Wolfram Pfreundschuh (08.03.2013)

Die neue Rechte kommt von links

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Teil I: Die Restauration der Marktwirtschaft

Was ihre Gesellschaft f�r die Menschen ist, sp�ren sie am deutlichsten, sobald sich diese in einem Aufl�sungsprozess befindet. Wenn den Menschen die Arbeit, die sie leisten, zum Leben nicht genug einbringt, wenn die Kultur, in der sie leben, als ihr Lebensverh�ltnis unsinnig wird, wenn die Menschen durch ihre eigenen Lebensverh�ltnisse nur noch �berfordert sind und wenn die Ordnung, die sie herzustellen suchen, die gesellschaftlichen Verh�ltnisse sich ihnen entr�cken, dann m�ssen sie sich fragen, was da schief geht: Liegt es an ihnen, an einem fehlerhaften Verhalten, oder ist am System der Verh�ltnisse selbst was faul, durch das alles, was sie darin verbessern, nicht das �ndert, was daran falsch ist, sondern nur seinen Fehler, seinen grundliegenden Widerspruch totalisiert. Es ist nicht zu �bersehen, dass die meisten Menschen auf dieser Welt an ihren Leistungsgrenzen stehen, dass Hunger und Elend immer noch zunehmen, obwohl das Milleniumversprechen sie davon befreien sollte, dass die produktive Arbeit immer billiger und primitiver wird, obwohl nur noch von Wohlstand und Wachstum die Rede ist, dass die Produktion tendenziell stagniert, obwohl der Konsum immer weiter aufgedreht ist, dass die Jugend insgesamt immer perspektivloser wird, obwohl f�r ihre Ausbildung und Bildung immer intensiver gesorgt und ein immer strengeres Regularium aufgestellt wird, dass immer weniger Kinder geboren werden, obwohl das Wohl des Kindes doch an h�chster Stelle der Familienpolitik stehen soll und dass immer mehr Menschen durch k�rperliche und psychische Krankheit aus dem Arbeitsprozess herausfallen, obwohl sie sich ihm g�nzlich unterworfen hatten. Es m�sste hei�en: Obwohl und weil.

Konsumwachstum sollte zum Krisenl�ser werden, weil es dem Wertwachstum dienlich ist und die gesellschaftlichen Krisen der Kapitalverwertung aufhalten und verringern soll. Die uns�glich d�rftige Theorie des Neoliberalismus, der auf einer entscheidenden Konferenz in San Franzisco 1997 von den Managern der Finanzm�rkte ein sogenanntes "Tittytainment" zur Rettung des globalen Kapitalismus zugunsten der reichen L�nder aufgestellt und den Polikern der B�ndnisstaaten anempfohlen hatte, musste ebenso kl�glich an der Wirklichkeit der Verwertungszw�nge scheitern wie der Klima- und Umweltschutz. Die Natur konnte dem Fra� der Verwertbarkeit der Welt nicht folgen und steht jetzt selbst in einem �berlebenskampf. Weder k�nnen die Menschen all das Zeug schlucken, das ihnen die Industrie vorlegt, noch reichen die Bodensch�tze und der nat�rliche Stoffwechsel aus, um die Verwertungszw�nge ihrer Geldanlagen einzul�sen und ihren gigantischen Abfall zu renaturieren. Je mehr Geld sie damit gewinnen wollen, desto wertloser wird es. Das ist schlicht und einfach der Kern der Weltenkrise. Die Produktion scheitert am Wert des Geldes, weil ihre Produktivit�t die menschliche Arbeit entwertet und die arbeitenden Menschen immer �rmer macht. Und der Konsum scheitert, obwohl die industriell produzierten Waren relativ zu den Lebenshaltungskosten immer billiger werden, weil sie immer weniger Wert enthalten, daf�r aber als immer gr��ere Produktmasse angeboten werden m�ssen. Die Finanzjongleure setzen fast nur noch auf den Besitz von G�tern, deren Herstellung im Arbeitsprozess gleichg�ltig ist, weil der Eigentumstitel, der Rechtstitel als solcher auf Immobilien und Ressourcen das wichtigste Pressmittel gegen die Menschen geworden ist. Der Wert ihrer Arbeitskraft wird immer weniger aus ihrer produktiven T�tigkeit gewonnen und immer intensiver aus ihrer Abh�ngigkeit von einem immer m�chtigeren Eigentum an Rechtstitel aus ihrem Lohn gezogen.

Nach wie vor ist nur ihr Leben wertbildend, weil nur ihre Lebensnot Werte schafft, sie zu einer Arbeit zwingt, die immer weniger Wert f�r sie hat, weil sie immer mehr Wert f�r das Kapital erbringen muss, und einen Massenkonsum einfordert, der ihr Leben sinnentleert und ihre Lebensnot nur versch�rft. Die Mehrwertbildung ist der wahre Motor der Kapitalverwertung. Nur durch die Beherrschung und Verwendung der Not der Menschen, durch Auspressung und Nichtung ihres Lebens, kann sich das Kapital noch in seinem Verwertungsprozess, in seinem Wertwachstum halten und regenerieren.

Die Realwirtschaft f�r die Lebenserhaltung der Menschen wird hierzulande vorwiegend durch Wertimporte finanziert und durch Technologieexport mehr als nur ausgeglichen. Das Dauerproblem stellt der Absatz der Waren dar, relative �berproduktion, die immer billigere Produkte auf den Markt bringt, weil durch moderne Technologie und Automation ihre Erzeugung immer weniger menschliche Arbeit, also immer weniger Wert pro Produkt einbringt. Aus der Produktion des Mehrprodukts verschwinden immer gr��ere Wertmengen nur noch in fiktivem Kapital. Sein Mehrwert stellt sich also praktisch als immer wertloseres Geld dar, das immer mehr Gewalt �ber das Leben der Menschen bekommen muss. Um seinen Wert zu erhalten, muss es hierzulande vor allem aus Dienstleistungen noch mehr unbezahlte Arbeit erpressen und ihre blanke Lebensnot der Menschen versch�rfen (1). Das Verh�ltnis von Lohnarbeit und Kapital hat seine Mitte verloren, die Werthaltigkeit der Selbsterhaltung. Die Arbeitsleute geraten immer mehr in feudale Umst�nde, in denen ihre Arbeitskraft nicht mehr unbedingt zu ihrem Preis der Selbsterhaltung bezahlt werden muss, weil die Erhaltung ihres Lebens von ihrem Staat selbst verwaltet, gesichert und bestimmt wird, die Staatsgewalt also immer m�chtiger und gezielter eingreifen muss. Als Vollstrecker des Feudalkapitals muss sie die Stabilit�t der Geldwerte auch ohne wirkliche Wertsch�pfung aus der Produktion durchsetzen k�nnen, w�hrend das Warenhandelskapital den Computerhandel in Sekundenbruchteilen aussch�pft und �ber Future-Bonds die Preise bestimmt. Das Geldsystem ist in seiner Verflechtung total und politisch unerreichbar geworden.

Das bekommen inzwischen fast alle Menschen zu sp�ren, die nicht Geldbesitzer sind und das auch nicht werden k�nnen, weil ihre Not der Wertbildung immer totaler unterworden wird. Und das genau muss die Politik verbergen und zugleich betreiben. In Zeiten des Wahlkampfs wird um das geworben, wogegen in Zeiten der Regierungsmacht gehandelt werden muss. Fortschritte gibt es nur, wo Wertwachstum rausspringt, wo also Geld durch Verf�gungsrechte Wert absch�pft und die Arbeitszw�nge vertieft. Immer weniger Wert wird unmittelbar auf dem Warenmarkt ver�u�ert, immer mehr dagegen mittelbar durch immaterielle R�ckgaben aus den Arbeitsl�hnen abgesch�pft, die durch Dienstleistungen erworben werden. Sie werden vor allem durch Geb�hren, Mieten und Verwertungsrechte wieder eingeholt.

Politik befasst sich mit den Perspektiven eines gesellschaftlichen Handelns und sie h�ngt wesentlich davon ab, was man �ber die Krisen des Kapitalismus auch wirklich, also wirksam wei�, was man durch ihre Analyse herausgefunden hat und was hieraus zu einem Bewusstsein �ber gesellschaftlich notwendiges Tun und Lassen geworden ist. Bleiben die Menschen an ihre Not gebunden, so k�nnen sie diese immer nur wenden und anders gestalten, mal die eine Erleichterung erhaschen, mal die andere. Not macht nicht immer erfinderisch und wo sie zu gro� wird, verf�ngt sie sich im Kreislauf der Notwendigkeiten und wird zum Hamsterrad einer Arbeit um jeden Preis und f�r jeden Preis (2).

Von daher ist es nicht nur eine Frage der Notwendigkeit, sondern auch der Freiheit, deren Beantwortung politisches Handeln bestimmt. Zwar kann kein Mensch sich seiner Not entziehen. Er w�re nicht frei f�r sich, wenn er das t�te. Er kann nicht frei sein, ohne sich aus ihr zu befreien, ohne sie als Mensch aufzuheben, der daraus die Kraft seiner Ver�nderung und Entwicklung, also Kraft f�r seine Geschichte sch�pft. Ohne diese, in der Permanenz seiner Notwendung, bleibt er ein Opfer seiner Not, die er als Macht seiner Ohnmacht immer sublimer gegen sich chronifiziert, seine Ohnmacht bis ins Unendliche vertieft. Das Gl�ck, das er in Notgemeinschaften finden kann, weil sie seine pers�nliche Existenz erleichtern. wird zum Ungl�ck einer vergemeinschaftetet Not, die objektiv immer gr��er wird, je mehr sie subjektiv untergeht, je mehr sie die Menschen als Subjekte ihrer Geschichte einvernahmt und ihr Subjektivit�t aufbraucht. Zwischen dem, was unter politisch rechts verstanden wird und dem, was mit politisch links gemeint ist, liegt die Aufl�sung der Frage, wieweit sich politisches Denken und Handeln nur als Reaktion auf eine Notlage begr�ndet und best�rkt, und wieweit sie wirklichen Fortschritt in der Geschichte der Menschen durch ihre Emanzipation aus der Not, durch deren Aufhebung in menschlicher Subjektivit�t, also in einer Geschichte der Subjektbildung des Menschen sich einbegreift. Geschichte bildet sich in der Dialektik von Freiheit und Notwendigkeit. Und weil die Menschen nicht einfach nur individuell, sondern im Allgemienen Subjekt der Geschichte nur als gesellschaftliches Subjekt sein k�nnen, ist es wesentlich eine gesellschaftliche Frage, wie sie sich darin einig werden. Wieweit ihr Denken und Handeln reaktion�r oder fortschrittlich ist, geht daher immer in der Beantwortung der Frage auf. was daran subjektiv ist, was also die Menschen als gesellschaftliche Wesen objektiv aus ihrer gegenw�rtigen Not emanzipiert.

Wieweit Menschen als Subjekte einer Gesellschaft handeln, wieweit sie in der Lage sind, sich in dieser zu emanzipieren, das h�ngt davon ab, was sie mit ihr emanzipieren, also auch, was sie unter Gesellschaft verstehen, wie menschlich sie ihre Gesellschaft sehen und was an dieser unmenschlich ist. Es h�ngt davon ab, wie frei die Individuen darin ihr Leben gestalten k�nnen, wie sie darin ihre Not als gesellschaftliche Not begreifen k�nnen und wie deren Aufhebung nicht Verlust ihrer Subjektivit�t, sondern die Verwirklichung eines gesellschaftlichen Subjekts ist. Worin k�nnen sich Individuum und Gesellschaft einig sein sein? Was ist ihre Einheit, ihr identisches Bed�rfnis und was bringt sowohl das Individuum als auch seine Gesellschaft wirklich weiter? Es ist also die Frage, worin die Individuen in ihren v�llig unterschiedlichen Interessen zugleich wesentlich ununterschieden sind, worin sie sich nicht nur einigen k�nnen, weil sie es m�ssen, sondern weil sie es zugleich wollen, weil es ihr notwendiger Wille ist, der dem Sinn und Zweck ihrer Befreiung folgt (3).

