Quelle: Marx: Schriften/Briefe Nov. 1837 bis Aug. 1844

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Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie
nebst einem Anhange [31]

von Karl Heinrich Marx
Doktor der Philosophieç/p>

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Geschrieben 1840 bis März 1841.

Nach einer von Marx durchgesehenen Abschrift.

Alle wichtigeren Korrekturen und Ergänzungen von Marx sind in Fußnoten ausgewiesen.

Die Anmerkungen zur Dissertation werden sowohl im Originaltext als auch - soweit es sich um fremdsprachige Zitate, Buchtitel etc. handelt - in deutscher Übersetzung wiedergegeben. In der Übersetzung sind die im Originaltext abgekürzten Namen, Buchtitel etc. ohne Kennzeichnung ausgeschrieben.

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Seinem teuern väterlichen Freunde, dem Geheimen Regierungsrate Herrn

LUDWIG VON WESTPHALEN

zu Trier

widmet diese Zeilen als ein Zeichen kindlicher Liebe der Verfasser

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Sie verzeihen, mein teurer väterlicher Freund, wenn ich Ihren mir so heben Namen einer unbedeutenden Broschüre vorsetze. Ich bin zu ungeduldig, eine andere Gelegenheit abzuwarten, um Ihnen einen kleinen Beweis meiner Liebe zu geben.

Möchten alle, die an der Idee zweifeln, so glücklich sein als ich, einen jugendstarken Greis zu bewundern, der jeden Fortschritt der Zeit mit dem Enthusiasmus und der Besonnenheit der Wahrheit begrüßt und mit jenem überzeugungstiefen, sonnenhellen Idealismus, der allein das wahre Wort kennt, vor dem alle Geister der Welt erscheinen, nie vor den Schlagschatten der retrograden Gespenster, vor dem oft finstern Wolkenhimmel der Zeit zurückbebte, sondern mit göttlicher Energie und männlich-sicherm Blick stets durch alle Verpuppungen hindurch das Empyreum schaute, das im Herzen der Welt brennt. Sie, mein väterlicher Freund, waren mir stets ein lebendiges argumentum ad oculos 1*), daß der Idealismus keine Einbildung, sondern eine Wahrheit ist.

Körperliches Wohlsein brauche ich für Sie nicht zu erflehen. Der Geist ist der große zauberkundige Arzt, dem Sie sich anvertraut haben. 2*)

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1*) sichtbarer Beweis - 2 ursprünglich lautete dieser Absatz: Ich hoffe, diesem Liebesboten, den ich Ihnen sende, auf dem Fuße nachzufolgen und an Ihrer Seite unsre wunderbar pittoresken Berge und Wälder wieder zu durchirren. Körperliches Wohlsein brauche ich für Sie nicht zu erflehen. Der Geist und die Natur sind die großen zauberkundigen Arzte, denen Sie sich anvertraut haben. Am linken Rand dieser Seite stehen die Worte: Nebenstehende Widmung ist mit größerer Schrift zu drucken.

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Vorrede [32]

Die Form dieser Abhandlung würde einesteils streng wissenschaftlicher, andrerseits in manchen Ausführungen minder pedantisch gehalten sein, wäre nicht ihre primitive Bestimmung die einer Doktordissertation gewesen. Sie dennoch in dieser Gestalt dem Druck zu übergeben, bin ich durch äußere Gründe bestimmt. Außerdem glaube ich in ihr ein bis jetzt ungelöstes Problem aus der Geschichte der griechischen Philosophie gelöst zu haben.

Sachverständige wissen, daß für den Gegenstand dieser Abhandlung keine irgendwie brauchbaren Vorarbeiten existieren. Was Cicero und Plutarch geschwatzt haben, ist bis auf die heutige Stunde nachgeschwatzt worden. Gassendi, der den Epikur aus dem Interdikt befreite, mit dem die Kirchenväter und das ganze Mittelalter, die Zeit der realisierten Unvernunft, ihn belegt hatten, bietet in seinen Darstellungen [33] nur ein interessantes Moment dar. Er sucht sein katholisches Gewissen mit seinem heidnischen Wissen und den Epikur mit der Kirche zu akkommodieren, was freilich verlorene Mühe war. Es ist, als wollte man der griechischen Lais einen christlichen Nonnenkittel um den heiter blühenden Leib werfen. Gassendi lernt vielmehr aus dem Epikur Philosophie, als daß er uns über Epikurs Philosophie belehren könnte.

Man betrachte diese Abhandlung nur als Vorläufer einer größern Schrift, in der ich ausführlich den Zyklus der epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie in ihrem Zusammenhang mit der ganzen griechischen Spekulation darstellen werde. [34] Die Mängel dieser Abhandlung in Form u. dgl. werden dort wegfallen.

Hegel hat zwar das Allgemeine der genannten Systeme im ganzen richtig bestimmt; allein bei dem bewunderungswürdig großen und kühnen Plan seiner Geschichte der Philosophie, von der überhaupt erst die Geschichte der Philosophie datiert werden kann, war es teils unmöglich, in das einzelne

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einzugehen, teils hinderte den riesenhaften Denker seine Ansicht von dem, was er par excellence spekulativ nannte, in diesen Systemen die hohe Bedeutung zu erkennen, die sie für die Geschichte der griechischen Philosophie und den griechischen Geist überhaupt haben. Diese Systeme sind der Schlüssel zur wahren Geschichte der griechischen Philosophie. Über ihren Zusammenhang mit dem griechischen Leben findet sich eine tiefere Andeutung in der Schrift meines Freundes Koppen "Friedrich der Große und seine Widersacher". [35]

Wenn als Anhang eine Kritik der plutarchischen Polemik gegen Epikurs Theologie hinzugefügt ist: so geschah dies, weil diese Polemik nichts einzelnes ist, sondern Repräsentant einer espèce 1*), indem sie das Verhältnis des theologisierenden Verstandes zur Philosophie sehr treffend an sich darstellt.

In der 2*) Kritik bleibt unter anderm auch das unberührt, wie falsch Plutarchs Standpunkt überhaupt ist, wenn er die Philosophie vor das Forum der Religion zieht. Darüber genüge, statt alles Räsonnements, eine Stelle aus David Hume:

"Es ist gewiß eine Art Beschimpfung für die Philosophie, wenn man sie, deren s o u v e r ä n e s A n s e h e n allenthalben anerkannt werden sollte, zwingt, bei jeder Gelegenheit sich wegen ihrer Folgen zu verteidigen und sich bei jeder Kunst und Wissenschaft, die an ihr Anstoß nimmt, zu rechtfertigen. E s f ä l l t e i n e m d a b e i e i n K ö n i g e i n, d e r d e s H o c h v e r r a t s g e g e n s e i n e e i g e n e n U n t e r t a n e n b e s c h u l d i g t w i r d." 3*) [36]

Die Philosophie, solange noch ein Blutstropfen in ihrem weltbezwingenden, absolut freien Herzen pulsiert, wird stets den Gegnern mit Epikur zurufen:

'??, ??, ??' ??. 4*) [37]

Die Philosophie verheimlicht es nicht. Das Bekenntnis des Prometheus:

??, ?? 5*)

ist ihr eigenes Bekenntnis, ihr eigener Spruch gegen alle himmlischen und irdischen Götter, die das menschliche Selbstbewußtsein nicht als die oberste Gottheit anerkennen. Es soll keiner neben ihm sein.

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1*) Art, Anschauungsweise - 2*) von Marx korrigiert aus: dieser 3*) alle Hervorhebungen von Marx - 4*) Gottlos aber ist nicht der, welcher mit den Göttern der Menge aufräumt, sondern der, welcher die Vorstellungen der Menge den Göttern andichtet. 5*) Mit einem Wort, ganz hass' ich all' und jeden, Gott

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Den tristen Märzhasen aber, die über die anscheinend verschlechterte bürgerliche Stellung der Philosophie frohlocken, entgegnet sie wieder, was Prometheus dem Götterbedienten Hermes:

??, ??', ??' ??.

??. 1*) [38]

Prometheus ist der vornehmste Heilige und Märtyrer im philosophischen Kalender.

Berlin, im März 1841

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1*) Mit deinem Frondienst möcht' ich dies mein Jammarlos/Vertauschen nimmer, hör es deutlich, nimmermehr!/Ja schöner ist es, da dem Fels fronhaft zu sein,/Denn Vater Zeus zu dienen als ein Bote treu.

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Inhalt

Vorrede

Über die Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie

Erster Teil: Differenz der demokntischen und epikureischen Naturphilosophie im allgemeinen.

I. Gegenstand der Abhandlung.

II. Urteile über das Verhältnis der demokritischen und epikureischen Physik.

III. Schwierigkeiten hinsichtlich der Identität demokritischer und epikureischer Naturphilosophie.

IV. Allgemeine prinzipielle Differenz zwischen demokritischer und epikureischer Naturphilosophie.

V. Resultat.

Zweiter Teil: Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie im einzelnen.

Erstes Kapitel: Deklination des Atoms von der geraden Linie.

Zweites Kapitel: Die Qualitäten des Atoms.

Drittes Kapitel: ?? 1*) und ?? 2*).

Viertes Kapitel: Die Zeit.

Fünftes Kapitel: Die Meteore.

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1 (atomoi archaj) unteilbare Anfänge, Grundstoffe, Prinzipien - 2 (atoma stoicheia) unteilbare Elemente

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Anhang:

Kritik der plutarchischen Polemik gegen Epikurs Theologie

Vorbemerkung I. Das Verhältnis des Menschen zu Gott.

1. Die Furcht und das jenseitige Wesen.

2. Der Kultus und das Individuum.

3. Die Vorsehung und der degradierte Gott.

II. Die individuelle Unsterblichkeit.

1. Von dem religiösen Feudalismus. Die Hölle des Pöbels.

2. Die Sehnsucht der Vielen.

3. Der Hochmut der Auserwählten.

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ERSTER TEIL

Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie im allgemeinen

I. Gegenstand der Abhandlung

Der griechischen Philosophie scheint zu begegnen, was einer guten Tragödie nicht begegnen darf, nämlich ein matter Schluß 1*). Mit 2*) Aristoteles, dem mazedonischen Alexander der griechischen Philosophie, scheint die objektive Geschichte der Philosophie in Griechenland aufzuhören und selbst den männlich-starken Stoikern nicht zu gelingen 3*), was den Spartanern in ihren Tempeln gelang, die Athene 4*) an den Herakles festzuketten, so daß sie nicht davonfliehen konnte.

Epikureer, Stoiker, Skeptiker werden als ein fast ungehöriger Nachtrag betrachtet, der in keinem Verhältnis stehe zu seinen gewaltigen Prämissen 5*). Die epikureische Philosophie sei ein synkretistisches Aggregat aus demokritischer Physik und kyrenaischer Moral, der Stoizismus eine Verbindung heraklitischer Naturspekulation, kynisch-sittlicher Weltanschauung, etwa auch aristotelischer Logik, endlich der Skeptizismus das notwendige Übel, das diesen Dogmatismen entgegengetreten. Man verbindet diese Philosophien so unbewußt mit der alexandrinischen, indem man sie zu einem nur einseitigem und tendenziösem Eklektizismus macht. Die alexandrinische Philosophie endlich wird als gänzliche Schwärmerei und Zerrüttung betrachtet, - eine Verwirrung, in der höchstens die Universalität der Intention anzuerkennen sei.

Nun ist es zwar eine sehr triviale Wahrheit 6*) Entstehen, Blühen und Vergehen sind der eherne Kreis, in den jedes Menschliche gebannt ist, den es durchlaufen muß. So hätte es nichts Auffallendes, wenn die griechische

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1*) Nach "Schluß" von Marx gestrichen: ein inkohärentes Finale 2*) von Marx korrigiert aus: Nach - 3*) der Satzteil "scheint die objektive Geschichte der Philosophie in Griechenland aufzuhören und selbst den männlich-starken Stoikern nicht zu gelingen" lautete ursprünglich: scheinen der Eule der Minerva die Fittiche zu sinken, und selbst den männlich-starken Stoikern scheint nicht gelungen zu sein - 4*) von Marx korrigiert aus: Minerva - 5*) von Marx korrigiert aus: Antezedentien - 6*) "eine sehr triviale Wahrheit" von Marx korrigiert aus: nicht abzulehnen

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Philosophie, nachdem sie in Aristoteles die höchste Blüte erreicht, dann verwelkt wäre. Allein der Tod der Helden gleicht dem Untergang der Sonne, nicht dem Zerplatzen eines Frosches, der sich aufgeblasen hat.

Und dann: Entstehen, Blühen und Vergehen sind ganz allgemeine, ganz vage Vorstellungen, in die zwar alles einrangiert werden kann, mit denen aber nichts zu begreifen ist. Der Untergang selbst ist im Lebendigen präformiert; seine Gestalt wäre daher ebenso in spezifischer Eigentümlichkeit zu fassen wie die Gestalt des Lebens.

Endlich, wenn wir auf die Historie einen Blick werfen, sind Epikureismus, Stoizismus, Skeptizismus partikulare Erscheinungen? Sind sie nicht die Urtypen des römischen Geistes? Die Gestalt, in der Griechenland nach Rom wandert? Sind sie nicht so charaktervollen, intensiven und ewigen Wesens, daß die moderne Welt selbst ihnen volles geistiges Bürgerrecht einräumen mußte? Ich hebe dies nur hervor, um die historische Wichtigkeit dieser Systeme ins Gedächtnis zu rufen; hier aber handelt es sich nicht um ihre allgemeine Bedeutung für die Bildung überhaupt, es handelt sich um ihren Zusammenhang mit der altern griechischen Philosophie.

Hätte es nicht in Beziehung auf dies Verhältnis wenigstens zur Nachforschung anreizen müssen, die griechische Philosophie mit zwei verschiedenen Gruppen eklektischer Systeme, deren eine der Zyklus der epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie, die andere unter dem Namen der alexandrinischen Spekulation zusammengefaßt ist, enden zu sehen? Ist es ferner nicht ein merkwürdiges Phänomen, daß nach den platonischen und aristotelischen, zur Totalität sich ausdehnenden Philosophien neue Systeme auftreten, die nicht an diese reichen Geistesgestalten sich anlehnen, sondern, weiter rückblickend, zu den einfachsten Schulen - was die Physik angeht, zu den Naturphilosophen, was die Ethik betrifft, zu der sokratischen Schule - sich hinwenden? Worin ist es ferner begründet, daß die Systeme, die auf Aristoteles folgen, gleichsam ihre Fundamente fertig in der Vergangenheit vorfinden? Daß Demokrit mit den Kyrenaikern, Heraklit mit den Kynikern zusammengebracht wird? Ist es Zufall, daß in den Epikureern, Stoikern und Skeptikern alle Momente des Selbstbewußtseins vollständig, nur jedes Moment als eine besondere Existenz, repräsentiert sind? Daß diese Systeme zusammengenommen 1*) die vollständige Konstruktion des Selbstbewußtseins bilden? Endlich der Charakter, mit dem die griechische Philosophie mythisch in den sieben Weisen beginnt, der sich, gleichsam als ihr Mittelpunkt, in Sokrates verkörpert, als ihr Demiurg, ich sage, der Charakter des

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1*) Nach "zusammengenommen" von Marx gestrichen: gleichsam

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Weisen - des troipot; 1*) - wird er zufällig in jenen Systemen als die Wirklichkeit der wahren Wissenschaft behauptet? Es scheint mir, daß, wenn die frühern Systeme für den Inhalt, die nacharistotelischen, und vorzugsweise der Zyklus der epikureischen, stoischen und skeptischen Schulen, für die subjektive Form, den Charakter der griechischen Philosophie bedeutsamer und interessanter sind. Allein eben die subjektive Form, der geistige Träger der philosophischen Systeme, ist bisher fast gänzlich über ihren metaphysischen Bestimmungen vergessen worden.

Ich behalte es einer ausführlichem Betrachtung vor, die epikureische, stoische und skeptische Philosophie in ihrer Gesamtheit und ihrem totalen Verhältnis zur frühern und spätem griechischen Spekulation darzustellen. [34]

Hier genüge es, an einem Beispiel gleichsam und auch nur nach einer Seite hin, nämlich der Beziehung zur frühern Spekulation, dies Verhältnis zu entwickeln.

Als ein solches Beispiel wähle ich das Verhältnis der epikureischen zur demokritischen Naturphilosophie. Ich glaube nicht, daß es der bequemste Anknüpfungspunkt ist. Denn einerseits ist es ein altes eingebürgertes Vorurteil, demokritische und epikureische Physik zu identifizieren, so daß man in den Veränderungen Epikurs nur willkürliche Einfälle sieht; andrerseits bin ich gezwungen, was das Einzelne betrifft, in scheinbare Mikrologien einzugehen.

Allein eben weil jenes Vorurteil so alt ist als die Geschichte der Philosophie, weil die Unterschiede so versteckt sind, daß sie gleichsam nur dem Mikroskope sich entdecken: wird es um so wichtiger sein, wenn eine wesentliche, bis ins kleinste durchgehende Differenz der demokritischen und epikureischen Physik trotz ihres Zusammenhanges sich nachweisen läßt. Was sich im kleinen nachweisen läßt, ist noch leichter zu zeigen, wo die Verhältnisse in größern Dimensionen gefaßt werden, während umgekehrt ganz allgemeine Betrachtungen den Zweifel zurücklassen, ob das Resultat im einzelnen sich bestätigen werde.

II. Urteile über das Verhältnis der demokritischen und epikureischen Physik

Wie meine Ansicht sich im allgemeinen zu den frühern verhält, wird in die Augen springen, wenn man die Urteile der Alten über das Verhältnis der demokritischen und epikureischen Physik flüchtig durchmustert.

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Posidonius der Stoiker, Nikolaus und Sotion werfen dem Epikur vor, er habe die demokritische Lehre von den Atomen und die des Aristipp vom Vergnügen für sein Eigentum ausgegeben. 1) Cotta der Akademiker fragt bei Cicero: "Was wäre wohl in der Physik des Epikur, das nicht dem Demokrit 1*) gehörte? Er verändert zwar einiges, das meiste aber spricht er jenem nach." 2) So sagt Cicero selbst: "In der Physik, in der Epikur am meisten prahlt, ist er ein vollkommener Fremdling. Das meiste gehört dem Demokrit; wo er von ihm abweicht, wo er verbessern will, da verdirbt und verschlechtert er." 3) Obgleich aber von vielen Seiten dem Epikur Schmähungen gegen den Demokrit vorgeworfen werden: so behauptet dagegen Leonteus nach Plutarch, Epikur 2*) habe den Demokrit 3*) geehrt, weil dieser 4*) vor ihm zur wahren Lehre sich bekannt, weil er 5*) früher die Prinzipien der Natur entdeckt habe. 4) In der Schrift De placitis philosophorum [39] wird Epikur ein nach Demokrit Philosophierender genannt. 5) Plutarch in seinem Kolotes geht weiter. Indem er den Epikur der Reihe nach mit Demokrit, Empedokles, Parmenides, Plato, Sokrates, Stilpo, den Kyrenaikern und Akademikern vergleicht, sucht er das Resultat zu gewinnen, "Epikur habe aus der ganzen griechischen Philosophie sich das Falsche zugeeignet, das Wahre nicht verstanden" 6), wie auch die 6*) Abhandlung De eo, quod secundum Epicurum non beate vivi possit [10] von feindseligen Insinuationen ähnlicher Art angefüllt ist.

Diese ungünstige Ansicht der ältern Schriftsteller bleibt dieselbe bei den Kirchenvätern. Ich führe in der Anmerkung nur eine Stelle des Clemens Alexandrinus an 7), eines Kirchenvaters, der in bezug auf Epikur vorzugsweise Erwähnung verdient, weil er die Warnung des Apostels Paulus vor der Philosophie überhaupt in eine Warnung vor epikureischer Philosophie umdeutet, als welche nicht einmal über Vorsehung u. dgl. phantasiert habe. 8) Wie geneigt man aber überhaupt war, dem Epikur Plagiate zur Last zu legen, zeigt am auffallendsten Sextus Empiricus, der einige ganz ungehörige Stellen aus Homer und Epicharmus zu Hauptquellen epikureischer Philosophie umstempeln will. 9) Daß die neuern Schriftsteller im ganzen ebenfalls den Epikur, soweit er Naturphilosoph, zu einem bloßen Plagiarius des Demokrit machen, ist bekannt. Ihr Urteil im allgemeinen repräsentiere hier ein Ausspruch von Leibniz: "Nous ne savons presque de ce grand homme" (Démocrite), "que ce qu'Epicure en a emprunté, qui n'était pas capable d'en prendre toujours

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1*) Von Marx korrigiert aus: Epikur - 2*) von Marx korrigiert aus: (Epikur) 3*) von Marx korrigiert aus: ihn (Demokrit) 4*) von Marx korrigiert aus: er - 5*) nach "er" von Marx gestrichen: (Demokrit) - 6*) von Marx korrigiert aus: seine

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le meilleur." 10) 1*) Wenn also Cicero den Epikur die demokritische Lehre verschlechtern läßt, wobei ihm wenigstens der Wille bleibt, sie zu verbessern, und das Auge, ihre Mängel zu sehen; wenn Plutarch ihm Inkonsequenz 11) und eine prädeterminierte Neigung für das Schlechtere zuschreibt, also auch seinen Willen verdächtigt: so spricht ihm Leibniz sogar die Fähigkeit ab, den Demokrit auch nur geschickt zu exzerpieren.

Alle aber kommen darin überein, daß Epikur seine Physik von Demokrit entlehnt habe.

III. Schwierigkeiten hinsichtlich der Identität demokritischer und epikureischer Naturphilosophie

Außer den historischen Zeugnissen spricht vieles für die Identität demokritischer und epikureischer Physik. Die Prinzipien Atome und Leere - sind unstreitig dieselben. Nur in einzelnen Bestimmungen scheint willkürliche, daher unwesentliche Verschiedenheit zu herrschen.

Allein so bleibt ein sonderbares, nicht zu lösendes Rätsel. Zwei Philosophen lehren ganz dieselbe Wissenschaft, ganz auf dieselbe Weise; aber - wie inkonsequent! - in allem stehen sie sich diametral entgegen, was Wahrheit, Gewißheit, Anwendung dieser Wissenschaft, was das Verhältnis von Gedanken und Wirklichkeit überhaupt betrifft. Ich sage, sie stehen sich diametral entgegen, und werde es jetzt zu beweisen suchen.

A. Das Urteil des Demokrit über W a h r h e i t u n d G ew i ß h e i t d e s m e n s c h l i c h e n W i s s e n s scheint schwer zu ermitteln. Es liegen widersprechende Stellen vor, oder vielmehr nicht die Stellen, sondern Demokrits Ansichten widersprechen sich. Denn Trendelenburgs Behauptung im Kommentar zur aristotelischen Psychologie, erst spätere Schriftsteller, nicht aber Aristoteles wisse von solchem Widerspruch, ist faktisch unrichtig. In der Psychologie 2*) des Aristoteles heißt es nämlich: "Demokrit setzt Seele und Verstand als ein und dasselbe, denn das Phänomen sei das Wahre" 1), in der "Metaphysik" dagegen: "Demokrit behauptet, nichts sei wahr, oder uns sei es verborgen." 2) Widersprechen sich diese Stellen des Aristoteles nicht? Wenn das Phänomen das Wahre ist, wie kann das Wahre verborgen sein? Die Verborgenheit beginnt erst, wo sich Phänomen und Wahrheit trennen. 3*) Diogenes Laertius aber berichtet, man habe Demokrit zu den Skeptikern gezählt. Es wird sein

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1*) "Wir wissen von diesem großen Manne" (Demokrit) "fast nur das, was Epikur, der nicht fähig war, immer das Beste zu übernehmen, ihm entlehnt hat." - 2*) von Marx korrigiert aus: Physiologie - 3*) dieser und der vorhergehende Satz von Marx eingefügt

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Spruch angeführt: "In Wahrheit wissen wir nichts, denn im Abgrund des Brunnens liegt die Wahrheit." 3) Ähnliches findet sich bei Sextus Empiricus. 4) Diese skeptische, unsichere und innerlich sich widersprechende Ansicht des Demokrit ist nur weiterentwickelt in d e r W e is e, wie d a s V e r h ä l t n i s d e s A t o m s u n d d e r s i n n l i c h e r s c h e i n e n d e n W e l t b es t i m m t w i r d.

Einerseits kömmt die sinnliche Erscheinung nicht den Atomen selbst zu. Nicht o b j e k t i v e E r s c h e i n u n g ist sie, sondern subjektiver Schein. "Die wahrhaften Prinzipien sind die Atome und das Leere; a l l e s a n d e r e i s t M e in u n g, S c h e i n." 5) "Nur der Meinung nach ist das Kalte, der Meinung nach das Warme, in Wahrheit aber die Atome und das Leere." 6) Es wird daher in Wahrheit nicht eins aus den vielen Atomen, sondern "durch die Verbindung der Atome scheint jedes eins zu werden." 7) Durch die Vernunft zu schauen sind daher allein die Prinzipien, die schon wegen ihrer Kleinheit dem sinnlichen Auge unzugänglich sind; daher heißen sie sogar Ideen. 8) Allein andrerseits ist die sinnliche Erscheinung das allein wahre Objekt, und die ?? 1*) ist d i e ?? 2*), dies Wahre aber ist wechselnd, unstet, Phänomen. Daß aber das Phänomen das Wahre sei, widerspricht sich. 9) Es wird also bald die eine Seite, bald die andere zum Subjektiven und zum Objektiven gemacht. So scheint der Widerspruch auseinandergehalten, indem er an zwei Welten verteilt wird. Demokrit macht daher die sinnliche Wirklichkeit zum subjektiven Schein; allein die Antinomie, aus der Welt der Objekte verbannt, existiert nun in seinem eigenen Selbstbewußtsein, in dem der Begriff des Atoms und die sinnliche Anschauung feindlich zusammentreffen.

Demokrit entrinnt also der Antinomie nicht. Sie zu erklären ist hier noch nicht der Ort. Genug, daß ihre Existenz nicht zu leugnen ist.

Hören wir dagegen Epikur.

D e r W e i s e, sagt er, verhält sich d o g m a t i s c h, n i c h t s k e p t i s c h. 10) Ja, eben das ist sein Vorzug vor allen, daß er mit Überzeugung weiß. 11) "Alle Sinne sind Herolde des Wahren." 12) "N i c h t s k e n n d i e s i n nl i c h e W a h r n e h m u n g w i d e r l e g e n; weder die gleichartige die gleichartige wegen der gleichen Giltigkeit, noch die ungleichartige die ungleichartige, denn sie urteilen nicht über dasselbe, noch der Begriff, denn der Begriff hängt ab von den sinnlichen Wahrnehmungen" 13), heißt es im Kanon. Während aber D e m o k r i t die s i n n l i c h e W e l t zum s u b j e k t i v e n S c h e i n macht, macht sie Epikur zur o b j e k t i v e n E r s c h e i n u n g. Und mit Bewußtsein unterscheidet er sich hierin; denn

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1*) (aisthesis) Sinnwahrnehmung - 2*) (phronesis) Vernunft)

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er behauptet, dieselben Prinzipien zu teilen, n i c h t a b e r die sinnlichen Qualitäten zum N u r - G e m e i n t e n zu machen. 14) War also einmal sinnliche Wahrnehmung das Kriterium des Epikur, entspricht ihr die objektive Erscheinung: so kann man nur als richtige Konsequenz betrachten, worüber Cicero die Achsel zuckt.

"Die Sonne scheint dem Demokrit groß, weil er ein wissenschaftlicher und in der Geometrie vollendeter Mann ist; dem Epikur etwa von zwei Fuß Größe, denn er urteilt, sie sei so groß, als sie scheint." 15) B. Diese D i f f e r e n z in den t h e o r e t i s c h e n U r t e i l e n des Demokrit und des Epikur über Sicherheit der Wissenschaft und Wahrheit ihrer Objekte verwirklicht sich in der d i s p a r a t e n w i s s e n s c h a f t l i c h e n E n e r g i e und Praxis dieser Männer.

Demokrit, dem das Prinzip nicht in die Erscheinung tritt, ohne Wirklichkeit und Existenz bleibt, hat dagegen als reale und inhaltsvolle Welt die Welt der sinnlichen Wahrnehmung sich gegenüber. Sie ist zwar subjektiver Schein, allein eben dadurch vom Prinzip losgerissen, in ihrer selbständigen Wirklichkeit belassen; zugleich einziges reales Objekt, hat sie als solche Wert und Bedeutung. Demokrit wird daher in empirische Beobachtung getrieben. In der Philosophie unbefriedigt, wirft er sich dem positiven Wissen in die Arme. Wir haben schon gehört, daß Cicero ihn einen vir eruditus 1*) nennt. In der Physik, Ethik, Mathematik, in den enzyklischen Disziplinen, in jeder Kunst ist er bewandert. 16) Schon der Bücherkatalog bei Diogenes Laertius zeugt für seine Gelehrsamkeit. 17) Wie es aber der Charakter der Gelehrsamkeit ist, in die Breite zu gehen und zu sammeln und von außen zu suchen: so sehen wir den Demokrit die h a l b e W e l t d u r c h w a n d e r n, um Erfahrungen, Kenntnisse, Beobachtungen einzutauschen. "Ich", rühmt er von sich selbst, "habe von meinen Zeitgenossen den größten Teil der Erde durchirrt, das Entlegenste durchforschend; und die meisten Himmelsstriche und Lande sah ich, und die meisten gelehrten Männer hörte ich; und in der Linienkomposition mit Beweis übertraf mich niemand, auch nicht der Ägypter sogenannte Arsepedonapten [40]." 18) D e m e t r i u s in den ?? 2*) und Antisthenes in den ?? 3*) erzählen, daß er gewandert sei nach Ägypten zu den Priestern, um Geometrie zu lernen, und zu den Chaldäern nach Persien und daß er gekommen zum Roten Meere. Einige behaupten, er sei auch zusammengetroffen mit den Gymnosophisten in Indien und habe Äthiopien betreten. 19) Es ist einerseits

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1*) gebildeten Mann - 2*) (homonymois) (Schrift über) gleichnamige (Dichter und Gelehrte) - 3*) (diadochais) (Schrift über die) Aufeinanderfolge (der Philosophenschulen und ihrer Schulhäupter)

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die W i s s e n s l u s t, die ihm keine Ruhe läßt; es ist aber zugleich die N i c h t b e f r i e d i g u n g i m w a hr e n , d. i. p h i l o s o p h i s c h e n W i s s e n, die ihn in die Weite treibt. Das Wissen, das er für wahr hält, ist inhaltslos; das Wissen, das ihm Inhalt gibt, ist ohne Wahrheit.

Mag sie eine Fabel sein, aber eine wahre Fabel, weil sie das Widersprechende seines Wesens schildert, ist die Anekdote der Alten. Sich selbst habe Demokrit geblendet, damit das s i n nl i c h e A u g e n l i c h t nicht die G e i s t e ss c h ä r f e verdunkle. 20) Es ist derselbe Mann, der, wie Cicero sagt, die halbe Welt 1*) durchwandert. Aber er hatte nicht gefunden, was er suchte.

Eine entgegengesetzte Gestalt erscheint uns in Epikur.

Epikur ist b e f r i e d i g t und s e l i g i n d e r P h i l o s o p h i e. "Der Philosophie", sagt er, "mußt du dienen, damit dir die wahre Freiheit zufalle. Nicht zu harren braucht der, der sich ihr unterwarf und übergab; sogleich wird er emanzipiert. Denn dies selbst, der Philosophie dienen, ist Freiheit." 21) "Weder der Jüngling", lehrt er daher, "zögere zu philosophieren, noch lasse ab der Greis vom Philosophieren. Denn keiner ist zu unreif, keiner zu überreif, um an der Seele zu gesunden. Wer aber sagt, entweder noch nicht da sei die Zeit des Philosophierens oder vorübergegangen sei sie, der ist ähnlich dem, der behauptet, zur Glückseligkeit sei noch nicht die Stunde, oder sie sei nicht mehr." 22) Während Demokrit, von der Philosophie unbefriedigt, sich dem empirischen Wissen in die Arme wirft, v e r a c h t e t E p i k u r d i e p o s i t i v e n W i ss e n s c h a f t e n; denn nichts trügen sie bei zur w a h r e n V o l l e n d u n g. 23) Ein F e i n d der Wissenschaft, ein Verächter der Grammatik wird er genannt. 24) Unwissenheit selbst wird ihm vorgeworfen; "aber", sagt ein Epikureer bei Cicero, "nicht Epikur war ohne Erudition, sondern diejenigen [sind] ungelehrt, die glauben, was dem Knaben Schande macht, nicht zu wissen, sei noch vom Greise herzusagen." 25) Während aber Demokrit von ä g y p t i s c h e n P r i es t e r n, p e r s i s c h e n C h a l d ä e r n u n d i nd i s c h e n G y m n o s o p h i s t e n zu lernen sucht, rühmt Epikur von sich, er habe k e i n e n L e h r e r gehabt, er sei A u t o d i d a k t. 26) Einige, sagt er nach Seneca, ringen nach Wahrheit ohne jegliche Beihilfe. Unter diesen habe er sich selbst den Weg gebahnt. Und sie, die Autodidakten, lobt er am meisten. Die andern seien Köpfe zweiten Ranges. 27) Während es den Demokrit in alle Weltgegenden treibt, verläßt Epikur kaum zwei- oder dreimal seinen Garten zu Athen und reist nach Jonien, nicht um Forschungen anzustellen, sondern um Freunde zu besuchen.

28) Während endlich 2*) Demokrit, am Wissen

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1*) "halbe Welt" von Marx korrigiert aus: ganze Unendlichkeit 2*) nach "endlich" von Marx gestrichen: der vielgewanderte

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verzweifelnd, sich selbst blendet, steigt Epikur, als er die Stunde des Todes nahen fühlt, in ein warmes Bad und begehrt reinen Wein und empfiehlt seinen Freunden, der Philosophie treu zu sein. 29) C. Die eben entwickelten Unterschiede sind nicht der zufälligen Individualität beider Philosophen zuzuschreiben; es sind zwei entgegengesetzte Richtungen, die sich verkörpern. Wir sehen als Differenz der praktischen Energie, was oben als Unterschied des theoretischen Bewußtseins sich ausdrückt.

Wir betrachten endlich die R e f l e x i o n s f o r m, die die Beziehung d e s G e d a n k e n s a u f d a s S e i n, d a s V e r h ä l t n i s d e r s e l b e n d a r s t e l l t.

In dem allgemeinen Verhältnisse, das der Philosoph der Welt und dem Gedanken zueinander gibt, verobjektiviert er sich nur, wie sein besonderes Bewußtsein sich zur realen Welt verhält.

Demokrit nun wendet als Reflexionsform der Wirklichkeit die Notwendigkeit an. 30) Aristoteles sagt von ihm, er führe alles auf Notwendigkeit zurück. 31) Diogenes Laertius berichtet, der Wirbel der Atome, aus dem alles entstehe, sei die demokritische Notwendigkeit. 32) Genügender spricht hierüber der Auetor De placitis philosophorum: Die Notwendigkeit sei nach Demokrit das Schicksal und das Recht und die Vorsehung und Weltschöpferin. Die Substanz aber dieser Notwendigkeit sei die Antitypie und die Bewegung und der Schlag der Materie. 33) Eine ähnliche Stelle findet sich in den physischen Eklogen des Stobäus 34) und im 6ten Buch der Praeparatio evangelica des Eusebius 35). In den ethischen Eklogen des Stobäus ist folgende Sentenz des Demokrit aufbewahrt 36), die im 14ten Buch des Eusebius fast ebenso wiederholt wird 37), nämlich: Die Menschen fingierten sich das Scheinbild des Zufalls, - eine Manifestation ihrer eigenen Ratlosigkeit; denn mit einem starken Denken kämpfe der Zufall. Ebenso deutet Simplicius eine Stelle, in der Aristoteles von der alten Lehre spricht, die den Zufall aufhebt, auf den Demokrit. 38) Dagegen 1*) Epikur:

"D i e N o t w e n d i g k e i t, die von einigen als die Allherrscherin eingeführt 2*) ist, i s t n i c h t, sondern einiges ist z u f ä l l i g, anderes hängt von unserer W i l lk ü r ab. Die Notwendigkeit ist nicht zu überreden, der Zufall dagegen unstet. Es wäre besser, dem Mythos über die Götter zu folgen, als Knecht zu sein der ?? 3*) der Physiker. Denn jener läßt Hoffnung der Erbarmung wegen der Ehre der Götter, diese aber die unerbittliche Notwendigkeit. Der Zufall aber, nicht Gott, wie die Menge glaubt, ist anzunehmen." 39)

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1*) Von Marx korrigiert aus: Hören wir dagegen den - 2*) von Marx korrigiert aus: aufgeführt - 3*) (heimarmene)

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"Es ist ein Unglück, in der Notwendigkeit zu leben, aber in der Notwendigkeit zu leben, ist keine Notwendigkeit. Offen stehen überall zur Freiheit die Wege, viele, kurze, leichte. Danken wir daher Gott, daß niemand im Leben festgehalten werden kann. Zu bändigen die Notwendigkeit selbst, ist gestattet." 40) Ähnliches spricht der Epikureer Vellejus bei Cicero über die stoische Philosophie: "Was soll man von einer Philosophie halten, welcher, wie alten und zwar ungelehrten Vetteln, alles durch das Fatum zu geschehen scheint? ... vom Epikur sind wir erlöst, in Freiheit gesetzt worden." 41) So l e u g n e t Epikur selbst das d i s j u n k t i v e U r t e i l, um keine Notwendigkeit anerkennen zu müssen. 42) Es wird zwar auch vom Demokrit behauptet, er habe den Zufall angewandt; allein von den beiden Stellen, die sich hierüber beim Simplicius finden 43), macht die eine die andere verdächtig, denn sie zeigt offenbar, daß nicht Demokrit die Kategorie des Zufalls gebraucht, sondern Simplicius sie ihm als Konsequenz beigelegt.

