Verrücktheit: Unterschied zwischen den Versionen

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"Verrücktheit ist die vollkommen rationale Anpassung an eine verrückte Welt" (Ronald D. Laing)
<blockquote>''Verrücktheit ist die vollkommen rationale Anpassung an eine verrückte Welt (Ronald D. Laing)''</blockquote>


"Wer hier nicht verrückt wird, der ist nicht normal." (Hildegard Knef)
<blockquote>''Wer hier nicht verrückt wird, der ist nicht normal. (Hildegard Knef)''</blockquote>


Wo das [[Normale]] [[verkehrt]] ist, kann das Verrückte seine [[Wahrheit]] [[beweisen]]. Verrückt ist die Verstellung einer entstellten [[Wahrheit]] (siehe [[Täuschung]]), wodurch ein entzweites [[Sein]] im [[Dasein]] einer verrrückten [[Normalität]] [[erkennbar]] wird, die überall nur so [[da sein]] kann, wie sie von sich selbst absieht (siehe [[Absicht]]). Sie ist sich selbst entrückt, weil sie sich ihre Entrückung zur [[Gewohnheit]] gemacht hat, um in ihrer [[Vereinzelung]] einen unerträglichen [[Widerspruch]] auszuhalten (siehe hierzu auch [[Familie]]), weil sie die [[Kraft]] seiner [[Abstraktion]] befolgen muss, um für sich [[wahr]] zu sein, um sich selbst für [[wahr]] zu nehmen (siehe [[Wahrnehmungsidentität]]). Die [[Abstraktionskraft]] ist die [[Wirkung]] einer [[entäußerten]] [[Beziehung]]. Sie entsteht im [[Trieb]] ihres Unfriedens in einer unbefriedigten [[Beziehung]], die sich [[sinnlich]] [[verselbständigt]] hat, die also gewalttätig wird, wo und weil sie [[unsinnig]] geworden, weil sie [[substanziell]] außer sich geraten ist und im [[Trieb]] ihrer [[wesentlichen]] [[Lebensäußerung]] entstellt und in ihrer Entstellung verstellt ist, die sie [[verrückt]] macht.
Wo das [[Normale]] [[verkehrt]] ist, kann das Verrückte seine [[Wahrheit]] [[beweisen]]. Verrückt ist die Verstellung einer entstellten [[Wahrheit]] (siehe [[Täuschung]]), wodurch ein entzweites [[Sein]] im [[Dasein]] einer verrrückten [[Normalität]] [[erkennbar]] wird, die überall nur so [[da sein]] kann, wie sie von sich selbst absieht (siehe [[Absicht]]). Sie ist sich selbst entrückt, weil sie sich ihre Entrückung zur [[Gewohnheit]] gemacht hat, um in ihrer [[Vereinzelung]] einen unerträglichen [[Widerspruch]] auszuhalten (siehe hierzu auch [[Familie]]), weil sie die [[Kraft]] seiner [[Abstraktion]] befolgen muss, um für sich [[wahr]] zu sein, um sich selbst für [[wahr]] zu nehmen (siehe [[Wahrnehmungsidentität]]). Die [[Abstraktionskraft]] ist die [[Wirkung]] einer [[entäußerten]] [[Beziehung]]. Sie entsteht im [[Trieb]] ihres Unfriedens in einer unbefriedigten [[Beziehung]], die sich [[sinnlich]] [[verselbständigt]] hat, die also gewalttätig wird, wo und weil sie [[unsinnig]] geworden, weil sie [[substanziell]] außer sich geraten ist und im [[Trieb]] ihrer [[wesentlichen]] [[Lebensäußerung]] entstellt und in ihrer Entstellung verstellt ist, die sie [[verrückt]] macht.