Die Ohnmacht der Emp�rung und die Personifizierung des Kapitals

"Emp�rt Euch!" hie� das Buch des unl�ngst verstorbenen Stephane Hessel, ein 94ger Jude, der in mehreren KZ's durchleben musste, was ein politisches System den Menschen antun kann. Es war die Aufforderung, das eigene Leben ernst zu nehmen, Aufruhr als Befreiung der Lebenskraft zu begreifen und die eigene Menschlichkeit der Entfremdungsmacht des Geldes entgegenzustellen. Das Buch wurde schlagartig zu einem Bestseller mit einer Auflage �ber vier Millionen. �ber eine Million Portugiesen gingen auf die Stra�e und bald war es in den USA, in Frankreich und Deutschland in aller Munde. Eine Bewegung war entstanden, die Occupy-Bewegung, in der Menschen sich immerhin gegen die Leben verzehrende Maschinerie der Finanzm�rkte aufstellten und deren R�derwerk zu blockieren versuchten. Inzwischen gibt es in allen gr��eren St�dten und �fters auch in kleineren Kommunen B�rgerbewegungen, die ihrer Emp�rung �ber die Geldaristokratie Ausdruck verleihen. Sie machen dies in Demonstrationen und durch Blockaden, manchmal auch durch Besetzungen von H�usern und Betrieben. Mit gro�em Mut stellen sie sich den Besitzern, Handlangern und Marionetten der Kapitalverwertung entgegen, m�ssen aber immer wieder erkennen, dass diese Konfrontationen deren Macht nicht wirklich angreift. Sie zeigen Widerstand, aber sie k�nnen sich den Lebensbedingungen nicht wirklich widersetzen, die von dort bestimmt sind. Solange sie sich nur unmittelbar hiergegen verhalten, obsiegt letztlich die Herrschaft �ber ihre Not, das private Verf�gungsrecht �ber die gesellschaftlichen Grundlagen ihres Lebens (4).

Gesellschaft ist politisch verstanden ein Verh�ltnis von Subjekten. Ihre Probleme sind also immer auch subjektive Probleme. Aber die Subjekte sind darin sehr verschieden - und w�ren sie gleichgeschaltet, so g�be es weder eine gesellschaftliche Not noch Freiheit, sondern nur Gewalt gegen die Menschen, die Macht einer objektiven Subjektivit�t, die sich als allgemeine Notwendigkeit darstellt, als Endl�sung durch einen �bermenschen, dem sich alles zu unterwerfen hat, was noch subjektiv ist. Die Not der Menschen kann nur aufgehoben werden, wo sie als wirkliche Not gewendet wird, nicht nur im Einzelnen, sondern vor allem wirklich allgemein, als Not einer Gesellschaft, die nicht wirklich gesellschaftlich ist. Auch - und gerade wenn es einzelnen Individuen noch nicht unbedingt schlecht gehen muss, wenn es ihnen noch ein bisschen besser geht als den anderen, die schon Not leiden, so m�ssen sie doch auch um ihren Bestand f�rchten, weil sie in der Allgemeinheit des gesellschaftichen Problems ihre absolute Schranke erkennen m�ssen. Ihr gewohntes Leben ist in Gefahr, ihre Gewohnheiten stehen auf dem Spiel. Und ohne dieses Spiel mit der Gew�hnlichkeit stehen sie am Abgrund, weil ungewohnte Kr�fte ihr Leben durcheinander bringen. Ohnmacht kennen sie vielleicht nicht, aber ihre Macht will nicht mehr so richtig funktionieren. Das ganze Verh�ltnis, worin die Bed�rfnisse der Menschen mit ihrer Arbeit sich auf irgendeine Art und Weise identifizieren m�ssen, ist besch�digt, wenn ihr Sinn selbst zerst�rt wird.

Dass das Ganze auf dem Spiel steht sp�ren manche vielleicht nur im Geraune der politisch formulierten Notwendigkeit, den tausend Fragen nach einer L�sung, die sich bis zur Schwindsucht wiederholen. Hierzulande erf�hrt man immer weniger Konkretes und immer mehr dar�ber, wie sicher wir doch seien, wenn andere st�rzen. Die Geldwertstabilisierung erscheint als ausschlie�liches politisches Ziel. Und darum k�mmern sich die B�rger der Mittelschicht in diversen Gruppierungen von ganz links bis ganz rechts. In einer Dienstleistungsgesellschaft erscheint dies dann als das ausschlie�liche Problem, das Problem aller Probleme. Es ist unmittelbar schwer zu begreifen, warum das viele Geld keine Probleme l�sen kann (5). "Es ist genug f�r alle da!", skandiert man bei Attac. Wie ist es auch m�glich, dass es so viel Geld gibt und die Menschen davon so wenig haben?

Es ist eben einfach absurd, dass Menschen immer mehr und billiger arbeiten sollen, wo die Arbeit immer weniger und der Gewinn aus ihrer Nutzung immer gr��er wird (6). W�hrend allgemein sehr viel Geld entsteht und bewegt wird, ist das Resultat f�r die einzelnen Individuen inzwischen fast stetig nur noch zunehmende Arbeit, Verteuerung der Lebenshaltung, und Arbeitslosigkeit, besonders in der Jugend, die ihre Gesellschaft als Desaster ihrer Zukunft erkennen m�ssen. Je mehr Menschen arbeiten k�nnen, je besser die Produktivit�t ist, desto weniger Arbeit m�sste zur Befriedigung der Bed�rfnisse aufgewendet werden. Aber unter kapitalistischen Bedingungen geschieht das Gegenteil. Die Konkurrenz der Kapitale und Arbeitsuchenden vollstrecken einen Verwertungsdruck, der selbst die Stabilit�t des Geldwerts bedroht, weil das hieraus gewonnene Geld als Finanzkapital immer fiktiver wird, Arbeitsst�tten zerst�rt und Wohnungen f�r immer mehr Menschen unbezahlbar werden. Arbeitslosigkeit erscheint wie eine �berbev�lkerung, Technologie als Feind der Menschheit, das Alter mit reichhaltiger Lebenserfahrung als Zeit der Armut (7).

Auf Dauer ist das Kapital als Ganzes nicht wirklich aufzuhalten, solange Geld die einzige wirtschaftliche Basis des Lebens ist und die Menschen in der Besorgnis um ihre Konkurrenzlage voneinander trennt und vereinzelt (8). Not ist Vereinzelung und Selbstaufgabe in die Herrschaft des Gemeinen. Sie ist �berhaupt die Grundlage der Macht, wo sie als Ohnmacht verharrt. "Teile und herrsche" in noch immer das Prinzip der Herrschenden. Und das hat sich sachlich totalisiert. In den vereinzelten Existenzen herrscht die Totalit�t ihrer Verwertbarkeit f�r das Allgemeine. Man glaubt immer noch gerne an einen politischen Willen, der die Welt ver�ndern soll; doch kaum hat man sich darin stark gemacht, so wird er von der Angst vor dem pers�nlichen wirtschaftlichen Abgrund erschlagen. Wo diese Not zum Lebenskern wird, funktionieren auch keine Regularien, Arbeitsk�mpfe und Gesetze mehr (9). Ungesetzliche Arbeitsl�hne und Mietauflagen werden geschluckt, wenn es um die Existenz geht, wenn Betriebe abwandern und Arbeitspl�tze verschwinden und die Kosten explodieren. Kommunale Ressourcen werden verkauft, wenn die Kasse leer ist und Lokalpolitiker werden entlassen, wenn ihre Politik nicht finanzierbar ist und zur Geldbeschaffung nicht taugt. Es ist absurd, aber die Konkurrenz der Existenzen setzt alles durch, was die Preise der Lebensverh�ltnisse hochtreibt und der Entwertung des Lebensstandards dienlich ist, wenn nicht �ber die Prerise der Lebensmittel, dann eben �ber die Preise der Nutzung von Eigentumstitel wie Miete und Leasing. Das Privateigentum wird immer m�chtiger und w�rgt gesellschaftliches Leben ab. Und was in der Not der Vereinzelung befreiend wirkt, wird in der chronisch geordenen Ohnmacht der Menschen leicht zu einer subjektiven Gr��e, zur Gr��e eines Subjekts, das als Pers�nlichkeit kraft seiner Subjektivit�t ihre Notwendigkeiten besorgt, ihre Not wendet, dies zumindest verspricht: Die Erl�ser, die Heilande, die Befreier.

Die Fehler der Linken sind die Trojaner der Rechten

Wird die Not von Menschen nicht als Notwendigkeit ihrer Befreiung, als Emanzipation begriffen, so wird sie zum Medium der Reaktion, die sich ihre Aufhebung in der Macht einer ungeheuerlichen Subjektivit�t vorstellt. Und die kommt nicht von ungef�hr. Ist das Kapital als blo�e Bosheit der Macht begriffen, als Monster der reinen Geldgier und Vorteilnahme, so ist ihr Objekt der brave Mensch, der es durch seine Ohnmacht mit seiner "ehrlichen Arbeit" ern�hren muss. Ist Raffgier der politische Gegner, so ist Bescheidenheit die Gewohnheit des Opfers. Es soll durch bescheidene Verh�ltnisse auch beschieden werden. Nur die Gier soll bek�mpft werden, das raffende Kapital, das den Menschen das Geld abkn�pft, das sie verdienen. Es soll aus den Verh�ltnissen einer an sich ehrlichen Marktwirtschaft herausgenommen werden, die nun wie ein Wochenmarkt voller bunter und preiswerter Angebote als nat�rliches Verh�ltnis des Warentauschs vorgestellt wird, wenn nur daf�r gesorgt ist, dass die Leute auch anst�ndig bleiben und das Geld auch seinen Wert beh�lt (10). In solchem Antikapitalismus, der auf die pers�nliche Macht des Kapitalisten bezogen ist, k�nnen sich Rechte wie Linke auch verstehen. Sie unterscheiden sich nur in der Wahrnehmung des politischen Gegners. W�hrend die Rechte seine Macht als Kulturmacht der pers�nlichen Begierde auffasst, die den Verfall der Sitten bewirkt und das ganze Abendland zuschanden reitet, versteht die Linke sie als Willk�r der Machthaber in den Personifizierungen des Kreditwesens, als �bervorteilung der Kapitalbesitzer durch die Banker, die mit der Vergabe eines Vorschusses wuchern, Zinsen verlangen und somit unredlich an den Bed�rfnissen nach Geld profitieren. Geld erscheint hier wie ein Kuchen, der nur zu verteilen ist und dabei lediglich die Verteilungsgerechtkeit besorgt werden m�sse.

