in Wert [des vorgeschossenen Kapitals] und Mehrwert, und der [neugeschaffene] Wert würde sich auflösen gleichmäßig in Arbeitslohn und Profit, der Profit sich gleichmäßig zersetzen in Zins, industrial profit und rent.

Es könnte also gesagt werden: P, der Preis der Ware, löst sich auf in Arbeitslohn, Profit (Zins) und Rente, und anderseits Arbeitslohn, Profit (Zins), Rente konstituieren den Wert oder vielmehr Preis.

Diese Gleichmäßigkeit oder Gleichheit der Reproduktion - die Wiederholung der Produktion unter denselben Bedingungen - findet nicht statt. Die Produktivität ändert sich und ändert die Bedingungen. Die Bedingungen ihrerseits ändern die Produktivität. Aber die Abweichungen zeigen sich teils in oberflächlichen Oszillationen, die sich ausgleichen in kurzer Frist, teils in einer allmählichen Häufung von Abweichungen (divergences), die entweder zu einer Krise führen, [zu einer] gewaltsamen, scheinbaren Reduktion auf die alten Verhältnisse, oder doch erst sehr allmählich als Änderung der Bedingungen anerkannt werden und sich durchsetzen.

In der Form des Zinses und der Rente, worin der Mehrwert antizipiert wird, ist vorausgesetzt, daß der a l l g e m e i n e Charakter der Reproduktion derselbe bleibt. Und dies der Fall, solang die kapitalistische Produktionsweise fortdauert. Zweitens ist selbst vorausgesetzt, was plus ou moins 1*) auch der Fall, daß für bestimmte Zeit die b e s t i m m t e n V e r h ä l tn i s s e dieser Produktionsweise dieselben bleiben. So f ix i e r t sich das Resultat der Produktion als f e s t e, d a h e r v o r a u s g e s e t z t e B e d i n g u n g d e rs e l b e n, und zwar als feste E i g e n s c h a f t d e r s a c h l i c h e n P r o d u k t i o n s b e d i n g u n g e n.

Es sind die K r i s e n, die diesem Schein der S e l bs t ä n d i g k e i t der verschiednen Elemente, worin sich der Produktionsprozeß beständig auflöst und die er beständig rückerzeugt, ein Ende machen.

{Was der W e r t für den wirklichen Ökonomen, ist der M a r k t p r e i s für den praktischen Kapitalisten, das jedesmalige Prius der ganzen Bewegung.} Das zinstragende Kapital erhält die der kapitalistischen Produktion eigentümliche und ihr entsprechende Form im K r e d i t.

Er ist eine von der kapitalistischen Produktionsweise selbst geschaffne Form. (Die Subsumtion des H a n d e l s k a p i t a l s erfordert in fact keine solche neue Schöpfung, da Ware und Geld, Waren- und Geldzirkulation die elementarischen Voraussetzungen der kapitalistischen Produktion bleiben und nur zu absoluten Voraussetzungen gemacht werden, Handelskapital zu sein, [das] einerseits

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1*) mehr oder weniger

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also die allgemeine Form des Kapitals ist, andrerseits, soweit es Kapital in bestimmter Funktion darstellt, Kapital, das ausschließlich im Zirkulationsprozeß fungiert, seine Bestimmung durch das produktive Kapital an seiner Form nichts ändert.)

Die Ausgleichung der Werte zu Kostenpreisen geschieht nur dadurch, daß das einzelne Kapital als Aliquote des Gesamtkapitals der Klasse fungiert, anderseits das Gesamtkapital der Klasse sich in die verschiednen besondren Sphären verteilt je nach den Produktionsbedürfnissen. Dies geschieht durch den Kredit. Durch ihn wird nicht nur diese Ausgleichung ermöglicht und erleichtert, sondern ein Teil des Kapitals - unter der Form des moneyed capital 1*) - erscheint in der Tat als das gemeinschaftliche Material, womit die ganze Klasse arbeitet. Dies der eine Sinn des Kredits. Der andre, der beständige Versuch des Kapitals, die Metamorphosen, die es im Zirkulationsprozeß durchmachen muß, abzukürzen; die Zirkulationszeit, seine Verwandlung in Geld etc. zu antizipieren, und seine eigne ¦¦931¦ Beschränktheit so zu kontrekarieren. Endlich, die Funktion des A k k u m u l i e r e n s, soweit sie nicht Verwandlung [von Revenue] in Kapital, sondern Zufuhr von Mehrwert in der Form des Kapitals, wird so teils einer besondren Klasse auferlegt, teils werden alle A k k u m ul a t i o n e n der Gesellschaft in diesem Sinn zu Akkumulation von Kapital und den industriellen Kapitalisten zur Verfügung gestellt. Diese auf unzähligen Punkten der Gesellschaft vereinzelt vor sich gehende Operation wird konzentriert und in gewisse Reservoirs gesammelt. Geld, soweit es Erstarrung der Ware in der Metamorphose, brachliegt, wird so in Kapital verwandelt.

Erde-Rente, Kapital-Zins sind irrationale Ausdrücke, soweit die Rente als Preis der Erde und der Zins als Preis des Kapitals sich fixiert. In der Form zinstragendes Kapital, rentetragendes Kapital, profittragendes Kapital noch der gemeinschaftliche Ursprung erkennbar, sofern K a p i t a l überhaupt Aneignung von Surplusarbeit einschließt, also diese verschiednen Formen nur ausdrücken, daß diese vom Kapital erzeugte Surplusarbeit sich beim Kapital überhaupt unter zwei Sorten Kapitalisten verteilt und bei dem agricultural capital zwischen Kapitalist und landlord verteilt.

Rente als P r e i s des Bodens (jährlicher) und Zins als Preis des Kapitals sind ebenso irrational wie Wurzel aus -3. Die letztre Form widerspricht der Zahl in ihren einfachen elementarischen Formen, ganz wie jene dem Kapital in

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1*) Geldkapitals

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seiner einfachen Form Ware und Geld. Sie sind in umgekehrter Weise irrational. Erde-Rente, die Rente als Preis der Erde, drückt die Erde als Ware aus, Gebrauchswert, der einen Wert hat, whose monetary expression like its price 1*). Aber ein Gebrauchswert, der nicht das Produkt der Arbeit, kann keinen Wert haben, d.h., er kann nicht als Vergegenständlichung eines gewissen Quantums sozialer Arbeit, als sozialer Ausdruck eines gewissen Quantums Arbeit ausgesprochen werden. Er ist es nicht. Damit der Gebrauchswert als Tauschwert sich darstelle - Ware sei -, muß er das Produkt konkreter Arbeit sein. Nur unter dieser Voraussetzung kann diese konkrete Arbeit ihrerseits wieder dargestellt werden als g e s e l l s c h a f t l i c h e A r b e i t, Wert. Erde und Preis sind inkommensurable Größen, die dennoch ein Verhältnis zueinander haben sollen. Hier hat ein Ding einen Preis, das keinen Wert hat.

Anderseits Zins als Preis des Kapitals drückt die umgekehrte Irrationalität aus. Hier hat eine Ware einen doppelten Wert, einmal einen Wert, und dann einen von diesem Wert verschiednen Preis, ohne einen Gebrauchswert zu haben. Denn Kapital ist zunächst nichts als eine G e l d s u m m e oder ein Q u a n t u m W a r e = einer bestimmten Geldsumme. Wird die Ware als Kapital verliehn, so [ist] sie nur verkleidete Form einer G e l ds u m m e. Denn was a l s K a p i t a l geliehn wird, ist nicht soviel Ibs. Baumwolle, sondern soviel Geld, dessen Wert in Baumwolle existiert. Der P r e i s des Kapitals bezieht sich auch daher auf es nur als Dasein einer G e l d s u m m e, d.h. einer in Geld dargestellten und in der Form als Tauschwert existierenden Wertsumme. Wie soll eine Wertsumme einen Preis haben, außer dem Preis, der in ihrer eignen Geldform ausgedrückt ist?

Preis ist ja der Wert der Ware im Unterschied von ihrem Gebrauchswert. Preis als Unterschied von ihrem Wert, Preis als Wert einer Geldsumme (da der Preis bloß der Ausdruck des Werts in Geld) ist also eine contradictio in terminis 2*). Diese Irrationalität des Ausdrucks - (die Irrationalität der Sache selbst kömmt daher, daß das Kapital (im Zins) als Voraussetzung von seinem eignen Prozeß, worin es Kapital, daher sich verwertender Wert wird, getrennt erscheint und daß anderseits das rentetragende Kapital nur als agricultural capital, nur als Kapital in einer besondren Sphäre Rente trägt, in dieser Form erscheint, die also von ihm auf d a s E l e m e n t ü b e rt r a g e n w i r d, d a s e s v o m i n d u s t r i a l c a p i t a l ü b e r h a u p t u n t e r s c h e i d e t) wird so wohl vom vulgarian gefühlt, daß er beide Ausdrücke verfälscht, um sie rational zu machen. Er läßt den Zins für das Kapital zahlen, soweit es Gebrauchswert ist und spricht daher von der Nützlichkeit, die Produkte oder Produktionsmittel

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1*) dessen Geldausdruck gleich seinem Preis ist - 2*) ein Widerspruch in den Termini

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für die Reproduktion als solche haben, die das Kapital stofflich hat als Element des Arbeitsprozesses.

