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331. Die Institutionen der bürgerlichen Selbstverlorenheit

Was für den Bildungsbürger vor allem die belebte Vorstellung der Bildung eines eigentümlichen Selbstwerts durch die Vermittlung der allen gemeinen Vorstellungen der Selbstwahrnehmung war (siehe auch Norm), wird vom Kulturbürger zum wirklichen Ereignis durch die Ereignisproduktion seiner Bildung gebracht. Nicht das Schauspiel der Vorstellungen in einer Scheinwelt der Bilder, sondern das wirkliche Erleben der hieraus gebildeten Lebenswelt ist das Maß und Ziel der kulturbürgerlichen Selbstverwirklichung.

Auf der Oberfläche der bürgerlichen Kultur zirkuliert der gesellschaftliche Nutzen der Kulturgüter als solcher und damit der Brauch der Gewohnheiten als gemeine Sitte in den zwischenmenschlichen Verhältnissen. Darin transformiert ihr Zweck den Sinn ihrer Kultur zum Kult einer in sich geschlossenen Welt der Selbstgefühligkeit, durch den vermittelt wird, was darin als bestimmt gelten soll. Es wird auf diese Weise ganz einfach der Lebenswert eines gesellschaftlichen Verhältnisses der Selbstverwertung gültig, wodurch ihre Kultur zu einem Wertmaß ihrer Lebensäußerungen wird. Von daher wird ihr Leben selbst zu einem Wert ihrer Beziehungen untereinander und stellt sich als Bedingung ihrer zwischenmenschliche Lebensverhältnisse heraus. Dadurch wird für die Menschen eine zwischenmenschliche Macht ihrer Lebenswerte aus ihrer Bildung begründet, wodurch sich ihre Beziehungen verwerten lassen, je nach dem, was ihre Verhältnisse zusammenhält, also durch das vermittelt, was sie sich gelten und wodurch sie ihre abstrakten Sinne für einander wie auch gegen einander optimieren können (siehe Selbstoptimierung).

Das Geltungssstreben der Bildungsbürger kann die Lebensängstlichkeit ihrer Selbstwahrnehmung nur dadurch aufheben, dass es sich über ihre individuelle Selbstbeschränktheit hinaus optimieren lässt (siehe Selbstoptimierung), dass sie ihre wirkliche Wahrnehmung, die Wahrnehmung ihrer Wirklichkeit daran relativiert, dass sie eine Kultur betreiben, an der sie die Wahrheit ihrer Wahrnehmungen bemessen (siehe auch Positivismus) und durch einander einen Selbstwert außer sich erfahren. Darin können sie aber nur wahrhaben, was ihnen in ihrem einzelnen Dasein fremd ist, weil Selbstwert eine Kultur reflektiert, auf die sie sich nicht verlassen können, weil sie in ihrer Selbstverwertung von ihrer Kultur, "von Gott verlassen" (Friedrich Nietzsche) um ihren Selbstwert konkurrieren müssen. Weil sie sich daher im abstrakt allgemeinen Sinn ihrer Beziehungen nur bestreiten und entgegenstellen können, erscheinen sie aber im Allgemeinen durch die Gewohnheiten, Rituale, Bräuche und Sitten ihrer unmittelbaren Lebensverhältnisse versöhnt. Darin sind sie über den allgemeinen Selbstwert ihrer objektivierten Selbstgefühle aufeinander bezogen und verbunden, erleben daher diesen als wesentliche Verbindlichkeit ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse, als einen normativen Wert, als soziale Norm ihrer Lebensveräußerungen. Von da her unterliegen ihre Beziehungen einer Norm ihrer Beziehungen, die sich in ihren Lebenswerten außer sich wahrmachen, kulthaft entäußert sind und als ihnen äußerliche Gewohnheiten auf sie zurück wirken. Dadurch können viele Bildungsbürger ihrer Selbstoptimierung nicht mehr folgen und spalten sich als Kulturbürger ab, indem sie sich über die allgemeinen Gewohnheiten ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse erheben, sich gegen sie allgemein durch den Kult der Verallgemeinerung ihrer Persönlichkeiten besondern und ihren persönlichen Charakter über ihre Unterwerfung unter die Prominenz einer kulturbürgerlichen Insstitution gestalten und über den autoritärer Charakter ihrer Geltungsbedürfnisse vermitteln.

Der Begriff Institution meint in seiner lateinischen Bedeutung "Einrichtung" im Sinne der Organisation einer bestimmten Zweckmäßigkeit. Eine Einrichtung richtet daher immer schon eine bestimmte Ordnung für einen Zweck aus, der sich darin wie eine Selbstverständlichkeit darstellt (siehe auch Norm), worin sich das darin ausgerichtete Dasein als Recht angewöhnen und zur Gewohnheit werden lässt (siehe auch Wohnen). Eine Institution ist daher die Form einer festgehaltenen verborgenen Notwendigkeit (siehe auch Heimlichkeit). Institutionen sind Einrichtungen und Ausstattungen von stetigen Formationen als Stellungen eines Allgemeininteresses, die den Gegebenheiten eine organische Kontinuität ihrer Macht verschaffen, die für sich genommen keinen Grund hätte. Sie bezieht ihn alleine aus einer besonderen Befähigung gegenüber dem Allgemeinen (vergleiche auch Repräsentative Demokratie), wodurch Menschen als Funktionsträger, bzw. Funktionäre einer höheren Gewalt gestellt werden, die ihre Befähigung vor allem funktional verwenden, bestärken und entwickeln (siehe hierzu auch Bürokratie). Das ist der Grund, warum Politikerinnen und Politiker sich zwangläufig aus einer vielleicht anfangs politischen Persönlichkeit zum bloßen Funktionär einer Institution entwickeln, in die sie gestellt sind und durch die sie sich systematisch verstellen müssen, gerade weil sie sich darin frei und liberal erscheinen können.

Im Kult verhält sich eine vollkommen verselbständigte Kultur im bloßen Ausdruck eingeprägter und einprägsamer Selbstwahrnehmungen. Darin verbürgen Menschen ihre Lebensgewohnheiten durch ihre Rituale im Gemenge ihres Daseins. Mit der Hervorkehrung ihrer besonderen Eigenschaften bestärken sie ihre Selbstwahrnehmung, um sie über ihre subjektiven Lebensäußerungen objektiv zu überstimmen, um mit allgemeinen Stimmungen überein zu stimmen. Indem sie sich darin selbst vergegenständlichen, indem sie ihr Bild von sich als Gebilde einer allgemeinen Seinsweise, als Lebenshaltung ihrer Selbstwahrnehmung darstellen veräußern sie ihre besondere Bildung (siehe Bildungsbürger) als öffentlichen Ausdruck ihrer Selbstwertigkeit, die sie durch sich als Sinn außer sich kommunizieren.

Kulturbürger verbürgen ihre zwischenmenschlichen Beziehungen über die Gewohnheiten ihres Kulturkonsums einer Kultur, die ihnen durch die Ereignisproduktion der Bildungsbürger vorgestellt und vermittelt wird. In der Selbstlosigkeit einer toten Wahrnehmung haben sie keinen Sinn durch sich und für sich und leben an und für sich von den Gewohnheiten ihrer Selbstwahrnehmung. innerhalb der Bildungen einer vergemeinschafteten Kultur und derer Prominenz beruht ihre kulturellen Gemeinschaft auf dem substanzlosen Verhältnisse ihrer Sinnbildungen, auf dem Opportunismus ihrer Zustimmung.

Mit der Sinnbildung der Kulturbürger entsteht eine Gesinnung, die weit über die bloß sinnliche Gewissheit hinausreicht und wie ein Glaube sich verhält. Der Glaube an den Sinn einer Gemeinschaft fällt darin mit dem Glauben an den Sinn des eigenen Lebens zusammen. Die Selbstveredelung des Bildungsbürgers modifiziert sich daher unmittelbar zur Gesinnung eines fiktiven Gemeinwesens und kehrt darin die Beziehung der Selbstwahrnehmung zu ihrem Sinn um (siehe Verkehrung). Dazu erfahren dann schließlich auch die Wissenschaften Auftrieb, die ihre Erkenntnisse auf den "Sinn des Seins" (siehe Martin Heideggers Fundamentalontologie) zurückführen um sie an eine vermeintlich reale Existenz ihrer Phänomenologie anzubinden (siehe Existenzialismus). Dadurch wird das Heil der Welt gegen die Verwundbarkeit der Menschen bestimmt und die Menschen mit der Vorstellung einer Todesnähe belehrt, um sie ihrer irdischen Elemente aus Natur, Blut und Boden zu verpflichten und Heilserwartungen zu erwecken und ins Unendliche zu treiben (siehe schlechte Unendlichkeit). So wird schließlich auch deren Ideologie als gesellschaftliche Botschaft gegen ihren Verfall, als Güte einer verewigten Heilsvorstellung gegen das Treiben des Todes (siehe Todestrieb) durchsetzen. Die Vermittlung eines Wissens um die Endlichkeit des Seins ist immer schon die bessere, die irdische Religion und hilft tatsächlich gegen die finsteren Stimmungen und Verzweiflungen der Untergangsängste in Krisenzeiten, weil darin das Allgemeininteresse der Existenz (siehe Existenzwert) mit dem Einzelinteresse der in ihrer Vereinzelung ohnmächtigen Menschen versöhnt erscheint.

Wesentlich für die Verkehrung von Existenz und Sinn im Heil der sozialen Stimmungen ist die Bestimmung der Elemente des Allgemeinen der gesellschaftlichen Not eines dekadenten Staatswesens ihrer besonderen politischen Macht als Gesinnung einer abstrakt allgemeinen Notwendigkeit seines Überlebens (siehe Übermensch). Was sich ursprünglich in jeder Ideologie verflüchtigt, wo ihre Logik sinnlos wird, wird nun zum Wesen des Überlebens (siehe Übermensch) eines allgemein notwendigen Interesses des Nationalstaats, die Bevölkerung darin anzugleichen, sie durch die abstrakte Einheit ihrer Gesinnungen anzugleichen, sie den abstrakt allgemeinen Idealen einer Volksmasse (siehe Massenmensch) der gesellschaftlichen Mitte, den durchschnittlichen Nominierungen des Kleinbürgertums zu unterwerfen (siehe politischer Nominalismus). Das Elexier der Eingemeindung einer nationalen Sinnbildung zu einer Volksgemeinschaft macht die Bürger zu Volksgenossen der Massengefühle einer nationalen Kulturgemeinschaft (siehe Nationalismus). Aus dem Kulturbürger wird der Bürge einer Volksgemeinschaft, die sich an der Überwindung ihres Untergangs ausrichtet. Die Entwicklungen dahin entstehen nicht einfach objektiv durch Manipulation oder Verblendung fremder Bestimmungsmacht. Sie verlaufen subjektiv über die Ohnmacht der Bürger und der darin erweckte Anteilnahme am Großen und Ganzen einer Staatskultur, über die Prominenz der toten Wahrnehmungen, wie sie durch prominente Persönlichkeiten der Administrationen und Institutionen des öffentlichen Privatrechts als stillschweigende Verpflichtung an die Bevölkerung übertragen werden. Was das Feudalkapital darin schon als Lebenspflichtigkeit seines Schuldgeldsystems dem ohnmächtigen, weil existenziell abhängen Bürger in einer verwahrlosenden Kultur abverlangt wurde, wird nun zur Lebenspflicht des angepassten Staatsbürgers, der sich über die Verkehrung einer zwanghaften Staatskultur, zu einem Kulturstaat der vereinigten Gesinnungen fortbestimmt. Was in den bürgerlichen Ideologien noch bloße Idealisierungen waren wird nun zum Element einer Aufhebung einer Wesensnot des Nationalstaates.