Er sagt nämlich: Demokrit gebe von der Weltschöpfung im allgemeinen keinen Grund an; er scheine also den Zufall zum Grunde zu machen. Hier handelt es sich aber nicht um die I n h a l t sb e s t i m m u n g, sondern um die F o r m, die Demokrit mit B e w u ß t s e i n angewandt hat. Ähnlich verhält es sich mit dem Bericht des Eusebius: Demokrit habe den Zufall zum Herrscher des Allgemeinen und Göttlichen gemacht und behauptet, hier geschehe alles durch ihn, während er ihn vom menschlichen Leben und der empirischen Natur ferngehalten, seine Verkünder aber sinnlos gescholten habe. 44) Teils sehen wir hierin eine bloße Konsequenzmacherei des christlichen Bischofs Dionysius, teils, wo das Allgemeine und Göttliche anfängt, hört der demokritische Begriff der Notwendigkeit auf, vom Zufall verschieden zu sein.

Soviel ist also historisch sicher, D e m o k r i t wendet die N o t w e n d i g k e i t, E p i k u r den Z u f a l l an; und zwar verwirft jeder die entgegengesetzte Ansicht mit polemischer Gereiztheit.

D i e H a u p t k o n s e q u e n z d i e s e s U n t e rs c h i e d e s e r s c h e i n t i n d e r E r k l är u n g s w e i s e d e r e i n z e l n e n p h y s is c h e n P h ä n o m e n e.

Die Notwendigkeit erscheint nämlich in der endlichen Natur als r e l a t i v e N o t w e n d i g k e i t, als D e t e rm i n i s m u s. Die relative Notwendigkeit kann nur deduziert werden aus der r e a l e n M ö g l i c h k e i t, d.h. es ist ein Umkreis von Bedingungen, Ursachen, Gründen usw., durch welche sich jene Notwendigkeit vermittelt. Die reale Möglichkeit ist 1*) die Explikation der relativen Notwendigkeit.

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1*) Nach "ist" von Marx gestrichen: gleichsam

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Und sie finden wir vom Demokrit angewandt. Wir führen einige Belege aus Simplicius an.

Wenn einer dürstet und trinkt und gesund wird: so wird Demokrit nicht den Zufall als die Ursache 1*) angeben, sondern das Dürsten. Denn wenn er auch bei der Weltschöpfung den Zufall zu gebrauchen schien: so behauptet er doch, daß dieser im einzelnen von nichts die Ursache 1*) sei, sondern führt auf andere Ursachen zurück. So sei z.B. das Graben die Ursache 1*) des Schatzfindens oder das Wachsen des Ölbaums. 45) Die Begeisterung und der Ernst, mit dem Demokrit jene Erklärungsweise in die Betrachtung der Natur einführt, die Wichtigkeit, die er der Begründungstendenz beilegt, spricht sich naiv 2*) in dem Bekenntnisse aus: "Ich will lieber eine neue Ätiologie finden als die persische Königswürde erlangen!" 46) Epikur steht dem Demokrit wiederum direkt gegenüber. Der Zufall ist eine Wirklichkeit, welche nur den Wert der Möglichkeit hat.

Die a b s t r a k t e M ö g l i c h k e i t aber ist gerade der A n t i p o d e d e r r e a l e n. Die letztere ist beschränkt in scharfen Grenzen, wie der Verstand; die erste schrankenlos, wie die Phantasie. Die reale Möglichkeit sucht die Notwendigkeit und Wirklichkeit ihres Objektes zu begründen; der abstrakten ist es nicht um das Objekt zu tun, das erklärt wird, sondern um das Subjekt, das erklärt. Es soll der Gegenstand nur möglich, denkbar sein. Was abstrakt möglich ist, was gedacht werden kann, das steht dem denkenden Subjekt nicht im Wege, ist ihm keine Grenze, kein Stein des Anstoßes. Ob diese Möglichkeit nun auch wirklich sei, ist gleichgiltig, denn das Interesse erstreckt sich hier nicht auf den Gegenstand als Gegenstand.

Epikur verfährt daher mit einer grenzenlosen Nonchalance in der Erklärung der einzelnen physischen Phänomene.

Näher wird dies aus dem Brief an den Pythokles erhellen, den wir später zu betrachten haben. Hier genüge es, auf sein Verhältnis zu den Meinungen früherer Physiker aufmerksam zu machen. Wo der Auetor De placitis philosophorum und Stobäus die verschiedenen Ansichten der Philosophen über die Substanz der Sterne, die Größe und Figur der Sonne und ähnliches anführen, heißt es immer vom Epikur: Er verwirft keine dieser Meinungen, a l l e k ö n nt e n richtig sein, er halte sich am M ö g l i c h e n. 47) Ja, Epikur p o l e m i s i e r t sogar gegen die verständig bestimmende und eben daher einseitige Erklärungsweise aus realer Möglichkeit.

So sagt Seneca in seinen Quaestiones naturales: Epikur behauptet, alle

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1*) In der Abschrift: Ursach - 2*) nach "Naiv" von Marx gestrichen: auch

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jene Ursachen könnten sein, und versucht dazu noch mehrere andere Erklärungen und t a d e l t diejenigen, die behaupten, irgendeine bestimmte von diesen finde statt, da es gewagt sei, über das, was nur aus Konjekturen zu folgern, apodiktisch zu urteilen.

48) Man sieht, es ist kein Interesse vorhanden, die Realgründe der Objekte zu untersuchen: Es handelt sich bloß um eine Beruhigung des erklärenden Subjekts. Indem alles Mögliche als möglich zugelassen wird, was dem Charakter der abstrakten Möglichkeit entspricht, wird offenbar der Z u f a l l d e s S e i n s nur in den Z u f a l l d e s D e n k e n s übersetzt. Die einzige Regel, die Epikur vorschreibt, "nicht widersprechen dürfe die Erklärung der sinnlichen Wahrnehmung" [41], versteht sich von selbst; denn das Abstrakt-Mögliche besteht eben darin, frei vom Widerspruch zu sein, der also zu verhüten ist. 49) Endlich gesteht Epikur, daß seine Erklärungsweise nur die A t a r a x i e d e s S e l b s t b e w u ß t s e i n s bezwecke, n i c h t d i e N a t u r e r k e n n t n i s a n u n d f ü r s i c h.

50) Wie ganz entgegengesetzt er sich also auch hier zu Demokrit verhalte, bedarf wohl keiner Ausführung mehr.

Wir sehen also beide Männer sich Schritt für Schritt entgegenstehn. Der eine ist Skeptiker, der andere Dogmatiker; der eine hält die sinnliche Welt für subjektiven Schein, der andere für objektive Erscheinung. Derjenige, der die sinnliche Welt für subjektiven Schein hält, legt sich auf empirische Naturwissenschaft und positive Kenntnisse und stellt die Unruhe der experimentierenden, überall lernenden, in die Weite schweifenden Beobachtung dar. Der andere, der die erscheinende Welt für real hält, verachtet die Empirie; die Ruhe des in sich befriedigten Denkens, die Selbständigkeit, die ex principio interno 1*) ihr Wissen schöpft, sind in ihm verkörpert. Aber noch höher steigt der Widerspruch.

Der S k e p t i k e r und E m p i r i k e r, der die sinnliche Natur für subjektiven Schein hält, betrachtet sie unter dem Gesichtspunkte der N o t w e n d i g k e i t und sucht die reale Existenz der Dinge zu erklären und zu fassen. Der P h i l o s o p h und D o g m a t i k e r dagegen, der die Erscheinung für real hält, sieht überall nur Z u f a l l; und seine Erklärungsweise geht vielmehr dahin, alle objektive Realität der Natur aufzuheben. Es scheint eine gewisse Verkehrtheit in diesen Gegensätzen zu liegen.

Kaum aber kann man noch vermuten, daß diese Männer, in allem sich widersprechend, einer und derselben Lehre anhangen werden. Und doch scheinen sie aneinander gekettet.

Ihr Verhältnis im allgemeinen zu fassen, ist die Aufgabe des nächsten Abschnitts. 2*)

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1*) aus einem inneren Prinzip - 2 die im Inhaltsverzeichnis aufgeführten Kapitel IV und V sind in der vorliegenden Kopie nicht enthalten

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ZWEITER TEIL

Über die Differenz der demokritischen und epikureischen Physik im einzelnen

ERSTES KAPITEL

Die Deklination des Atoms von der geraden Linie

Epikur nimmt eine d r e i f a c h e Bewegung der Atome im Leeren an. 1) Die eine Bewegung ist die des F a l l s i n g e r a d e r L i n i e; die andere entsteht dadurch, daß das Atom v o n d e r g e r a d e n L i n i e a b w e i c h t; und die dritte wird gesetzt durch die R e p u l s i o n d e r v i e l e n A t o m e. Die Annahme der ersten und letzten Bewegung hat Demokrit mit dem Epikur gemein, die Deklination des Atoms von der geraden Linie unterscheidet ihn von demselben. 2) Über diese deklinierende 1*) Bewegung ist viel gescherzt worden.

Cicero vor allen ist unerschöpflich, wenn er dies Thema berührt.

So heißt es unter anderm bei ihm: "Epikur behauptet, die Atome würden durch ihr Gewicht abwärts getrieben in gerader Linie; diese Bewegung sei die natürliche der Körper. Dann aber fiel es auf, daß, wenn alle von oben nach unten getrieben würden, nie ein Atom das andere treffen könne. Der Mann nahm daher zu einer Lüge seine Zuflucht. Er sagte, das Atom weiche ganz wenig aus, was aber durchaus unmöglich ist. Daher entständen Komplexionen, Kopulationen und Adhäsitationen der Atome unter sich und aus diesen die Welt und alle Teile der Welt und was in ihr ist. Außer dem, daß diese ganze Sache knabenhaft fingiert ist, erreicht er nicht einmal, was er will." 3) Eine andere Wendung finden wir bei Cicero im 1. Buch der Schrift "Über die Natur der Götter": "Da Epikur einsah, daß, wenn die Atome durch ihr eigenes Gewicht abwärts getrieben würden, nichts in unserer Gewalt stände, weil ihre Bewegung bestimmt und notwendig ist: erfand er ein Mittel, der Notwendigkeit zu entgehen, was dem Demokrit entgangen war. Er sagt, das Atom, obgleich es durch Gewicht und Schwere von oben nach unten getrieben wird, weiche ein klein wenig aus. Dies zu behaupten ist schmählicher als das, was er will, nicht verteidigen zu können." 4)

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1*) Von Marx korrigiert aus: letzte

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Ähnlich urteilt Pierre Bayle: "Avant lui" (c.-à-d. Epicure) "on n'avait admis dans les atomes que le mouvement de pesanteur, et celui de réflexion. [... ] Epicure supposa que même au milieu du vide, les atomes déclinaient un peu de la ligne droite, et de là venait la liberté, disait-il... Remarquons en passant que ce ne fut [pas] le seul motif qui le porta à inventer ce mouvement de déclinaison, il le fit servir aussi à expliquer la rencontre des atomes; car il vit bien qu'en supposant qu'ils se mouvaient [tous] avec une égale vitesse par des lignes droites qui tendaient toutes de haut en bas, il ne ferait jamais comprendre qu'ils eussent pu se rencontrer, et qu'ainsi la production du monde aurait été impossible. Il fallut donc [...] qu'ils s'écartaient de la ligne droite." 5) 1*) Ich lasse einstweilen die Bündigkeit dieser Reflexionen dahingestellt. Soviel wird jeder im Vorbeigehen bemerken können, daß der neuste Kritiker des Epikur, Schaubach, den Cicero falsch aufgefaßt hat, wenn er sagt: "Die Atome würden alle durch die Schwere abwärts, also nach physischen Gründen parallel getrieben, bekämen aber durch gegenseitiges Abstoßen 2*) eine andere Bewegung 3*), nach Cicero (de nat. deor. I, 25 [, 69]) eine schräge Bewegung durch zufällige Ursachen, und zwar von Ewigkeit her." 6) Cicero macht in der angeführten Stelle erstens nicht das Abstoßen zum Grund der schrägen Richtung, sondern vielmehr die schräge Richtung zum Grund des Abstoßens. Zweitens spricht er nicht von zufälligen Ursachen, sondern tadelt vielmehr, daß gar keine Ursachen angegeben werden, wie es denn an und für sich widersprechend wäre, zugleich das Abstoßen und nichtsdestoweniger zufällige Ursachen als Grund der schrägen Richtung anzunehmen.

Höchstens könnte denn noch von zufälligen Ursachen des Abstoßens, nicht aber der schrägen Richtung die Rede sein.

Eine Sonderbarkeit in Ciceros und Bayles Reflexionen ist übrigens zu augenfällig, um sie nicht sogleich hervorzuheben. Sie schieben nämlich dem Epikur Beweggründe unter, von denen der eine den andern aufhebt.

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1*) "Vor ihm" (d.h. vor Epikur) "hatte man in den Atomen nur die Bewegung der Schwere und der Repulsion gelten lassen. [...] Epikur nahm an, daß selbst im leeren Raum die Atome ein wenig von der geraden Linie abwichen; und daher käme die Freiheit, sagt er... Nebenbei bemerkt, das war nicht das einzige Motiv, das ihn bewog, die Deklinationsbewegung zu erfinden; sie diente ihm auch dazu, das Zusammentreffen der Atome zu erklären, denn er sah wohl, daß mit der Annahme, die Atome bewegten sich [alle] mit gleicher Geschwindigkeit in geraden Linien, die alle von oben nach unten liefen, er niemals begreiflich machen würde, daß sie hätten zusammentreffen können und daß somit die Entstehung der Welt unmöglich gewesen wäre. Es war also notwendig [...], daß sie von der geraden Linie abwichen." (Dieses Zitat hat der Kopist fehlerhaft abgeschrieben; der französische Text wird deshalb nach der Ausgabe: Rotterdam 1720, Tome II, p. 1085, aber in moderner Rechtschreibung, wiedergegeben.) - 2*) bei Schaubach (S. 549): Anstoßen (ictu) - 3*) bei Schaubach: Richtung

<280>

Einmal soll Epikur die Deklination der Atome annehmen, um die Repulsion, das andere Mal, um die Freiheit zu erklären. Treffen sich aber die Atome nicht ohne Deklination: so ist die Deklination zur Begründung der Freiheit überflüssig; denn das Gegenteil der Freiheit beginnt, wie wir aus Lukrez 7) ersehen, erst mit dem deterministischen und gewaltsamen Sich-Treffen der Atome. Treffen sich aber die Atome o h n e Deklination, so ist sie zur Begründung der Repulsion überflüssig. Ich sage, dieser Widerspruch entsteht, wenn die Gründe der Deklination des Atoms von der geraden Linie so äußerlich und zusammenhangslos aufgefaßt werden, wie es von Cicero und Bayle geschieht. Wir werden bei Lukrez, der überhaupt von allen Alten die epikureische Physik allein begriffen hat, eine tiefere Darstellung finden.

Wir wenden uns jetzt zur Betrachtung der Deklination selbst.

Wie der Punkt in der Linie aufgehoben ist: so ist jeder fallende Körper in der geraden Linie aufgehoben, die er beschreibt. Hier kömmt es gar nicht auf seine spezifische Qualität an. Ein Apfel beschreibt beim Fall so gut eine senkrechte Linie als ein Stück Eisen. Jeder Körper, sofern er in der Bewegung des Falls aufgefaßt wird, ist also nichts als ein sich bewegender Punkt, und zwar ist er ein unselbständiger Punkt, der in einem gewissen Dasein - der geraden Linie, die er beschreibt - seine Einzelheit aufgibt. Aristoteles bemerkt daher mit Recht gegen die Pythagoreer: "Ihr sagt, die Bewegung der Linie sei die Fläche, die des Punktes die Linie; also werden auch die Bewegungen der Monaden Linien sein." 8) Die Konsequenz hiervon sowohl bei den Monaden als den Atomen wäre also, da sie in steter Bewegung sind 9), daß weder Monade noch Atom existieren, sondern vielmehr in der geraden Linie untergehen; denn die Solidität des Atoms ist noch gar nicht vorhanden, sofern es nur als in gerader Linie fallend aufgefaßt wird. Zunächst, wenn die Leere als räumliche Leere vorgestellt wird, ist das Atom die unmittelbare Negation des abstrakten Raums: also ein räumlicher Punkt. Die Solidität, die Intensivität, die sich gegen das Außereinander des Raums in sich behauptet, kann nur durch ein Prinzip hinzukommen, das den Raum seiner ganzen Sphäre nach negiert, wie es in der wirklichen Natur die Zeit ist. Außerdem, wollte man dies selbst nicht zugeben, ist das Atom, soweit seine Bewegung gerade Linie ist, rein durch den Raum bestimmt, ihm ein relatives Dasein vorgeschrieben und seine Existenz eine rein materielle. Aber wir haben gesehen, das eine Moment im Begriff des Atoms ist reine Form, Negation aller Relativität, aller Beziehung auf ein anderes Dasein zu sein. Wir haben zugleich bemerkt, daß Epikur beide Momente, die sich zwar widersprechen, die aber im Begriff des Atoms liegen, sich verobjektiviert.

<281>

Wie kann Epikur nun die reine Formbestimmung des Atoms, den Begriff der reinen Einzelheit, der jedes durch anderes bestimmte Dasein negiert, verwirklichen? Da er sich im Feld des unmittelbaren Seins bewegt, so sind alle Bestimmungen unmittelbare. Also werden die entgegengesetzten Bestimmungen als unmittelbare Wirklichkeiten sich entgegengesetzt.

Die r e l a t i v e E x i s t e n z aber, die dem Atom gegenübertritt, d a s D a s e i n, d a s e s z u n e g i e r e n h a t, i s t d i e g e r a d e L i n i e. Die unmittelbare Negation dieser Bewegung ist eine andere Bewegung, also, selbst räumlich vorgestellt, die D e k l i n a t i o n v o n d e r g e r a d e n L i n i e.

Die Atome sind rein selbständige Körper oder vielmehr der Körper, in absoluter Selbständigkeit gedacht, wie die Himmelskörper. Sie bewegen sich daher auch wie diese, nicht in geraden, sondern in schrägen Linien. D i e B e w e g u n g d e s F a l l s i s t d i e B e w e g u n g d e r U n s e l b s t ä n d i g k e i t.

Wenn also Epikur in der Bewegung des Atoms nach gerader Linie die Materialität desselben darstellt, so hat er in der Deklination von der geraden Linie seine Formbestimmung realisiert; und diese entgegengesetzten Bestimmungen werden als unmittelbar entgegengesetzte Bewegungen vorgestellt.

Lukrez behauptet daher mit Recht, daß die Deklination die fati foedera 1*) durchbricht 10); und, wie er dies sogleich auf das Bewußtsein anwendet 11), so kann vom Atom gesagt werden, die Deklination sei das Etwas in seiner Brust, was entgegenkämpfen und widerstehen kann.

Wenn Cicero aber dem Epikur vorwirft:

"Er erreiche nicht einmal das, weswegen er dies erdichtet habe; denn deklinierten alle Atome: so würden sich nie welche verbinden, oder einige würden ausweichen, andere würden durch ihre Bewegung geradeaus getrieben werden. Man müßte vorher also gleichsam den Atomen bestimmte Posten zuweisen, welche geradeaus und welche schräg sich bewegen sollten" 12),

so hat dieser Einwurf darin seine Berechtigung, daß beide Momente, die im Begriff des Atoms liegen, als unmittelbar verschiedene Bewegungen vorgestellt werden, also auch verschiedenen Individuen zufallen müßten; - eine Inkonsequenz, die aber konsequent ist, denn des Atoms Sphäre ist die Unmittelbarkeit.

Epikur fühlt recht gut den Widerspruch, der darin liegt. Er sucht daher die Deklination soviel als möglich u n s i n n l i c h darzustellen. Sie ist

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1*) des Schicksals Bande

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Nec regione loci certa, nec tempore certo 13) 1*),

sie geschieht im möglichst kleinsten Raum 14).

Ferner tadelt Cicero 15) und, nach Plutarch, mehrere Alten 16), daß die Deklination des Atoms o h n e U r s a c h e geschehe; und etwas Schmählicheres, sagt Cicero, kann einem Physiker nicht passieren 17). Allein erstens würde eine physische Ursache, wie sie Cicero will, die Deklination des Atoms in die Reihe des Determinismus zurückwerfen, aus dem sie gerade erheben soll.

D a n n a b e r i s t d a s A t o m n o c h g a r n i c h t v o l l e n d e t, e h e e s i n d e r B es t i m m u n g d e r D e k l i n a t i o n g e s e t z t i s t. Nach der Ursache 2*) dieser Bestimmung fragen heißt also, nach der Ursache 2*) fragen, die das Atom zum Prinzip macht, eine Frage, die offenbar für den sinnlos ist, dem das Atom Ursache von allem, also selbst ohne Ursache ist.

Wenn endlich Bayle 18), auf die Auctorität des Augustinus gestützt 19), nach dem Demokrit den Atomen ein spirituelles Prinzip zugeschrieben hat - eine Auctorität, die übrigens bei dem Gegensatz zu Aristoteles und den andern Alten gänzlich unbedeutend ist -, dem Epikur vorwirft, statt dieses spirituellen Prinzips die Deklination ersonnen zu haben: so wäre im Gegenteil mit der Seele des Atoms bloß ein Wort gewonnen, während in der Deklination die wirkliche Seele des Atoms, der Begriff der abstrakten Einzelheit, dargestellt ist.

Ehe wir die Konsequenz der Deklination des Atoms von der geraden Linie betrachten, ist noch ein höchst wichtiges, bis jetzt gänzlich übersehenes Moment hervorzuheben.

Die Deklination des Atoms von der geraden Linie ist nämlich keine besondere, zufällig in der epikureischen Physik Vorkommende Bestimmung. Das Gesetz, das sie ausdrückt, geht vielmehr durch die ganze epikureische Philosophie hin- durch, so allerdings, wie sich von selbst versteht, daß die Bestimmtheit seiner Erscheinung von der Sphäre abhängig ist, in der es angewandt wird.

Die abstrakte Einzelheit kann nämlich ihren Begriff, ihre Formbestimmung, das reine Fürsichsein, die Unabhängigkeit von dem unmittelbaren Dasein, das Aufgehobensein aller Relativität, nur so betätigen, daß sie v o n d e m D a s e i n , d a s i h r g e g e n ü b e r t r i t t, a b s t r a h i e r t; denn, um es wahrhaft zu überwinden, müßte sie es idealisieren, was nur die Allgemeinheit vermag.

Wie also das Atom von seiner relativen Existenz, der geraden Linie, sich befreit, indem es von ihr abstrahiert, von ihr ausbeugt: so beugt die ganze epikureische Philosophie überall da dem beschränkenden Dasein aus, wo

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1*) Weder bestimmt durch den Ort noch bestimmt durch die Zeit 2*) in der Abschrift: Ursach

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der Begriff der abstrakten Einzelheit, die Selbständigkeit und Negation aller Beziehung auf anderes, in seiner Existenz dargestellt werden soll.

So ist der Zweck des Tuns das Abstrahieren, das Ausbeugen vor dem Schmerz und der Verwirrung, die Ataraxie. 20) So ist das Gute die Flucht vor dem Schlechten 21), so ist die Lust das Ausbeugen vor der Pein 22). Endlich, wo die abstrakte Einzelheit in ihrer höchsten Freiheit und Selbständigkeit, in ihrer Totalität erscheint, da ist konsequenterweise das Dasein, dem ausgebeugt wird, a l l e s D a s e i n; und d a h e r b e u g e n d i e G ö t t e r d e r W e l t a u s und bekümmern sich nicht um dieselbe und wohnen außerhalb derselben. 23) Man hat gespottet über diese Götter des Epikur, die, Menschen ähnlich, in den Intermundien der wirklichen Welt wohnen, keinen Körper, sondern einen Quasikörper, kein Blut, sondern Quasiblut haben 24) und, in seliger Ruhe verharrend, kein Flehen erhören, unbekümmert um uns und die Welt, wegen ihrer Schönheit, ihrer Majestät und ihrer vorzüglichem Natur, keines Gewinnes wegen, verehrt werden.

Und doch sind diese Götter nicht Fiktion des Epikur. Sie haben existiert. E s s i n d d i e p l a s t i s c h e n G ö tt e r d e r g r i e c h i s c h e n K u n s t [42]. Cicero, der Römer, persifliert sie mit Recht20); aber Plutarch, der Grieche, hat alle griechische Anschauung vergessen, wenn er meint, Furcht und Aberglaube hebe diese Lehre von den Göttern auf, Freude und Gunst der Götter gebe sie nicht, sondern sie leihe uns zu ihnen das Verhältnis, das wir zu den hyrkanischen Fischen [16] haben, von denen wir weder Schaden noch Nutzen erwarten 26). Die theoretische Ruhe ist ein Hauptmoment des griechischen Göttercharakters, wie auch Aristoteles sagt: "Was das Beste ist, bedarf keiner Handlung, denn es selbst ist der Zweck." 27) Wir betrachten jetzt die K o n s e q u e n z, die aus der Deklination des Atoms unmittelbar hervorgeht. Es ist in ihr ausgedrückt, daß das Atom alle Bewegung und Beziehung negiert, worin es als ein besonderes Dasein von einem andern bestimmt wird. Es ist dies so dargestellt, daß das Atom abstrahiert von dem Dasein, das ihm gegenübertritt, und sich demselben entzieht. Was aber hierin enthalten ist, seine Negation aller Beziehung auf anderes, muß verwirklicht, positiv gesetzt Werden. Dies kann nur geschehen, indem das Dasein, auf das es sich bezieht, kein anderes als es selbst ist, also ebenfalls ein Atom und, da es selbst unmittelbar bestimmt ist, viele Atome. S o i s t d i e R ep u l s i o n d e r v i e l e n A t o m e d i e n o t w e nd i g e V e r w i r k l i c h u n g d e r l e x a t o m i, w i e L u k r e z die Deklination nennt [43]. Weil hier aber jede Bestimmung als ein besonderes Dasein gesetzt wird: so kömmt die Repulsion als dritte Bewegung zu den frühern hinzu. Mit Recht sagt Lukrez, wenn die Atome nicht zu deklinieren pflegten, wäre weder Gegenschlag noch Treffen derselben

<284>

entstanden und niemals die Welt erschaffen worden. 28) Denn die Atome s i n d s i c h s e l b s t i h r e i n z i g e s O b j e k t, k ö n n e n s i c h n u r a u f s i c h b ez i e h e n, also, räumlich ausgedrückt, sich t r e f f e n, indem jede relative Existenz derselben, in der sie auf anderes sich bezögen, negiert ist; und diese relative Existenz ist, wie wir gesehen haben, ihre ursprüngliche Bewegung, die des Falls in gerader Linie. Also treffen sie sich erst durch Deklination von derselben. Um die bloß materielle Zersplitterung ist es nicht zu tun. 29) Und in Wahrheit: die unmittelbar seiende Einzelheit ist erst ihrem Begriff nach verwirklicht, insofern sie sich auf ein anderes bezieht, das sie selbst ist, wenn auch das andere in der Form unmittelbarer Existenz gegenübertritt. So hört der Mensch erst auf, Naturprodukt zu sein, wenn das andere, auf das er sich bezieht, keine verschiedene Existenz, sondern selbst ein einzeler Mensch ist, ob auch noch nicht der Geist. Daß der Mensch als Mensch sich aber sein einziges wirkliches Objekt werde, dazu muß er sein relatives Dasein, die Macht der Begierde und der bloßen Natur, in sich gebrochen haben. D i e R e p u l s i o n i s t d i e e r s t e F o r m d e s S e l b s t b e w u ß t s e i n s; sie entspricht daher dem Selbstbewußtsein, das sich als Unmittelbar-Seiendes, Abstrakt-Einzeles erfaßt.

In der Repulsion ist also der Begriff des Atoms verwirklicht, wonach es die abstrakte Form, aber nicht minder das Gegenteil, wonach es abstrakte Materie ist; denn das, auf das es sich bezieht, sind zwar Atome, aber andere Atome. V e r h a l t e i c h m i c h a b e r z u m i r s e l b s t a l s z u e i n e m U n m i t t e l b a r - A n d e r e n, s o i s t m e i n V e r h a l t e n e i n m a t e r i e l l e s. Es ist die höchste Äußerlichkeit, die gedacht werden kann. In der Repulsion der Atome ist also die Materialität derselben, die im Fall nach gerader Linie, und die Formbestimmung derselben, die in der Deklination poniert war, synthetisch vereinigt.

Demokrit im Gegensatz zu Epikur macht zu einer gewaltsamen Bewegung, zu einer Tat der blinden Notwendigkeit, was jenem Verwirklichung des Begriffs des Atoms ist. Schon oben haben wir gehört, als Substanz der Notwendigkeit gebe er den Wirbel (??) 1*) an, der aus dem Repellieren und Aneinanderstoßen der Atome entsteht.

Er faßt also in der Repulsion nur die materielle Seite, die Zersplitterung, die Veränderung, nicht die ideelle, wonach darin alle Beziehung auf anderes negiert und die Bewegung als Selbstbestimmung gesetzt ist. Dies sieht man klar daraus, daß er sich ganz sinnlich einen und denselben Körper durch den leeren Raum in viele geteilt denkt wie Gold, das in Stücke gebrochen ist. 30) Er faßt also kaum das Eins als den Begriff des Atoms.

---1*) (dine)

<>

Mit Recht polemisiert Aristoteles gegen ihn: "Deswegen wäre dem Leukipp und dem Demokrit, die behaupten, immer bewegten sich die ersten Körper im Leeren und im Unendlichen, zu sagen, welcher Art die Bewegung sei, und welche die ihrer Natur adäquate Bewegung.

Denn wenn jedes der Elemente von dem andern durch Gewalt bewegt wird: so ist es doch notwendig, daß jedes auch eine natürliche Bewegung habe, außer welcher die gewaltsame ist; und diese erste Bewegung muß nicht gewaltsam, sondern natürlich sein. Sonst findet der Progreß ins Unendliche statt." 31) Die epikureische Deklination des Atoms hat also die ganze innere Konstruktion des Reichs der Atome verändert, indem durch sie die Bestimmung der Form geltend gemacht und der Widerspruch, der im Begriff des Atoms liegt, verwirklicht ist. Epikur hat daher zuerst, wenn auch in sinnlicher Gestalt, das Wesen der Repulsion erfaßt, während Demokrit nur ihre materielle Existenz gekannt hat.

Wir finden daher auch 1*) konkretere Formen der Repulsion von Epikur angewandt; im Politischen ist es der V e r t r a g 32), im Sozialen die F r e u n d s c h a f t 33), die als das Höchste gepriesen wird. 2*)

ZWEITES KAPITEL

Die Qualitäten des Atoms

Es widerspricht dem Begriff des Atoms, Eigenschaften zu haben; denn, wie Epikur sagt, jede Eigenschaft ist veränderlich, die Atome aber verändern sich nicht. 1) Allein es ist nichtsdestoweniger e i n e n o t w e n d i g e K o n s e q u e n z, ihnen dieselben beizulegen. Denn die vielen Atome der Repulsion, die durch den sinnlichen Raum getrennt sind, müssen notwendig u nm i t t e l b a r v o n e i n a n d e r u n d v o n i h r e m r e i n e n W e s e n v e r s c h i e d e n s e i n, d. h.

Q u a l i t ä t e n besitzen.

Ich nehme daher in der folgenden Entwickelung gar keine Rücksicht auf Schneiders und Nürnbergers Behauptung, "Epikur habe den Atomen keine Qualitäten beigelegt, die §§ 44 und 54 in dem Brief an Herodot bei Diogenes Laertius seien untergeschoben". Wäre wirklich an dem, wie wollte man die Zeugnisse des Lukrez, des Plutarch, ja aller Schriftsteller, die über Epikur berichten, entkräften? Dazu erwähnt Diogenes Laertius die Qualitäten des Atoms nicht in zwei, sondern in zehn Paragraphen,

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1*) Nach "auch" von Marx gestrichen: die höheren - 2*) dieser in der Absatz von Marx hinzugefügt

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nämlich den §§ 42, 43, 44, 54, 55, 56, 57, 58, 59 und 61. Der Grund, den jene Kritiker angeben, "sie wüßten die Qualitäten des Atoms mit seinem Begriff nicht zu vereinigen", ist sehr seicht.

[44] Spinoza sagt, die Ignoranz sei kein Argument. [45] Wollte jeder die Stellen, die er in den Alten nicht versteht, ausstreichen, wie bald hätte man tabula rasa!

Durch die Qualitäten erhält das Atom eine Existenz, die seinem Begriff widerspricht, wird es als e n t ä u ß e r t e s, v o n s e i n e m W e s e n u n t e r s c h i e d e n e s D as e i n gesetzt. Dieser Widerspruch ist es, der das Hauptinteresse des Epikur bildet. Sobald er daher eine Eigenschaft poniert und so die Konsequenz der materiellen Natur des Atoms gezogen hat: kontraponiert er zugleich Bestimmungen, welche diese Eigenschaft in ihrer eigenen Sphäre wieder vernichten und dagegen den Begriff des Atoms geltend machen. E r b e s t i m m t d ah e r a l l e E i g e n s c h a f t e n s o, d a ß s i e s i c h s e l b s t w i d e r s p r e c h e n. Demokrit dagegen betrachtet nirgends die Eigenschaften in bezug auf das Atom selbst, noch verobjektiviert er den Widerspruch zwischen Begriff und Existenz, der in ihnen liegt. Vielmehr geht sein ganzes Interesse darauf, die Qualitäten in bezug auf die konkrete Natur, die aus ihnen gebildet werden soll, darzustellen. Sie sind ihm bloß Hypothesen zur Erklärung der erscheinenden Mannigfaltigkeit.

Der Begriff des Atoms hat daher nichts mit ihnen zu schaffen.

Um unsere Behauptung zu erweisen, ist es zuvörderst nötig, uns mit den Quellen zu verständigen, die sich hier zu widersprechen scheinen.

In der Schrift De placitis philosophorum heißt es: "Epikur behauptet, den Atomen komme dies Dreifache zu: Größe, Gestalt, Schwere. Demokrit nahm nur zweierlei an: Größe und Gestalt; Epikur setzte diesen als Drittes die Schwere hinzu." 2) Dieselbe Stelle findet sich, wörtlich wiederholt, in der Praeparatio evangelica des Eusebius. 3) Sie wird bestätigt durch das Zeugnis des Simplicius 4) und Philoponus 5), nach dem Demokrit den Atomen nur den Unterschied der Größe und der Gestalt zugeteilt hat. Direkt entgegen steht Aristoteles, der im I. Buch De generatione et corruptione den Atomen des Demokrit verschiedenes Gewicht beilegt. 6) An einer andern Stelle (im 1. Buch De coelo) läßt Aristoteles unentschieden, ob Demokrit den Atomen Schwere beigelegt habe oder nicht; denn er sagt: "So wird keiner der Körper absolut leicht sein, wenn alle Schwere haben; wenn aber alle Leichtigkeit haben, wird keiner schwer sein." 7) Ritter in seiner "Geschichte der alten Philosophie" verwirft, auf das Ansehen des Aristoteles sich stützend, die Angaben bei Plutarch, Eusebius und Stobäus 8); die Zeugnisse des Simplicius und Philoponus berücksichtigt er nicht.

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Wir wollen zusehen, ob sich jene Stellen wirklich so sehr widersprechen. In den angeführten Zitaten spricht Aristoteles von den Qualitäten des Atoms nicht ex professo. Dagegen heißt es im 7.

Buch der "Metaphysik": "Demokrit setzt drei Unterschiede der Atome. Denn der zugrunde liegende Körper sei der Materie nach einer und derselbe; er sei aber unterschieden durch den ?? 1*), das die Gestalt, durch die ?? 2*), das die Lage, oder durch die ?? 3*), das die Ordnung bedeutet." 9) Soviel folgt sogleich aus dieser Stelle. 4*) Die Schwere wird nicht als eine Eigenschaft der demokritischen Atome erwähnt. Die zersplitterten, durch die Leere auseinandergehaltenen Stücke der Materie müssen besondere Formen haben, und diese werden ganz äußerlich aus der Betrachtung des Raumes aufgenommen. Noch deutlicher geht dies aus folgender Stelle des Aristoteles hervor: "Leukipp und sein Genosse Demokrit sagen, die Elemente seien das Volle und das Leere... Diese seien Grund des Seienden als Materie. Wie nun diejenigen, die eine einzige Grundsubstanz setzen, das andere aus deren Affektionen erzeugen, indem sie das Dünne und das Dichte als Prinzipien der Qualitäten unterstellen: auf dieselbe Weise lehren auch jene, daß die Unterschiede der Atome Ursachen des andern seien; denn das zum Grunde liegende Sein unterscheide sich allein durch ??, ?? und ??...

Es unterscheide sich nämlich A von N durch die Gestalt, AN von NA durch die Ordnung, Z von N durch die Lage." 10) Es folgt aus dieser Stelle evident, daß Demokrit die Eigenschaften der Atome nur in bezug auf die Bildung der Unterschiede der Erscheinungswelt, nicht in bezug auf das Atom selbst betrachtet.