Es gibt Zeiten und [[Verhältnisse]], in denen nur die Verrückten [[verstehen]] könnten, worum es darin eigentlich geht: Um sie Entstellung dessen, was nicht [[wahr]] sein kann, um die [[Macht]] einer Unwahrheit, die durch ihre [[Abstraktionskraft]] Macht über die Menschen eingenommen hat, wodurch die [[fremden Kräfte]] ihrer [[Wirklichkeit]] sie von der [[Erkenntnis]] ihrer [[Selbstentfremdung]] abgezogen hat, und es ihrer [[toten Wahrnehmung]] gelingt, ihre [[Wirklichkeit]] zu [[vertauschen]], also zu ersetzen bzw. zu [[täuschen]].  
Es gibt Zeiten und [[Verhältnisse]], in denen nur die Verrückten [[verstehen]] könnten, worum es darin eigentlich geht: Um sie Entstellung dessen, was nicht [[wahr]] sein kann, um die [[Macht]] einer Unwahrheit, die durch ihre [[Abstraktionskraft]] Macht über die Menschen eingenommen hat, wodurch die [[fremden Kräfte]] ihrer [[Wirklichkeit]] sie von der [[Erkenntnis]] ihrer [[Selbstentfremdung]] abgezogen hat, und es ihrer [[toten Wahrnehmung]] gelingt, ihre [[Wirklichkeit]] zu [[vertauschen]], also zu ersetzen bzw. zu [[täuschen]].


[[Zwischenmenschlichen Verhältnisse]] erzeugen im Kampf um ihre [[Selbstgerechtigkeit]], um das [[Recht]] von [[Zwischenmenschen]] auf den [[Wert]] ihrer [[Selbstgefühle]], um einen eigenenständigen und doch allgemein gültigen [[Selbstwert]], ein unauflösbaren Konflikt zwischen sich und anderen. In ihren hierbei immer allgemeiner werdenden [[Geltungsbedürfnissen]] entstehen bizzare Formen der [[Selbstbehauptung]], in denen sich zwangsläufig ein Lebensverhältnis zwischen Missachtung und [[Selbstachtung]] verfestigt und formatiert, das eine Selbstsicherheit gewährt, die nicht von dieser Welt ist, Unwirklichkit schlechthin als ein [[Wahrnehmungszustand]] der [[Selbstentfremdung]], [[entwirklichte]] [[Wirklichkeit]] ist.  
[[Zwischenmenschlichen Verhältnisse]] erzeugen im Kampf um ihre [[Selbstgerechtigkeit]], um das [[Recht]] von [[Zwischenmenschen]] auf den [[Wert]] ihrer [[Selbstgefühle]], um einen eigenenständigen und doch allgemein gültigen [[Selbstwert]], ein unauflösbaren Konflikt zwischen sich und anderen. In ihren hierbei immer allgemeiner werdenden [[Geltungsbedürfnissen]] entstehen bizzare Formen der [[Selbstbehauptung]], in denen sich zwangsläufig ein Lebensverhältnis zwischen Missachtung und [[Selbstachtung]] verfestigt und formatiert, das eine Selbstsicherheit gewährt, die nicht von dieser Welt ist, Unwirklichkit schlechthin als ein [[Wahrnehmungszustand]] der [[Selbstentfremdung]], [[entwirklichte]] [[Wirklichkeit]] ist.