Von daher ist der Zusammenhang der Kulturbürger durch Stimmungen bestimmt. Er gelingt, soweit er stimmt und die Menschen in gute Stimmung versetzt. Das Bestreben, diese in einer Welt von Nichtigkeiten herzustellen gibt den Ereignissen des Kulturkonsums schon vor aller Erfahrung einen übermenschlichen Sinn, der die Selbstgerechtigkeit der Kulturbürger befeuert. So wird aus dem selbstlosen Zwischenmenschen einer abstrakten Kultur der Übermensch einer abstrakt menschlichen Gesellschaft, der sich an ihren überdimensionierten Sinngebungen bemessen und ausrichten muss. Die Medien dieser Kultur ereifern sich an an der Produktion eines abgehobenen guten Menschseins, das weit über die wirklichen Möglichkeit der Verhältnisse hinausreicht. Jeder wird darin zum Schuldner einer heilen Welt, die doch nicht anderes ist, als das Gebilde überhöhter Vorstellungen, die vor allem das Vermögen der Sinnstiftungen durch Geld und gute Worte (siehe Sprache) bereichern und die "schlechten Worte" leidenschaftlich bekämpfen.

Kulturbürger beziehen ihre Bildung vor allem aus der Gemeinschaft ihres Kulturkonsums, aus ihrer Selbstbezogenheit in ihren zwischenmenschlichen Verhältnisse und deren Sitten und Gebräuche (siehe auch Kult). Von daher sind sie dem Bildungsbürgertum entkommen und dieses ist ihnen darüber in seinen zivilisatorischen Bemühungen äußerlich geworden. Das mindert die Mühen, entzieht aber die Bedingungen einer zeitgemäßen Sinnbildung. Und das macht vor allem Angst. Weil sie damit in andere Mühen, in die Mühen der Angstvermeidung geraten sind, ist die allgemeine Lebensangst in der Welt der Kulturbürger am weitesten verbreitet. Ihre Selbstgerechtigkeit gründet auf der Art und Weise, wie sie diese Bewältigen und die Fähigkeiten erworben haben oder erwerben müssen, sie auch zu überwältigen, wenn und wo der Staat selbst krisenhaft wird. Sie sind darin aber vor allem ihren wirklichen Lebensbedingungen entrückt und durch ihre diversen Verrücktheiten äußerst schutzbedürftig. Von daher erhört der Staat als "Vater Staat" gerne ihre Bedürfnisse nach Recht und Ordnung und der entsprechenden Integrität - besonders dann, wenn auch ihm der Untergang seiner Ordnungsmacht zu drohen scheint. Die Bündnisse von Bevölkerungsgruppen und dem Nationalstaat tritt am augenfälligsten in nationalistischen Gesinnungen auf (siehe hierzu auch faschistische Ideologie), die durch ihre Repräsentanten dem Ende der repräsentativen Demokratie zuarbeit und deren autoritäre Charaktere wie von selbst fortbildet und ihre Empfindungen abtötet, eine allgemeine tote Wahrnehmung vergesellschaftet.

Tot ist eine Wahrnehmung die nichts mehr findet, worin sie sich erkennen kann, weil sie sich gegen ihre Empfindungen verhalten muss. In der aufgeregten Scheinwelt einer allgemeinen Selbstlosigkeit hat sich eine unbändige Ereignisproduktion zur Befriedung objektivierter Selbstgefühle durchgesetzt. Doch durch die Rückführung der Selbstwahrnehmung auf die Empfindungen einer Ereignisproduktion entsteht keine Selbstgewissheit der Menschen, sondern vor allem die Scheinwelt eines zwischenmmenschlichen Wohlgefallens (siehe auch Tittytainment), die sich oft auch in den Selbstgefälligkeiten der Kulturbürger mitteilt und vermittelt. In der Zwischenwelt der voneinander getrennten Lebenswelten, im allgemeinen Dazwischensein der Lebensburgen der Selbstwahrnehmungen der Menschen verallgemeinert sich vor allem eine Selbstgerechtigkeit ihrer Lebensvorstellungen, Lebensstile und Lebenswerte. Im Jenseits ihrer wirklichen Lebensverhältnisse gedeihen die Bedürfnisse ihrer Selbstbehauptungen im Orchester einer allgemeinen Selbstverleugnung und werden zu übergriffigen Sinnbildungen, die sich in den Lebensbewertungen eines Bildungsbürgertums vergesellschaftet. Es entstehen darin kulturbürgerliche Eliten, die sich selbst kulturmächtig verstehen und verständigen (siehe Verstand) und dem entsprechende Gesinnungen gegen die Einflüsse des Niedergangs zwischenmenschlicher Beziehungen entwickeln. So verallgemeinert sich mit dem Ausmaß ihrer Selbstverlorenheiten eine selbstlose Selbsterfahrung, eine übermenschlichen Gesinnung, die Anspruch auf eine politische Macht als Rechtsform ihrer Lebensbewertungen erhebt und vor allem die Sinnbildungen in der Kultur durch entsprechende Erziehung zu bestimmen sucht. In den zwischenmenschlichen Verhältnissen entsteht von daher eine Kultur der erzieherischen Beziehung, die sich über alle gesellschaftlichen Verhältnisse erstreckt und sich in deren kulturellen Vermittlung über Sprache, Kunst und Kult veranstaltet – sich mit zunehmender Krisenhaftigkeit der Kultur politisch ermächtigt und als Gesinnungsmacht einer allgemeinen Selbstwahrnehmung durchsetzt. Sie betreibt auch über ihre Medien in den vielfältigen Auseinandersetzung eine Unterwerfung der Selbstwahrnehmungen und tötet hierbei die zwischenmenschliche Wirklichkeit der Wahrnehmung im Allgemeinen, die darin ihren Sinn für sich und andere verliert. Es ist der Tribut, den die Menschen der Verbürgerlichung ihrer Kultur überantworten, soweit sie sich ihr unterwerfen müssen.

In den auf diese Weise befriedeten Beziehungen von Kulturbürgern, die ihre Verhältnisse auf der Vergemeinschaftung ihrer Erlebnisweisen gründen, werden die Empfindungen existenziell ausgeschlossen, die ihre Gefühle bestimmen. Die Selbstverständlichkeit hierdurch abgetöteter Wahrnehmungen verlangt für ihren Selbsterhalt nach einer psychische Gemeinschaft (siehe auch Gemeinsinn), die durch sich keinen Sinn finden kann und auch außer sich völlig entgegenständlicht ist. In dieser absoluten Entwirklichung der Selbstwahrnehmungen entsteht eine Massenpsyche aus einer Lebensangst der Gefühlsmasse, die sich in den Lebenswelten zwischenmenschlicher Verhältnisse der Massengefühle auflöst und aus der Mystifikation ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen ein übermenschliches, ein allgemein psychisches Subjekt bezieht, das ihrer Kontrolle unerreichbar ist und sich in Bildern von Feindlichkeiten vermittelt (siehe Fremdenhass), die überall Gegenwärtigkeit finden, wo ein störendes Subjekt ihnen ähnlich gemacht werden kann (siehe auch Judenhass) und somit zu einem politischen Gegenstand der vielen einzelnen Psychen wird, an denen sie sich versammeln und ihre einzelnen Seelen hiergegen ermächtigen können (siehe auch autoritärer Charakter). Die Massenpsyche tritt überhaupt nur im Zusammensein von Menschen in den politischen Beziehungen ihrer Gemeinschaften auf und scheint von den einzelnen Menschen völlig unabhängig zu sein. Sie bestehen ja auch nur aus dem Bündnis von Abstraktionskräften (siehe auch Trieb), die sich in einem Verlangen nach Wahrnehmungsidentität in ihren Gemeinden und durch sie zu befriedigen suchen.

Im Kult verhält sich eine vollkommen verselbständigte Kultur im bloßen Ausdruck eingeprägter und einprägsamer Selbstwahrnehmungen. Darin verbürgen Menschen ihre Lebensgewohnheiten durch ihre Rituale im Gemenge ihres Daseins. Mit der Hervorkehrung ihrer besonderen Eigenschaften bestärken sie ihre Selbstwahrnehmung, um sie über ihre subjektiven Lebensäußerungen objektiv zu überstimmen, um mit allgemeinen Stimmungen überein zu stimmen. Indem sie sich darin selbst vergegenständlichen, indem sie ihr Bild von sich als Gebilde einer allgemeinen Seinsweise, als Lebenshaltung ihrer Selbstwahrnehmung darstellen veräußern sie ihre besondere Bildung (siehe Bildungsbürger) als öffentlichen Ausdruck ihrer Selbstwertigkeit, die sie durch sich als Sinn außer sich kommunizieren.

Mit der Sinnbildung der Kulturbürger entsteht daher eine Gesinnung, die weit über die bloß sinnliche Gewissheit hinausreicht und wie ein Glaube sich verhält. Der Glaube an den Sinn einer Gemeinschaft fällt darin mit dem Glauben an den Sinn des eigenen Lebens zusammen. Die Selbstveredelung des Bildungsbürgers modifiziert sich daher unmittelbar zur Gesinnung eines fiktiven Gemeinwesens und kehrt darin die Beziehung der Selbstwahrnehmung zu ihrem Sinn um (siehe Verkehrung). Dazu erfahren dann schließlich auch die Wissenschaften Auftrieb, die ihre Erkenntnisse auf den "Sinn des Seins" (siehe Martin Heideggers Fundamentalontologie) zurückführen um sie an eine vermeintlich reale Existenz ihrer Phänomenologie anzubinden (siehe Existenzialismus). Dadurch wird das Heil der Welt gegen die Verwundbarkeit der Menschen bestimmt und die Menschen mit der Vorstellung einer Todesnähe belehrt, um sie ihrer irdischen Elemente aus Natur, Blut und Boden zu verpflichten und Heilserwartungen zu erwecken und ins Unendliche zu treiben (siehe schlechte Unendlichkeit). So wird schließlich auch deren Ideologie als gesellschaftliche Botschaft gegen ihren Verfall, als Güte einer verewigten Heilsvorstellung gegen das Treiben des Todes (siehe Todestrieb) durchsetzen. Die Vermittlung eines Wissens um die Endlichkeit des Seins ist immer schon die bessere, die irdische Religion und hilft tatsächlich gegen die finsteren Stimmungen und Verzweiflungen der Untergangsängste in Krisenzeiten, weil darin das Allgemeininteresse der Existenz (siehe Existenzwert) mit dem Einzelinteresse der in ihrer Vereinzelung ohnmächtigen Menschen versöhnt erscheint.

