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MEW 23: Kapital Band I - Der Produktionsprozess des Kapitals
Abschn. 3: Die Produktion des absoluten Mehrwerts
Kap. 7: Die Rate des Mehrwerts - Abs. 1


7. Kap. Die Rate des Mehrwerts

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7.1 Der Exploitationsgrad der Arbeitskraft

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 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.7 - Thema 7/1:  (Alles zu K.7 | Linkadresse)
Textstelle 7/1 | Kommentar 7/1 | Zusammenfassung 7/1


Das konstante Kapital ist statisch, lässt Kapital sein, was es war, während das variable Kapital es flüssig macht, das Material seiner Fortentwicklung bietet.

 Textstelle 7/1:  (Linkadresse)

"Der Mehrwert, den das vorgeschoßne Kapital C im Produktionsprozeß erzeugt hat, oder die Verwertung des vorgeschoßnen Kapitalwerts C stellt sich zunächst dar als Überschuß des Werts des Produkts über die Wertsumme seiner Produktionselemente.

Das Kapital C zerfällt in zwei Teile, eine Geldsumme c, die für Produktionsmittel, und eine andre Geldsumme v, die für Arbeitskraft verausgabt wird; c stellt den in konstantes, v den in variables Kapital verwandelten Wertteil vor. Ursprünglich ist also C = c + v, z.B. das vorgeschoßne Kapital von 500 Pfd.St. = 410 Pfd.St. + 90 Pfd.St. Am Ende des Produktionsprozesses kommt Ware heraus, deren Wert = c + v + m, wo m der Mehrwert, z.B. 410 Pfd.St. + 90 Pfd.St. + 90 Pfd.St. Das ursprüngliche Kapital C hat sich in C' verwandelt, aus 500 Pfd.St. in 590 Pfd.St. Die Differenz zwischen beiden ist = m, einem Mehrwert von 90. Da der Wert der Produktionselemente gleich dem Wert des vorgeschoßnen Kapitals, so ist es in der Tat eine Tautologie, daß der Überschuß des Produktenwerts über den Wert seiner Produktionselemente gleich der Verwertung des vorgeschoßnen Kapitals oder gleich dem produzierten Mehrwert.

Indes erfordert diese Tautologie eine nähere Bestimmung. Was mit dem Produktenwert verglichen wird, ist der Wert der in seiner Bildung aufgezehrten Produktionselemente. Nun haben wir aber gesehn, daß der aus Arbeitsmitteln bestehende Teil des angewandten konstanten Kapitals nur ein Stück seines Werts an das Produkt abgibt, während ein andres Stück in seiner alten Existenzform fortdauert. Da das letztre keine Rolle in der Wertbildung spielt, ist hier davon zu abstrahieren. Sein Hineinziehen in die Rechnung würde nichts ändern. ...

Dies vorausgesetzt, kehren wir zurück zur Formel C = c + v, die sich in C' = c + v + m und eben dadurch C in C' verwandelt. Man weiß, daß der Wert des konstanten Kapitals im Produkt nur wieder erscheint. Das im Prozeß wirklich neu erzeugte Wertprodukt ist also verschieden von dem aus dem Prozeß erhaltnen Produktenwert, daher nicht, wie es auf den ersten Blick scheint, c + v + m oder 410 Pfd.St. + 90 Pfd.St. + 90, sondern v + m oder 90 Pfd.St. + 90 Pfd.St., nicht 590 Pfd.St., sondern 180 Pfd.St. Wäre c, das konstante Kapital, = 0, in andren Worten, gäbe es Industriezweige, worin der Kapitalist keine produzierten Produktionsmittel, weder Rohmaterial noch Hilfsstoffe, noch Arbeitsinstrumente, sondern nur von Natur vorhandne Stoffe und Arbeitskraft anzuwenden hätte, so wäre kein konstanter Wertteil auf das Produkt zu übertragen. Dies Element des Produktenwerts, in unsrem Beispiel 410 Pfd.St., fiele fort, aber das Wertprodukt von 180 Pfd.St., welches 90 Pfd.St. Mehrwert enthält, bliebe ganz ebenso groß, als ob c die größte Wertsumme darstellte. Wir hätten C = 0 + v = v, und C', das verwertete Kapital, = v + m, C' - C nach wie vor = m. Wäre umgekehrt m = 0, in andren Worten, hätte die Arbeitskraft, deren Wert im variablen Kapital vorgeschossen wird, nur ein Äquivalent produziert, so C = c + v, und C' (der Produktenwert) = c + v + 0, daher C = C'. Das vorgeschoßne Kapital hätte sich nicht verwertet." (MEW 23, S. 227 f)

