<== zurück blättern | weiter blättern ==>
<S. 421>
[Kreislauf des Kapitals]
¦¦16¦ Wir haben gesehn, wie erst a m E n d e d e s K r e i s l a u f s die wahre Natur des Kapitals hervortritt.
Was wir jetzt zu betrachten haben, ist der K r e i s l a u f selbst oder der U m l a u f d e s K a p i t a l s. Ursprünglich schien die Produktion jenseits der Zirkulation und die Zirkulation jenseits der Produktion zu liegen. Der Kreislauf des Kapitals - die Zirkulation als Zirkulation des Kapitals gesetzt umfaßt beide Momente. In ihr erscheint die Produktion als Endund Anfangspunkt der Zirkulation und vice versa. Die Selbständigkeit der Zirkulation ist jetzt zu einem bloßen Schein herabgesetzt, ebenso wie die Jenseitigkeit der Produktion.
{Zu dem obigen noch eins zu bemerken: Der Austausch von Äquivalenten, der das Eigentum an dem Produkt der eignen Arbeit zu unterstellen scheint - und daher identisch zu setzen: A n e i g n u n g d u r c h d i e A r b e i t, den wirklichen ökonomischen Prozeß des Zueigen-Machen und E i g e n t u m a n d e r o b j e k t i v i e r t e n Arbeit; was vorhin als realer Prozeß erschien, hier als juristisches Verhältnis, d. h. als allgemeine Bedingung der Produktion anerkannt und darum gesetzlich anerkannt, als Ausdruck des allgemeinen Willens gesetzt - schlägt um, zeigt sich durch eine notwendige Dialektik nach als absolute Scheidung von Arbeit und Eigentum und Aneignung fremder Arbeit ohne Austausch, ohne Äquivalent. Die auf den Tauschwert basierte Produktion, auf deren Oberfläche jener freie und gleiche Austausch von Äquivalenten vorgeht - ist in der Basis Austausch von v e r g e g e n s t ä n d l i c h t e r A r b e i t als Tauschwert gegen die lebendige
<S. 422 Grundrisse - Das Kapitel vom Kapital - Heft V>
Arbeit als Gebrauchswert oder, wie das auch ausgedrückt werden kann, Verhalten der Arbeit zu ihren objektiven Bedingungen - und daher zu der von ihr selbst geschaffnen Objektivität als fremdem Eigentum: E n t ä u ß e r u n g d e r A r b e i t. Andrerseits ist die Bedingung des Tauschwerts Messen desselben durch Arbeitszeit und daher die lebendige Arbeit - nicht ihr Wert - als Maß der Werte. Es ist eine delusion 1*), als beruhte in allen Produktionszuständen die Produktion und daher die Gesellschaft auf dem A u s t a u s c h v o n b l o ß e r A r b e i t g e g e n A r b e i t. In den verschiednen Formen, worin die Arbeit sich zu ihren Produktionsbedingungen als ihrem Eigentum verhält, ist die Reproduktion des Arbeiters keineswegs durch b l o ß e A r b e i t gesetzt, denn sein Eigentumsverhältnis ist nicht das Resultat, sondern die Voraussetzung seiner Arbeit.
Im Grundeigentum ist es klar; im Zunftwesen muß es auch klar werden, daß die besondre Art Eigentum, die die Arbeit konstituiert, nicht auf bloßer Arbeit oder Austausch der Arbeit beruht, sondern auf einem objektiven Zusammenhang des Arbeiters mit einem Gemeinwesen und Bedingungen, die er vorfindet, von denen er als seiner Basis ausgeht. Sie sind auch Produkte einer Arbeit, der weltgeschichtlichen; der Arbeit des Gemeinwesens - seiner historischen Entwicklung, die nicht von der Arbeit der einzelnen noch dem Austausch ihrer Arbeiten ausgeht. Es ist daher auch nicht die bloße Arbeit Voraussetzung der Verwertung. Ein Zustand, in dem bloß Arbeit gegen Arbeit ausgetauscht wird - sei es in der Form unmittelbarer Lebendigkeit, sei es in der Form des Produkts - unterstellt die Loslösung der Arbeit von ihrem ursprünglichen Zusammengewachsensein mit ihren objektiven Bedingungen, weswegen sie auf der einen Seite als bloße Arbeit erscheint, andrerseits ihr Produkt als vergegenständlichte Arbeit ihr gegenüber ein durchaus selbständiges Dasein als Wert erhält. D e r A u st a u s c h v o n A r b e i t g e g e n A r b e i t s c h e i n b a r d i e B e d i n g u n g d e s E i g e nt u m s d e s A r b e i t e r s - b e r u h t a u f d e r E i g e n t u m s l o s i g k e i t d e s A r b e i t e r s a l s i h r e r B a s i s.} (Daß die ä u ß e r s t e F o r m d e r E n t f r e m d u n g, worin im Verhältnis des Kapitals zur Lohnarbeit die Arbeit, die produktive Tätigkeit zu ihren eignen Bedingungen und ihrem eignen Produkt erscheint, ein notwendiger Durchgangspunkt ist - und daher a n s i c h, nur noch in verkehrter, auf den Kopf gestellter Form schon enthält die Auflösung aller b o r n i e r t e n V o r a u s s e t z u n g e n d e r P r o d u k t i o n und vielmehr die unbedingten Voraussetzungen der Produktion schafft und herstellt, daher die vollen materiellen Bedingungen für die totale, universelle Entwicklung der Produktivkräfte des Individuums, wird später betrachtet werden.)
_____
1*) Täuschung
<S. 423 Kreislauf des Kapitals>
Die Geldzirkulation ging von unendlich vielen Punkten aus und kehrte an unendlich vielen Punkten zurück. Der Punkt der Rückkehr war keineswegs als Ausgangspunkt gesetzt. In dem Umlauf des. Kapitals ist der Ausgangspunkt gesetzt als Rückkehrpunkt und der Rückkehrpunkt als Ausgangspunkt. Der Kapitalist selbst ist der Ausgangs- und Rückkehrpunkt. Er tauscht Geld gegen die Bedingungen der Produktion aus, produziert, verwertet das Produkt, i.e. verwandelt es in Geld und beginnt dann den Prozeß von neuem. Die Geldzirkulation, für sich betrachtet, erlöscht notwendig im Geld als einem unbewegten Ding. Die Zirkulation des Kapitals entzündet sich an sich selbst stets von neuem, dirimiert 2*) sich in ihre verschiednen Momente und ist ein Perpetuum mobile. Das Preissetzen auf der Seite der Geldzirkulation war rein formell, insofern der W e r t vorausgesetzt ist unabhängig von der Geldzirkulation. Die Zirkulation des Kapitals ist p r e i s s e t z e n d, nicht nur formell, sondern reell, insofern sie den Wert setzt. Wo er selbst innerhalb ihrer als Voraussetzung erscheint, kann es nur sein als von einem andren Kapital g e s e t z t e r W e r t. Die Geldzirkulation findet die Weite ihrer Bahn gemessen, und die Umstände, die sie beschleunigen oder retardieren, sind äußerliche Anstöße. Das Kapital in seinem Umlauf erweitert sich selbst und ¦¦17¦ seine Bahn, und die Geschwindigkeit oder Langsamkeit des Umlaufs bildet selbst ein immanentes Moment derselben. Es ändert sich qualitativ in dem Umlauf, und die Totalität der Momente seines Umlaufs sind selbst die Momente seiner Produktion - seiner Reproduktion sowohl wie seiner Neuproduktion.