Soweit sie in ihren gegenständlichen [[Beziehungen]] hiergegen keine Selbstbestätigung durch ihre [[Sache]] finden, werden diese [[Verhältnisse]] zu [[Lebensburgen]], in denen gerade das Leben vor dem Selbstverlusst geborgen werden soll, das sich darin in seiner [[Ausschliesslichkeit]] und Einseitigkeit verfestigt. Dadurch werden ihre [[zwischenmenschlichen Beziehungen]] unauflösbar, werden zu [[erzieherischen Beziehungen]], in denen sie sich [[Selbstgefühle]] anerziehen müssen, die sie nur durch ihre Abschottung bewahren können (siehe hierzu auch [[Famlie]]). Was sie gegen ihren [[Selbstverlust]] darin gewinnen, das verfestigen sie in einer [[symbiotischen Selbstbehauptung]], die vor allem ihre [[Selbstgewissheit]] von den weltlichen [[Beziehungen]] entrückt und sie hiergegen verrückt macht. Jede Infragestellung wird dort zu einer Lebenskrise, weil sie die notwendige [[Objektivität]] ihrer durch ihre [[Selbstbehauptung]] gewonnene Selbstsicherheit [[substanz]]iell bedroht.
Soweit sie in ihren gegenständlichen [[Beziehungen]] hiergegen keine Selbstbestätigung durch ihre [[Sache]] finden, werden diese [[Verhältnisse]] zu [[Lebensburgen]], in denen gerade das Leben vor dem Selbstverlusst geborgen werden soll, das sich darin in seiner [[Ausschliesslichkeit]] und Einseitigkeit verfestigt. Dadurch werden ihre [[zwischenmenschlichen Beziehungen]] unauflösbar, werden zu [[erzieherischen Beziehungen]], in denen sie sich [[Selbstgefühle]] anerziehen müssen, die sie nur durch ihre Abschottung bewahren können (siehe hierzu auch [[Famlie]]). Was sie gegen ihren [[Selbstverlust]] darin gewinnen, das verfestigen sie in einer [[symbiotischen Selbstbehauptung]], die vor allem ihre [[Selbstgewissheit]] von den weltlichen [[Beziehungen]] entrückt und sie hiergegen verrückt macht. Jede Infragestellung wird dort zu einer Lebenskrise, weil sie die notwendige [[Objektivität]] ihrer durch ihre [[Selbstbehauptung]] gewonnene Selbstsicherheit [[substanz]]iell bedroht.


Als verrückt bezeichnet man umgangssprachlich eine der Norm nicht entsprechende Verhaltenweise, [[Wahrnehmung]] oder [[Position]]. Es geht dabei eigentlich um etwas normativ oder sittlich oder moralisch Ausgeschlossenes, etwas hiervon Abgerücktes, etwas, das sich von diesem Standpunkt her nicht unmittelbar verstehen lässt: eine "auseinander gerückte Beziehung", eine [[Beziehung]] ohne wirkliche Aus-einander-setzung, bei der eigentlich ein [[ganzes]] [[Verhältnis]] von Menschen beziehungslos geworden, also in sich selbst verrückt ist, weil sie in ihrer Beziehung voneinander abgerückt sind, ohne zu erkennen, wodurch sie einander dennoch in ihrem [[Leben]] verbunden sind. Menschen, die dies jedoch in sich verschließen, können sich nicht auf das Verrückte des Verhaltens beziehen und können es nur in sich selbst [[wahrhaben]]. Sie leben daher für sich in einer Verrücktheit, an der sie an sich selbst leiden, weil ihre [[Selbstgefühle]] davon [[bestimmt]] sind. Verrücktheit unterstellt daher ein Verhältnis von [[Selbstbeziehungen]], welche die Menschen voneinander scheidet und sie mitunter [[isoliert]] und unerkennbar macht, sie von einander und von ich [[selbst]][[entfremdet]]. Das unterstellt ein [[Selbstgefühl]] das keine Welt hat, weil es selbst wie eine Welt für sich funktioniert, ein [[objektives Selbstgefühl]] ist.
Als verrückt bezeichnet man umgangssprachlich eine der Norm nicht entsprechende Verhaltenweise, [[Wahrnehmung]] oder [[Position]]. Es geht dabei eigentlich um etwas normativ oder sittlich oder moralisch Ausgeschlossenes, etwas hiervon Abgerücktes, etwas, das sich von diesem Standpunkt her nicht unmittelbar verstehen lässt: eine ''auseinander gerückte Beziehung'', eine [[Beziehung]] ohne wirkliche Aus-einander-setzung, bei der eigentlich ein [[ganzes]] [[Verhältnis]] von Menschen beziehungslos geworden, also in sich selbst verrückt ist, weil sie in ihrer Beziehung voneinander abgerückt sind, ohne zu erkennen, wodurch sie einander dennoch in ihrem [[Leben]] verbunden sind. Menschen, die dies jedoch in sich verschließen, können sich nicht auf das Verrückte des Verhaltens beziehen und können es nur in sich selbst [[wahrhaben]]. Sie leben daher für sich in einer Verrücktheit, an der sie an sich selbst leiden, weil ihre [[Selbstgefühle]] davon [[bestimmt]] sind. Verrücktheit unterstellt daher ein Verhältnis von [[Selbstbeziehungen]], welche die Menschen voneinander scheidet und sie mitunter [[isoliert]] und unerkennbar macht, sie von einander und von ich [[selbst]][[entfremdet]]. Das unterstellt ein [[Selbstgefühl]] das keine Welt hat, weil es selbst wie eine Welt für sich funktioniert, ein [[objektives Selbstgefühl]] ist.