Aber seine Nützlichkeit, sein Gebrauchswert ist ja schon vorhanden in seiner Form als Ware, und ohne dieselbe wäre es nicht Ware und hätte keinen Wert. Als Geld ist es der Ausdruck des Werts der Waren und in sie ¦¦932¦ verwandelbar im Verhältnis ihres eignen Werts. Verwandle ich aber Geld in eine Maschine, in Baumwolle etc., so verwandle ich es in Gebrauchswerte von demselben Wert.

Die Verwandlung bezieht sich nur auf die Wertform. Als Geld hat es den Gebrauchswert, in die Form jeder Ware verwandelbar zu sein, aber in Ware von demselben Wert. Durch diese Formveränderung ändert sich der Wert des Gelds so wenig wie der der Ware, wenn sie in Geld verwandelt wird. Der Gebrauchswert der Waren, worin ich das Geld verwandeln kann, gibt ihm außer seinem Wert keinen davon verschiednen Preis. Setze ich aber die Verwandlung voraus und sage, der Preis werde für den Gebrauchswert der Waren gezahlt, so wird der Gebrauchswert der Waren überhaupt nicht gezahlt oder wird nur gezahlt, soweit ihr Tauschwert gezahlt wird.

Wie der Gebrauchswert einer Ware vernützt wird, ob sie in die individuelle oder industrielle Konsumtion eingeht, ändert absolut nichts an ihrem Tauschwert. Es ändert nur daran, wer sie kauft, der industrielle Kapitalist oder der unmittelbare Konsument. Die produktive Nützlichkeit der Ware kann daher dafür Rechenschaft ablegen, daß sie überhaupt einen Tauschwert hat, denn damit die in den Waren enthaltne Arbeit gezahlt wird, müssen sie Gebrauchswert haben. Sonst sind sie nicht Waren, was sie nur als Einheiten von Gebrauchswert und Tauschwert sind. Aber dieser Gebrauchswert kann durchaus nicht Rechenschaft dafür ablegen, daß sie als Tauschwert oder als Preis noch einen von diesem Preis verschiednen Preis hat.

Man sieht, wie der vulgarian hier über die Schwierigkeit weg will, indem er das Kapital, d.h. das Geld oder die Ware, soweit sie eine von sich als Geld oder Ware spezifisch unterschiedne Bestimmtheit haben, zu verwandeln sucht in bloße Ware, d.h. grade von dem spezifischen Unterschied, der erklärt werden soll, absieht. Er will nicht sagen, daß dies Mittel der Exploitation von Surplusarbeit, daher von mehr Wert als Wert in ihm enthalten ist.

Er sagt statt dessen: Es hat mehr Wert als seinen Wert, weil es eine ordinäre Ware wie jede andre ist, d.h. einen Gebrauchswert hat. Hier wird Kapital mit Ware identifiziert, während grade erklärt werden soll, wie die Ware als Kapital auftreten kann.

Bei der Erde verfährt der vulgarian umgekehrt, soweit er nicht den Physiokraten nachschwatzt. Dort verwandelt er das Kapital in Ware, um

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den U n t e r s c h i e d zwischen Kapital und Ware, um die Verwandlung von Ware in Kapital zu erklären. Hier verwandelt er Erde in Kapital, weil ihm das Kapitalverhältnis an sich mehr in seine Vorstellungen paßt, als der Preis von Erde. Die Rente kann gedacht werden als Zins von Kapital. Z.B. ist die Rente 20 und der Zinsfuß 5, so kann gesagt werden, diese 20 seien Zins von 400 Kapital. Und in der Tat verkauft sich dann die Erde zu 400, was bloß Verkauf der Rente für 20 Jahre ist. Diese Zahlung der antizipierten 20jährigen Rente ist dann ihr Preis. Damit ist die Erde in Kapital verwandelt. Die 20 jährlich sind nur noch 5 p.c. Zins des Kapitals, was für sie bezahlt. Und damit ist Erde-Rente verwandelt in Kapital-Zins, was seinerseits in Zahlung für Gebrauchswert der Waren, also in das Verhältnis GebrauchswertTauschwert umphantasiert wird.

Die mehr analytischen unter den vulgarians sehn ein, daß der Preis des Bodens nichts als ein Ausdruck für die Kapitalisierung der Rente ist; in der Tat der Kaufpreis der Rente für eine Reihe von Jahren, die nach dem jedes maligen Zinsfuß sich richtet. Sie begreifen, daß diese Kapitalisierung der Rente die Rente voraussetzt, die Rente also nicht umgekehrt aus ihrer eignen Kapitalisierung erklärt werden kann. Sie leugnen deshalb die Rente selbst, indem sie dieselbe für den Zins des der Erde einverleibten Kapitals erklären, was sie nicht verhindert, zuzugeben, daß Erde, der kein Kapital einverleibt ist, Rente trägt, und ebensowenig verhindert, zuzugeben, daß g l e i c h e P o r t i on e n Kapital auf Ländereien von verschiedner Fruchtbarkeit verschiedne Renten abwerfen oder u n g l e i c h e P o r t i on e n Kapital auf Ländereien von ungleicher Fruchtbarkeit g l e i c h e Renten abwerfen. Ebenso, daß das der Erde einverleibte Kapital - wenn es in der Tat has to account for the rent paid upon it 1*) - vielleicht 5 x größre Zinsen abwirft, i.e. eine 5 x größre Rente, als dasselbe Kapital in der Industrie unter der Form von capital fixe Zins abwirft.

Man sieht, die Schwierigkeit wird hier immer dadurch gehoben, daß von ihr a b s t r a h i e r t wird und statt des s p e z if i s c h e n U n t e r s c h i e d s, der erklärt werden soll, vielmehr ein Verhältnis untergeschoben wird, das das Gegenteil von diesem Unterschied ausdrückt, also jedenfalls ihn nicht ausdrückt. ¦932¦¦

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1*) die Rente, die dafür gezahlt wird, erklären soll

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[6. Proudhons Polemik gegen den Zins. Sein Unverständnis für den Zusammenhang zwischen dem Zins und dem System der Lohnarbeit]

¦¦935¦ Proudhons Polemik mit Bastiat über den Zins charakteristisch, sowohl für die Art und Weise, wie der vulgarian die Kategorien der politischen Ökonomie verteidigt, als wie der oberflächliche Sozialismus (Proudhons Polemik verdient kaum diesen Namen) sie angreift. Wir kommen darauf zurück in dem Abschnitt über die vulgarians. [127] Hier nur einiges Vorläufige.

Die Refluxbewegung [des Geldes] durfte P[roudhon] nicht als Eigentümlichkeit schockieren, wenn er überhaupt etwas von der Bewegung des Kapitals verstand. Ebensowenig die surplus value des Refluierten. Es ist das die kapitalistische Produktion Charakterisierende.

{Bei ihm aber, wie wir sehn werden, das surplus surcharge 1*). Er ist überhaupt schülerhaft in seiner Kritik und hat sich nie der ersten Elemente der Wissenschaft, die er kritisieren will, bemächtigt. So z.B. nie Geld als notwendige Form der Ware begriffen. (Sieh ersten Teil. 2*)) Hier verwechselt er gar Geld und Kapital, weil das ausleihbare Kapital als Geldkapital in der Form des Geldes erscheint.} Was ihn frappieren konnte, war nicht das surplus, für das kein Äqulvalent gezahlt wurde, denn surplus value - und auf ihr beruht die kapitalistische Produktion - ist value, die kein Äquivalent gekostet hat. Dies ist nichts Charakteristisches für das zinstragende Kapital. Das Charakteristische ist nur - soweit wir die Form der Bewegung betrachten - das erste Moment, grade das Umgekehrte von dem, was P[roudhon] meint, nämlich daß der Verleiher das Geld weggibt, ohne de prime abord 3*) ein Äquivalent dafür zu erhalten, und daß so der return des capital 4*) mit Zins, soweit die Transaktion zwischen dem Verleiher und Borger geht, die Metamorphosen [nichts angeht], die das Kapital durchläuft und die sich, soweit sie bloße Metamorphosen der ökonomischen Form sind, als Reihe von exchanges 5*), Verwandlung von Ware in Geld, Verwandlung von Geld in Ware zeigen; soweit sie reale Metamorphosen oder Produktionsprozeß sind, mit der industriellen Konsumtion zusammenfallen. Die Konsumtion bildet hier selbst ein Moment der ökonomischen Formbewegung.

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1*) Aufschlag - 2*) siehe Band 13 unserer Ausgabe. S. 41 und 68/69 - 3*) von vornherein - 4*) Rückfluß des Kapitals - 5*) Austauschen

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Was das Geld aber nicht in der Hand des Verleihers tut, tut es in der Hand des Borgers, der es wirklich als Kapital anwendet. Seine reelle Bewegung als Kapital macht es in der Hand des Borgers durch. Zu ihm kehrt es als Geld + Profit, Geld + 1/x Geld zurück.