{Wir haben gesehn, wie am Ende des zweiten Kreislaufs, d.h. des Surpluswerts, der als Surpluskapital verwertet ist, die Illusion wegfällt, als ob der Kapitalist irgend etwas austauschte mit dem Arbeiter als einen Teil von dessen eigner, vergegenständlichter Arbeit. Innerhalb der auf das Kapital selbst schon gegründeten Produktionsweise erscheint für das einzelne Kapital allerdings der Teil desselben, der Rohstoffe und Instrument repräsentiert, als ein ihm v o r a u s g e s e t z t e r Wert und ebenso vorausgesetzt der l e b e n d i g e n A r b e i t, die es kauft.
Diese 2 Posten lösen sich auf als von f r e m d e m K a p it a l gesetzte, also wieder vom K a p i t a l, nur von einem andren. Was für den einen Kapitalisten Rohstoff, ist das Produkt des andren. Was für den einen Produkt, ist für den andren Rohstoff. Das I n s t r u m e n t des einen ist das Produkt des andren und kann sogar als Rohstoff zur Produktion eines andren Instruments dienen. Das, was so im einzelnen Kapital als Voraussetzung, was wir den konstanten Wert nannten, erscheint, ist nichts als die Voraussetzung des Kapitals durch das Kapital, daß die Kapitalien in den verschiednen Industriezweigen sich wechselseitig
_____
2*) trennt
<S. 424 Grundrisse - Das Kapitel vom Kapital - Heft V>
als Voraussetzung und Bedingung setzen. Jedes für sich betrachtet, löst sich auf in als W e r t, gegen die lebendige Arbeit v e r s e l b s t ä n d i g t e tote 3*) Arbeit. In letzter Instanz enthält keines irgend etwas außer Arbeit - außer der wertlosen Naturmaterie. Das Hereinkommen der v i e l e n Kapitalien muß hier die Betrachtung nicht stören. Das Verhältnis der v i e l e n wird vielmehr sich erklären, nachdem das, was alle gemein haben, Kapital zu sein, betrachtet ist.} Der Umlauf des Kapitals ist zugleich sein Werden, sein Wachstum, sein Lebensprozeß. Wenn irgend etwas der Blutzirkulation zu vergleichen war, so war es nicht die formelle des Geldes, sondern die inhaltsvolle des Kapitals.
Wenn die Zirkulation an allen Punkten Produktion voraussetzt und die Zirkulation von Produkten ist, sei es von Geld oder Ware, diese aber überall aus dem Produktionsprozeß hervorgehn, der selbst Prozeß des Kapitals ist, so erscheint jetzt die Geldzirkulation selbst als bestimmt durch die Zirkulation des Kapitals, während sie früher n e b e n dem Produktionsprozeß zu liegen schien. Auf diesen Punkt werden wir zurückkommen.
Betrachten wir nun die Zirkulation oder den Umlauf des Kapitals als Ganzes, so erscheinen als die beiden großen Unterscheidungen innerhalb derselben 2 Momente, der Produktionsprozeß und die Zirkulation selbst, beide als Momente seiner Zirkulation. Wie lange das Kapital sich innerhalb der Sphäre des Produktionsprozesses aufhält, hängt von dessen technologischen Bedingungen ab, und das Verweilen innerhalb dieser Phase fällt unmittelbar zusammen - sosehr die Dauer verschieden sein muß je nach der Art der Produktion, ihrem Gegenstand etc. - mit der Entwicklung der Produktivkräfte. Die Dauer ist hier nichts andres als die zur Herstellung des Produkts nötige Arbeitszeit (falsch!) [246]. Je geringer diese Arbeitszeit, desto größer, wie wir gesehn haben, der relative Surpluswert. Es ist dasselbe, daß für eine gegebne Quantität Produkte weniger Arbeitszeit erfordert ist oder daß in einer gegebnen Arbeitszeit mehr fertige Produkte geliefert werden können.
Die Abkürzung der Dauer für ein bestimmtes Quantum Kapital, während der es in dem Produktionsprozeß verweilt, der eigentlichen Zirkulation sich entzieht, embarked 4*) ist, fällt mit der Abkürzung der für die Herstellung eines Produkts nötigen Arbeitszeit zusammen - mit der Entwicklung der Produktivkräfte, sowohl Anwendung von Naturkräften, Maschinerie als der Naturkräfte der gesellschaftlichen Arbeit - Agglomeration der Arbeiter, Kombination und Teilung der Arbeit. Nach dieser Seite scheint also kein neues Moment hinzuzukommen. Indes, wenn betrachtet wird, daß in bezug auf das einzelne Kapital der Teil
_____
3*) In der Handschrift: lebendige - 4*) unterwegs
<S. 425 Kreislauf des Kapitals>
desselben, der Rohstoff und Instrument (Arbeitsmittel) konstituiert, das Produkt eines fremden Kapitals ist, so zeigt sich, daß die Geschwindigkeit, mit der es den Produktionsprozeß erneuern kann, zugleich bestimmt ist durch die Entwicklung der Produktivkräfte in allen andren Industriezweigen. Es wird dies ganz klar, wenn man sich denkt, dasselbe Kapital produziere seine Rohstoffe, seine Instrumente und seine schließlichen Produkte. Die Dauer des Verweilens des Kapitals in der Phase des Produktionsprozesses wird selbst ein Moment der Zirkulation, wenn v e r s c h i e dn e Kapitale unterstellt. Doch wir haben es hier noch nicht mit den v i e l e n Kapitalen zu tun. Dies Moment gehört also nicht hierher.