Verrücktheit in dieser Form ist das Resultat einer systematisierten [[Selbstentfremdung]], einer sinnlichen Verrückung durch [[objektive Selbstgefühle]], worin Menschen im [[Lebensraum]] ihrer [[zwischenmenschlichen Beziehung]] bestimmt waren. In ihren Gefühlen wurde [[Eigenes]] und [[Fremdes]] dadurch vertauscht, dass der Lebensraum als ausschließliche [[Lebensbedingung]] [[symbiotisch]] bestimmt war und die Menschen darin selbst zu Lebensträgern einer ihnen äußerlichen [[Lebenspflicht]] geworden waren. In der [[Fixierung]] aneinander hat sich ihre [[subjektive]] Beziehung zu einer [[objektiven]] Wahrnehmungswelt verkehrt, welche eigene [[Wahrnehmungen]] von dem [[getrennt]] und [[verselbständigt]] hatte, was sie [[wahr hatten]], was also darin [[ausgeschlossen]] oder in sich [[verkehrt]] wurde.
Verrücktheit in dieser Form ist das Resultat einer systematisierten [[Selbstentfremdung]], einer sinnlichen Verrückung durch [[objektive Selbstgefühle]], worin Menschen im [[Lebensraum]] ihrer [[zwischenmenschlichen Beziehung]] bestimmt waren. In ihren Gefühlen wurde [[Eigenes]] und [[Fremdes]] dadurch vertauscht, dass der Lebensraum als ausschließliche [[Lebensbedingung]] [[symbiotisch]] bestimmt war und die Menschen darin selbst zu Lebensträgern einer ihnen äußerlichen [[Lebenspflicht]] geworden waren. In der [[Fixierung]] aneinander hat sich ihre [[subjektive]] Beziehung zu einer [[objektiven]] Wahrnehmungswelt verkehrt, welche eigene [[Wahrnehmungen]] von dem [[getrennt]] und [[verselbständigt]] hatte, was sie [[wahr hatten]], was also darin [[ausgeschlossen]] oder in sich [[verkehrt]] wurde.


