Ton-Dokument der Kulturkritik vom 28. 11. 2008
Harald Schumann (Die Globalisierungsfalle) sprach im Münchner Gasteig über sein neues Buch: Der globale Countdown.
Die Globalisierung hat eine neue Dimension erreicht. Völker und Staaten sind in einer beispiellosen gegenseitigen Abhängigkeit miteinander verbunden. Doch das neue Weitsystem ist bedrohlich instabil: Die Finanzmärkte befinden sich im Kollaps. Der wachsende Energiebedarf provoziert Konflikte um den Zugang zu Öl und Gas. Der Klimawandel bedroht Millionen mit Hunger, Naturkatastrophen und Vertreibung. Weil die Regierungen bei der Regulierung der globalisierten Ökonomie versagt haben, ist zugleich ein unberechenbarer politischer Brandherd entstanden: Die Menschheit teilt sich zusehends in Gewinner und Verlierer. In den Wohlstandsstaaten' verarmen die Mittelschichten, während die Eliten ihre Einkommen vervielfachen und der Besteuerung entziehen. In den Schwellenländern des Südens bleiben Milliarden von den Früchten der Globalisierung ausgeschlossen. Religiöse Heilslehren und Nationalismus sind auf dem Vormarsch. Und immer mehr Menschen rufen nach wirtschaftlicher Abschottung gegen die neuen Konkurrenten aus Asien und Lateinamerika. So droht erneut, wie schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ein gewalttätiger Abbruch der Globalisierung durch Handels- und Ressourcenkriege. Die Durchsetzung von mehr Gerechtigkeit wird zur Überlebensfrage. Die globale Vernetzung zwingt den Lenkern in Politik und Wirtschaft eine planetare Perspektive auf. Eine Weltgesellschaft ist im Entstehen, und weltweite Kooperation wird politischer Alltag. Aber reicht die Zeit, um die Weichen richtig zu stellen? Der globale Countdown läuft.