Das zweite Moment ist der Zeitraum, der verläuft von dem Verwandeltsein des Kapitals in Produkt [bis] zu seinem Verwandeltwerden in Geld. Von der Geschwindigkeit, in der dieser Zeitraum durchlaufen wird, oder von seiner Dauer, hängt offenbar ab, wie oft in einer gegebnen Zeit das Kapital den Produktionsprozeß, die Selbstverwertung von neuem beginnen kann. Vollbringt das Kapital - sage ursprünglich von 100 Talern - 4 Umläufe in einem Jahr; der Gewinn sei jedesmal 5% seiner selbst, wenn der Neuwert nicht wieder kapitalisiert wird, dasselbe, als wenn ein Kapital von 4mal größrer Masse mit demselben Prozentsatz, sage von 400, e i n e n Umlauf in einem Jahr vollbrächte; jedesmal 20 Taler 5*). Die Geschwindigkeit des Umlaufs - die übrigen Produktionsbedingungen gleichgesetzt - ersetzt also die M a s s e des Kapitals. Oder, wenn sich ¦¦18¦ ein 4mal geringrer Wert 4mal als Kapital realisiert in derselben Periode, wo sich ein 4mal größrer nur einmal als Kapital realisierte, ist der Gewinn - die Produktion von Mehrwert - auf Seiten des kleineren Kapitals so groß - w en i g s t e n s s o g r o ß wie auf seiten des größren. Wir sagen wenigstens. Er kann größer sein, weil der Surpluswert selbst wieder als Surpluskapital angewandt sein kann. Z.B. nehme an, bei einem Kapital von 100 sei der Profit (hier der Berechnung wegen d i e s e F o r m des Mehrwerts antizipiert) jedesmal 10%, wie oft es auch umschlage. So wäre es am Ende der ersten 3 Monate 110, der zweiten 121, der dritten 133 1/10 6*) und des letzten Umschlags 146 41/100 7*), während bei einem Kapital von 400 mit einem Umlauf im Jahr es nur wäre 440. Im ersten Fall der Gewinn = 46 41/100 8*), im zweiten nur = 40. (Daß die Voraussetzung soweit falsch, als das Kapital bei jeder Vergrößrung nicht d i e s e l b e Profitrate bringt, geht das Beispiel nichts an, denn es kommt nicht an hier auf das Wieviel des Mehr, wenn es nur überhaupt - und das ist es - im ersten Fall mehr ist als 40.) Dem Gesetz des Ersetzens der
_____
5*) in der Handschrift: 20% - 6*) In der Handschrift: 135 1/10 7*) in der Handschrift 148 61/100 - 8*) in der Handschrift: 48 61/100
<S. 426 Grundrisse - Das Kapitel vom Kapital - Heft V>
Geschwindigkeit durch Masse und der Masse durch Geschwindigkeit haben wir schon einmal begegnet im Geldumlauf. Es herrscht ebensosehr in der Produktion wie in der Mechanik. Es ist ein Umstand, auf den, bei Ausgleichung der Profitrate, der Preise etc. zurückzukommen. Die Frage, die uns hier interessiert, ist die: Kommt nicht ein Moment der Wertbestimmung herein, das unabhängig ist von der Arbeit, nicht direkt von ihr ausgeht, sondern von der Zirkulation selbst herrührt? {Daß der K r e d i t ausgleicht die Unterschiede im Umlaufe des Kapitals gehört noch nicht hierher. Die Frage selbst aber gehört hierher, weil sie aus dem einfachen Begriff des Kapitals - allgemein betrachtet - hervorgeht.} Der öftere Umlauf des Kapitals in einer gegebnen Zeitperiode gleicht der öfteren Wiederholung der Ernte während des natürlichen Jahres in südlicheren Ländern, wenn verglichen mit nördlichen. Wir abstrahieren hier, wie schon oben gesagt, ganz von der verschiednen Zeit, die das Kapital in der Produktionsphase - im produktiven Verwertungsprozeß selbst verharren muß. Wie das Korn als Samen, in die Erde gelegt, seinen unmittelbaren Gebrauchswert verliert, als unmittelbarer Gebrauchswert e n t w e r t e t wird, so ist das Kapital e n t w e r t e t von Vollendung des Produktionsprozesses bis zu seiner Wiederverwandlung in Geld und von da wieder in Kapital.
{Diese Geschwindigkeit, womit es sich von der Form als Geld wieder in die Produktionsbedingungen umsetzen kann - unter diesen Produktionsbedingungen erscheint nicht, wie in der Sklaverei der Arbeiter selbst, sondern der Austausch mit ihm - hängt ab von der Produktionsgeschwindigkeit und Stetigkeit der übrigen Kapitale, die ihm Rohstoff und Instrument liefern, wie vom Vorhandensein der Arbeiter, und Surpluspopulation, relative, ist in der letztren Hinsicht die beste Bedingung für das Kapital.} {Ganz abgesehn vom Produktionsprozeß von Kapital a), erscheint die Geschwindigkeit und Kontinuität des Produktionsprozesses b) als ein Moment, das die Rückverwandlung des Kapitals a) aus der Form von Geld in die von industriellem Kapital bedingt. Die Dauer des P r o d u k t i o n s p r o z e s s e s des Kapitals b) erscheint so als ein Moment i n d e r G e s c h w i n d i gk e i t d e s Z i r k u l a t i o n s p r o z e s s e s des Kapitals a). Die Dauer der Produktionsphase des einen bestimmt die Geschwindigkeit der Zirkulationsphase des andren. Ihre G l e i c h z e i t i g k e i t ist Bedingung, damit die Zirkulation von a) nicht gehemmt wird - das gleichzeitig in Produktion und in Zirkulation Geworfenwerden seiner eignen Elemente, gegen die es sich auszutauschen hat. Z. B. In dem letzten Dritteil des 18. Jahrhunderts war die Handspinnerei unfähig, den Rohstoff für Gewebe in der verlangten Masse zu liefern - oder, was dasselbe ist, die Spinnerei konnte nicht in der erheischten Gleichzeitigkeit - gleichzeitigen Geschwindigkeit den
<S. 427 Kreislauf des Kapitals>
Flachs oder Baumwolle den Produktionsprozeß, ihre 9*) Verwandlung in Gespinst, durchmachen lassen. Die Folge war die Erfindung der Spinnmaschine, die in gleicher Arbeitszeit ungleich größres Produkt lieferte oder, was dasselbe, für dasselbe Produkt ungleich kleinre Arbeitszeit - ungleich geringres Verweilen in dem Prozeß der Spinnerei brauchte. Alle Momente des Kapitals, die involviert in ihm erscheinen, wenn es seinem allgemeinen Begriff nach betrachtet wird, bekommen selbständige Realität und zeigen sich auch erst, sobald es reell, als viele Kapitale erscheint. Die innere lebendige Organisation, die so innerhalb und durch die Konkurrenz stattfindet, entwickelt sich dann erst eines breitern.