Von daher ist auch die Beziehung subjektiver [[Identität]] durch objektive [[Einverleibung]] zu einem "[[Ich]]" verkehrt und wird zu einer zirkulären [[Selbstbeziehung]] verkehrter [[Empfindungen]], also zu einer [[negierten]] Empfindung, die durch hiervon bestimmte [[Selbstempfindung]] die [[Gegenwärtigkeit]] ihrer Wahrnehmung erst durch ein gegen sie bestimmmtes Verhalten zuführen muss (siehe z.B. auch [[Perversion]]) oder sich ihr entzieht (siehe [[Angst]], [[Depression]]) oder sich selbst gegen sie durchsetzt und behauptet (siehe [[Zwang]]) oder deren [[Wahrheit]] nurmehr wähnen kann (siehe [[Wahnsinn]]).
Von daher ist auch die Beziehung subjektiver [[Identität]] durch objektive [[Einverleibung]] zu einem ''[[Ich]]'' verkehrt und wird zu einer zirkulären [[Selbstbeziehung]] verkehrter [[Empfindungen]], also zu einer [[negierten]] Empfindung, die durch hiervon bestimmte [[Selbstempfindung]] die [[Gegenwärtigkeit]] ihrer Wahrnehmung erst durch ein gegen sie bestimmmtes Verhalten zuführen muss (siehe z.B. auch [[Perversion]]) oder sich ihr entzieht (siehe [[Angst]], [[Depression]]) oder sich selbst gegen sie durchsetzt und behauptet (siehe [[Zwang]]) oder deren [[Wahrheit]] nurmehr wähnen kann (siehe [[Wahnsinn]]).


In der Verrücktheit wird die Versetzung und [[Pervertierung]] der Sinne in den [[zwischenmenschlichen Verhältnissen]] gelitten, wie sie durch [[Lebensburgen]] bestimmt sind, welche die Menschen sich gegen die [[Lebensangst]] der bürgerlichen Kultur geschaffen haben. Sie setzt sich heraus aus der Konkurrenz der [[Selbstbezogenheiten]] als deren ausgeschlossene [[Wahrheit]], die Menschen in den verstellten Wahrnehmungen darin wahrhaben.
In der Verrücktheit wird die Versetzung und [[Pervertierung]] der Sinne in den [[zwischenmenschlichen Verhältnissen]] gelitten, wie sie durch [[Lebensburgen]] bestimmt sind, welche die Menschen sich gegen die [[Lebensangst]] der bürgerlichen Kultur geschaffen haben. Sie setzt sich heraus aus der Konkurrenz der [[Selbstbezogenheiten]] als deren ausgeschlossene [[Wahrheit]], die Menschen in den verstellten Wahrnehmungen darin wahrhaben.

Aktuelle Version vom 4. November 2025, 19:54 Uhr

Verrücktheit ist die vollkommen rationale Anpassung an eine verrückte Welt (Ronald D. Laing)

Wer hier nicht verrückt wird, der ist nicht normal. (Hildegard Knef)

Wo das Normale verkehrt ist, kann das Verrückte seine Wahrheit beweisen. Verrückt ist die Verstellung einer entstellten Wahrheit (siehe Täuschung), wodurch ein entzweites Sein im Dasein einer verrrückten Normalität erkennbar wird, die überall nur so da sein kann, wie sie von sich selbst absieht (siehe Absicht). Sie ist sich selbst entrückt, weil sie sich ihre Entrückung zur Gewohnheit gemacht hat, um in ihrer Vereinzelung einen unerträglichen Widerspruch auszuhalten (siehe hierzu auch Familie), weil sie die Kraft seiner Abstraktion befolgen muss, um für sich wahr zu sein, um sich selbst für wahr zu nehmen (siehe Wahrnehmungsidentität). Die Abstraktionskraft ist die Wirkung einer entäußerten Beziehung. Sie entsteht im Trieb ihres Unfriedens in einer unbefriedigten Beziehung, die sich sinnlich verselbständigt hat, die also gewalttätig wird, wo und weil sie unsinnig geworden, weil sie substanziell außer sich geraten ist und im Trieb ihrer wesentlichen Lebensäußerung entstellt und in ihrer Entstellung verstellt ist, die sie verrückt macht.

Es gibt Zeiten und Verhältnisse, in denen nur die Verrückten verstehen könnten, worum es darin eigentlich geht: Um sie Entstellung dessen, was nicht wahr sein kann, um die Macht einer Unwahrheit, die durch ihre Abstraktionskraft Macht über die Menschen eingenommen hat, wodurch die fremden Kräfte ihrer Wirklichkeit sie von der Erkenntnis ihrer Selbstentfremdung abgezogen hat, und es ihrer toten Wahrnehmung gelingt, ihre Wirklichkeit zu vertauschen, also zu ersetzen bzw. zu täuschen.