Es folgt ferner, daß Demokrit die Schwere nicht als eine wesentliche Eigenschaft der Atome hervorhebt. Sie versteht sich ihm von selbst, weil alles Körperliche schwer ist. Ebenso ist selbst die Größe nach ihm keine Grundqualität. Sie ist eine akzidentelle Bestimmung, die den Atomen schon mit der Figur gegeben ist. Nur die Verschiedenheit der Figuren - denn weiter ist in Gestalt, Lage, Stellung nichts enthalten - interessieren den Demokrit. Größe, Gestalt, Schwere, indem sie zusammengestellt werden, wie es vom Epikur geschieht, sind Differenzen, welche das Atom an sich selbst hat; Gestalt, Lage, Ordnung [-] Unterschiede, welche ihm in bezug auf ein anderes zukommen. Während wir also bei Demokrit bloße hypothetische Bestimmungen zur Erklärung der Erscheinungswelt finden, wird sich uns bei Epikur die

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1*) (rhysmos) Bewegungsfolge, Rhythmus - 2*) (trope) Richtung, Wendung - 3*) (diathige) Berührung, Zusammentreffen - 4*) der folgende Satz von Marx gestrichen: Demokrit setzt nicht den (Unterschied) Widerspruch zwischen der Qualität des Atoms und seinem Begriff

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Konsequenz des Prinzips selbst darstellen. Wir betrachten daher seine Bestimmungen der Eigenschaften des Atoms im einzelnen.

Erstens haben die Atome G r ö ß e. 11) Andrerseits wird auch die Größe negiert. Sie haben nämlich nicht j e d e Größe 12), sondern es sind nur einige Größenwechsel unter ihnen anzunehmen 13). Ja es ist nur die Negation des Großen ihnen zuzuschreiben, das Kleine 14), und auch nicht das Minimum, denn dies wäre eine rein räumliche Bestimmung, sondern das Unendlichkleine, das den Widerspruch ausdrückt 15). Rosinius in seinen Adnotationen zu den Fragmenten des Epikur übersetzt daher eine Stelle falsch und übersieht die andere gänzlich, wenn er sagt: "Hujusmodi autem tenuitatem atomorum incredibili parvitate arguebat Epicurus, utpote quas nulla magnitudine praeditas ajebat, teste Laertio X, 44." 16) 1*) Ich will nun keine Rücksicht darauf nehmen, daß nach Eusebius erst Epikur unendliche Kleinheit den Atomen zugeschrieben 17), Demokrit aber auch die größten Atome - Stobäus sagt sogar 18), von Weltgröße - angenommen habe.

Einerseits widerspricht dies dem Zeugnis des Aristoteles 19), andrerseits widerspricht Eusebius oder vielmehr der alexandrinische Bischof Dionysius, den er exzerpiert, sich selbst; denn in demselben Buche heißt es, Demokrit habe als Prinzipien der Natur unteilbare, durch die Vernunft anschaubare Körper unterstellt 20). Allein soviel ist klar, Demokrit bringt sich den Widerspruch nicht zum Bewußtsein; er beschäftigt ihn nicht, während er das Hauptinteresse Epikurs bildet.

Die zweite Eigenschaft der epikureischen Atome ist die G e s t a l t. 21) Allein auch diese Bestimmung widerspricht dem Begriff des Atoms, und es muß ihr Gegenteil gesetzt werden. Die abstrakte Einzelheit ist das Abstrakt-sich-Gleiche und daher gestaltlos. Die Unterschiede der Gestalt der Atome sind daher zwar unbestimmbar 22), allein sie sind nicht absolut unendlich 23).

Vielmehr ist es eine bestimmte und endliche Anzahl von Gestalten, durch die die Atome unterschieden werden. 24) Es ergibt sich hieraus von selbst, daß es nicht so viel verschiedene Figuren als Atome gibt 25), während Demokrit unendlich viele Figuren setzt 26). Hätte jedes Atom eine besondere Gestalt, so müßte es Atome von unendlicher Größe geben 27); denn sie hätten einen unendlichen Unterschied, den Unterschied von allen übrigen, an sich, wie die Leibnizischen Monaden. Die Behauptung von Leibniz, daß nicht zwei Dinge sich gleich seien, wird daher umgekehrt; und es gibt unendlich viele Atome von derselben Gestalt 28), womit offenbar die

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1*) "Auf diese Weise aber versuchte Epikur die Feinheit der Atome von unglaublicher Kleinheit zu beweisen, indem er nach dem Zeugnis des Laertius X, 44 sagte, diese hätten keine Größe."

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Bestimmung der Gestalt wieder negiert ist; denn eine Gestalt, die [sich] nicht mehr von anderm unterscheidet, ist nicht Gestalt.

1*) Höchst wichtig ist es endlich 2*), daß Epikur als d r i t t e Qualität die S c h w e r e anführt 29); denn im Schwerpunkt besitzt die Materie die ideale Einzelheit, die eine Hauptbestimmung des Atoms bildet. Sind also die Atome einmal in das Reich der Vorstellung versetzt, so müssen sie auch schwer sein.

Allein die Schwere widerspricht auch direkt dem Begriff des Atoms; denn sie ist die Einzelheit der Materie als ein idealer Punkt, der außerhalb derselben liegt. Das Atom ist aber selbst diese Einzelheit, gleichsam der Schwerpunkt, als eine einzele Existenz vorgestellt. Die Schwere existiert daher für den Epikur nur als verschiedenes Gewicht, und die Atome sind selbst substantielle Schwerpunkte wie die Himmelskörper. Wendet man dies auf das Konkrete an: so ergibt sich von selbst, was der alte Brucker so wunderbar findet 30) und was uns Lukrez versichert 31), nämlich, daß die Erde kein Zentrum hat, nach dem Alles strebt, und daß es keine Antipoden gibt. Da die Schwere ferner nur dem von anderm unterschiedenen, also entäußerten und mit Eigenschaften begabten Atome zukömmt: so versteht es sich, daß, wo die Atome nicht als viele in ihrer Differenz voneinander, sondern nur in Beziehung zur Leere gedacht werden, die Bestimmung des Gewichtes fortfällt. Die Atome, so verschieden sie an Masse und Form sein mögen, bewegen sich daher gleich schnell im leeren Raum. 32) Epikur wendet daher die Schwere auch nur in der Repulsion und den Kompositionen an, die aus der Repulsion hervorgehen, was Veranlassung gegeben hat 3*), zu behaupten, nur die Konglomerationen 4*) der Atome, nicht aber sie selbst, seien mit Schwere begabt.

33) Gassendi lobt schon 5*) den Epikur, daß er, rein durch Vernunft geleitet, die Erfahrung antizipiert habe, wonach alle Körper, obgleich an Gewicht und Last höchst verschieden, dennoch gleich schnell sind, wenn sie von oben nach unten fallen. 34) 6*) Die Betrachtung der Eigenschaften der Atome liefert uns also dasselbe Resultat wie die Betrachtung der Deklination, nämlich, daß Epikur den Widerspruch im Begriff des Atoms zwischen Wesen und Existenz verobjektiviert und so die Wissenschaft der Atomistik geliefert hat, während

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12*) Der folgende Absatz von Marx gestrieben: Epikur hat sich also auch hier den Widerspruch verobjektiviert, während Demokrit, nur die materielle Seite festhaltend, in den weitren Bestimmungen keine Konsequenz des Prinzips mehr erkennen läßt. - 2*) "endlich" von Marx eingefügt - 3*) der folgende Satzteil von Marx gestrichen: sie als Ursache dieser zu betrachten und zu - 4*) "Konglomeration" von Marx in den Plural gesetzt - 5*) "schon" von Marx hinzugesetzt - 6*) der folgende Satz von Marx gestrichen: Wir haben diesem Lobe die Verständigung aus dem Prinzip des Epikur hinzugefügt.

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beim Demokrit keine Realisierung des Prinzips selber stattfindet, sondern nur die materielle Seite festgehalten und Hypothesen zum Behufe der Empirie beigebracht werden.

DRITTES KAPITEL

?? 1*) und ?? 2*)

Schaubach behauptet in seiner schon oben angeführten Abhandlung über die astronomischen Begriffe des Epikur: "Epikur 3*) hat mit Aristoteles 3*) einen Unterschied gemacht zwischen A n f ä n g e n (??, Diogen. Laert. X, 41) und E l e m e n t e n (??, Diogen. Laert. X, 86).

Jene sind die durch den Verstand erkennbaren Atome, erfüllen keinen Raum. 1) Dieselben heißen A t o m e 3*), nicht als die kleinsten Körper, sondern weil sie im Raum nicht geteilt werden können. Nach diesen Vorstellungen sollte man meinen, daß Epikur den Atomen keine Eigenschaften, welche sich auf den Raum beziehen, beigelegt habe. 2) In dem Brief an den Herodot aber (Diogen.

Laert. X, 44. 54 4*)) gibt er den Atomen nicht nur Schwere, sondern auch Größe und Gestalt... Ich rechne daher diese Atome zu der zweiten Gattung, die aus jenen entstanden sind, aber doch wieder als Elementarteilchen der Körper angesehen werden." 3) Betrachten wir uns die Stelle, die Schaubach aus dem Diogenes Laertius [X, 86] zitiert, genauer. Sie heißt: ??, ??, ??, ?? [...]. 5*) Epikur belehrt hier den Pythokles, an den er schreibt, die Lehre von den Meteoren unterscheide sich von allen übrigen physischen Doktrinen, z.B., daß alles Körper und Leeres sei, daß es unteilbare Grundstoffe gebe. Man sieht, es ist hier durchaus kein Grund vorhanden, anzunehmen, es sei von einer sekundären Gattung Atome die Rede. 6*) Vielleicht scheint es, daß die Disjunktion zwischen ??, ?? 7*) und ?? 8*) einen Unterschied

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1*) (atomoi archai) unteilbare Anfänge, Grundstoffe, Prinzipien 2*) (atoma stoicheia) unteilbare Elemente - 3*) Hervorhebung von Marx - 4*) in der Abschrift: 45 - 5*) Z.B. daß das All aus Körpern und unkörperlicher Nitur besteht oder daß es unteilbare Elemente gibt und dergleichen [...]. - 6*) nach "Rede" von Marx gestrichen: Mit demselben Recht und Unrecht könnte man aus dieser Stelle ??, ?? 4*)) [einen Anfang hierfür aber gibt es nicht, denn die Atome sind die Ursache 4)] [schließen, Epikur habe eine d r i t t e Art - ?? [(atoma aitia) ursächliche Atome] - angenommen. - 7*) dem All, das aus Körpern und unkörperlicher Natur besteht - 8*) daß es die unteilbaren Elemente gibt

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zwischen ?? 1*) und ?? poniere, wo denn etwa ?? die Atome der ersten Art im Gegensatz zu den ?? bedeute. Allein daran ist gar nicht zu denken. ?? bedeutet das K ö r p e r l i c h e im Gegensatz zum L e e r e n, das daher auch ?? 2*) heißt 5). In ?? sind daher ebensowohl die Atome als die zusammengesetzten Körper einbegriffen. So wird z.B.

in dem Brief an den Herodot gesagt: ?? ... ??, ?? ... ?? 3*). 6) Epikur spricht also in der obenerwähnten Stelle zuerst vom Körperlichen überhaupt im Unterschied vom Leeren, dann von dem besondern Körperlichen, den Atomen. 4*) Schaubachs Berufung auf den Aristoteles beweist ebensowenig. Der Unterschied zwischen ?? 5*) und ?? 6*), den vorzugsweise die Stoiker urgieren 7*)), findet sich zwar auch bei Aristoteles 8); allein nicht minder gibt er auch die Identität beider Ausdrücke an 9). Er lehrt sogar ausdrücklich, ?? bezeichne vorzugsweise das Atom. 10) Ebenso nennen auch Demokrit und Leukipp das ?? "??" 7*). 11) Bei Lukrez, in den Briefen des Epikur bei Diogenes Laertius, im Kolotes des Plutarch 12), vom Sextus Empiricus 13) werden die Eigenschaften den Atomen selbst beigelegt, weshalb sie eben als sich selbst aufhebend bestimmt wurden.

Wenn es aber für eine Antinomie gilt, daß bloß durch die Vernunft wahrnehmbare Körper mit räumlichen Qualitäten begabt sind: so ist es eine viel größere Antinomie, daß die räumlichen Qualitäten selbst nur durch den Verstand perzipiert werden können. 14) Endlich führt Schaubach zur weitern Begründung seiner Ansicht folgende Stelle des Stobäus [Eclog. phys. I, 17, p. 33, 1-3 = 1, 14, 1f p. 142 W.] an: '?? ... ?? [...] ?? (sc.

??) ??, ??.

8*) Dieser Stelle bei Stobäus könnten noch folgende hinzugefügt

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1*) (soma) Körper, Körperliches - 2*) (asomaton) Unkörperliches 3*) Das All ist Körper... wenn es das nicht gäbe, was wir das Leere, den Raum und die unkörperliche Natur nennen... Von den Körpern sind die einen Zusammensetzungen, die andern das, woraus die Zusammensetzungen bestehen. Diese aber sind unteilbar und unveränderlich... Daher sind die Grundstoffe notwendigerweise von unteilbarer körperlicher Natur - 4*) der folgende Satz von Marx gestrichen: ?? hat daselbst keine andere Bedeutung als die ?? [(atomoi physeis) unteilbare Naturen], von denen gesagt wird, sie seien ?? [(archai) Anfänge, Grundstoffe] in der zuletzt allegierten Stelle. - 5*) (arche) Anfang, Grundstoff - 6*) (stoicheion) Element- 7*) Volle und Leere "Element" - 8*) Epikur [sagt,] die ursprünglichen (d.h. Körper) seien einfach, die aus ihnen zusammengesetzten Körper aber hätten alle Schwere.

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werden, in denen ?? als eine besondere Art Atome erwähnt werden: (Plutarch.) De placit. philosoph. I, 246 [= I,7 p.

882 A] und 249 [= I, 12 p. 883 A] und Stob. Eclog. phys. I[,3], p. 5[,42. 45-47 = I, 1, 29b, p. 38 W.]. 15) Übrigens wird keineswegs in diesen Stellen behauptet, die ursprünglichen Atome seien ohne Größe, Gestalt und Schwere. Es wird vielmehr nur von der Schwere als einem differenten Merkmale der axojxot. apxai und ?? gesprochen. Wir bemerkten aber schon im vorigen Kapitel, daß diese nur bei der Repulsion und den aus ihr entstehenden Konglomerationen angewandt wird.

Mit der Erdichtung der ?? wird auch nichts gewonnen.

Es ist ebenso schwierig, aus den ?? zu den ?? überzugehen, als ihnen direkt Eigenschaften beizulegen.

Nichtsdestoweniger leugne ich nicht durchaus jene Unterscheidung.

Ich leugne nur zwei verschiedene fixe Arten von Atomen. Es sind vielmehr unterschiedene Bestimmungen einer und derselben Art.

Ehe ich diesen Unterschied auseinandersetze, mache ich noch aufmerksam auf eine Manier des Epikur. Er setzt nämlich die verschiedenen Bestimmungen eines Begriffes gern als verschiedene selbständige Existenzen. Wie sein Prinzip das Atom ist, so ist die Weise seines Wissens selbst atomistisch. Jedes Moment der Entwickelung verwandelt sich ihm unter der Hand sogleich in eine fixe, von ihrem Zusammenhang gleichsam durch den leeren Raum getrennte Wirklichkeit; alle Bestimmung nimmt die Gestalt der isolierten Einzelheit an.

Aus folgendem Beispiel wird diese Manier klar werden.

Das Unendliche, ?? 1*) oder die infinitio, wie Cicero übersetzt, wird zuweilen als eine besondere Natur vom Epikur gebraucht; ja gerade in denselben Stellen, in denen wir die ?? als eine fixe zugrunde liegende Substanz bestimmt finden, finden wir auch das ?? verselbständigt. 16) Nun ist aber das Unendliche nach den eigenen Bestimmungen des Epikur weder eine besondere Substanz noch etwas außer den Atomen und dem Leeren, sondern vielmehr eine akzidentelle Bestimmung desselben. Wir finden nämlich drei Bedeutungen des ??.

Erstens drückt das ?? dem Epikur eine Qualität aus, die den Atomen und dem Leeren gemein ist. So bedeutet es die Unendlichkeit des Alls, das unendlich ist durch die unendliche Vielheit der Atome, durch die unendliche Größe des Leeren. 17)

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1*) (to apeiron)

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Das andere Mal ist ?? 1*) die Vielheit der Atome, so daß nicht das Atom, sondern die unendlich vielen Atome dem Leeren entgegengesetzt werden. 18) Endlich, wenn wir vom Demokrit auf den Epikur schließen dürfen, bedeutet ?? auch gerade das Gegenteil, die unbegrenzte Leere, die dem in sich bestimmten und durch sich selbst begrenzten Atom opponiert wird. 19) In allen diesen Bedeutungen - und sie sind die einzigen, sogar die einzig möglichen für die Atomistik - ist das Unendliche eine bloße Bestimmung der Atome und des Leeren. Nichtsdestoweniger wird es zu einer besondern Existenz verselbständigt, so 2*) als eine spezifische Natur neben die Prinzipien gestellt, deren Bestimmtheit es ausdrückt. 3*) Mag daher Epikur selbst die Bestimmung, in der das Atom otovysiov wird, als eine selbständige, ursprüngliche Art Atom fixiert haben, was übrigens, nach der historischen Prävalenz der einen Quelle vor der andern zu schließen, nicht der Fall ist; oder mag Metrodor, der Schüler des Epikur [46], was uns wahrscheinlicher dünkt, erst die unterschiedene Bestimmung in eine unterschiedene Existenz verwandelt haben 20): wir müssen der subjektiven Weise des atomistischen Bewußtseins die Verselbständigung der einzelen Momente zuschreiben. Dadurch, daß man verschiedenen Bestimmungen die Form verschiedener Existenz verleiht, hat man ihren Unterschied nicht begriffen.

Das Atom hat dem Demokrit nur die Bedeutung eines ??, eines materiellen Substrats. Die Unterscheidung zwischen dem Atom als ?? und ??, als Prinzip und Grundlage, gehört dem Epikur. Ihre Wichtigkeit wird aus folgendem erhellen.

Der Widerspruch zwischen Existenz und Wesen, zwischen Materie und Form, der im Begriff des Atoms liegt, ist am einzelnen Atom selbst gesetzt, indem es mit Qualitäten begabt wird. Durch die Qualität ist das Atom seinem Begriff entfremdet, zugleich aber in seiner Konstruktion vollendet. Aus der Repulsion und den damit zusammenhängenden Konglomerationen der qualifizierten Atome entsteht nun die erscheinende Welt.

Bei diesem Übergange aus der Welt des Wesens in die Welt der Erscheinung erreicht offenbar der Widerspruch im Begriff des Atoms seine grellste Verwirklichung. Denn das Atom ist seinem Begriff nach die absolute, wesentliche Form der Natur. D i e s e a bs o l u t e F o r m i s t j e t z t z u r a b s o l u t e n M a t e r i e, z u m f o r m l o s e n S u b s t r a t d e r e r s c h e i n e n d e n W e l t d e g r a d i e r t.

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1*) (apeirja) Unendlichkeit - 2*) von Marx korrigiert aus: sogar - 3*) der folgende Satz von Marx gestrichen: Dies Beispiel ist überzeugend.

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Die Atome sind zwar Substanz der Natur 21), aus der alles sich erhebt, in die alles sich auflöst 22); aber die stete Vernichtung der erscheinenden Welt kömmt zu keinem Resultat. Es bilden sich neue Erscheinungen; das Atom selbst aber bleibt immer als Bodensatz zugrunde liegen. 23) Soweit also das Atom seinem reinen Begriff nach gedacht wird, ist der leere Raum, die vernichtete Natur, seine Existenz; soweit es zur Wirklichkeit fortgeht, sinkt es zur materiellen Basis herab, die, Träger einer Welt von mannigfaltigen Beziehungen, nie anders als in ihr gleichgiltigen und äußerlichen Formen existiert. Es ist dies eine notwendige Konsequenz, weil das Atom, als Abstrakt-Einzeles und Fertiges vorausgesetzt, nicht als idealisierende und übergreifende Macht jener Mannigfaltigkeit sich zu betätigen vermag.

Die abstrakte Einzelheit ist die Freiheit vom Dasein, nicht die Freiheit im Dasein. Sie vermag nicht im Licht des Daseins zu leuchten. Es ist dies ein Element, in welchem sie ihren Charakter verliert und materiell wird. Daher tritt das Atom nicht in den Tag der Erscheinung 24) oder sinkt zur materiellen Basis herab, wo es in sie tritt. Das Atom als solches existiert nur in der Leere. So ist der Tod der Natur ihre unsterbliche Substanz geworden; und mit Recht ruft Lukrez [III, 882 Eichst. = 869 Diels]

aus: Mortalem vitam mors [...] immortalis ademit. 1*) Daß aber Epikur den Widerspruch in dieser seiner höchsten Spitze faßt und vergegenständlicht, also das Atom, wo es zur Basis der Erscheinung wird, als ?? vom Atom, wie es im Leeren existiert, als ?? unterscheidet, ist sein philosophischer Unterschied vom Demokrit, der nur das eine Moment vergegenständlicht.

Es ist dies derselbe Unterschied, der in der Welt des Wesens, dem Reich der Atome und des Leeren, den Epikur vom Demokrit trennt.

Da aber erst das qualifizierte Atom das vollendete ist, da erst aus dem vollendeten und seinem Begriff entfremdeten Atom die erscheinende Welt hervorgehen kann: so drückt dies Epikur so aus, daß erst das qualifizierte Atom ?? werde oder erst das ?? mit Qualitäten begabt sei.

VIERTES KAPITEL

Die Zeit

Da im Atom die Materie als reine Beziehung auf sich aller Veränderlichkeit und Relativität enthoben ist: so folgt unmittelbar, daß die Zeit aus dem Begriff des Atoms, der Welt des Wesens, auszuschließen ist. Denn die

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1*) Der unsterbliche Tod hat das sterbliche Leben genommen.

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Materie ist nur ewig und selbständig, insofern von dem zeitlichen Moment in ihr abstrahiert wird. Hierin stimmen auch Demokrit und Epikur überein. Sie differieren aber in der Art und Weise, wie die Zeit, die aus der Welt der Atome entfernt ist, nun bestimmt, wohin sie verlegt wird.

Dem Demokrit hat die Zeit keine Bedeutung, keine Notwendigkeit für das System. Er erklärt sie, um sie aufzuheben. Als ewig wird sie bestimmt, damit, wie Aristoteles 1) und Simplicius 2) sagen, Entstehen und Vergehen, also das Zeitliche, von den Atomen entfernt werde. Sie selbst, die Zeit, biete den Beweis dar, daß nicht alles einen Ursprung, ein Moment des Anfangs haben müsse.

Es ist hierin ein Tieferes anzuerkennen. Der imaginierende Verstand, der die Selbständigkeit der Substanz nicht begreift, fragt nach ihrem zeitlichen Werden. Es entgeht ihm dabei, daß, indem er die Substanz zu einem Zeitlichen, er zugleich die Zeit zu einem Substantiellen macht und damit ihren Begriff aufhebt; denn die absolut gemachte Zeit ist nicht mehr zeitlich.

Allein andrerseits ist diese Lösung unbefriedigend. Die Zeit, aus der Welt des Wesens ausgeschlossen, wird in das Selbstbewußtsein des philosophierenden Subjekts verlegt, berührt aber nicht die Welt selbst.

Anders Epikur. Aus der Welt des Wesens ausgeschlossen, wird ihm die Z e i t z u r a b s o l u t e n F o r m d e r E rs c h e i n u n g. Sie wird nämlich bestimmt als accidens des accidens. Das accidens ist die Veränderung der Substanz überhaupt. Das accidens des accidens ist die Veränderung als in sich reflektierende, der Wechsel als Wechsel. Diese reine Form der erscheinenden Welt ist nun die Zeit. 3) Die Zusammensetzung ist die bloß passive Form der konkreten Natur, die Zeit ihre aktuose Form. Betrachte ich die Zusammensetzung ihrem Dasein nach: so existiert das Atom hinter ihr, im Leeren, in der Einbildung; betrachte ich das Atom seinem Begriff nach: so existiert die Zusammensetzung entweder gar nicht oder nur in der subjektiven Vorstellung; denn sie ist eine Beziehung, in welcher die selbständigen, in sich verschlossenen, gegeneinander gleichsam interesselosen Atome ebensosehr nicht aufeinander bezogen sind. Die Zeit dagegen, der Wechsel des Endlichen, indem er als Wechsel gesetzt wird, ist ebensosehr die wirkliche Form, die die Erscheinung vom Wesen trennt, sie als Erscheinung setzt, als sie in das Wesen zurückführt. Die Zusammensetzung drückt nur die Materialität sowohl der Atome aus als der Natur, die aus ihnen sich erhebt. Die Zeit dagegen ist in der Welt der Erscheinung, was der Begriff des Atoms in der Welt des Wesens ist, nämlich die Abstraktion, Vernichtung und Zurückführung alles bestimmten Daseins in das Fürsichsein.

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Aus diesen Betrachtungen ergeben sich folgende Konsequenzen.

E r s t e n s macht Epikur den Widerspruch zwischen Materie und Form zum Charakter der erscheinenden Natur, die so das Gegenbild der wesentlichen, des Atoms, wird. Dies geschieht, indem dem Raum die Zeit, der passiven Form der Erscheinung die aktive entgegengesetzt wird. Zweitens wird erst bei Epikur die Erscheinung als Erscheinung aufgefaßt, d.h. als eine Entfremdung des Wesens, die sich selbst in ihrer Wirklichkeit als solche Entfremdung betätigt. Bei Demokrit dagegen, dem die Zusammensetzung die einzige Form der erscheinenden Natur ist, zeigt die Erscheinung nicht an sich selbst, daß sie Erscheinung, ein vom Wesen Unterschiedenes ist. Also ihrer Existenz nach betrachtet, wird das Wesen gänzlich mit ihr konfundiert, ihrem Begriff nach gänzlich von ihr getrennt, so daß sie zum subjektiven Schein herabsinkt. Die Zusammensetzung verhält sich gleichgiltig und materiell gegen ihre wesentlichen Grundlagen. Die Zeit dagegen ist das Feuer des Wesens, das die Erscheinung ewig verzehrt und ihr den Stempel der Abhängigkeit und Wesenlosigkeit aufdrückt. E n d l i c h, indem nach Epikur die Zeit der Wechsel als Wechsel, die Reflexion der Erscheinung in sich ist, wird mit Recht die erscheinende Natur als objektiv gesetzt, mit Recht die sinnliche Wahrnehmung zum realen Kriterium der konkreten Natur gemacht, obgleich das Atom, ihr Fundament, nur durch die Vernunft geschaut wird.

Weil nämlich die Zeit die abstrakte Form der sinnlichen Wahrnehmung ist: so ist nach der atomistischen Weise des epikureischen Bewußtseins die Notwendigkeit vorhanden, daß sie als eine besonders existierende Natur in der Natur fixiert werde. Die Veränderlichkeit der sinnlichen Welt nun als Veränderlichkeit, ihr Wechsel als Wechsel, diese Reflexion der Erscheinung in sich, die den Begriff der Zeit bildet, hat ihre gesonderte Existenz in der bewußten Sinnlichkeit. D i e S i n n l i c h k e i t d e s M e n s c h e n i s t a l s o d i e V e r k ö r p e r t e Z e i t , d i e e x i s t i e r e n d e R e f l e x i o n d e r S i n n e n w e l t i n s i c h.

Wie dies aus der Begriffsbestimmung der Zeit bei Epikur unmittelbar sich ergibt, so läßt es sich auch ganz bestimmt im einzelen nachweisen. In dem Briefe des Epikur an den Herodot 4) wird die Zeit so bestimmt, daß sie entstehe, wenn die von den Sinnen perzipierten Akzidenzien der Körper als Akzidenzien gedacht werden.

Die in sich reflektierte Sinnenperzeption ist hier also die Quelle der Zeit und die Zeit selbst. Daher ist nicht nach Analogie die Zeit zu bestimmen noch ein anderes von ihr auszusagen, sondern die Enargie selbst festzuhalten; denn, weil die in sich reflektierte Sinnenperzeption die Zeit selbst ist, ist nicht über sie hinauszugehen.

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Dagegen bei Lukrez, Sextus Empiricus und Stobäus 5) wird das accidens des accidens, die in sich reflektierte Veränderung, als Zeit bestimmt. Die Reflexion der Akzidenzien in der Sinnenperzeption und ihre Reflexion in sich selbst werden daher als eines und dasselbe gesetzt.

Durch diesen Zusammenhang zwischen der Zeit und der Sinnlichkeit erhalten auch die ?? 1*), die ebenso bei Demokrit sich finden, eine konsequentere Stellung.

Die ?? sind die Formen der Naturkörper, die sich als Oberflächen gleichsam von ihnen abhäuten und sie in die Erscheinung tragen. 6) Diese Formen der Dinge strömen beständig von ihnen aus und dringen in die Sinne und lassen eben dadurch die Objekte erscheinen. Im Hören hört daher die Natur sich selbst, im Riechen riecht sie sich selbst, im Sehen sieht sie sich selbst. 7) Die menschliche Sinnlichkeit ist so das Medium, in dem als in einem Fokus die Naturprozesse sich reflektieren und zum Licht der Erscheinung entzünden.

Bei Demokrit ist dies eine Inkonsequenz, da die Erscheinung nur subjektiv ist; bei Epikur eine notwendige Folge, da die Sinnlichkeit die Reflexion der erscheinenden Welt in sich, ihre verkörperte Zeit ist.

Endlich zeigt sich der Zusammenhang der Sinnlichkeit und der Zeit so, d a ß d i e Z e i t l i c h k e i t d e r D i n g e u n d i h r e E r s c h e i n u n g f ü r d i e S i n n e a l s e i n s a n i h n e n s e l b s t g e s e t z t w i r d. Denn eben dadurch, daß die Körper den Sinnen erscheinen, vergehen sie. 8) Indem nämlich die ?? sich beständig von den Körpern abtrennen und in die Sinne strömen, indem sie ihre Sinnlichkeit außer sich als eine andere Natur haben, nicht an sich selbst, also nicht aus der Diremtion zurückkehren: lösen sie sich auf und vergehen.

Wie also das Atom nichts als die Naturform des abstrakten, einzelen Selbstbewußtseins ist: so ist die sinnliche Natur nur das vergegenständlichte empirische, einzele Selbstbewußtsein, und dies ist das sinnliche. Die Sinne sind daher die einzigen Kriterien in der konkreten Natur, wie die abstrakte Vernunft in der Welt der Atome.

FÜNFTES KAPITEL

Die Meteore

Demokrits astronomische Ansichten mögen scharfsinnig sein für den Standpunkt seiner Zeit. Philosophisches Interesse ist ihnen nicht abzugewinnen.

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1*) (eidola) Abbilder

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Weder verlassen sie den Kreis empirischer Reflexion, noch stehen sie in bestimmterem innern Zusammenhang mit der Atomenlehre.

Dagegen Epikurs Theorie von den Himmelskörpern und den mit ihnen zusammenhängenden Prozessen oder von den M e t e o r e n (in welchem einen Ausdruck er dies zusammenfaßt) steht im Gegensatz nicht nur zur Meinung Demokrits, sondern zur Meinung der griechischen Philosophie. Die Verehrung der Himmelskörper ist ein Kultus, den alle griechischen Philosophen feiern. Das System der Himmelskörper ist die erste naive und naturbestimmte Existenz der wirklichen Vernunft. Dieselbe Stellung hat das griechische Selbstbewußtsein im Reich des Geistes. Es ist das geistige Sonnensystem. Die griechischen Philosophen beteten daher in den Himmelskörpern ihren eigenen Geist an.

Anaxagoras selbst, der zuerst den Himmel physisch erklärte und ihn so in einem andern Sinne als Sokrates auf die Erde herabzog, antwortete, als man ihn fragte, wozu er geboren sei: ?? 1*). 1) Xenophanes aber schaute zum Himmel und sagte: Das Eine sei der Gott. 2) Von den Pythagoreern und Plato, von Aristoteles ist die religiöse Beziehung zu den Himmelskörpern bekannt.

Ja, der Anschauung des ganzen griechischen Volks tritt Epikur entgegen.

Es scheint mannigmal, sagt Aristoteles, der Begriff für die Phänomene zu zeugen und die Phänomene für den Begriff. So haben alle Menschen eine Vorstellung von den Göttern und schreiben dem Göttlichen den obersten Sitz zu, sowohl Barbaren als Hellenen, überhaupt alle, so viele an das Dasein der Götter glauben, offenbar das Unsterbliche dem Unsterblichen verknüpfend; denn anders ist es unmöglich. Wenn also ein Göttliches ist - wie es denn wirklich ist: so ist auch unsere Behauptung über die Substanz der Himmelskörper richtig. Es entspricht dies aber auch der sinnlichen Wahrnehmung, um für menschliche Überzeugung zu sprechen. Denn in der ganzen vergangenen Zeit scheint, nach der wechselseitig überlieferten Erinnerung, sich nichts verändert zu haben, weder an dem ganzen Himmel noch an irgendeinem seiner Teile. Auch der Name scheint von den Alten überliefert zu sein bis zur Jetztwelt, indem sie dasselbe annahmen, was auch wir sagen. Denn nicht einmal, nicht zweimal, sondern unendlichmal sind dieselben Ansichten zu uns gelangt. Weil nämlich der erste Körper etwas anderes ist, außer der Erde und dem Feuer und der Luft und dem Wasser: benannten sie den obersten Ort "Äther" von ?? 2*),

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1*) zur Beobachtung von Sonne, Mond und Himmel - 2*) (thein aei) ewig laufen

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die ewige Zeit ihm als Beiname gebend. 3) Den Himmel aber und den obern Ort teilten die Alten den Göttern zu, weil er allein unsterblich ist. Die jetzige Lehre bezeugt aber, daß er unzerstörbar, unentstanden, unteilhaft ist alles sterblichen Mißgeschickes. Auf diese Weise entsprechen zugleich unsere Begriffe der Wahrsagung über den Gott. 4) Daß aber e i n 1*) Himmel ist, ist offenbar. Überliefert ist von den Vorfahren und Alten, zurückgeblieben in der Gestalt des Mythos der Spätem, daß die Himmelskörper Götter sind und daß das Göttliche die ganze Natur umfängt.

Das andere wurde mythisch hinzugetan für den Glauben der vielen, als nützlich für die Gesetze und das Leben. Denn menschenähnlich und einigen der andern Lebendigen ähnlich machen sie die Götter und erdichten dergleichen hiermit Zusammenhängendes und Verwandtes. Wenn jemand hiervon das übrige abtrennt und nur das erste festhält, ihren Glauben, daß die ersten Substanzen Götter seien: so muß er es für göttlich gesagt halten, und daß, nachdem, wie es sich traf, jede mögliche Kunst und Philosophie erfunden und wieder verlorengegangen war, diese Meinungen, Reliquien gleich, auf die Jetztwelt gelangt seien. 5) Epihur dagegen: Zu diesem allen ist das hinzuzudenken, daß die größte Verwirrung der menschlichen Seele dadurch entsteht, daß sie die Himmelskörper für selig und unzerstörbar halten und ihnen entgegengesetzte Wünsche und Handlungen haben und Verdacht schöpfen nach den Mythen. 6) Was die Meteore betrifft, muß man glauben, daß in ihnen Bewegung und Lage und Eklipsis und Aufgang und Niedergang und diesen Verwandtes nicht entsteht, indem Einer regiert und anordnet oder angeordnet hat, der zugleich alle Seligkeit neben der Unzerstörbarkeit besäße. Denn nicht stimmen Handlungen mit der Seligkeit überein, sondern, der Schwäche, der Furcht und dem Bedürfnis am meisten verwandt, geschehen sie. Noch ist zu meinen, daß einige feuerartige Körper, die Seligkeit besitzen, willkürlich diesen Bewegungen sich unterziehen. Stimmt man nun hiermit nicht überein: so bereitet dieser Gegensatz selbst die größte Verwirrung den Seelen. 7) Wenn Aristoteles daher den Alten vorgeworfen hat 2*), sie glaubten, der Himmel bedürfe zu seiner Stütze des Atlas 8), der: ??/??' ??/?? 3*) (Aeschyl. Prometh. v. 348 sqq.),

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1*) Von Marx korrigiert aus: einer der - 2*) "den Alten vorgeworfen hat" von Marx korrigiert aus: die Alten getadelt hat - 3*) in den Abendlanden fern / Da steht und Himmels und der Erde Säulen stützt / Mit seinen Schultern (das griechische Zitat setzte Marx an die Stelle der von ihm gestrichenen lateinischen Übersetzung: Axem humero torquet stellis fulgentibus aptam)

<300>

so tadelt Epikur dagegen die, die glauben, der Mensch bedürfe des Himmels; und den Atlas selbst, auf den sich der Himmel stützt, findet er in der menschlichen Dummheit und dem Aberglauben. Auch die Dummheit und der Aberglaube sind Titanen.

Der ganze Brief des Epikur an den Pythokles handelt von der Theorie der Himmelskörper, die letzte Sektion ausgenommen. Sie beschließt die Epistel mit ethischen Sentenzen. Und passend 1*) werden der Lehre von den Meteoren sittliche Maximen angehängt.