Die Habgier soll gez�gelt werden, denn der Neid auf diesen Geldreichtum ist allgewaltig. Aber das macht vergessen, um was es geht. Es bleibt nur noch der Vorwurf unredlicher Bereicherung, der nichts mit der Entstehung des Kuchens, mit den Notwendigkeiten seiner Produktion zu tun haben will. Und die Wirkung diese Vorwurfs zielt auf die Pers�nlichkeit des Konsumenten, auf ihre Ehrlichkeit, die Wahrheit ihres Anliegens. Versteht er sie als Kulturb�rger, so zielt er auf Kulturalisierung der Verh�ltnisse, um in die Pers�nlichkeit der Menschen einzugreifen, um sie an die Kultur einer abstrakten Allgemeinheit, einer Staatskultur anzupassen; versteht er sie im Bed�rfnis des "homo oekonomicus", so zielt er auf die Verf�gungsmacht des Geldbesitzes und ger�t in das Pathos einer Diktatur der Arbeit (siehe z.B. Diktatur des Proletariats). Die Mischung aus beidem ist h�chst explosiv und hat schon einmal die v�lkische Einigkeit gegen das Kapital beschworen, dem ein gro�er Teil der B�rger und Arbeiter im Gleichschritt gefolgt sind. Sie waren sich dessen nicht bewusst, weil das Wissen �ber Popularisierung und Personifizierung nicht vermittelt wurde, weil der politische Gegner der ausschlie�liche Ma�stab der eigenen Politik war und daher die Rechte so popul�r werden konnte, wie es zuvor die Linke war. Der Rechtsrutsch ist unausweichlich final, wenn sich die Linke nicht auf den Kern ihres Wissens und Bewusstseins besinnt und auch die Fehler behebt, die oft immer noch darin schlummern.

Nat�rlich tritt Kapital immer auch pers�nlich auf, wenn es seine Sache verhandelt. Doch so pers�nlich wie sich das alles verh�lt ist es in Wahrheit nur das Verh�ltnis einer Verkehrung von Person und Sache. Das einzelne Kapital folgt den Notwendigkeiten seiner Konkurrenz auf den M�rkten ebenso, wie die einzelne Arbeitskraft der Konkurrenz auf den Arbeitsm�rkten folgen muss. Und hinter den Preisverhandlungen, in denen sich das abspielt, steckt der Wert, den alles hierbei realisiert. Und der existiert zwar auch im Geldwert der Preise, aber er entsteht aus dem Lebensquantum, welche der wirkliche Arbeitsaufwand den Menschen abverlangt, ist dessen gesellschaftlich durchschnittlich erforderliche menschliche Arbeitszeit. Ihr Ma� bestimmt alles, gleich ob es n�tig oder unn�tig, bezahlt oder unbezahlt ist. Und gleichg�ltig ist auch, ob es im Inland oder im Ausland produziert wurde. Es erscheint dann im Verh�ltnis der W�hrungen so verschieden, wie die Produktivit�t der Arbeit sich in der Arbeitszeit pro Produkt unterscheidet. Wert ist nur die Relation hiervon, entsteht �berall, wo Waren getauscht werden. Er ist das verdurchschnittlichte Quantum aufgewendeter menschlicher Lebenszeit, wie sie sich auf dem Markt beim Verkauf der Produkte herausstellt. Damit stellt er ein organisches Machtverh�ltnis der Tauschenden dar, die sich in seinem Quantum einigen m�ssen. Und indem sie sich hierbei gleichstellen, ver�u�ern sie die in ihren G�tern inkarnierte Lebenszeit und Produktivit�t, die sie gegen die Lebenszeit und Produktivit�t anders gestellter Menschen auswechseln (11). Der Preis der hierf�r bezahlt wird, entspricht nicht ihren Lebensumst�nden, sondern allein dem Verh�ltnis der Not des einen zum Reichtum des anderen. Und der Reichtum wird in der Marktwirtschaft ausschlie�lich in einem Geldquantum bemessen und Geld hat nur soviel Wert, wie darin menschliche Lebenszeit ver�u�ert ist, weil dies das bewertet, worin sich K�ufer und Verk�ufer letztlich einig werden m�ssen, egal welche Zahlen ihre Preisverhandlungen ergeben. Das Machtgef�lle besteht durch die Produktivit�t der Arbeit. Geschw�cht wird, wer seine Arbeit mit minderer Produktivit�t unter Wert verkaufen muss, gest�rkt, wer �berwertig verkaufen kann, weil er �ber die bessere Technologie verf�gt, oder weil der eine nur seinen Leib, der andere seine Werkzeuge einsetzen kann.

Im Einzelnen schwindet der Geldwert im Grunde genommen schon nach dem Einkauf von Waren, wenn diese vom Markt verschwinden und ihr Wert im Verbrauch aufgezehrt wird. Er erh�lt sich nur durch den fortw�hrenden Eintausch, also durch die Produktion neuer Ware und Verbrauch bestehender Ware. Das war auch die Wahrnehmung von Silvio Gesell, der die Geldentwertung durch die Aufschatzung von Geldverm�gen begriffen haben wollte. Geld w�rde dann rosten und damit nur noch gewuchert werden. Darunter verstand er die �bervorteilung des Verk�ufers durch die Not des Eink�ufers. Der Geldbesitzer sei als nachfragender Wirtschaftteilnehmer in einem systemischen Vorteil gegen�ber dem Warenangebot, was dazu f�hren w�rde, dass Geld teurer verpreist und verzinst w�rde als es Wert habe, weil die Waren, die man damit erstehen kann, durch h�heren Lageraufwand belastet seien und einen schwerf�lligeren Umlauf h�tten. Hielte man den einfachen Warenhandel in Fluss, w�rde man also Geld immer auch entwerten, nachdem es in einem bestimmten Umfang benutzt war, so bliebe der Warenhandel auch gerecht. Wer es in seiner Hand behielt, der m�sse nach einer bestimmten Zeit einfach nur den Wertvorteil bezahlen, statt ihn durch Zins abzukassieren und damit den Verlust der anderen ausgleichen, also ein Extrageld f�r seinen Geldbesitz abgeben. Dann sei der Warentausch frei f�r jeden und das nannte er Freiwirtschaft, durch die jeder Mensch jenseits der Geldaufschatzung Zugang zu allen organischen Grundlagen der Warenproduktion und Konsumtion h�tte (12). Niemand k�nne dann die Preise durch die Not der K�ufer und den �bermut der Verk�ufer hochtreiben, weil die Vorteile des Geldbesitzers zunichte w�ren.

Doch das verlangt, das f�r diesen Vorteil ein Ma� gefunden werden muss, einen quasi nat�rlichen Mehrwert, den Gesell als �Urzins� bezeichnete und aus irgeneiner Anmutung heraus schlicht mit 3�5 % einsch�tzte. Damit war aber war die Aufschatzung von Wert nicht abgeschafft, sondern lediglich durch eine Definition eines marktnotwendigen Mehrwerts fixiert und das tats�chliche Mehrprodukt ignoriert. Aber gerade diese ist n�tig, um Gesellschaft zu entwickeln, um neue Projekte, wie sie hierf�r n�tig sind, anzugehen und Reichtum zu bilden. Geld sei eben nur eine Zahl, meint Gesell, die selbst keinen Wert darstelle und ihn erst im Warentausch erhielte. Staatsbanken w�rden es in die H�nde der Menschen geben, die faktisch nur Tauschsubjekte seien, und es k�nnten somit auch die staatlich kontrollierten Banken jetzt beim Geldverleih einen Mehrwert aus dem Warentausch abkassieren, statt Zinsen aus dem produzierten Mehrwert zu beziehen. Damit steht das wirkliche Verh�ltnis Kopf. Vielleicht war dies aber die Erfindung einer "Demokratischen Bank", die allerdings eine staatliche Kontrolle des Geldumlaufs und damit der gesamten Warenproduktion impliziert. Davon ist auch heute immer noch die Rede, wenn nach einer gerechten L�sung der Geldwertstabilisierung gesucht wird.

Das Problem mit dem Geldwert wird damit aber vor allem einfach nur ignoriert, weil die Marktwirtschaft nur als Zirkulation von Werten aufgefasst wird, welche den Wert ihrer Produktion schlicht entkommen sind. Mehrwert wird durch ein Verwertungsdiktat, durch einen Urzins ersetzt. Es verlangt einen Staat, der die Verwertung diktiert, welche unmittelbar die Arbeit bestimmt, die hierf�r n�tig ist, und somit auch den Umfang der Produktion zu bestimmen hat, nach der sich dann die Bed�rfnisse der Menschen zu richten haben. Die Vermittlung von Bed�rfnis und Arbeit wird durch Staatsdirigismus bestimmt und der Staat unbenommener Machthaber des ganzen Wertverh�ltnisses. Was daraus werden muss, Kennern wir nun schon zur Gen�ge.

Die Zirkulation der Waren und die Entwertung des Geldes.

Noch heute werden fast allen kursierenden sozialistischen Aufkl�rungsversuche zur Finanzwirtschaft die Theorie unterschoben, dass es die Habgier der Reichen und ihre Aneignungstricks seien, welche die kapitalistische Krisen und die Pl�nderung von Mensch und Natur begr�nden w�rde. Doch gerade weil dies dem Augenschein so gut entspricht, sollte eine Theorie dahintersteigen und das Wesen dieser Erscheinung nicht auf den M�rkten der Welt suchen, sondern im Lebensverh�ltnis der Menschen selbst, welches durch die M�rkte, also von der Marktwirtschaft �berhaupt beherrscht werden, weil die Menschen ihr Leben nicht gesellschaftlich wirklich aufeinander beziehen k�nnen, solange sie ihre gesellschaftliche Beziehung nur durch Geld verwirklichen k�nnen, sich Geld erdienen m�ssen, um �berhaupt leben zu k�nnen.

Aber die �konomen diskutieren am liebsten nur �konomie, also die Lehre vom wirtschaftlichen Arbeiten, ohne zu bemerken, dass der Kapitalismus ein h�chst unwirtschaftliches Lebensverh�ltnis ist, weil er einen Mehrwert erzeugt, der dieses Leben nicht bewirtschaftet, sondern entzieht. Im Internet, wo sie ihre jeweiligen Verbesserungsvorschl�ge f�r eine gute Marktwirtschaft anpreisen, sind sie auf allen Kan�len zu sehen und zu h�ren. Sie berichten �ber den Betrug der kapitalistischen Marktwirtschaft, die sie auftrennen in die gute f�r das gemeine Volk und das b�se der Habgier der Kapitalisten und Banker. Geld ist nat�rlich das Gute, das lediglich durch die Willk�r des Kapitals abgezogen wird. Es ist nicht sein eigener Widerspruch zwischen seinen Funktionen als Ma� der Werte und Ma�stab der Preise, der es gesellschaftlich m�chtig macht, sondern die Macht der Geldbesitzer alleine l�sst sie immer reicher werden, weil sie haben, was anderen fehlt. Nicht die mit dem Geld gegebene Aufspaltung von Wert und Preis erzwingt den Gegensatz vom Wert der Arbeitskraft und ihrem Lohn, nicht die Aneignung des Mehrwerts aus unbezahlter Arbeit macht die Grundlage der Kapitalbildung. Es ist ganz einfach: Den Unterschied gibt es garnicht. Alles bleibt letztlich nur pers�nliche Gier. Das ist alles. Wozu dann die ganze Theorie? Es ist muss sich wohl um die Gier der Aufkl�rer handeln.

Diese Bem�hungen reichen zur�ck bis ins 18. Jahrhundert. Ihre urspr�ngliche Form hatte die Theorie eines gewissen Pierre Joseph Proudhon, die den Zins selbst als Wucher der Besitzer, als Willk�r ihres Eigentums kritisierte. Weil sie die gesamte Produktion durch ihr Profitstreben in die eigene Tasche bestimmen w�rden und dies auch k�nnten, w�re ihre Geldgier die treibende Kraft der Misere des Kapitalismus. Und da Proudhon die Quelle der Ausbeutung dort sehen wollte, wo sie sich realisiert, n�mlich in der Zirkulationssph�re der Waren und Leistungen, hielt er den Kapitalzins, f�r den eigentlichen Grund, f�r die eigentliche Form der Ausbeutung. Um sein Reformprogramm als sozialistische Programm zu verwirklichen, verfiel Proudhon auf die Idee, allen Arbeitern zinslosen Kredit f�r den Erwerb eigener Produktionsmittel zu verschaffen, was sie allerdings letztlich zur Selbstausbeutung treibt, solange die Marktwirtschaft ihr Geld vermittelt (13).