 Kommentar 7/1:  (Linkadresse)

Die Wertsumme der Produktionselemente, die ihren Preis ausmachen, ist im Produkt zum Teil wiedergegeben, aber durch die Verwertung der Arbeitskraft verändert. Nach dessen Verkauf erscheint das konstante Kapital vermehrt, weil es einen Geldzuwachs erfährt, der allerdings zu Händen des Kapitalisten verfügt wird. Dieser muss zum einen den Warenwert seiner Einrichtungen und Ressourcen restaurieren, also wieder auf den alten Stand vor der Produktion erbringen, Rohstoffe, Verwaltung und Arbeitskraft bezahlen usw. bevor er zum anderen Profite bewirken kann. Um Kapitalist zu bleiben müsste dieser eigentlich nur das konstante Kapital erhalten und damit "herausholen was geht". Um aber das Geld, das er gewonnen, wirklich auch als Wert zu besitzen, muss er weiter produzieren um die zirkulierende Geldmenge zu ernähren, das Geld als Kaufmittel in Wert zu halten. Mit dem Geld, das ihm auf diese Weise gegeben ist und zum Teil auch wieder in Produktionsmittel je nach Marktlage und Konkurrenz investiert werden muss, hat sich kein produktives Kapital vergrößert, sondern lediglich die Verfügungsmacht, die der Kapitalist dabei im bloßen Werterhalt des Konstanten Kapitals und seiner Umstände, der Lage seiner Konkurrenz und und Ortsbindung usw. ausweitet. Er kann aber alles mögliche damit tun, was nichts mit dem konstanten Kapital zu tun hat, z.B. seinen Lebensstandard verbessern oder es in Geld auf der Bank ansparen um es für zukünftige Entwicklungen sicherstellen oder sogar als Finanzkapital anderweitig jenseits der Konkurrenzverhältnisse zu verwerten, was später im 3. Band des "Kapitals" zu diskutieren ist. Er kann es aber auch unmittelbar für neue Technologie und Ressourcen einsetzen, um seine Marktlage zu verbessern, konkurrenzfähiger zu werden. All dies geht mit der Zeit in die Produkte ein und amortisiert sich mit dem gesellschaftlichen Durchschnitt der Produktionsbedingungen Stück um Stück, bis es zum gewöhnlichen Standard der Produktion gehört. Dessen Geldwert kehrt dann wieder auf das Niveau seiner Reproduktion zurück, durch den das Einzelkapital seiner Verhältnisse überstanden hat und überstehen kann. Der Kapitalist bleibt statisch als Besitzer des konstanten Kapitals und flüssig durch das Geld, das Mehrwert darstellt, ganz gleich, was er stofflich damit macht. Denn auf dieser Stufe der Entwicklung geht dieser Kapitalteil voll in das Produkt ein, um dort seinen Wert zu halten, z.B. durch den Aufwand gegen Verschleiß oder zum Ausgleich einer Mehrproduktion durch das Bevölkerungswachstum.