Die Bewegung zwischen Leiher und Borger drückt nur Anfangspunkt und Ausgangspunkt des Kapitals aus. Als Geld geht es aus der Hand von A in die Hand von B. In der Hand von B wird es Kapital, und als solches it is, after a certain revolution, returned with profit 1*). Dieser Zwischenakt, der wirkliche Prozeß, der sowohl Zirkulationsprozeß wie Produktionsprozeß einschließt, geht die Transaktion zwischen Borger und Verleiher nichts an. Sie beginnt erst wieder, nachdem das Geld sich als Kapital realisiert h a t.

Jetzt passiert das Geld zurück in die Hand des Verleihers, mit einem surplus, aber nur einem Teil des vom Borger realisierten surplus. Das Äquivalent, das er empfangen, ist der industrielle Profit, der Teil des Surplus, der ihm bleibt, und den er nur durch das geliehne Geld sich angeeignet hat. Dies alles nicht sichtbar in der Transaktion zwischen ihm und dem Verleiher. Diese beschränkt sich auf zwei Akte. Übergehn aus der Hand von A in die von B. Pause, worin das Geld in der Hand von B. Rückkehr des Geldes nebst Zins nach der Pause in die Hand von A.

Betrachtet man also bloß diese Form - diese Transaktion zwischen A und B -, so hat man die bloße Form des Kapitals ohne ihre Vermittlung: Geld, das als Summe a ausgegeben wird und als Summe a + 1/x a zurückkehrt in a certain period 2*), ohne daß irgendeine Vermittlung stattgefunden außer der Zeitperiode, die zwischen dem Wegflux der Summe a und ihrem Reflux als Summe a + 1/x a verläuft.

Und in dieser begriffslosen Form, in dieser Form, die allerdings als selbständige Bewegung neben der wirklichen Bewegung des Kapitals herläuft, sie eröffnet und sie schließt, betrachtet Mr. Proudhon das Ding, wo ihm dann alles unbegreiflich sein muß.

Hörte diese Form des Leihens auf, statt des Kaufens und Verkaufens, so meint er, das surplus fiele weg. Nur die Teilung des surplus zwischen zwei Sorten von Kapitalisten fiele weg. Aber diese Teilung kann und muß sich stets von neuem erzeugen, sobald Ware oder Geld sich in Kapital verwandeln kann, und das kann es stets auf Basis der Lohnarbeit. Sollen Ware und Geld nicht Kapital werden

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1*) kehrt es, nach einem gewissen Umlauf, mit Profit zurück - 2*) einer bestimmten Periode

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können und darum auch nicht als Kapital i n p o s s e 1*) verliehn werden können, so dürfen sie nicht der Lohnarbeit gegenübertreten. Sollen sie ihr als Ware und Geld so nicht gegenübertreten und die Arbeit also selbst nicht Ware werden, so heißt dies nichts, als ¦¦936¦ zu den der kapitalistischen Produktion vorhergehenden Produktionsweisen zurückkehren, worin sie sich nicht in Ware verwandelt, die Masse der Arbeit aber noch als Leibeignen- oder Sklavenarbeit erscheint. Mit der freien Arbeit als Basis dies nur möglich, wenn sie Eigentümer ihrer Produktionsbedingungen. Die freie Arbeit entwickelt sich innerhalb der kapitalistischen Produktion als g e s e l l s c h a f t l ic h e Arbeit. Daß sie Eigentümer der Produktionsbedingungen, heißt also, daß diese den vergesellschafteten Arbeitern gehören und diese als solche produzieren, ihre eigne Produktion unter sich als vergesellschaftete subsumieren. Aber die Lohnarbeit und damit die Basis des Kapitals wollen, wie P[roudhon], und zugleich die "Übelstände" aufheben durch Negation einer abgeleiteten Form des Kapitals, ist schülerhaft.

"Graduité du Crédit. Discussion entre M.Fr. Bastiat et M. Proudhon", Paris 1850.

Leihen scheint ihm deswegen von Übel, weil es nicht Verkaufen ist.

Das auf Zins Leihen "ist die Fähigkeit, denselben Gegenstand stets von neuem zu verkaufen und dafür stets von neuem den Preis zu erhalten, ohne jemals das Eigentum an dem Gegenstand, den man verkauft, abzutreten". (l.c.p. 9.) (Première lettre von Chevé, eines der Redacteurs de "La Voix du Peuple".)

Was ihn irremacht, ist, daß das "objet" 2*) (Geld oder Haus z.B.) nicht den Eigentümer wechselt, wie beim Kauf und Verkauf. Aber er sieht nicht, daß bei dem Weggeben des Geldes kein Äquivalent zurückerhalten ist, im wirklichen Prozeß dagegen, in der Form und auf der Basis der échanges nicht nur das Äquivelent, sondern ein nicht bezahltes surplus erhalten wird; soweit Wechsel, échange des obiets 3*) stattfindet, kein change of values 4*) stattfindet, derselbe nach wie vor "propriétaire" 5*) derselben value ist, und soweit surplus stattfindet, kein échange stattfindet.

Sobald die échanges von Ware und Geld wieder beginnen, ist das surplus bereits absorbiert in der Ware. Proudhon begreift nicht, wie der Profit, also auch nicht der Zins, aus dem Gesetz des Austauschs von Werten hervorgeht. "Maison", "argent" 6*) etc. sollen daher nicht als "Kapital" ausgetauscht werden, sondern als "marchandise ... à prix de revient" 7*). (p. 43, 44.)

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1*) der Möglichkeit nach - 2*) der "Gegenstand - 3*) Austausch der Gegenstände - 4*) Wertwechsel - 5*) "Eigentümer" 6*) "Haus", "Geld - 7*) "Ware ... zum Kostpreis"

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"In der Tat, der Hutmacher, der Hüte verkauft ... erhält dafür den Wert, nicht mehr und nicht weniger. Aber der verleihende Kapitalist ... empfängt nicht nur sein Kapital unverkürzt zurück; er empfängt mehr ab das Kapital, mehr als er in den Austausch wirft; er empfängt über das Kapital hinaus einen Zins." (p. 69.)

Die chapeliers 1*) des Herrn P[roudhon] scheinen keine Kapitalisten zu sein, sondern Knoten, Handwerksburschen.

"Da sich im Handel der Z i n s d e s K a p i t a l s d e m L o h n des Arbeiters hinzufügt, um d e n P r e i s d e r W a r e z u s a m m e n z u s e t z e n, so ist es unmöglich, daß der Arbeiter das Produkt seiner eigenen Arbeit zurückkaufen kann. Von eigener Arbeit leben ist ein Prinzip, das unter der Herrschaft des Zinses, einen Widerspruch einschließt. (p. 105.)

In lettre 2*) IX (p. 144-152) verwechselt der brave P[roudhon] Geld als Zirkulationsmittel mit Geld als Kapital und schließt daher, daß das in Frankreich existierende "Kapital" 160% beträgt (nämlich 1600 millions d'interêt annuel 3*) in Staatsschuld, Hypothek etc. für ein capital d'un milliard, "la somme de numéreire ... circulant en France" 4*)).

Ferner:

"Daraus, daß durch die Akkumulation der Zinsen das G e l d k a p i t a l von Tausch zu Tausch stets zu seiner Quelle zurückkehrt, folgt, daß die Wiederverleihung stets von derselben Hand vollzogen, immer derselben Person Gewinn bringt." (p. 154.)

Weil das Kapital in der Form Geld ausgeliehn wird, glaubt er, daß das capital-argent, d.h. numéraire 5*), diese spezifische Eigenschaft besitzt. Es soll alles verkauft, nichts geliehn werden. In andern Worten: Wie er die Ware wollte, aber nicht wollte, daß sie "Geld" werde, so will er hier Ware, Geld, aber sie sollen sich nicht zum Kapital entwickeln. Alle phantastischen Formen abgestreift, meint das nichts, als daß von der kleinen spießbürgerlich-bäuerlichen und handwerksmäßigen Produktion nicht zur großen Industrie fortgegangen werden soll.

"Da der Wert nichts ist a l s e i n V e r h ä l t n i s und alle Produkte notwendigerweise i n e i n e m V e r h ä l tn i s z u e i n a n d e r stehen, so folgt daraus, daß vom gesellschaftlichen Standpunkt aus die Produkte immer Werte sind und sichere Werte. Der Unterschied zwischen Kapital und Produkt besteht für die Gesellschaft nicht. Dieser Unterschied ist ganz subjektiv, besteht bloß für die Individuen. (p. 250.)