Diese Lehre ist dem Epikur eine Gewissensangelegenheit. Unsere Betrachtung wird sich daher hauptsächlich auf dies Schreiben an den Pythokles stützen. Wir werden es ergänzen aus dem Brief an den Herodot, auf den sich Epikur selbst beim Pythokles beruft. 9) Erstens ist nicht zu glauben, daß ein ander Ziel aus der Erkenntnis der Meteore, werde sie im ganzen oder im besondern gefaßt, sich erreichen lasse als die Ataraxie und feste Zuversicht, wie aus der übrigen Naturwissenschaft. 10) Nicht der Ideologie und der leeren Hypothesen hat unser Leben not, sondern des, daß wir ohne Verwirrung leben. Wie es das Geschäft der Physiologie überhaupt ist, die Gründe des Hauptsächlichsten zu erforschen: so beruht auch hierin die Glückseligkeit in der Erkenntnis der Meteore. An und für sich enthält die Theorie vom Untergang und Aufgang, von der Lage und Eklipsis keinen besondern Grund der Glückseligkeit; nur daß Schrecken die innehat, die dies sehen, ohne seine Natur zu erkennen und seine Hauptursachen. 11) Bis hierher wird nur der Vorrang, den die Theorie der Meteore vor den andern Wissenschaften haben sollte, verneint und sie in dasselbe Niveau gestellt.

Allein die Theorie der Meteore u n t e r s c h e i d e t s i c h a u c h s p e z i f i s c h, sowohl von der Weise der Ethik als der übrigen physischen Probleme, z.B., daß es unteilbare Elemente gibt u.dgl., wo nur eine einzige Erklärung den Phänomenen entspricht. Denn dies findet bei den Meteoren nicht statt. 12) Diese haben keine einfache Ursache der Entstehung und mehr als eine Kategorie des Wesens, welche den Phänomenen entspricht. Denn nicht nach leeren Axiomen und Gesetzen ist die Physiologie zu betreiben. 13) Es 2*) wird stets wiederholt, daß nicht ?? 3*) (einfach, absolut), sondern ?? 4*) (vielfach) die Meteore zu erklären seien. So über Aufgang und Untergang von Sonne und Mond 14), über das Wachsen und Abnehmen des Mondes 15), über den Schein des Gesichts im Monde 16), über den Wechsel der Tag- und Nachtlänge 17) und die übrigen zölestischen Erscheinungen.

Wie soll denn nun erklärt werden?

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1*) "passend" von Marx korrigiert aus: nicht zufällig - 2*) von Marx korrigiert aus: Dies - 43*) (haplos) - 4*) (pollachos)

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Jede Erklärung genügt. Nur der Mythos sei entfernt. Er wird aber entfernt sein, wenn man, den Phänomenen folgend, von ihnen auf das Unsichtbare schließt. 18) An die Erscheinung ist sich festzuhalten, an die sinnliche Wahrnehmung. Die Analogie ist daher anzuwenden. So kann man sich die Furcht wegerklären und sich von derselben befreien, Gründe angebend über Meteore und das übrige, was immer zutrifft und die andern Menschen am meisten bestürzt.

19) Die Masse der Erklärungen, die Vielheit der Möglichkeiten soll nicht nur das Bewußtsein beruhigen und die Gründe der Angst entfernen, sondern zugleich die Einheit, das sich gleiche und absolute Gesetz in den Himmelskörpern selbst negieren. Bald so, bald anders könnten sie sich verhalten; diese gesetzlose Möglichkeit sei der Charakter ihrer Wirklichkeit; alles in ihnen sei unbeständig und unstet. 20) D i e V i e l h e i t d e r E rk l ä r u n g e n s o l l z u g l e i c h d i e E i n h e i t d e s O b j e k t s a u f h e b e n.

Während also Aristoteles in Übereinstimmung mit den andern griechischen Philosophen die Himmelskörper ewig und unsterblich macht, weil sie immer auf dieselbe Weise sich verhalten; während er ihnen selbst ein eigenes, höheres, der Macht der Schwere nicht unterworfenes Element zuschreibt: behauptet Epikur im direkten Gegensatz, gerade umgekehrt verhalte es sich. Dadurch sei die Theorie der Meteore spezifisch unterschieden von aller übrigen physischen Doktrin, daß in ihnen alles mehrfach und ungeregelt geschehe, daß alles in ihnen durch mannigfaltige, unbestimmt viele Gründe zu erklären sei. Ja, erzürnt und heftig eifernd, verwirft er die Gegenmeinung: Die sich an einer Erklärungsweise halten und alle andern ausschließen, die ein Einiges, daher Ewiges und Göttliches in den Meteoren annehmen, verfallen in eitle Erklärerei und den sklavischen Kunststücken der Astrologen; sie überschreiten die Grenzen der Physiologie und werfen sich dem Mythos in die Arme; Unmögliches suchen sie zu vollbringen, und mit Sinnlosem mühen sie sich ab; nicht einmal wissen sie, wo die Ataraxie selbst in Gefahr kömmt. Ihr Geschwätz ist zu verachten. 21) Fern muß man sich halten von dem Vorurteil, als sei die Forschung über jene Gegenstände nicht gründlich und subtil genug, soweit sie nur auf unsere Ataraxie und Glückseligkeit hinzielt. 22) Absolute Norm dagegen ist, daß nichts einer unzerstörbaren und ewigen Natur zukommen kann, was die Ataraxie störe, was Gefahr hervorbringe. Das Bewußtsein muß fassen, daß dies ein absolutes Gesetz ist .23) Epikur schließt also: W e i l d i e E w i g k e i t d e r H i m m e l s k ö r p e r d i e A t a r a x i e d e s S e l b s t b e w u ß t s e i n s s t ö r e n w ü r d e, i s t e s e i n e n o t w e n d i g e , s t r i n g e n l e K o n s e q u e n z , d a ß s i e n i c h t e w i g s i n d.

<302>

Wie ist nun diese eigentümliche Ansicht des Epikur zu begreifen? Alle Auctoren, die über epikureische Philosophie geschrieben, haben diese Lehre als inkohärent mit der übrigen Physik, mit der Atomenlehre, dargestellt. Der Kampf gegen die Stoiker, den Aberglauben, die Astrologie seien zureichende Gründe.

Und wir haben gehört, Epikur selbst unterscheidet die M e t h od e, die in der Theorie der Meteore angewandt wird, von der Methode der übrigen Physik. Allein in welcher Bestimmung seines Prinzips liegt die Notwendigkeit dieser Unterscheidung? Wie kömmt er auf den Einfall? Und nicht nur gegen die Astrologie, gegen die Astronomie selbst, gegen das ewige Gesetz und die Vernunft im Himmelssystem kämpft er an. Endlich der Gegensatz gegen die Stoiker erklärt nichts.

Ihr Aberglaube und ihre ganze Ansicht war schon widerlegt, wenn die zölestischen Körper als zufällige Komplexionen der Atome, ihre Prozesse als zufällige Bewegungen derselben ausgesprochen wurden. Ihre ewige Natur war damit vernichtet, - eine Konsequenz, die aus jener Prämisse zu ziehen Demokrit sich begnügte. 24) Ja, ihr Dasein selbst war damit aufgehoben. 25) Es bedurfte also für den Atomistiker keiner neuen Methode.

Dies ist noch nicht die ganze Schwierigkeit. Eine rätselvollere Antinomie erhebt sich 1*).

Das Atom ist die Materie in der Form der Selbständigkeit, der Einzelheit, gleichsam die vorgestellte Schwere. Die höchste Wirklichkeit aber der Schwere sind die Himmelskörper. In ihnen sind alle Antinomien zwischen Form und Materie, zwischen Begriff und Existenz, die die Entwicklung des Atoms bildeten, gelöst, in ihnen alle Bestimmungen, die gefordert wurden, verwirklicht. Die zölestischen Körper sind ewig und unveränderlich; ihren Schwerpunkt haben sie in sich, nicht außer sich; ihr einziger Akt ist die Bewegung, und, getrennt durch den leeren Raum, beugen sie aus von der geraden Linie, bilden ein System der Repulsion und Attraktion, in dem sie ebensosehr ihre Selbständigkeit bewahren, und erzeugen endlich die Zeit als die Form ihrer Erscheinung aus sich selbst. Die Himmelskörper sind also die wirklich gewordenen Atome. In ihnen hat die Materie in sich selbst die Einzelheit empfangen. Hier also mußte Epikur die höchste Existenz seines Prinzips, den Gipfel und Schlußpunkt seines Systems erblicken. Er gab vor, die Atome zu unterstellen, damit unsterbliche Fundamente der Natur zugrunde lägen. Er gab vor, daß es ihm um die substantiale Einzelheit der Materie zu tun sei. Wo er aber die Realität

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1*) Nach "sich" von Marx gestrichen: die man bisher nicht geahnt hat

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seiner Natur - denn er kennt keine andere als die mechanische vorfindet, die selbständige, unzerstörbare Materie, in den Himmelskörpern, deren Ewigkeit und Unveränderlichkeit der Glaube der Menge, das Urteil der Philosophie, das Zeugnis der Sinne bewies: da ist es sein einziges Streben, in die irdische Vergänglichkeit sie hinabzuziehen; da wendet er sich eifernd gegen die Verehrer der selbständigen, den Punkt der Einzelheit in sich besitzenden Natur. Dies ist sein größter Widerspruch.

Epikur fühlt daher, daß seine frühern Kategorien hier zusammenbrechen, daß die Methode seiner Theorie 1*) eine andere wird. Und es ist die t i e f s t e E r k e n n t n i s seines Systems, die durchgedrungenste Konsequenz, daß er dies fühlt und bewußt ausspricht.

Wir haben nämlich gesehen, wie die ganze epikureische Naturphilosophie durchströmt ist von dem Widerspruch zwischen Wesen und Existenz, zwischen Form und Materie. I n d e n H i m m e l sk ö r p e r n a b e r i s t d i e s e r W i d e r s p r u c h a u s g e l ö s c h t, sind die widerstreitenden Momente versöhnt. In dem zölestischen System hat die Materie die Form in sich empfangen, die Einzelheit in sich aufgenommen und so ihre Selbständigkeit erreicht. A u f d i e s e m P u n k t a b e r h ö r t s i e a u f, A f f i r m a t i o n d e s a bs t r a k t e n S e l b s t b e w u ß t s e i n s z u s e i n.

In der Welt der Atome, wie in der Welt der Erscheinung, kämpfte die Form mit der Materie; die eine Bestimmung hob die andere auf, und gerade i n d i e s e m W i d e r s p r u c h f ü h l t e d a s a b s t r a k t - e i n z e l n e S e l b s t b ew u ß t s e i n s e i n e N a t u r v e r g e g e n s t ä n dl i c h t. Die abstrakte Form, die mit der abstrakten Materie unter der Gestalt der Materie kämpfte, war e s s e l b s t.

Jetzt aber, wo die Materie sich mit der Form versöhnt hat und verselbständigt ist, tritt das einzele Selbstbewußtsein aus seiner Verpuppung heraus und ruft sich als das wahre Prinzip aus und befeindet die selbständig gewordene Natur.

Nach einer andern Seite hin drückt sich dies so aus: Indem die Materie die Einzelheit, die Form, in sich empfangen, wie es in den zölestischen Körpern der Fall ist, h a t s i e a u fg e h ö r t, a b s t r a k t e E i n z e l h e i t z u s e i n. S i e i s t k o n k r e t e E i n z e l h e i t , A l l g e m e i n h e i t, g e w o r d e n. In den Meteoren glänzt also dem abstrakt-einzelen Selbstbewußtsein seine sachlich gewordene Widerlegung entgegen, - das Existenz und Natur gewordene Allgemeine. Es erkennt daher in ihnen seinen tödlichen Feind. Ihnen schreibt es also, wie Epikur es tut, alle Angst und Verwirrung der Menschen zu; denn die Angst und Auflösung des Abstrakt-Einzelen ist eben das Allgemeine. Hier verbirgt sich also das wahre Prinzip des Epikur, das abstrakt-einzele Selbstbewußtsein, nicht länger. Es tritt hervor aus seinem Versteck, und,

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1*) "Methode seiner Theorie" von Marx korrigiert aus: Theorie seiner Methode

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befreit von materieller Vermummung, sucht es, durch die Erklärung nach abstrakter Möglichkeit - was möglich ist, kann auch anders sein; von dem Möglichen ist auch das Gegenteil möglich - die Wirklichkeit der selbständig gewordenen Natur zu vernichten. Daher die Polemik gegen die, die ?? 1*), d.i. auf eine bestimmte Weise, die Himmelskörper erklären; denn das Eine ist das Notwendige und In-sich-Selbständige.

Solange also die Natur als Atom und Erscheinung das einzele Selbstbewußtsein und seinen Widerspruch ausdrückt, tritt die Subjektivität des letztern nur unter der Form der Materie selbst hervor; wo sie dagegen selbständig wird, reflektiert es sich in sich, tritt es ihr in seiner eigenen Gestalt als selbständige Form gegenüber.

Es war von vornherein zu sagen, daß, wo das Prinzip des Epikur sich verwirklicht, es aufhören werde, Wirklichkeit für ihn zu haben. Denn würde das einzele Selbstbewußtsein realiter unter der Bestimmtheit der Natur oder die Natur unter seiner Bestimmtheit gesetzt: so hätte seine Bestimmtheit, d. h. seine Existenz, aufgehört, da nur das Allgemeine im freien Unterschiede von sich zugleich seine Affirmation wissen kann.

I n d e r T h e o r i e d e r M e t e o r e e rs c h e i n t a l s o d i e S e e l e d e r e p i k u r e is c h e n N a t u r p h i l o s o p h i e. Nichts sei ewig, was die Ataraxie des einzelen Selbstbewußtseins vernichtet. Die Himmelskörper stören seine Ataraxie, seine Gleichheit mit sich, weil sie die existierende Allgemeinheit sind, weil in ihnen die Natur selbständig geworden ist.

Nicht also die Gastrologie des Archestratus, wie Chrysippus meint 26), sondern die Absolutheit und Freiheit des Selbstbewußtseins ist das Prinzip der epikureischen Philosophie, wenn auch das Selbstbewußtsein nur unter der Form der Einzelheit gefaßt wird.

Wird das abstrakt-einzele Selbstbewußtsein als absolutes Prinzip gesetzt: so ist zwar alle wahre und wirkliche Wissenschaft insoweit aufgehoben, als nicht die Einzelheit in der Natur der Dinge selbst herrscht. Allein zusammenstürzt auch alles, was gegen das menschliche Bewußtsein sich transzendent verhält, also dem imaginierenden Verstände angehört. Wird dagegen das Selbstbewußtsein, das sich nur unter der Form der abstrakten Allgemeinheit weiß, zum absoluten Prinzip erhoben: so ist der abergläubischen und unfreien Mystik Tür und Tor geöffnet. Der historische Beweis davon findet sich in der stoischen Philosophie. Das abstrakt-allgemeine Selbstbewußtsein hat nämlich den Trieb in sich, in den Dingen selbst sich zu affirmieren, in denen es nur affirmiert wird, indem es sie negiert.

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1*) (haplos) einfach, absolut

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Epikur ist daher der größte griechische Aufklärer, und ihm gebührt das Lob des Lukrez 27):

Humana ante oculos foede quum vita jaceret, In terreis oppressa gravi sub relligione, Quae caput a coeli regionibus ostendebat, Horribili super aspectu mortalibus instans: Primum Grajus homo mortaleis tollere contra Est oculos ausus, primusque obsistere contra; Quem nec fama Deum nec fulmina nec minitanti Murmure compressit coelum...

Quare relligio pedibus subjecta vicissim Obteritur, nos exaequat victoria coelo. 1*)

Der Unterschied zwischen demokritischer und epikureischer Naturphilosophie, den wir am Schlüsse des allgemeinen Teils aufgestellt, hat sich in allen Sphären der Natur weiterentwickelt und bestätigt gefunden. Bei Epikur ist daher die A t o m i s t i k mit allen ihren Widersprüchen a l s d i e N a t u r w i ss e n s c h a f t d e s S e l b s t b e w u ß t s e i n s, das sich unter der Form der abstrakten Einzelheit absolutes Prinzip ist, bis zur höchsten Konsequenz, welches ihre Auflösung und bewußter Gegensatz gegen das Allgemeine ist, durchgeführt und vollendet. Dem Demokrit dagegen ist das Atom nur der allgemein objektive Ausdruck der empirischen Naturforschung überhaupt. Das Atom bleibt ihm daher reine und abstrakte Kategorie, eine Hypothese, die das Resultat der Erfahrung, nicht ihr energisches Prinzip ist, die daher ebensowohl ohne Realisierung bleibt, wie die reale Naturforschung nicht weiter von ihr bestimmt wird.

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1*) Als vor den Blicken der Menschen das Leben schmachvoll auf Erden / Niedergebeugt von der Last schwerwuchtender Religion war, / Die ihr Haupt aus des Himmels erhabenen Höhen hervorstreckt / Und mit greulicher Fratze die Menschheit furchtbar bedräuet, / Da erkühnte zuerst sich ein Grieche, das sterbliche Auge / Gegen das Scheusal zu heben und kühn sich entgegenzustemmen. / Nicht das Göttergefabel, nicht Blitz und Donner des Himmels / Schreckt' ihn mit ihrem Drohn... / So liegt wie zur Vergeltung die Religion uns zu Füßen / Völlig besiegt, doch uns, uns hebt der Triumph in den Himmel.

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[FRAGMENTE AUS DEM ANHANG]

[Kritik der plutarchischen Polemik gegen Epikurs Theologie]

I. Das Verhältnis des Menschen zu Gott.

[Text nicht mehr vorhanden]

1. Die Furcht und das jenseitige Wesen.

[Text nicht mehr vorhanden]

2. Der Kultus und das Individuum.

[Text nicht mehr vorhanden]

3. Die Vorsehung und der degradierte Gott.

[Text nicht mehr vorhanden]

[II. Die individuelle Unsterblichkeit]

[1. Von dem religiösen Feudalismus. Die Hölle des Pöbels]

Die Betrachtung wird wieder eingeteilt in das Verhältnis ?? 1*), dann der ?? 2*) und endlich der ?? 3*) [17] (S. 1104 [A. c. 25].

l.c.) zu der Lehre von der Fortdauer der Seele. Schon diese Einteilung in feste, qualitative Unterschiede zeigt, wie wenig Plutarch den Epikur versteht, der als Philosoph das wesentliche Verhältnis der menschlichen Seele überhaupt betrachtet.

Für die Ungerechten wird nun wieder die Furcht als Besserungsmittel angeführt und so der Schrecken der Unterwelt für das sinnliche Bewußtsein gerechtfertigt. Wir haben diesen Einwurf schon betrachtet. Indem in der Furcht, und zwar einer inneren, nicht zu erlöschenden Furcht, der Mensch als Tier bestimmt ist, so ist es bei einem Tiere überhaupt gleichgültig, wie es in Schranken gehalten wird.

Wir kommen jetzt zur Ansicht der ?? 4*), obgleich es sich am Ende zeigt, daß wenige davon ausgenommen sind, ja, um eigentlich zu reden, alle, ?? 5*), zu dieser Fahne schwören.

??, ??, ??. S. 1104 [B-C. c. 26], l.c. ??, ??, ??. ??, ??

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1*) (ton adikon kai poneron) der Ungerechten und Schurken 2*) (pollon kai idioton) Masse und Ungebildeten - 3*) (epieikon kai noun echonton) Anständigen und Vernünftigen - 4*) (polloi) Menge, Masse - 5*) (deo legein pantas)

<307>

??, ??, ??... S. 1104[C. c.

26], l.c. [...] ??, ??, ??, ??... ??, ??, ?? ... [S. 1104 E.

c. 26. 27. l.c.] ??, ??, ??, ??, ??. ??, ??, ??' ??. ?? ... ??, ?? '??, ??, ??, ?? [??] ??, ??. S. [1104 E-]1105 [A. c. 27].

l.c. 1*) Der qualitative Unterschied von der vorhergehenden Stufe existiert eigentlich nicht, sondern was früher in der Gestalt der tierischen Furcht erschien, erscheint hier in der Gestalt der menschlichen Furcht, der Gefühlsform. Der Inhalt bleibt derselbe.

_____

1*) Bei der Menge, die ohne Furcht ist vor dem, was im Hades geschieht, erzeugt die mit den Mythen verbundene Hoffnung auf das ewige Leben und der Wunsch des Seins, der älteste aller Triebe und mächtigste, Freude und Glücksgefühl und überwindet jene kindische Furcht. S. 1104. l.c. Also, wer Kinder, Weib und Freunde verliert, wünscht eher, daß sie irgendwo seien und weiterexistieren, wenn es ihnen auch schlecht geht, als daß sie gänzlich hinweggerafft, zugrunde gegangen und zu nichts geworden sind. Gern dagegen hören sie die Worte, "der Sterbende gehe woandershin und wechsle die Wohnstatt" und was sonst deutlich macht, daß der Tod ein Aufenthaltswechsel der Seele sei, nicht eine Zerstörung...

S. 1104. l.c. [...] und bei Ausdrücken wie "es ist aus", "er ist dahin" und "er ist nicht mehr" geraten sie außer sich ... Die aber bereiten ihnen gänzlich den Tod, die sagen: "Einmal nur sind wir Menschen geboren, zweimal kann man nicht geboren werden..." [S. 1104. l.c.] Denn die Gegenwart gilt ihnen wenig, eher noch nichts gegenüber der Ewigkeit, und sie lassen sie verstreichen, ohne sie zu genießen, und sie vernachlässigen Tugend und Tätigkeit, mutlos und sich selbst verachtend wie Eintagsgeschöpfe und unbeständige und zu nichts der Rede wertem entstandene Wesen.

Denn das Empfindungslos- und Aufgelöstsein und die Lehre, das Empfindungslose gehe uns nichts an, beseitigt nicht die Furcht vor dem Tode, sondern wirkt eher als Beweis dafür. Denn gerade das ist es, was die Natur fürchtet,... die Auflösung der Seele in etwas, was weder denkt noch empfindet. Indem Epikur diese zu einer Zerstreuung in leeren Raum und Atome macht, zerstört er die Hoffnung auf die Unsterblichkeit noch mehr, deretwegen, ich möchte fast sagen, alle Menschen b, ­derlei Geschlechts bereit wären, sich vom Cerberus zerfleischen zu lassen und in das Faß [der Danaiden] dauernd [Wasser] zu tragen, um [nur] im Sein zu bleiben und nicht ausgelöscht zu werden. S. [1104 bis] 1105. l.c.

<308>

Es wird uns gesagt, daß der Wunsch des Seins die älteste Liebe ist; allerdings, die abstrakteste und daher älteste Liebe ist die Selbstliebe, die Liebe seines partikularen Seins. Doch das war eigentlich die Sache zu sehr herausgesagt, sie wird wieder zurückgenommen und ein veredlender Glanz um sie geworfen durch den Schein des Gefühls.

Also, wer Weib und Kinder verliert, wünscht eher, daß sie irgendwo seien, wenn es ihnen auch schlecht geht, als daß sie gänzlich aufgehört haben. Wenn es sich bloß um Liebe handelte, so ist das Weib und das Kind des Individuums am reinsten aufbewahrt in seinem Herzen, ein viel höheres Sein als das der empirischen Existenz. Allein die Sache steht anders. Weib und Kind sind als solche bloß in empirischer Existenz, insofern das Individuum, dem sie angehören, selbst empirisch existiert. Daß es sie also lieber irgendwo, in räumlicher Sinnlichkeit, gehe es ihnen auch schlecht, wissen will, als nirgends, heißt weiter nichts, als daß das Individuum das Bewußtsein seiner eigenen empirischen Existenz haben will. Der Mantel der Liebe war bloß ein Schatten, das nude empirische Ich, die Selbstliebe, die älteste Liebe ist der Kern, hat in keine konkretere, idealere Gestalt sich verjüngt.

Angenehmer, meint Plutarch, klingt der Name der Veränderung als des gänzlichen Aufhörens. Allein die Veränderung soll keine qualitative sein, das einzelne Ich in seinem einzelnen Sein soll verharren, der Name ist also bloß die sinnliche Vorstellung dessen, was er ist, und soll das Gegenteil bedeuten. Die Sache soll nicht verändert, sondern nur in einen dunkeln Ort gestellt werden, das Zwischenschieben phantastischer Ferne soll den qualitativen Sprung, und jeder qualitative Unterschied ist ein Sprung, ohne dies Springen keine Idealität, soll ihn verhüllen.

Ferner meint Plutarch, dies Bewußtsein [47]

1. Von dem religiösen Feudalismus. Die Hölle des Pöbels.

[Text nicht mehr vorhanden]

2. Die Sehnsucht der Vielen.

[Text nicht mehr vorhanden]

3. Der Hochmut der Auserwählten.

[Text nicht mehr vorhanden]

<309>

[Neuer Entwurf]

Vorrede [32]

Die Abhandlung, die ich hiemit der Öffentlichkeit übergebe, ist eine alte Arbeit und sollte erst in einer Gesamtdarstellung der epikureischen, stoischen und skeptischen Philosophie ihren Platz finden 1*), an deren Ausführung mich politische und philosophische Beschäftigungen ganz andrer Art jetzt nicht denken lassen.

2*) Es ist erst jetzt die Zeit gekommen, in der man die Systeme der Epikureer, Stoiker und Skeptiker verstehn wird. Es sind die Philosophen des Selbstbewußtseins. Diese Zeilen werden wenigstens klarmachen, wie wenig diese Aufgabe bis jetzt gelöst ist.

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1*) In der Handschrift u.a. gestrichen: Da indes politische wie philosophische Arbeiten von nunmehr unmittelbarem Interesse mich einstweilen verhindern, die Gesamtdarstellung jener Philosophien zu vollenden, da ich nicht weiß, wann die Gelegenheit mich wieder zu diesem Thema zurückführen wird, begnüge ich mich - 2*) in der Handschrift gestrichen: Die epikureische, stoische, skeptische Philosophie, die Philosophien des Selbstbewußtseins wurden ebensosehr von den bisherigen Philosophen als unspekulativ zurückgesetzt, wie von den gelehrten Schulmeistern, die auch Geschichte der Philosophie schreiben, als

<310>

[Anmerkungen [48]]

ERSTER TEIL

Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie im allgemeinen

II. Urteile über das Verhältnis demokritischer und epikureischer Physik

1) Diogen. Laert. X, 4. '??... ?? [??] ?? '?? [??] ??, ?? ('??).

2) Cic. de nat. deor. I, 26[,73]. Quid est in physicis Epicuri non a Democrito? nam etsi quaedam commutavit... tamen pleraque dicit eadem [...].

3) Id. de fin. I, 6 [, 21]. Ita, quae mutat, ea corrumpit; quae sequitur, sunt tota Democriti [...].

Ib. [17. 18.]... in physicis, quibus maxime gloriatur, primum totus est alienus. Democrito adjicit, perpauca mutans, sed ita, ut ea, quae corrigere vult, mihi quidem depravare videatur...

in quibus sequitur Democritum, non fere labitur [...].

4) Plutarch.Colot.(ed. Xyl.) p. 1108 [E. c. 3]. [...] ?? ... ?? [...] ?? '?? ... ??. Cf. ib. p. 1111 [C. c. 8].

5) (Id.) de placit. philosoph. T. V. p. 235 ed. Tauchn. [= I, 3 p. 877 D], '??, '??, ?? [...].

6) Id. Colot. p. 1111, 1112, 1114, 1115, 1117, 1119, 1120 sqq.

7) Clemens Alex, strom. VI. p. 629 [B] ed. Col. [= VI, 2, 27, 4 p. 443 St.]. '?? '?? [...].

8) Id. p. 295 [B-C= I, 11, 50, 5-6 p. 33 St.]. [...] ?? [?] ??, ??, ??, ??, ?? [21] ??, ?? '??, ?? '?? [22] ??, ?? [...], ??[??] ??, ??.

<311>

[Anmerkungen [48]]

ERSTER TEIL

Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie im allgemeinen

II. Urteile über das Verhältnis demokritischer und epikureischer Physik

1) Diogenes Laertius X, 4. Aber auch die Anhänger des Posidonius, des Stoikers, und Nikolaus und Sotion...[haben behauptet], er (Epikur) habe die Lehre des Demokrit von [den] Atomen und die des Aristipp vom Vergnügen für sein Eigentum ausgegeben.

2) Cicero Über die Natur der Götter I, 26. Was wäre wohl in der Physik des Epikur, das nicht dem Demokrit gehörte? Er verändert zwar einiges... das meiste aber spricht er jenem nach [...].

3) Ders. Vom höchsten Gut und Übel I, 6. So verdirbt er das, was er verändert, und das, welchem er folgt, gehört ganz dem Demokrit [...].

Ebd. ... in der Physik, in der er am meisten prahlt, ist er ein vollkommener Fremdling. Das meiste gehört dem Demokrit; wo er von ihm abweicht, wo er verbessern will, da verdirbt und verschlechtert er... wo er Demokrit folgt, macht er in der Regel keine Fehler [...].

4) Plutarch [Gegen] Kolotes (hrsg. von Xylander). S. 1108. [...]

Leonteus... behauptet [...], Demokrit werde von Epikur geehrt, weil er früher zur wahren Lehre sich bekannt weil er früher die Prinzipien der Natur entdeckt habe. Vgl. ebd. S. 1111.

5) (Ders.) Über die Lehrsätze der Philosophen. Bd. V. S. 235 Tauchnitz-Ausg. Epikur, Neokles' Sohn, aus Athen, ein nach Demokrit Philosophierender [...].

6) Ders. Kolotes s. 1111, 1112, 1114, 1115, 1117, 1119, 1120 ff.

7) Clemens Alexandrinus Teppiche VI. S. 629 Kölner Ausg. Aber auch Epikur hat seine Hauptlehren von Demokrit geraubt [...].

8) Ders. S. 295. [...] "Sehet also zu, daß euch niemand beraube durch die Philosophie und lose Verführung nach der Menschen Lehre und nach der Welt Satzungen und nicht nach Christo." [21] Damit will er [d.h. der Apostel Paulus] nicht jegliche Philosophie schlechtmachen, sondern nur die epikureische, die Paulus auch in der Apostelgeschichte erwähnt [22], weil sie die Vorsehung leugnet [...], und außerdem jede andern Philosophie, die [den]

Elementen übermäßige Ehre erwiesen hat, anstatt die schöpferische Urkraft über sie zu stellen, und kein Auge für den Schöpfer hatte.

<312>

9) Sext. Empir. advers. Math. (ed. Col. Allobrog.) [I, 13, p. 54 A-C = I, 273.] '?? '??, ??, ?? [Homer. II. I, 469]

??.

??, ??, '?? [B 11 Diels, Vorsokr.] ??. [13]

??, ??' '?? [II. XXIV, 54] ??, ??.

10) Lettre de [Mr.] Leibniz à Mr. Des Maizeaux, contenant [quelques] éclaircissements sur l'explication etc. [In: Opera omnia.] p. 66 [et 67], V. 2. éd. Dutens.

11) Plutarch. Colot. p. 1111 [A. B. c. 8]. '??, ??, ??, ??. ... ??, ?? ('??) ??. ??, ??, ??, ??.

III. Schwierigkeiten hinsichtlich der Identität demokritischer und epikureischer Naturphilosophie

1) Aristot. de anima I[, 2, 5]. p. 8. (ed. Trendel.) [404a 2729.] '?? (sc. ??) ??, ?? [...].

2) Id. Metaphys. [III sive] IV, 5 [1009b 11-18]. ??, ??, ?? [?'] ??. ??, ??' ??, ??, ?? 1*) ??. '?? '??, ??, ??. ?? '??. 2*)

Übrigens ist in dieser Stelle der "Metaphysik" selbst der Widerspruch ausgesprochen. 3*)

_____

1*) In der Handschrift: ??' - 2*) in der Handschrift stehen die Worte ?? bis ?? zwischen '?? und ??, während der letzte Satz von Marx versehentlich gestrichen ist - 3*) diesen Satz schrieb Marx mit einem entspr.

Verweis auf den linken Rand der Seite

<313>

9) Sextus Empiricus Gegen die Mathematiker (Genfer Ausg.) [S.

54.] Epikur aber wird ertappt, das Beste seiner Lehrsätze von den Dichtern geraubt zu haben. Denn den Satz, daß der äußerste Gipfel der Lust die Befreiung von allem Schmerz sei, hat er, wie sich gezeigt hat, aus einem Vers genommen: "Aber nachdem die Begierde des Tranks und der Speise gestillt war." Den Satz aber, daß der Tod nichts gegen uns vermag, hat ihm Epicharmus eingegeben, der sagt: "Gestorben oder tot zu sein, ist mir einerlei." [13] Ebenso aber hat er auch den Satz, daß die Körper, zur Leiche geworden, empfindungslos seien, aus Homer gestohlen, der schreibt: "Denn unempfindlichen Staub mißhandelt er, tobend vor Unsinn." 10) Brief von Leibniz an Des Maizeaux, enthaltend [einige] Erläuterungen zur Erklärung etc. [In: Sämtliche Werke.] S. 66 f u.

67], Bd. 2. Hrsg. von Dutens.

11) Plutarch Kolotes S. 1111. Demokrit ist daher zu tadeln, nicht weil er die Folgerungen aus seinen Prinzipien gutheißt, sondern weil er Prinzipien aufstellt, die solche Folgerungen haben. ...

Wenn es nun mit dem Nicht-sagen so ist, gesteht er (Epikur) dann nicht, daß er etwas tut, was er schon gewöhnt ist? Denn er hebt die Vorsehung auf und sagt dabei, er lasse die Frömmigkeit bestehen; und er hält des Vergnügens wegen die Freundschaft für erstrebenswert und sagt, "er wolle wegen der Freunde die größten Schmerzen auf sich nehmen"; und er nimmt zwar das All als unendlich an, hebt aber oben und unten nicht auf.

III. Schwierigkeiten hinsichtlich der Identität demokritischer und epikureischer Naturphilosophie

1) Aristoteles Über die Seele I, S. 8. (Hrsg. von Trendelenburg.) Er (d.h. Demokrit) setzt Seele und Verstand als ein und dasselbe; denn das Phänomen sei das Wahre [...].

2) Ders. Metaphysik [III bzw.] IV, 5. Daher denn Demokrit behauptet, entweder nichts sei wahr, oder uns sei es verborgen.

Überhaupt aber mußten diese Denker gerade deshalb, weil sie als Einsicht die Sinneswahrnehmung ansprachen, diese aber für eine Veränderung hielten, zu der Behauptung kommen, daß die Erscheinungen, wie sie uns die Sinneswahrnehmungen bieten, wahr seien.

Aus diesen Gründen sind ja Empedokles, Demokrit und - man möchte sagen - alle anderen jenen Meinungen verfallen. Und Empedokles sagt, daß sich mit der Veränderung unseres Habens auch unsere Einsicht verändere.

Übrigens ist in dieser Stelle der "Metaphysik" selbst der Widerspruch ausgesprochen. 1*)

_____

1*) Diesen Satz schrieb Marx mit einem entspr. Verweis auf den linken Rand der Seite

<314>

2) Diogen. Laert. IX, 72. ?? '??' ??. [...]

?? ... ??, ??' ??.

4) Cf. Ritters Gesch. d. alt. Philos. I. T. S. 579 ff. [2. verb.

Aufl., 1836. S. 619 ff.]

5) Diogen. Laert. IX, [43-]44. ?? (sc. ??) ??' ??, ??.

6) Id. ib. 72. ??, ??, ??.

7) Simplic. in Schol. ad Aristot. (coll. Brandis) p. 488 [a 30-32 = CAG VII p. 295, 12-14], [...] ??' ??, ??' ?? (sc. ??) ??.

P. 514 [a 9-10.10-12 = CAG VII p. 609, 22. 23-24], [...] ?? (sc. ??) ... ??' ??, ??.

8) Plutarch. Colot. p. 1111 [A. c. 8]. [...] ??' ?? (sc. ??) ?? [...].

9) Cf. Aristot. l.c.

10) Diogen. Laert. X, 121 [b Long]. [...] ?? (sc.

??), ??.

11) Plutarch. Colot. p. 1117 [F. c. 19]. ?? '??, ??.

12) Cic. de nat. deor. I, 25[, 70]. [...] omneis sensus veri nuntios dixit (sc. Epicurus) esse [...].

Cf. Id. de fin. I, 7[, 22].

(Plutarch.) de placit. plulosoph. IV. p. 287 [= IV, 8 p. 899 F], '?? [...].

13) Diogen. Laert. X, 31. '?? '??, ??, ?? ... ??' ??. 32. ??, ??' ??. ??.

??' ??. ??.

14) Plutarch. Colot. l.c. [p. 1110 E. F-1111 A. B. c. 8]. ??

?? 1*) ??

?? ... ??, ??, ?? '??. ??; ??

_____

1*) An dieser Stelle eine Lücke in der Xylander-Ausgabe

<315>

3) Diogenes Laertius IX, 72. Aber auch Xenophanes, Zeno der Eleate und Demokrit sind ihnen zufolge Skeptiker. [...] Demokrit [sagt]... ferner: "In Wahrheit wissen wir nichts, denn im Abgrund des Brunnens liegt die Wahrheit." 4) Vgl. Ritters Geschichte der alten Philosophie I.T. S. 579 ff.

[2. verb. Aufl., 1836. S. 619 ff.]

5) Diogenes Laertius IX, [43-]44. Er (d.h. Demokrit) ist folgender Meinung: Die wahrhaften Prinzipien sind die Atome und das Leere; alles andere ist Meinung, Schein.