Die Herkunft der im Mehrwert resultierenden Geldsumme ist alleine die Arbeitskraft, die das Kapital zum einen am Leben hält und zum anderen Mehrwert aus ihrer Arbeit schöpft, weil sie politisch der Anwendung des gesamten Kapitals unterworfen ist. Daher ist substanziell das konstante Kapital auch nicht verwertet worden, denn es spielt für die Mehrwertbildung nur einen Umstand der Produktion, indem es so in das Produkt eingeht, wie es aus diesem wieder bezogen wird. Für die Argumentation könnte es sogar auch wegfallen, weil auch ohne technischen oder Verwaltungsmäßigen Aufwand die Bildung von Mehrwert, die Verwertung von unbezahlter Arbeit möglich wäre, wenn die Umstände seiner Umsätze qualitativ in die Produktion und ihrem Umschlag einbezogen werden. Das aber kann nur stattfinden, wenn die der gesamte Kapitalumschlag betrifft (dazu mehr im 2. und 3. Band des Kapitals). Dann könnte z.B. durch Dienstleistungen die Umschlagzeit des Gesamtkapitals beschleunigt und somit aus die Verwertung pro Zeit größere Menschen unbezahlter Arbeit umgeschlagen werden, also auch eine größere Wertmasse als Mehrwerts akkumuliert werden kann oder Menschen selbst zu Körpergestalten des Kapitals, zu einem leibhaftigen "Humankapital" werden (z.B. durch deren überwertige Instrumentalisierung als Moment der Automation von Arbeit oder deren Pflege und Bedienung oder Fortbildung oder Programmierung). Dann können diese Umstände auch mehr bewirken, als nur als Teil des konstanten Kapitals zu fungieren (vergl. z.B. den Wert von Agenturen, Google, Verleih von Eigentumstitel, Krediten und Verkauf von Wertpapieren usw.). Aber auf jeden Fall macht letztlich immer nur die Menge der beteiligten Arbeitskräfte bei ihrem verfügbaren durchschnittlichen Lebensstandard die wertbildenden Kosten der Produktion aus und die Nutzung ihrer Arbeitszeit über deren Reproduktionskosten hinaus bildet den Mehrwert, der dabei entsteht, gleichgültig, ob das Produkt materiell oder als Wissen oder als Information verkauft wird.

 Zusammenfassung 7/1:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Das Anwachsen des Konstanten Kapitals, die Entwicklung seiner Produktivkraft, verbessert nur zeitweilig die Lage des Einzelkapitals auf dem Markt und geht auf Dauer immer wieder in das Produkt ein, das sich organisch im Durchschnitt der Lebens- und Produktionsbedingungen der einzelnen Existenzen vermittelt. Wertmäßig bleibt dieses Kapital konstant, wie der Name auch besagt. Lediglich seine organische Zusammensetzung wird ihrer Natur gemäß mächtiger, weil es die Aufspaltung der Konkurrenzen vertieft, weniger Einzelkapitalisten pro Produkt im Markt hält und mehr Produktwerte pro Kapitalressource hervorbringt, weil es die Produktionskosten pro Produkt, z.B. die Lohnstückosten relativ verringert. Es ist also nicht der Wert der produktiv angewandten Mittel, der sich als konstantes Kapital aufhäuft, sondern dessen Organismus als Wirtschaftskraft seiner Naturmacht, der mit seinem Wirtschaftswachstum auch ein Wertwachstum mit sich bringt. Dies wird sich besonders in der Diskussion des 3. Bandes zum tendenziellen Fall der Profitrate als bedeutsam erweisen.


 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.7 - Thema 7/2:  (Alles zu K.7 | Linkadresse)
Textstelle 7/2 | Kommentar 7/2 | Zusammenfassung 7/2


Die subjektive Form der produktiven Konsumtion und das objektive Dasein der Wertträger tritt in der Entwicklung des Mehrwerts immer wieder als dessen Widerspruch zutage, weil das &quot;flüssige Kapital&quot; des Mehrwerts sich nicht dauerhaft reproduzieren kann.

 Textstelle 7/2:  (Linkadresse)

"Wir wissen in der Tat bereits, daß der Mehrwert bloß Folge der Wertveränderung ist, die mit v, dem in Arbeitskraft umgesetzten Kapitalteil vorgeht, daß also v + m = v + Dv (v plus Inkrement von v) ist. Aber die wirkliche Wertveränderung und das Verhältnis, worin sich der Wert ändert, werden dadurch verdunkelt, daß infolge des Wachstums seines variierenden Bestandteils auch das vorgeschoßne Gesamtkapital wächst. Es war 500, und es wird 590. Die reine Analyse des Prozesses erheischt also von dem Teil des Produktenwerts, worin nur konstanter Kapitalwert wieder erscheint, ganz zu abstrahieren, also das konstante Kapital c = 0 zu setzen, und damit ein Gesetz der Mathematik anzuwenden, wo sie mit variablen und konstanten Größen operiert und die konstante Größe nur durch Addition oder Subtraktion mit der variablen verbunden ist.