In diesem Unverstand ist die Theorie von Proudhon entstanden, die sich darauf reduziert, dass Kapital kein systematisches Verh�ltnis der Wertbildung in der Marktwirtschaft sei, sondern abgetrennt von dieser einer wirtschaftlich unabh�ngigen, einer willk�rlichen Aneignungsmacht entspringen w�rde. Sie hat seit �ber 200 Jahren schwerwiegende Folgen in der sozialistischen Diskussion gehabt bis hin zur Entwicklung des Nationalsozialismus aus der Deutschen Arbeiterpartei. Es war schlie�lich die Grundlage der Theorie von Gesell, worin das schaffende Kapital auf ehrlicher Arbeit beruht, und raffendes Kapital im Geldhandel und der Kreditwirtschaft entstehen w�rde. Es wurde zur Grundlage des deutschen Antisemitismus, der kulturelle Vorurteile gegen Juden aufgriff und den "ehrlichen Staat" in der Konsequenz als Austreibung der Juden bis hin zu ihrer Vernichtung getrieben hat (14).

Mit den Fehlern der parlamentarischen Linken transportieren sich schon fr�h die Positionen der Rechten, die sich einfach auf die Position der ehrlichen Arbeit stellen mussten, um das ganze Rechtssystem auf ein Staatsystem der gerechten Arbeit umzustellen. Es ist nicht zuf�llig, dass der 1. Mai, der Kampftag der Arbeiterklasse, von den Faschisten eingerichtet wurde, dass die Wanderbewegung der Naturfreunde in den Dienst einer Bereinigungskultur gestellt werden konnte und dass die Wohnungsbaugenossenschaften und die Freiwirtschaft von Silvio Gesell in die F�nge des faschistischen Staats gerieten. Viele Arbeitsleute wurden auf seine Seite der Faschisten gezogen. Es sollte ihnen so erscheinen, dass die arbeitenden Menschen ihre Unterwerfung als Freiheit organisieren k�nnten, um dann als Volksgenossen f�r das arbeiten zu d�rfen, was sie zum Leben haben m�ssen. Auch der Arbeiter- und Bauernstaat z�hlte darauf und konnte einen Staatskapitalismus beordern, der sich sozialistisch nur deshalb nennen konnte, weil er die Arbeiterinnen und Arbeiter als Helden der Arbeit zu feiern verstand. Hier wurde unbezahlte Arbeit zu einer Selbstverst�ndlichkeit, weil sie vom Staat genau wie von einem Gesamtkapitalisten organisiert, betrieben und beigebracht wurde. Man sprach es sogar offen aus und berief sich dabei auf Karl Marx: Es ginge darum, das Wertgesetz ehrlich einzul�sen wie ein Gesetz, das der Staat zu garantieren und der Staatsb�rger es zu befolgen habe. Aus seiner Kritik der politischen �konomie, aus der Kritik dieses Wertgesetzes wurde ein totalit�res Gesetz gegen alle Kritik, eine Diktatur der herrschenden Partei, die keine Partei neben sich brauchen konnte, weil sie als politisches Ganzes auftreten musste, um ihre Gesetze umzusetzen.

Die "wahre Natur" einer heilen Welt

In einer Wirtschaftskrise sind nicht nur die wirtschaftlichen Verh�ltnisse instabil, sondern auch die sozialen. Wenn das Leben zu teuer wird, dann stehen oft auch die zwischenmenschlichen und kulturellen Beziehungen in Frage. Viele fallen aus ihrer bisher erreichten Existenz heraus und werden ausgeschlossen, weil sie nicht mehr mithalten, nicht mehr konkurrieren k�nnen. �berarbeitung und Arbeitslosigkeit, Sorge und Illussionen, Armut und Neid treiben die Verh�ltnisse auf die Bruchstellen ihres Lebens zu, die Unheil bedeuten (15). Vor allem die darin aufgehenden Ungewissheiten trennen die Menschen in ihren gewohnten Verbindungen voneinander, spalten ihre Perspektiven und M�glichkeiten ab und treiben sie in ihrer Vereinzelung zum Bruch mit ihrer Gemeinschaft oder Partnerschaft. Wie sie ihr Leben und die Verh�ltnisse in denen sie leben begreifen, davon h�ngt es ab, wie sie ihre Probleme einsch�tzen und damit umgehen.

Vom Standpunkt einer heilen Welt, wie sie gewohnt war, wird das soziale Verh�ltnis der Krise als Kulturverfall wahrgenommen und die Vereinzelung wird nicht als Produkt, sondern als Motor der Geschichte unterstellt, als Trieb eines Individualismus, der die Gemeinschaft zersetzen w�rde. Was bislang toleriert wurde, wird zum Gegner, weil jedes Individuum das andere zumindest potenziell gef�hrdet, ihm sein Geld, seinen Arbeitsplatz oder seinen Partner nimmt oder nehmen k�nnte oder schon genommen hat. In der Konkurrenz hatte man ihn noch verstanden, weil er das Gleiche tat wie jeder andere. Jetzt wo die Verh�ltnisse ausschlie�lich sind und sich wirklich ausschlie�en, wird er fremd und unheimlich, unheimlich fremd. Die b�rgerlichen Identit�ten zerbr�ckeln und in ihrer Angst entstehen Muster, die Verbindung suchen, Klischees und Metaphern, Religionen und Runen, Rituale und Liturgien, die nur noch ausdr�cken, was fehlt, die es aber nat�rlich nicht wirklich ersetzen k�nnen. Der Traum von einer menschlichen Identit�t, in der alles einig sein sollte, �berw�ltigt die Selbstgef�hle.

Doch es fehlt zur Selbstbehauptung dieser Selbstbeziehung, zur Selbstveredelung die Macht und Gr��e, die M�glichkeit, ein gr��erer Mensch zu sein. Der �bermensch wird in der Gemeinschaft von Menschen durch die Anwesenheit einer Menge Menschen gleicher Gesinnung geschafen, die zur Masse, zu einer Menschenmasse werden soll. Hier findet sie sich wieder ein, die Alternative der Transzendenz, die Bewegungskraft der Masse, die nur auf das Geheimnis ihres anderen Seins, auf ihr Anderssein verwiesen werden muss, um ihre besondere Sensibilit�t zu vergemeinschaften. Und schon erheben sich die Gef�hle in die Wunderwelt einer innigen Verbundenheit ohne Bindung, einer Kraft ohne Wirklichkeit und einen Sinn ohne Verstand. Alles versteht sich wie von selbst, wenn das Gef�hl sein Herz aufgegeben hat. Der gemeine Verstand ist dann eben auch gemeinverst�ndlich. Das Pathos hierf�r hat allerdings auch den Kult einer eigenartigen Wesenhaftigkeit, ein eigenes Allgemeinwesen n�tig.

Es handelt sich hier in der Tat um einen Mythos, um eine Esoterik die das "eigentliche Leben" als Geheimwissenschaft predigt um das gemeine Leben zu �berw�ltigen, die menschliche Identit�t verspricht, um ihr identit�res Denken in die Masse, zumindest in ihre Erbauungsgef�hle zu treiben, die jeden B�rger zu einem gro�en Menschen kr�nt, um ihn an ihr Himmelreich zu binden. In der Unerreichbarkeit solcher Identit�t braucht man tats�chlich eine gro�e Zugeh�rigkeit, einen Lebensraum, in dem das Fremde ausgemacht und das Eigentliche zu eigen werden kann. Der "gesunde Geist" findet hierin seinen Raum und damit seinen K�rper. Das Reinheitsprinzip verbindet das Wahre, Sch�ne und Gute, und das Brauchtum wird zur Religion einer gesunden Kultur des Heilsprinzips. Vor 90 Jahren war es die Jugend- und Wanderbewegung, heute sind es die Geistesblitze in einem "Alpenparlament" oder die Prediger einer neuen Bewegung, die sich "Gold-Rot-Schwarz" nennt, und damit den deutschen Nationalismus auf den Punkt bringt: Man lebt eben nicht einfach nur auf dem Boden von Geld, sondern schaut in den g�ldenen Himmel der Heilserwartung. Der Himmel, das ist pures Gold, wenn das Blut pulsiert und der Boden so farblos ist wie Geld. So soll ja auch die deutsche Farbe in ihrer urspr�nglichen Gestalt gewesen sein. Man muss es sich vor Augen halten wie ein Mantra und sp�rt auch schon, wie sich alles darin vermittelt. Auf jeden Fall Urspr�nglichkeit.

Was sich da alles vermengt, was diese Menschen hier alles an Unbehagen zusammengeglaubt haben aus den diversen gr�nen und alternativen und B�rgerbewegungen, wird als Wunschzettel im Treu und Glauben auf eine gro�e L�sung zusammengezurrt. Es ist nichts anderes als die Batelei an einem �bermenschen, der "in uns allen" stecken und der die Gemeinschaft einer gro�en Verhei�ung installieren soll, die Grundstruktur einer esoterischen Endl�sung, die zugleich als politisches Ziel umzusetzen sei.

Es lohnt, sich mal anzuh�ren, was sich da in Alsfeld bei der Zusammenkunft von etwa 400 Anh�nger von "Gold-Rot-Schwarz" am 9. 11. 2012 alles an Facetten einer Linksrechtsdrehung zusammengebraut hat. Und es ist geschickt gemacht: Begonnen wird mit Meditation, worin die einzelnen Teilnehmer in die Regung der Gemeinschaft eingef�hrt werden, indem sie �ber ihre K�rperwahrnehmung dahin gelangen. Und dann kommen die Inhalte, die vergemeinschaftet werden sollen, nat�rlich von allem etwas und durch jeden etwas, das als Aufgebot der Vereinigung vorgef�hrt wird. Es soll aber f�r die Zukunft nicht einfach nur eine Vorf�hrung bleiben. Es soll die Vorstellung zur Tat bewegen.

Audio "Gold-Rot-Schwarz"

Ja die "Kraft der Liebe" kann sehr total sein, solange sie die Menschen als gl�ckstrebende Einzelwesen erf�llt. Im Allgemeinen bleibt hiervon allerdings das All jenseits ihrer Wirklichkeit, der Kosmos der Gef�hle und W�nsche, die darin zu einer Naturgewalt werden sollen. Das kosmische Ganze muss nur in jedem Indiviuum aufgesp�rt, als Personifikation einer wesentlichen Allgemeinheit im Jenseits des Bewustseins, in der "Dynamik des Unbewussten" (C.G.Jung) als Archetypus im einzelnen Menschen entdeckt werden, um ihn gegen seine Unterwerfung und Ausbeutung in seinem wirklichen Leben blind zu machen, weil darin dann alles nur noch pers�nlich, zur absoluten Personifikation der Lebensverh�ltnisse wird. Esoterik funktioniert nur in ihrer Ausschlie�lichkeit und grenzt aus, was sich ihrer allgewaltigen Einf�hlung, ihrem Tiefengef�hl ins Ganze, im Einzelnen nicht beugt. Sie betreibt die Unterwerfung des Verstandes unter eine allgemeine Verst�ndigkeit und war darin schon immer das Mittel der Kulturmacht des herrschenden Systems, der Staatsgewalt einer Heilskultur, die als Kultur des Heils notwendig totalit�r ist. Sie festigt ihre Macht mit der Gr��e einer allgewaltigen Wahrnehmung, die dann auch �sthetisch werden kann. Leni Riefenstahl hat schon gezeigt, was dies f�r F�hrer, Volk und Vaterland dann bedeutet.