Welch Unheil, wenn solche deutsch-philosophischen Phrasen wie "subjektiv in die Hand eines P[roudhon] sich verirren. Die sozialen bürgerlichen Formen sind für ihn "subjektiv". Und die subjektive und dabei falsche Abstraktion, daß - weil Tauschwert der Ware eine P r o p o r t i o n

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1*) Hutmacher - 2*) Brief - 3*) Jahreszinsen - 4*) Kapital von einer Milliarde, "die Summe des baren Geldes..., das in Frankreich zirkuliert" - 5*) bares Geld

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zwischen Waren ausdrückt, sie jede beliebige Proportion zwischen Waren und nicht ein drittes ausdrückt, zu dem die Waren proportionell sind - diese falsche "subjektive" Abstraktion ist der point de vue ¦¦937¦ social 1*), von dem daher nicht nur Ware und Geld identisch sind, sondern Ware, Geld und Kapital. So sind in der Tat von diesem "gesellschaftlichen Standpunkt aus alle Kühe grau.

Schließlich noch das surplus in der Form der Moral:

"Alle Arbeit s o l l einen Ü b e r s c h u ß liefern." (p. 200.)

Mit welchem Moralgebot natürlich das surplus sehr schön definiert ist. ¦937¦¦

[7. Luthers Überlegenheit über Proudhon in der Polemik gegen den Zins. Änderung der Ansichten vom Zins mit der Entwicklung der kapitalistischen Verhältnisse]

¦¦937¦ Luther, lebend in der Zeit der Auflösung der mittelaltrig bürgerlichen Gesellschaft in die Elemente der modernen - ein Prozeß, den der Welthandel und die Goldentdeckungen beschleunigten -, kennt das Kapital natürlich nur in den 2 antediluvianischen [Formen] des zinstragenden Kapitals und des Handelskapitals. Wenn die schon erstarkte kapitalistische Produktion in ihrer Kindheitsphase das zinstragende Kapital gewaltsam dem industriellen zu unterwerfen sucht - in Holland, wo die kapitalistische Produktion in der Form der Manufaktur und des großen Handels zuerst aufblüht, dies faktisch zuerst getan, in England im 17. Jahrhundert als die erste Bedingung der kapitalistischen Produktion proklamiert in zum Teil sehr naiven Formen -, so beim Übergang in dieselbe umgekehrt die Anerkennung des "Wuchers", der altmodischen Form des zinstragenden Kapitals, als einer Produktionsbedingung, als notwendigem Produktionsverhältnis, der erste Schritt; wie später, sobald das industrielle Kapital das zinstragende sich unterworfen (18. Jahrhundert, Bentham [128]), es selbst dessen Berechtigung anerkennt, es als Fleisch von seinem Fleisch erkennt.

Luther steht über Proudhon. Es ist nicht der Unterschied zwischen Leihen und Kaufen, der ihn irremacht; in beiden erkennt er den Wucher gleichmäßig. Was an seiner Polemik sonst das Schlagendste, ist, daß das Eingewachsensein des Zinses in das Kapital von ihm als Hauptpunkt des Angriffs gefaßt wird.

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1*) gesellschaftliche Standpunkt

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I. Bücher vom Kaufhandel und Wucher, vom Jahre 1524. VI. Teil von Luthers Werken, Wittenberg, 1589. (Dies geschrieben zur Zeit oder Vorabend des Bauernkriegs.)

Kaufhandel (Handelskapital):

"Nun ist bei den Kaufleuten eine große Klage über die Edelleut oder Räuber" {Man sieht, warum die Kaufleute gegen die Bauern und Ritter, mit den Fürsten} "wie sie mit großer Fahr müssen handeln, und werden drüber gefangen, geschlagen, geschazt und beraubt etc. Wenn sie aber solches um der Gerechtigkeit willen litten: so wären freilich die Kaufleut heilige Leut... Aber weil solch groß Unrecht und unchristliche Dieberei und Räuberei über die ganze Welt durch die Kaufleut, auch selbst untereinander, geschieht: was ist Wunder, ob Gott schafft, daß solch groß Gut, mit Unrecht gewonnen, wiederum verloren oder geraubt wird, und sie selbst dazu über die Köpfe geschlagen oder gefangen werden? ... Und den Fürsten gebürt, solche unrechte Kaufhändel mit ordentlicher Gewalt zu strafen und zu weren, daß ihre Untertanen nicht so schändlich von den Kaufleuten geschunden würden. Weil sie das nicht thun: so braucht Gott der Reuter und Räuber, und straft durch sie das Unrecht an den Kaufleuten, und müssen seine Teufel sein: gleich wie er Aegyptenland und alle Welt mit Teufeln plagt, oder mit Feinden verderbt. Also stäupt er einen Buben mit dem andren, ohne daß er dadurch zu verstehn gibt, daß Reuter geringere Räuber sind denn die Kaufleut: sintemal die Kaufleut täglich die ganze Welt rauben, wo ein Reuter im Jar einmal oder zwei, einen oder zween beraubt." (S. 296.)

"...Gehet nach dem Spruche Esaie: Deine Fürsten sind der Diebe Gesellen geworden. Dieweil lassen sie Diebe hängen, die einen Gulden oder einen halben gestolen haben, und hantiren mit denen, die alle Welt berauben und stehlen sicherer denn alle andren, daß ja das Sprichwort wahr bleibe: Große Dieb hängen ¦¦938¦ die kleinen Diebe; und wie der römische Ratsherr Cato sprach: Schlechte Diebe liegen in Thürmen und Stöcken, aber öffentliche Diebe gehn in Gold und Seiden. Was wird aber zuletzt Gott dazu sagen? Er wird thun, wie er durch Ezechiel spricht, Fürsten und Kaufleut, einen Dieb mit dem andern, in einander schmelzen wie Blei und Erzt, gleich als wenn eine Stadt ausbrennt, daß weder Fürsten noch Kaufleut mer seien, als ich besorge, daß schon vor der Tür sei. (S. 296 a.)

Wucher. Zinstragendes Kapital:

"Ich lasse mir sagen, daß man jetzt järlich auf einem jeglichen Leiptzischen Markt 10 Gulden, d.i. 30 aufs Hundert nimmt [129]; etliche setzen hinzu auch den Neuenburgischen Markt, daß es 40 aufs Hundert werden: obs mer sei, das weiß ich nicht. Pfui dich, wo zum Teufel will denn auch zuletzt das hinaus? ... Wer nun jetzt zu Leiptzig 100 Floren hat, der nimmt järlich 40, d.h. einen Bauer oder einen Bürger in einem Jar gefressen. Hat er 1000 Floren, so nimmt er jarlich 400, das heißt einen Ritter oder reichen Edelmann in einem Jar gefressen. Hat er 10 000, so nimmt er järlich 4000; das heißt einen reichen Grafen in einem Jar gefressen. Hat er 100 000, wie es sein muß bei den großen Händlern, so nimmt er järlich 40 000, das heißt einen großen reichen

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Fürsten in einem Jar gefressen. Hat er 1 000 000, so nimmt er järlich 400 000, d.h. einen großen König in einem Jar gefressen. Und leidet darüber keine Fahr, weder an Leib noch an Wahr, arbeit nichts, sizt hinter dem Ofen und brät Aepfel also möchte ein Stul-Räuber sitzen zu Hause, und eine ganze Welt in 10 Jaren fressen." (S. 312, 313.) [130]

{II. "Eyn Sermon auf das Evangelion von dem reichen Mann und armen Lazaro etc.", Wittenberg 1555.

"Den reichen Mann müssen wir nicht ansehn nach seinem äußerlichen Wandel, denn er hat Schaffskleider an, und sein Leben gleißt und scheint hübsch, und deckt den Wolff meisterlich. Denn das Evangelion schillt ihn nicht, daß er Ehebruch, Mord, Raub, Frevel oder irgend etwas begangen hab, das die Welt oder Vernunfft taddeln macht. Er ist ja so erbarlich an seinem Leben gewesen, als jener Pharisäer, der zwei mal in der Wochen faßtet und nicht war wie ander Leutt."}

Luther sagt uns hier, wodurch das Wucherkapital entsteht: Ruin von Bürgern (Kleinbürgern und Bauern), Rittern, Adel, Fürsten. Auf der einen Seite fließt die Surplusarbeit und dazu die Arbeitsbedingungen der Pfahlbürger, Bauern, Zünftler ihm zu, kurz des kleinen Warenproduzenten, der Geld braucht, um z. B. zu zahlen, bevor er seine Ware in Geld verwandelt, und gewisse seiner Arbeitsbedingungen selbst schon käuft etc. Anderseits von den Besitzern der Rente, die es sich aneignet; also von der verschwenderischen, genießenden richesse 1*). Insofern der Wucher das Doppelte bewirkt, erstens überhaupt ein selbständiges Geldvermögen zu bilden, zweitens die Arbeitsbedingungen sich anzueignen, d.h. die Besitzer der alten Arbeitsbedingungen zu ruinieren, ist er ein mächtiges Mittel in der Bildung der Voraussetzungen für das industrielle Kapital - ein mächtiges Agens in der Scheidung der Produktionsbedingungen vom Produzenten. Ganz wie der Kaufmann. Und beide haben das gemein, ein selbständiges Geldvermögen zu bilden, d.h. sowohl Teil der jährlichen Surplusarbeit, wie der Arbeitsbedingungen, wie der Akkumulation der jährlichen Arbeit, in der Form von Geldansprüchen in ihren Händen zu akkumulieren. Das wirklich in ihren Händen befindliche Geld bildet nur einen kleinen Teil, teils der jährlichen und jährlich akkumulierten Schatzbildung, teils des zirkulierenden Kapitals. Daß sie Geldvermögen bilden, heißt, daß ein bedeutender Teil, teils der jährlichen Produktion, teils der jährlichen Revenuen, ihnen zufällt, und zwar zahlbar nicht in natura, sondern in der verwandelten Form des Geldes. Soweit das Geld daher nicht aktiv als currency 2*) zirkuliert, sich in Bewegung findet, ist es akkumuliert in ihren Händen, zum Teil in ihren

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1*) reichen Klasse -2*) Bargeld

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Händen auch die Reservoirs des zirkulierenden Gelds, und noch mehr befinden und akkumulieren sich in ihren Händen die Titel auf die Produktion, aber als Titel auf die in Geld verwandelte Ware, als Geldtitel. ¦¦939¦ Der Wucher einerseits als Ruineur des feudalen Reichtums und Eigentums. Anderseits als Ruineur der kleinbürgerlichen, kleinbäuerlichen Produktion, kurz aller Formen, worin der Produzent noch als Eigentümer seiner Produktionsmittel erscheint.