Wesentlich für die Verkehrung von Existenz und Sinn im Heil der sozialen Stimmungen ist die Bestimmung der Elemente des Allgemeinen der gesellschaftlichen Not eines dekadenten Staatswesens ihrer besonderen politischen Macht als Gesinnung einer abstrakt allgemeinen Notwendigkeit seines Überlebens (siehe Übermensch). Was sich ursprünglich in jeder Ideologie verflüchtigt, wo ihre Logik sinnlos wird, wird nun zum Wesen des Überlebens (siehe Übermensch) eines allgemein notwendigen Interesses des Nationalstaats, die Bevölkerung darin anzugleichen, sie durch die abstrakte Einheit ihrer Gesinnungen anzugleichen, sie den abstrakt allgemeinen Idealen einer Volksmasse (siehe Massenmensch) der gesellschaftlichen Mitte, den durchschnittlichen Nominierungen des Kleinbürgertums zu unterwerfen (siehe politischer Nominalismus). Das Elexier der Eingemeindung einer nationalen Sinnbildung zu einer Volksgemeinschaft macht die Bürger zu Volksgenossen der Massengefühle einer nationalen Kulturgemeinschaft (siehe Nationalismus). Aus dem Kulturbürger wird der Bürge einer Volksgemeinschaft, die sich an der Überwindung ihres Untergangs ausrichtet. Die Entwicklungen dahin entstehen nicht einfach objektiv durch Manipulation oder Verblendung fremder Bestimmungsmacht. Sie verlaufen subjektiv über die Ohnmacht der Bürger und der darin erweckte Anteilnahme am Großen und Ganzen einer Staatskultur, über die Prominenz der toten Wahrnehmungen, wie sie durch prominente Persönlichkeiten der Administrationen und Institutionen des öffentlichen Privatrechts als stillschweigende Verpflichtung an die Bevölkerung übertragen werden. Was das Feudalkapital darin schon als Lebenspflichtigkeit seines Schuldgeldsystems dem ohnmächtigen, weil existenziell abhängen Bürger in einer verwahrlosenden Kultur abverlangt wurde, wird nun zur Lebenspflicht des angepassten Staatsbürgers, der sich über die Verkehrung einer zwanghaften Staatskultur, zu einem Kulturstaat der vereinigten Gesinnungen fortbestimmt. Was in den bürgerlichen Ideologien noch bloße Idealisierungen waren wird nun zum Element einer Aufhebung einer Wesensnot des Nationalstaates.

In der Masse der Selbstwahrnehmungen, in den Massengefühlen einer Bevölkerung, die ihre Kultur zu einer vollständig politischen Kultur objektiviert hat (siehe objektives Selbstgefühl), war die Heilserwartung zu einem grundlegenden Prinzip ihrer Selbstbehauptung geworden. Was zunächst sich in der Selbstlosigkeit ihrer toten Wahrnehmungen versammelt hatte und schließlich durch die Produktion von Ereignissen zu einm Kult ihrer Gemeinschaft sozialisiert worden war, fällt nun auf sich im Mißlingen ihrer sozialen Kraft zurück, die sich in den endlosen Wiederbelebungsversuchen ihrer gesellschaftlichen Identität durch ihre nationale Eigensinnigkeit erschöpft (siehe auch Nationalismus). Damit ist der Kreislauf der politischen Stimmungen von den ihnen zugrunde liegenden Selbstgefühlen zu ihrer gesellschaftlichen Wirklichkeit geschlossen. So wird es nun zu einem ausdrücklichen Anliegen der Nationalstaaten, die ihre Bevölkerung "bei der Stange" bzw. "an der Leine halten müssen", ihre Repräsentanz durch die Gemeinkultur ihrer Staatsgewalt zu verfestigen. Die darin wirksame "Kollektivkraft" (siehe auch Abstraktionskraft) der Wählermeinungen, des Meinens, und Dafürhaltens kann natürlich längst nicht mehr die sozialen Probleme lösen, die in den zwischenmenschlichen und nationalen bzw. lokalen Institutionen sich zur Lähmung ihrer politischen Wahrheit, der Lebendigkeit ihrer wirklichen Beziehungen entwickelt haben. Von da her werden nun alle Gefühle und Selbstgefühle existenziell und durch die Form ihrer Existenz als Wählermeinung auch wirklich allgemein über ihr Meinen und Dafürhalten mächtig, zur Grundlage der Staatsgewalt.

Die Staatsgewalt stellt sich zunächst durch eine familiäre Gouvernance davor, die sich aber leicht und schnell durch die Macht der Verallgemeinerungen ihrer Notwendigkeiten sich zu einer algemmein poltischen Gesinnung zusammenfassen lässt. Die politische Kultur des Kapitals setzt sich daher jetzt in einer Subjektität des Geldes über den Geldbesitz des allgemeinen Kaufmittels durch, die nun vom Mittelstand der Kleinbürger sich über ihre spießbürgerliche Herkunft und Wahrnehmung über alle gesellschaftlichen Schichten und Klassen durch ihre Personifikation erhebt und diese durch ihre nun politisierten Selbstwahrnehmungen (siehe auch Populismus) als Kulturmacht einer verallgemeinerten Gesinnung in ihrer abstrakten Allgemeinheit gegen sich selbst wendet.

An sich ist jede Kultur nichts anderes als die Sinnesgestalt der menschlichen Beziehungen in den Formen, Gewohnheiten und Gebräuchen ihrer jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse. Doch die Kultur einer jeden Gesellschaft war in der bisherigen Geschichte zugleich nur soweit entwickelt, wie es die wirtschaftlichen Verhältnisse, wie es ihre Produktivkräfte ermöglicht hatten. Erst mit der vollständigen Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft konnten sich Menschen selbst als Subjekte ihrer Produktion, als gesellschaftliche Erzeuger ihrer Lebensmittel verstehen - wenn auch nur als Marktsubjekte in der Verfügung über ihren Geldbesitz. Soweit sie darüber als freies Kaufmittel verfügen konnten, können sie die Entwicklung ihrer Gesellschaft auch bestimmen - allerdings immer im Gegensatz zu den Menschen, die Geld immer nur als Zahlungsmittel nutzen können (siehe hierzu auch Klassengesellschaft). So war die bisherige Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft auch nur durch das Kaufmittel Geld bestimmt, das sich immer zu einem selbständigen Vermögen als Kapital aufschatzen lässt (siehe auch Logik des Kapitals).

Mit dem Ende der bürgerlichen Gesellschaft und der Verselbständigung des Kaufmittels in fiktivem Kapital, das die organischen Beziehungen der Menschen und ihre Natur durch das Betreben seiner Negativverwertung aufzehren muss, um sich in Wert zu halten, wurde nicht nur die Arbeit und auch nicht nur das Bedürfnis der Menschen, sondern ihre ganze Existenz, ihr ganzes Leben unter den herrschenden Bedingungen zu einem Existenzwert kapitalisiert, der die Menschen selbst als Humankapitel eines Buchgeldes zum Vorschuss in zukünftige Produktionen bestimmt, zum Zahlungsversprechen einer Zukunft, die sich erst durch die Lebensverhältnisse künftiger Generationen gesellschaftlich verwirklichen kann (siehe hierzu auch Schuldgeldsystem), weil sie keine andere gegenwärtige Substanz vorweisen kann.

Damit war die Kultur des Lebens der Generationen im Ganzen, wie es innerhalb der Nationalstaaten als Verhältnis von Mensch zu Mensch erscheint, also die zwischenmenschlichen Verhältnissen der Menschen in ihren Regionen und Gemeinden, sprichwörtlich in Dienst gestellt. Dieses vermittelt Arbeit und Bedürfnisse nicht mehr nur gegenständlich über die Produkte und sachliche Beziehungen, sondern auch über Dienstleistungen innerhalb ihrer kulturllen Beziehungen, um damit auch die gesellschaftlichen Verhältnisse als Ganzes in Wert zu halten. Weil sie selbst schon durch ihre körperliche Existenz, durch ihre unmittelbaren Lebensnotwendigkeiten (Lebensmittel, Wohnen, soziale Strukturen), schon vor jeder Produktion unmittelbare Wertträger sind, müssen auch ihre unmittelbar menschlichen Beziehungen hierfür hergerichtet und gepflegt werden (siehe auch Bildung),

In dem Maße wie eine Gesellschaft wie eine eigenständige Dienstleistungsgesellschaft zu verstehen ist, tragen alle Beziehungen zu ihrem Existenzwert bei und sind sogar in der Lage auch hieraus Mehrwert zu beziehen: Je totaler der Umsatz von Waren und Geld durch eine flüssige Ereignisproduktion beschleunigt und vertieft wird, je flüchtiger und verschwindender die Wertgestalten kultureller Formationen, die Produkte der allgemeinen Formbestimmung einer schwindenden Realwirtschaft und der Fiktionen des Kapitals werden, je vollendeter also der Wertschwund einer Negativverwertung betrieben wird, desto fantastischer blühen Wertformen auf, die fast vollständig auf jeden Warenkörper verzichten können und gerade hierdurch einen Mehrwert fortbilden, der seine stofflich Basis hinter sich gelassen hat, indem er die tätigen Menschen selbst zum Stoff seiner Wertbildung macht, die nicht mehr als Wertbildner auftreten können, weil deren Leben sich an die globale Preisbildung ihrer Existenzwerte anpassen muss (siehe auch Derivatenhandel, Giralgeldschöpfung).

Mit dieser Formbesteimmung der Verwertung von Geld wird allerding von allem abgesehen, was diese Verhältnisse an kulturellem Sinn darstellen (siehe hierzu auch Pfreundschuh, "Die sinnlose Gesellschaft - Das Humankapital eines fiktiven Geldwerts"). Sie werden aufgebraucht, entsinnlich. Was die Menschen hierzu einbringen, erfinden und bilden, verschwindet in einem Loch der gesellschaftölichen Sinnzusammenhänge, deren inhaltliches Vakuum immer sinnlosere Beziehungen hervorrufen und schließlich nur sinnentleerete Ereigniskulturen der Menschn, die Menschen, wie sie sich erleben, übrig bleiben (siehe Eventkultur).