Aber es gibt auch andere unmittelbar politisch argumentierende Gruppen, die sich ebenso vom linken Rand an den rechten bewegt haben. �ber100 sollen es inzwischen sein. Auf dem Blog der "Political Incorrectness" trifft sich hiervon vieles, was rechts ist: z.B. die Parteien "Pro Deutschland" und "Die Freiheit", die "identit�re Bewegung", die Euro-Gegner der "Zone-D" (http://www.zone-d.de/groups/profile/84/eurogegnerde), die christliche Mitte ("F�r ein Deutschland nach Gottes Geboten"), die den Koran verbieten will (http://christliche-mitte.de), die "Deutsche Konservative Partei" (derweil in 8 Bundesl�ndern) mit Thilo Sarrazin, Eva Hermann und Kirsten Heisig (siehe http://deutschekonservative.de), die mit den ehemals eher linken "Grauen Panthern" und einer so genannten "Allianz der Mitte" in einer gemeinsamen Bundesmitgliederversammlung am 02.03.2012 in Berlin fusionierte, um zusammen zur Europawahl 2014 anzutreten. Da wird noch einiges sich entwickeln, das sehr schlagartig in der politischen Szene auftreten wird.

Die schon gut verpuppten Faschisten stecken hinter einer sogeannten "identit�ren Bewegung", die sich in einigen europ�ischen L�ndern bereits ausbreitet. Auch ihre Herkunft weist urspr�nglich linkes Gedankengut auf. Dar�ber mehr im zweiten Teil dieser Diskussion unter dem Thema: "Die Emanzipation des "wahren Lebens" gegen das Falsche".

 

(1) Die Chancen der Geldanlagen wachsen stetig nur mit der Chancenlosigkeit der Arbeistkr�fte. Die Entwicklung der Produktivkraft, der Technologie der Produktion, macht sie immer billiger, wenn die Arbeitszeiten gleichbleibend. M�ssten immer weniger Menschen arbeiten, so w�ren ihre L�hne relativ zu hoch f�r die Kosten der Produktion. Der Kapitalismus steckt in seiner eigenen Falle: Erh�lt die Lohnarbeit zu wenig Einkomen, so k�nnen sich die Geldwerte nicht verwirklichen, weil zu wenig eingekauft und zuviel produziert wird. Es muss aber immer mehr produziert werden, weil die Wirtschaftlichkeit der Arbeit w�chst, weil die Produktivit�t der Arbeit zunimmt, weil das Wachstum der Produktivkraft, die Technologie und die Automation immer weniger menschliche Arbeit, also immer weniger Wert auf die Produkte �bertr�gt. Je raffinierter die Produktion wird, desto �rmer werden die Menschen, die sie in Gang halten m�ssen und desto tiefer sind die Abgr�nde der Risiken auf den M�rkten. Das Wertwachstum ger�t zum Wirtschaftswachstum in einen immer gr��eren Gegensatz und beschneidet sich selbst in dem Ma�, wie die Produktion immer wertloser wird und die Geldwerte abst�rzen lassen, wo und wenn der Konsum ausf�llt, weil die L�hne immer geringer und die Geb�hren f�r Miete und Steuer immer gr��er werden. Und vollst�ndig geht die b�rgerliche Gesellschaft kaputt, wenn nichts mehr so richtig gekauft werden kann, weil das Geld selbst nichts mehr wert ist, weil das Kaufmittel als Zahlungsmittel versagt, Geld seinen Wert nicht mehr bewahren kann und deshalb auch die Produktion stockt. Und die ist doch der eigentliche Motor des ganzen Verh�ltnisses. Entstehen keine Waren, die zumindest den Abkauf der Waren aus dem Markt ersetzen, so wird das Geld tendenziell wertlos, kehrt sich seine Verwertung um und wird als �konomische Krise zu einer gesamtgesellschaftlichen Last.

Man kann das an den entsprechenden Indizes der B�rsen und Banken ablesen. Eine Rezession erkennt man daran, dass kein Wertwachstum mehr stattfindet und eine Stagflation daran, dass eine Negativverwertung eingetreten ist: Kreditzinsen liegen dann unterhalb der Geldentwertung. Wer Schulden aufnimmt gewinnt an Wert und wer investiert, spart Geld. Im Nachhinein allerdings muss dieser dann aber wieder als Mehrwert entstehen k�nnen. Es boomt der Einkauf von Eigentumstitel, mit denen Geld zu machen ist, auch wenn die Produktion erlahmt. Immobilien, Ressourcen und Lizenzen werden zum Renner, solange die Hoffnung besteht, dass die Nutzungspreise noch bezahlt werden k�nnen. Wenn nicht, dann wird das Kapital praktisch feudalisiert. Wir befinden uns inzwischen in einer weltweit sich infizierenden Stagflation und der Feudalkapitalismus wird zu einem allgemeinen Ph�nomen der Regression des Staatswesens. Die Nationalstaaten haben ihr Standbein, ihre Wirtschaft auf den Weltm�rkten verloren und m�ssen ihre B�rger als B�rgen ihrer Schulden hernehmen, weil die Steuern nicht mehr hinreichen. Und das geht nur mit Gewalt gegen ihre Interessen, gegen sie, die sowieso schon f�r alles aufkommen m�ssen, was das Kapital aufgebraucht und zerst�rt hat.

In dieser Zwickm�le wird der Steuerzahler zum Knecht des ganzen Unsinns und seine Steuern zu einem immer grl��ere Anteil zur Rettung des Geldsystems hergenommen, also zur Rettung der Banken und deer Staatskasse, deren Verschuldung zu gro� geworden ist, weil sie die Geldentwertung decken m�ssen.

(2) Der Verschuldungskapitalismus, der auf einer negativen Verwertungsbilanz, auf einer Negativverwertung beruht, erweist sich inzwischen auch augenf�llig als Feudalstruktur der Staatswesen, die sich durch Gewalt gegen ihre B�rger zu erhalten suchen, durch Gesetzgebung und Exekutivgewalt, welche die Kapitalisierung der Infrastrukturen und Rentensysteme vorantreibt und sich auf Dauer nicht mehr repr�sentativ zu den B�rgerinnen und B�rgern verhalten kann. L�ngst sind die sinnf�lligen Ungerechtigkeiten des Kapitalismus, die sozialen wie �konomischen Verteilungsungerechtigkeiten zum Selbsterhalt der Menschen, wie auch der Untergang von Sozialstaat und repr�sentativer Demokratie zum Gegenstand allgemeiner Emp�rung geworden. Und l�ngst kann auch jedem klar sein, dass innerhalb des bestehenden Systems Politik nur auf die Versch�rfung der Konkurrenz zielt, und de facto nur die Ausnutzung der Lohnabh�ngigen durch Prekarisierung der L�hne und Mietverh�ltnisse steigern kann. Die Menschen werden bis an ihre Belastungsgrenzen und oft auch dar�ber hinaus getrieben, nur um in einer Gesellschaft existieren k�nnen, f�r die sie nichts mehr gelten, weil hierin Geld alles ist. Es ist schlicht und einfach eine verkehrte Gesellschaft

(3) Das dem entsprechende politische Verhalten versteht man landl�ufig unter Demokratie. Doch diese richtet sich bisher nur nach dem Daf�rhalten von Meinungen und Vorstellungen, die je nach Angebot einer politischen Partei Vorrang oder Ablehnung auf den Stimmzetteln bekommt und Regierung und Opposition bestimmt, je nach dem, was gef�llt oder missf�llt. Die b�rgerliche Demokratie ist eine Gef�lligkeitspolitik, die nicht die wirkliche Erzeugung des gesellschaftlichen Lebens, die Produktion des gesellschaftlichen Reichtums, sondern v�llig getrennt hiervon nur ihre Resultate betrifft, je nach dem, wie dieser Reichtum auf den M�rkten aufgetischt und verteilt wird. Was auf den Warenm�rkten zirkuliert bestimmt den Lebensstandard der Menschen in dem Ma�, wieviel Geld sie hierf�r ausgeben k�nnen. Von daher bezieht sich die repr�sentative Demokratie auch nur auf den Geldbesitz, also darauf, wie man sich daran und an seinem Erwerb beteiligen kann. Wer Geld nur soweit zur Verf�gung hat, dass er es f�r sein unmittelbares Leben ausgeben muss, hat an dieser Meinungsherrschaft wenig Gewicht. Es geht alles um das, was sich aus Geld machen l�sst, wenn man es hat. Wer es n�tig hat, nur um seine Not damit zu beherrschen, werden seine Bed�rfnisse kaum hinreichend repr�sentiert finden. Eine solche Demokratie verkehrt jede Willensbildung letztlich im Wettbewerb um die Gunst der W�hlerinnen und W�hler f�r ein politischen Subjekt, das als Staat, als Regierungsform der b�rgerlichen Gesellschaft nicht den Lebensverh�ltnissen der Menschen entsprechen muss, sondern der Gef�lligkeit ihres Ma�stabs, also der Geldverwertung dient.

Das entspricht allerding tats�chlich auch ganz den marktwirtschaftlichen Verh�ltnissen, die der Staat dann - zumindest soweit hierf�r politische Eingriffe m�glich oder n�tig sind - zu ihrem h�chsten politischen Ziel einer stabilen Geldverwertung hinf�hrt und manipuliert und stabilisiert. Logisch, dass sich diese Politik gegen alle �konomischen Krisen verhalten muss, allerdings mit dem Haken, dass sie diese nur ganz tangential beeinflussen kann und immer populistischer werden muss, je wesentlicher die werden, je unaufhaltsamer die Geldwerte abst�rzen.

Und dies l�sst sich nicht begrifflich aufl�sen, etwa durch eine allgemeine Determinante, eine Fundamentalontologie, die erkl�rt, was der Mensch sei und alles Handeln aus dem Begriff einer menschlichen Identit�t abzuleiten w�re. Die Beantwortung dieser Frage selbst macht Geschichte aus. Sie l�st sich in der Auseinandersetzung dar�ber, welchen Sinn und Zweck Menschen verwirklichen wollen, worin sich ihre wirklichen Bed�rfnisse auch einigen k�nnen, nicht als W�nsche und Sehnsucht verschlossen bleiben, sondern sich als Emanzipation aus einer verkehrten Welt in eine Welt der Menschen entwickeln l�sst. Es kann dies keine Vorstellung sein und kein klar definiertes Ziel, wohl aber ein Weg, der nicht ohne Ziel ist. Als geschichtlich gestellte Frage wendet sie sich an die Notwendigkeit der gegenw�rtigen Wirklichkeit.

