Multimedia

Aus kulturkritik
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Die digitale Kommunikations- und Unterhaltungstechnik hat es möglich gemacht, dass sich Menschen damit inzwischen durch mehrere Medien gleichzeitig öffentlich äußern können, in Sprache, Text, Bild und Ton - z.B. mit Internet-Auftritten oder DVDs, wo Text, Tonmaterial und Filme gleichermaßen verbreitet werden können. Der multidiale Hausmensch braucht hierfür zwar noch einiges an Ausstattung und Geld und vor allem Zeit, aber der Lohn davon ist, dass er sich eine Öffentlichkeit für sich selbst herstellen kann, wenn auch oft nur vermeintlich, da er schwer kontrollieren kann, was ankommt. Denoch kann er sich in seinem privaten Wohn- und Lebensraum als öffentliches Subjekt fühlen und je nach Fähigkeit eine gewisse Prominenz nur durch seine Selbstdarstellung erfahren, so sie halbwegs originell und visionär ist.

Natürlich kann er damit zugleich sich Blamagen einhandeln, wenn ihm die Selbstdarstellung nicht gelingt oder wenn es Überschneidungen zwischen seinen Veröffentlichungen und seinem wirklichen Leben gibt (z.B. kann sich das Verhältnis zu Freunden und Kollegen ändern).

Vor allem aber wird durch Multimedia die Unterhaltung zu einem geschlossenen virtuellen System werden, in welchem Selbstunterhaltung und unterhalten zusammenfließen, sich zu einer zirkulären Unterhaltung entwickeln und sich darin Reize und Reizabfuhr gegenseitig hochtreiben und Scheinwelten errichten, in welchen der Bezug zur eigenen Wirklichkeit nach und nach schwindet, weil die Pseudoverwirklichung übermächtig wird. Schon der passiven Internetnutzung war ein Suchtcharakter zugesprochen worden. Um so mehr kann dies mit der Nutzung von Multimedia und der weitergehenden Ausbreitung durch Pocketcomputer und Handys der Fall sein.

Am Heimcomputer kann so eine Kommamdo-Zentrale einer völlig abstrakten Selbstentäußerung entstehen, die alle wirklichen Probleme und Krisen dadurch überwindet, dass sie sich ihnen virtuell überstellt und sich hierdurch unberührbar macht, empfindungslos (siehe Empfindung). Das wirkliche Durchsetzungsvermögen wird verkehrt in eine virtuelle Durchsetzungskraft, die zu einem automatischen Unterhaltungszyklus wird, der sich nicht mehr abschalten lässt und sich auch z.B. in die extensive Nutzung von Computerspielen fortträgt. Entsprechende Entwirklichungsprozesse der Selbstwahrnehmung fallen dann mit dem zusammen, was sich die Kapitalmanager durch das Tittytainment erhoffen: Ein Volk der Süchtigen, die tun, was man ihnen sagt, wenn man es in ihren Suchtkreislauf einzubauen und so zu übermitteln versteht (siehe hierzu auch die flexible Persönlichkeit), dass sich ihre Lebensängste darin kanalisieren und einem unendlichen Konsumbedarf zuführen lassen.