In der kapitalistischen Produktion ist der Arbeiter Nichteigentümer der Produktionsbedingungen; weder des Ackers, den er bebaut, noch des Instruments, womit er arbeitet. Dieser Entfremdung der Produktionsbedingungen entspricht hier aber real change 1*) in der Produktionsweise selbst. Das Instrument wird zur Maschine; der Arbeiter arbeitet im Atelier etc. Die Produktionsweise selbst erlaubt nicht mehr diese mit dem kleinen Eigentum verbundne Zersplittrung der Produktionsinstrumente, sowenig wie die Zersplittrung der Arbeiter selbst. In der kapitalistischen Produktion kann der Wucher nicht mehr die Produktionsbedingungen vom Arbeiter, Produzenten s c h e i d e n, weil sie bereits geschieden sind.

Der Wucher z e n t r a l i s i e r t nur da Vermögen, speziell in der Form des Geldvermögens, wo die Produktionsmittel zersplittert sind, wo also der Arbeiter mehr oder weniger selbständig produziert, als kleiner Bauer, Zünftler (kleiner Kaufmann) etc. Als Bauer oder Handwerker, mag dieser Bauer ein Leibeigner sein oder nicht, oder dieser Handwerker Zünftler oder Nichtzunftgenosse. Er eignet sich hier nicht nur den Teil der surplus labour an, worüber selbst der Hörige verfügt, oder die ganze surplus labour, wo freier Bauer etc., sondern er eignet sich die Produktionsinstrumente an, deren nomineller Eigentümer der Bauer etc. bleibt und zu denen er in der Produktion selbst als Eigentümer sich verhält. Dieser Wucher beruht auf dieser Basis, dieser Produktionsweise, die er nicht verändert, sondern an die er sich als Parasit ansetzt und sie miserabel macht. Er saugt sie aus, entnervt sie und verursacht die Reproduktion, unter immer scheußlichren Bedingungen vorzugehn. Daher der populäre Haß gegen den Wucher, nun gar in den antiken Verhältnissen, wo diese Produktionsbestimmtheit - das Eigentum des Produzenten an seinen Produktionsbedingungen - zugleich Basis der politischen Verhältnisse, der Selbständigkeit des citoyen 2*). Das hört auf, sobald der Arbeiter keine Produktionsbedingungen mehr hat. Damit hört zugleich die Macht des Wuchers auf. Anderseits, soweit Sklaverei herrscht oder [soweit] die Surplusarbeit vom Feudallord und seinen retainers 3*) aufgegessen

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1*) wirklicher Veränderung - 2*) Bürgers - 3*) Lakaien

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wird und diese dem Wucher verfallen, bleibt die Produktionsweise ditto dieselbe; nur wird sie härter. Der verschuldete slave holder 1*) oder Feudallord saugt mehr aus, weil er selbst ausgesaugt wird. Oder schließlich macht er dem Wucherer Platz, der selbst Grundeigentümer etc. wird, wie der eques 2*) etc. im alten Rom. An die Stelle des alten Exploiteurs, dessen Exploitation mehr oder minder politisches Machtmittel war, tritt a coarse, moneyhunting parvenu 3*). Aber die Produktionsweise selbst wird nicht geändert.

Revolutionär wirkt der Wucherer in allen vorkapitalistischen Produktionsweisen nur p o l i t i s c h, indem er die Eigentumsformen zerstört und ruiniert, auf deren fester Basis, i.e. beständiger Reproduktion in derselben Form, die politische Gliederung ruht. Auch zentralistisch [wirkt der Wucherer], aber nur zentralistisch auf der Basis der alten Produktionsweise, wodurch die Gesellschaft, außer den Sklaven, Leibeignen etc. und ihren neuen Herrn, sich in Mob auflöst. Bei asiatischen Formen kann der Wucher lange fortdauern, ohne etwas andres als ökonomisches Verkommen und politische Verderbtheit hervorzurufen, ohne aber real aufzulösen. Erst in einer Epoche, wo die übrigen Bedingungen zur kapitalistischen Produktion vorhanden - freie Arbeit, Weltmarkt, Auflösung des alten Gsellschaftszusammenhangs, Entwicklung der Arbeit auf eine gewisse Stufe, Entwicklung der Wissenschaften etc. -, erscheint der Wucher als eines der Bildungsmittel der neuen Produktionsweise; zugleich Ruin der Feudallords, der Säulen des antibürgerlichen Elements, und Ruin der kleinen Industrie, Agrikultur etc., kurz, Mittel der Zentralisation der Arbeitsbedingungen als Kapital.

Daß die Wuchrer, Kaufleute etc. das "Geldvermögen" besitzen, heißt nichts, als daß das Vermögen der Nation, soweit es als Ware und Geld erscheint, sich in ihren Händen konzentriert.

Die kapitalistische Produktion hat ursprünglich mit dem Wucher zu kämpfen, soweit der Wuchrer selbst nicht Produzent wird. Ist die kapitalistische Produktion etabliert, so hat die Herrschaft des Wuchers über die Surplusarbeit, die an die Fortdauer der alten Produktionsweise geknüpft war, schon aufgehört. Als Profit kassiert der industrielle Kapitalist unmittelbar das Surplus ein; er hat sich auch schon der Produktionsbedingungen zum Teil bemächtigt, und ein Teil der jährlichen Akkumulation wird direkt von ihm angeeignet. Von diesem Augenblick an wird, namentlich sobald sich das industrielle und kommerzielle Vermögen entwickelt, der Wuchrer, d.h. Zinsverleiher, bloß eine durch die Teilung der Arbeit vom industriellen Kapitalisten getrennte, aber dem industriellen Kapital unterworfne Person.

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1*) Sklavenhalter - 2*) Ritter - 3*) ein grober, geldgieriger Emporkömmling

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¦¦940¦ III. "An die Pfarrherrn wider den Wucher zu predigen etc.", Wittemberg 1540 (ohne Pagination).

Handeln (Kaufen, Verkaufen) und Leihen. (Luther läßt sich nicht wie Proudhon durch diesen Formunterschied täuschen.)

"Ich habe vor fünfzehn Jahren wider den Wucher geschrieben, da er bereits so gewaltig eingerissen war, daß ich keiner Besserung zu hoffen wüßte. Seit der Zeit hat er sich also erhebt, daß e r n u n a u c h k e i n L a s t e r, S ü n d e o d e r S c h a n d e m e h r s e i n w i l l, s o n d e r n läßt sich rhümen für eitel Tugend und Ehre, als thue er den Leuten große Liebe und einen christlichen Dienst. Was will nun helffen und raten, da Schande ist Ehre und Laster ist Tugend worden) Seneca spricht aus der natürlichen Vernunfft. Deest remedii locus, ubi, quae vitia fuerunt, mores fiunt. 1*) Deutschland ist gewest, was es hat sollen werden, der leidige Geitz und Wucher habens zu Grunde verderbet...

Erstlich von L e i h e n und B o r g e n. Wo man Geld leihet, und dafür mehr oder besseres fordert oder nimmt, das ist Wucher, in allen Rechten verdammt. Darum alle die jenen, so fünf, sechs oder mehr aufs Hundert nemen, vom geliehnen Gelde, die sind Wucherer, danach sie sich wissen zu richten, und heißen des Geitzes oder Mammons abgöttische Diener... Also eben soll man von Korn, Gerste und ander mehr Wahr auch sagen, daß, wo man mehr oder bessres dafür fordert, das ist Wucher, gestolen und geraubt Gut. Denn Leihen heißt, daß, wenn ich jemand mein Geld, Gut oder Geräte thue, daß ers brauche wie lange ihm Not ist, oder ich kan und wil, und er mir dasselbe zu seiner Zeit wider gebe, so gut als ichs im habe geliehen." "Machen also a u s d e m K a u f e n a u c h e i n e n W u c h e r. Aber das ist jetzt zu viel auf einen Bissen. Müssen jezt das eine Stück, als vom Wucher im Leihen handeln, wenn wir dem haben gesteuret (nach dem jüngsten Tage) so wollten wir dem K a u f w u c h e r auch seinen Text wol lesen.

