Verfolgungswahn
Jede Empfindung hat ihreWahrheit durch die hieraus gebildeten Gefühle, in der das Wahrgenommene als ein auch wirklich Wahrgehabtes sich bewährt und sich darinbilden und in der Ausgestaltung der eigenen Subjektivität fortbilden kann. Oft kann man diesen Prozess an Traumbildern erkennen, die ihre Verbindung in der Traumarbeit erneuern und rekonstruieren. Wo dies - z.B. durch Schlafstörungen - nicht geschieht, können sich Gefühle auch im Menschen selbst durch Erregungen isolierter Regungen verrücken, ihn verrückt machen.
Der Verfolgungswahn ist die unvermittelbare Aufhebung und Umkehrung des Selbstverlustes, dem noch durch Zwangsverhalten begegnet wurde. Darin tritt jetzt die ganze Psyche als Subjekt des Verfolgers auf, der als Gegner in ihr selbst empfunden und schließlich auch als suggestive Kraft einer Selbstbedrohung gefunden wird. Es tritt darin die Wahrheit einer entäußerten symbiotischen Identität einer zwischenmenschlichen Beziehung als Selbstvergegenwärtigung einer symbiotischen Selbstbehauptung mit absoluter Macht hervor. Der betroffene Mensch verfolgt sich selbst um seinen Selbstverlust gegen sich einzuholen, um sich als Gegner zu gewinnen, um als Verfolger zugleich der Verfolgte zu sein, der sich in seiner Bedrohungslage nicht mehr unterscheiden kann, dem seine Selbstbeziehung also nur noch psychotisch gegen sich selbst gelingt. Dafür werden vor allem die Sinnesorgane selbst unter Druck und in den Dienst einer fremden Identität der Psyche gestellt.
Die reine Auffassungsgabe der Wahrnehmung, die bloße Kognition, hat in ihren Empfindungen ihre "Haut", ihre "Außengrenze". Und wo diese "überschwemmt" und damit als Form der Wahrnehmung entzogen ist, weil die Empfindung keinen Sinn für sich mehr finden kann, da bedrängt sie die Psyche als Zusammenhang und Gedächtnis der Gefühle, als Ganzes der Selbstgefühle. Sie wirkt nicht mehr als ihre verlorene Beziehungen auf andere, sondern wird selbst als Subjekt wahrgehabt, das sie verfolgt, als äußere Welt, welche ihre Liebe von sich ausschließt und bedroht.
Der Verfolgungswahn drückt eine allgemeine Bedrohung der Wahrnehmungsidentität aus, die als Vernichtungsmacht erlebt wird. Das setzt voraus, dass eine solche Identität selbst schon als eine fremde Identität tätig war. Ihr Grund ist jedoch nicht eine wirklich schon stattgefundenen Verfolgung, sondern eine Verschmelzung, in der die Selbstwahrnehmung zunichte gegangen, depressiv geworden ist und sich als Lebensangst verräumlicht hat. In einer paranoiden Warnehmung erscheint diese Angst daher selbst unheimlich, weil ihr Lebensraum alles betrifft und damit unendlich ist. Sie ist zu einer Angst vor einem mächtigen Nichts geworden, zu einer Angst vor einer drohenden Vernichtung, deren Grund nicht mehr erkennbar ist, weil er in seiner Wirklichkeit längst vergangen ist. Verblieben ist nurmehr die räumliche Wirkung der dadurch erwirkten Gefühle und ihres Gedächtnisses.
In Lebensverhältnissen, die durch totale Selbstgefühle bestimmt sind, ist ja das Selbstgefühl auch schon als ein objektives Gefühl aufgetreten. Jetzt ist es dieses schlechthin, objektives Selbstgefühl für sich. Dies allerdings ist allseitig und hat Identitäten gestiftet, in denen die Menschen sich dadurch gewinnen konnten, dass sie ihre Gefühle entäußert, zu einem Gemeingefühl vergemeinschaftet haben, Das ist für die Selbstwahrnehmung ein Unding, wird dadurch doch das Selbstgefühl zu einem Gemeingefühl, in welchem jeder zugleich außer sich ist und doch bei sich bleibt. Weil er also sich im Gemeinen verloren hat, kann er nur dort bei sich bleiben. Das macht ihn gemeinhin hörig und seine Wahrnehmung zum Objekt eines objektiven Allgemeingefühls.
Die Selbstgefühle, welche die Hörigkeit nötig hatten, kehren nun in ihrer Negation wieder, als Gefühl einer ausgeschlossenen Identität, deren Wahrheit außer sich geraten ist und den Menschen selbst bedroht, der Angst hat, seine Wahrnehmung zu verlieren und verrückt zu sein.
Verfolgungswahn ist ein mehr oder weniger beständiges Gefühl, von einer unheimlichen Gestalt oder Macht verfolgt zu werden. Darin hat sich die Verfolgungsangst zusammengefasst und in der Wahrnehmung selbst objektiviert, also dort ihren Gegenstand der Verfolgung eingerichtet. Aber wer sich wahnhaft verfolgt fühlt, kennt seinen Verfolger nicht als bestimmten Menschen, sondern wähnt ihn als Macht schlechthin, die sich gegen ihn verschworen hat. Der Verfolgungswahn drückt eine allgemeine Bedrohung der Wahrnehmungsidentität aus, die als Vernichtungsmacht erlebt wird. Es setzt voraus, dass diese Identität selbst schon eine Fremdidentität war. Die hatte ihren Grund jedoch nicht aus einer schon stattgefundenen Verfolgung sondern durch eine Verschmelzung.