Zwischenmenschlichen Verhältnisse erzeugen im Kampf um ihre Selbstgerechtigkeit, um das Recht von Zwischenmenschen auf den Wert ihrer Selbstgefühle, um einen eigenenständigen und doch allgemein gültigen Selbstwert, ein unauflösbaren Konflikt zwischen sich und anderen. In ihren hierbei immer allgemeiner werdenden Geltungsbedürfnissen entstehen bizzare Formen der Selbstbehauptung, in denen sich zwangsläufig ein Lebensverhältnis zwischen Missachtung und Selbstachtung verfestigt und formatiert, das eine Selbstsicherheit gewährt, die nicht von dieser Welt ist, Unwirklichkit schlechthin als ein Wahrnehmungszustand der Selbstentfremdung, entwirklichte Wirklichkeit ist.

Soweit sie in ihren gegenständlichen Beziehungen hiergegen keine Selbstbestätigung durch ihre Sache finden, werden diese Verhältnisse zu Lebensburgen, in denen gerade das Leben vor dem Selbstverlusst geborgen werden soll, das sich darin in seiner Ausschliesslichkeit und Einseitigkeit verfestigt. Dadurch werden ihre zwischenmenschlichen Beziehungen unauflösbar, werden zu erzieherischen Beziehungen, in denen sie sich Selbstgefühle anerziehen müssen, die sie nur durch ihre Abschottung bewahren können (siehe hierzu auch Famlie). Was sie gegen ihren Selbstverlust darin gewinnen, das verfestigen sie in einer symbiotischen Selbstbehauptung, die vor allem ihre Selbstgewissheit von den weltlichen Beziehungen entrückt und sie hiergegen verrückt macht. Jede Infragestellung wird dort zu einer Lebenskrise, weil sie die notwendige Objektivität ihrer durch ihre Selbstbehauptung gewonnene Selbstsicherheit substanziell bedroht.

Als verrückt bezeichnet man umgangssprachlich eine der Norm nicht entsprechende Verhaltenweise, Wahrnehmung oder Position. Es geht dabei eigentlich um etwas normativ oder sittlich oder moralisch Ausgeschlossenes, etwas hiervon Abgerücktes, etwas, das sich von diesem Standpunkt her nicht unmittelbar verstehen lässt: eine auseinander gerückte Beziehung, eine Beziehung ohne wirkliche Aus-einander-setzung, bei der eigentlich ein ganzes Verhältnis von Menschen beziehungslos geworden, also in sich selbst verrückt ist, weil sie in ihrer Beziehung voneinander abgerückt sind, ohne zu erkennen, wodurch sie einander dennoch in ihrem Leben verbunden sind. Menschen, die dies jedoch in sich verschließen, können sich nicht auf das Verrückte des Verhaltens beziehen und können es nur in sich selbst wahrhaben. Sie leben daher für sich in einer Verrücktheit, an der sie an sich selbst leiden, weil ihre Selbstgefühle davon bestimmt sind. Verrücktheit unterstellt daher ein Verhältnis von Selbstbeziehungen, welche die Menschen voneinander scheidet und sie mitunter isoliert und unerkennbar macht, sie von einander und von ich selbstentfremdet. Das unterstellt ein Selbstgefühl das keine Welt hat, weil es selbst wie eine Welt für sich funktioniert, ein objektives Selbstgefühl ist.