} Wenn wir den ganzen Umlauf des Kapitals betrachten, so erscheinen 4 Momente oder, die 2 großen Momente des Produktionsprozesses und des Zirkulationsprozesses als 2 Momente betrachtet, jedes derselben wieder in Zweiheit: Wir können dabei ausgehn von der Zirkulation oder von der Produktion. Soviel ist jetzt schon gesagt, daß die Zirkulation selbst ein Moment der Produktion ist, da erst durch diese das Kapital als Kapital wird; die Produktion nur Moment der Zirkulation ist, insofern diese selbst als Ganzes des Produktionsprozesses betrachtet wird. Die Momente sind: I. Der wirkliche Produktionsprozeß und seine Dauer. II. ||19| Verwandlung des Produkts in Geld. Dauer dieser Operation. III. Verwandlung des Geldes in den gehörigen Proportionen in Rohmaterial, Arbeitsmittel und Arbeit, kurz, in die Elemente des Kapitals als produktiven. IV. Kann der Austausch eines Teils des Kapitals gegen lebendiges Arbeitsvermögen als ein besondres Moment betrachtet werden und muß so betrachtet werden, da der Arbeitsmarkt durch andre Gesetze regiert wird wie der Produce market 10*) etc. Hier die Population Hauptsache; nicht die absolute, sondern die relative. Moment I. kommt hier, wie gesagt, nicht in Betracht, da es mit den Bedingungen der Verwertung überhaupt zusammenfällt. Moment III kann erst in Betracht kommen, wenn nicht vom Kapital überhaupt, sondern von vielen Kapitalien die Rede ist. Moment IV. gehört in den Abschnitt vom Arbeitslohn etc. Wir haben es hier nur mit Moment II zu tun. In der Geldzirkulation war nur formelle Abwechslung des Tauschwerts als Geld und Ware. Hier ist G e l d, W a r e a l s B e d i n g u n g d e r P r o d u k t i o n, endlich der Produktionsprozeß. Die Momente hier sind anders inhaltsvoll. Der Unterschied im Umschlag des Kapitals, wie er II. gesetzt ist - da er weder abhängt von größrer Schwierigkeit im Austausch zur Arbeit noch vom Aufenthalt durch nichtgleichzeitiges Dasein in der Zirkulation von Rohstoff und Arbeitsmittel 11*), noch von der verschiednen
_____
9*) In der Handschrift: seine - 10*) Produktenmark - 11*) in der Handschrift: Rohmaterial
<S. 428 Grundrisse - Das Kapitel vom Kapital - Heft V>
Dauer des Produktionsprozesses, könnte also nur herrühren von größren Schwierigkeiten in der Verwertung. Dies ist offenbar kein immanenter Kasus, der aus dem Verhältnis selbst entspringt, sondern fällt hier, wo wir das Kapital im allgemeinen betrachten, zusammen mit dem, was wir von der als Verwertung zugleich resultierenden Entwertung gesagt haben. Kein Geschäft wird darauf angelegt sein, daß es s c h w i e r i g e r seine Produkte absetzen kann als ein andres. Rührte das von kleinerem Markt her, so würde nicht größres - wie vorausgesetzt - sondern kleineres Kapital angewandt als in dem Geschäft mit dem größren Markt. Es könnte sich aber beziehn auf die g r ö ß r e E n t f e rn u n g d e s M a r k t s i m R a u m und daher den spätem Return 12*). Die längere Zeit, die Kapital a) brauchte, um sich zu verwerten, rührte hier her von der größren räumlichen Entfernung, die es nach dem Produktionsprozeß durchlaufen muß, um sich als W gegen G auszutauschen. Aber z.B. Produkt, das für China produziert wird, kann es nicht so betrachtet werden, daß das Produkt erst vollendet ist, sein Produktionsprozeß, sobald es auf den chinesischen Markt gebracht ist? Seine Verwertungskosten würden steigen durch die Transportkosten von England nach China.
(Von dem Ersatz für das längre Brachliegen des Kapitals kann hier noch nicht die Rede sein, da dazu die sekundären und abgeleiteten Formen des Mehrwerts - Zins - schon vorausgesetzt sein müßten.) Die Produktionskosten würden sich auflösen in die im unmittelbaren Produktionsprozeß vergegenständlichte Arbeitszeit + die Arbeitszeit, die enthalten ist im Transport.
Die Frage ist nun zunächst die: Kann auf die Transportkosten nach den von uns bisher aufgestellten Grundsätzen ein Mehrwert herausgeschlagen werden? Ziehn wir den konstanten Teil des Kapitals, der im Transport aufgezehrt wird, Schiff, Wagen etc. und alles, was zu ihrer Anwendung gehört, ab, da dieses Element nichts zur Frage beiträgt und es gleichgültig ist, ob es = 0 oder = x gesetzt wird. Ist es nun möglich, daß Surplusarbeit in den Transportkosten stecken kann und also das Kapital Surpluswert aus ihnen herausschlagen kann? Die Sache ist einfach zu beantworten durch die Frage, welches ist die notwendige Arbeit oder der Wert, worin sie sich vergegenständlicht? Das Produkt muß zahlen 1. seinen eignen Tauschwert, die in ihm selbst vergegenständlichte Arbeit; 2. die Surpluszeit, die der Schiffsmann, Fuhrmann etc. auf seine Transportation verwendet. Ob oder ob nicht er diese herausschlagen kann, hängt von dem Reichtum des Landes ab, wohin er das Produkt bringt, und seinem Bedürfnis etc., dem Gebrauchswert des Produkts für dieses Land. In der unmittelbaren Produktion ist es klar, daß alle Surplusarbeit,
_____
12*) Gewinnrücklauf
<S. 429 Kreislauf des Kapitals>
die der Fabrikant den Arbeiter arbeiten läßt, Surpluswert für ihn, indem sie in neuen Gebrauchswerten vergegenständlichte Arbeit, die ihm nichts kostet. Er kann ihn aber offenbar in der Transportzeit nicht längre Zeit anwenden, als der Transport erheischt. Er würde dadurch Arbeitszeit wegwerfen, nicht verwerten, d.h. nicht in einem Gebrauchswert objektivieren. Der Schiffer, Fuhrmann etc. brauchen nur ein halbes Jahr Arbeitszeit (wenn dies generally 13*) das Verhältnis der zur Subsistenz notwendigen Arbeit), um ein Jahr zu leben, so wendet ihn der Kapitalist ein ganzes Jahr an und zahlt ihm ein halbes. Indem er auf den Wert der transportierten Produkte ein ganzes Jahr Arbeitszeit schlägt, aber nur 1/2 zahlt, gewinnt er einen Mehrwert von 100% auf die notwendige Arbeit. Der Fall ist ganz derselbe wie in der unmittelbaren Produktion, und der ursprüngliche Mehrwert des transportierten Produkts kann nur daher rühren, daß ein Teil der Transportzeit den Arbeitern n i c h t b e z a h l t wird, weil er ü b e r ihre notwendige Arbeit, um zu leben, Surpluszeit ist.
Daß ein einzelnes Produkt durch die Transportkosten so verteuert würde, daß es nicht ausgetauscht werden könnte - wegen des Mißverhältnisses des Werts des Produkts zu seinem Mehrwert als transportiertem Produkt, eine Eigenschaft, die an ihm erlischt, sobald es an Ort und Stelle angekommen - ändert nichts an der Sache. Sollte ein Fabrikant seine ganze Maschinerie in Bewegung setzen, um 1 Pfund Twist zu spinnen, so stiege der Wert dieses Pfund ebenfalls so, daß es schwerlich Absatz fände. Die Teuerung ausländischer Produkte, wie ihr schmaler Konsum im Mittelalter etc., rührt eben aus diesem Grund her. Es ist ebensosehr örtliche ¦¦20¦ Bewegung, ob ich Metalle aus den Minen schaffe oder Waren in den Ort ihres Konsums. Die Verbeßrung der Transport- und Kommunikationsmittel fällt ebenfalls in die Kategorie der Entwicklung der Produktivkräfte überhaupt. Daß es vom Wert der Produkte abhängen kann, wieweit sie Transportkosten tragen können; daß ferner massenhafter Verkehr nötig ist, um die Transportkosten zu verringern - ein Schiff von 100 Tonnengehalt kann mit denselben Produktionskosten 2 und 100 Tonnen tragen etc. - und um Kommunikationsmittel zu rentieren etc., alles dies gehört nicht hierher.
