Kynismus: Unterschied zwischen den Versionen

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Kynismus bedeutet als Begrifff so etwas wie "Hundigkeit" (kyon �der Hund�) und meint die "Bissigkeit" des Bed�rfnislosen, die das "Gl�ck der inneren Freiheit" zu verteidigen hat. In diesem Begriff wird eine Zusammmenf�hrung der Kulturverachtung des [[Zynismus]] mit einer hedonistischen �berhebung gegen die M�chte der Welt vorgestellt. Als sein Gr�nder gilt der griechische Philosoph Antishenes (444 - 368 v.Chr) und als sein Prototyp gilt Diogenes, der seine einfache Gen�gsamkeit als seinen Lebensreichtums auff�hren konnte. Seine Antwort auf Alexander den Gro�en ("Geh mir aus der Sonne") will die Macht eines inneren [[Reichtums]] der individuellen [[Wahrnehmung]] gegen die M�chte der Welt zeigen, welche eine unmittelbare Beziehung zu [[Leben]] und [[Natur]] haben soll.
Kynismus bedeutet als Begrifff so etwas wie "Hundigkeit" (kyon „der Hund“) und meint die "Bissigkeit" des Bedürfnislosen, die das "Glück der inneren Freiheit" zu verteidigen hat. In diesem Begriff wird eine Zusammmenführung der Kulturverachtung des [[Zynismus]] mit einer hedonistischen Überhebung gegen die Mächte der Welt vorgestellt. Als sein Gründer gilt der griechische Philosoph Antishenes (444 - 368 v.Chr) und als sein Prototyp gilt Diogenes, der seine einfache Genügsamkeit als seinen Lebensreichtums aufführen konnte. Seine Antwort auf Alexander den Großen ("Geh mir aus der Sonne") will die Macht eines inneren [[Reichtums]] der individuellen [[Wahrnehmung]] gegen die Mächte der Welt zeigen, welche eine unmittelbare Beziehung zu [[Leben]] und [[Natur]] haben soll.


Kynismus ist im Grunde die radikale Ideologie des herausgetretenen und sich selbst gegen jede Gesellschaftsform erm�chtigenden [[Idividuums]] zum Menschen schlechthin, das jede [[Lebensbedingung]] unn�tig dadurch machen will, dass es alles Leben aus sich selbst sch�pft (siehe hierzu auch [[Autopoiesis]]). Den Reichtum, den es hat und von dem es lebt, sieht es aus sich selbst gewonnen und so ist die darin hervorgekehrt Weltverneinung vor allem ein Zynismus gegend die [[Armut]], die lediglich als Wahrnehmungsproblem behandelt wird, praktisch als Unf�higkeit zum Widerspruch, nicht als wirklich [[enteigentes]] Leben [[begriffen]] werden soll.
Kynismus ist im Grunde die radikale Ideologie des herausgetretenen und sich selbst gegen jede Gesellschaftsform ermächtigenden [[Idividuums]] zum Menschen schlechthin, das jede [[Lebensbedingung]] unnötig dadurch machen will, dass es alles Leben aus sich selbst schöpft (siehe hierzu auch [[Autopoiesis]]). Den Reichtum, den es hat und von dem es lebt, sieht es aus sich selbst gewonnen und so ist die darin hervorgekehrt Weltverneinung vor allem ein Zynismus gegend die [[Armut]], die lediglich als Wahrnehmungsproblem behandelt wird, praktisch als Unfähigkeit zum Widerspruch, nicht als wirklich [[enteigentes]] Leben [[begriffen]] werden soll.