Eine andre Schwierigkeit entspringt aus der ursprünglichen Form des variablen Kapitals. So im obigen Beispiel ist C' = 410 Pfd.St. konstantes Kapital + 90 Pfd.St. variables Kapital + 90 Pfd.St. Mehrwert. Neunzig Pfd.St. sind aber eine gegebne, also konstante Größe, und es scheint daher ungereimt, sie als variable Größe zu behandeln. Aber 90 Pfd.St. oder 90 Pfd.St. variables Kapital ist hier in der Tat nur Symbol für den Prozeß, den dieser Wert durchläuft. Der im Ankauf der Arbeitskraft vorgeschoßne Kapitalteil ist ein bestimmtes Quantum vergegenständlichter Arbeit, also konstante Wertgröße, wie der Wert der gekauften Arbeitskraft. Im Produktionsprozeß selbst aber tritt an die Stelle der vorgeschoßnen 90 Pfd.St. die sich betätigende Arbeitskraft, an die Stelle toter, lebendige Arbeit, an die Stelle einer ruhenden eine fließende Größe, an die Stelle einer konstanten eine variable. Das Resultat ist die Reproduktion von v plus Inkrement von v. Vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion ist dieser ganze Verlauf Selbstbewegung des in Arbeitskraft umgesetzten, ursprünglich konstanten Werts. Ihm wird der Prozeß und sein Resultat zugut geschrieben. Erscheint die Formel 90 Pfd.St. variables Kapital oder sich verwertender Wert daher widerspruchsvoll, so drückt sie nur einen der kapitalistischen Produktion immanenten Widerspruch aus." (MEW 23, S. 228)

 Kommentar 7/2:  (Linkadresse)

Dass der Reproduktionswert der Arbeitskraft und der des Kapitals beide eine Konstante enthalten, weil ihnen eine Produktion der Lebens- und Arbeitsmittel vorausgesetzt und als ihr Preis gegeben ist, täuscht leicht darüber hinweg, dass sie durch gänzlich hiervon unterschiedene Wertform sich aus der Produktion hervorbringen, nämlich als relative Wertform des Produkts, das zur allgemeinen Wertform, zu Geld wird, wiewohl sie schon Geld war, das zur relativen Wertform von Arbeitsmittel und Arbeitskraft geworden war. Es handelt sich also nicht um eine Selbstbewegung des Werts, der sich selbst verwerten würde, sondern um eine Verwertung des Wertes durch die Anwendung menschlicher Arbeitskraft, die als ein Wert als Kost der Arbeitskraft ebenso wie ein Wert als Kost der Produktionsmittel in die Produktion eingeht und beides im Gesamtwert eines Produkts mit Mehrwert herauskommt. Es verwertet sich zwar der Wert, aber nur dadurch, dass er vorübergehend wertlos wird. Das ist ein Widerspruch der Wertproduktion insofern, weil Wert immer erst aufgehoben werden muss, um neuen Wert zu bilden, weil er eben in der Privatform des Gebrauchswert erst zergehen muss, um als erneuerter Wert wieder in die Gesellschaft zurückzukommen. Dieser Widerspruch zwischen subjektiver Form der produktiven Konsumtion und dem objektivem Dasein der Wertträger als Gegenstände des Konsums tritt in der Entwicklung des Mehrwerts immer wieder zutage, wenn sich Wert und Preis der Arbeitskraft zwangsläufig gegeneinander verhalten, weil die Löhne die Produkte nicht in verwertungsrelevanten Umfang abkaufen können und das Anlagevermögen disfunktional wird.

 Zusammenfassung 7/2:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)


 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.7 - Thema 7/3:  (Alles zu K.7 | Linkadresse)
Textstelle 7/3 | Kommentar 7/3 | Zusammenfassung 7/3


Da das konstante Kapital sich in der Produktion wertmäßig selbst ersetzt, bleibt als die entwicklungsbestimmende Größe für das ganze Verhältnis von Produktion und Konsumtion alleine das Verhältnis vom Mehrwert zum Preis der Arbeitskraft, die Mehrwertrate (m/v).