"Spricht Junker Wucher also: Lieber, als jetzt die Läufte sind, so thue ich meinem Nächsten einen grossen Dienst darin, daß ich ihm leihe Hundert auf fünf, sechs, zehen. Und er dankt mir solchen Leihens, als einer sonderlichen Wohlthat. Bittet mich wol dreimal, erbeut sich auch selber willig und ungezwungen, mir fünff, sechs, zehn Gülden vom Hundert zu schenken. Solt ich das nicht von Wuchrer mit gutem Gewissen mögen nemen? ... Laß Du Rhümen, Schmücken und Putzen ... Wer aber mehr oder besseres nimmt, das ist Wucher, und heißt n i c h t D i e n s t, s o n d e r n S c h a d e n gethan seinem Nahesten, als mit Stelen und Rauben geschieht. Es ist nicht alles Dienst und wolgetban seinem Nahesten, was man heißt Dienst und Wolgethan. Denn eine Ehebrecherin und Ehebrecher thun einander grossen Dienst und Wolgefallen. Ein Reuter thut einem Mordbrenner grossen Reuterdienst, daß der ihm hilft, auf der Straßen rauben, Land und Leute bevehden. Die Papisten thun den unsren grossen Dienst, daß sie nicht alle ertrenken, verbrennen, ermorden, im Gefängnis verfaulen lassen, sondern lassen doch etliche leben und verjagen sie, oder nemen jenen was sie haben. Der Teufel thut selber seinen Dienern grossen, unermeßlichen Dienst ... Summa, die Welt ist voll grosser,

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1*) Es gibt kein Heilmittel dort, wo das, was man als Untugend angesehen hat, zur Gewohnheit wird.

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trefflicher, täglicher Dienste und Wolthaten... Die Poeten schreiben von einem Cyclop Polyphemo, daß er dem Ulysse verhieß, er wollt ihm die Freundschaft thun, daß er zuvor seine Gesellen, danach ihn zuletzt, wollte fressen. Ja es ist auch ein Dienst und eine feine Wolthat gewest. Solcher Dienst und Wolthat fleissigen und üben sich jezt Edel und unedel, Bauern und Bürger, kaufen auf, halten inne, machen theure Zeit, ¦¦941¦ steigern Korn, Gerste und alles was man haben soll, wischen darnach das Maul und sprechen: Ja was man haben muß, das muß man haben, ich lasse es den Leuten zu Dienst, könnt und möcht ichs doch wol behalten, also ist dann Gott fein getauscht und genarret ... So gar heilig sind die Menschenkinder worden... also kann jezt Niemand mehr wuchern, geitzen, noch böse sein, die Welt ist eitel heilig worden, d i e n t j e d e r m a n n d e m a n d r e n, niemand thut dem andren Schaden... Thut er aber damit einen Dienst, so thuts er dem leidigen Teufel, obgleich ein armer, benötigter Mann solchen Diensts bedarf, und wol muß solches für einen Dienst oder Wolthat annehmen, daß er nicht gantz und gar gefressen werde ... Er thut Dir und muß Dir thun solchen Dienst" {den Wucher zahlen}, "will er anders G e l d haben."

{Man sieht aus dem Obigen, daß Wucher sehr zugenommen zur Zeit Luthers, zugleich schon als "Dienst" (Say-Bastiat 1*)) apologisiert. Schon die Konkurrenzfassung oder Harmoniefassung: "dient jedermann dem andren".

In der a n t i k e n Welt, in der beßren Zeit, Wucher verboten (i.e. kein Zins erlaubt). Später gesetzlich. Sehr vorherrschend. Theoretisch stets (wie bei Aristoteles [131]) die Ansicht, daß er an und für sich schlecht.

Im c h r i s t l i c h e n M i t t e l a l t e r "Sünde" und "kanonisch" verboten.

N e u e Z e i t. Luther. Noch die katholisch-heidnische Fassung. Sehr um sich greifend (teils infolge des Geldbedürfnisses der Regierung, Entwicklung des Handels und Manufaktur, Notwendigkeit der Geldwerdung des Produkts). Aber schon seine bürgerliche Berechtigung behauptet.

H o l l a n d. Erste Apologie des Wuchers. Er da auch zuerst modernisiert, dem produktiven oder kommerziellen Kapital unterworfen.

E n g l a n d. 17.Jahrhundert. Polemik nicht mehr gegen den Wucher an sich, sondern gegen die Größe des Zinses, sein dominierendes Verhältnis zum Kredit. Drang, die Kreditform zu schaffen. Gewaltsame Bestimmungen.

1 8. J a h r h u n d e r t. Bentham. Der freie Wucher als Element der kapitalistischen Produktion anerkannt.} [Noch einige Auszüge aus Luthers Schrift "An die Pfarrherrn wider den Wucher zu predigen".]

Z i n s a l s S c h a d e n e r s a t z.

"Wolan, hie ist weltlich und juristisch von der Sache zu reden (die Theologia müssen wir sparen bis hernach), so bist Du Baltzer mir schuldig hienach zu geben über die hundert Gülden, alles was der Schadewacht mit aller Unkost darauf getrieben hat."

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1*) Siehe 1. Teil dieses Bandes, S. 379

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{Unter Unkost versteht er Gerichtskosten etc., die dem Anleiher, weil er selbst nicht zahlen konnte, erwachsen sind.}

"...Darum ists billig, auch der Vernunft und natürlichem Recht nach, daß Du mir alles widererstattest, beide die H a u p ts u m m e m i t d e m S c h a d e n ... Solchen Schadewacht heißen die Juristenbücher zu Latein I n t e r e s s e...

Ueber diesen Schadewacht kann noch einer fürfallen. Wenn Du Baltzer mir nicht wiedergiebst auf Michaelis, die hundert Gülden, und stehet mir für" {steht mir bevor} "ein Kauf, das ich könnte kaufen einen Garten, Acker, Haus oder was für ein Grund ist, davon ich grossen Nutzen oder Narung möchte haben, für mich und meine Kinder, so muß ichs lassen faren, und du thust mir den Schaden und Hindernis, mit deinem Saumen und Schlafen, daß ich nimmer mer kann zu solchem Kauf kommen etc. Nu ich Dir sie geliehn habe, machest mir einen Zwilling aus dem Schadewacht, daß ich h i e n i c h t b e z a l e n u n d d o r t n i c h t k a u f e n k a n n, und also zu beiden Teilen muß Schaden leiden, das heißt man d u p l e x i n t e r e s s e, d a m n i e m e r g e nt i s e t l a c r i c e s s a n t i s 1*)...

Nachdem sie gehört, daß Hans mit seinen verliehnen Hundert Gülden hat Schaden gelitten, und billige Erstattung seines Schadens fordert, fahren sie plumps einhin und schlahen auf ein jeglich Hundert Gülden, solche zween Schadewacht, nemlich, des Bezalens Unkost, und des versäumten Gartens Kauf, g r a d e a l s w e r e n d e n H u n d e r t G ü l d e n n a t ü r l i c h s o l c h e z w e e n S c h a d e w a c h t a n g e w a c hs e n, d a ß, w o H u n d e r t G ü l d e n v o r h a nd e n s i n d, d i e t h u n s i e a u s, u n d r e c hn e n d a r a u f s o l c h e z w e e n S c h a d e n, d i e s i e d o c h n i c h t e r l i t t e n h a b e n...

Darum bist du ein Wucherer, d e r D u s e l b e r d e i n e n e r t i c h t e n" {erdichteten} "S c h a d e n v o n d e in e s N e h e s t e n G e l d e b ü s s e s t, den dir doch niemand getan hat, und kannst ihn auch nicht beweisen noch b e r e c h n e n. Solchen Schaden heißen die Juristen n o n v e r u m, s e d p h a n t a s t i c u m i n t e r e s s e 2*). E i n S c h a d e n, d e n e i n j e g l i c h e r i h m s e l b e r e r t r e u m e t...

Es gilt nicht also ¦¦942¦ sagen, Es köndten die Schaden geschehn, daß ich nicht habe können b e z a l e n n o c h k a u f e n. Sonst heißts, E x c o n t i n g e n t e n e c e s s a r i u m 3*), aus dem das nicht ist, machen das, das sein müsse; aus dem das ungewiß ist, eitel gewiß Ding machen. Solt solcher Wucher nicht die Welt auffressen in kurzen Jaren...

Es ist z u f ä l l i g Unglück, das dem Leiher widerfaret, ohn sein Willen, daß er sich erholen muß; aber in den Handeln ists umgekehrt und gar das Widerspiel, da suchet und e rt i c h t e t man Schaden, auf den benetigten Nehesten, will damit sich neren und reich werden, feul und müssig, p r a ss e n u n d p r a n g e n v o n a n d e r L e u t A r b e i t, Sorge, Fahr, und Schaden; daß ich sitze hinter dem Ofen und lasse m e i n e H u n d e r t G ü l d e n f ü r m i c h a u f d e m L a n d e w e r b e n, und doch, weil es g e l i e h e n G e l d i s t, g e w i ß i m B e u t e l b e h a l t e, ohne alle Fahr und Sorge, Lieber, wer möchte das nicht?