6) Ders. ebd. 72. Demokrit aber verwirft die Qualitäten, wenn er sagt: "Nur der Meinung nach ist das Kalte, der Meinung nach das Warme, in Wahrheit aber die Atome und das Leere." 7) Simplicius in den Scholien zu Aristoteles (gesammelt von Brandis) S. 488. [...] doch läßt er (d.h. Demokrit) in Wahrheit aus jenen nicht ein Wesen werden; denn es sei ganz und gar töricht, daß zwei oder mehr je eins würden.

S. 514. [...] und daher sagten sie (d.h. Demokrit und Leukipp), weder werde aus dem Einen das Viele noch aus dem Vielen das in Wahrheit untrennbare Eine, sondern durch die Verbindung der Atome scheint jedes eins zu werden.

8) Plutarch Kolotes S. 1111. [...] Atome, die von ihm (d.h. Demokrit) Ideen genannt werden [...].

9) Vgl. Aristoteles a.a.O.

10) Diogenes Laertius X, 121. [...] er (d.h. der Weise) verhalte sich dogmatisch, nicht skeptisch.

u) Plutarch Kolotes S. 1117. Denn es ist einer von Epikurs Grundsätzen, daß niemand von etwas unwiderruflich überzeugt sein könne außer dem Weisen.

12) Cicero Über die Natur der Götter I, 25. [...] "alle Sinne sind Herolde des Wahren", sagte er (d.h. Epikur) [...].

Vgl. Ders. Vom höchsten Gut und Übel I, 7.

(Plutarch) Über die Lehrsätze der Philosophen IV. S. 287. Epikur hält jede Empfindung und jede Einbildung für wahr [...].

13) Diogenes Laertius X, 31. Im Kanon also sagt Epikur, Kriterien der Wahrheit seien die sinnlichen Wahrnehmungen, die Prolepseis und die Affekte; ... Nichts kann die sinnlichen Wahrnehmungen widerlegen. 32. Weder widerlegt die gleichartige Wahrnehmung die gleichartige wegen der gleichen Gültigkeit, noch die ungleichartige die ungle ichartige, denn sie urteilen nicht über dasselbe, noch die eine die andere, denn wir richten uns nach allen, noch der Begriff, denn der Begriff hängt ab von den sinnlichen Wahrnehmungen.

14) Plutarch Kolotes a.a.O. Denn was Demokrit gesagt habe, nur der Meinung nach sei Farbe, der Meinung nach Süßes, der Meinung nach Zusammensetzung, [in Wahrheit aber nur das Leere und] die Atome, sagt er [d.h. Kolotes], [widerspreche] den sinnlichen Wahrnehmungen ... Gegen diesen Satz habe ich zwar nichts einzuwenden, muß aber sagen, daß dies mit den Lehren des Epikur ebenso untrennbar verbunden ist wie nach ihrer eignen Aussage die Gestalt und die Schwere mit dem Atom. Was sagt denn Demokrit? Substanzen unendlich an Zahl, unteilbar

<316>

??, ??, ??, ??, ??. ??, ?? 1*), ??, ??' ??, ??, ?? [??] ??, ??, ??, ??, ?? ... ??. '??, ??, ??, ??. ... ? '??, ??, ?? ...??.

15) Cic. de fin. I, 6[, 20], Sol Democrito magnus videtur, quippe homini erudito in geometriaque perfecto; huic (sc. Epicuro) bipedalis fortasse; tantum enim esse censet, quantus videtur [...].

Cf. (Plutarch.) de placit. philosoph. II. p. 265 [= II, 21 p. 890 C].

16) Diogen. Laert. IX, 37. ??, ?? (sc. ??) ??.

17) Cf. Diogen. Laert. [IX,] § 46[-49].

18) Euseb. Praepar. evang. X. p. 472 [A-B= X, 4, 23-24 Mr.]. ?? 2*) ?? (sc. ??), "??' ??, ??, ?? [??] ??, ?? 3*) ??' ??, ??, ?? '?? [40], ??' ??".

'??, ?? [??] ??.

19) Diogen. Laert. IX, 35. ??, ?? '??, ?? (sc. ??) ??, ??, ??.

?? '??, ??.

20) Cic. Quaest. Tuse. V, 39[, 114]. Democritus, luminibus amissis, ... Atque hic vir, impediri animi etiam aciem adspectu oculorum arbitrabatur, et, quum alii saepe, quod ante pedes esset, non viderent, ille infinitatem [omnem] peregrinabatur, ut nulla in extremitate consisteret.

Id. de fin. V, 27 [= V, 29, 87 Sch.]. [...] Democritus ... qui ... dicitur oculis se privasse, certe ut quam minime animus a cogitationibus abduceretur [...].

_____

1*) In der Handschrift: ??, ?? - 2*) in der Handschrift: ?? . 3*) in der Handschrift: ??

<317>

und unterschiedlich, dazu ohne Qualität und Empfindung, schwirren im leeren Raum zerstreut umher; wenn sie sich aber einander nähern oder zusammentreffen oder sich verketten, so erscheine von dem, was sich dann bilde, das eine als Wasser, das andere als Feuer, das dritte als Pflanze, das vierte als Mensch. Es seien aber alles Atome, die von ihm Ideen genannt werden, und nichts anderes. Denn aus dem Nichtseienden gebe es kein Entstehen, aus dem [Seienden] aber gehe nichts hervor, weil die Atome infolge ihrer Festigkeit weder affiziert noch verändert werden. Daher entstehe weder Farbe aus Farblosem, noch Natur oder Seele aus Qualitätslosem ... Demokrit ist daher zu tadeln, nicht weil er die Folgerungen aus seinen Prinzipien gutheißt, sondern weil er Prinzipien aufstellt, die solche Folgerungen haben ... Epikur sagt aber, er lege zwar die gleichen Prinzipien zugrunde, sage aber nicht, daß es Farbe ... und die andern Qualitäten nur der Meinung nach gebe.

15) Cicero Vom höchsten Gut und Übel I, 6. Die Sonne scheint dem Demokrit groß, weil er ein wissenschaftlicher und in der Geometrie vollendeter Mann ist; diesem (d.h. dem Epikur) etwa von zwei Fuß Größe, denn er urteilt, sie sei so groß, als sie scheint [...]. Vgl. (Plutarch) Über die Lehrsätze der Philosophen II. S.

265.

16) Diogenes Laertius IX, 37. Denn er (d.h. Demokrit) beherrschte nicht nur die Physik und die Ethik, sondern auch die Mathematik und die Kenntnisse, die zur allgemeinen Bildung gehören, wozu noch die volle Bekanntschaft mit den Künsten kam.

17) Vgl. Diogenes Laertius [IX,] § 46[-49].

18) Eusebius Vorbereitung auf das Evangelium X. S. 472. Und irgendwo sagt er (d.h. Demokrit) über sich stolz: "Ich habe von meinen Zeitgenossen den größten Teil der Erde durchirrt, das Entlegenste durchforschend; und die meisten Himmelsstriche und Lande sah ich, und die meisten gelehrten Männer hörte ich; und in der Linienkomposition mit Beweis übertraf mich niemand, auch nicht der Ägypter sogenannte Arsepedonapten [40], bei denen allen ich, schon an die achtzig Jahre alt, zu Gast war." Denn er kam bis nach Babylon und nach Persien und Ägypten, wo er auch bei den ägyptischen Priestern lernte.

19) Diogenes Laertius IX, 35. Demetrius in den ?? 1*) und Antisthenes in den ?? 2*) erzählen, daß er (d.h. Demokrit) gewandert sei nach Ägypten zu den Priestern, um Geometrie zu lernen, und zu den Chaldäern nach Persien, und daß er gekommen zum Roten Meere. Einige behaupten, er sei auch zusammengetroffen mit den Gymnosophisten in Indien und habe Äthiopien betreten.

20) Cicero Tuskulanische Gespräche V, 39. Demokrit, als er das Augenlicht verloren hatte, ... Und dieser Mann war der Ansicht, daß die Schärfe des Geistes sogar durch die Sehkraft der Augen gehindert werde, und während andere oft nicht sahen, was vor den Füßen lag, schweifte jener in das Unendliche [in seiner Gesamtheit], derart, daß er an keinem Ende haltmachte.

Ders. Vom höchsten Gut und Übel V, 27. [...] Demokrit ... der ... wie es heißt, sich selbst des Augenlichtes beraubt habe, sicherlich damit der Geist so wenig wie möglich von seinen Gedanken abgelenkt würde [...].

_____

1*) (homonymois) (Schrift über) gleichnamige (Dichter und Gelehrte) - 2*) 12 (diadochais) (Schrift über die) Aufeinanderfolge (der Philosophenschulen und ihrer Schulhäupter)

<318>

21) Luc. Ann. Senec. Op. II. epist. oct. 1*) [, 7]. p. 24. (ed.

Amstel. 1672.) Adhuc Epicurum replicamus ... Philosophiae servias oportet, ut tibi contingat vera libertas. Non differtur in diem, qui se illi subjecit et tradidit; statim circumagitur. Hoc enim ipsum, philosophiae servire, libertas est.

22) Diogen. Laert. X, 122. ??. ??, ??. '??, ??, ??, ??, ??, ??. ?? [??], ??, ??, ??, ??.

Cf. Clemens Alex. IV. p. 50] [C-D = IV, 8, 69, 2-4 p. 279 St.], 23) Sext. Empir. advers. Math. p. 1 [A-B = I, 1]. ?? [...] ?? '??, ??' ?? '??, ?? [...].

24) Id. [I, 2.] p. 11 [A-B = I, 49], [...] ?? '??, ?? [??] ?? [??] ??.

Id. [I, 13.) p. 54 [A = I, 272]. [...] ?? ... ??, ?? '?? [...].

Cf. Plutarch, de eo, quod sec. Epicur. non beate vivi poss. p.

1094 [D-E. c. 12].

25) Cic. de fin. I, 21[, 72], Non ergo Epicurus ineruditus, sed ii indocti, qui, quae pueros non didicisse turpe est, ea putent usque ad senectutem esse discenda.

26) Diogen. Laert. X, 13. ?? (sc. '??) '??, ??' ??, ?? [49] ??.

Cic. de nat. deor. I, 26[, 72]. [...] quum quidem gloriaretur (sc. Epicurus), [...] se magistrum habuisse nullum, quod et non praedicanti tamen facile [...] crederem [...].

27) Senec. epist. 52[, 3], p. [176 et] 177. Quosdam, ait Epicurus, ad veritatem sine ullius 2*) adjutono contendere; ex iis se fecisse sibi ipsum viam. Hos maxime laudat, quibus ex se impetus fuit, qui se ipsi protulerunt. Quosdam indigere ope aliena, non ituros, si nemo praecesserit, sed bene secuturos. Ex his Metrodorum ait esse. Egregium hoc quoque, sed secundae sortis ingenium.

28) Diogen. Laert. X, 10. Kal ?? '??, ??, ?? '??, ??, ??, ?? '??.

29) Id. X, 15. ??,

_____

1*) In der Handschrift: art. - 2*) in der Handschrift: ullo

<319>

21) Lucius Annaeus Seneca Werke II. Brief 8. S.24. (Amsterdamer Ausg. 1672.) Noch immer sitze ich über dem Epikur ... "Der Philosophie mußt du dienen, damit dir die wahre Freiheit zufalle.

Nicht zu harren braucht der, der sich ihr unterwarf und übergab; sogleich wird er emanzipiert. Denn dies selbst, der Philosophie dienen, ist Freiheit." 22) Diogenes Laertius X, 122. Weder der Jüngling zögere zu philosophieren, noch lasse ab der Greis vom Philosophieren. Denn keiner ist zu unreif, keiner zu überreif, um an der Seele zu gesunden. Wer aber sagt, entweder noch nicht da sei die Zeit des Philosophierens oder vorübergegangen sei sie, der ist ähnlich dem, der behauptet, zur Glückseligkeit sei noch nicht die Stunde, oder sie sei nicht mehr. Es gilt also zu philosophieren für alt und jung, auf daß [der eine] auch im Alter noch jung bleibe auf Grund des Guten, das ihm durch des Schicksals Gunst zuteil geworden, der andere aber jung und alt zugleich sei dank der Furchtlosigkeit vor der Zukunft. Vgl. Clemens Alexandrinus IV. S.

501.

23) Sextus Empiricus Gegen die Mathematiker S. 1. Den Widerspruch gegen die Vertreter der Wissenschaft scheinen die Epikureer und die Anhänger des Pyrrho gemeinsam zu vertreten, aber nicht aus derselben Einstellung heraus, die Epikureer, da die Wissenschaften angeblich nichts beitrügen zur Vollendung der Weisheit [...].

21) Ders. S. 11. [...] zu ihnen muß man auch den Epikur zählen, wenn er auch ein Feind [der] Vertreter [der] Wissenschaft zu sein scheint.

Ders. S. 54. ... die Verächter [der] Grammatik, Pyrrho und Epikur [...].

Vgl. Plutarch Beweis, daß man nach Epikur nicht glücklich leben kann S. 1094.

25) Cicero Vom höchsten Gut und Übel 1, 21. Aber nicht Epikur war ohne Erudition, sondern diejenigen [sind] ungelehrt, die glauben, was dem Knaben Schande macht, nicht zu wissen, sei noch vom Greise herzusagen.

26) Diogenes Laertius X, 13. Er (d.h. Epikur) habe den Lysiphanes und den Praxiphanes gehört, sagt Apollodor in der Chronik; er selbst aber sagt es nicht, sondern behauptet in dem Brief an Eurydikus [49], er sei sein eigener Schüler.

Cicero Über die Natur der Götter I, 26. [...] da er (d.h. Epikur) sich ja rühmte, [...] er habe keinen Lehrer gehabt, und das würde ich ihm [...] gern glauben, auch wenn er sich dessen nicht lühmen würde [...].

27) Seneca Brief 52. S. [176 u.] 177. Einige, sagt Epikur, ringen nach Wahrheit ohne jegliche Beihilfe; unter diesen habe er sich selbst den Weg gebahnt. Diese lobt er am meisten, die aus eigenem Antrieb gehandelt haben, die sich selbst vorangebracht haben. Andere brauchen fremde Hilfe, sie würden nicht vorankommen, wenn ihnen keiner voranginge, würden aber eifrig folgen. Zu diesen, sagt er, gehöre Metrodor. Auch ein solcher Charakter sei hervorragend, aber zweiten Ranges.

28) Diogenes Laertius X, 10. Und obwohl Griechenland damals sehr schwere Zeiten durchzumachen hatte, lebte er ständig dort und reiste nur zwei- oder dreimal nach Jonien zu seinen Freunden, die auch von überallher zu ihm kamen und mit ihm zusammen im Garten lebten, wie auch Apollodor berichtet; diesen Garten soll er für achtzig Minen gekauft haben.

29) Ders. X, 15. Dazu berichtet Hermippus noch, er sei in eine kupferne, mit warmem

<320>

??, ??, ??. § 16.

??, [??]

??.

30) Cic. defato 10[, 22. 23]. [...] Epicurus [...] vitari fati necessitatem [...], Democritus [...] accipere maluit, necessitate omnia fieri [...].

Cic. de nat. deor. I, 25[, 69]. [...] invenit, quomodo necessitatem effugeret, quod videlicet Democritum fugerat [...].

Euseb. Praepar. evang. I. p. 23 sq. [23 D-24 A= I, 8, 7 Mr.].

?? '?? ... ??' ??.

31) Aristot. de gener. an. V, 8 [789b 2-3], ?? ...

??.

32) Diogen. Laert. IX, 45. ??' ??, ??, ?? (sc.

??).

33) (Plutarch.) de placil. philosoph. I, p. 252 [= 1, 25 p. 884 E]. ??' ??, ??' ??.

34) Stob. eclog. phys. I, 8 [p. 10, 52-58 = I. 4, 7c p. 72 W.].

??' ??' ??[, ??]. ??' ??' ??. ?? ... ??, ??' ??.

35) 1*) Euseb. Praepar. evang. VI. p. 257 [D = VI, 7, 18 Mr.].

[...] ?? ... ?? (sc. ??) ??, ??, ??, ??.

36) Stob. eclog. eth. II[, 4. p. 198, 25-26 = II, 8, 16 p. 156 W.]. ??, ?? [...].

37) Eusb. Praepar. evang. XIV. p. 782 [A-B = XIV, 27, 4-5 Mr.].

[...] ??

?? (sc.

??) ??

??, ??' ??

??, ?? [??] ??. ??

?' ??

??

??, ??

??. ??, ??' ??.

_____

1*) In den Anmerkungen 35-37 in der Abschrift einige sinnentstellende Fehler

<321>

Wasser gefüllte Wanne gestiegen und habe reinen Wein begehrt und getrunken. § 16. Nachdem er seinen Freunden empfohlen habe, seine Lehren im Gedächtnis zu behalten, sei er [so] gestorben.

30) Cicero Vom Schicksal 10. [...] Epikur [glaubte,] man könne der Notwendigkeit des Schicksals [...] entgehen [...]. Demokrit [...] wollte lieber annehmen, es geschehe alles durch die Notwendigkeit [...].

Cicero Über die Natur der Götter 1, 25. [...] erfand er ein Mittel, der Notwendigkeit zu entgehen, was offenbar dem Demokrit entgangen war [...].

Eusebius Vorbereitung auf das Evangelium I. S. 23 f. Demokrit aus Abdera [nahm an] ... alles, sowohl das Vergangene wie das Gegenwärtige und das Zukünftige, werde von jeher und überhaupt seit ewigen Zeiten durch die Notwendigkeit bestimmt.

31) Aristoteles Über die Entstehung der Tiere V, 8. Demokrit ... führt alles auf die Notwendigkeit zurück.

32) Diogenes Laertius IX, 45. Alles geschehe durch die Notwendigkeit, und der Wirbel, den er (d.h. Demokrit) die Notwendigkeit nennt, sei die Ursache für das Entstehen aller Dinge.

33) (Plutarch) Über die Lehrsätze der Philosophen I. S. 252. Parmenides und Demokrit [sagen], alles [geschehe] durch die Notwendigkeit, diese sei das Schicksal, das Recht, die Vorsehung und die Weltschöpferin.

34) Stobäus Physische Eklogen I, 8. Parmenides und Demokrit [sagen,] alles [geschehe] durch die Notwendigkeit; diese sei das Schicksal, das Recht, die Vorsehung [und die Weltschöpferin].

Leukipp [sagt,] alles [geschehe] durch die Notwendigkeit; diese aber sei das Schicksal. Denn er sagt ... keine Sache entsteht grundlos, sondern alles aus einem Grunde und aus Notwendigkeit.

35) Eusebius Vorbereitung auf das Evangelium VI. S. 257. [...]

das Schicksal, das für den andern (d.h. Demokrit) von jenen kleinen Körpern abhängt, die nach unten getragen werden und wieder nach oben steigen, die sich verketten und wieder voneinander lösen, die aus Notwendigkeit auseinanderstreben und wieder aufeinanderstoßen.

36) Stobäus Ethische Eklogen II[, 4]. Die Menschen fingierten sich das Scheinbild des Zufalls, - eine Manifestation ihrer eigenen Ratlosigkeit; denn mit einem starken Denken kämpft der Zufall [...].

37) Eusebius Vorbereitung auf das Evangelium XIV. S. 782. [...]

und der (d.h. Demokrit) den Zufall zum Herrn und Herrscher des Allgemeinen und Göttlichen gemacht und behauptet hat, hier geschehe alles durch ihn, während er ihn vom menschlichen Leben ferngehalten und seine Verkünder als unvernünftig gescholten hat.

Denn gleich am Anfang seiner Lehren sagt er: "Die Menschen fingierten sich das Scheinbild des Zufalls, - eine Manifestation ihrer eigenen Torheit; denn von Natur kämpft die Einsicht mit dem Zufall; und sie haben gesagt, daß dieser schlimmste Feind des Denkens es überwinde; oder vielmehr, indem sie auch dieses gänzlich aufheben und abschaffen, ersetzen sie dieses durch jenen.

Denn sie preisen nicht das Denken als glückselig, sondern den Zufall als das Verständigste."

<322>

38) Simplic. l.c. p. 351 [a 44-45 = CAG IX p. 330, 14-15], To "?? [?] ??" ?? [...].

39) Diogen. Laert. X, 133 ... ??, ??, ?? (sc. ??), ??, ??' ??, ??, ??. ??' ??. 134. '??, ??. '??, ??. ??, ??, ??, ??. ...

40) Senec. epist. 12[,10-11]. p. 42. Malum est in necessitate vivere; sed in necessitate vivere, necessitas nulla est ... Patent undique ad libertatem viae multae, breves, faciles. Agamus Deo gratias, quod nemo in vita teneri potest. Calcare ipsas necessitates licet ... Epicurus [...] dixit [...].

41) Cic. de nat. deor. I, 20[, 55. 56]. Quanti autem haec philosophia (sc. Stoica) aestimanda est, cui, tanquam aniculis, et iis quidem indoetis, fato fieri videantur omnia? ... ab Epicuro soluti et in libertatem vindicati...

42) Id. ib. cap. 25[, 70]. Idem facit (sc. Epicurus) contra dialecticos. A quibus quum traditum sit, in omnibus disjunctionibus, in quibus "aut etiam, aut non" poneretur, alterutrum verum esse: pertimuit, ne, si concessum esset hujusmodi aliquid "Aut vivet eras, aut non vivet Epicurus", alterutrum fieret necessarium; totum hoc "aut etiam, aut non" negavit esse necessarium.

43) Simplic. l.c. p. 351 [a 19-21 = CAG IX p. 327, 23-26], '??, ?? 1*) ??, ??, ??' ??.

Id. l.c. p. 351 [b 24-259. [...] ?? (sc. ??) ?? [...].

44) Cf. Euseb. l.c. XIV. p. [781 D-]782 [A = XIV, 27, 4 Mr.].

... ?? 2*) ?? (sc.

??) ??, ??, ??, ?? [??] ?? [...].

45) Simplic. l.c. p. 351 [a 28-30 = CAG IX p. 328, 3-5]. [...]

??' ??, ??, ??, ??.

Id. p. 351 [= 45-48 = CAG IX p. 330, 15-18], [...] ?? (sc.

??) ??' ??

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1*) In der Handschrift: ?? - 2*) statt "??" in der Handschrift "??

<323>

38) Simplicius a.a.O. S. 351. Das Wort "Wie die alte Lehre, die den Zufall aufhebt", scheint sich auf Demokrit zu beziehen [...].

39) Diogenes Laertius X, 133. ... das Schicksal 1*), das von einigen als die Allherrscherin eingeführt ist, behauptet er (d.h.

Demokrit), ist nicht, sondern einiges ist zufällig, anderes hängt von unserer Willkür ab. Die Notwendigkeit ist nicht zu überreden, der Zufall dagegen unstet. Unser Wille aber ist frei; ihm kann sowohl der Tadel als auch das Gegenteil folgen. 134. Es wäre besser, dem Mythos über die Götter zu folgen, als Knecht zu sein der Heimarmene der Physiker. Denn jener läßt Hoffnung der Erbarmung wegen der Ehre der Götter, diese aber die unerbittliche Notwendigkeit. Der Zufall aber, nicht Gott, wie die Menge glaubt, ist anzunehmen ...

40) Seneca Brief 12. S. 42. "Es ist ein Unglück, in der Notwendigkeit zu leben; aber in der Notwendigkeit zu leben, ist keine Notwendigkeit. ... Offen stehen überall zur Freiheit die Wege, viele, kurze, leichte. Danken wir daher Gott, daß niemand im Leben festgehalten werden kann. Zu bändigen die Notwendigkeit selbst ist gestattet", ... sagte Epikur [...].

41) Cicero Über die Natur der Götter I, 20. Was soll man aber von dieser Philosophie (d.h. der stoischen) halten, welcher, wie alten und zwar ungelehrten Vetteln, alles durch das Fatum zu geschehen scheint? ... [Von diesem Schrecken] sind wir vom Epikur erlöst, in Freiheit gesetzt worden...

42) Ders. ebd. Kap. 25. Dasselbe tut er (d.h. Epikur) gegenüber den Dialektikern. Da von ihnen gelehrt worden ist, daß bei allen disjunktiven Sätzen, in denen "entweder ja oder nein" stünde, das eine von beiden wahr sei: hatte er große Angst, daß, wenn er etwa einen Satz zuließe wie "entweder wird Epikur morgen leben, oder er wird nicht leben", das eine von beiden notwendig würde; er verneinte daher, daß dieser Satz "entweder ja oder nein" notwendig wäre.

43) Simplicius a.a.O. S. 351. Aber auch Demokrit sagt da, wo er davon spricht, daß die verschiedenen Arten sich vom Ganzen absondern müßten, nicht wie und aus welchem Grund und scheint sie von selbst und durch Zufall entstehen zu lassen.

Ders. a.a.O. S. 351. [...] denn auch dieser (d.h. Demokrit) hat doch wohl bei der Weltschöpfung den Zufall angewandt [...].

44) Vgl. Eusebius a.a.O. XIV. S. [781 u.] 782. ... und dies [sagte] einer (d.h. Demokrit), der vergeblich und ohne Grund nach einem Grund gesucht, da er von einem leeren Prinzip und einer irrigen Hypothese ausging und, ohne die Wurzel und die allgemeine Notwendigkeit der Natur der Dinge zu sehen, die Einsicht in das unvernünftige [und törichte] Geschehen für die größte Weisheit gehalten hat [...].

45) Simplicius a.a.O. S. 351. [...] denn wenn einer dürstet und trinkt kaltes Wasser und gesund wird, so wird Demokrit wahrscheinlich nicht den Zufall als Ursache angeben, sondern das Dürsten.

Ders. S. 351. [...] denn wenn er (d.h. Demokrit) auch bei der Weltschöpfung den Zufall zu gebrauchen schien: so behauptet er doch, daß im einzelnen der Zufall

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1*) Im Text der Dissertation mit "Notwendigkeit" wiedergegeben

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??, ??, ?? [...].

Cf. eund. l.c. p. 351 [b 25-26], [...] ??' ?? (sc. ??) ?? [??].

46) Euseb. l.c. XIV. p. 781 [D = XIV, 27, 4 Mr.]. ??, ??, ?? [??]

??, ?? [...].

47) (Plutarch.) de placit. philosoph. II. p. 261 [= II, 13 p. 888 F], '?? (d.i. Meinungen der Philosophen über die Substanz der Sterne) 1*), [??] ??.

Id. l.c. p. 265 [= II, 21 p. 890 C]. '?? [...].

Id. ib. [22 p. 890 D.] '??.

Stob, eclog. phys. I[, 25]. p. 54 [, 28-29 = 1,24, 1o p. 205 W.].

'??, ??.

48) Senec. Natural. quaest. [VI,] 20[, 5]. p. 802. T. II. Omnes istas esse posse caussas, Epicurus ait, pluresque alias tentat: et alios, qui aliquid unum ex istis esse affirmaverunt, corripit, quum sit arduum, de iis, quae conjectura sequenda sint, aliquid certi promittere.

49) Cf. II. T. 5. Kap.

Diogen. Laert. X, 88. ??, ??. ??' ??. ... ??...

50) Diogen. Laert. X, 80. ??, ?? [??] ??, ??

IV. Allgemeine prinzipielle Differenz zwischen demokritischer und epikureischer Naturphilosophie

1) Wie diese moralische Manier alle theoretische und praktische Uneigennützigkeit vernichtet, dazu liefert einen abschreckenden historischen Beleg Plutarch in seiner Biographie des Marius [21, 7-8]. Nachdem erden schrecklichen Untergang der Cimbern beschrieben: wird erzählt, so viel Leichen seien gewesen, daß die Massalioten [60] ihre Weinberge damit düngen konnten. Darauf sei Regen gekommen und dies das fruchtbarste Wein- und Obstjahr geworden.

Welche Reflexionen stellt nun der edle Historiker bei dem tragischen Untergang jenes Volkes an? Plutarch findet es moralisch von Gott, daß er ein ganzes, großes, edles Volk umkommen und verfaulen

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1*) Bemerkung von Marx

<325>

von nichts die Ursache sei, sondern führt auf andere Ursachen zurück; so sei z.B. die Ursache des Schatzfindens das Graben oder das Pflanzen 1*) des Ölbaums [...].

Vgl. denselb. a.a.O. S. 351. [...] aber in den Einzelerscheinungen, sagt er (d.h. Demokrit), habe nichts [den Grund] im Zufall.

46) Eusebius a.a.O. XIV. S. 781. Denn Demokrit selbst soll gesagt haben, er wolle lieber eine neue Ätiologie [finden] als die persische Königswürde erlangen [...].

47) (Plutarch) Über die Lehrsätze der Philosophen II. S. 261.

Epikur verwirft keine von diesen (d.i. Meinungen der Philosophen über die Substanz der Sterne) 2*), [er hält sich] am Möglichen.

Ders. a.a.O. S.265. Epikur dagegen sagt, alles Vorhergesagte sei möglich [...].

Ders. ebd. Epikur hält alles Vorhergesagte für möglich.

Stobäus Physische Eklogen I. S. 54. Epikur verwirft keine von diesen, er hält sich am Möglichen.

48) Seneca Fragen der Natur [VI,] 20. S. 802. Bd. II. Alle jene Ursachen könnten sein, sagt Epikur, und versucht dazu noch mehrere andere Erklärungen; und er tadelt diejenigen, die behauptet haben, irgendeine bestimmte von diesen finde statt, da es gewagt sei, über das, was nur aus Konjekturen zu folgern, apodiktisch zu urteilen.

49) VgI. II. T[eil], 5. Kap.

Diogenes Laertius X, 88. Doch muß man die Erscheinung eines jeden Dings beobachten und außerdem auch noch das, was damit zusammenhängt, erklären. Dem wird nicht widersprochen durch das, was bei uns geschieht, daß es auf vielfache Weise geschieht. ... Denn auf allerlei Art ist dies möglich; da keine dieser Bestimmungen durch Phänomene widerlegt wird ...

50) Diogenes Laertius X, 80. Und fern muß man sich halten von dem Vorurteil, als sei die Forschung über jene Gegenstände nicht [gründlich und subtil genug], soweit sie nur auf unsere Ataraxie und Glückseligkeit hinzielt.

IV. Allgemeine prinzipielle Differenz zwischen demokritischer und epikureischer Naturphilosophie

1) Wie diese moralische Manier alle theoretische und praktische Uneigennützigkeit vernichtet, dazu liefert einen abschreckenden historischen Beleg Plutarch in seiner Biographie des Marius.

Nachdem er den schrecklichen Untergang der Cimbern beschrieben: wird erzählt, so viel Leichen seien gewesen, daß die Massalioten [50] ihre Weinberge damit düngen konnten. Darauf sei Regen gekommen und dies das fruchtbarste Wein- und Obstjahr geworden. Welche Reflexionen stellt nun der edle Historiker bei dem tragischen Untergang jenes Volkes an? Plutarch findet es moralisch von Gott, daß er ein ganzes, großes, edles Volk umkommen und verfaulen

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1*) Im Text der Dissertation mit "Wachsen" übersetzt - 2*) Bemerkung von Marx

<326>

ließ, um den Marseiller Philistern eine fette Obsternte zu verschaffen. Also selbst die Verwandlung eines Volks in einen Misthaufen gibt erwünschte Gelegenheit zu moralischem Schwärmereivergnügen!

2) Auch in betreff Hegels ist es bloße Ignoranz seiner Schüler, wenn sie diese oder jene Bestimmung seines Systems aus Akkommodation u. dgl., mit einem Wort, moralisch erklären. Sie vergessen, daß sie vor einer kaum abgelaufenen Zeitspanne, wie man ihnen aus ihren eigenen Schriften evident beweisen kann, allen seinen Einseitigkeiten begeistert anhingen.

Waren sie wirklich so affiziert von der fertig empfangenen Wissenschaft, daß sie derselben mit naivem, unkritischem Vertrauen sich hingaben: wie gewissenlos ist es, dem Meister eine versteckte Absicht hinter seiner Einsicht vorzuwerfen, dem die Wissenschaft keine empfangene, sondern eine werdende war, bis an deren äußerste Peripherie sein eigenstes geistiges Herzblut hinpulsierte. Vielmehr verdächtigen sie damit sich selbst, als sei es ihnen früher nicht ernst gewesen, und diesen ihren eigenen frühern Zustand bekämpfen sie unter der Form, daß sie ihn Hegel zuschreiben, vergessen aber dabei, daß er in unmittelbarem, substantialem, sie in reflektiertem Verhältnis zu seinem System standen.

Daß ein Philosoph diese oder jene scheinbare Inkonsequenz aus dieser oder jener Akkommodation begeht, ist denkbar; er selbst mag dieses in seinem Bewußtsein haben. Allein was er nicht in seinem Bewußtsein hat, daß die Möglichkeit dieser scheinbaren Akkommodationen in einer Unzulänglichkeit oder unzulänglichen Fassung seines Prinzips selber ihre innerste Wurzel hat. Hätte also wirklich ein Philosoph sich akkommodiert: so haben seine Schüler a u s s e i n e m i n n e r n w e s e n t l i c h e n B ew u ß t s e i n das zu erklären, was f ü r i h n s e l b s t die Form e i n e s e x o t e r i s c h e n B e w u ß ts e i n s h a t t e. Auf diese Weise ist, was als Fortschritt des Gewissens erscheint, zugleich ein Fortschritt des Wissens. Es wird nicht das partikulare Gewissen des Philosophen verdächtigt, sondern seine wesentliche Bewußtseinsform konstruiert, in eine bestimmte Gestalt und Bedeutung erhoben und damit zugleich darüber hinausgegangen.

Ich betrachte übrigens diese unphilosophische Wendung eines großen Teils der Hegelschen Schule als eine Erscheinung, die immer den Übergang aus der Disziplin in die Freiheit begleiten wird.

Es ist ein psychologisches Gesetz, daß der in sich frei gewordene theoretische Geist zur praktischen Energie wird, als Wille aus dem Schattenreich des Amenthes heraustretend, sich gegen die weltliche, ohne ihn vorhandene Wirklichkeit kehrt. (Wichtig aber ist es in philosophischer Hinsicht, diese Seiten mehr zu spezifizieren, weil aus der bestimmten Weise dieses Umschlagens rückgeschlossen werden kann auf die immanente Bestimmtheit und den weltgeschichtlichen Charakter einer Philosophie. Wir sehen hier gleichsam ihr curriculum vitae aufs Enge, auf die subjektive Pointe gebracht.) Allein die Praxis der Philosophie ist selbst t h e o r e t i s c h. Es ist die Kritik, die die einzelne Existenz am Wesen, die besondere Wirklichkeit an

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ließ, um den Marseiller Philistern eine fette Obsternte zu verschaffen. Also selbst die Verwandlung eines Volks in einen Misthaufen gibt erwünschte Gelegenheit zu moralischem Schwärmerei vergnügen!

2) Auch in betreff Hegels ist es bloße Ignoranz seiner Schüler, wenn sie diese oder jene Bestimmung seines Systems aus Akkommodation u. dgl., mit einem Wort, moralisch erklären. Sie vergessen, daß sie vor einer kaum abgelaufenen Zeitspanne, wie man ihnen aus ihren eigenen Schriften evident beweisen kann, allen seinen Einseitigkeiten begeistert anhingen.

Waren sie wirklich so affiziert von der fertig empfangenen Wissenschaft, daß sie derselben mit naivem, unkritischem Vertrauen sich hingaben: wie gewissenlos ist es, dem Meister eine versteckte Absicht hinter seiner Einsicht vorzuwerfen, dem die Wissenschaft keine empfangene, sondern eine werdende war, bis an deren äußerste Peripherie sein eigenstes geistiges Herzblut hinpulsierte. Vielmehr verdächtigen sie damit sich selbst, als sei es ihnen früher nicht ernst gewesen, und diesen ihren eigenen frühern Zustand bekämpfen sie unter der Form, daß sie ihn Hegel zuschreiben, vergessen aber dabei, daß er in unmittelbarem, substantialem, sie in reflektiertem Verhältnis zu seinem System standen.

Daß ein Philosoph diese oder jene scheinbare Inkonsequenz aus dieser oder jener Akkommodation begeht, ist denkbar; er selbst mag dieses in seinem Bewußtsein haben. Allein was er nicht in seinem Bewußtsein hat, daß die Möglichkeit dieser scheinbaren Akkommodationen in einer Unzulänglichkeit oder unzulänglichen Fassung seines Prinzips selber ihre innerste Wurzel hat. Hätte also wirklich ein Philosoph sich akkommodiert: so haben seine Schüler a u s s e i n e m i n n e r n w e s e n t l i c h e n B ew u ß t s e i n das zu erklären, was f ü r i h n s e l b s t die Form e i n e s e x o t e r i s c h e n B e w u ß ts e i n s hatte. Auf diese Weise ist, was als Fortschritt des Gewissens erscheint, zugleich ein Fortschritt des Wissens. Es wird nicht das partikulare Gewissen des Philosophen verdächtigt, sondern seine wesentliche Bewußtseinsform konstruiert, in eine bestimmte Gestalt und Bedeutung erhoben und damit zugleich darüber hinausgegangen.

Ich betrachte übrigens diese unphilosophische Wendung eines großen Teils der Hegelschen Schule als eine Erscheinung, die immer den Übergang aus der Disziplin in die Freiheit begleiten wird.