Kynismus ist inzwischen eine weit verbreitete Lebenssicht des intellektuellen Individualismus, der seinen individualisierten Reichtum als Produkt seiner Geisteskr�fte herauskehren will. Er ist die [[Ideologie]] einer [[Selbstbehauptung]] geistiger Eliten gegen alles Weltliche und best�rkt eine Schicht, welche den Reichtum einer Gesellschaft als selbstverst�ndliche Lebensgrundlage hat, sich also keiner [[Not]] wirklich stellen muss und diese in die subjektive Unf�higkeit unm�ndiger Menschen verweist.
Kynismus ist inzwischen eine weit verbreitete Lebenssicht des intellektuellen Individualismus, der seinen individualisierten Reichtum als Produkt seiner Geisteskräfte herauskehren will. Er ist die [[Ideologie]] einer [[Selbstbehauptung]] geistiger Eliten gegen alles Weltliche und bestärkt eine Schicht, welche den Reichtum einer Gesellschaft als selbstverständliche Lebensgrundlage hat, sich also keiner [[Not]] wirklich stellen muss und diese in die subjektive Unfähigkeit unmündiger Menschen verweist.


Heute wird Kynismus haupts�chlich von [[Peter Sloterdijk]] vertreten, der aus der kulturkritischen Position der Frankfurter Schule im Verbund mit der Weltsicht des indischen Guru Baghwan eine Verkn�pfung von Kulturverneinung und Lebenskunst sucht.
Heute wird Kynismus hauptsächlich von [[Peter Sloterdijk]] vertreten, der aus der kulturkritischen Position der Frankfurter Schule im Verbund mit der Weltsicht des indischen Guru Baghwan eine Verknüpfung von Kulturverneinung und Lebenskunst sucht.

Version vom 2. November 2025, 17:30 Uhr

Kynismus bedeutet als Begrifff so etwas wie "Hundigkeit" (kyon „der Hund“) und meint die "Bissigkeit" des Bedürfnislosen, die das "Glück der inneren Freiheit" zu verteidigen hat. In diesem Begriff wird eine Zusammmenführung der Kulturverachtung des Zynismus mit einer hedonistischen Überhebung gegen die Mächte der Welt vorgestellt. Als sein Gründer gilt der griechische Philosoph Antishenes (444 - 368 v.Chr) und als sein Prototyp gilt Diogenes, der seine einfache Genügsamkeit als seinen Lebensreichtums aufführen konnte. Seine Antwort auf Alexander den Großen ("Geh mir aus der Sonne") will die Macht eines inneren Reichtums der individuellen Wahrnehmung gegen die Mächte der Welt zeigen, welche eine unmittelbare Beziehung zu Leben und Natur haben soll.

Kynismus ist im Grunde die radikale Ideologie des herausgetretenen und sich selbst gegen jede Gesellschaftsform ermächtigenden Idividuums zum Menschen schlechthin, das jede Lebensbedingung unnötig dadurch machen will, dass es alles Leben aus sich selbst schöpft (siehe hierzu auch Autopoiesis). Den Reichtum, den es hat und von dem es lebt, sieht es aus sich selbst gewonnen und so ist die darin hervorgekehrt Weltverneinung vor allem ein Zynismus gegend die Armut, die lediglich als Wahrnehmungsproblem behandelt wird, praktisch als Unfähigkeit zum Widerspruch, nicht als wirklich enteigentes Leben begriffen werden soll.

Kynismus ist inzwischen eine weit verbreitete Lebenssicht des intellektuellen Individualismus, der seinen individualisierten Reichtum als Produkt seiner Geisteskräfte herauskehren will. Er ist die Ideologie einer Selbstbehauptung geistiger Eliten gegen alles Weltliche und bestärkt eine Schicht, welche den Reichtum einer Gesellschaft als selbstverständliche Lebensgrundlage hat, sich also keiner Not wirklich stellen muss und diese in die subjektive Unfähigkeit unmündiger Menschen verweist.

Heute wird Kynismus hauptsächlich von Peter Sloterdijk vertreten, der aus der kulturkritischen Position der Frankfurter Schule im Verbund mit der Weltsicht des indischen Guru Baghwan eine Verknüpfung von Kulturverneinung und Lebenskunst sucht.