 Textstelle 7/3:  (Linkadresse)

"Die Gleichsetzung des konstanten Kapitals mit 0 befremdet auf den ersten Blick. Indes vollzieht man sie beständig im Alltagsleben. Will jemand z.B. Englands Gewinn an der Baumwollindustrie berechnen, so zieht er vor allem den an die Vereinigten Staaten, Indien, Ägypten usw. gezahlten Baumwollpreis ab; d.h., er setzt im Produktenwert nur wiedererscheinenden Kapitalwert = 0.

Allerdings hat das Verhältnis des Mehrwerts nicht nur zum Kapitalteil, woraus er unmittelbar entspringt und dessen Wertverändrung er darstellt, sondern auch zum vorgeschoßnen Gesamtkapital seine große ökonomische Bedeutung. Wir behandeln dies Verhältnis daher ausführlich im dritten Buch. Um einen Teil des Kapitals durch seinen Umsatz in Arbeitskraft zu verwerten, muß ein andrer Teil des Kapitals in Produktionsmittel verwandelt werden. Damit das variable Kapital funktioniere, muß konstantes Kapital in entsprechenden Proportionen, je nach dem bestimmten technischen Charakter des Arbeitsprozesses, vorgeschossen werden. ... Sofern Wertschöpfung und Wertverändrung für sich selbst, d.h. rein betrachtet werden, liefern die Produktionsmittel, diese stofflichen Gestalten des konstanten Kapitals, nur den Stoff, worin sich die flüssige, wertbildende Kraft fixieren soll. Die Natur dieses Stoffes ist daher auch gleichgültig, ob Baumwolle oder Eisen. Auch der Wert dieses Stoffes ist gleichgültig. Er muß nur in hinreichender Masse vorhanden sein, um das während des Produktionsprozesses zu verausgabende Arbeitsquantum einsaugen zu können. Diese Masse gegeben, mag ihr Wert steigen oder fallen, oder sie mag wertlos sein, wie Erde und Meer, der Prozeß der Wertschöpfung und Wertverändrung wird nicht davon berührt.

Wir setzen also zunächst den konstanten Kapitalteil gleich Null. Das vorgeschoßne Kapital reduziert sich daher von c + v auf v, und der Produktenwert c + v + m auf das Wertprodukt v + m. Gegeben das Wertprodukt = 180 Pfd.St., worin sich die während der ganzen Dauer des Produktionsprozesses fließende Arbeit darstellt, so haben wir den Wert des variablen Kapitals = 90 Pfd.St. abzuziehn, um den Mehrwert = 90 Pfd.St. zu erhalten. Die Zahl 90 Pfd.St. = m drückt hier die absolute Größe des produzierten Mehrwerts aus. Seine proportionelle Größe aber, also das Verhältnis, worin das variable Kapital sich verwertet hat, ist offenbar bestimmt durch das Verhältnis des Mehrwerts zum variablen Kapital oder ist ausgedrückt in m/v. Im obigen Beispiel also in 90/90 = 100 %. Diese verhältnismäßige Verwertung des variablen Kapitals oder die Verhältnismäßige Größe des Mehrwerts nenne ich Rate des Mehrwerts." (MEW 23, S. 229 f)

 Kommentar 7/3:  (Linkadresse)

 Zusammenfassung 7/3:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)


 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.7 - Thema 7/4:  (Alles zu K.7 | Linkadresse)
Textstelle 7/4 | Kommentar 7/4 | Zusammenfassung 7/4


Die notwendige Arbeit, durch welche sich die Arbeitskraft reproduziert und durch welche ihr Preis bestimmt ist, wird von der Verwertungsmacht des Kapitals in seiner Preisbildung genutzt, um Mehrarbeit zu erzwingen, die ihm Mehrwert einbringt. Die Mehrwertrate ist daher die Ausbeutungsrate, die das Kapital in der Preisbildung seiner Produkte so vollzieht, dass es die Arbeitskraft optimal dafür nutzen kann.