In Lebensverhältnissen, die durch totale Selbstgefühle bestimmt sind, ist das Selbstgefühl auch objektives Gefühl schlechthin. Dies allerdings ist allseitig und hat Identitäten gestiftet, in denen die Menschen sich dadurch gewinnen konnten, dass sie ihre Gefühle entäußert, zu einem Gemeingefühl vergemeinschaftet haben. Das ist für die Selbstwahrnehmung ein Unding, wird dadurch doch das Selbstgefühl zu einem Gemeingefühl, in welchem jeder zugleich außer sich ist und doch bei sich bleibt. Weil er also sich im Gemeinen verloren hat, kann er nur dort bei sich bleiben. Das macht ihn gemeinhin hörig und seine Wahrnehmung zum Objekt eines objektiven Allgemeingefühls.
Die Selbstgefühle, welche die Hörigkeit nötig hatten, kehren nun in ihrer Negation wieder, als Gefühl einer ausgeschlossenen Identität, deren Wahrheit außer sich geraten ist und den Menschen selbst bedroht, der Angst hat, seine Wahrnehmung zu verlieren und verrückt zu sein.
Der Entstehung der Hörigkeit, die oft als solche nicht erkannt worden war, geht eine Beziehung voraus, in welcher die Verhältnisse von einer Liebesmacht bestimmt waren, die in einer abstrakten oder religiösen Allgemeinheit begründet war, in welchen sich die Menschen selbst nur als Objekte einer darin verschmolzenen Gemeinschaft einer Abstraktion erleben konnten. Diese Gemeinschaft ist selbst schon ein Missbrauch der Menschen darin, ob sich hierbei auch tätlicher Missbrauch ereignet oder nicht.
Wo die Wahrnehmung sich selbst zum Objekt dessen gemacht hat, was sie wahrhat, wo sie sich also selbst allgemein in ihren Gefühlen wahrhat, wähnt sie sich auch als fremde Kraft, die außer sich Macht gegen sich hat. Von dieser kann sie sich nicht unterscheiden. Die Not der Selbstunterscheidung wird seelisch als Bedrohung des eigenen Lebens aufgefasst.
Von daher wird das objektive Gemeingefühl zu einem Subjekt gegen die eigene Wahrnehmung, zu einem Sinn, den sie nur außer sich wähnen kann. Dieser Sinn bedrängt das Wahrnehmen selbst und wird dort auch als Bedrängung der eigenen Identität gefühlt. Es muss für die Wahrnehmung jetzt also etwas geben, das die Macht hat, die Wahrnehmungsidentität zu vernichten. Dieses raunt als wirklicher Mythos in ihr, als wirklich fremder Sinn, der von allen Inhalten der zwischenmenschlichen Wahrnehmung nun gänzlich absieht, aber darin eine unheimliche Absicht zu volllstrecken scheint. Als Subjekt der Wahrnehmung lauert er in allem Wahrnehmbaren auf, lässt Figuren entstehen, die bedrohlich sind, ohne dass die Bedrohung eine wirkliche Gestalt hat. Es ist der nun zu einem Fremdgefühl gewordene Eigensinn, der wirklich gefühlte abstrakte Sinn. Immer wieder tritt diese als bedrohliches Gefühl ohne Grund und Ursprung auf, als Wahn eines Verfolgungsgefühls, als Verfolgungswahn.
Die Überwindung der Verfolgungsangst kann nur über die Kritik abstrakt begründeter Leibesbeziehungen und Erfahrung konkreter Liebe verlaufen, die sich mit abstrakter Vermittlung auseinandersetzen lernt. Oft ist damit auch das Verlassen der überkommnenen Liebeswelt nötig, nicht aaber der Lebenswelt, bzw. die Entwicklung einer Auseinandersetzung und Unterscheidung von Liebes- und Lebenswelt.
Verfolgungswahn ist im Grunde eine entfremdete Enttäuschung, also die Unfähigkeit, Enttäuschung zu ertragen, weil sie eine bodenlose Bindung zu bewahren sucht. Darin ist Liebe und Gegenliebe in einer Verkehrung befangen, in welcher Verbundenheit als Lebensbedingung mächtig ist, die Verbindung also selbst fremdbestimmt ist, fremden Sinn formuliert (z.B. weil ein Kind für den Sinn von Eltern existiert, die keinen Sinn für ihr Kind haben). Darin verliert sich jede Wahrheit, weil sie sich in dem verbunden gibt, worin sie bedingt, also entbunden ist. Im Verfolgungswahn verfolgt sie den, der sich damit verbunden hat. In ihr ist die eigene Verbundenheit negiert und tritt daher maskiert auf, als Ungeheurlichkeit des Fremdseins mit allem, in einer allgemeinen Selbstentfremdung, in welcher jede Näherung als Bedrohung erlebt wird.
Ein hierin gefangener Mensch hat eine allgemeine Verfolgungsangst, die von der Wahrnehmung beherrscht und ausgeschlossen werden muss. Von daher formt sich der Ausschluss als Fremdidentität der Seele in einem bestimmten Lebensraum aus, worin eigene Seele nicht sein kann. Der Wahn gründet auf Gefühlen, die systematisch ihres Sinns enthoben sind und die sich wie eine Geisterlogik als Gestaltung einer systematischen Macht fremder Kräfte erklärt. Die Bestimmungen, die dieses System wirklich hat, sind wesentlich die Formbestimmungen eines Willens, der völlig unbestimmt erscheint und der sich daher im Quantum einer unbestimmten Sinnhaftigkeit, in einer reinen Masse mächtiger Sinne, die sich wie ein Massengeist formuliert. Dieser kann auch sprechen oder Erscheinen, sodass manchmal Stimmen gehört oder Geisteserscheinungen wie leibhaftige Bilder wahrgenommen werden (siehe Halluzination).