So wie die Menschen körperlich in ihrer isolierten Existenz für einander da sind, so sind sie auch tatsächlich gesellschaftlich verbunden, denn jeder Sinn ist nur durch seine Beziehung auf anderes, auf seinen Gegenstand wirklich sinnlich. In einer Gesellschaft, die vollständig aus solchen Beziehungen besteht, gilt jeder Mensch als eine ausschließliche Persönlichkeit des zwischenmenschlichen Lebens und erscheint von daher dem anderen als sinnliche Bedingung seiner zwischenmenschlichen Beziehungen. Und weil diese Persönlichkeit auch unmittelbar sinnlich existiert, gilt ihm seine Körperform auch unmittelbar allgemein menschlich. In zwischenmenschlichen Verhältnissen gelten sich die Menschen daher als unmittelbar persönliche Partner in ihren gesellschaftlichen Beziehungen, weil und sofern ihnen ihre Gesellschaft als die Tatsache einer bloßen Gemeinschaft erscheint, - weil ihnen ihre gesellschaftliche Wirklichkeit substanziell gleichgültig sein kann, wenn sie ihre Lebensverhältnisse auf Geldbesitz gründen und hierdurch existieren können (siehe hierzu auch Existenzwert).

Es ist dies dann eine Gesellschaft zwischen allem, was menschlich erscheint, eine zwischenmenschliche Gesellschaft, - eine abstrakt menschliche Gesellschaft, in der von allen Gewissheiten abgesehen wird, durch welche die Menschen sich erkennen und verkehren. Eine abstrakt menschliche Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der von den wirklichen Menschen, von ihrer konkreten Arbeit und ihren konkreten Bedürfnissen, vom konkreten Sinn und Zweck ihrer Lebenswelt abgesehen wird, um sie einem ihnen äußerlichen, fremden Zweck einzuverleiben. Nicht der Inhalt ihrer Beziehungen, nur noch die objektive Form als solch, die Tatsachen menschlicher Existenz gelten hier wesentlich, die Tatsache einer Notwendigkeit irgendeiner Arbeit (siehe abstrakt menschliche Arbeit) und die Tatsache der Befriedigung menschlicher Bedürfnsse irgendeiner Art (siehe abstrakt menschlicher Sinn). Zum Einen waren schon mit der einfachen Warengesellschaft (siehe auch Realwirtschaft) die Menschen vom Nutzen ihrer Arbeit durch die ihnen fremde Gesellschaftsform des Kapitals (siehe auch Fordismus) entfremdet. Zum Anderen war der Sinn des gesellschaftlichen Lebens auch schon durch die politische Kultur des Geldbesitzes (siehe auch Postmoderne) den Menschen enteignet. Sobald sie aber über ihren vollständig frei zirkuliernden Geldbesitz selbst zum Material des konstanten Kapitals, zum Humankapital eines fiktiven Geldwerts (siehe auch fiktives Kapital) geworden waren (siehe auch Dienstleistungsgesellschaft), war ihnen ihre Gesellschaft im Ganzen fremd geworden (siehe auch Globalisierung).

In dieser Gesellschaft werden den Menschn ihre subjektiven Notwendigkeiten als äußere Notwendigkeiten ihres Verkehrs auferlegt, die der unbedingten Tatsache ihrer Verhältnisse entspringt und ihren als Lebenspflichtigkeiten zukommen, die ihre Entwertungsverhältnisse (siehe Negativverwertung) kompensieren müssen. Die Menschen können sich nicht mehr in ihrer unmittelbaren Beziehung als gesellschaftlichen Menschen erkennen, da sich in den zerteilten Sinnbezügen die persönlichen Verhältnisse der zwischenmenschlichen Beziehungen aus dem allgemeinen Verhalten der Selbstgefühle ergeben. So bleibt ihre körperliche Existenz als letztliche - weil allgemeinste - Erscheinungsform ihres Selbstwerts.

Die Menschen begegnen sich nun als Persönlichkeiten ihrer körperlichen Existenz, als personifizierte Körperwelten unzähliger Existenzen, deren einzige wirkliche Allgemeinheit ihre körperliche Beschaffenheit ausmacht. Der Körperfetischismus kann sich hier als ein freies Verlangen nach seiner simplen Gemeinschaftlichkeit ausdrücken und im Gemeinsinn der Körperwelten höhere Existenzweisen oder zumindest Selbstgefühle finden. Doch ein wirkliches Gemeinwohl kann es nicht geben, da alle Gesellschaftlichkeit auf Unterschieden beruht, jeder Mensch den anderen gesellschaftlich ergänzt und hierdurch naturmächtig sein und seine Kultur als gesellschaftliche Sinnbildung entwickeln kann.

Was sich jedoch immer fast wie von selbst in einer Gesellschaft entwickelt, die sich in einem sozialen Vakuum vermittelt und mitteilt, das sind die Selbstgefühle, die ihre Endlichkeit in der Masse finden, im Gleichklang der Seelen und Erregungen. Dort kommen sie an und befreien die Menschen aus ihren Isolierten Wahrnehmungswelten. In der Verlorenheit ihres Inseldaseins findet sich das gemeine Gefühl plötzlich in einer Gefühlsmasse, in der es seine Selbstbezogenheit leicht abstreifen, aufheben kann, soweit es darin sein persönliches Heil in seiner abstrakten Allgemeinen findet.

Was sich schließlich aus den Massengefühlen einer heilen Welt zu einer selbständigen Gefühlsmasse erhoben hat, in der sich die selbstlos gewordenen Menschen in einem ununterscheidbaren Gemeinsinn zusammenfassen, wird nun zu einem Selbstgefühl der Politik verallgemeinert, durch das eine dem entsprechende politische Form statuiert wird. Diese kann nur noch aus der Kultur, besonders aus dem Gemeinsinn ihrer Lebenswerte bezogen werden und als ein übermenschlicher Maßstab bürgerlicher Sittlichkeit politisch durchgesetzt werden. Es ist also die politische Macht und Gewalt, die sich darin formiert, nicht ihr kultureller Bezug. Darin schließt sich Kultur als Ganzes mit dem staatspolitischen Menschen, dem politischen Willen des Bürgers zusammen und formuliert sich als die allgemeine Persönlichkeit eines Volkes.

Volk ist an sich ein biologischer Begriff, mit welchem gleiche Wesens- und Lebensart verschiedener Individuen einer Tierart (vergl. z.B. Bienenvolk, Ameisenvolk), als instinkthaft vorausgesetztes Gesamterhaltungsinteresse zusammengefasst wird, das keine Individuen nötig hat. Allgemein meint dieser Begriff ein von Natur aus überindividuelles Gemeinsystem, das durch sein naturgegebenen Zusammenwirken in einem einfachen Gemeinwesen und damit identischer Zweckmäßigkeit existiert.

In der Biologie allerdings spricht man schon bei Herdentieren nicht mehr von Volk, da sich dort der Zusammenhang aus den Ereignissen erst ergibt, also nicht als vorausgesetzt angesehen werden kann, wiewohl auch eine Herde den Zusammenhang einer Tierart darstellt, aber als Lebenszusammenhang von Individuen, deren einzelnes Verhalten das Verhalten der Herde mit bestimmt.

In politischen Äußerungen bezweckt der Begriff von einem Volk, das damit wie ein Subjekt des Gemeinwesens einer politisch definierten Bevölkerung vorgestellt wird, die Versöhnung einer politischen Masse, die ihre darin objektivierte Subjektivität kulturell mächtig darstellen können soll und hierdurch einen in der allgemeinen Selbstverwertung prominent gewordenen Narzissmus befriedigt. Der Begriff verfolgt durch seine popularisierende Wirkung die Absicht, isolierte Lebenswelten per Gesinnung subjektiv zu vergemeinschaften und hierdurch eine Menschenmasse als ein politisches Subjekt darzustellen ("Wir sind das Volk!"). In diesem können sich die Mangelgefühle in verödeten gesellschaftlichen Wirklichkeiten subjektivieren, soweit darin eine hohe Dichte des Erlebens durch die Zugehörigkeit und Anwesenheit vieler Menschen erreicht wird.

Das "Volk" soll in einem politisch bestimmtem Lebensraum eine Identität stiften und der Kultur, die darin vorzufinden ist und mit der sich auf diese Weise nicht nur Politik machen lässt, sondern auch Kultur durch ihre politische Kraft in eine politische Kultur zu wnadeln und zu befrieden. Damit wird Kultur selbst zu beidem in einem. Und dies wird die Selbstbehauptung eines allgemeinen politischen Subjekts namens Volk begründen, der für ein naturalisiertes Subjekt der Politik, also quasi stellvertretend für ein gesellschaftliches Subjekt steht. Der Begriff verhilft vor allem einer Identifikation eines allgemein unmittelbaren Erlebens zu einer politischen abstrakten Allgemeinheit an Erregungen die sich zu einem Selbstgefühl der Macht akkumulieren, worin sich Gefühle selbst als Masse von Empfindungen darstellen können und durch das die Konkurrenz der Menschen überwunden scheinen soll. Darin behauptet sich ein ihnen in der Illusion eines Gemeinsinns vorausgesetztes Gemeinsystem, das sie - den Tiervölkern gleich - zusammenhält und auch ihren Zusammenhang als Kultur- und Staatswesen im Zweck eines nationalen Interesse begründen soll (siehe hierzu auch Kulturstaat). Von daher wird dieser Begriff gerne von reaktionären Politikern und Populisten verwendet, besonders wenn nationalistische Zwecke vorgestellt werden. Allerdings hat der Begriff auch im Rechtsverständnis des bürgerlichen Staates seinen Stellenwert, wenn die Bevölkerung eines Landes als Gesamtinteresse eines Volkes zusammengefasst wird. Geurteilt wird "im Namen des Volkes", das Grundgesetz bezieht sich auf das Entfaltungspotenzial eines Volkes, und die repräsentative Demokratie will den politischen Willen des Volkes vertreten u.dgl. mehr. Man könnte leicht bei "Bevölkerung" oder "deutsche Bevölkerung" oder "die Deutschen" bleiben. Der Begriff "Bevölkerung" macht immerhin deutlich, dass es sich um bestimmte Menschen in einer bestimmten Region handelt, die also nicht als Einheit von Land, Kultur, Politik und Menschen naturalisiert sein muss.

Wo das Volk wie ein Subjekt verstanden wird, sehen die Menschen von sich als tätige, sich vergegenständlichende Wesen ab. Und wo ein Mensch von sich selbst absieht, unterliegt er freiwillig der Substanz der Abstraktion einer gesellschaftlichen Macht, der Ausschließlichkeit des Gemachten, und bestärkt die Isolation der Menschen und Produkte durch deren Abtrennung von ihrer Lebenstätigkeit, die mit der Verwirklichung des Einen die Entwirklichung des anderen betreibt, das Getrennte gegeneinander ausspielt und einander fremd macht. Durch die Konkurrenz wird jeder dem Anderen fremd und zugleich zu seinem Gegner. Jeder ist durch sie der Fremde als Feind des anderen (siehe auch Fremdenfeindlichkeit).