(Indes wird es nötig sein, einen besondren Abschnitt den Kommunikationsmitteln zu widmen, da sie eine Form des capital fixe bilden, die eigne Gesetze der Verwertung hat.) Denkt man sich dasselbe Kapital produzierend und transportierend, so fallen beide Akte in die unmittelbare Produktion, und die Zirkulation, wie wir sie bisher betrachten, d. h. die Verwandlung in Geld, sobald das Produkt seine letzte Form für den Gebrauch erhalten, zirkulationsfähige Form, würde erst beginnen, sobald es an den Ort seiner
_____
13*) im allgemeinen
<S. 430 Grundrisse - Das Kapitel vom Kapital - Heft V>
Bestimmung gebracht wäre. Der spätre Return 14*) dieses Kapitalisten im Unterschied zu einem andren, der an Ort und Stelle sein Produkt absetzt, würde sich auflösen in andre Form von größrem Gebrauch von Capital fixe, wovon wir hier noch nicht sprechen. Ob a) für 100 Taler mehr Instrument braucht wie b) oder ob er 100 Taler mehr braucht, um sein Produkt 15*) an den Bestimmungsort zu bringen, auf den Markt, ist dasselbe. In beiden Fällen größres Capital fixe gebraucht; mehr Produktions m i t t e l, das in der unmittelbaren Produktion konsumiert wird. Nach dieser Seite hin wäre also kein immanenter case 16*) hier gesetzt; er fiele in die Betrachtung des Unterschieds von Capital fixe und capital circulant.
Indes kommt hier ein Moment hinzu: die Z i r k u l a t i o n sk o s t e n, die nicht im einfachen Begriff der Zirkulation liegen und uns hier noch nichts angehn. Von den Z i r k u l at i o n s k o s t e n, die aus der Zirkulation als ökonomischem Akt - als Produktionsverhältnis, nicht als unmittelbar Produktionsmoment wie bei den T r a n s p o r t- u n d K o mm u n i k a t i o n s m i t t e l n hervorgehn, kann erst beim Zins und namentlich beim Kredit die Rede sein. Die Zirkulation, wie wir sie betrachten, ist Verwandlungsprozeß, qualitativer Prozeß des Werts, wie er in der verschiednen Form von Geld, Produktionsprozeß, Produkt, Rückverwandlung in Geld und Surpluskapital erscheint. Soweit innerhalb dieses Verwandlungsprozesses als solchen - in diesem Übergehn aus einer Bestimmung in die andre neue Bestimmungen sich erzeugen. Die Kosten der Zirkulation sind nicht notwendig eingeschlossen z.B. in dem Übergang von Produkt zu Geld. Sie können = 0 sein.
Insofern indes die Zirkulation selbst Kosten macht, selbst Surplusarbeit erheischt, erscheint sie selbst als in den Produktionsprozeß eingeschlossen. Nach dieser Seite erscheint die Zirkulation als Moment des unmittelbaren Produktionsprozesses. In der unmittelbar auf den Gebrauch gerichteten und nur den Überfluß austauschenden Produktion erscheinen die Zirkulationskosten nur für den Überfluß, nicht für Hauptprodukt. Je mehr die Produktion auf dem Tauschwert, daher auf dem Austausch beruht, desto wichtiger werden für sie die physischen Bedingungen des Austauschs Kommunikations- und Transportmittel.
Das Kapital treibt seiner Natur nach über jede räumliche Schranke hinaus. Die Schöpfung der physischen Bedingungen des Austauschs von Kommunikations- und Transportmitteln wird also für es in ganz andrem Maße zur Notwendigkeit - die Vernichtung des Raums durch die Zeit. Insofern das unmittelbare Produkt nur massenhaft verwertet werden kann auf fernen
_____
14*) Ertrag - 15*) in der Handschrift: Geld - 16*) Fall
<S. 431 Kreislauf des Kapitals>
Märkten, im Maße als die Transportkosten abnehmen, und insofern andrerseits Kommunikationsmittel und Transport selbst nur Sphären der Verwertung, der vom Kapital betriebnen Arbeit abgeben können, insofern massenhafter Verkehr stattfindet - wodurch mehr als die notwendige Arbeit ersetzt wird - ist die Produktion wohlfeiler Transport- und Kommunikationsmittel Bedingung für die auf das Kapital gegründete Produktion und wird d a h e r von ihm hergestellt. Alle Arbeit, die erheischt wird, um das fertige Produkt in Zirkulation zu werfen - in ökonomischer Zirkulation befindet es sich erst, sobald es auf dem Markt befindlich ist - ist vom Standpunkt des Kapitals aus zu überwindende Schranke - wie alle Arbeit, die erheischt ist als B e d i n g u n g für den Produktionsprozeß (so z. B. Kosten für Sicherheit des Austauschs etc.). Wasserweg als selbstwandelnder, selbstbewegter Weg der der Handelsvölker ???' ?????? 17*). Andrerseits, Kommunikationsstraßen fallen ursprünglich dem Gemeinwesen, später lange Zeit den Regierungen anheim, als reine Abzüge an der Produktion, die vom gemeinschaftlichen Surplusprodukt des Landes abgehn, aber keine Quelle seines Reichtums ausmachen - d.h. ihre Produktionskosten nicht decken. In den ursprünglichen asiatischen, self-sustaining 18*) Gemeinwesen einerseits kein Bedürfnis nach Wegen; andrerseits hält der Mangel derselben sie fest in ihrer Abgeschlossenheit und bildet daher ein wesentliches Moment ihrer unveränderten Fortdauer (wie in Indien). Straßenbauten durch Fronarbeit oder, was andre Form ist, durch Steuer ist zwangsweise Verwandlung eines Teils der Surplusarbeit oder des Surplusprodukts des Landes in Straßen. Damit das einzelne Kapital das übernimmt, d.h. die außer dem unmittelbaren P r o d u k t i o n s p r o z e ß liegenden Bedingungen desselben herstellt - muß die Arbeit sich verwerten.