Und was vom geliehen Gld gesagt ist, das sol auch vom geliehen Getreide, Wein und dergleichen Wahr verstanden sein, daß solche zween Schaden mögen darinnen fürfallen. Aber, d a ß d i e s e l b e n S c h a d e n n i c h t s o l e n d e r W a h r n a t ü r l i c h a n g e w a c h s e n s e i n,

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1*) doppelten Schaden, der des entstehenden Verlusts und der des versäumten Gewinns - 2*) keinen wirklichen, sondern eingebildeten Schaden - 3*) Aus dem Zufälligen das Notwendige machen

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sondern z u f ä l l i g l i c h widerfaren mögen, und darum nicht ehe für Schaden zu rechnen, sie seien denn geschehen und überweiset etc. ...

Wucher muß sein, aber wehe den Wucherern...

Auch alle weise, vernünftige Heiden den Wucher überaus übel gescholten haben. Als Aristoteles Polit. spricht, daß Wucher sei wider die Natur, aus der Ursache: Er nimmt allzeit mehr denn er giebt. Damit wird aufgehoben das Mittel und Richtmaß aller Tugend, das man heißt, gleich um gleich, aequalitas arithmetica 1*) etc. ...

Das heißt aber sich schendlich neeren, wer andren Leuten nimmt, stilet oder reubet, und heissen, mit Vrlaub, Diebe und Reuber, die man an Galgen pfleget zu henken, indeß ein Wucherer ein schöner Dieb und Reuber ist, und auf einem Stuel sizt, daher man sie Stulreuber heißt...

Die Heiden haben können aus der Vernunft rechnen, daß ein Wucherer sei ein vierfaltiger Dieb und Mörder. Wir Christen aber halten sie in solchen Ehren, daß wir sie schier anbeten um ihres Geldes willen ... Wer einem andern seine Narung aussauget, raubet und stilet, der thut ebenso grossen Mord (so viel an ihm liegt) als der einen Hungers sterbet und zu Grunde verterbet. Solches thut aber ein Wucherer und sitzet dieweil auf seinem Stuel sicher, so er billiger hengen solt am Galgen, und von so viel Raben gefressen werden, als er Gülden gestolen hatte, wo ander so viel Fleisches an ihm were, das so viel Raben sich drein stücken und teilen könnten...

Werden die Umschleger und Wucherer schreien, man soll Brieve und Siegel halten Darauf haben die Juristen balde und reichlich geantwortet. I n m a l i s p r o m i s s i s 2*), so sagen die Theologen, die Brieve und Siegel, so etliche dem Teufel geben, sind nichts, wenn sie gleich mit Blut versiegelt und geschrieben sind. Denn was wider Gott, Recht und Natur ist, das ist ein Nullus. Darum greife nur ein Fürst, wer es thun kann, frisch drein, zerreisse Siegel und Brieve, kehre sich nicht daran etc. ...

Also ist kein grösser Menschenfeind auf Erden, nach dem Teufel, denn ein Geitzhals und Wucherer, denn e r w i l l ü b e r a l l e M e n s c h e n G o t t s e i n. Türken, Krieger, Tyrannen sind auch böse Menschen, doch müssen sie lassen die Leute leben, und bekennen, daß sie Böse und Feinde sind, und können, ja müssen wol zuweilen sich über etliche erbarmen. Aber ein Wucherer und Geitzwanst, der wollt, daß alle Welt müßte in Hunger, Durst, Jammer und Not verderben, so viel an ihm ist, auf daß ers alles allein möcht haben, und jedermann v o n i h m a l s e i n e n G o t t e m p f a n g e n u n d ¦¦943¦ e w i g l i c h s e i n L e i b e i g e n e r s e i n. Da lachet ihm sein Hertz, das erfrischt ihm sein Blut. Daneben gleich wol daher tretten, in marderen Schauben, güldnen Ketten, Ringen, Kleider, das Maul wischen, sich für einen theueren, frommen Mann lassen ansehen und rhümen, der auch viel barmhertziger ist wie der Gott selbst, viel freundlicher wie die Mutter Gottes, noch alle Heiligen sind...

Und was sie von des Herculis grossen Thaten schreiben, wie er so viele monstra, ungeheure Greuel zwinget, Land und Leute zu retten. Denn Wucher ist ein groß ungeheuer Monstrum, wie ein Beerwollf, der alles wüstet, mehr denn kein Cacus, Gerion

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1*) arithmetische Gleichheit - 2*) In schlimmen Versprechungen

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oder Anteus etc. Und schmückt sich doch und will fromm sein, daß man nicht sehen soll, wo die Ochsen (s o e r r ü c k l i n g s i n s e i n L o c h z i e h t)"

{Allerliebstes Bild, auf den Kapitalisten überhaupt, der macht, als g e h e v o n i h m a u s, was er von andren in seine Höhle hereingeholt, gibt ihm aber, indem er es r ü c k l i n g s marschieren läßt, den Schein, als sei es a u s i h r h e r a u s g e k o m m e n.}

"hinkommen. Aber Hercules soll der Ochsen und der Gefangenen Ceschrei hören und den Cacum suchen, auch in Klippen und Felsen, die Ochsen wider lösen von dem Bösewicht. Denn Cacus heißt ein Bösewicht, der ein f r o m m e r W u c h e r e r ist, stilet, raubet, frißt alles. Und wills doch nicht gethan haben, und ihn soll ja Niemand finden, weil die Ochsen, rücklings in sein Loch gezogen, Schein und Fußtapfen geben, als seien sie h e r a u sg e l a s s e n. Also will der Wucherer auch die Welt effen, als nütze er und gebe er der Welt Ochsen, so e r s i e d o c h z u s i c h a l l e i n r e i ß t u n d f r i ß t...

Darum ist ein Wucherer und Geitzhals warlich nicht ein rechter Mensch, sündiget auch nicht menschlich, er muß ein Beerwolff sein über alle Tyrannen, Mörder und Reuber, schier so böse als der Teufel selber, und nicht als ein Feind, sondern als ein Freund und Bürger in gemeinem Schutz und Frieden sitzet, und dennoch greulicher reubet und mordet, weder kein Feind noch Mordbörner. Und so man die Straßenreuber, Mörder oder Bevheder redert und köpffet, wie viel sollt man alle Wucherer redern und edern, und alle Geitzhälse verjagen, verfluchen und köpffen..."

Höchst pittoresk und zugleich einerseits der Charakter des altmodischen Wuchers, anderseits des Kapitals überhaupt treffend gefaßt, mit dem "Interesse phantasticum" 1*), dem Geld und Ware "von Natur zugewachsenen Schadewacht", der allgemeinen Nützlichkeitsphrase, dem "frommen" Aussehn des Wucherers, der nicht ist "wie andere Leut", dem Schein zu geben, während genommen wird, und herauszulassen, während hereingezogen wird etc.!

"Der große Vorteil, der mit dem Besitz von Gold und Silber verbunden ist, da er die Möglichkeit gibt, die günstigen Momente des Kaufes auszuwählen, rief allmählich das Geschäft des B a n k i e r s ins Leben... Der Bankier unterscheidet sich von dem alten W u c h e r e r..., daß er dem Reichen borgt und s e l t e n o d e r n i e d e m A r m e n. Er borgt daher mit geringerem Risiko und kann es zu billigeren Bedingungen tun, und aus beiden Gründen vermeidet er den im Volke verbreiteten Haß, der den Wucherer traf." (F.W. Newman, "Lectures on Pol. Econ.", London 1851, p. 44.)

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1*) "eingebildeten Schaden"

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Die involuntary alienation 1*) des feudalen Grundeigentums entwickelt sich mit dem Wucher und Geld.

"Die Einführung des Geldes, das alle Dinge kauft und daher der Gegenstand der Cunst für den Kreditor ist, der Geld leiht dem Landbesitzer, bringt die Notwendigkeit gesetzlicher Veräußerung für den Vorschuß." (John Dalrymple, "An essay toward a general history of Feud. Prop. in Great Brit.", 4. edition. London 1759, p. 124.)

¦¦944¦ "Nach Themas Culpeper (1641), Josias Child (1670), Paterson (1694) hängt der Reichtum von der selbst erzwungenen Reduktion der Zinstaxe des Goldes oder Silbers ab. Befolgt in England während fast zwei Jahrhunderten." (Ganilh ["Des systèmes d'économie politique...", seconde éd., tome premier, Paris 1821, p. 58, 59.])

Als Hume im Gegensatz zu Locke die Bestimmung des Zinsfußes durch die Profitrate entwickelte, hatte er bereits viel höhere Entwicklung des Kapitals im Auge, noch mehr so Bentham, als er gegen Ende des 18. Jahrhunderts seine Verteidigung des Wuchers schrieb [128].