Fatal ist, dass das Konkurrenzprinzip oft gerade von den Menschen am stärksten verinnerlicht wird, die nur ihre Arbeitskraft veräußern können und sich in eine Spirale einer Selbstentwertung empfinden. Wo sie ökonomisch unterliegen, suchen sie einen Ausweg durch eine Selbstbewertung, die zwangsläufig in Selbstverwertung mändet, durch die sie sich um so selbstloser machen, wie sie sich wertlos fühlen. Und wo sie hierüber kein Bewusstsein erlangen, können sie sich hiergegen auch nur noch persönlich als Bürger einer Nation behaupten, durch die sie sich letztlich noch politisch bestimmen (siehe auch Nationalismus) und sich darin selbstlos, sich selbst zum Kollektiv vereinigter Bürger, zum Volk machen.

Mit dem Begriff Volk wird die Bevölkerung einer bestimmten Region als bürgerliches, nationales Gemeinwesen substantiviert, quasi biologisiert und gerne auch als eine Kulturgemeinschaft genommen, wie sie im Lauf der Geschichte durch Lebenszusammenhänge (z.B. biologische oder kulturelle Gemeinsamkeiten, Sprache, Natur- und Arbeitsbeziehungen, Werkzeug und sonstigem gemeinschaftlichem Lebensausdruck) entstanden sein soll und sich in gemeinschaftlichen Kulturgewohnheiten (Religion, Kult, Sitte, Brauchtum) und oft auch in geografischen und anderen natürlichen Merkmalen ihrer Herkunft ausgeprägt hat. Solcherlei Biologisierung tendiert auch leicht zu einer Rassentheorie (siehe auch Rasse). Bereits im 18. Jahrhundert hatte Immanuel Kant das Volk zu einem Gattungsbegriff seiner "Kritik der reinen Vernunft" erhoben und damit der Metaphysik eines Naturwesens zugeordnet.

Er hatte damit die Mythologisierung seines Vernunftbegriffs in der "Kritik der reinen Vernunft" und dem praktischen Nutzen seiner Moral der Aufklärung, die Moral der Mündigkeit als wesentliche Aussage eines emanzipatorischen Selbstverständnisses eingeführt. Zusammen mit in seiner "Kritik der praktischen Vernunft" suchte er die Vernunft als solche in einer Theologie der Aufklärung in seiner "Kritik der Urteilskraft" zu vereinen. Allerdings ist er als erster Philosoph einer allgemeinen Begrifflichkeit bürgerlicher Verständigung (siehe auch Verstand) auf deren Doppelbödigkeit zwischen Vernunft und Moral noch jeweils unvermittelbar einseitig verblieben, einerseits in seiner biologischen Anthropologie, die z.B. den Nationalsozialisten als Begründung ihrer Rassenlehre dienen konnte, und dem praktischen Moralismus seines "Kategorischen Imperativs" auf der anderen Seite, der einen Selbstwiderspruch im bürgerlichen Bewusstsein betreiben sollte.

Mit dem Volksbegriff wurden in bestimmten Krisenlagen auch die wirtschaftlichen oder kulturellen Krisen biologisiert und der notwendige Schutz einer bestimmten Kultur behauptet (siehe Samuel Huntington, Oswalt Spengler). Aber die Lebensart der Bewohnern unterschiedlicher Regionen bestand eigentlich nur aus dem konkreten Unterschied der Kulturen und Wirtschaftweisen, sofern sich keine Überschneidung von wirtschaftlichen Lebensräumen (z.B. Bodenschätze, Jagdgrund) ergeben hatten. Dies bedarf keiner Abstraktion zu einem Volksbegriff. Ohne diesen bleiben sie in freier Vermittlung, zunächst meist äber den Austausch von Lebensmitteln immer noch aufeinander bezogen und nicht ausschließlich, also für sich und gegen andere bestimmt. Auch die Kulte und Religionen verschiedener Bevölkerungen dienten vor allem ihrem inneren Zusammenahng und Zusammenhalt und hatten keine notwendig feindliche Beziehung zueinander und setzten sich nicht als Gemeinsystem selbst voraus, weder biologisch, noch als Seinsbestimmtheit.

Weder bei den Menschen, noch bei den Tieren gibt es eine Ontologie der Feindschaft. Nur durch die Not der Ausbreitung, durch Beengung (Angst) und aus Ermangelung an Lebensmitteln haben sich Landsmannschaften bekämpft. Aus dem Schutzbedürfnis von Art und Lebensraum wurden hieraus politische Formen als Grenzziehung und Befestigung der verschiednen Länder und Nationen, Staatsformen (z.B. Stammesgebiete, Fürstentümer, Königreiche, Republiken), sodass aus ihrem militärischen Herrschaftsbereich sich auch ihre politische Macht ergeben hatte. Mit dem Begriff eines Volkes wird dies willentlich zu einem Kulturbrgiff verschleiert, um derlei Herrschaft auch nach innen ideologisch abzusichern.

Der bürgerliche Staat hat mit dem Volk zwar ein historisch entwickeltes Schutzbedürfnis gemein, welches sich auf das gesellschaftliche Verhältnis der Menschen in solchen Gemeinschaften bezieht und dessen Lebensraum und Reproduktion sichert (als abgrenzende, also negative Formbestimmung des Volkes, welches auch seinen formellen Selbsterhalt bewahren muss). Aber er repräsentiert keine biologische oder kulturell gebildete Substanz.

Der Staat ist nicht die politische Form eines Volkes, sondern eines Wirtschaftsraumes, in welchem es sich reproduziert und entwickelt. Als Reflex gesellschaftlicher Notwendigkeiten bildeten sich Nationen, in welchem sich der Schutz des Selbsterhalts als Hoheitsbereich einer Staatsgewalt mächtig machte. Kultur und Wirtschaftsraum standen zunächst in einer relativ willkürlichen Beziehung. Die frühen Staatsformen vor dem Bürgertum waren mehr von kriegerischen Eroberungs- und Aneignungsinteressen bestimmmt, denn von Notwendigkeiten der Reproduktion. Die Besetzung fremder Völker bestanden aus dem Raub und dessem Resultat, dem Besitz, war deren Aneignungsform als Privatisierung des Eroberten (privat kommt im Lateinischen von Raub). Erst mit der vollkommenen Ausbreitung von Befestigungen, mit gesicherten Besitzverhältnissen entstand die bürgerliche Gesellschaft und deren Staat, der Nationalstaat. Dieser hatte mit dem Volk als solches eigentlich nichts gemein.

Von der Seite der Nationalisten wird solche objektive Bestimmtheit des Besitzes durch einen Begriff von Volk zu einem Kulturbegriff subjektiviert. Die Nation als eine Fürsorgeeinrichtung der Absicherung einer Bevölkerung wird hierdurch als Subjekt einer Allgemeinheit angesehen, das sich zu "seinem Volk" als Gesamtheit seines kulturellen Interesses verhalte. Hierdurch wird eine Gleichsetzung der Nation mit Volk, Gesinnung und "Vaterland" (siehe Patriotismus) bewirkt, die das Volk zum Adressaten des Staates herabsetzt und ihn zum "Vater" des gesellschaftlichen Zusammenhangs kührt. Diese Gleichsetzung wird in Krisenzeiten mit kulturpolitischer Zielsetzung zur Vorstellung einer Volksseele mit einem Volkskörper in einer Volksgemeinschaft entwickelt. Eine solche Vorstellung wurde zur Grundlage des Nationalsozialismus (s.a. Faschismus).

Volk ist von dieser Seite besonders dadurch zu einem rassistischen Begriff geworden, dass er für kulturkämpferische Zwecke zu einem Einheitsbegriff von völlig unterschiedlichen Begriffen gemacht wurde: Kulturkreis, Nation, Religion (Glaube), Vaterland, Heimat, Kult, Rasse, Wirtschaftseinheit, Lebensraum usw.

In seiner heilen Welt und Heilserwartung hatte der Massenmensch auch in seiner Selbstlosigkeit immer noch eine - wenn uch illusorische - Gesellschaft. Doch diese hat ihn aus seiner Kultur herausgenommen, die keinen anderen Sinn als den der Masse kannte. Kultur kann ihm jetzt nur noch durch herrschende Strukturen zukommen, die ihm Gebot und Anleitung hierfür liefern. Was die Masse noch dem Erleben nach zu bieten hatte, wird nun als kultureller Unsinn einer gesellschaftlichen Institution mächtig, die aus einer politischen Formation besteht, die keine Gesellschaft mehr hat, die also völlig gesellschaftslose Menschen verbindet und zusammenzwingt. Denn gerade weil auch sie Gesellschaft nötig haben, muss sie sich nun als reine Institution kultur einer höheren Gemeinschaft, als herrschender Gemeinsinn vermitteln - nicht als irgendeine höhere Kultur, sondern als Kultur der Masse, wie sie eine Institution durch Glaubensmacht an ihre Gemeinde zu beherrschen versteht. Sie ist die Grundlage eines Kulturstaates, wie er hier nun darzustellen ist.

An und für sich ist eine Masse nichts wirkliches, sondern lediglich der Zustand einer Dichte von etwas, wie es substanziell eben näher bestimmt ist durch die Art und Weise seines Zusammentreffens, durch die Form der Anwesenheit also, in welcher sie für Menschen besteht und auch wieder auf die Menschen zurückkommt. Diese Form ist nur durch Dichte bestimmt, die sich allerdings nur in den Verhältnissen der Menschen bewegt, also letztlich körperliche Dichte ist, abstrakte Körperlichkeit des Zwischenmenschen, der zu einer geschlossenen Wirklichkeit gewordene abstrakt menschliche Sinn.

Zugleich enthält diese Masse die Notwendigkeit der Sittlichkeit und den Zweck eines ästhetischen Willens. Die kulturellen Beziehungen der Menschen sind daher allgemein nurmehr als abstrakte Beziehung von Sitte und Wille zu begreifen. Sie selbst sind nun vollständig selbstlos. Und weil ihr Lebenszusammenhang zugleich vällig gesellschaftslos ist, wird diese Masse selbst als Form des allgemeinen Lebenszusammenhangs fär sie bestimmend und ausschlieälich, also zu einer ausschlieälichen Bestimmung fär sie.