Einen bestimmten Weg zwischen a-b vorausgesetzt (Grund und Boden soll nichts kosten), so enthält ¦¦21¦ dieser nur ein bestimmtes Quantum Arbeit, also Wert. Ob der Kapitalist oder der Staat ihn bauen läßt, dasselbe. Gewinnt also der Kapitalist hier, indem er Surplusarbeit und darum Surpluswert schafft? Zunächst streife vom Weg, was puzzling 19*) ist, ab, und was von seiner Natur als capital fixe herkömmt. Denke, der Weg könnte at once 20*) verkauft werden wie ein Rock oder eine Tonne Eisen. Wenn die Produktion des Wegs sage 12 Monate kostet, so sein Wert = 12 Monate. Wenn der general Standard of labour 21*) so, daß der Arbeiter leben kann sage von 6 Monaten objektivierter Arbeit, so würde er also, wenn er den ganzen Weg baute, 6 Monate Arbeit Surpluswert für sich schaffen; oder es müßte, wenn die Gemeinde den Weg
_____
17*) vorzugsweise - 18*) sich selbst erhaltenden - 19*) verwirrend - 20*) sofort - 21*) allgemeine Standard der Arbeit
<S. 432 Grundrisse - Das Kapitel vom Kapital - Heft V>
baute, und der Arbeiter nur die notwendige Zeit arbeiten wollte, ein andrer Arbeiter, der 6 Monate arbeitete, zugezogen werden.
Der Kapitalist dagegen zwingt den einen Arbeiter, 12 Monate zu arbeiten, und zahlt ihm 6. Der Teil des Werts des Wegs, der seine Surplusarbeit enthält, bildet den Profit des Kapitalisten. Die reale Form, worin das Produkt erscheint, muß absolut nicht stören in der Grundlegung der Werttheorie durch objektivisierte Arbeitszeit.
Aber die Frage ist gerade, ob der Kapitalist den Weg verwerten, ob er seinen Wert durch den Austausch realisieren könnte? Diese Frage existiert natürlich bei jedem Produkt, aber sie nimmt bei den allgemeinen Produktionsbedingungen eine besondre Form an. Gesetzt, der Wert des Weges verwerte sich nicht. Er wird aber gebaut, weil er ein notwendiger Gebrauchswert. Wie steht die Sache dann? Hergestellt muß er werden und bezahlt muß er werden - insofern seine Produktionskosten gegen ihn ausgetauscht werden müssen. Er tritt nur in Existenz durch gewisse Konsumtion von Arbeit, Arbeitsmitteln, Rohstoffen etc. Ob die Herstellung durch Fronarbeit oder durch Steuern geschieht, ist dasselbe. Hergestellt wird er aber nur, weil er ein notwendiger Gebrauchswert für die Gemeinde ist, weil sie seiner à tout prix 22*) bedarf. Es ist dies allerdings eine Surplusarbeit, die der einzelne, sei es in der Form der Fronde, sei es in der vermittelten der Steuer über die unmittelbare Arbeit, die notwendig zu seiner Subsistenz ist, tun muß. Aber soweit sie nötig ist für die Gemeinde und für jeden einzelnen a l s G l i e d derselben, ist sie keine Surplusarbeit, die er verrichtet, sondern ein Teil seiner n o t w e n d i g e n Arbeit, der Arbeit, die notwendig ist, damit er sich als G e m e i n d e g l i e d und damit das Gemeinwesen r e p r o d u z i e r t, was selbst eine allgemeine Bedingung seiner produktiven Tätigkeit ist. Wäre die Arbeitszeit in der unmittelbaren Produktion ganz konsumiert, (oder, vermittelt ausgedrückt, unmöglich, Surplussteuern für diesen bestimmten Zweck zu erheben), so müßte der Weg ungebaut bleiben. Wird die ganze Gesellschaft als ein Individuum betrachtet, so bestünde die notwendige Arbeit in der Summe aller der besondren Arbeitsfunktionen, die durch die Teilung der Arbeit verselbständigt sind.
Das eine Individuum müßte z. B. soviel Zeit für Ackerbau verwenden, soviel für Industrie, soviel für Handel, soviel zur Herstellung von Instrumenten, soviel, um auf unsren Hammel zurückzukommen, für Wegbau und Kommunikationsmittel. Alle diese Notwendigkeiten lösen sich auf in soviel Arbeitszeit, die auf verschiedne Zwecke gerichtet und in besonderten Tätigkeiten verausgabt werden muß. Wieviel solche Arbeitszeit verwandt werden kann, hinge vom Quantum des Arbeitsvermögens ab (= der Masse der arbeitsfähigen Individuen, die die Gesellschaft konstituieren) und ---22*) auf jeden Fall
<S. 433 Kreislauf des Kapitals>
von der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit (der Produktenmasse, die sie in gegebner Zeit schaffen kann).
Der Tauschwert, der Teilung der Arbeit voraussetzt, mehr oder minder entwickelt, nach dem Grad der Austausche selbst, setzt voraus, daß, statt daß das eine Individuum (die Gesellschaft) verschiedne Arbeiten verrichtet, seine Arbeitszeit in verschiednen Formen anwendet, die Arbeitszeit jedes Individuums nur den notwendigen besondren Funktionen gewidmet ist. Wenn wir von der n o t w e n d i g e n A r b e i t s z e i t sprechen, so erscheinen die besondren getrennten Arbeitszweige als n o t w e nd i g. Diese wechselseitige Notwendigkeit ist auf der Grundlage des Tauschwerts durch den Austausch vermittelt und zeigt sich eben darin, daß jede besondre objektivierte Arbeit, jede besonders spezifizierte und materialisierte Arbeitszeit sich gegen das Produkt und Symbol der allgemeinen Arbeitszeit, der objektivierten Arbeitszeit schlechthin, gegen Geld austauscht und so sich gegen jede besondre Arbeit wieder austauschen kann. Diese Notwendigkeit ist eine selbst wechselnde, indem die Bedürfnisse ebensosehr produziert werden wie die Produkte und die verschiednen Arbeitsgeschicklichkeiten. Innerhalb dieser Bedürfnisse und notwendigen Arbeiten findet ein Mehr oder Minder statt. Je mehr die selbst geschichtlich - durch die Produktion selbst erzeugten Bedürfnisse, die gesellschaftlichen Bedürfnisse - Bedürfnisse, die selbst der offspring der social production und intercourse 23*) sind, als n o t w e n d i g gesetzt sind, um so höher ist der wirkliche Reichtum entwickelt. Der Reichtum besteht, s t o f f l i c h betrachtet, nur in der Mannigfaltigkeit der Bedürfnisse. Das Handwerk selbst erscheint nicht n o t w e nd i g neben der self-sustaining agriculture 24*), die das Spinnen, Weben etc. als häusliches Nebengeschäft betreibt. Beruht aber z.B. die Agrikultur selbst ¦¦22¦ auf wissenschaftlichem Betrieb - braucht sie Maschinen, chemische durch den Handel hergebrachte Düngungsmittel, Samen aus fernen Ländern etc. und ist dabei - was schon in der Voraussetzung liegt - die ländlich patriarchalische Manufaktur verschwunden, so erscheint Maschinenfabrik, auswärtiger Handel, Handwerk etc. als B e d ü r f n i s für die Agrikultur. Der Guano [247] ist ihr vielleicht nur zu beschaffen durch die Ausfuhr von Seidenzeugen. So erscheint die Seidenmanufaktur nicht mehr als Luxusindustrie, sondern als notwendige Industrie für die Agrikultur. Es ist also hauptsächlich und wesentlich dadurch, in diesem Falle dadurch, daß die Agrikultur die Bedingungen ihrer eigenen Produktion nicht mehr in sich, naturwüchsig vorfindet, sondern daß diese als selbständige Industrie außer ihr existiert - und
_____
23*) das Ergebnis der gesellschaftlichen Produktion und des Verkehrs - 24*) sich selbst erhaltenden Landwirtschaft
<S. 434 Grundrisse - Das Kapitel vom Kapital - Heft V>
mit ihrem außer ihr Bestehn ist auch der ganze verwickelte Zusammenhang, worin diese fremde Industrie existiert, hereingezogen in den Kreis der Produktionsbedingungen des Ackerbaus - daß, was früher als Luxus erschien, nun notwendig ist und sogenannte Luxusbedürfnisse z.B. als Notwendigkeit für die naturwüchsigste und in der reinsten Naturnotwendigkeit entstandne Industrie erscheinen.