 Textstelle 7/4:  (Linkadresse)

"Wir haben gesehn, daß der Arbeiter während eines Abschnitts des Arbeitsprozesses nur den Wert seiner Arbeitskraft produziert, d.h. den Wert seiner notwendigen Lebensmittel. Da er in einem auf gesellschaftlicher Teilung der Arbeit beruhenden Zustand produziert, produziert er seine Lebensmittel nicht direkt, sondern in Form einer besonderen Ware, des Garns z.B., einen Wert gleich dem Wert seiner Lebensmittel oder dem Geld, womit er sie kauft. Der Teil seines Arbeitstags, den er hierzu verbraucht, ist größer oder kleiner, je nach dem Wert seiner durchschnittlichen täglichen Lebensmittel, also je nach der zu ihrer Produktion erheischten durchschnittlichen täglichen Arbeitszeit. Wenn der Wert seiner täglichen Lebensmittel im Durchschnitt 6 vergegenständlichte Arbeitsstunden darstellt, so muß der Arbeiter im Durchschnitt täglich 6 Stunden arbeiten, um ihn zu produzieren. Arbeitete er nicht für den Kapitalisten, sondern für sich selbst, unabhängig, so müßte er, unter sonst gleichbleibenden Umständen, nach wie vor im Durchschnitt denselben aliquoten Teil des Tags arbeiten, um den Wert seiner Arbeitskraft zu produzieren, und dadurch die zu seiner eignen Erhaltung oder beständigen Reproduktion nötigen Lebensmittel zu gewinnen. Da er in dem Teil des Arbeitstags, worin er den Tageswert der Arbeitskraft, sage 3 sh., produziert, nur ein Äquivalent für ihren vom Kapitalisten bereits gezahlten Wert produziert, also durch den neu geschaffnen Wert nur den vorgeschoßnen variablen Kapitalwert ersetzt, erscheint diese Produktion von Wert als bloße Reproduktion. Den Teil des Arbeitstags also, worin diese Reproduktion vorgeht, nenne ich notwendige Arbeitszeit, die während derselben verausgabte Arbeit notwendige Arbeit. Notwendig für den Arbeiter, weil unabhängig von der gesellschaftlichen Form seiner Arbeit. Notwendig für das Kapital und seine Welt, weil das beständige Dasein des Arbeiters ihre Basis.

Die zweite Periode des Arbeitsprozesses, die der Arbeiter über die Grenzen der notwendigen Arbeit hinaus schanzt, kostet ihm zwar Arbeit, Verausgabung von Arbeitskraft, bildet aber keinen Wert für ihn. Sie bildet Mehrwert, der den Kapitalisten mit allem Reiz einer Schöpfung aus Nichts anlacht. Diesen Teil des Arbeitstags nenne ich Surplusarbeitszeit, und die in ihr verausgabte Arbeit: Mehrarbeit (suplus labour). So entscheidend es für die Erkenntnis des Werts überhaupt, ihn als bloße Gerinnung von Arbeitszeit, als bloß vergegenständlichte Arbeit, so entscheidend ist es für die Erkenntnis des Mehrwerts, ihn als bloße Gerinnung von Surplusarbeitszeit, als bloß vergegenständlichte Mehrarbeit zu begreifen. Nur die Form, worin diese Mehrarbeit dem unmittelbaren Produzenten, dem Arbeiter, abgepreßt wird, unterscheidet die ökonomischen Gesellschaftsformationen, z.B. die Gesellschaft der Sklaverei von der der Lohnarbeit.

Da der Wert des variablen Kapitals = Wert der von ihm gekauften Arbeitskraft, da der Wert dieser Arbeitskraft den notwendigen Teil des Arbeitstags bestimmt, der Mehrwert seinerseits aber bestimmt ist durch den überschüssigen Teil des Arbeitstags, so folgt: Der Mehrwert verhält sich zum variablen Kapital, wie die Mehrarbeit zur notwendigen, oder die Rate des Mehrwerts m/v = (Mehrarbeit)/(Notwendige Arbeit). Beide Proportionen drücken dasselbe Verhältnis in verschiedner Form aus, das eine Mal in der Form vergegenständlichter, das andre Mal in der Form flüssiger Arbeit.