Im Allgemeingefähl eines Willens, wie er ästhetisch bestimmt war, ist die Masse dadurch bestimmend geworden, dass sich Menschen darin in ihrem ästhetischen Willen zum Willen einer Ästhetik verdichten, welche damit äbermächtig geworden ist. Weil sich die Individuen durch die Allgeinheit ihrer Selbstgefühle ästhetisch auch verallgemeinert haben, ist der Einzelne im Allgemeingefähl des ästhetischen Willens auch wirklich aufgehoben, die persänliche Selbstveredelung in allgemeinem Adel einer nur räumlich definierbaren Masse aufgegangen. Fär ihn gibt es keine Grundlage irgendeines anderes Willens mehr. Er selbst ist damit in diesem Verhältnis zwar nichts mehr fär sich, zugleich aber Moment der Masse des Zwischenmenschlichen. Schon im Massengefähl des ästhetischen Willens war dier Realisierung einer Gemeinschaft einer eigenständigen Wahrnehmung angelegt; im Rassismus war sie blind unterstellt und jetzt steht sie äber die Institutionen der bärgerlichen Gesellschaft vor Augen. Die zwischenmenschlichen Verhältnisse sind insgesamt im Verhalten eines zwiespätigen Menschseins aufgegangen, in einer Persänlichkeit des Zwischenmenschen schlechthin. Um fär sich in diesem Zwiespalt zu existieren ist fär diese nichts wichtiger, als die Zwietracht der Menschen in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Sitte und Wille aufzuläsen und Einheit als Gemeinschaft zu stiften. Was die Rasisten mit ihrer Ausschlieälichkeit der guten Art angestrebt hatten, kann daher jetzt auch zum Zweck der staatlichen Institutionen werden, denn mit der Definition und Ausgrenzung fremder Art kann er seine Gewalt nach innen stabilisieren und ausweiten. Je fremdenfeindäicher die Bägrer werden, desto inniger lassen sie sich als Bärger und Bärgen fär den Staat einbinden und verpflichten. Rassismus zielt auf eine Persäsnlichkeit der Gemeinschaft und verlangt zugleich die Unterwerfung der artigen und ihre Teilhabe an der Ausgrenzung der Abartigen.

So ganz diese Persänlichkeit nämlich zu sein scheint, so zerfallen ist sie in sich: Die Menschen als Moment von ihr mässen sich daher jetzt vollständig kontrollieren, um als Teil hiervon zu bestehen. Es gibt nichts wirklich Ganzes, keinen allgemeinen Zusammenhang von Menschen, kein gesellschaftliches Zusammenwirken, das in Wirklichkeit wahr ist. In der absoluten Selbstlosigkeit erscheint Gesellschaft gerade weil sie nicht mehr wirklich, sondern als ästhetischer Wille ist, nun selbst als eine Persänlichkeit, die diesen Willen zwar durch Gefühlsmasse äuäern kann, selbst aber vollständig gefähhllos ist, dies sein muss, weil sie kein einzelnzes Slbstgefähl verkärpern kann, um als Wille zu funktionieren. Der Einzelne wird daher, sofern er diesen Willen darstellt, in seiner ganzen Isolation jeder eigenen Lebensäuäerung verlustig, ignoriert oder sogar bedroht, weil er allgemein persänlich zu sein hat. So wird er ausschlieälich zum Teil eines Ganzen, von dem er in Wirklichkeit allgemein ausgeschlossen ist: Zum Teil eines Volkes, das wie eine Kulturpersänlichkeit wirkt und also auch die Wirklichkeit einer solchen allgemeinen Persänlichkeit sein muss.

Das Volk wird zu einem Kulturbegriff, indem es fär einen gesitteten Allgemeinwillen in einem durch die Grenzen einer Region oder Kultur definierten Form bestimmt wird. Es wird so als Wille einer allgemeinen Sittlichkeit einer kulturell bestimmten Menschenmenge bestimmt. Hierdurch wird deren Gäte konkret und praktisch, ihre Ethik zum seelischen Beweggrund, alles Seelische dem Volk als Allgeimeinwillen unterworfen. So bieder hierdurch das Leben der Menschen wird, so geistig erscheint es aus der Natärlichkeit des Lebens schlechthin begrändet. Der kultivierte Begriff des Volkes will die Naturmythologie einer Sittlichkeit, wie sie allgemein gewollt wird, dogmatisieren. Jetzt geht es um das praktische Verhältnis dieses Prozesses, der Bildung einer Gesinnung.

Die Wirklichkeit im Leben der Bevälkerung ist als einfache Lebenspraxis vollständig abgetrennt von der Sittlichkeit des Willens. Es ist fär eine Kultur, die sich zu einer Ästhetik des sittlichen Willens verselbständigt hat, lediglich äuäeres Lebensmoment, also Stoff fär diesen. Von daher bildet er sich heraus zu einer praktischen Färmlichkeit, zur Gesinnung, die vom Standpunkt einer "Volkskultivation" auf die Menschen äbertragen werden muss, die zu einem Prinzip ihrer Lebensfährung wird - nicht, weil es finstere Agenten so wollen, sondern weil die fär sich selbst empfindungslos gewordenen Menschen dies zu ihrer quasi religiäsen Selbstverklärung nätig haben, um darin Gesellschaft zu bilden. Ihre Empfindungen werden selbst durch Kulte urtämlicher Gesellschaftlichkeit, durch Symbole und Rituale ihrer Urspränglichkeit erzeugt und fortgebildet. So wird solche gesellschaftliche Notwendigkeit selbst zu einem Mittel der Vergesellschaftung abstrakt menschlicher Sinnlichkeit.

Durch sie verläuft die konkrete Selbstfindung der einzelnen Menschen die sich darin als Moment einer besonderen Art, einer välkischen Rasse finden muss. Darin wird die Kultur zu einer artigen Allgemeinhheit, auf welche alle Menschen zuräckkommen mässen, um in Gesellschaft zu sein. In den Ritualen dieser Gesellschaft fällen sich alle Seelen mit der Masse des sittlichen Willens und werden zur Massenpsyche. Darin steckt das Ganze des beseelten Volkes als äbermenschliche Erwartung, als Heilserwartung, deren Sehnsucht jetzt auch gesellschaftliche Wirkung erfährt, also Wirklichkeit wird. Im äbermenschen regeneriert sich zwar kein wirklicher Mensch, aber die Seele wird als Gleichschaltung der Masse darin wirklich und also fär jeden einzelnen zur wirklichen Existenzgrundlage - und damit zur Macht gegen jedes Leben.

Gesinnung




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331.1 Die Stimmung als des "Volkes Stimme"

Wo die Sprache nicht mehr ausdrückt, was sie zu deuten und bedeuten hat, wird sie selbst zu einem Reiz der Bedeutungslosigkeiten, zur Formulierung von normativen Bedeutungen (siehe Norm). Wo von da her keine Abstimmung der Menschen auf einander und zu einander möglich ist, können sie sich nur in ihren Stimmungen verbinden und vergemeinschaften. Wer aberf bei aller Sprachlosigkeit dennoch eine Stimme für sich findet, kann sich gesellschaftlich äußern. Ohne diese wird seine Wahrnehmung durch Stimmungen angestimmt, in denen sich Selbstgefühle einer konsumtiven Lebenshaltung aus der Ereignisproduktion massenhaft durchsetzen und vergemeinschaften können. Eine Stimmung entsteht in der Versammlung von Gefühlen aus dem Massengefühl ihrer Bestimmtheit als gefühlte Allgemeinheit, in der die anwesenden Menschen sich bestimmt fühlen und sich darin auch bestätigen und bewähren können. So wie jemand hierdurch gestimmt ist, so bildet sich dann auch seine Meinung, die ohne Stimme bloßes Gemeingefühl ist. Doch was ihn gestimmt sein lässt, ist ein ganzes Lebensverhältnis, in dem er auch bestimmt ist und bestimmen könnte, wenn er sich darin bestimmt begreifen kann (siehe auch Kritik).

Eine Stimmung entsteht in der Versammlung von Gefühlen aus dem Massengefühl ihrer Bestimmtheit als gefühlte Allgemeinheit, in der die anwesenden Menschen sich bestimmt fühlen und sich darin auch bestätigen und bewähren können. So wie jemand hierdurch gestimmt ist, so bildet sich dann auch seine Stimme, seine Meinung. Doch was ihn gestimmt sein lässt, ist ein ganzes Lebensverhältnis, in dem er auch bestimmt ist und bestimmen kann. Eine Stimmung ist ein Gefühlszusammenhang, wie er sich durch die Anwesenheit der Selbstgefühle mit den darin manifesten Dichte von Erinnerungen bildet und in ihrer Ästhetik vergegenwärtigt. So wie diese Gefühle aufeinander wirken, bestimmen sie vermittelst ihrer Stimmung auch wiederum die Gefühle, die darin entstehen und als Grundlage eines Zusammenlebens empfunden werden. Die Verhältnisse der Empfindung beruhen daher auf dem, was die zusammengehörigen Gefühle, die Gefühle der Zugehörigkeit, so wie auch das Ressentiment gegen Andersartiges bestimmen.

Weit mehr als die einzelnen Wahrnehmungen und Äußerungen bilden die Stimmungen (z.B. in der Familie) die Lebensgrundlage des Selbstgefühls ganzer Generationen durch die Ausgestaltungen ihres Lebensraums. Sie sind somit schon Keime einer Hörigkeit, in der das Zugehörige sein Geltungsstreben entwickeln (siehe hierzu auch Fremdenfeindlichkeit) und deshalb auch rassistisch werden kann (siehe hierzu auch Massengefühl), dies allerdings erst dann notwendig ist, wo es sich an und für sich selbst kulturell verloren hat (siehe Selbstverlust) und widersinnig wird.

Stimmung kann sich in Musik oder auch in Bildern und Poesie ausdrücken. Es ist eine Gefühlslage, in die eingestimmt wird, die also nicht nur in einem Menschen sein und bleiben kann, aus ihm selbst heraustreten muss, wie sie ihm zugefallen war, in der Wirkung seiner Umstände aus ihm hervorgeht, und zugleich in der Wirkung auf ihn fortbesteht, - nicht beliebig, sondern immer auch in der Beziehung seiner Gefühle hierauf, also was die Umstände hierfür sind. Ohne jede Absicht kann Stimmung dann übertragen werden, wenn sie sich einem Gefühl durch Anwesenheit eines anderen Fühlens beigesellt.

Die Behauptung dass es eine Selbstwahrnehmung eines Volkes als ein Ganzes vieler Eigenschaften geben könne, bringt allerdings vielerlei Probleme mit sich, eben weil es dieses nicht geben kann und weil es auf der Selbstlosigkeit der Menschen darin gegrändet ist. Was soll den allgemeinen Antrieb solcher Gemeinschaft ausmachen, wenn diese vällig gesellschaftslos ist?

In der Masse war ein Allgemeinwille als allgemeine Form des ästhetischen Willens entstanden und begrändet sich nun als allgemeines politisches Subjekt durch den Begriff des Kulturvolks. Mit dem Prinzip der heilen Welt, also mit dem Heilsprinzip war auch schon die kulturelle Eigenliebe als Notwendigkleit allgemeiner Menschlichkeit herausgestellt, wie sie schon als Menschenrecht und Inbegriff des Religiäsen vorliegt. Das Volksganze kann also subjektiv nur durch diese Eigenliebe einer nicht vorhandenen Gesellschaft bewegt werden, durch välkischen Narzismus. Und dies ist daher auch der Antrieb einer derart politisch gewordenen Gemeinschaft. Darin gegen gehen alle Momente der Kultur ein und werden in diesem Zweck gebraucht und aufgebraucht. Das sittliche Volk ist eine Kulturpersänlichkeit, die zum Verbrauch ihrer Kultur getrieben ist.