Dieses Wegziehn des naturwüchsigen Bodens unter dem Boden jeder Industrie und Verlegen ihrer Produktionsbedingungen außerhalb derselben in einen allgemeinen Zusammenhang - darum die Verwandlung dessen, was überflüssig erschien, in Notwendiges, geschichtlich erzeugte Notwendigkeit - ist die Tendenz des Kapitals. Die allgemeine Grundlage aller Industrien wird der allgemeine Austausch selbst, der Weltmarkt und daher das Ganze der Tätigkeiten, Verkehrs, Bedürfnisse etc., woraus er besteht. L u x u s ist Gegensatz zum N a t u r n o t w e n d i g e n. Notwendige Bedürfnisse sind die des Individuums, reduziert selbst auf ein Natursubjekt. Die Entwicklung der Industrie hebt diese Naturnotwendigkeit wie jenen Luxus auf - in der bürgerlichen Gesellschaft allerdings nur g e g e n s ä t z l i c h, indem sie selbst wieder nur bestimmten gesellschaftlichen Maßstab als den notwendigen gegenüber dem Luxus setzt. Diese Fragen über das S y s t e m d e r B e d ü r f n i s s e und S y s t e m d e r A r b e it e n, an welcher Stelle ist es zu behandeln? Wird sich im Verlauf ergeben.
Kehren wir nun zurück zu unsrem Weg. Wenn er überhaupt gebaut werden kann, beweist dies, daß die Gesellschaft die Arbeitszeit (lebendige Arbeit und objektivierte) zu seinem Bau besitzt.
{Natürlich es ist hier unterstellt, daß sie einem richtigen Instinkt folgt. Sie könnte den Samen aufessen und den Acker brachliegen lassen und Wege bauen. Damit hätte sie nicht die n o t w e n d i g e A r b e i t verrichtet, weil sie sich nicht r e p r o d u z i e r e n würde, nicht erhalten als lebendiges Arbeitsvermögen durch diese Arbeit. Oder die lebendigen Arbeitsvermögen können auch direkt gemordet werden, z.B. wie von Peter I., um Petersburg zu bauen. Derartiges gehört nicht hierher.} Warum denn, sobald die auf den Tauschwert gegründete Produktion und Teilung der Arbeit eintritt, wird Wegebauen nicht Privatgeschäft von einzelnen? Und wo es durch Steuern vom Staat betrieben wird, ist es das nicht. D'abord 25*): Die Gesellschaft, die vereinigten einzelnen mögen die Surpluszeit besitzen, um den Weg zu bauen, aber nur vereinigt. Die Vereinigung ist stets Addition des Teils des Arbeitsvermögens, das jeder einzelne neben seiner besondren Arbeit auf Wegebau verwenden kann; aber es ist n i c h t n u r die Addition. Soweit die Vereinigung ihrer Kräfte ihre P r o d u k t i v k r a f t
_____
25*) Zumnächst
<S. 435 Kreislauf des Kapitals>
vermehrt, ist es keineswegs gesagt, daß sie numerisch das Arbeitsvermögen alle zusammengenommen besäßen - wenn sie nicht z u s a m m e n a r b e i t e t e n, wenn also nicht zu der Summe ihrer Arbeitsvermögen das S u r p l u s hinzukäme, das nur durch und in ihrer v e r e i n i g t e n, k o m b in i e rt e n A r b e i t existiert. Daher das gewaltsame Zusammentreiben des Volks in Ägypten, Etrurien, Indien etc. zu Zwangsbauten und öffentlichen Zwangswerken. Das Kapital bewirkt dieselbe Vereinigung in a n d r e r Weise, durch seine Manier des Austauschs mit der freien Arbeit. {Daß das Kapital es nicht mit der vereinzelten, sondern mit der kombinierten Arbeit zu tun hat, wie es an und für sich schon eine soziale, kombinierte Kraft, ist ein Punkt, der vielleicht schon hier in der allgemeinen Entstehungsgeschichte des Kapitals zu behandeln.} Z w e i t e n s: Die Bevölkerung einerseits mag weit genug entwickelt sein und die Unterstützung, die sie in Anwendung von Maschinerie etc. findet, andrerseits so weit, daß die bloß aus der materiellen, m a ss e n h a f t e n V e r e i n i g u n g - und im Altertum ist es immer dieses m a s s e n h a f t e Wirken der zusammengezwungnen Arbeit - hervorgehende Kraft überflüssig ist und geringere l e b e n d i g e A r b e i t s m a s s e nötig ist v e r h ä l t n i s m ä ß i g. {Je mehr die Produktion noch auf bloßer Handarbeit beruht, Anwendung der Muskelkraft etc., kurz, der körperlichen Anstrengung und Arbeit der einzelnen, desto mehr besteht die Erhöhung der P r o d u k t i v k r a f t in ihrem m a s s e n h a f t e n Zusammenarbeiten. Bei dem halbkünstlerischen Handwerk tritt der Gegensatz der Besonderung und Vereinzelung hervor; die Geschicklichkeit der einzelnen, aber unkombinierten Arbeit. Das Kapital in seiner wahren Entwicklung kombiniert die ¦¦23¦ Massenarbeit mit dem Geschick aber so, daß die erste ihre physische Macht verliert und das Geschick nicht im Arbeiter, sondern in der Maschine existiert und der durch wissenschaftliche Kombination mit der Maschine als Ganzes wirkenden factory 26*). Der gesellschaftliche Geist der Arbeit erhält eine objektive Existenz außer den einzelnen Arbeitern.} Es kann eine besondre Klasse Wegebauer sich bilden, die vom Staat angewandt wird, {b e i d e n R ö m e r n w a r i n d e r A r m e e e i n e M a s s e - aber schon vom ganzen Volk geschieden vorhanden, diszipliniert zur Arbeit, deren Surpluszeit zugleich dem Staat gehörte; die ihre ganze Arbeitszeit gegen ein Salair ganz ebenso dem Staate verkauften, ihr ganzes Arbeitsvermögen ganz so austauschten gegen ein zur Erhaltung ihres Lebens notwendiges Salair, wie es der Arbeiter mit dem Kapitalisten tut.