Die Rate des Mehrwerts ist daher der exakte Ausdruck für den Exploitationsgrad der Arbeitskraft durch das Kapital oder des Arbeiters durch den Kapitalisten." (MEW 23, S. 230)

 Kommentar 7/4:  (Linkadresse)

Das Kapital kann nicht den Reproduktionswert der Arbeitskraft bestimmen, wohl aber die Preisbildung der Produkte, die von ihr erzeugt werden. Von daher sucht es die Dauer ihrer Ausnutzung an die Grenze zu treiben, wodurch seine Produkte optimal vermarktet werden und dem Kapital also am meisten Wert "hinterlassen". Die Mehrwertrate stellt somit die Rate der Ausbeutung der Arbeitskraft dar, also der Ausdehnung des Arbeitstags über das Maß der notwendigen Arbeit hinaus, das politische Maß der Mehrarbeit, die sie für das Kapital leisten soll.

 Zusammenfassung 7/4:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)


 MEW23 - Abschn. 3 - Kap.7 - Thema 7/5:  (Alles zu K.7 | Linkadresse)
Textstelle 7/5 | Kommentar 7/5 | Zusammenfassung 7/5


Indem der wieder erscheinende Wert des konstanten Kapitals aus der Berechnung der Mehrwertrate herausgenommen wird, wird auch die Täuschung aufgelöst, welche die Vermengung der Reproduktion der Arbeiter mit der Reproduktion des Kapitals aufgebracht hat.

 Textstelle 7/5:  (Linkadresse)

"Nach unsrer Annahme war der Wert des Produkts = 410 Pfd.St. + 90 Pfd. St + 90, das vorgeschoßne Kapital = 500 Pfd.St. Da der Mehrwert = 90 und das vorgeschoßne Kapital = 500, würde man nach der gewöhnlichen Art der Berechnung herausbekommen, daß die Rate des Mehrwerts (die man mit der Profitrate verwechselt) = 18%, eine Verhältniszahl, deren Niedrigkeit Herrn Carey und andre Harmoniker rühren möchte. In der Tat aber ist die Rate des Mehrwerts nicht = m/C oder m/c + m, sondern = m/v, also nicht 90/500, sondern 90/90 =100%, mehr als das Fünffache des scheinbaren Exploitationsgrads. Obgleich wir nun im gegebnen Fall die absolute Größe des Arbeitstags nicht kennen, auch nicht die Periode des Arbeitsprozesses (Tag, Woche usw.), endlich nicht die Anzahl der Arbeiter, die das variable Kapital von 90 Pfd.St. gleichzeitig in Bewegung setzt, zeigt uns die Rate des Mehrwerts m/v durch ihre Konvertibilität in (Mehrarbeit)/(Notwendige Arbeit) genau das Verhältnis der zwei Bestandteile des Arbeitstags zueinander. Es ist 100%. Also arbeitete der Arbeiter die eine Hälfte des Tags für sich und die andre für den Kapitalisten.

Die Methode zur Berechnung der Rate des Mehrwerts ist also kurzgefaßt diese: Wir nehmen den ganzen Produktenwert und setzen den darin nur wiedererscheinenden konstanten Kapitalwert gleich Null. Die übrigbleibende Wertsumme ist das einzige im Bildungsprozeß der Ware wirklich erzeugte Wertprodukt. Ist der Mehrwert gegeben, so ziehn wir ihn von diesem Wertprodukt ab, um das variable Kapital zu finden. Umgekehrt, wenn letztres gegeben und wir den Mehrwert suchen. Sind beide gegeben, so ist nur noch die Schlußoperation zu verrichten, das Verhältnis des Mehrwerts zum variablen Kapital, m/v, zu berechnen." (MEW 23, S. 232)

 Kommentar 7/5:  (Linkadresse)

Die Mehrwertrate unterscheidet sich von der Profitrate darin, dass sie nur das Verhältnis von Mehrwert zu den Kosten der Arbeitskraft darstellt, während die Profitrate das Verhältnis des Mehrwerts zum Gesamtkapital betrifft. Nimmt man diese, so verschwindet die Ausbeutung der Arbeitskraft in einer Masse des angewandten Kapitals und lässt sie entsprechend unbedeutend erscheinen, während die Masse des konstanten Kapitals, welche die Ausbeutung in keiner Weise darstellen kann, als der große "Leistungsträger" erscheint. Man wird später am tendenziellen Fall der Profitrate sehen, dass auch dieser Schein ein notwendiges Ende hat. Es wird sich dann auch zeigen, dass die Mehrwertrate in der Profitrate nicht aufgehen kann, weil diese gerade durch die darin wirkende Masse des konstanten Kapitals den Nenner vergrößert und somit der Mehrwertrate entgegensteht, also eine Ausbeutungsrate nötig hat, die sich nicht mehr in der Welt der Warenwirtschaft umsetzen lässt und deshalb die große Welt des hiergegen selbständigen Kapitals des Finanzhandels eröffnet.