(4) Die Emp�rung �ber jedes Unrecht ist verst�ndlich und kann immer Anlass sein, ein Verh�ltnis zu begreifen, in welchem es entsteht. Verbleibt sie allerding auf der Empore einer gehobenen Wahnehmung, auf der blo�en Selbstwahrnehmung sich autonom scheinender Subjekte, die f�r alles frei sind und vermeinen, durch ihre Daf�rhaltung die Welt ver�ndern zu k�nnen, dann ger�t sie zur Selbstt�uschung. Durch blo�es Beharren auf rein politische Forderungen und Plakate, die auf gerecht verteiltes Geld insistieren, wird ja behauptet, dass Geld gerecht verteilt sein k�nne und diese Wirtschaftsform irgendwie doch zum Guten zu wenden w�re. Doch Geld kann nicht gerecht sein, weil es ein Machtverh�ltnis entgegengesetzter Existenzen darstellt. Erscheint die Geldverteilung durch den Einspruch emp�rter Menschen als das gute Recht des B�rgers ausgerichtet und wiederherstellbar, so sind die Eigentumstitel von ihrer Fremdbestimmung freigesprochen. Solche Emp�rung arbeitet sich ab in einem Anpassungsprinzip, das vor allem die Kritik kassiert, die das ganze Geldsystem infrage stellen k�nnte. Dagegen f�hlt sich der gute B�rger darin zugleich als Mensch und Subjekt seiner Vorstellungswelt best�tigt und f�hlt sich als der Garant eines wahren B�rgertums best�rkt, das mit der Ausgrenzung der Gier, der pers�nlich wirkenden Eigenschaften der Aufschatzung, mit der Aussonderung der schlechten Charaktere, sich zu verteidigen h�tte. Und weil er sich hierin schon als wahrer B�rger dieser Welt vorkommt, versteht er sich als ein Subjekt, das alles durch sein selbstbewusstes Eingreifen wieder heil werden l�sst, alles wieder gut wird, was zerst�rt ist, weil das, was das Ganze, das Heil seiner Welt gest�rt hat, ausgeschaltet werden kann, wenn sich dem viele B�rger einfach nur anschlie�en. Der Protest gegen die Ungerechtigkeiten der Geldverteilung wird dann auch leicht zum Subjekt einer Masse popularisiert, die sich mit den Interessen des Staats vermengt, die Repr�sentanz der B�rgerrechte totalisiert und im guten Glauben an sie die Verwertung menschlicher Arbeit ins Jenseits bef�rdert, unkenntlich macht.

(5) Alle Verh�ltnisse der Marktwirtschaft sind Verh�ltnisse des Geldes, das sich immer wieder entwertet, wenn Waren verkauft werden und ihr Wert im Verkauf und Aufbrauch verschwindet. Wenn keine neuen produziert werden, wenn Menschen nicht mehr zu ihrer Erzeugung arbeiten d�rfen oder k�nnen, stockt nicht nur der Kreislauf des Geldes, sondern der ganze Produktionsprozess. Und dies ist die Falle des Geldverh�ltnisses: Geld muss erfolgreich f�r den Geldbesitzer sein, muss ihm Gewinn einbringen, um sein Geld zu erhalten. Geldbesitz ist eben ein Risiko, dem man nur begegnen kann wenn man Geld in die Warenproduktion einsetzen kann, - einerseits um es �berhaupt in Wert zu halten, und andererseits, um das Marktrisiko gegen die Konkurrenten abzuschw�chen, durch den Einsatz von Geld mehr Geld entstehen zu lassen, eben durch Schaffung eines Mehrprodukts, das entweder auf dem Markt verkauft werden kann oder sein Wert durch den Einkauf von Titel auf Zahlungsverbindlichkeiten einsetzt. Das sind z.B. Kredite, oder Eigentum jenseits der Warenform, also Land, Grund, Boden, Immobilien, Ressource usw.

Weil sie unter Konkurrenzdruck stehen, hat man es sich schon fast angew�hnt, die Krisen der Markt- und Kapiatlwirtschaft in Kauf zu nehmen, denn immerhin ging es doch immer auch den anderen noch schlechter. Zumindest hier in Deutschland geht es doch noch relativ gut. Noch relatuv, ja, ebe weil es den anderen relativ schlecht geht. Die Geschichte der b�rgerlichen Gesellschaften gr�ndet nun mal auf der Marktwirtschaft, auf der Konkurrenz der Waren auf den M�rkten, wo der Erfolg im Kaufen und Verkaufen Fortschritt oder Niedergang mit sich bringt, mal dem einen und dann auch mal dem anderen. So fassen das ja auch die Volkswirtschafter. Doch offensichlich sind es immer die gleichen, denen es damit auf der einen Seite immer schlechter und auf der anderen Seite immer besser ergeht, eben die unterschiedlichen Klassen, in welche die Menschen nach Geldbesitz und Besitzlosigkeit aufgeteilt sind. Man spricht dann von der "Schere zwischen Arm und Reich". Reicher werden immer nur die Geldbesitzer und �rmer nur die Besitzlosen, weil die einen das Verwertungsmittel besitzen, die anderen sich hierf�r verdingen, ihr Leben entwerten m�ssen. Es ist die Kluft zwischen Wert und Unwert des Geldes, der Gegensatz von denen die Wert aneignen und denen die dazu gezwungen sind, ihn zu produzieren, indem sie sich hierf�r verausgaben m�ssen und um so heftiger herangezogen werden, wie das Geld wertloser zu werden droht. Die Konkurrenz hat also in den verschiedenen Klassen eben auch verschiedene Gewalt. Geht es in der einen um die Konkurrenz der optimalen Geldanlage, so geht es in der anderen um den Kampf um den Arbeitsplatz. Am Ende steht alles unter dem absoluten Zwang des Finanzkapitals, das nur noch als Eigentumstitel �berhaupt wie ein absoluter Diktator des Geldwerts herrscht, weil es �ber die Zahlungsverpflichtungen der gesamten Menschheit im Welthandel der Kreditierung verf�gt, der Staaten, der Mieter und P�chter und Leasingnehmer usw.

(6) Das war schon immer so in Zeiten technologischer Erneuerungen, der sogenannten industriellen Revolutionen, die vor allem einen Fortschritt der Produktivkraft entwickelten und demzufolge zum Wertwachstum beitrugen und Krisen aufl�sten. Die erste solche Reveolution war die Anwendung der Dampfmaschine in den Manufakturen, welche die moderne Industrie aufbauten. W�hrend der Wert der Arbeitskr�fte sank und L�hne schwanden, entwickelte das Geld seine allgemeine Macht auf den Waren- und Geldm�rkten, Das gesellschafliche Faustpfand f�r den Fortschritt war zugleich ein Mittel zum Preisdiktat gegen die Lohnarbeit, durch die viele Arbeitsleute aus der Erwerbsarbeit geworfen wurden. Die Weberaufst�nde l�uteten eine neue Epoche ein, in der sich die Verelendung von Menschen als gesellschaftlihe Barbarei des Fortschritts einer Maschinenherschaft interpretiert wurde. Maschinenst�rmer traten als Revolution�re auf.

Mit der Fortbildung der Industrie entwickelte sich ein Staatswesen, das Ausf�lle, die letztlich zum Schaden des Gemeinwohls f�hrten, auszugleichen suchte und einen neuartigen Forschritt entstehen lie�, den Staat der res publica, der allen Menschen Existenz sichern sollte, und die Reste der Feudalherrschaft sozialisierte. Der Erhalt der Arbeitskaft, besonders ihre Armut, wurde als preisbestimmendes Moment der Arbeitl�hne erkannt. Der Staat bildete sich als Instrument des Gesamtkapitals aus, indem er die aus der Produktion gewordfenen Arbeitsleute zur Preisbildungder Arbeit erhielt und damit die Mehrwertrate stabilisierte und sogar vergr��erte. Der Staat entmachtete die Feudalherscher, die F�rsten und K�nige und Kaiser zu Repr�sentanten einer Kultur, die ein Allgemeinwohl als H�hepunkte ihrer Gesellschaft vorstellen sollte und jedem als Ansporn und zur Verehrung der gesellschaftlichen Hoheit diente, auch wenn diese nichts mit seiner Lebenswirklichkeit zu tun hatte. Doch auch dies wurde zu teuer. Wesentlich g�nstiger war die direkte Unterst�tzung der Randst�ndigen und Elendigen. Mit der Sozialgesetzgebung von Bismark und gleichzeitigem Verbot der Sozialisten war der b�rgerliche Staat perfekt. Er besorgte zugleich auch die Abdankung der Herrscher und die taktische Ausschaltung royaler Kulturmacht, des Kaisers und des K�nigs von Bayern zum Beispiel.

Die zweite industrielle Revolution beruhte auf einem Problem mit der Verwertung des Mehrprodukts, das nur Wert realisiert, wenn es auch verkauft wird, wenn es also in einer sogeannten Real�konomie auch verbraucht wird und untergeht und Bedarf f�r neue Arbeit schafft. Henry Ford machte einen sinnigen Spruch daraus: "Autos kaufen keine Autos". Und er meinte damit, dass die Autoproduktion nur Sinn macht, wenn die Produkte auch verkauft werden und es nicht hinreicht, eine hochmoderne Flie�bandanlage in Gang zu halten und Produkte auszusto�en. Ein Warenmarkt, auf dem m�glichste viele Menschen in der Lage sind, einzukaufen, ist ebenso wichtig f�r das Kapital wie eine Produktion, die m�glichst viele Produkte m�glichst billig entstehen lassen kann. Die Vermittlung von Produktion und Konsumtion wurde zum wesentlichen Anliegen des Fordismus, wie er z.B. von Mainard Keynes theoretisch ausgef�hrt wurde. Aber auch hier zeigte sich, dass der Mehrwert, also die �bersch�ssige unbezahlte Arbeit, im Kapitalismus nie vollst�ndig realisiert wird, weil er sich in den Preisbildungen der Durchschnittsprofitrate nicht vollst�ndig ausgleichen kann und daher der Fall der Profitrate immer der Tribut an die Fortschritte der Technologie ist. Immerhin brachte dies eine Hochphase der b�rgerlichen Kultur mit sich und erf�llte zeitweilig durchaus einige ihrer Lebenstr�ume, bis sie in der Rezession der sp�ten 20ger Jahre in der D�mmerung von Verlustangst und Ursprungssehnsucht verkamen.

Die dritte industrielle Revolution war mit der letzten Jahrhundertwende im Crash des "New Deal" vollendet, Hier zeigte sich das Finanzkapital als geschichtsbildene Macht einer Epoche der Globalisierung, in welcher der unrealisierten Mehrwert, das nur fiktiv fortbestehende Kapital, als seine Gesch�ftsgrundlage �ber die ganze Welt verteilt wurde und an ihrem einen Ende Hunger und Elend vermehrte und am anderen Ende noch Inverstitionen in ungeheuerlichem Ausma� zustande brachte. Und dies ist nun beendet und in Banken-, Staats und Immobilienkrisen aufgegangen.

Die Produktivit�t der Technologie ist der Pferdefu� des Kapitalismus und dieser eine darin immer absurder werdende Gesellschaftsform. War die erste Phase der technologischen Umst�rze noch ganz von ihrem unmittelbaren Verh�ltnis zur wertbildenden menschlichen Arbeit bestimmt, so in der zweiten Phase vom den Warenm�rkten, die an die Produktivit�t synchronisiert werden sollten. Das musste an den Notwendigkeiten des Wertwachstums scheitern, die das Wirtschaftswachstum nie einl�sen k�nnen, weil es aus den Widerspr�chen der Interessen der Einzelkapitale gegen das allgemeine Verwertungsinteresse des Gesamtpaitals sich in ihrer Konkurrenz auf den Warenm�rkten zerreiben m�ssen. Und diese Konkurrenz sollte das globalisierte Kapital �berwinden, indem es die Konkurrenz der M�rkte als Ertrag der Finanzm�rkte aufsammelte, fiktives Kapital einsetzte und es verwettete, um aus ihrer Substanz selbst noch seinen Geldwert zumindest zu verwegen und m�glichst auch noch durch geschicktes Kalk�l noch zu vermehren. Doch auch die Hochzeit von Fiktion und Wirklichkeit hat ein desastr�ses Finale gefunden, das sich nun als eine Stagflation entwickelt, die das Kapital �ber seine Regenerationsf�higkeit hinaus verschuldet und die Nationalstaaten feudalisiert. Die schwindenden Geldwerte wurden zunehmend durch Staatsverschuldung kompensiert und der b�rgerliche Staat zum Machtfaktor des Kapitals als nachholender Verwertungsagent durch Steuer und Sparhaushalte, welche die Sozialausgaben reduzieren, und durch Verkauf von Staatseigentum und B�rgerrechte an das Privatkapital, welche das Recht auf Vorsorge, Wohnraum, Mobilit�t und Arbeit nun bis ins letzte Quentchen privat verwertet, anstatt es gesellschaftlich abzusichern.