Es ist ein psychologisches Gesetz, daß der in sich frei gewordene theoretische Geist zur praktischen Energie wird, als Wille aus dem Schattenreich des Amenthes heraustretend, sich gegen die weltliche, ohne ihn vorhandene Wirklichkeit kehrt. (Wichtig aber ist es in philosophischer Hinsicht, diese Seiten mehr zu spezifizieren, weil aus der bestimmten Weise dieses Umschlagens rückgeschlossen werden kann auf die immanente Bestimmtheit und den weltgeschichtlichen Charakter einer Philosophie. Wir sehen hier gleichsam ihr curriculum vitae aufs Enge, auf die subjektive Pointe gebracht.) Allein die Praxis der Philosophie ist selbst t h e o r e t i s c h. Es ist die Kritik, die die einzelne Existenz am Wesen, die besondere Wirklichkeit an

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der Idee mißt. Allein diese u n m i t t e l b a r e R e a l is i e r u n g der Philosophie ist ihrem innersten Wesen nach mit Widersprüchen behaftet, und dieses ihr Wesen gestaltet sich in der Erscheinung und prägt ihr sein Siegel auf.

Indem die Philosophie als Wille sich gegen die erscheinende Welt herauskehrt: ist das System zu einer abstrakten Totalität herabgesetzt, d.h., es ist zu einer Seite der Welt geworden, der eine andere gegenübersteht. Sein Verhältnis zur Welt ist ein Reflexionsverhältnis. Begeistet mit dem Trieb, sich zu verwirklichen, tritt es in Spannung gegen anderes. Die innere Selbstgenügsamkeit und Abrundung ist gebrochen. Was innerliches Licht war, wird zur verzehrenden Flamme, die sich nach außen wendet. So ergibt sich die Konsequenz, daß das Philosophisch-Werden der Welt zugleich ein Weltlich-Werden der Philosophie, daß ihre Verwirklichung zugleich ihr Verlust, daß, was sie nach außen bekämpft, ihr eigener innerer Mangel ist, daß gerade im Kampfe sie selbst in die Schäden verfällt, die sie 1*) am Gegenteil als Schäden bekämpft, und daß sie diese Schäden erst aufhebt, indem sie in dieselben verfällt. Was ihr entgegentritt und was sie bekämpft, ist immer dasselbe, was sie ist, nur mit umgekehrten Faktoren.

Dies ist die eine Seite, wenn wir die Sache r e i n o b j e k t i v als unmittelbare Realisierung der Philosophie betrachten. Allein sie hat, was nur eine andere Form davon ist, auch eine s u b j e k t i v e Seite. Dies ist das V e rh ä l t n i s d e s p h i l o s o p h i s c h e n S ys t e m s, das verwirklicht wird, zu seinen g e i s t i g e n T r ä g e r n, zu den einzelnen Selbstbewußtsein, an denen ihr Fortschritt erscheint. Es ergibt sich aus dem Verhältnis, was in der Realisierung der Philosophie selbst der Welt gegenüberliegt, daß diese einzelnen Selbstbewußtsein immer eine zweischneidige Forderung haben, deren die eine sich gegen die Welt, die andere gegen die Philosophie selbst kehrt. Denn, was als ein in sich selbst verkehrtes Verhältnis an der Sache, erscheint an ihnen als eine doppelte, sich selbst widersprechende Forderung und Handlung. Ihre Freimachung der Welt von der Unphilosophie ist zugleich ihre eigene Befreiung von der Philosophie, die sie als ein bestimmtes System in Fesseln schlug. Weil sie selbst erst im Akt und der unmittelbaren Energie der Entwickelung begriffen, also in theoretischer Hinsicht noch nicht über jenes System hinausgekommen sind, empfinden sie nur den Widerspruch mit der plastischen Sich-selbst-Gleichheit des Systems und wissen nicht, daß, indem sie sich gegen dasselbe wenden, sie nur seine einzelnen Momente verwirklichen.

Endlich tritt diese Gedoppeltheit des philosophischen Selbstbewußtseins als eine doppelte, sich auf das extremste gegenüberstehende Richtung auf, deren eine, die l i b e r a l e Partei, wie wir sie im allgemeinen bezeichnen können, den Begriff und das Prinzip der Philosophie, die andere ihren N i c h t b eg r i f f, das Moment der Realität, als Hauptbestimmung festhält. Diese zweite Richtung ist die p o s i t i v e P h i l os o p h i e [51]. Die Tat der ersten ist die

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1*) "sie" von Marx eingefügt

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der Idee mißt. Allein diese u n m i t t e l b a r e R e a l is i e r u n g der Philosophie ist ihrem innersten Wesen nach mit Widersprüchen behaftet, und dieses ihr Wesen gestaltet sich in der Erscheinung und prägt ihr sein Siegel auf.

Indem die Philosophie als Wille sich gegen die erscheinende Welt herauskehrt: ist das System zu einer abstrakten Totalität herabgesetzt, d.h., es ist zu einer Seite der Welt geworden, der eine andere gegenübersteht. Sein Verhältnis zur Welt ist ein Reflexionsverhältnis. Begeistet mit dem Trieb, sich zu verwirklichen, tritt es in Spannung gegen anderes. Die innere Selbstgenügsamkeit und Abrundung ist gebrochen. Was innerliches Licht war, wird zur verzehrenden Flamme, die sich nach außen wendet. So ergibt sich die Konsequenz, daß das Philosophisch-Werden der Welt zugleich ein Weltlich-Werden der Philosophie, daß ihre Verwirklichung zugleich ihr Verlust, daß, was sie nach außen bekämpft, ihr eigener innerer Mangel ist, daß gerade im Kampfe sie selbst in die Schäden verfällt, die sie 1*) am Gegenteil als Schäden bekämpft, und daß sie diese Schäden erst aufhebt, indem sie in dieselben verfällt. Was ihr entgegentritt und was sie bekämpft, ist immer dasselbe, was sie ist, nur mit umgekehrten Faktoren.

Dies ist die eine Seite, wenn wir die Sache r e i n o b j e k t i v als unmittelbare Realisierung der Philosophie betrachten. Allein sie hat, was nur eine andere Form davon ist, auch eine s u b j e k t i v e Seite. Dies ist das V e rh ä l t n i s d e s p h i l o s o p h i s c h e n S ys t e m s, das verwirklicht wird, zu seinen g e i s t i g e n T r ä g e r n, zu den einzelnen Selbstbewußtsein, an denen ihr Fortschritt erscheint. Es ergibt sich aus dem Verhältnis, was in der Realisierung der Philosophie selbst der Welt gegenüberliegt, daß diese einzelnen Selbstbewußtsein immer eine zweischneidige Forderung haben, deren die eine sich gegen die Welt, die andere gegen die Philosophie selbst kehrt. Denn, was als ein in sich selbst verkehrtes Verhältnis an der Sache, erscheint an ihnen als eine doppelte, sich selbst widersprechende Forderung und Handlung. Ihre Freimachung der Welt von der Unphilosophie ist zugleich ihre eigene Befreiung von der Philosophie, die sie als ein bestimmtes System in Fesseln schlug. Weil sie selbst erst im Akt und der unmittelbaren Energie der Entwickelung begriffen, also in theoretischer Hinsicht noch nicht über jenes System hinausgekommen sind, empfinden sie nur den Widerspruch mit der plastischen Sich-selbst-Gleichheit des Systems und wissen nicht, daß, indem sie sich gegen dasselbe wenden, sie nur seine einzelnen Momente verwirklichen.

Endlich tritt diese Gedoppeltheit des philosophischen Selbstbewußtseins als eine doppelte, sich auf das extremste gegenüberstehende Richtung auf, deren eine, die l i b e r a l e Partei, wie wir sie im allgemeinen bezeichnen können, den Begriff und das Prinzip der Philosophie, die andere ihren N i c h t b eg r i f f, das Moment der Realität, als Hauptbestimmung festhält. Diese zweite Richtung ist die p o s i t i v e P h i l os o p h i e [51]. Die Tat der ersten ist die

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1*) "sie" von Marx eingefügt

<330>

Kritik, also gerade das Sich-nach-außen-Wenden der Philosophie, die Tat der zweiten der Versuch zu philosophieren, also das Insich-Wenden der Philosophie, indem sie den Mangel als der Philosophie immanent weiß, während die erste ihn als Mangel der Welt, die philosophisch zu machen, begreift. Jede dieser Parteien tut gerade das, was die andere tun will und was sie selbst nicht tun will. Die erste aber ist sich bei ihrem innern Widerspruch des Prinzips im allgemeinen bewußt und ihres Zweckes. In der zweiten erscheint die Verkehrtheit, sozusagen die Verrücktheit, als solche. Im Inhalt bringt es nur die liberale Partei, weil die Partei des Begriffes, zu realen Fortschritten, während die positive Philosophie es nur zu Forderungen und Tendenzen, deren Form ihrer Bedeutung widerspricht, zu bringen imstande ist.

Was also erstens als ein verkehrtes Verhältnis und feindliche Diremtion der Philosophie mit der Welt erscheint, wird zweitens zu einer Diremtion des einzelnen philosophischen Selbstbewußtseins in sich selbst und erscheint endlich als eine äußere Trennung und Gedoppeltheit der Philosophie, als zwei entgegengesetzte philosophische Richtungen.

Es versteht sich, daß außerdem noch eine Menge untergeordneter, quengelnder, individualitätsloser Gestaltungen auftauchen, die sich entweder hinter eine philosophische Riesengestalt der Vergangenheit stellen, - aber bald bemerkt man den Esel unter der Löwenhaut, die weinerliche Stimme eines Mannequin von heute und gestern greint komisch kontrastierend hervor hinter der gewaltigen, Jahrhunderte durchtönenden Stimme, etwa des Aristoteles, zu deren unwillkommenem Organe sie sich gemacht; es ist, als wenn ein Stummer sich durch ein Sprachrohr von enormer Größe zu Stimme verhelfen wollte - oder aber, mit doppelter Brille bewaffnet, steht irgendein Liliputaner auf einem Minimum vom posterius des 1*) Riesen, verkündet der Welt nun ganz verwundert, welche überraschend neue Aussicht von seinem punctum visus aus sich darbiete, und müht sich lächerlich ab, darzutun, nicht im flutenden Herzen, sondern im soliden, kernigen Revier, auf dem er steht, sei der Punkt des Archimedes gefunden, ??, an dem die Welt in Angeln hängt. So entstehen Haar-, Nägel-, Zehen-, Exkrementenphilosophen und andere, die einen noch schlimmem Posten im mystischen Weltmenschen des Swedenborg zu repräsentieren haben. Allein ihrem Wesen nach fallen alle diese Schleimtierchen den beiden Richtungen, als ihrem Element, anheim, die angegeben sind. Was diese selbst betrifft: werde ich an einem andern Ort ihr Verhältnis teils zueinander, teils zur Hegelschen Philosophie und die einzelnen historischen Momente, in denen diese Entwickelung sich darstellt, vollständig explizieren.

3) Diogen. Laert. IX, 44. ??, ??. (Democritus.)

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1*) Von Marx korrigiert aus "eines"

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Kritik, also gerade das Sich-nach-außen-Wenden der Philosophie, die Tat der zweiten der Versuch zu philosophieren, also das Insich-Wenden der Philosophie, indem sie den Mangel als der Philosophie immanent weiß, während die erste ihn als Mangel der Welt, die philosophisch zu machen, begreift. Jede dieser Parteien tut gerade das, was die andere tun will und was sie selbst nicht tun will. Die erste aber ist sich bei ihrem innern Widerspruch des Prinzips im allgemeinen bewußt und ihres Zweckes. In der zweiten erscheint die Verkehrtheit, sozusagen die Verrücktheit, als solche. Im Inhalt bringt es nur die liberale Partei, weil die Partei des Begriffes, zu realen Fortschritten, während die positive Philosophie es nur zu Forderungen und Tendenzen, deren Form ihrer Bedeutung widerspricht, zu bringen imstande ist.

Was also erstens als ein verkehrtes Verhältnis und feindliche Diremtion der Philosophie mit der Welt erscheint, wird zweitens zu einer Diremtion des einzelnen philosophischen Selbstbewußtseins in sich selbst und erscheint endlich als eine äußere Trennung und Gedoppeltheit der Philosophie, als zwei entgegengesetzte philosophische Richtungen.

Es versteht sich, daß außerdem noch eine Menge untergeordneter, quengelnder, individualitätsloser Gestaltungen auftauchen, die sich entweder hinter eine philosophische Riesengestalt der Vergangenheit stellen, - aber bald bemerkt man den Esel unter der Löwenhaut, die weinerliche Stimme eines Mannequin von heute und gestern greint komisch kontrastierend hervor hinter der gewaltigen, Jahrhunderte durchtönenden Stimme, etwa des Aristoteles, zu deren unwillkommenem Organe sie sich gemacht; es ist, als wenn ein Stummer sich durch ein Sprachrohr von enormer Größe zu Stimme verhelfen wollte - oder aber, mit doppelter Brille bewaffnet, steht irgendein Liliputaner auf einem Minimum vom posterius 1*) des 2*) Riesen, verkündet der Welt nun ganz verwundert, welche überraschend neue Aussicht von seinem punctum visus 3*) aus sich darbiete, und müht sich lächerlich ab, darzutun, nicht im flutenden Herzen, sondern im soliden, kernigen Revier, auf dem er steht, sei der Punkt des Archimedes gefunden, ?? 4*), an dem die Welt in Angeln hängt. So entstehen Haar-, Nägel-, Zehen-, Exkrementenphilosophen und andere, die einen noch schlimmem Posten im mystischen Weltmenschen des Swedenborg zu repräsentieren haben. Allein ihrem Wesen nach fallen alle diese Schleimtierchen den beiden Richtungen, als ihrem Element, anheim, die angegeben sind. Was diese selbst betrifft: werde ich an einem andern Ort ihr Verhältnis teils zueinander, teils zur Hegelschen Philosophie und die einzelnen historischen Momente, in denen diese Entwickelung sich darstellt, vollständig explizieren.

3) Diogenes Laertius IX, 44. Nichts entsteht aus dem Nichts, und nichts vergeht in das Nichts. (Demokrit.)

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1*) Hintern - 2*) von Marx korrigiert aus "eines" 3*) Aussichtspunkt - 4*) (pou sto)

<332>

Id. X, 38. ??, ??. ??' ?? ... 39. ??, ??, ??. ??, ??. ??, ??. (Epicurus.) 4) Aristot. Phys. 1, 4 [187a 32-35]. ?? [...].

5) Themist. Schol. ad Aristot. (coll. Brandis) f[olio] 42. p. 383 [a 46-47 = CAG V2 p. 129, 7-9]. ??.

?. ?.

6) Aristot. Metaphys. I, 4 [985 b 4-9]. ??, ??, ??, ??, ??.

??, ??.

7) Simplic. 1*) l.c. p. 326 [b 1-2 ? CAG IX p. 44,16-17]. [...]

??, ??, ?? [...].

Themist. 2*) l.c. p. 383 [a 47 = CAG V 2 p. 129, 8-9]. ??.

8) Simplic. l.c. p. 488 [a 18-22 = CAG VII p. 295, 1-5], ??, ??, ?? [??] ??, ??.

9) Vergl. Simplic. l.c. p. 514 [a 9-12 = CAG VII p. 609, 6-8]. Sv xai ??. 3*) 10) Diogen. Laert. l.c. § 40. ??. ?? [...].

Stob. eclog. phys. I[, 22]. p. 39[, 51-52 = I, 18, 4a p. 160 W.].

'??, ??, ??.

11) Stob. eclog. phys. I[, 13]. p. 27[, 43-44= I, 10, 14 p. 127 W.]. ??, ?? [...].

12) Simplic. l.c. p. 405 [a 7-18 = CAG X p. 925, 10-21]. [...] ??' ??, ??' ??, ??, ??, ?? [??] ??, ??, '?? [??] ??, ??. ??

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1*) In der Handschrift: Themist. - 2*) In der Handschrift: Id. 3*) nicht wörtlich zitiert

<333>

Ders. X. 38. Zuerst, daß nichts aus dem Nichts entsteht. Denn sonst würde alles aus allem entstehen ... 39. Und wenn aber das Vergehende in das Nichts unterginge, wären alle Dinge längst verlorengegangen, da das nicht ist, worin sie sich auflösten. Und es war auch das All immer so, wie es jetzt ist, und wird immer so sein. Denn es gibt nichts, wohinein es sich verwandeln könnte.

(Epikur.) 4) Aristoteles Physik I, 4. Denn wenn alles, was entsteht, notwendigerweise entweder aus dem Seienden oder aus dem Nichtseienden entsteht; wobei aber das Entstehende aus dem Nichtseienden unmöglich ist; über diese Meinung stimmen alle überein [...].

5) Themistius Scholien zu Aristoteles (gesammelt von Brandis) Folioblatt 42. S. 383. Denn wie es beim Nichts keinen Unterschied gibt, so auch beim Leeren; denn das Leere ist etwas Nichtseiendes und Privation, sagt er [d.h. Demokrit] usw.

6) Aristoteles Metaphysik I, 4. Leukipp aber und sein Genosse Demokrit sagen, die Elemente seien das Volle und das Leere, und betrachten sie als das Seiende und das Nichtseiende: das Volle und Körperliche nämlich als das Seiende, das Leere aber und Hohle als das Nichtseiende. Deshalb sagen sie auch, daß das Seiende um nichts mehr existiere als das Nichtseiende, weil nämlich der Körper um nichts mehr existiere als das Leere.

7) Simplicius 1*) a.a.O. S. 326. [...] auch Demokrit [sagt, es gebe] das Volle und das Leere, von denen er sagt, das erstere sei gleich dem Seienden, das zweite gleich dem Nichtseienden [...].

Themistius 2*) a.a.O. S. 383. Denn das Leere ist etwas Nichtseiendes und Privation, sagt Demokrit.

8) Simplicius a.a.O. S. 488. Demokrit glaubt, daß die Natur des Ewigen aus kleinen Wesen bestehe, unendlich an Zahl; diesen weist er einen Ort zu von unendlicher Größe; den Ort aber benennt er mit den Bezeichnungen das Leere, das Nichts, das Unendliche, jedes Wesen aber mit: dieses da, das Feste, das Seiende.

9) Vergl. Simplicius a.a.O. S. 514. das Eine und das Viele. 3*) 10) Diogenes Laertius a.a.O. § 40. Wenn es das nicht gäbe, was wir das Leere, den Raum und die nicht berührbare Natur nennen [...].

Stobäus Physische Eklogen I. S. 39. Epikur gebraucht abwechselnd alle Bezeichnungen: Leere, Ort, Raum.

11) Stobäus Physische Eklogen I. S. 27. Eis heißt Atom, nicht weil es das Kleinste ist [...].

12) Simplicius a.a.O. S. 405. [...] die andern, die die Teilbarkeit bis ins Unendliche nicht gelten ließen, da es uns nicht möglich sei, bis ins Unendliche zu teilen und uns dadurch von der Unerreichbarkeit der Teilung zu überzeugen, sagten, daß die Körper aus Unteilbarem bestehen und bis zum Unteilbaren geteilt werden können. Abgesehen davon, daß Leukipp und Demokrit nicht nur die Unempfindlichkeit als Grund für die Unteilbarkeit der Urkörper ansehen, sondern auch die Kleinheit und das Fehlen von Teilen, hält sie aber später Epikur nicht für ohne Teile, er sagt, sie seien unteilbar wegen der Unempfindlichkeit. Und wiederholt hat Aristoteles die Meinung Demokrits

_____

1*) In der Handschrift: Themist. - 2*) In der Handschrift: Id. 3*) nicht wörtlich zitiert

<334>

?? '??, ??' ?? ' ??, ??, ??. ...

13) Aristot. de gener. et corrupt. I, 2 [316 a 5-14]. ??' ??, ??.

??, ??, ??, ?. ??. ??' ??, ??, ??. ??' ??, ??.

??.

14) Diogen. Laert. IX, [cap.] 7, [sect.] 8[. § 40]. '??' ??, ??, '??, ??. ??, ??, ??' ?? [...].

<335>

und Leukipps untersucht, und wahrscheinlich infolge seiner Untersuchungen, die sich gegen das Ohne-Teile-Sein wendeten, hielt der später lebende Epikur, der mit der Meinung Demokrits und Leukipps über die Urkörper sympathisierte, zwar daran fest, sie seien unempfindlich 13) Aristoteles Vom Werden und Vergehen I, 2. Grund dafür aber, daß man das allgemein Anerkannte weniger gut überblicken kann, ist die fehlende Erfahrung. Wer daher mehr in den Naturerscheinungen zu Hause ist, kann eher solche Grundsätze aufstellen, die in hohem Grade einen Zusammenhang ergeben können. Wer dagegen durch das viele Überlegen für das Bestehende kein Auge hat, übersieht nur weniges und urteilt leichtfertiger. Man kann auch hieraus ersehen, wie sehr sich naturwissenschaftliche und theoretische Betrachtungsweise unterscheiden. Denn hinsichtlich der unteilbaren Größen sagen die einen, daß das ideale Dreieck vielgestaltig sein werde. Demokrit aber scheint von sachlichen und naturwissenschaftlichen Gründen überzeugt zu sein.

14) Diogenes Laertius IX, [Kap.] 7, [Sekt.] 8[. § 40]. Aristoxenus aber berichtet in den historischen Aufzeichnungen, Plato habe alle Schriften des Demokrit, deren er habe habhaft werden können, verbrennen wollen, aber die Pythagoreer Amyklas und Kleinias hätten ihn davon abgehalten, da es nichts nütze; denn die Bücher seien schon in vielen Händen. Und es fällt auf: während Plato fast alle älteren Philosophen erwähnt, erwähnt er nirgends Demokrit, auch da nicht, wo er ihm in etwas widersprechen müßte, offenbar in der Überzeugung, daß er so gegen den besten der Philosophen sein würde [...].

<336>

ZWEITER TEIL

Über die Differenz der demokritischen und epikureischen Physik im einzelnen

>ERSTES KAPITEL

Die Deklination des Atoms von der geraden Linie

1) Stob, eclog. phys. I[, 17]. p. 33[, 1.3-5 = I. 14, 1f p. 142 W.]. '?? ... ??, ??, ??.

Cf.Cic. de fin. I, 6[, 18-19]. (Plutarch.) de placit. philosoph.

[I.] p. 249 [= I, 12 p. 883 A-B]. Stob. l.c. [23.] p. 40 [= I, 19, 1 p. 162 W.].

2) Cie. de nat. deor. I, 26[, 73]. quid est in Physicis Epicuri non a Democrito? nam etsi quaedam commutavit, ut, quod paullo ante de inclinalione atomorum dixi...

3) Cie. de fin. I, 6[, 18-19]. ... censet (sc. Epicurus) enim, eadem illa individua et solida corpora ferri suo deorsum pondere ad lineam: hunc naturalem esse omnium corporum motum. Deinde ibidem homo acutus, quum illud occurreret, si omnia deorsum e regione ferrentur et, ut dixi, ad lineam, numquam fore, ut atomus altera alteram posset attingere, itaque attulit rem commentitiam; declinare dixit atomum perpaullum (quo nihil posset fieri minus), ita effici complexiones et copulationes et adhaesitationes atomorum inter se, ex quo efficeretur mundus omnesque partes mundi, quaeque in eo essent [...].

4) Cie. de nat. deor. I, 25[, 69-70]. ... Epicurus, quum videret, si atomi ferrentur in locum inferiorem suopte pondere, nihil fore in nostra potestate, quod esset earum motus certus et necessarius, invenit, quo modo necessitatem effugeret, quod videlicet Democritum fugerat; ait, atomum, quum pondere et gravitate directo deorsum feratur, declinare paullulum. Hoc dicere, turpius est, quam illud, quod vult, non posse defendere. Cf. Cie. de fato 10[, 22-23].

5) Bayle Diet. hist. v[oyez] Epicure.

6) Schaubach "über Epikur's astronomische Begriffe" im "Archiv für Philologie und Pädagogik" von Seebode, Jahn und Klotz. Bd. V.

H. IV. [1839.] S. 549.

7) Lucret. de rer. nat. II, 251 sqq.

Denique si semper motus connectitur omnis,

<337>

ZWEITER TEIL

Über die Differenz der demokritischen und epikureischen Physik im einzelnen

ERSTES KAPITEL

Die Deklination des Atoms von der geraden Linie

1) Stobäus Physische Eklogen I. S. 33. Epikur [sagt]... die Atome bewegten sich manchmal, indem sie in grader Linie fielen, manchmal, indem sie von der graden Linie abwichen; die Bewegung nach oben aber erfolge durch Stoß und Rückstoß.

Vgl. Cicero Vom höchsten Gut und Übel I, 6. (Plutarch) Über die Lehrsätze der Philosophen [I.] S. 249. Stobäus a.a.O. S. 40.

2) Cicero Über die Natur der Götter I, 26. Was wäre wohl in der Physik des Epikur, das nicht dem Demokrit gehörte? Er verändert zwar einiges, wie das, was ich eben über die Deklination der Atome gesagt habe...

3) Cicero Vom höchsten Gut und Übel I, 6. ...er (d.h. Epikur) behauptet nämlich, jene unteilbaren und dichten Körper würden durch ihr Gewicht abwärts getrieben in gerader Linie: diese Bewegung sei die natürliche aller Körper. Dann aber fiel es dem scharfsinnigen Manne auf, daß, wenn alle von oben nach unten getrieben würden, und, wie gesagt, in gerader Linie, nie ein Atom das andere treffen könne. Der Mann nahm daher zu einer Lüge seine Zuflucht. Er sagte, das Atom weiche ganz wenig aus (was aber durchaus unmöglich ist). Daher entständen Komplexionen, Kopulationen und Adhäsionen der Atome unter sich und aus diesen die Welt und alle Teile der Welt und was in ihr ist [...].

4) Cicero Über die Natur der Götter I, 25. ... da Epikur einsah, daß, wenn die Atome durch ihr eigenes Gewicht abwärts getrieben würden, nichts in unserer Gewalt stände, weil ihre Bewegung bestimmt und notwendig ist: erfand er ein Mittel, der Notwendigkeit zu entgehen, was offenbar dem Demokrit entgangen war; er sagt, das Atom, obgleich es durch Gewicht und Schwere von oben nach unten getrieben wird, weiche ein klein wenig aus. Dies zu behaupten ist schmählicher als das, was er will, nicht verteidigen zu können. Vgl. Cicero Vom Schicksal 10.

5) Bayle Historisches und Kritisches Wörterbuch s[iehe] Epikur.

6) Schaubach "über Epikur's astronomische Begriffe" im "Archiv für Philologie und Pädagogik" von Seebode, Jahn und Klotz. Bd. V.

H. IV. [1839.] S. 549.

7) Lucretius Über die Natur der Dinge II, 251 ff.

Endlich, wenn immer sich schließt die Kette der ganzen Bewegung

<338>

Et vetere exoritur semper novus ordine certo ...

...

Unde est Haec, inquam, fatis avolsa voluntas.

8) Aristot. de anima I, 4, 16[-17 p. 23 (ed. Trendel.) 409 a [5]. [...] ??, ??, ??, ??; ??, ??. '??' ??, ?? [...].

9) Diogen. Laert. X, 43. ??.

Simplic. l.c. p. 424 [b 45. 46-47 = CAGX p. 1121, 7.8-9]. [... oi ??] '??... ?? [??...].

10) Lucret. de ter. not. II, [251.] 253 sqq.

...si...

[...]

Nec declinando faciunt primordia motus Principium quoddam, quod fati foedera rumpat, Ex infinito ne caussam caussa sequatur.

11) Id. l.c. 279 sq.

...esse in pectore nostra Quiddam, quod contra pugnare, obstareque, possit.

12) Cic. de fin. I, 6 [, 19-20]. [...] nec tamen id, cujus causa haec finxerat, assecutus est; nam, si omnes atomi declinabunt, nullae unquam cohaerescent, sive aliae declinabunt, aliae suo nutu recte ferentur. Primum erit hoc quasi provincias atomis dare, quae recte, quae oblique ferantur [...].

13) Lucret. l.c. 293.

14) Cic. de fato 10 [, 22]. [... cum] déclinat atomus intervallo minimo, id appellat ??.

15) Id. ib. Quam declinationem sine causa fieri, si minus verbis, re cogitur confiteri [...].

16) Plutarch, de anim. procréat. VI (T. VI. p. 8 ed. ster.). [p.

1015 B-C. c 6.] '??' ?? 2*) ??, ?? [...].

17) Cic. de fin. I, 6 [, 19]. [...] nam et ipsa declinatio ad libidinem fingitur (ait enim declinaie atomwn sine causa; quo nihil turpius physico, quam, fieri sine causa quidquam, diccre), et ilium motum naturalem omnium ponderum, ut ipse constituit, e regione inferiorem locum petentium, sine causa eripuit atomis [...].

18) Bayle l.c.

_____

1*) In der Handschrift: ?? - 2*) in der Handschrift: ??

<339>

Und an den früheren Ring sich der neue unweigerlich anreiht.

...

...

Woher, frag ich dich, stammt der dem Schicksal entwundene Wille.

8) Aristoteles Über die Seele 1, 4, 16[-17].[...] denn wie läßt es sich denken, daß eine Monade bewegt wird und von wem und wie, da sie ohne Teile und ohne Unterschied ist? Denn wenn sie bewegungsfähig und beweglich ist, muß sie einen Unterschied haben.

Außerdem, da sie sagen, die Bewegung der Linie sei die Fläche, die des Punktes die Linie; also Werden auch die Bewegungen der Monaden Linien sein [...].

9) Diogenes Laertius X, 43. Die Atome sind aber in steter Bewegung.

Simplicius a.a.O. S. 424. [... die Anhänger] des Epikur ...

[lehrten] die ewige Bewegung [...].

10) Lucretius Über die Natur der Dinge II, [251.] 253 ff.

...wenn...

[...]

Und die Atome nicht weichen vom Lote und dadurch bewirken Jener Bewegung Beginn, die des Schicksals Bande zertrümmert, Das sonst lückenlos schließt die unendliche Ursachenkette.

11) Ders. a.a.O. 279 f.

... immer in unserem Busen Etwas bleibt, was dagegen sich sträubt und das Fremde zurückweist.

12) Cicero Vom höchsten Gut und Übel I, 6. [...] er erreicht nicht einmal das, weswegen er dies erdichtet hat; denn deklinierten alle Atome, so würden sich nie welche verbinden, oder einige würden ausweichen, andere würden durch ihre Bewegung geradeaus getrieben werden. Man müßte vorher also gleichsam den Atomen bestimmte Posten zuweisen, welche geradeaus und welche schräg sich bewegen sollten [...].

13) Lucretius a.a.O. 293.

14) Cicero Vom Schicksal 10. [...wenn] das Atom im möglichst kleinen Räume dekliniert, dies nennt er das ?? 1*).

15) Ders. ebd. Daß diese Deklination ohne Ursache geschehe, ist er gezwungen, wenn auch weniger mit Worten, so doch durch die Tat zuzugeben [...].

16) Plutarch Über den Ursprung der Seele VI (Bd. VI. S. 8 Stereotypausg.). Denn sie stimmen Epikur nicht zu, daß das Atom ganz geringfügig dekliniere, da er eine grundlose Bewegung aus dem Nichtseienden einführe [...].

17) Cicero Vom höchsten Gut und Übel I, 6. [...] denn auch die Deklination selbst ist eine willkürliche Erfindung (er sagt nämlich, daß das Atom ohne Ursache dekliniere, und etwas Schmählicheres könne einem Physiker nicht passieren, als zu behaupten, daß etwas ohne Ursache geschehe); und jene natürliche Bewegung alles Schweren, das, wie er selbst feststellte, senkrecht nach unten strebt, nahm er ohne Grund den Atomen [...].

18) Bayle a.a.O.

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1*) (elachiston) Kleinste

<340>

19) August, epist. 56 [= 118, 4, 28 (rec. Goldbacher)].

20) Diogen. Laert. X, 128. ??, ??, ??.

21) Plutarch, de eo, quod sec. Epicur. non beate vivi poss. p.

1091 [A-B. c. 7]. ?? '??, ?? [...].

22) Clemens Alex. strom. II. p. 415 [B-C = II, 21, 127, 2 p. 182 St.]. [...] ?? '?? [??...]

23) Senec. de benef. IV[, 4, 1] p. 699. [T. I.] Itaque non dat Deus beneficia, sed securus et negligens nostri, aversus a mundo, [...] nec magis ilium beneficia, quam injuriae tangunt.

24) Cic. de nat. deor. 1, 24[, 68]. ... ita enim dicebas, non corpus esse in deo, sed quasi corpus, nec sanguinem, sed quasi sanguinem.

25) Cic. de nat. deor. I, 38 [= I, 40, 112 Pl.]. ... Quem cibum igitur, aut quas potio nes, aut quas vocum aut florum varietates, aut quos tactus, quos odores adhibebis ad Déos, ut eos perfundas voluptatibus?...39 [= 41, 115-116 Pl.]. ... Quid est enim, cur Déos ab hominibus colendos dicas, quum Dii non modo homines non colant, sed omnino nihil curent, nihil agant? At est eorum eximia quaedam praestansque natura, ut ea debeat ipsa per se ad se colendam ehcere sapientem. An quidquam eximium potest esse in ea natura, quae, sua voluptate laetans, nihil necactura sit unquam, neque agat, neque egerit? 26) Plutarch, de eo, quod sec. Epicur. non beate viviposs. p.

[1100 E-]1101 [A. c. 20]. [...] ?? [...]

??, ??' ??m ??, ??, ?? [16] ??, ??' ??.

27) Aristot. de coel. II, 12 [292 b 4-6]. ??' ??.

28) Lucret. de rer. nat. II, 221 [. 223] sq.

Quod nisi declinare solerent (se. atomi) [...]

Nec foret offensus natus, nec plaga creata Principieis, ita nil unquam [natura] creasset.

28) Lucret. de rer. nat. II, [284-]286[.288] sqq.

Quare in seminibus quoque [idem] fateare necesse est Esse aliam praeter plagas et pondera caussam Motibus, unde haec est olleis innata potestas.

...ne plageis omnia fiant Externa quasi vi, sed ne mens ipsa necessum Intestinum habeat cuncteis in rebus agendis, Et, devicta quasi, cogatur ferre patique: Id facit exiguum clinamen principiorum.

<341>

19) Augustinus Brief 56.

20) Diogenes Laertius X, 128. Tun wir doch alles nur deswegen, damit wir weder Schmerz empfinden noch in Verwirrung leben.

21) Plutarch Beweis, daß man nach Epikur nicht glücklich leben kann S. 1091. Ähnlich ist auch die Meinung Epikurs, wenn er sagt, das Wesen des Guten entspringe aus der Flucht vom Übel [...].

22) Clemens Alexandrinus Teppiche II. S. 415. [...] Epikur [sagt]

aber, auch die Abwesenheit des Schmerzes sei Lust [...].

23) Seneca Über die Wohltaten IV [.4], S. 699. [Bd. I.] Daher spendet Gott keine Gnaden, sondern in seliger Ruhe verharrend und unbekümmert um uns, abgewandt von der Welt, [...] berühren ihn gute Taten ebensowenig wie Ungerechtigkeiten.

24) Cicero Über die Natur der Götter I, 24. ... denn du sagtest, keinen Körper habe Gott, sondern einen Quasikörper, kein Blut, sondern Quasiblut.

25) Cicero Über die Natur der Götter I, 38...Welche Speise also oder welche Getränke oder welche Vielfalt an Tönen oder Blumen oder welche Berührungen, welche Gerüche wirst du bei den Göttern verwenden, um sie mit Genüssen zu überschütten? ... 39.

...Was ist es denn, warum du sagst, die Götter müßten von den Menschen verehrt werden, da die Götter nicht nur die Menschen nicht verehren, sondern sich überhaupt um nichts kümmern, nichts tun? Aber sie haben ein gewissermaßen außerordentliches und hervorragendes Wesen, daß es durch sich selbst den Weisen reizen muß, sie zu verehren. Aber was kann Außerordentliches in diesem Wesen sein, das sich seines Vergnügens freuend, niemals etwas tun wird, noch tut, noch getan hat? 26) Plutarch Beweis, daß man nach Epikur nicht glücklich leben kann S. [1100-]1101. [...] ihre Lehre hebt [...] Furcht und Aberglauben auf, Freude aber und Gunst der Götter gibt sie nicht, sondern sie leiht uns zu ihnen durch Entfernung aller Ängstigung und Freude das Verhältnis, das wir zu den hyrkanischen Fischen [16] haben, von denen wir weder Nutzen noch Schaden erwarten.

27) Aristoteles Über den Himmel II, 12. Was das Beste ist, bedarf keiner Handlung, denn es selbst ist der Zweck.

28) Lucretius Über die Natur der Dinge II, 221 [.223] f.

Wichen sie nicht so ab (d.h. die Atome) [...]

Keine Begegnung und Stoß erführen alsdann die Atome, Niemals hätte daher [die Natur] mit der Schöpfung begonnen.

29) Lucretius Über die Natur der Dinge II, [284-]286 [.288] ff.

Ebenso mußt du daher [auch] bei den Atomen gestehen, Daß noch ein anderer Grund zur Bewegung, außer den Stößen Und dem Gewichte, besteht, woraus denn bei ihnen die Kraft stammt.

...daß alles durch Stöße bewirkt wird

Gleichsam durch äußre Gewalt; doch daß den Geist in uns selber Nicht ein innerer Zwang bei allen Geschäften behindert, Und er so gleichsam gefesselt zum Dulden und Leiden verdammt sei, Ist der geringen Beugung der Urelemente zu danken.

<342>

30) Aristot. de coel. I, 7 [275 b 29-31.32-276 a 1]. ??, ??', ??.

??, ?? [...] ?? [...] ??, ??, ?? [...].