Von Heinrich VIII. bis Anna gesetzliche Herabsetzung des Zinsfußes.

Im Mittelalter in keinem Land ein allgemeiner Z i n s f u ß. Erst die Pfaffen strenge. Unsicherheit der gerichtlichen Anstalten zur Sicherung der Anleihe. Desto höher der Zinssatz in einzelnen Fällen. Der g e r i n g e G e l d u m l a u f, die N o t w e n d i g k e i t, d i e m e i s t e n G e l d z a hl u n g e n b a r z u l e i s t e n, und das Wechselgeschäft noch nicht ausgebildet. Große Verschiedenheit daher in Ansehung der Zinsen und dem Begriffe des Wuchers. Zu Karls des Großen Zeiten galt es für wucherlich, wenn 100 p.c. genommen. Zu Lindau am Bodensee, 1344, nahmen einheimische Bürger 216 2/3 p.c. In Zürich bestimmte der Rat als gesetzlichen Zins 43 1/3 p.c. In Italien mußten zuweilen 40% gezahlt werden, obgleich vom 12.-14.Jahrhundert der gewöhnliche Satz nicht 20% überschritt. Verona ordnete als gesetzlichen Zins an 12 1/2 %, Friedrich II. in seiner Verordnung 10%, aber dies bloß für die Juden. Für die Christen mochte er nicht sprechen. 10% im rheinischen Deutschland schon im 13.Jahrhundert das gewöhnliche. (Hüllmann. II. Teil, Geschichte des Städtewesens etc., S. 55-57.)

Die enormen Zinsen im Mittelalter (soweit nicht auf den Feudaladel etc. erhoben) beruhten in den Städten großenteils auf den ungeheuren profits upon alienation 2*), die die Kaufleute und städtischen Gewerbler dem Land gegenüber, das sie prellten, machten.

In Rom, wie in der ganzen alten Welt, außer in den besonders industriell und kommerziell entwickelten Handelsstädten, wie Athen etc., ein Mittel für die großen Grundeigentümer, nicht nur die kleinen, die Plebeier, zu expropriieren, sondern ihre Person selbst sich anzueignen.

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1*) unfreiwillige Veräußerung - 2*) Veräußerungsprofite

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Der Wucher ursprünglich frei in Rom. Das Gesetz der 12 Tafeln (303 a.U.C. 1*)) "legte den Celdzins auf 1% pro Jahr fest". (Niebuhr sagt 10.) "Das Gesetz wurde prompt übertreten. Duilius (398 a. U.C.) setzte von neuem den Geldzins auf 1% herab, unciario foenore 2*). 408 wurde er auf 1/2 % beschränkt; 413 wurden verzinsliche Darlehen absolut verboten durch eine Volksabstimmung, die der Tribun Genucius veranlaßt hatte. Es ist nicht verwunderlich, daß in einer Republik, in der die Industrie sowie der Groß- und Kleinhandel verboten waten, man a u c h d e n G e l d h a n d e l v e r b o t." (Dureau de la Malle ["Économie politique des Romains"], t. II, p. 259-261.) "Das dauerte 300 Jahre bis zum Fall Karthagos. 12% nun. 6% war die übliche Rate des jährlichen Zinses." (l.c.p. 261.) "Justinianus legte den Zins auf 4% fest; usura quincunx 3*) beim Trajan ist der gesetzliche Zins von 5%. 12% war der gesetzliche Handelszins in Ägypten im Jahre 146 v. Chr." (p. 262. 263.) ¦944¦¦

¦¦950a¦ Über den Z i n s sagt Gilbert (J.W.), "The History and Principles of Banking", London 1834:

"Daß ein Mann, der Geld borgt mit der Absicht, P r o f i t d a v o n z u m a c h e n, einen Teil des Profits dem Verleiher geben soll, ist ein selbstverständliches Prinzip der natürlichen Gerechtigkeit. Ein Mann macht Profit gewöhnlich mittelst des Handelsverkehrs. Aber im Mittelalter die Bevölkerung rein agrikol. Und da, wie unter der feudalen Regierung, kann nur wenig Verkehr und daher wenig Profit sein. Daher die Wuchergesetze im Mittelalter gerechtfertigt. Außerdem braucht in einem agrikulturellen Land ein Mensch selten Geld zu borgen, es sei denn durch Unglücksfälle in Not geraten " (p. 163.)

Henry VIII. limitierte Zins auf 10%, Jakob I. auf 8, Charles II.

auf 6, Anna auf 5%." (p. 164, 165.) "In jenen Zeiten waren die Ausleiher, wenn nicht legale, so doch aktuelle Monopolisten, und daher war es nötig, sie wie andre Monopolisten unter restraint 4*) zu setzen. (l.c.p. 165.) "In unsren Zeiten reguliert die Rate des Profits die Rate des Zinses; in jenen Zeiten regulierte die Rate des Zinses die Rate des Profits. Wenn der Geldverleiher den Kaufmann mit einer hohen Zinsrate belastete, mußte der Kaufmann eine höhere Profitrate auf seine goods 5*) schlagen. Daher eine große Summe Geldes genommen aus den Taschen der Käufer, um sie in die Tasche des money-lenders 6*) zu legen. Dieser additional price of goods 7*) geschlagen, machte das Publikum minder fähig und geneigt, sie zu kaufen." (p. 165.)

Josias Child ... im 17. Jahrhundert, in den "Traités sur le commerce et sur les avantages qui resultent de la réduction de l'interêt de l'argent", (écrit 1669, traduit de l'anglais 8*)) Amsterdam et Berlin 1754. Ebenso

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1*) a.U.C. = anno urbis conditae (im Jahr nach der Gründung der Stadt [Rom]) - 2*) Zuwachs um ein Zwölftel (eine Unze) - 3*) Zinsen in Höhe von fünf Zwölftel (fünf Unzen) - 4*) Beschränkung 5*) Waren - 6*) Geldverleihers - 7*) zusätzliche Preis auf Waren - 8*) geschrieben 1669, übersetzt aus dem Englischen

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"Traité contre l'usure" par Thamas Culpeper 1621 [132], bekämpft Thomas Manley (dessen tract 1*): "Interest of Money mistaken" [133]), den er den "champion of the usurers" 2*) nennt. Der Ausgangspunkt natürlich, wie alle Räsonnements der englischen Ökonomisten des 17. Jahrhunderts, der Reichtum Hollands, wo low rate of interest 3*). Child macht diesen low rate of interest zum Grund des Reichtums, Manley sagt, daß er nur die Folge.

"Um zu wissen, ob ein Land arm oder reich ist, hat man nur zu fragen: Welches ist der Zinsfuß des Geldes." (l.c.p. 74.)

"Als Vorkämpfer der verschlagenen und furchtsamen Bande der Wucherer errichtet er seine Hauptbatterie an dem Punkt, den ich für den schwächsten erklärt habe... er leugnet gradezu, daß der niedere Zinsfuß die Ursache des Reichtums sei, und versichert, er sei nur seine Wirkung." (p. 120.)

"Wenn man den Zins reduziert, sind die, die ihr Geld rückfordern, gezwungen, Ländereien zu kaufen" (deren Preis steigt durch die quantité des acheteurs 4*)) "oder es in dem commerce 5*) zu placieren." (p. 133.)

"Solange der Zins 6% ist, wird niemand sich exponieren, Risiko zu laufen in dem Seehandel, um nur 8-9% zu gewinnen, ein Profit, womit die Holländer, die das Geld zu 4 und 3% haben, sehr zufrieden sind." (p. 134.)

"Der niedrige Zins und der hohe Preis der Ländereien zwingt den Kaufmann beständig, beim commerce zu bleiben." (p. 140.) "Die Zinsreduktion führt eine Nation zur Sparsamkeit." (p. 144.)

"Wenn es der Handel ist, der ein Land bereichert, und wenn die Herabsetzung des Zinses den Handel vermehrt, so ist eine Reduktion des Zinses oder Beschränkung des Wuchers ohne Zweifel eine primäre und hauptsächliche Ursache der Reichtümer einer Nation.

Es ist durchaus nicht absurd zu sagen, daß dieselbe Sache zu gleicher ¦¦950b¦ Zeit U r s a c h e unter gewissen Umständen und Wirkung unter andern sein kann." (p. 155.)

"Das Ei ist die Ursache der Henne, und die Henne ist die Ursache des Eis. Die Zinsenredukion kann also eine Vermehrung des Reichtums und die Vermehrung des Reichtums eine noch größere Zinsenreduktion verursachen. Die erstere läßt sich durch ein Gesetz tun." (p. 156.)

"Ich bin der Verteidiger der Industrie, und mein Gegner verteidigt die Faulheit und den Müßiggang." (p. 179.)

Hier direkt als Vorkämpfer des industriellen und kommerziellen Kapitals. ¦XV-950b¦¦

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1*) Abhandlung - 2*) "Vorkämpfer der Wucherer" - 3*) niedrige Zinsrate - 4*) Menge der Käufer - 5*) Handel