Um diese Verselbständigung später (im 3. Band des Kapitals) zu begreifen muss begriffen sein, dass das konstante Kapital keinen Mehrwert bilden kann und auch nur solange überhaupt bei der Wertbildung relevant ist, wie es selbst im Wachstum begriffen ist und Mehrwert durch neue Investitionen für das Wertwachstum akkumuliert. Der überwiegende Teil des Mehrwerts ist aber hiervon nicht einbezogen. Davon erfahren wie später mehr.

 Zusammenfassung 7/5:  (Linkadresse | Nächste Zusammenfassung)

Die Wahrheit in der Erkenntnis der Ausbeutungsrate besteht vor allem darin, dass das Kapital nichts wirklich produziert. Es reproduziert sich durch seine Produktionsanlagen, an denen es die menschliche Arbeitskraft arbeiten lässt. Und durch die politische Macht, die diese Anlagen für das Reproduktionsinteresse der Arbeitskraft verkörpern, erzielt es den Mehrwert, der seine Macht vergrößert und die Ohnmacht des Arbeiters verstärkt.

 Gesamte Zusammenfassung Kap.7 Abs.1 (Linkadresse | Nächste)

Die unterschiedlichen Wertanteile des Kapitals verwirklichen unterschiedliche Beziehungen des Produktionsverhältnisses im Produkt. Während ein großer Kapitalanteil, das konstante Kapital, darin überhaupt nur weiter gereicht und der weiteren Konsumtion überlassen wird, erzeugt die menschliche Arbeitskraft nicht nur den Wert, den die Produkte haben, die ihren Selbsterhalt ausmachen, sondern auch einen neuen Wert, der dem Kapital als Mehrwert überlassen wird.

Die Krisen des Kapitalismus stellen den Widerspruch der großen, sich nur reproduzierenden Wertmasse des konstanten und variablen Kapitals im Verhältnis zum Mehrwert dar, der nicht aus der Technologie, sondern nur aus der menschlichen Arbeitskraft entspringt, die sie in Gang hält. Auf Dauer übersteigt das Produkt der Arbeit dabei zwangsläufig das Konsumtionsvermögen der Menschen, wenn ihnen nicht die Mittel gegeben sind, sich dieses auch anzueignen. Geld muss immer den Wert darstellen, der auch im Produkt verwirklicht wird, ist aber zugleich immer nur das Mittel der Kapitalbildung, sobald sein Wert den Reproduktionswert der Arbeitskraft übersteigt. Geldkrisen und darauf folgend Wirtschaftskrisen sind die Konsequenz, in denen Wert vernichtet wird, der nicht im Verkauf der Produkte realisierbar ist. Die Wertmasse des konstanten Kapitals verbreitet sich nicht nur im materiellen, sondern auch im Dienst leistenden Bereich und bietet ein ungeheuerliches Potenzial an Produktivvermögen. Doch mit dem Wachstum der Produktivität wachsen auch die Verwertungskrisen und verkürzen ihre Zyklen, weil die Verwertung der Produktion der kapitalnotwendigen Wertbildung nicht genügen kann, weil die Wertbildung sich immer wieder ihr entzieht, immer mehr Produktmassen erzeugt, als die Konsumtionsfähigkeit der Menschen auch wertmäßig realisieren kann. Als abstraktes Produkt kann Geld nur von dem produktiv eingesetzt werden, der darüber auch über die Notwendigkeiten seines Lebens hinaus verfügen kann. Der gesellschaftliche Träger des Geldes ist daher der Besitzer des Konstanten Kapitals, das seine Beziehungen und Umschläge (Kapitalepochen) immer weiter ausdehnt, während immer weniger Menschen relativ hierzu produktiv arbeiten können.

 


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