Das ästhetische Moment jeder Religion ist das Gemeingefähl des abstrakt Menschlichen. Es handelt sich nun aber um eine Religiosität der Masse als Persänlichkeit einer Kultivation. Die Selbstbehauptung als Subjekt einer ästhetischen Menschenliebe wird darin zum Allgemeingefähl dieser kultivierten Persänlichkeit, zum perfiden Fählen des allgemein Menschlichen in allem und jedem. Darin ist das entäuäerte Selbstgefähl, das schon ohne Empfindung war, nun auch selbst gefähllos geworden, zur Grimasse einer leiblich vorhandenen Masse: Zum Volk als Wille einer politischen Macht. Darin wird Religiosität zum wirklichen Sinnbild und konkret, die Masse zum Kärper einer allgemeinen und gleichgeschalteten Seele, die keine Empfindung mehr fär ihr Leben hat, weil sie auf der Grundlage einer ästhetisch gewollten Sittlichkeit nur das Verlangen nach Gesellschaft schlechthin, nach abstrakter Gesellschaftlichkeit wahrhaben kann.

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331.2 Das Ritual der Heilserwartung

Das Objekt einer gefühligen Masse ist das Ganze, das Heil des Volkes, wie es zunächst nur als Selbstgefähl vorhanden ist, als Stoz auf eine Nationalität, welche an und fär sich bloä einen formellen Rahmen des politischen Willens abgibt. als Rahmen eines ästhetischen Willens wird dieser nun beseelt und zum Begriff eines Ganzen, welches gegen das Unheil der Wirklichkeit wirksam werden soll. Doch diese gibt es nur in der Vorstellung.

Von daher muss sie auch als Vorstellung existieren. Alle Mäglichkeit, sie durch bestimmte Gebräuche und Rituale verbindlich zu machen, werden nun auch genutzt. Die Gemeinde wird in der Notwendigkeit der Behauptung einer Gemeinschaft, die durch sich selbst nicht sein kann, alle Medien der Kultur einsetzen, um sich darin zu vergewissern und zu versichern.

Die Heilserwartung wird zur Grundlage einer Volksgemeinschaft, zur Kultur der Selbstfindung im Heil, zur Heilskultur. Als Vorstellung wird dies versinnlicht durch Rituale des Volks als Ganzes, durch die Erwartung einer seelischen Ganzheit eines unwirklichen Volkes, welches die politische Wirklichkeit desselben ersetzen soll.




331.2.1 Die Selbstfindung als Kult eines naturalisierten Gemeinwesens



Aus ihrem Unheil heraus und fär sich waren die Menschen selbstlos geworden. Ihre innere Unsicherheit verlangt nun dringend nach einem Gemeinwesen, das sie auch vor ihrer eigenen Unsittlichkeit und Unartigkeit schätzt, das also eine allgemeine Natur zur Grundlage haben soll. Soweit sie das Unheil in sich selbst und Ihresgleichen wahrnehmen, mässen sie ihre välkische Seele, wie sie in der Sitte begrändet ist, nun als Volksnatur ansehen, um sich gegen sich selbst zu totalisieren. Nur als ein "natürliches Ganzes" kann sich eine Volksgemeinschaft auffassen und als solche auch gegen die Unart - letztlich die Abart - stellen. Es ist die Grundlage fär jeden Totalitarismus.





331.2.2 Die Natur der Volksgemeinschaft



Eine totale Volksgemeinschaft besteht aus der Abgrenzung zu anderer Gemeinschaft im Ausschluss der Arten. Die Bestimmung einer Art lässt sich als bestimmte Masse von Eigenarten fassen. Eine "artgerechte" Volksgemeinschaft definiert sich daher aus einer bestimmten Natur der Eigenarten der Menschen, die darin abstrakt, also die bloäe Masse vergemeinschafteter Menschen sein sollen, eine leibhaftig gewordene Kulturvorstellung eines politisch bestimmten Menschseins. Ihre Natur erkennen die Menschen als Menschenmasse im Massenausdruck der Grundlagen ihrer Kulturvorstellungen, in deren ästhetischen Willen.

Der allgemeine ästhetische Wille ist nicht ein verallgemeinerter Wille, sondern die bloä vorgestellte Allgemeinheit einer allgemeinen Ästhetik, wie sie sein sollte, um darin die ausschlieäliche Natur eines Gemeinwesens zu begränden. Von daher kann der Einzelne nicht unmittelbar seinen Willen, wohl aber die Ästhetik seiner Vereinzelung aufgehoben finden. Er muss hierfär zwar seinen Willen zu einer persänlichen Ästhetik verdichten, um an dem allgemeinen ästhetischen Willen teilzuhaben und artgerecht, also artig sein zu kännen, er kommt damit aber in den - wenn auch zweifelhaften - "Genuss" einer Veregenwärtigung seiner Selbstlosigkeit, in den Genuss der abstrakten Gemeinde, worin jeder "zählt", weil jeder zwar fär sich nichts, aber Teil von ihr ist und sich daher als Teilhaber fühlen kann.

Das Heil der eigenen Art wird als Eigenart der Selbstwahrnehmung entwickelt, wird zu einer Wahrnehmung, die allen ja auch längst schon gemein, aber noch nicht zur Natur geworden ist. Die Volksgemeinschaft wird erst als Gemeinde der Selbstwahrnehmung begrändet und schlieälich als Willensgemeinschaft verwirklicht. Der individuelle Wille steht hiergegen und muss darin aufgehoben werden. Das Mittel der Willensbildung ist die Vervollkommnung des ästhetischen Willens, welcher zur "Natur der Volksgemeinschaft", zu ihrem abstrakten Wesen wird. Es ergibt sich so die politische Form, die Willensform der Kultur als Grundlage eines abstrakten Gemeinwesens, als Natur einer Willensformation.

Diese Natur, von aller menschlichen Natur "befreit", ist nun selbst politisch sehr zweckhaft: Sie steht im Prinzip einer Reinheit und setzt die Bereinigung der Menschen zum Zweck der Fortbildung dieser Volksgemeinschaft fort. Und Bereinigung besteht ja aus der Auswahl des Zweckhaften, der Säuberung des an sich Natärlichen, also aus der Wiederherstellung einer "eigentlichen Natur".

Die Naturwissenschaft eilt diesem Zweck gerne zu Hilfe, besteht ihre Denkdisziplin doch selbst aus der Bereinigung der vielen Stärungen des Naturverlaufs. Darwin hatte diese Denkdisziplin mit groäem Erfolg auch dargelegt und ausgefährt: Nach ihm entwickeln sich die Arten durch Auslese und Vermehrung (Fortpflanzung) des Ausgelesenen. Die Auslese wiederum bestimmt sich durch die Zweckhaftigkeit bestimmter Eigenschaften, darin, wie sie sich in ihrer Umwelt durchsetzen kännen. Er setzt also eine zufällig entstandene Vielfalt voraus, aus der sich durch Auslese Einfalt ergibt, die den Vorzug der Durchsetzungsfähigkeit hat. Dies ist etwa auch das Denkmuster välkischer Ideologie, die nicht auf Intelligenz, sondern auf die Durchsetzungsfähiglkkeit eines auserlesenen Willens zielt. Hieraus leitet sich die välkische Ideologie des Nationalismus ab.





331.2.3 Der Nationalismus (Der Kärper des sittlichen Volkes)



Aus der Natur der Volksgemeinschaft hat sich das heile Naturwesen als politischer Zweck eines Gemeinwesens herausgestellt, welches die Bereinigung der Lebensvielfalt auf die politische Einfältigkeit eines Volkes verfolgt. Diese Positivbestimmung einer sogenannten Volksnatur verlangt nach einer selbständigen Macht des politischen Willens, wie er sich als Wille des gesitteten Volks ergeben hatte. Er muss sich also vor allem gegen fremden Willen richten, der ihn beschädigigen oder verunreinigen kännte. Dies Bestreben verfolgt der Nationalismus, der das Heil der eigenen Art dadurch gewähren will, dass er das Unheil der Vielfalt, der Vermischung mit fremden Välkern, mit allen Mitteln des Staates abzuwehren sucht. Die Ästhetik des reinen Willens wird so zur völkischen Ästhetik, zu einer Politik des ästhetischen Volkes.

Das Heilsprinzip verkärperlicht sich immer schon als Ausgrenzung von Unheil, das nun näher zu begreifen ist als ein Wille, der nicht der eigenen Ästhetik entspricht, also als "Ausgeburt eines unästhetischen Willens". Durch diese Negativabgrenzung wird der ästhetische Wille zur abstrakten Bestimmung einer eigenen Art, einer Natur. Eine abstrakte Natur von eigener Art grenzt sich gegen andere Art nur durch ihr Anderssein ab. Sie muss daher rein sein, um Grenzen zu ziehen und hierdurch Heil und Erläsung zu bewirken. Nur als abgeschlossenenes Ganzes wird sie das Unheile ausräumen und "Kraft durch Freude" finden. Das Unheil wird damit erst wirklich bestimmt: Es ist das Unreine und Unnatürliche, das "Widernatürliche". Das sittliche Volk muss einen geeinten und also vom Trieb seiner "Wildheit", seiner Individualität bereinigten Kärper haben, muss sich im Gemeinen befriedigen und ordnen.

Die Kulturpersänlichkeit, welche ein Volk ausmachen soll, wird daher jetzt selbst zu einem Kärper, der sich aus einem Lebensraum bestimmt, der "artgerecht" mit Menschen gefällt erscheinen soll. Nationalisten sind daher immer Rassisten, die Politik als Ästhetik betreiben, das "Gute" als Reinheit, das "Bäse" als Mischung nur kennen.





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331.3. Das Prinzip der sittlichen Ästhetik

Rassismus war nicht nur Ideologie, sondern vor allem ein Produkt der Selbstgefühle, welche nun die Funktion von notwendigen Allgemeingefühlen haben. Die Notwendigkeit begründet sich aus einem Gefühl der eigenen Unangemessenheit, einem Gefühl der Ungeborgenheit, die Trauer um den Verlust des geborgenen Lebens, des Lebens im Verborgenen, in der Heimlichkeit. Es hatte sich aus der Unmäglichkeit des Verborgenen, aus der unmitelbaren Not seiner Isolation, aus seiner Unnatur herausgestellt als ein notwendiges Verlangen nach einer gesellschaftlichen Natur, deren Zusammenhalt zwar unwirklich, aber vollständig vorgestellt ist: Die Gesellschaft als kosmische Natur der Kultur.

Jetzt wird diese "Natur" zur Begründung einer Institutionalisierung dieses Kosmos als ein absolutes Gemeinwesen, in welches sich der ästhetische Wille versetzen soll: Zum Staatswesen eines kultivierten Volksganzen, das sich selbst gleich sein soll, also alles auch gleichschalten muss. Der Rassismus bekommt daher jetzt selbst Staatsformation und wird zu einem sittlichen Prinzip der Formierung eines Gemeinwesens. Darin werden die Menschen selbst durch dieses bestimmt zu objektiv bestimmten Wesen der eigenen Art, die sich aus den zur "menschlichen Natur" gewordenen Eigenarten gesitteter Menschen ermisst. Alle individuellen Eigenarten der Menschen mässen "bereinigt", also dieser Natur gebeugt werden, um sie auf ihre allgemeine Art zu bringen, sie daran zu gewöhnen.