31) Aristot. de coel. III, 2 [300b 8-16]. ??, ??, ??, ??. ??' ??, ??, ??' ??, ??, ??' ??.

32) Diogen. Laert. X, 150. ??, ??, ??. ??, ??, ??, ??. ??' ??, ??' ??' ??, ??' ??, ?? 33) 1*)

ZWEITES KAPITEL

Die Qualitäten des Atoms

1) Diogen. Laert. X, 54. ??.

Lucret. de rer. nat. II, 861 sqq.

Omnia sint a principiéis sejuncta, necesse est, Immortalia si volumus subjungere rebus Fundamenta, quibus nitatur summa salutis.

2) (Plutarch.) de placit. philosoph. [I. p. 235-236 = I, 3 p.877 D. E.]. '?? ... ?? ... ?? [??] ??, ??, ??. ?? [??] ?? [??]??' '?? [...] ?? [...] ?? [...]. Cf.Sext. Empir. advers. Math. [IX.] p.

420 [D-E = X, 240].

3) Euseb. Praepar. evang. XIV. p. 749 [B-C = XIV. 14, 5 Mr.].

4) Simplic. l.c. p. 362 [b 29 = CAG IX p. 462, 12-13]. ... xij ?? (sc. ??) ?? (sc.

??) [...].

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1*) Anmerkung 32 und Anmerkungsziffer 33 von Marx nachträglich hinzugefügt. Die Anmerkung 33 blieb ungeschrieben

<343>

30) Aristoteles Über den Himmel 1,7. Wenn aber das All nicht zusammenhängend, sondern, wie Demokrit und Leukipp sagen, durch den leeren Raum geteilt ist, muß notwendig alles eine einzige Bewegung haben; [...] ihre Natur aber [...] sei eine einzige, wie Gold, das in Stücke gebrochen ist [...].

31) Aristoteles Über den Himmel III, 2. Deswegen wäre dem Leukipp und dem Demokrit, die behaupten, immer bewegten sich die ersten Körper im Leeren und im Unendlichen, zu sagen, welcher Art die Bewegung sei und welche die ihrer Natur adäquate Bewegung. Denn wenn jedes der Elemente von dem andern durch Gewalt bewegt wird: so ist es doch notwendig, daß jedes auch eine natürliche Bewegung habe, außer welcher die gewaltsame ist; und diese erste Bewegung muß nicht gewaltsam, sondern natürlich sein. Sonst findet der Progreß ins Unendliche statt, wenn es nicht eine erste natürliche Bewegung gibt, sondern immer nur das früher durch Gewalt Bewegte Bewegung veranlaßt.

32) Diogenes Laertius X, 150. Für alle Lebewesen, die keine Verträge darüber abschließen konnten, sich gegenseitig nicht zu schaden noch schaden zu lassen, gibt es weder Recht noch Unrecht.

Ebenso aber ist es auch bei den Völkern, die die Verträge darüber nicht abschließen konnten oder wollten, sich gegenseitig nicht zu schaden noch schaden zu lassen. Gerechtigkeit ist nicht etwas an sich Seiendes, sondern im gegenseitigen Verkehr, an welchem Ort auch immer, werde ein Vertrag abgeschlossen, sich nicht zu schaden noch schaden zu lassen.

33) 1*)

ZWEITES KAPITEL

Die Qualitäten des Atoms

1) Diogenes Laertius X, 54. Denn jede Qualität ist veränderlich; die Atome aber verändern sich nicht.

Lucretius Über die Natur der Dinge II, 861 ff.

Alles muß sein daher getrennt von den Urelementen, Wenn wir gedenken die Welt auf ewigem Grunde zu bauen, Welcher die sichere Stütze gewährt für das Heil der Gesamtheit.

2) (Plutarch) Über die Lehrsätze der Philosophen [I. S. 235-236], Epikur... behauptet... den Körpern komme dies Dreifache zu: Gestalt, Größe, Schwere. Demokrit [nahm] nur zweierlei [an]: Größe und Gestalt; Epikur setzte diesen als Drittes die Schwere hinzu; denn es wäre nötig [...], daß die Körper durch die Wirkung der Schwere bewegt würden [...]. Vgl. Sextus Empiricus Gegen die Mathematiker S. 420.

3) Eusebius Vorbereitung auf das Evangelium XIV. S. 749.

4) Simplicius a.a.O. S. 362. ... wobei er (d.h. Demokrit) ihnen (d.h. den Atomen) den Unterschied der Größe und Gestalt zuteilte [...].

_____

1*) Anmerkung 32 und Anmerkungsziffer 33 von Marx nachträglich hinzugefügt. Die Anmerkung 33 blieb ungeschrieben

<344>

5) Philopon. ibid. [23-27= CAG XVI p. 398, 13-16.] ... ?? (sc ??) ??, ??' [??] ??, ??.

6) Aristot. de gener. et corrupt. I, 8 [326a 9]. [...] ?? (sc. ??) ??.

7) Aristot. de coel. I, 7 [276a 1-2.4-7].[...] ??, ??, ?? ... ??' ??, ??' ??, ??. ??, ??, ??, ??.

8) Ritter Geschichte d. alt. Philosophie. I.T. S. 568. Anm. 2.

[2. verb. Aufl., 1836. S. 602. Anm. 2.]

9) Aristot. Metaphys. VII (VIII), 2 [1042 b 11-15]. ??. ??, ??, ??, ??, ??, ??, ??.

10) Aristot. Metaphys. I, 4 [985b 4-19]. ??, ??, ??, ??, ??. ??, ??. ??, ??. ??, ??, ??: ??.

??, ??, ??. ?? [A] ?? N ??, ?? AN ?? NA ??, ?? Z ?? N ??.

11) Diogen. Laert. X, 44. ... ??, ?? ... ??.

12) Id. X, 56. ??, ?? [??] ??, ??' ??, ??.

13) Id. X, 55. '??, ?? ... ??.

14) Id. X, 59. '??, ??, ??.

15) Cf. Id. X, 58. Stob, eclog. phys. I, [13]. p. 27[, 43-45 = I, 10, 14 p. 127 W.].

<345>

5) Philoponus ebd. ... und zwar eine einzige gemeinsame Natur des Körpers teilt er (d.h. Demokrit) allen Gestalten zu; seine Teile seien die Atome, die sich durch Größe und Gestalt voneinander unterscheiden; sie haben nämlich nicht nur verschiedene Gestalt, sondern die einen von ihnen [sind] größer, die andern kleiner.

6) Aristoteles Vom Werden und Vergehen I, 8. [...] und doch sagt er [d.h. Demokrit], daß es (d.h. das Atom) schwerer sei je nach seinem Größersein.

7) Aristoteles Über den Himmel I, 7. [...] diese müssen also, so wie wir sagen, notwendig dieselbe Eewegung haben. ... So wird keiner der Körper absolut leicht sein, wenn alle Schwere haben; wenn aber alle Leichtigkeit haben, wird keiner schwer sein. Außerdem, wenn sie Schwere haben oder Leichtigkeit, wird es entweder ein Ende des Alls geben oder einen Mittelpunkt...

8) Ritter Geschichte der alten Philosophie. I. T. S. 568. Anm. 2.

[2. verb. Aufl., 1836. S. 602. Anm. 2.]

9) Aristoteles Metaphysik VII (VIII), 2. Demokrit setzt drei Unterschiede [der Atome]. Denn der zugrunde liegende Körper sei der Materie nach einer und derselbe; er sei aber auch unterschieden durch die Bewegungsfolge, das die Gestalt, durch die Richtung, das die Lage, oder durch die Berührung, das die Ordnung bedeutet.

10) Aristoteles Metaphysik 1, 4. Leukipp aber und. sein Genosse Demokrit sagen, die Elemente seien das Volle und das Leere, und betrachten sie als das Seiende und das Nichtseiende: das Volle und Körperliche nämlich als das Seiende, das Leere aber und Hohle als das Nichtseiende. Deshalb sagen sie auch, daß das Seiende um nichts mehr existiere als das Nichtseiende, weil nämlich der Körper um nichts mehr existiere als das Leere. Diese seien Grund des Seienden als Materie. Wie nun diejenigen, die eine einzige Grundsubstanz setzen, das andere aus deren Affektionen erzeugen, indem sie das Dünne und das Dichte als Prinzipien der Qualitäten unterstellen: auf dieselbe Weise lehren auch jene, daß die Unterschiede der Atome Ursachen des andern seien. Solche Unterschiede aber, sagen sie, gebe es drei: Gestalt, Ordnung und Lage. Denn das zum Grunde liegende Sein unterscheide sich allein durch Bewegungsfolge, Berührung und Richtung; von diesen aber ist Bewegungsfolge - Gestalt, Berührung - Ordnung und Richtung - Lage. Es unterscheide sich nämlich [A] von N durch die Gestalt, AN von NA durch die Ordnung, Z von N durch die Lage.

11) Diogenes Laertius X, 44. ... die Atome besäßen auch keine Qualität außer Gestalt, Größe und Schwere;...Auch hätten sie nicht jede beliebige Größe. Wenigstens wurde noch niemals ein Atom durch Sinneswahrnehmung erschaut.

12) Ders. X, 56. Daß aber jede Größe bei ihnen vorkommt, ist nicht nötig für die Unterschiede in den Qualitäten; sicherlich würden dann auch schon für uns sichtbare Atome vorgekommen sein.

Man sieht aber nicht, daß dies geschieht, und es ist auch nicht vorstcllbar, wie ein sichtbares Atom entstehen könnte.

13) Ders. X, 55. Ferner darf man nicht glauben, daß jede Größe unter den Atomen vertreten sei... aber einige Größenwechsel muß man annehmen.

14) Ders. X, 59. Haben wir doch auch nach dieser Analogie behauptet, daß das Atom Größe hat, aber nur eine kleine, indem wir das Große ausschließen.

15) Vgl. Ders. X, 58. Stobäus Physische Elogen I. S. 27.

<346>

16) Epicuri fragm. (de nat. II et XI) coll. a Rosinio, ed.

Orelli. p. 26.

17) Euseb. Praepar. evang. XIV. p. 773 [A-B] (ed. Paris.)[= XIV, 23, 3 Mr.], ??, ?? (sc. '??) ??, ??.

18) Stob. eclog. phys. I, 17[. p. 33, 6. 8-9 = I, 14, 1f p. 142.

143 W.]. ?? [...] ?? ... ??. Cf. (Plutarch.) de placit. philosoph. I. p. 235 sq. [= I, 3 p. 877 D-F].

19) Aristot. degener. et corrupt. I, 8 [325a 30]. [...] ??.

20) Euseb. Praepar. evang. XIV. p. 749 [A. B = XIV, 14, 5 Mr.].

?? ... ?? [...] ?? [...]. Cf (Plutarch.) de placit. philosoph. I. p. 235 sq. [= I, 3 p. 877 D-F].

21) Diogen. Laert. X, 54. ??, ??; ??,??,??; Cf.

§ 44.

22) Id. X, 42. ?? ... ?? 1*) [...].

23) Id. ib ... ??, ??.

24) Lucret. II, 513 sq.

...fateare, necesse est, Materiam quoque finiteis differre figureis.

Euseb. Praepar. evang. XIV. p. 749 [C = XIV, 14, 5 Mr.]. [...]

'?? ... ?? ... ??, ?? [...]. Cfd. (Plutarch.) de placit. philosoph. l.c. [= I, 3 p.877 E-F].

25) Diogen. Laert. X, 42. ??' ??...

Lucret. de rer. nat. l.c. 525 sqq.

...etenim distantia quom sit Formarum finita, necesse est, quae similes sint, Esse infinitas, aut summam materiai Finitam constare, id quod non esse probavi.

26) Aristot. de coel. III, 4 [303 a 3-5. 10-15]. ??', ??, ?? '??, ?? ... ??, ??, ??, ??. ??, ??, ??, ??...

Philopon. l.c. [25-26 = CAG XVI p. 398, 15.] ?? [...] ?? ...

27) Lucret. de rer. nat. l.c. 479 sqq. [491-492. 495-497.]

_____

1*) In der Handschrift: ??

<347>

16) Epikurs Fragmente (Über die Natur II und XI) gesammelt von Rosini, hrsg. von Orelli. S. 26.

17) Eusebius Vorbereitung auf das Evangelium XIV. S. 773 (Pariser Ausg.). Sie waren aber insofern verschiedener Meinung, als der eine (d.h. Epikur) annahm, alle Atome seien unendlich klein und darum nicht wahrnehmbar, Demokrit aber, es gebe auch einige sehr große Atome.

18) Stobäus Physische Eklogen I, 17. Demokrit sagt sogar...es sei ein Atom von Weltgröße möglich. Vgl. (Plutarch) Über die Lehrsätze der Philosophen I. S. 235 f.

19) Aristoteles Vom Werden und Vergehen I, 8. [...] unsichtbar wegen der Kleinheit der Ausdehnung.

20) Eusebius Vorbereitung auf das Evangelium XIV. S. 749. Demokrit... [unterstellte] als Prinzipien der Dinge unteilbare, [...] durch die Vernunft anschaubare Körper [...]. Vgl.

(Plutarch) Über die Lehrsätze der Philosophen I. S. 235 f.

21) Diogenes Laertius X, 54. Ferner muß man annehmen, daß die Atome keine Qualität der Erscheinungswelt besitzen außer Gestalt, Schwere und Größe und was notwendigerweise mit der Gestalt verbunden ist. Vgl. § 44.

22) Ders. X, 42. Zudem sind die Atome ... in ihren Gestaltunterschieden unbestimmbar [...].

23) Ders. ebd. ... allein in ihren Unterschieden sind sie nicht absolut unendlich, sondern nur unbestimmbar.

24) Lucretius II,513f.

...mußt du gestehen, Daß auch im Urstoff nicht sind unendlich verschiedene Formen.

Eusebius Vorbereitung auf das Evangelium XIV. S. 749. [...] Epikur ... [sagt...] die Gestalten der Atome seien bestimmt und nicht unendlich [...]. Vgl. (Plutarch) Über die Lehrsätze der Philosophen a.a.O.

25) Diogenes Laertius X, 42. Und für jede Gestaltenbildung sind die Atome absolut unendlich...

Lucretius Über die Natur der Dinge a.a.O. 525 ff.

... da der Gestalten Unterschiede begrenzt sind, so muß entweder die Anzahl Derer, die ähnlich sind, unendlich sein, oder der Urstoff Wäre im ganzen begrenzt, was oben als nichtig erwiesen.

26) Aristoteles Über den Himmel III, 4. Nun ist aber auch das Ergebnis, wie es andere formulieren, z.B. Leukipp und der Abderite Demokrit, nicht wahrscheinlich... und außerdem sagen sie, da die Körper sich durch die Gestalt unterschieden, die Zahl der Gestalten aber unendlich sei, sei auch die Zahl der einfachen Körper unendlich. Wie beschaffen aber und welches die Gestalt jedes Elements ist, haben sie nicht genauer angegeben, sondern nur dem Feuer die Kugelgestalt zugeteilt; Luft aber und Wasser und das übrige...

Philoponus a.a.O. Sie haben [...] nicht nur ganz verschiedene Gestalt...

27) Lucretius Über die Natur der Dinge a.a.O. 479 ff. [491-492, 495-497].

<348>

...primordia rerum Finita variare figurarum ratione.

Quod si non ita sit, rursum jam semina quaedam Esse infinito debebunt corporis auctu.

Nam quod eadem una quojusvis in brevitate Corporis, inter se multum variare figurae Non possunt...

[...]

...si forte voles variare figuras, Addendum parteis alias erit [...

...]

Ergo formarum novitatem corporis augmen Subsequitur: quare non est, ut credere possis, Esse infiniteis distantia semina formeis.

28) Cf. Not. 25.

29) Diogen. Laert. X, 44 et 54.

30) Brucken Instit. histor. phil. [1747.] p. 224.

31) Lucret. de rer. nat. I, 1051 [sq. = 1052 sq. Diels].

Illud in heis rebus longe fuge credere, Memmi, In medium summae, quod dicunt, omnia niti.

32) Diogen. Laert. X, 43. ... ??, ??. 61. ??, ??, ??. ??, ??, ??, ??.

Lucret. de rer. nat. II, 235 sqq.

At contra nulli [...

...] inane potest vacuum subsistere rei, Quin, [...

...] quapropter debent per inane quietum Aeque, ponderibus non aequeis, concita ferri.

33) Vergl. Kap. 3.

34) Feuerbachs Geschichte d. neuern Philosophie. [1833. Belegstellen aus] Gassendi I.e. [p.] XXXIII, [nr.] 7. Epicurus, tametsi forte de hac experientia nunquam cogitarit, ratione [tarnen] ductus, illud censuit de atomis, quod experientia nos nuper doeuit, scilicet ut corpora omnia, [...] tametsi sint [tam]

pondere, quam mole summe inaequalia, aequivelocia tarnen sunt, quum superne deorsum cadunt, sie ille censuit, atomos omnes, licet sint magnitudine gravitateque [summe] inaequales, esse nihilominus inter se ipso suo motu aequiveloces.

<349>

...die Urelemente der Dinge Nur in begrenzter Zahl die Gestalten vermögen zu ändern.

Denn sonst müßten auch wieder gewisse Atome sich finden, Die endloser Vergrößrung des Körpers sich fähig erwiesen.

Nämlich die Kleinheit des Stoffs, die für jedes Atom ist dieselbe.

Hindert, daß gar zu viel voneinander verschiedne Gestalten Können entstehen...

[...]

Mußt du doch endlich noch andre Partikeln den übrigen zutun, Wenn du noch weiter die Formen zu ändern wünschest [...

...]

So wird Körpervergrößrung die Folge der neuen Gestaltung.

Deshalb ist es unmöglich erlaubt, sich die Meinung zu bilden, Unsre Atome besäßen unendlich verschiedne Gestalten.

28) Vgl. Note 25.

29) Diogenes Laertius X, 44 und 54.

30) Brucker Institutionen der Geschichte der Philosophie, [lat.

1747.] S. 224.

31) Lucretius Über die Natur de, Dinge I, 1051 [f].

Hierbei, o Memmius, mußt du dem Glauben von Grund aus entsagen.

Daß nach der Mitte der Welt - so redet man - alles sich dränge.

32) Diogenes Laertius X, 43...sie bewegen sich auch gleich schnell, da der leere Raum die gleiche Bewegung sowohl dem leichtesten wie dem schwersten für ewige Zeit ermöglicht. 61.

Ferner müssen die Atome auch gleich schnell sein, wenn sie sich durch den leeren Raum bewegen, ohne auf Widerstand zu treffen.

Denn weder werden die schweren sich schneller bewegen als die kleinen und leichten, wenn ihnen nichts entgegenkommt, noch die kleinen schneller als die großen, da alle eine gleichmäßige Bahn haben, wenn ihnen nichts entgegentritt.

Lucretius Über die Natur der Dinge II, 235 ff.

Dahingegen vermöchte das Leere sich niemals [...]

Wider irgendein Ding als Halt entgegenzustellen, Ja, [...]

Deshalb müssen die Körper mit gleicher Geschwindigkeit [...]

Trotz ungleichem Gewicht durch das ruhende Leere sich stürzen.

33) Vergl. Kap. 3 34) Feuerbachs Geschichte d. neuern Philosophie. [1833. Belegstellen aus] Gassendi a.a.O. [S.] XXXIII, [Nr.] 7. Epikur gelangte, obgleich er vielleicht über diese Erfahrung niemals nachgedacht hat, [dennoch] durch Vernunft geleitet, über die Atome zu jener Meinung, die die Erfahrung ims kürzlich gelehrt hat, nämlich, daß alle Körper [...], obgleich sie [sowohl] an Gewicht wie an Last höchst verschieden sind, dennoch gleich schnell sind, wenn sie von oben nach unten fallen, so war er der Meinung, daß alle Atome, mögen sie auch an Größe und Schwere [höchst] verschieden sein, nichtsdestoweniger unter sich selbst durch ihre Bewegung gleich schnell sind.

<350>

DRITTES KAPITEL

?? und ??

1) '?? [Stob, eclog. phys. I, 13. p. 27, 41. 45 = I, 10, 14 p. 127 W.] heißt durchaus nicht "erfüllen keinen Raum", sondern "sind unteilhaftig des Leeren"; es ist dasselbe, als wenn anderswo bei Diogenes Laertius X, 58] gesagt wird: ??. Ebenso ist dieser Ausdruck zu erklären (Plutarch.) de placit. philosoph. I. p. 236 [= I, 3 p. 877 F] und Simplicius p. 405.

2) Auch dies ist falsche Konsequenz. Was nicht im Raum geteilt werden kann, ist deswegen nicht außerhalb des Raums und ohne räumliche Beziehung.

3) Schaubach l.c. p. [549-]550.

4) Diogen. Laert. X, 44.

5) Id. X, 67. [...] ??' ??, ??, ??.

6) Id. X, 39, 40 und 41.

7) Id. VII, [c.] 1 [.§ 134]. ?? (sc. ??) ??, ??: 8) Aristot. Metaphys. IV [(V)], 1 u. 3 [1012 b 34-1013 a 23 u.

1014a 26-1014 b 15].

9) Cf. l.c.

10) Aristot. l.c. 3 [1014a 31-34. 1014b 5-6]. '??, ?? 1*) ??, ??' ?? ... ?? 2*) ?? 11) Aristot. Metaphys. 1.4 [985b 4-6], 12) Diogen. Laert. X, 54.

Plutarch. Colot. p. 1110 [F. c. 8]. [...] ?? '??, ?? (sc. '??) ??.

13) Sext. Empir. advers. Math. [IX.] p. 420 [D-E = X, 240], 14) Euseb. Praepar. evang. XIV. p. 773 [A-B = XIV, 23, 3 Mr.], [...] '?? ... ?? (??) ... P. 749 [C = XIV, 14, 5 Mr.]. [...] ?? (sc. ??) ??.

15) (Plutarch.) de placit. philosoph. I. p. 246 [= I, 7 p. 882 A]. [...] ??' ?? (sc. '??) ??, ??, ??, ?? [??] ??. P. 249 [= I, 12 p. 883 A]. '??, ??, ??' == ?? [...].

_____

1*) In der Handschrift; ?? - 2*) in der Handschrift: ??

<351>

DRITTES KAPITEL

?? 1*) und ?? 2*)

1) '?? 3*) [Stobäus Physische Erlogen I, S. 306] heißt durchaus nicht "erfüllen keinen Raum", sondern "sind unteilhaftig des Leeren"; es ist dasselbe, als wenn anderswo bei Diogenes Laertius gesagt wird: ?? 4*). Ebenso ist dieser Ausdruck zu erklären (Plutarch) Über die Lehrsätze der Philosophen I. S. 236 und Simplicius S. 405.

2) Auch dies ist falsche Konsequenz. Was nicht im Raum geteilt werden kann, ist deswegen nicht außerhalb des Raums und ohne räumliche Beziehung.

3) Schaubach a.a.O. S. [549-]550.

4) Diogenes Laertius X, 44.

5) Ders. X, 67. [...] das Unkörperliche denkt die Vorstellung nicht; ihre Vorstellung davon ist das Leere.

6) Ders. X, 39. 40 und 41.

7) Ders. VII, [Kap.] 1 [.§ 134]. Sie (d.h. die Stoiker) machen aber einen Unterschied zwischen Anfängen und Elementen; denn die ersteren seien unerschaffen und unvergänglich, die Elemente dagegen würden durch den Weltbrand zerstört.

8) Aristoteles Metaphysik IV [(V)], 1 u. 3.

9) Vgl. a.a.O.

10) Aristoteles a.a.O. 3. Ebenso spricht man aber auch von Elementen der Körper, in welche die Körper als letzte Teile zerlegt werden, wobei jene aber nicht mehr in andere der Gestalt nach verschiedene Körper zerlegt werden können... Deshalb wird auch das Kleine, Einfache und Unteilbare Element genannt.

11) Aristoteles Metaphysik I, 4.

12) Diogenes Laertius X, 54.

Plutarch Kolotes S. 1110. [...] daß dies mit den Lehren des Epikur ebenso untrennbar verbunden ist wie nach ihrer eignen (d.

h. der Epikureer) Aussage die Gestalt und die Schwere mit dem Atom.

13) Sextus Empiricus Gegen die Mathematiker S. 420.

14) Eusebius Vorbereitung auf das Evangelium XIV. S. 773. [...]

Epikur...[nahm an,] sie (die Atome) [seien...] nicht wahrnehmbar... S. 749. [...] aber sie (d.h. die Atome) haben eigene durch die Vernunft anschaubare Gestalt.

15) (Plutarch) Über die Lehrsätze der Philosophen I. S. 246.

[...] derselbe (d.h. Epikur) [nimmt an] folgende vier der Art nach unzerstörbare Substanzen: die Atome, das Leere, das Unendliche und die gleichartigen Teilchen. Diese aber [werden] Homöomerien und Elemente [genannt]. S. 249. Epikur aber [nimmt an], die Körper seien unbegrenzt; die ersten seien einfach, die aus ihnen gebildeten Zusammensetzungen aber hätten alle Schwere [...].

_____

1*) (Atomoi archai) Unteilbare Anfänge - 2*) (atoma stoicheia) unteilbare Elemente - 3*) (ametocha kenou) - 4*) sie haben keine Unterscheidung von Teilen

<352>

Stob. eclog. phys. I[, 25]. p. 52 [, 26. 32-33 = I, 22, 3a p. 199 W.]. ??, ?? '??, [...] ??. [I,] 3. P. 5[, 42. 45-47 = I, 1, 29b p.

38 W.]. '?? ... ??, ??, ??, ?? 1*) ??.

16) Cf. l.c.

[17)] Cic. defin. I, 6 [, 21], [...] quae sequitur... atom! inane... infinitio ipsa, quam ?? vocant [...].

Diogen. Laert. X, 41. '??. ...

??, ??.

18) Plutarch. Colot. p. 1114 [B.C. 13], ?? [??]

?? 2*) ??, ??, ??, ??, ??, ??, ??, ??, ??.

19) Simplic. l.c.p. 488 [a 18-22 = CAG VII p. 295,1-5].

20) (Plutarch.) de placit. philosoph. [I.] p. 239 [= I, 5 p. 879 B. C]. ?? ... ??'??, ?? ... ??, ??.

Stob. eclog. phys. I[, 25]. p. 52[, 26. 32-33 = I, 22, 3a p. 199 W.]. ??, ?? '??, [...] ??.

21) Lucret. de rer. nat. I, 820 sq.

Namque eadem coelum, mare, terras, flumina, solem Constituunt, eadem fruges, arbusta, animanteis.

Diogen. Laert. X, 39. ??, ??, ??. ??, ??. ??, ??. ... ?? ... 41. ??. ... ??' ??, ??, ??.

22) Diogen. Laert. X, 73. ... ??, ??, ?? [??] ??, ??.

Lucret. V, 109 sq. [= 108 sq. Diels.]

Et ratio potius, quam res persuadeat ipsa, Succidere horrisono posse omnia victa fragore.

Id. V, 374 [sqq. = 373 sqq. Diels.]

Haud igitur leti praeclusa est janua coelo,

_____

1*) In der Handschrift: ?? - 2*) in der Handschrift: ??

<353>

Stobäus Physische Eklogen I. S. 52. Metrodor, der Lehrer des Epikur, [sagt ...] die Ursachen aber seien die Atome und die Elemente. S. 5. Epikur [nimmt an] ... vier der Art nach unzerstörbare Substanzen: die Atome, das Leere, das Unendliche und die gleichartigen Teilchen; diese aber werden Homöomerien und Elemente genannt.

16) Vgl. a.a.O.

[17)] Cicero Vom höchsten Gut und Übel I, 6. [...] das, welchem er folgt...die Atome, das Leere... die Unendlichkeit selbst, die sie [d.h. die Epikureer] ?? 1*) nennen [...].

Diogenes Laertius X, 41. Und ferner ist das All auch unendlich...Und zwar ist das All unendlich durch die Vielheit der Körper, durch die Größe des Leeren.

18) Plutarch Kolotes S. 1114. Sieh doch, welche Prinzipien [ihr]

für das Werden [voraussetzt], Unendlichkeit und Leere; davon ist diese inaktiv, empfindungslos und körperlos; jene aber ohne Ordnung, ohne Vernunft, nicht faßbar, sich selbst auflösend und verwirrend, weil sie wegen ihrer Menge weder bewältigt noch begrenzt werden kann.

19) Simplicius a.a.O. S. 488.

20) (Plutarch) Über die Lehrsätze der Philosophen [I.] S. 239.

Metrodor aber sagt... daß die Zahl der Welten unendlich sei, sei daraus zu ersehn, daß die Zahl der Ursachen unendlich sei.

... Die Ursachen aber seien die Atome oder die Elemente.

Stobäus Physische Eklogen I. S. 52. Metrodor, der Lehrer des Epikur, [sagt ...] die Ursachen aber seien die Atome und die Elemente.

21) Lucretius Über die Natur der Dinge I, 820 f.

Denn dieselbigen Stoffe begründen ja Himmel und Erde, Meer und Ströme und Sonne wie Korn, Obst, lebendes Wesen.

Diogenes Laertius X, 39. Und auch das All war immer so, wie es jetzt ist, und wird immer so sein. Denn es gibt nichts, wohinein es sich verwandeln kann. Denn außer dem All gibt es nichts, wohinein es eindringen und dadurch verändert werden könnte...Das All ist Körper... 41. Diese aber sind unteilbar und unveränderlich, wenn nicht alles in das Nichts vergehen soll; sondern sie bleiben bei den Auflösungen der Verbindungen unberührt im vollen Besitz ihrer Natur und bieten nichts, worin oder wie sie sich auflösen könnten.

22) Diogenes Laertius X, 73 ... und alles löst sich wieder auf, das eine schneller, das andre langsamer; wobei dies dem einen durch dieses, dem andern durch jenes widerfährt. 74. Daraus erhellt, daß er [d.h. Epikur] die Welten auch für vergänglich erklärt, da sich ihre Teile verändern.

Lucretius V, 109 f.

Möge uns mehr die Vernunft als das eigne Erlebnis belehren.

Daß auch die Welt zugrunde kann gehn in klirrendem Einsturz.

Ders. V. 374 [ff.]

So ist weder dem Himmel die Pforte des Todes verschlossen

_____

1*) (apeiria)

<354>

Nec soli terraeque neque alteis aequoris undeis; Sed patet immani, et vasto respectat hiatu.

23) Simplic. l.c. p. 425.

24) Lucret. II, 796.

[...] neque in lucem exsistunt primordia rerum.

VIERTES KAPITEL

Die Zeit

1) Aristot. Phys. VIII, 1 [25]b 15-17]. ?? [??] ??.

2) Simplic. l.c. p. 426 [b 15-17 = CAG X, p. 1153, 22-24], ??, ??, ??, ??.

3) Lucret. I, 460 sqq. [= 459. 462-463 Diels.]

Tempus [item] per se non est, [...

...]

Nec per se quemquam tempus sentire, fatendum est Semotum ab rerum motu, placidaque quiete.

Id. I, 480 sqq. [= 479 sqq. Diels.]

Non ita, utei corpus per se constare neque esse [se. res gestas]: Nec ratione cluere eadem, qua constat inane, Sed magis ut merito possis eventa vocare Corporis atque loci [...]

Sext. Empir. advers. Math. [IX.] p. 420 [C = X, 238; vgl. p. 417 D = X, 219] nennt Epikur die Zeit ??.

Stob. eclog. phys. I[, 11. p.] 19 [, 46-47 = I, 8, 40b p. 103 W.]. [...] '?? (nennt die Zeit) ??, ??' ??.

4) Diogen. Laert. X, 72. ??, ??, ??, ??' ??' ?? 1*), ??' ??, ??, ??. ??, ??, ??' ??' ??' ??, ?? (??) ??, ??. 73. ??, ??' ??, ??. ??

_____

1*) In der Gassendi-Ausgabe: ??

<355>

Noch der Sonne, der Erde, den tiefen Gewässern des Meeres, Sondern sie lauert darauf mit gewaltig geöffnetem Rachen.

23) Simplicius a.a.O. S. 425.

21) Lucretius II, 796.

[...] die Grundelemente doch stets sich dem Lichte entziehen.

VIERTES KAPITEL

Die Zeit

1) Aristoteles Physik VIII, 1. Und darum [lehrt] Demokrit, es sei unmöglich, daß das All einen Anfang habe; denn die Zeit sei ohne Anfang.

2) Simplicius a.a.O. S. 426. Indes war Demokrit derart davon überzeugt, die Zeit sei ewig, daß er, in dem Wunsche zu beweisen, daß nicht alles einen Ursprung habe, als erwiesen ansah, daß die Zeit keinen Ursprung habe.

3) Lucretius 1, 460 ff.

[Auch] ist die Zeit kein Ding an sich, [...

...]

Niemand kann ja die Zeit an sich mit den Sinnen erfassen, Ganz von der Dinge Bewegung getrennt, in friedlicher Ruhe.

Ders. I, 480 ff.

Nicht auf sich selber beruhn und nicht wie die Körper bestehen, Noch auch so wie das Leere besondre Benennung verdienen [d.h. die Geschehnisse], Sondern nur so, daß man richtig vielmehr von "Ereignissen" redet, Die an den Körper und Ort [...] sind gebunden.

Sextus Empiricus Gegen die Mathematiker S. 420 nennt Epikur die Zeit Akzidens der Akzidenzien.

Stobäus Physische Eklogen I. [S.] 19. [...] Epikur (nennt die Zeit) ein Akzidens, d.h. eine Begleiterin der Bewegungen.

4) Diogenes Laertius X, 72. Ferner muß man auch dies genau bedenken; die Zeit ist nämlich nicht zu untersuchen wie die übrigen Dinge, die wir an dem ihnen Zugrundeliegenden untersuchen, indem wir sie auf die bei uns selbst gesehenen Vorstellungen beziehen; sondern die Wirksamkeit selbst ist festzuhalten, nach welcher wir die Zeit lang oder kurz nennen, indem wir diese Begriffe als verwandt gebrauchen. Und man darf weder neue Bezeichnungen einführen, als wären sie besser, sondern muß die dafür vorhandenen gebrauchen; noch darf man etwas anderes von sich aus aussagen, als habe es dasselbe Wesen wie dieses Idiom (denn auch dies tun einige), sondern nur, wie wir das diesem Eigne verbinden und messen, ist hauptsächlich zu überlegen. 73. Denn auch das bedarf keines Beweises, sondern nur der Überlegung, daß wir mit den Tagen und Nächten und deren Teilen die Zeit verbinden. Ebenso aber geschieht es

<356>

??.

??' ??, ??.5) Lucret. de rer. nat. l.c.

Sext. Empir. advers. Math. [IX.] p. 420 sq. [420 C. D-E. 421 A. C = X, 238. 240. 241. 244]. [...] ?? [...]. ?? '??, ??' ??. ... ??' ??, ??, ??. ... ??, ?? '?? [??], ?? '??: Cf.

Stob. l.c.

6) Diogen. Laert. X, 46. Kal ??

??, ??. ... ??

??. [...] 48. ... ??

... ??, ??

[??] ?? [...].

Lucret. IV, 34 sqq [= 30 sqq. Diels.]

...rerum simulacra [...]

Quae, quasi membranae summo de corpore rerum Dereptae, volitant ultro citroque per auras.

Id. IV, 49 sq. [= 52 sq. Diels.]

Quod speciem ac formam similem gerit ejus imago, Quojus... cluet de corpore fusa vagari.

7) Diogen. Laert. X, 49. ??, ??, ??, ??.

??. ...

??, ??. ... ??, ??, ??, ??, ?? ... 50. ??, ?? ... 52. '??, ??, ??. ??, ?? ... 53. ... ??, ??, ??, ?? [...].

8) Lucret. de rer. nat. II, 1140 [sq.= 1139 sq. Diels.]

Jure igitur pereunt, quom rarefacta fluundo Sunt...[...]

<357>

auch mit den Affekten und dem Freisein von Affekten, mit Bewegung und Stillstand, wobei wir als ein diesen eigenes Merkmal wiederum eben das betrachten, was wir Zeit nennen. Er [d.h. Epikur] sagt dies aber auch im 2.Buch über die Natur und in der großen Epitome.

5) Lucretius Über die Natur der Dinge a.a.O.

Sextus Empiricus Gegen die Mathematiker S. 420 f. [...] Akzidens der Akzidenzien [...]. Deshalb zwingt auch Epikur, da er sagt, man müsse sich den Körper denken als Zusammensetzung von Größe und Gestalt, Widerstand und Schwere, dazu, sich den existierenden Körper aus nicht existierenden Körpern zu denken...Daher müssen, damit die Zeit vorhanden sei, Akzidenzien sein; damit aber die Akzidenzien vorhanden sind, ein zugrunde liegender Umstand da sein muß; ist aber kein zugrunde liegender Umstand vorhanden, dann kann auch nicht die Zeit vorhanden sein...Also wenn dieses die Zeit ist, Epikur aber sagt, seine Akzidenzien ihre [die Zeit], dann wird nach Epikur die Zeit selbst ihr eignes Akzidens sein. Vgl. Stobäus a.a.O.

6) Diogenes Laertius X, 46. Es gibt aber auch Abdrücke von gleicher Gestalt wie die festen Körper, die weit feiner sind als das, was man wahrnehmen kann...Diese Abdrücke aber nennen wir Abbilder. [...] 48...die Abbilder entstehen in Gedankenschnelle ...für die Sinne nicht wahrnehmbar wegen der eintretenden Regeneration, wobei die Stellung und Anordnung der Atome im festen Körper erhalten bleibt [...].

Lucretius IV, 34ff.

...die Bilder der Dinge [...]