(7) Das Fatale einer Geschichte ist, wenn sie endlos und in ihrer Endlosigkeit systematisch wird, sich selbst beendet, indem sie sich best�ndig wiederholt, einem Widerspruch folgt, den sie nicht aufl�st und daher seine Gegens�tze nur versch�rfen kann. Hegel nannte das eine schlechte Unendlichkeit. Solange die Verselbst�ndigungen der �konomie, ihr Sachzwang nicht von der Sache her begriffen ist und sachlich sich aufheben l�sst und Politik sich stattdessen als politischer Wille zur Beherrschung der Sache ausgibt, wird sie von ihren eigenen Bestrebungen erschlagen. Sie kann ja nur den Verkehrungen der Verh�ltnisse Folge leisten und sobald sie ihren politischen Willen unter Beweis stellen muss, kann sie auch nur ihre politische Verkehrtheit verwirklichen. Das aber m�ssen die Repr�sentanten, die Pers�nlichkeiten der Politik verschleiern und sie scheitern, sobald die Sache unabweisbar, die Aufhebung der wirtschaftlichen Widerspr�che unabdingbar wird. Dass diese Aufhebung nicht einfach ist, zeigt sich immer wieder. Aufhebung meint ja nicht Zerst�rung, sondern Aufbewahren und Fortf�hrung in einem, Umkehrung des Verkehrten in eine Form, die ihrem Inhalt auch entspricht, in der gesellschaftlicher Reichtum nicht in der Einfalt des Geldes erscheint, sondern wirkliche Vielfalt menschlicher Lebens�u�erung, Bereicherung durch Produkte ist, die Sinn f�r die Menschen, also menschlichen Sinn haben, weil sie wirklich von und f�r Menschen sind. Davon sind wir weit entfernt. Eigentlich ist klar, dass es bei einem Aufstand gegen solche Verh�ltnisse im Wesentlichen nicht um Geld gehen kann, sondern um das Leben, das derzeit durch Geld nur zu haben ist, um die wirklichen Lebensmittel, die im Geld auf eine blo�e Form reduziert werden (siehe Formbestimmung), weil sie nur f�r den Markt, f�r den Warentausch auf den Warenm�rkten und f�r die Spekulation auf den Finanzm�rkten erzeugt werden.

(8) Niemand konnte bisher in den Parlamenten die Notwendigkeiten des gesellschaftlichen Lebens gegen die Notwendigkeiten der Geldbeschaffung und Gelderzeugung durchsetzen. Immer war dies die Schranke der Auseinandersetzungen. Das Geld ist eben die Basis aller Marktwirtschaft und so wird politisch alles getan, um seine Entwertung aufzuhalten. Und dies verlangt eben nur nach einem: Verbesserung der Bedingungen f�r die Geldverwertung, Stabilisierung der Banken und Staatshaushalte und Investitionen in das Produktivverm�gen des Kapitals. Solange die Marktwirtschaft herrscht, kann dies auch nicht anders sein, auch wenn mit der Geldrettung alles andere den Bach runter geht. Das hat die Geschichte der Protestparteien auch schon deutlich gemacht, die Geschichte der Gr�nen oder der Piratenpartei zum Beispiel. Ihr moralischer Impetus, der den politischen Willen tr�gt, will einen Schuldigen treffen, ihn per Beschluss oder Regulierung begrenzen. Und er scheitert an der Absurdit�t parlamentarischer Grenzziehungen. Sobald sie das Werwachstum behindern fallen sie aus, weil andernorts die Probleme nur noch gr��er werden. Die Notwendigkeit einer Wirtschaft, die ihr gesellschaftliches Faustpfand in Geld hat und es nicht aufgeben kann, muss den Geldwert um alles in der Welt halten und damit dem Wertwachstum gehorchen, weil die ganze Gesellschaft disfunktional wird, Betriebe und Arbeitspl�tze der Konkurrenz nicht mehr standhalten k�nnen und die Sozialpolik nicht mehr finanzierbar ist, an leeren Kassen scheitert. Es sind eben die systemischen Krisen des Geldes, die letztlich alles entscheiden, solange Geld das einzige wirklich gesellschaftliche Mittel ist und daher auch die einzige gesellschafliche Vermittlung darstellt.

Die Emp�rung �ber die Ungerechtigkeiten der Geldverteilung hat viel Protest erwirkt. Sie hat den unmittelbaren Gegner, den Geldbesitzer und Kreditverwalter ins Visier genommen, ihm manchmal auch seine Willk�r genommen, ihn an seine Grenzen verwiesen und Wuchereien und Gaunereien offenkundig gemacht. Teilweise sind die Proteste auch bis ins Parlament gelangt, haben zumindest Fragen aufgeworfen und aufgezeigt, dass das System nicht so rund l�uft, wie es die repr�sentative Politik wahrnimmt. Die lautst�rkste Partei des Neoliberalismus, die FDP, musste sich bescheiden, neue Impulse, wie z.B. die Piraten, traten hinzu. Doch der Protest bleibt auf dieser Ebene rein moralisch und dient letztlich eher der Stabilisierung der Popularit�t der Repr�sentation, als dass sich dadurch etwas wirklich �ndert. Kaum ger�t er in die Parlamente, so muss repr�sentative Politik die Frage verfolgen: Welches Handeln l�st die Probleme im Ganzen? Woher soll das Geld kommen, das n�tig ist? Was ist hier m�glich, was nicht? Alles wird zum Prinzip der M�glichkeit in den Gegebenheiten der Haushalte.

Aber das M�glichkeitsprinzip ist eben gerade das Prinzip der Geldverwertung, der sogenannten Geldsch�pfung, dem wichtigsten Anliegen des Staates, der die nationale Zentrale der Geldverh�ltnisse ist. Sie beruht auf Vorsch�ssen, die auf einen m�glichst hohen Profit spekulieren, durch den die Geldwerte einerseits gesichert, andererseit auch im Wertwachstum begriffen bleiben. Wieviel Geld kann verdient werden, ohne dass seine Verwertung unm�glich wird, und wieviel muss verdient werden, damit der Warenabsatz nicht unm�glich wird? Dazwischen bewegt sich m�gliches Handeln, das sich an den konkurrierenten Interessen orientiert, die immerhin die Grundlage der W�hlermeinung ausmachen. Und hier schlie�t sich der Kreis von Wirtschaft und Politik. Hier also herrscht politische �konomie in ihrem vollen Umfang.

(9) Je weniger das Geld wert, je gr��er die Verschuldung ist, je tiefer die Krise in das gesellschaftliche Leben greift, desto n�tiger wird ein Wertwachstum, das in diesen Verh�ltnissen nur noch durch die Verwertung der gesellschaftlichen Ressourcen, durch Grundbesitz, Rohstoffquellen, Steuern und Geb�hren m�glich ist. Der Widerspruch ist auch politisch erkennbar geworden. Auf dem Markt der W�hlermeinungen werden die Entt�uschten und Emp�rten umworben mit einem politischen Willen, der sich offen gegen die Unmoral der Verh�ltnisse aufstellt, um sich als ihre Aufl�sung zu pr�sentieren, der aber immer letztlich auf Wertwachstum spekulieren muss und dieses nur durch die Popularit�t einer Pers�nlichkeit umsetzen kann, durch einen starken Mann odeer eine starke Frau, die den objektiven Widerspruch zu subjektivieren versteht. Popularisierung funktioniert durch Personifizierung eines Verh�ltnisses, in denen die handelnden Personen in Wahrheit keine Macht haben, aber m�chtig und lautstark auftreten, um genau das nicht zu zeigen. Die W�hlermeinung wird zum politischen Fetisch, durch den Subjektivit�t vorgegeben ist, um Verh�ltnisse durchzusetzen, die objektiv gegen die Menschen gerichtet sind. So verneigt sich der umworbene W�hler auch mal gerne vor Pers�nlichkeiten, die den Schein des politisch Machbaren zu perfektionieren verspricht. Und diese betreiben dann immer offener das Gesch�ft mit der Not der Menschen, indem sie sich als Subjekt ihrer Beherrschung ausgeben oder vertraulich werden, weil es halt "dumm gelaufen" ist.

Die Marktwirtschaft beruht auf der Trennung von Bed�rfnis und Arbeit und damit auf Geld, das alleine die Vermittlung zwischen Angebot und Nachfrage herstellt und ihren Wert bemisst. Unter den Bedingungen der Geldverwertung werden die Gegens�tze von Bed�rfnis und Arbeit total, als Widerspruch nicht mehr erkennbar, weil sie . Mit der Totalisierung der Krise, der Probleme mit dem Geldwert, totalisiert sich vor allem der Gegensatz der politischen Positionen und hebt sich ab in einen Willen, an den man nur noch glauben kann, weil er sich in dieser Welt nicht mehr umsetzt und ihre Repr�sentanten immer fragw�rdiger, deren Positionen als Betrug am W�hler erscheinen l�sst. Von seinen Repr�sentanten verlassen, wird f�r den B�rger der wahre Gegner zum Monster der Geschichte eines b�sen �bermenschen, das seinen bislang wohlgeh�teten Lebensraum bedroht, seinen Ursprung, seine Heimat, sein Gl�ck. Er wird nur noch dem Glauben schenken, der diesen Gegner auch nomminiert, der die Selbstgerechtigkeit als Glaube an das Gute noch zu repr�sentieren versteht und m�glichst kr�ftig auf den Putz haut, gleich, was daraus dann wird. Ohne Putz verschwindet ja zumindest auch die Camouflage und es erscheinen die Verh�ltnisse etwas verst�ndlicher, wenn auch meist sehr martialisch.

(10) In der Warenzirkulation der Marktwirtschaft erscheint jeder Preis als Wert, weil er eben Wert in seinem Tauschwert darstellt. Er ist aber nicht Wert. Im Tauschwert, im Preis der Waren erscheint zwar ihr Wert, aber die Preisbildung selbst bezieht sich nur auf die Verwertbarkeit von Arbeitsprodukten, nicht auf ihre Produktion. Sie ist von dieser v�llig abgetrennt (siehe Arbeitsteilung). Hier entsteht der Wert der Ware durch die Verausgabung menschlicher Arbeitskraft. Ihre Verwertbarkeit aber erweist sich erst auf dem Markt. In der Ware ist beides vereint. Wer ihren Wert und Preis nicht unterscheidet, unterscheidet auch nicht Mehrprodukt und Mehrwert, nicht Mehrwert und Profit und auch nicht Wirtschaftswachstum und Wertwachstum, also vor allem nicht die innere Notwendigkeit des Wachstums der Mehrwertrate, durch welche der Fall der Profitrate zwangsl�ufig ist.