Nicht Staatsagenten und Propaganda begränden solches Verlangen, sondern das Unheil, was die Kultur allgemein in ihrem Zusammenbruch beherrscht, und sich nun vom Misstrauen gegen die "wilde Individualität" zur ausschlieälichen und Individualität ausschließenden Volkskultur wendet. Dies kann daher keine Kultur der Bevälkerung sein, sondern muss eine allen äberstellte Hochkultur sein, woran sich die Menschen gewähnen mässen, um aus ihrer Heimlichkeit herauszutreten und daran teilhaben zu kännen.

Die Gewähnung des Unheimlichen an die Kultur des gesitteten Volks wird zum Maß eines allgemeinen Schutzbedürfnisses, das sich im Rassismus gegen fremde Eindrücke, als Fremdenfeindlichkeit entwickelt und zur Selbstveredelung entwickelt wird. Darin tritt der verborgene Mensch nun als gesitteter Volksgenosse auf: Als notwendiges Moment einer sich selbst natürlich scheinenden Volksgemeinschaft, als gemeine Art oder Rasse.




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331.3.1 Die Sittlichkeit der Volksseele als Volksganzes

Was urspränglich aus der bärgerlichen Kultur als sittliches Prinzip ihrer Vernunft nätig geworden war, wird nun zu einem Herrschaftsprinzip, welches der Nationalismus mit sich bringt. Nicht mehr der Zweck sittlichen Handelns, sondern der Zweck einer Bereinigung der Menschen zu einer bestimmten Sittlichkeit, zur Herstellung einer bestimmten Kultur, wird nun im Zweck einer Volksseele betrieben, die sich aus dem Lebensraum dieser Kultur bestimmt (siehe oben).




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331.3.2 Die Pflicht des Volksganzen

Jedes Verhalten ist bezogen auf die Verhältnisse, worin es entsteht. Sind diese Verhältnisse kulturbestimmt, so auch das Verhalten. Es soll fär diese Kultur gesittet sein. Jede Sittlichkeit stellt also schon eine Verpflichtung dar, dass ein bestimmtes Verhalten fär das Leben in einem bestimmten Kulturzusammenhang erforderlich ist. Dieses leitet sich aus den Mäglichkeiten und Notwendigkeiten eines kulturellen Verhältnisses ab.

Nun besteht dieses Verhältnis als nationalistisch bestimmtes nicht mehr aus dem Verhalten von Menschen in einer Kultur, sondern als Verhalten eines Ganzen zu den einzenen Menschen. Es wird zu einer Verpflichtung der Menschen gegenäber dieser Ganzheit, ihrer Nationalität. Die Pflicht, sich hierzu gesittet zu verhalten ist daher etwas gänzlich anderes, als was Sittlichkeit bisher ausgemacht hatte. Fär die Menschen erscheint der äbergang indes flieäend. Was in der sittlichen Moral noch aus dem Zusammenleben der Menschen in einer bestimmten Kultur erschienen war, wird nun von einer Notwendigkeit unterlegt, die ihre Nation als Ganzes ausmachen soll, der Not, in welches dieses von unheimlichen Mächten gerät, wenn sich ihm Fremdes untermischt, wenn also seine Reinheit bedroht wird.

In dieser Pflicht werden alle Bereinigungstendenzen des ästhetischen Willens daher auch in dem Maäe mächtig, wie diese Not durch Erfahrungen von Unheil unterlegt wird. Aus der Angst vor Vermengung entsteht eine absurde Vermengung der Angst: Diese bestärkt sich durch die Abwehr, durch ein Schutzbedürfnis, welches die Nazion als Ganzes nun politisch hiergegen beantworten soll. Die Nationalität selbst wird zum Medium der Sicherheit. Was der Staat sachlich zu bewerkstelligen hatte, wird nun Nationalgefähl, die wie eine seelische Bindung sich verantwortet und daher die Menschen auch seelisch verpflichtet. Sie soll bestimmen, was sie im Sinn haben mässen, um gesichert zu sein: Gesinnung.




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331.3.3 Die fanatisierte Gesinnung

Ein Sinn hat in sich nichts Ganzes, ist gegen jede Totalität unangemessen und hat auch nichts damit im Sinn. Ist das Ganze eines Volks zur seelischen Pflicht der Bärger einer Nation geworden, so muä dieser Sinn auäer sich sein und als solcher politisch fixiert werden. Als Gesinnung wird er zu einem pollitischen Maä einer abstrakten Gesellschaftlichkeit, eines Gemeinwesens, das der Staat zwar immer zu tragen hat, das er aber als nationales Gemeinwesen zugleich durch sich bestimmt versteht. Von daher wendet sich das Gemeinwesen gegen das Meinen, das der privaten Existenz entspricht. Die Meinung ist nicht mehr gefragt; ihr Sinn muss jetzt bestimmt werden, damit sie der zu vermittelnden Gemeinschaft auch entspricht und diese Gemeinschaft, die ja nicht wirklich wahr sein kann, ausfällt. So wird die Gesinnung als die geadelte Meinung herausgestellt, als die im gemeinen Ideal des Gemeinen erhobene Meinung und zur Erfällung dieses Ideals verpflichtete Meinung notwendig. Sie muss kulturell durchgesetzt werden, damit sie auch die Wählermeinung ersetzen kann. Gelingt dies, kann auch in einer Diktatur von Demokratie gesprochen werden, denn der im abstrakten Kollektiv gesonnene Wähler wählt den Diktator durch seine Gesinnung.

Die Gesinnung wird daher auch substanziell staatstragend, zum Zuspruch, die ein Nationalstaat in seinen Krisen dringend benätigt, das Opfer der Bevälkerung abverlangt und ihn als Ganzheit des Gemeinwesens bestärkt. In der Gesinnung wird die politische und die kulturelle Gestalt des Willens zur Deckung gebracht. Sie wird in dem Maäe politisch gewollt, wie sich der Staat selbst als Macht gegen sein eigenes Unheil, gegen soziale und äkonomische Widernisse verhalten muss, wie er seine Bärger zu Leistungen verdingen muss, die sich nicht mehr aus ihren Lebensinteressen erklären lassen. Von daher wird die Gesinnung zum kulturellen Medium eines feudalkapitalistischen Staatswesens. Aber dieses Wesen steht in der Konkurrenz zu anderen Staaten, wie jeder Warenhüter in Konkurrenz zu den anderen seine Waren feilbietet. Doch der Staat vertritt keie Waren, sondern einen politischen Raum, das Staatsgebiet einer Nation, die über ihre Währungen über die Werform des fiktiven Kapitals ihre Wertrealisation aushandeln und ihren Geldwert versichern müssen, der mit dem tendenuziellen Fall der Profitrate in den Fananzhandel übergegangen ist und durch die.darin über das Verhältnis der Staatsverschuldungen unabhängig zirkulierenden Zahlungsversprechen des fiktiven Kapitals zum Diktat der Verwertung einer jeden Existenz geworden sind (siehe Existenzwert). Denn unter der Bedingung des Feudalkapitals herrscht hier die nationalpolitische Konkurrenz um die Schadensvorsorge und Bewaältigung der Internationalen Ausbeutung der Nationalstaaten, Es ist der Betrieb einer Negativverwertung, die um so schärfer wird, wie die Staaten gegenseitig ihre Existenzund Geschichte, ihre vergegenwärtigte Zukunft beschneiden. Während der Kapitalwert gerade durch seine Fiktionen anwächst, verrohen die sozilaen Verhältnisse, die mit der Geldentwertung und hohen Gebühren die Gewalt ihrer politischen Verfassung zu spüren bekommen. Die Bürger werden nicht nur als Bürgen der Staatsfinanzen hergenommen, sondern zugleich als politische Agenten der Staatsgewalt, die sie zur Lösung ihrer Konflikte nötig haben. Die Wählermeinung entwickelt sich zu einer staatstragenden Gsinnung, die mit ihrer Verselbständigung auch vielerlei Formen des Fanatismus erzeugt.

Fanatismus richtet sich gegen die Lebensweise und Kultur von Menschen und entwickelt sich aus einem Hass auf die Geborgenheit ihrer heilen Welten und rechnet mit deren Einverleibungen ab, durch die er sich missbraucht fühlt. Im Grund handelt es sich dabei um eine bodenlos gewordene Enttäuschung über das Vermögen der eigenen Welt, die sich in ihren inneren Widersprüchen und äußeren Gegensätze verelendet hat. Diese haben sich unentwirrbar ineinander vermengt und können sich daher nur noch in Erregungen vereinen, die entweder gegen sich selbst oder gegen anderes, gegen Fremdes sich richten müssen, um den Ursprung ihrer an sich selbst leidenden heilen Welt verlassen zu können.

Weil ein Heil, das sich auch bis dahin nicht wirkliche erkennen ließ, Selbstverlust eines Menschen mit Selbstverachtung gleichsetzt und vermengt, so dass er sich selbst nur noch minderwertig erscheint, wird dieser von einem Selbstwert getrieben, der sein Geltungsstreben zu einer schlechte Negation fortbestimmt, verselbständigt und seine Selbstgefühle gegen sich richtet. Im Trieb der damit frei gesetzten Lebensangst zerstört er schließlich auch seine wirklichen Beziehungen auf Menschen überhaupt.

Fanatismus ist die Reaktion einer verstümmelten Selbstachtung, die ihren Selbstverlust durch die Verachtung anderer Menschen kompensieren und zu ihrer Genugtuung ihrem Hass "Luft verschaffen" muss. Solange sich keine objektiven, also gegenständliche Gründe ihrer Verstümmelung erkennen lassen, kann sich die Reaktion nur gegen personifizierte Gewalten richten, die durch ihre Wirkung auf die ganze Subjektivität eines reaktionär gesinnten Menschen (siehe reaktionäres Bewusstsein) totale Folgen hat, weil diese durch eine Macht zerbrochen ist, die ihre Geschichte ohne erkennbaren Sinn durchbrochen hat. Deren Gegenwart erfährt im Abbruch, in der Abtrennung ihrer Regungen von ihrem Sinn eine Nichtung ihres ganzen bisherigen Lebens. Sie erfährt sich als Absturz ins Nichts, der in der Folge ihres Erlebens sich nur noch als bloße Erregung wahrhaben kann, die als schlichte Notwendigkeit des Wahrgehabten, als selbständiges Quantum seiner Regungen zur Formbestimmung der Wahrnehmung wird (siehe hierzu auch Todestrieb). Deren Abstraktionskraft entsteht aus der Energie einer Beziehung, deren Natur nurmehr in ihrer abstrakten Substanz als bloße Tatsache eines negierten Seins, als Trieb im Betrieb ihrer Verhältnisses anwesend ist.

 

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