Die von der Oberfläche der Körper wie Häutchen sich schälen Und bald hierhin bald dorthin umher in den Lüften sich treiben.

Ders. IV, 49 f.

Weil an Gestalt und an Form solch Abbild ähnelt dem Körper, Aus dem...es fließt, wie man sagt, und ins Weite davonfliegt.

7) Diogenes Laertius X, 49. Man muß aber auch annehmen, daß, wenn etwas von außen einströmt, wir die Formen sehen und begreifen.

Denn anders würden die äußeren Dinge ihre Natur nicht übermitteln...so daß wir sehen, wenn Abdrücke von den Dingen, von Farben und von gleicher Gestalt wie diese in passender Größe uns ins Gesicht dringen... 50. und alsbald hierdurch die Erscheinung eines einheitlichen und geschlossenen Ganzen abgeben und die Übereinstimmung mit dem Zugrundeliegenden wahren... 52. Auch das Hören kommt zustande, wenn ein Wehen von dem ausgeht, was Töne oder Schall oder Lärm erzeugt oder was sonst immer eine Gehörempfindung hervorruft. Aber diese Strömung zerteilt sich in Gruppen gleichartiger Teile, die zugleich eine gewisse Übereinstimmung miteinander bewahren...

53. ... Und auch vom Geruch muß man annehmen, daß er ebenso wie das Gehör niemals eine Empfindung hervorrufen würde, wenn nicht bestimmte Atomgruppen da wären, die von dem Gegenstand ausströmend, dazu geeignet wären, das betreffende Sinnesorgan zu reizen [...].

8) Lucretius Über die Natur der Dinge II, 1140 [f.].

So stirbt alles mit Fug, wenn es durch der Atome Verschwinden Löcher erhält ...[...]

<358>

FÜNFTES KAPITEL

Die Meteore

1) Diogen. Laert. II 1*), [c.] 3. [§] 10.

2) Aristot. Metaphys. I, 5 [986 b 25]. [...] ?? [...]

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3) Aristot. de coel. I, 3 [270b 4-24]. ??' ?, ??, ?? [??] ??. ??, ??, ??, ??, ??. ?? - ?? - ??.

??, ??. '??, ??, ??, ??' ??, ??. ??, ?? 2*), ??. ??, ??' ??, ??, ??. ??, ??, "??" ?? "??", ??.

4) Id. ib. II, I 3*) [284 a 11-14. 284 b 2-5]. ??' ??, ??. ??, ??, ??. ... ??, ?? 4*) ??.

5) Aristot. Metaphys. XI (XII), 8 [1074 a 31. 38-1074 b 13]. ??, ??. ... ??, ?? 5*) ??, ??, ??. ??`??, '??; ??, ??, ??, ??, ??, ??, ??.

_____

1*) In der Handschrift "I" infolge Druckfehlers in der TauchnitzAusgabe - 2*) in der Handschrift: ?? - 3*) in der Handschrift "I, 3 und II, 3" - 4*) in der Handschrift: ?? - 5*) in der Handschrift: ??

<359>

FÜNFTES KAPITEL

Die Meteore

1) Diogenes Laertius II 1*), [Kap.] 3. [§] 10.

2) Aristoteles Metaphysik. I, 5. [...] das Eine sei der Gott.

3) Aristoteles Über den Himmel 1,3. Es scheint manchmal der Begriff für die Phänomene zu zeugen und die Phänomene für [den] Begriff. So haben alle Menschen eine Vorstellung von den Göttern und schreiben dem Göttlichen den obersten Sitz zu, sowohl Barbaren als Hellenen, überhaupt alle, so viele an das Dasein der Götter glauben, offenbar das Unsterbliche dem Unsterblichen verknüpfend; denn anders ist es unmöglich. Wenn also ein Göttliches ist - wie es denn wirklich ist: so ist auch unsere Behauptung über die Substanz der Himmelskörper richtig. Es entspricht dies aber auch der sinnlichen Wahrnehmung, um für menschliche Überzeugung zu sprechen. Denn in der ganzen vergangenen Zeit scheint, nach der wechselseitig überlieferten Erinnerung, sich nichts verändert zu haben, weder an dem ganzen Himmel noch an i r g e n d e i n e m seiner Teile. Auch der Name scheint von den Alten überliefert zu sein bis zur Jetztwelt, indem sie dasselbe annahmen, was auch wir sagen. Denn nicht einmal, nicht zweimal, sondern unendlichmal sind dieselben Ansichten zu uns gelangt. Weil nämlich der erste Körper etwas anderes ist, außer der Erde und dem Feuer und der Luft und dem Wasser: benannten sie den obersten Ort "Äther" von "?? 2*), die ewige Zeit ihm als Beiname gebend.

4) Ders. ebd. II, 1 3*). Den Himmel aber und den oberen Ort teilten die Alten den Göttern zu, weil er allein unsterblich ist. Die jetzige Lehre bezeugt aber, daß er unzerstörbar, unentstanden, unteilhaft ist alles sterblichen Mißgeschicks...so ist es nicht nur zweckmäßiger, über seine ewige Dauer dieser Auffassung zu sein, sondern auch allein auf diese Weise entsprechen zugleich unsere Begriffe der Wahrsagung über den Gott.

5) Aristoteles Metaphysik XI (XII), 8. Daß aber ein Himmel ist, ist offenbar... Überliefert ist aber von den Vorfahren und Alten, zurückgeblieben in der Gestalt des Mythos den Späteren, daß die Himmelskörper Götter sind und daß das Göttliche die ganze Natur umfängt. Das andere wurde dann mythisch hinzugetan für den Glauben der Vielen, als nützlich für die Gesetze und das Leben.

Denn menschenähnlich und einigen der anderen Lebendigen ähnlich machen sie die Götter und erdichten dergleichen hiermit Zusammenhängendes und Verwandtes. Wenn jemand hiervon das übrige abtrennt und nur das erste festhält, ihren Glauben, daß die ersten Substanzen Götter seien: so muß er es für göttlich gesagt halten, und daß, nachdem, wie es sich traf, wiederholt jede mögliche Kunst und Philosophie erfunden und wieder verlorengegangen war, diese Meinungen, Reliquien gleich, auf die Jetztwelt gelangt seien.

_____

1*) In der Handschrift "I" infolge Druckfehlers in der TauchnitzAusgabe - 2*) (thein aei) "ständig laufen" - 3*) in der Handschrift "I, 3 und II, 3"

<360>

6) Diogen. Laert. X, 81. '??, ?? [...] ?? ... ?? [...].

7) Id. ib. 76. ??, ??, ??, ??, ??, ??' ??. 77. ?? ... ??, ??' ??.

??, ??, ?? ... ??, ??.

8) Aristot. decoel. II, 1 [284 a 18-20.] ??, ?? '?? [...].

9) Diogen. Laert. X, 85. ?? (sc. ??), ??, ??, ?? 1*) ??, ?? 2*) ?? '??.

10) Id. ib. 85. ??, ??, ??, ??, ??, ??, ?? [??] ??.

Id. ib. 82. '??.

11) Id. ib. 87. ??, ??.

Ib. 78. ??, ??, ??, ??.

Ib. 79. ??' ??, ??, ??' ??, ??, ??, ??.

12) Id. ib. 86. ??, ??, ??, [...] ??. ??, ??, ??.

13) Id. ib. 86. '??, ??. ??, ??' ??.

_____

1*) In der Handschrift: ?? - 2*) in der Handschrift: ??

<361>

6) Diogenes Laertius X, 81. Zu diesem allen ist das hinzuzudenken, daß die größte Verwirrung den menschlichen Seelen dadurch entsteht, daß sie die Himmelskörper für selig und unzerstörbar halten und[...] ihnen entgegengesetzte Wünsche und Handlungen haben ... und Verdacht schöpfen nach den Mythen [...].

7) Ders. ebd. 76. Was die Meteore betrifft, muß man glauben, daß in ihnen Bewegung und Lage und Eklipsis und Aufgang und Niedergang und diesen Verwandtes nicht entsteht, indem einer regiert und anordnet oder angeordnet hat, der zugleich alle Seligkeit neben der Unzerstörbarkeit besäße. 77. Denn nicht stimmen Handlungen...mit der Seligkeit überein, sondern, der Schwäche, der Furcht und dem Bedürfnis am meisten verwandt, geschehen sie. Noch ist zu meinen, daß einige feuerartige Körper, die Seligkeit besitzen, willkürlich diesen Bewegungen sich unterziehen...Stimmt man nun hiermit nicht überein: so bereitet dieser Gegensatz selbst die größte Verwirrung den Seelen.

8) Aristoteles (Über den Himmel II, 1. Darum darf man weder annehmen, es sei entsprechend dem Mythos der Alten, die sagen, er bedürfe zu seiner Stütze des Atlas [...].

9) Diogenes Laertius X, 85. Eigne dir (d. h. mein Pythokles) dies also gut an, und wenn du es deinem Gedächtnis eingeprägt hast, gehe dies immer wieder genau durch zusammen mit dem, was ich in dem kurzen Überblick an Herodot geschrieben habe.

10) Ders. ebd. 85. Erstens ist nicht zu glauben, daß ein ander Ziel aus der Erkenntnis der Meteore, werde sie im ganzen oder im besonderen gefaßt, sich erreichen lasse als die Ataraxie und feste Zuversicht, wie [auch] aus der übrigen Naturwissenschaft.

11) Ders. ebd. 82. Die Ataraxie aber bedeutet, sich von all dem frei gemacht zu haben und ständig an das Ganze und das Hauptsächlichste zu denken.

Ders. ebd. 87. Nicht der Ideologie und der leeren Hypothesen hat unser Leben not, sondern des, daß wir ohne Verwirrung leben.

Ebd. 78. Wie es das Geschäft der Physiologie überhaupt ist, die Gründe des Hauptsächlichsten zu erforschen: so beruht auch hierin die Glückseligkeit in der Erkenntnis der Meteore.

Ebd. 79. An und für sich trägt die Theorie vom Untergang und Aufgang, von der Lage und Eklipsis und was damit zusammenhängt, nichts zur Glückseligkeit der Erkenntnis bei; nur daß Schrecken die innehat, die dies sehen, ohne seine Natur zu erkennen und seine Hauptursachen, und wenn sie dies vorher erkannt hätten, vielleicht noch mehr.

12) Ders. ebd. 86. Man darf weder das Unmögliche erzwingen, noch auf alles dieselbe Theorie anwenden wie in der Ethik [...] oder bei der Klärung der anderen physischen Probleme, z.B. daß das All aus Körpern und unkörperlicher Natur besteht oder daß es unteilbare Elemente gibt und dergleichen, wo nur eine einzige Erklärung den Phänomenen entspricht. Denn dies findet bei den Meteoren nicht statt.

13) Ders. ebd. 86. Diese haben keine einfache Ursache der Entstehung und mehr als eine Kategorie des Wesens, welche den Wahrnehmungen 1*) entspricht. Denn nicht nach leeren Axiomen und Gesetzen ist die Physiologie zu betreiben, sondern wie es die Phänomene erfordern.

_____

1*) Im Text der Dissertation mit "Phänomenen" wiedergegeben

<362>

14) Id. ib. 92.

15) Id. ib. 94.

16) Id. ib. 95 und 96.

17) Id. ib. 98.

18) Id. ib. 104. ??' ?? (sc. '??) ??. ??.

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19) Id. ib. 80. ??' ??, ?? [...].

Ib. 82. 'H ?? ... ??, ??, ??, ??' ??, ?? 1*). ??, ??, ??, ?? 2*), ??.

Ib. 87. ??' ??, ??, ??. ??. [88.] ??. ??' ??.

20) Id. ib. 78. ??, ?? [...].

Ib. 86. '?? [...].

Ib. 87. ?? ... ??.

21) Ib. ib. 98. ??, ??.

Ib. 113. ??' ?? [??] ??, ??.

Ib. 97. ??, ??' ??, ??, ??, ??, ??. '??, ??, ??, ??, ??, ??' ??, ??, ??, ??.

_____

1*) In der Handschrift: ?? - 2*) in der Handschrift: ??

<363>

14) Ders. ebd. 92.

15) Ders. ebd. 94.

16) Ders. ebd. 95 und 96.

17) Ders. ebd. 98.

18) Ders. ebd. 104. Aber auch auf manche andere Art und Weise können Donnerschläge entstehen, nimmt er (d.h. Epikur) an. Nur der Mythos sei entfernt. Er wird aber entfernt sein, wenn man, den Phänomenen folgend, von ihnen auf das Unsichtbare schließt.

19) Ders. ebd. 80. Daher müssen wir, ohne zu übersehen, wie oft bei uns das Gleiche geschieht, über die Meteore und alles Unbekannte Forschungen anstellen [...].

Ebd. 82. Die Ataraxie aber bedeutet, sich von all dem frei gemacht zu haben... Daher muß man auf alle Dinge achten, die wir vor uns haben, und auf die sinnlichen Wahrnehmungen, beim Gemeinsamen auf die gemeinsamen, beim Eignen auf die eignen, und auf die ganze bei jedem einzelnen Kriterium vorhandene Evidenz. Denn wenn wir hierauf achten, werden wir richtig erklären, woher die Unruhe und die Furcht kommen, und uns davon befreien, Gründe angebend über die Meteore und das übrige, was immer zutrifft und die anderen Menschen am meisten bestürzt.

Ebd. 87. Gewisse Anzeichen für die Vorgänge bei den Meteoren aber kann man gewissen Phänomenen bei uns entnehmen, die sich beobachten lassen oder vorhanden sind, nicht aber die Phänomene bei den Meteoren. Denn diese können sich nicht auf mehrfache Weise vollziehen. [88.] Doch muß man die Erscheinung eines jeden Dings beobachten und außerdem auch noch das, was damit zusammenhängt, erklären. Dem wird nicht widersprochen durch das, was bei uns geschieht, daß es auf vielfache Weise geschieht.

20) Ders. ebd. 78. Außerdem muß man annehmen, daß es hierbei auch das "auf mehrfache Weise sein", das "möglicherweise sein" und das "irgendwie anders sein" gibt [...].

Ebd. 86. Diese haben keine einfache Ursache der Entstehung [...].

Ebd. 87. Alles geschieht bei allen Meteoren unerschütterlich auf mehrfache Weise... wenn man das glaubhaft über sie Festgestellte entsprechend bestehen läßt.

21) Ders. ebd. 98. Die aber nur das Eine annehmen, setzen sich zu den Phänomenen in Widerspruch und verzichten damit auf das, was dem Menschen zu erkennen möglich ist.

Ebd. 113. Aber einen einzigen Grund hierfür anzugeben, während die Phänomene mehrere erfordern, ist Wahnsinn und eine Ungehörigkeit derer, die von der sinnlosen Astrologie besessen sind und aufs Geratewohl Gründe [für gewisse Erscheinungen] angeben, wenn sie die Gottheit keineswegs von Leistungen befreien.

Ebd. 97. Auch das System des Umlaufs muß angesehen werden wie etwas Übliches, was auch bei uns geschieht, und die Gottheit braucht hierfür gar nicht bemüht zu werden, sondern soll von Leistungen frei bleiben in all ihrer Seligkeit. Denn wenn man dies nicht tut, wird die ganze Ätiologie der Meteore unsinnig, wie es schon einigen ergangen ist, die sich nicht einer möglichen Erklärungsweise bedienten, sondern in eitle Erklärerei verfielen in dem Glauben, es geschehe nur auf eine Weise, wobei sie alle andern möglichen Erklärungsweisen ausschlossen und auf Dinge gerieten, die unmöglich sind, und die Phänomene, die man als Zeichen auffassen muß, nicht mit in Betracht zu ziehen verstanden.

<364>

Ib. 93. ... ??.

Ib. 87. ... ??, ?? [??] ??, ??.

Ib. 80. ?? ... ??, ??, ??, ??.

22) Id. ib. 80. ??, ??, ??: 23) Id. ib. 78 ...??, ??: 24) Vergl. Aristot. de coel. I, 10.

25) Ders. Ebendas. (I, 10 [279 b 24-26].) ??, ??, ??, ??.

26) Athen. Deipnos. III. [p.] 104 [b = III, 63 Kaibel]. ??, ?? '??, ??, ?? '?? [...].

27) Lucret. de rer nat. I, 63[-70. 79]-80 [= 62-69. 78-79 Diels].

<365>

Ebd. 93. ...ohne Angst vor den sklavischen Kunststücken der Astrologen.

Ebd. 87. ...so überschreitet man offen die Grenzen der Physiologie und wirft sich dem Mythos in die Arme.

Ebd. 80. Daher müssen wir... über die Meteore und alles Unbekannte Forschungen anstellen, wobei wir diejenigen verachten, die erklären, daß dies nur in einer Weise ist oder geschieht, und nicht das, was sich auf viele Weise vollzieht, entsprechend der aus den Entfernungen sich ergebenden Vorstellung mitteilen und die nicht einmal wissen, bei welchen Dingen keine Ataraxie möglich ist.

22) Ders. ebd. 80. Und fern muß man sich halten von dem Vorurteil, als sei die Forschung über jene Gegenstände nicht gründlich und subtil genug, soweit sie nur auf unsere Ataraxie und Glückseligkeit hinzielt.

23) Ders. ebd. 78...absolute Norm ist, daß nichts einer unzerstörbaren und seligen Natur zukommen kann, was Gefahr hervorbringe, was die Ataraxie störe. Das Bewußtsein muß fassen, daß dies ein absolutes Gesetz ist.

24) Vergl. Aristoteles Über den Himmel I, 10.

25) Ders. Ebendas. (1,10.) Wenn aber die Welt aus Teilen sich gebildet hat, die sich früher anders verhielten, so wäre sie nicht entstanden, wenn sie sich immer so verhielten und nicht anders verhalten konnten.

26) Athenaeus Gastmahl der Gelehrten III. [S.] 104. Mit Recht dürfte man den braven Chrysippus loben, der in das innerste Wesen Epikurs hineinschaute und sagte, die Mutter seiner Philosophie sei die Gastrologie des Archestratus [...].

27) Lucretius Über die Natur der Dinge I, 63[-70. 79]-80.

<366>

ANHANG

Kritik der plutarchischen Polemik gegen Epikurs Theologie

I. Das Verhältnis des Menschen zu Gott

1. Die Furcht und das jenseitige Wesen

1) Plutarch. de eo, quod sec. Epicur. non beate vici poss. (Ed.

Xyl.) T. II. p. 1100 [E-F. c. 20]. [...] '?? (sc. ?? '??) ??, [...] ?? ... ??, ??.

2) [Holbach] Système de la nature. (Londres 1770.) II. Part. p.

9. L'idée de ces agents si puissants fut toujours associée à celle de la terreur; leur nom rappela toujours à l'homme ses propres calamités ou celles de ses pères; nous tremblons aujourd'hui, parce que nos aïeux ont tremblé il y a des milliers d'années. L'idée de la Divinité réveille toujours en nous des idées affligeantes... nos craintes actuelles, et des pensées lugubres [...] s'élèvent dans notre esprit toutes les fois que nous entendons prononcer son nom [...]. Vergl. S. 79: En fondant la morale sur le caractère peu moral d'un Dieu qui change de conduite, l'homme ne peut jamais savoir à quoi s'en tenir ni sur ce qu'il doit à Dieu, ni sur ce qu'il se doit à lui-même, ni sur ce qu'il doit aux autres. Rien ne fut donc plus dangereux que de lui persuader, qu'il existait un être supérieur à la nature, devant qui la raison devait se taire, à qui, pour être heureux, l'on devait tout sacrifier ici bas.

3) Plutarch. l.c. S. 1101 [C-D. c. 21 ]. ??,??, ??, ??' ?? 1*), ??' ??, ??, ??, ?? -----1*) Text korrupt

<367>

ANHANG

Kritik der plutarchischen Polemik gegen Epikurs Theologie

I. Das Verhältnis des Menschen zu Gott

1. Die Furcht und das jenseitige Wesen

1) Plutarch Beweis, daß man nach Epikur nicht glücklich leben kenn (Hrsg. von Xylander) Bd. II. S. 1100. [...] Also über die Lust ist ungefähr gesagt worden [...] (d.h. vom Epikur) 1*): ihre Lehre... hebt in gewisser Weise Furcht und Aberglauben auf, Freude aber und Gunst der Götter gibt sie nicht.

2) [Holbach] System der Natur. (London 1770.) II. Teil. S. 9. Die Idee solcher allmächtigen Agentien wurde von jeher mit der Idee des Schreckens verbunden; ihr Name brachte dem Menschen stets sein eigenes Unglück und das seiner Väter in Erinnerung; wir fürchten uns noch heutzutage, weil sich unsere Vorfahren seit Tausenden Jahren gefürchtet haben. Die Idee der Gottheit ruft stets bedrückende Ideen in uns wach... Unsere gegenwärtigen Ängste und finsteren Gedanken tauchen jedesmal dann in unserem Geist auf, wenn wir ihren Namen aussprechen hören [...]. Vergl.

S. 79: Wenn man die Moral auf den nicht gerade moralischen Charakter eines Gottes, dessen Verhalten wechselhaft ist, gründet, so kann der Mensch niemals wissen, woran er sich in bezug auf das, was er Gott schuldig ict, in bezug auf das, was er sich selbst schuldig ist, oder in bezug auf das, was er anderen schuldig ist, zu halten hat. Nichts konnte also gefährlicher sein als ihm einzureden, daß ein der Natur überlegenes Wesen existiere, vor dem die Vernunft verstummen und dem man, um glücklich zu werden, auf Erden alles opfern müsse. [52]

3) Plutarch a.a.O. S. 1101. Wenn sie ihn als einen Herrscher fürchten, der den Guten gnädig, den Schlechten aber feind ist, werden sie durch diese eine Furcht [vom] Unrechttun [befreit] und brauchen nicht erst viele Befreier, und indem sie bei sich das Böse in aller Ruhe absterben lassen, werden sie weniger beunruhigt als diejenigen, die sich seiner bedienen und sich dreist gebärden, dann aber plötzlich Angst haben und Reue empfinden.

_____

1*) Genauer: von dem platonischen Philosophen und Freund des Plutarch Aristodemus über die Lehre des Epikur

<368>

2. Der Kultus und das Individuum

4) Plutarch. l.c. S. 1101 [E. c. 21]. [...] ??' ??, ?? (sc. ??) ?? [...].

5) Plutarch. l.c.

6) Plutarch. l.c. S. 1102 [A. c. 21]. ??, ??, ??.

3. Die Vorsehung und der degradierte Gott

7) Plutarch. ib. S. 1102 [D-E. c. 22], [...] ??; ??, ??, ??, ??, ? 1*) ??, ??; ??, ??, ??, ?? 2*) ??, ??' ??, ?? [...].

8) Ib. [S. 1102 F-1103 A. c. 22]. ?? [??] ??; ??, ??; 9) 3*) "S c h w a c h e Vernunft aber ist nicht die, die keinen objektiven Gott erkennt, sondern die einen erkennen w i l l." Schelling "Phil. Briefe über Dogmatismus und Kriticismus" in: "Philosophische Schriften", Erster Band. Landshut 1809. S. 127.

Brief II.

Es wäre dem Herrn Schelling überhaupt zu raten, seiner ersten Schriften sich wieder zu besinnen 4*). So heißt es z.B. in der Schrift "über das Ich als Prinzip der Philosophie":

"Man nehme z.B. an, daß G o t t, insofern er als Objekt bestimmt ist, Realgrund unseres Wissens sei, so fällt er ja, insofern er Objekt ist, s e l b s t i n d i e S p h ä r e u ns e r e s W i s s e n s, kann also für uns nicht der letzte Punkt sein, an dem diese ganze Sphäre hängt." 5*) S.5. l.c.

Wir erinnern Herrn Schelling schließlich an die Schlußworte seines oben zitierten Briefes:

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1*) In der Handschrift: ?? - 2*) in der Handschrift: ?? 3*) die Anmerkung 9 wurde von Marx nachträglich hinzugefügt 4*) "Schriften sich wieder zu besinnen" korrigiert aus "Schriften wieder vorzunehmen" - 5*) in diesem Zitat stammen mit Ausnahme von "Gott" alle Hervorhebungen von Marx

<369>

2. Der Kultus und das Individuum

4) Plutarch a.a.O. S. 1101. [...] sondern wo sie (d.h. die Seele) sich Gott am meisten gegenwärtig glaubt und denkt, da verscheucht sie am meisten Trauer, Furcht und Sorge und überläßt sich der Freude bis zu Rausch, Scherz und Lachen in den Dingen der Liebe [...].

5) Plutarch a.a.O.

6) Plutarch a.a.O. S. 1102. Denn nicht die Menge an Wein und nicht der Reiz des Fleisches ist es, was bei den Festen die Freude hervorruft, sondern die frohe Zuversicht und der Glaube, daß der gütige Gott gegenwärtig sei und das Geschehnis gnädig aufnehme.

3. Die Vorsehung und der degradierte Gott

7) Plutarch ebd. S. 1102. [...] welche großen Freuden haben sie doch durch ihre lauteren Vorstellungen von Gott, der für sie der Urheber alles Guten, Vater alles Schönen ist und der so wenig etwas Schlechtes tun wie erleiden kann. Denn er ist gut, ein Guter aber kennt weder Neid, noch Furcht, noch Zorn oder Haß. Denn so wie das Warme nicht kühlt, sondern wärmt, so liegt es auch dem Guten fern, zu schaden. Zorn aber und Gnade, Grimm und Wohlwollen, Menschenliebe und Güte einerseits, Feindseligkeit und abstoßendes Wesen andererseits sind von Natur unendlich weit voneinander entfernt. Denn das eine ist ein Kennzeichen von Tugend und Kraft, das andere von Schwäche und Schlechtigkeit. Darum kann das Göttliche nicht Zorn und Gnade zusammen in sich haben, sondern weil es in seinem Wesen liegt, gnädig und hilfreich zu sein, liegt es nicht in seinem Wesen, zu zürnen und Böses zu tun [...].

8) Ebd. Glaubt ihr nun, daß, wer die Vorsehung leugnet, noch eine weitere Strafe [braucht] und nicht genug daran hat, daß er sich selbst einer so großen Lust und Freude beraubt? 9) 1*) "S c h w a c h e Vernunft aber ist nicht die, die keinen objektiven Gott erkennt, sondern die einen erkennen w i l l." Schelling: "Phil. Briefe über Dogmatismus und Kriticismus" in: "Philosophische Schriften", Erster Band. Landshut 1809. S. 127.

Brief II.

Es wäre dem Herrn Schelling überhaupt zu raten, seiner ersten Schriften sich wieder zu besinnen 2*). So heißt es z.B. in der Schrift "über das Ich als Prinzip der Philosophie":

"Man nehme z.B. an, daß G o t t, insofern er als Objekt bestimmt ist, Realgrund unseres Wissens sei, so fällt er ja, insofern er Objekt ist, s e l b s t i n d i e S p h ä r e u ns e r e s W i s s e n s, kann also für uns nicht der letzte Punkt sein, an dem diese ganze Sphäre hängt." 3*) S. 5. l.c.

Wir erinnern Herrn Schelling schließlich an die Schlußworte seines oben zitierten Briefes:

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1*) die Anmerkung 9 wurde von Marx nachträglich hinzugefügt 2*) "Schriften sich wieder zu besinnen" korrigiert aus "Schriften wieder vorzunehmen" - 3*) in diesem Zitat stammen mit Ausnahme von "Gott" alle Hervorhebungen von Marx

<370>

"Es ist Zeit, der b e s s e r n Menschheit die F r e i h e i t d e r G e i s t e r zu verkünden und n i c h t l ä n g e r z u d u l d e n , d a ß s i e d e n V e r l u s t i h r e r F e s s e l n b e w e i n e." 1*) S. 129. l.c.

Wenn es schon anno 1795 Zeit war, wie im Jahr 1841? [53]

Um hier bei Gelegenheit eines fast berüchtigt gewordnen Themas zu gedenken, der B e w e i s e f ü r d a s D a s e i n G o tt e s, so hat Hegel diese theologischen Beweise sämtlich umgedreht, d.h. verworfen, um sie zu rechtfertigen. Was müssen das für Klienten sein, die der Advokat nicht anders der Verurteilung entziehn kann, als indem er selbst sie totschlägt? Hegel interpretiert z.B. den Schluß von der Welt auf Gott in die Gestalt: "Weil das Zufällige nicht ist, ist Gott oder das Absolute" [54].

Allein der theologische Beweis heißt umgekehrt: "Weil das Zufällige wahres Sein hat, ist Gott." Gott ist die Garantie für die zufällige Welt. Es versteht sich, daß damit auch das Umgekehrte gesagt ist.

Die Beweise für das Dasein Gottes sind entweder nichts als hohle Tautologien - z.B. der ontologische Beweis hieße nichts als: "was ich mir wirklich (realiter) vorstelle, ist eine wirkliche Vorstellung für mich", das wirkt auf mich, und in diesem Sinn haben a l l e G ö t t e r, sowohl die heidnischen als christlichen, eine reelle Existenz 2*) besessen. Hat nicht der alte Moloch geherrscht 3*)? War nicht der delphische Apollo eine wirkliche Macht im Leben der Griechen? Hier heißt auch Kants Kritik [55]

nichts. Wenn jemand sich vorstellt, hundert Taler zu besitzen, wenn diese Vorstellung ihm keine beliebige, subjektive ist, wenn er an sie glaubt, so haben ihm die hundert eingebildeten Taler denselben Wert wie hundert wirkliche. Er wird z.B. Schulden auf seine Einbildung machen, sie wird w i r k e n, w i e d i e g a n z e M e n s c h h e i t S c h u l d e n a u f i h r e G ö t t e r g e m a c h t h a t. Im Gegenteil. Kants Beispiel [56] hätte den ontologischen Beweis bekräftigen können. Wirkliche Taler haben dieselbe Existenz, die 4*) eingebildete Götter [haben]. Hat ein wirklicher Taler anderswo Existenz als in der Vorstellung, wenn auch in einer allgemeinen oder vielmehr gemeinschaftlichen Vorstellung der Menschen? Bringe Papiergeld in ein Land, wo man diesen Gebrauch des Papiers nicht kennt, und jeder wird lachen über deine subjektive Vorstellung. Komme mit deinen Göttern in ein Land, wo andere Götter gelten, und man wird dir beweisen, daß du an Einbildungen und Abstraktionen leidest. Mit Recht. Wer einen Wendengott den alten Griechen gebracht, hätte den Beweis von der Nichtexistenz dieses Gottes gefunden. Denn für die Griechen existierte er nicht. Was ein bestimmtes Land für bestimmte Götter aus der Fremde, das ist das Land der Vernunft für Gott überhaupt, eine Gegend, in der seine Existenz aufhört 5*). -

_____

1*) Alle Hervorhebungen, außer "bessern", von Marx 2*) "Existenz" korrigiert aus: Macht - 3*) nach "geherrscht" gestrichen: dem die Menschenopfer fielen - 4*) "die" korrigiert aus: als - 5*) "Existenz aufhört" korrigiert aus: Nichtexistenz bewiesen wird

<371>

"Es ist Zeit, der b e s s e r n Menschheit die F r e i h e i t d e r G e i s t e r zu verkünden und n i c h t l ä n g e r z u d u l d e n, d a ß s i e d e n V e r l u s t i h r e r F e s s e l n b e w e i n e." 1*) S. 129. l.c.

Wenn es schon anno 1795 Zeit war, wie im Jahre 1841? [53]

Um hier bei Gelegenheit eines fast berüchtigt gewordnen Themas zu gedenken, der Beweise für das Dasein Gottes, so hat Hegel diese theologischen Beweise sämtlich umgedreht, d.h. verworfen, um sie zu rechtfertigen. Was müssen das für Klienten sein, die der Advokat nicht anders der Verurteilung entziehn kann, als indem er selbst sie totschlägt? Hegel interpretiert z.B. den Schluß von der Welt auf Gott in die Gestalt: "Weil das Zufällige nicht ist, ist Gott oder das Absolute" [54]. Allein der theologische Beweis heißt umgekehrt: "Weil das Zufällige wahres Sein hat, ist Gott." Gott ist die Garantie für die zufällige Welt. Es versteht sich, daß damit auch das Umgekehrte gesagt ist.

Die Beweise für das Dasein Gottes sind entweder nichts als hohle Tautologien - z.B. der ontologische Beweis hieße nichts als: "was ich mir wirklich (realiter) vorstelle, ist eine wirkliche Vorstellung für mich", das wirkt auf mich, und in diesem Sinn haben a l l e G ö t t e r, sowohl die heidnischen als christlichen, eine reelle Existenz 2*) besessen. Hat nicht der alte Moloch geherrscht 3*)? War nicht der delphische Apollo eine wirkliche Macht im Leben der Griechen? Hier heißt auch Kants Kritik [55]

nichts. Wenn jemand sich vorstellt, hundert Taler zu besitzen, wenn diese Vorstellung ihm keine beliebige, subjektive ist, wenn er an sie glaubt, so haben ihm die hundert eingebildeten Taler denselben Wert wie hundert wirkliche. Er wird z.B. Schulden auf seine Einbildung machen, sie wird wirken, wie die ganze Menschheit Schulden auf ihre Götter gemacht hat. Im Gegenteil. Kants Beispiel [56] hätte den ontologischen Beweis bekräftigen können.

Wirkliche Taler haben dieselbe Existenz, die 4*) eingebildete Götter [haben]. Hat ein wirklicher Taler anderswo Existenz als in der Vorstellung, wenn auch in einer allgemeinen oder vielmehr gemeinschaftlichen Vorstellung der Menschen? Bringe Papiergeld in ein Land, wo man diesen Gebrauch des Papiers nicht kennt, und jeder wird lachen über deine subjektive Vorstellung. Komme mit deinen Göttern in ein Land, wo andere Götter gelten, und man wird dir beweisen, daß du an Einbildungen und Abstraktionen leidest.

Mit Recht. Wer einen Wendengott den alten Griechen gebracht, hätte den Beweis von der Nichtexistenz dieses Gottes gefunden.

Denn für die Griechen existierte er nicht. Was ein bestimmtes Land für bestimmte Götter aus der Fremde, das ist das Land der Vernunft für Gott überhaupt, eine Gegend, in der seine Existenz aufhört 5*). -

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1*) Alle Hervorhebungen, außer "bessern", von Marx 2*) "Existenz" korrigiert aus: Macht - 3*) nach "geherrscht" gestrichen: dem die Menschenopfer fielen - 4*) "die" korrigiert aus: als - 5*) "Existenz aufhört" korrigiert aus: Nichtexistenz bewiesen wird

<372>

Oder die Beweise für das Dasein Gottes sind nichts als Beweise für das Dasein des wesentlichen menschlichen Selbstbewußtseins, logische Explikationen desselben. Z. B. der ontologische Beweis.

Welches Sein ist unmittelbar, indem es gedacht wird? Das Selbstbewußtsein.

In diesem Sinne sind alle Beweise für das Dasein Gottes Beweise für sein N i c h t d a s e i n, W i d e r l e g u n g e n aller Vorstellungen von einem Gott. Die wirklichen Beweise müßten umgekehrt lauten: "Weil die Natur schlecht eingerichtet ist, ist Gott." "Weil eine unvernünftige Welt ist, ist Gott." "Weil der Gedanke nicht ist, ist Gott." Was besagte dies aber, als, wem die Welt unvernünftig, wer daher selbst unvernünftig ist, dem ist Gott? Oder die Unvernunft ist das Dasein Gottes.

"[...] wenn ihr die I d e e 1*) eines o b j e k t i v e n 1*) G o t t e s 1*) voraussetzt, wie könnt ihr von Gesetzen sprechen, die die V e r n u n f t 1*) aus sich selbst hervorbringt, da doch A u t o n o m i e 1*) allein einem absolut f r e i e n 1*) W e s e n 1*) zukommen kann?" Schelling. l.c. S. 198.

[Brief X.]

"Es ist Verbrechen an der Menschheit, Grundsätze zu verbergen, die allgemein mitteilbar sind." Derselbe. l.c. S. 199.

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1*) Hervorhebung von Marx

<373>

Oder die Beweise für das Dasein Gottes sind nichts als Beweise für das Dasein des wesentlichen menschlichen Selbstbewußtseins, logische Explikationen desselben. Z. B. der ontologische Beweis.

Welches Sein ist unmittelbar, indem es gedacht wird? Das Selbstbewußtsein.

In diesem Sinne sind alle Beweise für das Dasein Gottes Beweise für sein N i c h t d a s e i n, W i d e r l e g u n g e n aller Vorstellungen von einem Gott. Die wirklichen Beweise müßten umgekehrt lauten: "Weil die Natur schlecht eingerichtet ist, ist Gott." "Weil eine unvernünftige Welt ist, ist Gott." "Weil der Gedanke nicht ist, ist Gott." Was besagte dies aber, als, wem die Welt unvernünftig, wer daher selbst unvernünftig ist, dem ist Gott? Oder die Unvernunft ist das Dasein Gottes.

"[...] wenn ihr die I d e e 1*) eines o b j e k t i v e n 1*) G o t t e s 1*) voraussetzt, wie könnt ihr von Gesetzen sprechen, die die V e r n u n f t 1*) aus sich selbst hervorbringt, da doch A u t o n o m i e 1*) allein einem absolut f r e i e n 1*) W e s e n 1*) zukommen kann?" Schelling. l.c. S. 198.

[Brief X.]

"Es ist Verbrechen an der Menschheit, Grundsätze zu verbergen, die allgemein mitteilbar sind." Derselbe. l.c. S. 199.

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1*) Hervorhebung von Marx