Verrücktheit in dieser Form ist das Resultat einer systematisierten Selbstentfremdung, einer sinnlichen Verrückung durch objektive Selbstgefühle, worin Menschen im Lebensraum ihrer zwischenmenschlichen Beziehung bestimmt waren. In ihren Gefühlen wurde Eigenes und Fremdes dadurch vertauscht, dass der Lebensraum als ausschließliche Lebensbedingung symbiotisch bestimmt war und die Menschen darin selbst zu Lebensträgern einer ihnen äußerlichen Lebenspflicht geworden waren. In der Fixierung aneinander hat sich ihre subjektive Beziehung zu einer objektiven Wahrnehmungswelt verkehrt, welche eigene Wahrnehmungen von dem getrennt und verselbständigt hatte, was sie wahr hatten, was also darin ausgeschlossen oder in sich verkehrt wurde.

Von daher ist auch die Beziehung subjektiver Identität durch objektive Einverleibung zu einem Ich verkehrt und wird zu einer zirkulären Selbstbeziehung verkehrter Empfindungen, also zu einer negierten Empfindung, die durch hiervon bestimmte Selbstempfindung die Gegenwärtigkeit ihrer Wahrnehmung erst durch ein gegen sie bestimmmtes Verhalten zuführen muss (siehe z.B. auch Perversion) oder sich ihr entzieht (siehe Angst, Depression) oder sich selbst gegen sie durchsetzt und behauptet (siehe Zwang) oder deren Wahrheit nurmehr wähnen kann (siehe Wahnsinn).

In der Verrücktheit wird die Versetzung und Pervertierung der Sinne in den zwischenmenschlichen Verhältnissen gelitten, wie sie durch Lebensburgen bestimmt sind, welche die Menschen sich gegen die Lebensangst der bürgerlichen Kultur geschaffen haben. Sie setzt sich heraus aus der Konkurrenz der Selbstbezogenheiten als deren ausgeschlossene Wahrheit, die Menschen in den verstellten Wahrnehmungen darin wahrhaben.

Menschen haben in der Beziehung auf sich selbst immer verschiedene Wahrheiten ihres Selbsterlebens, die sich im Ganzen einer Gesellschaft nur in der Aufhebung von Selbstwahrnehmung aufeinander beziehen lassen und hierdurch allgemein Lebensangst erzeugen. Den Menschen, die auf sich selbst bestehen, ohne hierfür sich selbst behaupten zu können (siehe Selbstbehauptung), wird allgemein ihre gesellschaftliche Identität bestritten. In Gesellschaft verrücken sie ihre Wahrnehmung und bewahrheiten sich also als Verrückte, wenn sie in Gesellsschaft sind.

Vorraussetzung und Grund hierfür sind erzieherischen Beziehungen in gesellschaftlichen Lebensräume (Raum), in welchem Wahrnehmungsverhältnisse seelische Identitäten (Psyche) hervorbringen, die sich gegenseitig bedingen und sich also auch in ihrer Selbstwahrnehmung bestreiten müssen. Meist ist es die Familie, in der Selbstwahrnehmung bedrängt wird, aber auch Schule Institution und Arbeitsplatz.

Wahrheit wird in der Wahrnehmung bedrängt durch seelische Absichten. Dies kann Menschen ihre Wahrheit (Identität) nehmen oder stören. Oft ist die Bewahrung der persönlichen Integrität innerhalb abstrakt kultivierter Lebensräume der Grund, warum die von solchen Personen abhängigen Menschen verrückt werden.

Verrücktheit ist zugleich die Entstellung einer Ganzheit, die Entziehung und Verrückung ihrer Teile. Der Mensch der verrückt wird, leidet an diesen Verrückungen seiner Verhältnisse. Hiervon zu unterscheiden ist der Irrsinn, welcher sich übersinnlich bestimmt als bloße Gewalt der Verhältnisse schlechthin, wovon Menschen abhängig sind. Der Irre leidet daran, dass irrsinnige Verhältnisse ihn übersinnlich bestimmen. Darin besteht sein Unheil, das auch zerstören kann - und dies sogar muss, wenn es gänzlich ausgeschlossen wird von den Bedingungen, worin es seine Beziehungen und damit die Beziehung seiner Teile zu sich als Ganzes, also eine vollständig fremde Identität hat.