Die Geldentwertung erfolgt aus dem Dilemma der Durchschnittsprofitrate, weil darin der Wertanteil der Arbeit am einzelnen Produkt sinkt mit der wachsender Produktivit�t des Kapitals. Dass das Kapital hierdurch fiktiv wird und in den Finanzmarkt abwandern muss, bleibt ihm unverst�ndlich und das Finanzhandelskapital, das eine zwangsl�ufige Fortentwicklung des Warenhandelskapitals ist, wird ihm nur noch aus der Habgier der Kapitaleigner erkl�rlich.

Karl Marx hierzu:

"Die Wechsel in der zur Produktion der Waren erheischten Arbeitszeit und daher in ihrem Wert, erscheinen jetzt mit Bezug auf den Kostpreis und daher auch den Produktionspreis als verschiedne Verteilung desselben Arbeitslohns �ber mehr oder weniger Waren, je nachdem in derselben Arbeitszeit f�r denselben Arbeitslohn mehr oder weniger Waren produziert werden. Was der Kapitalist und daher auch der politische �konom sieht, ist, da� der Teil der bezahlten Arbeit, der auf die Ware per St�ck f�llt, sich mit der Produktivit�t der Arbeit �ndert und damit auch der Wert jedes einzelnen St�cks; er sieht nicht, da� dies ebenfalls der Fall ist mit der in jedem St�ck enthaltnen unbezahlten Arbeit, um so weniger, da der Durchschnittsprofit in der Tat durch die in seiner Sph�re absorbierte unbezahlte Arbeit nur zuf�llig bestimmt ist. Nur in solch vergr�berter und begriffsloser Form scheint jetzt noch die Tatsache durch, da� der Wert der Waren durch die in ihnen enthaltne Arbeit bestimmt ist." (Marx-Engels-Werke Bd.25, S. 181)

(11) Das Kapital eignet sich einen Teil der Lebensarbeitszeit der Menschen als Geld an, das es zum Teil zur Investition, also zu seiner Reproduktion und Entwicklung verwendet, zum Teil f�r die Rohstoffe und als Lohn f�r Eigenaufwand und Dienstleistungen und zum Teil zur Risikoabsicherung durch Spekulation auf den Finanzm�rkten ausgibt. Die Arbeitskraft erwirbt ihren Lebensunterhalt aus dem Wert der Arbeit, die hierf�r n�tig ist und der ihren Lohn ausmacht. Sie hat Geld zu H�nden nur, um es gleich wieder auszugeben. Zugleich schafft sie durch ihre Anwendbarkeit f�r eine Produktion, die mehr produziert, als sie konsumiert, einen Mehrwert, welcher die Macht gegen sie vergr��ert, weil er ihr in fremder Hand entzogen bleibt und das Kapital in seiner Produktivit�t vermehrt und schlie�lich auf den Finanzm�rkten als reine politische Macht durch Eigentumstitel diese vermehrt.

Bei alledem muss jeder das f�r sich einnehmen, was ihn erh�lt, also reproduziert und was er wiederum auch hierf�r ausgibt, mal mehr mal weniger, aber im Durchschnitt doch nur dies und einen mehr oder geringeren Anteil an dem, was seinen Lebensstandard verbessert, was ihn also am Wirtschaftswachstum teilnehmen l�sst. Entscheidend sind nicht die Geldmengen, sondern die Besitzverh�ltnisse. Wer Arbeitskraft f�r sich einkaufen kann, best�rkt seinen Besitz und mindert sein Marktrisiko. Aber er muss immer �ber mehr Geld verf�gen, als die Arbeit kostet, um das zu bleiben, was er ist: Geldbesitzer. Und dieser lebt davon, dass es Nicht-Besitzer von Geld gibt, die ihm Mehrwert verschaffen.

(12) Eine befreite Wirtschaft, eine Freiwirtschaft, beruht demnach darauf, dass sie als eine frei flie�ende Marktwirtschaft ohne Schatz und Grund funktioniere, also ohne die Aufschatzung von Geld bzw. ohne Eigentum an Boden oder Handelsrechten. Aber es ist dieses Eigentum als solches nicht abgeschafft, nicht als Privatform eines dem gesellschaftlichen Leben entfremdeten Eigentums begriffen, sondern soll lediglich durch die Gemeinde beschr�nkt werden, die darin einen allgemeinen Grundbesitz zur Sicherheit des Geldwerts beansprucht, durch die alle Geldverh�ltnisse geregelt werden. Soziale Gerechtigkeit w�rde durch die �berf�hrung des Bodens in ein Gemeinschaftseigentum mit zugleich privater Nutzung gegen die Entrichtung von Nutzungsabgaben an die Gemeinschaft erreicht und k�nne durch den politisch bestimmten Preis dieser Nutzung als �Freiland� gelten. So werde der Boden Grundlage einer neuen sozialen Gerechtigkeit, wie sie schon im 18. Jahrhundert von den Physiokraten eingefordert worden war. Dies wurde auch tats�chlich als Grundlage einer Rentenmark verwirklicht, die kein gesetzliches Zahlungsmittel war, sondern eine Inhaberschuldverschreibung der Rentenbank. zur Behebung der Hyperinflation im Jahre 1923. Es war die Grundlage einer Wertbeziehung auf der Basis einer nationalen Lebensraumbestimmung, durch die Nationalismus �konomisch fundiert ist. Sie wurde die �konomische Sicherheit der sp�ter entwickelten Reichsmark, die zur Bewirtschaftung des Nationalsozialismus bis zu seinem Ende diente.

Solche Grundlage hatte auch das "Freiland" nach Gesell, aber ideologisiert als ein Gemeingut, auf welchem mit �Freigeld�, also mit hart gerechnetem Arbeitsgeld die soziale Anteilnahme gesichert w�re. Durch dessen Umlaufsicherung, also durch Negativzins f�r die Geldbesitzer, w�re dieses zugleich in seiner Umlaufgeschwindigkeit verst�rkt und k�nnte zu einer kontinuierlichen Arbeitspflicht antreiben. Nicht eine Revolution der Eigentumsverh�ltnisse, sondern allein eine Bodenreform und Geldreform seien f�r eine gerechte Gesellschaft erforderlich. Und die Arbeit der Individuen w�re der Ma�stab des Erfolgs, der Gewinn an Gemeinschaftsverm�gen. Es war im Grunde die Theorie von einer Volksgenossenschaft. Arbeit mache frei, ist die logische Ideologie hierzu.

(13) Es bleibt dasselbe, solange �berhaupt Geld die Produkte auf die Bed�rfnisse der Menschen bezieht. Diese Beziehung erscheint gerecht, weil jeder sich darin immerhin reproduzieren kann; sie scheint frei, weil jeder nur durch die Freiheit des anderen seine Waren auf den M�rkten beziehen kann; und sie erscheint solidarisch, weil jeder sich im Geldbesitz mit anderen in dessen Wert verbunden sieht, auch wenn er um die Preise seiner Angebote konkurriert. Es waren die Ideen der b�rgerlichen Revolution, welche die Feudalgesellschaft durch die marktwirtschaftliche Gesellschaft abl�sten, als noch nicht sich ihre Verh�ltnisse in ihr Gegenteil verkehrt hatten. Marx schreibt hierzu:

�Es ergibt sich daher der Irrtum jener Sozialisten, namentlich der franz�sischen, die den Sozialismus als Realisation der von der franz�sischen Revolution nicht entdeckten, sondern historisch in Umlauf geworfnen b�rgerlichen Ideen nachweisen wollen, und sich mit der Demonstration abm�hen, da� der Tauschwert urspr�nglich (in der Zeit) oder seinem Begriff nach (in seiner ad�quaten Form) ein System der Freiheit und Gleichheit aller, aber verf�lscht worden sei durch Geld, Kapital etc. � Das Tauschwertsystem und mehr das Geldsystem sind in der Tat das System der Freiheit und Gleichheit. Die Widerspr�che aber, die bei tieferer Entwicklung erscheinen, sind immanente Widerspr�che, Verwicklungen dieses Eigentums, Freiheit und Gleichheit selbst; die gelegentlich in ihr Gegenteil umschlagen. Es ist ein ebenso frommer wie alberner Wunsch, da� z. B. der Tauschwert aus der Form von Ware und Geld sich nicht zu der Form des Kapitals oder die Tauschwert produzierende Arbeit sich nicht zur Lohnarbeit fortentwickeln soll.� (Grundrisse der Kritik der politischen �konomie, MEW 42, Berlin 1953, S. 916.)

(14) Das war dem produzierenden Kapital nat�rlich recht, denn es war von der Ausbeutung der Arbeit freigesprochen. Das ganze Zinssystem, das auf dem Wertwachstum des Geldes, also der Aneignung unbezahlter Arbeit gr�ndet, wurde damit zum Ungeheuer pers�nlicher Begierde, zum Monster des kreditgebenden Kapitals, denn es sollte als Betrug am guten Geld erscheinen. Im reinen Verh�ltnis zum Geld, also in dem von seiner Herkunft in der Produktion gereinigten Verh�ltnis, erscheint das Wertwachstum dann eben auch nur als Betrug durch Profit und Zins, einer Geldmasse, die den B�rgern vorenthalten worden sei. Dass gerade sie von dieser Masse leben, erscheint hiergegen absurd. Nicht den produktiv arbeitende Menschen wird ein Wertanteil ihrer Arbeit entzogen, f�r die sie nicht bezahlt werden. Es geht um das Unrecht am Eigentum dere B�rger, an ihrem Geldbesitz. Es ist nur noch ein Verteilungsproblem, denn Geld w�re genug f�r alle da. Es geht also nicht mehr um die Macht der Geldbesitzer �ber die Produktion, sondern um eine Verteilungsungerechtigkeit, um die Ungerechtigkeit der Geldverteilung auf der Ebene des reinen Warentauschs, ganz gleich welchen Wert das Geld transportiert, welches Leben darin aufgesaugt wird und welche Macht es best�rkt.

(15) Ganz gleich, ob links oder rechts: Die Politik auf dieser Basis wird absolut pers�nlich, zu einem pers�nlichen Subjekt, das die Macht bekommen soll, mit dem ganzen Unheil endlich aufzur�umen. In der Krise steht der Erfolg der b�rgerlichen Repr�sentanz, die Rettung des repr�sentativen Parlaments ja so und so an und das Heil des Ganzen wird zum Ma� der Meinungsbildung und damit der repr�sentativen Politik. So kann diese dann auch �bergehen in eine Politik der Staatsgewalt, die sich ganz legitim gegen die Bev�lkerung richtet, die endlich die ersehnte Regulation durch den Staat einrichtet und ihr politisches Handeln im Sinne eines v�lkischen Interesses zu legitimieren versteht. Sie wird sich ihre Knebel und ihre Ruten ganz im sogenannten "�ffentlichen Interesse" zulegen. Kein Quentchen Unrecht wird sich ihr nachweisen lassen, weil sie anst�ndig und ordentlich ist und ganz kultiviert auftritt und dem gew�hnlichen Alltag wieder kulturellen Anreiz verleiht. Sie verschafft dem Bildungsb�rgertum wieder Auftrieb und tr�umt von einer �konomie des Gemeinwohls, welche die Marktwirtschaft zu dem veredeln soll, was sie schon immer war. Es ist furchtbar banal, weil es nicht mehr durchschaubar ist. Das B�se tritt nicht auf als Barbar. Ganz im Gegenteil. Es ist der Spie�er, die Banalit�t des B�sen, wie Hannah Ahrendt das nannte, das Prinzip der Einfalt, in der die vielf�ltigsten Widerspr�che geborgen werden und in der Vorstellung auch geborgen erscheinen k�nnen, wenn sie nur unter den Deckel der Staatsgewalt gebracht werden.