Dies gilt von der Zeit, wo das römische Heer nicht mehr Bürgerheer, sondern Söldnerheer war. Es ist hier ebenfalls freier Verkauf der Arbeit auf Seiten des Soldaten. Aber der Staat kauft ihn nicht zum Behuf der Produktion von Werten. Und so, obgleich die
_____
26*) Fabrik
<S. 436 Grundrisse - Das Kapitel vom Kapital - Heft V>
Form des Salairs ursprünglich in den Armeen vorzukommen scheinen kann - ist dies Soldwesen dennoch wesentlich unterschieden von der Lohnarbeit. Einige Ähnlichkeit dadurch, daß der Staat die Armee verbraucht, um Zuwachs an Macht und Reichtum zu gewinnen}, oder ein Teil der gelegentlich unbeschäftigten Bevölkerung wird dazu verbraucht, mit einer Anzahl Baumeister etc., die aber nicht als Kapitalisten arbeiten, sondern als höher gebildete n i e m a l s 27*). (Über das Verhältnis dieser geschickten Arbeit etc. später.) Die Arbeiter sind Lohnarbeiter dann, aber der Staat verwendet sie nicht als solche, sondern als menial servants 28*).
Damit der Kapitalist nun den Wegbau als Geschäft unternehme, auf seine Kosten {wenn der Staat derartige Sachen durch S t a a t sp ä c h t e r betreiben läßt, so geschieht es vermittelt doch immer durch Fronarbeit oder Steuern}, sind verschiedne Bedingungen nötig, die alle damit zusammenfallen, daß die auf das Kapital begründete Produktionsweise schon zu höchster Stufe entwickelt ist.
E r s t e n s: G r ö ß e d e s K a p i t a l s selbst vorausgesetzt, des in seiner Hand konzentrierten Kapitals, um Arbeiten von solcher Dimension und solchem langsamen Umschlag, Verwertung übernehmen zu können. Daher meist A k t i e n k a p i t a l, in welcher Form das Kapital sich durchgearbeitet hat zu seiner letzten Form, worin es nicht nur a n s i c h ist, seiner Substanz nach, sondern gesetzt ist in seiner F o r m als gesellschaftliche Kraft und Produkt.
Z w e i t e n s: Ist von ihm erheischt, daß es Z i n s e n, nicht daß es P r o f i t bringt (es kann mehr als Zinsen bringen, das aber nicht nötig). Dieser Punkt hier noch nicht weiter zu untersuchen.
D r i t t e n s: Als Voraussetzung solcher Verkehr - geschäftsmäßiger vor allem ", daß der Weg sich rentiert, d. h., daß der Preis, der verlangt wird für Benutzung des Wegs, so viel Tauschwert für die Produzenten w e r t i s t oder eine Produktivkraft liefert, die sie so teuer bezahlen können.
V i e r t e n s: Einen Teil [des] seine Revenue in diesen Artikel der Lokomotion auslegenden genießenden Reichtums. Die Hauptsache bleiben aber die 2 Voraussetzungen: 1. Kapital, verwendbar für diesen Gegenstand in der erheischten Masse, das mit Zins vorliebnimmt. 2. Es muß sich für die produktiven Kapitalien, für das industrielle Kapital verwerten, den Preis für einen Weg zu zahlen. So z.B. die erste Eisenbahn zwischen Liverpool und Manchester; war zu einer Produktionsnotwendigkeit für die Liverpooler cotton-brokers 29*) und mehr noch für die Manchester manufacturers 30*) geworden. {Die K o n k u r r e n z kann mehr die Notwendigkeit z. B. der Eisenbahn in einem Lande
_____
27*) Gemeine - 28*) gemeine Dienstboten - 29*) Baumwollmakler 30*) Fabrikanten
<S. 437 Kreislauf des Kapitals>
erzeugen, wo die bisherige Entwicklung seiner Produktivkräfte noch nicht darauf hindrängen würde. Die Wirkung der K o nk u r r e n z u n t e r N a t i o n e n gehört in den Abschnitt vom i n t e r n a t i o n a l e n V e r k e h r. Es zeigen sich hier besonders die zivilisierenden Wirkungen des Kapitals.} Das Kapital als solches - sein Dasein gesetzt zu dem nötigen Umfang - wird erst Wege produzieren, sobald die Produktion von Wegen zu einer Notwendigkeit für die Produzenten, speziell für das produktive Kapital selbst geworden ist; eine Bedingung für das P r o f i t m a c h e n des Kapitalisten. Dann rentiert sich auch der Weg. In diesen Fällen ist aber schon großer Verkehr vorausgesetzt. Es ist dieselbe Voraussetzung d o p p e l t: Auf der einen Seite der Reichtum des Landes, hinreichend konzentriert und verwandelt in die Form des Kapitals, um solche Arbeiten als Verwertungsprozesse des Kapitals zu unternehmen; auf der andren Seite die Masse des Verkehrs hinreichend und die Schranke, die der Mangel an Kommunikationsmitteln bildet, hinreichend gefühlt als solche, damit der Kapitalist den Wert des Wegs (portionsweise und stückweis in der Zeit) als Weg (d. h. seine Benutzung) realisieren kann.
Alle a l l g e m e i n e n B e d i n g u n g e n d e r P r o d u k t i o n, wie Wege, Kanäle etc., sei es, daß sie die Zirkulation erleichtern oder gar erst möglich machen oder auch die Produktivkraft vermehren (wie Irrigationen etc. in Asien und übrigens auch in Europa von den Regierungen gebaut), unterstellen, um vom Kapital unternommen zu werden statt von der Regierung, die das Gemeinwesen als solches repräsentiert, höchste Entwicklung der auf das Kapital gegründeten Produktion. Die Ablösung der travaux publics 31*) vom Staat und ihr Übergehn in die Domäne der vom Kapital selbst unternommnen Arbeiten zeigt den Grad an, wozu sich das reelle Gemeinwesen in der Form des Kapitals konstituiert hat. Ein Land, z.B. die United States, kann selbst in produktiver Beziehung die Notwendigkeit von Eisenbahnen fühlen; dennoch kann der unmittelbare Vorteil, ¦¦24¦ der für die Produktion daraus hervorgeht, zu gering sein, als daß die Auslage anders als à fonds perdu 32*) erschiene. Dann wälzt das Kapital sie auf die Schultern des Staats, oder, wo der Staat traditionell ihm gegenüber noch eine supérieure 33*) Stellung einnimmt, besitzt er noch das Privilegium und den Willen, die Gesamtheit zu zwingen, einen Teil ihrer R e v e n u, nicht ihres Kapitals, in solche allgemein nützliche Arbeiten [zu stecken], die zugleich als a l l g e m e i n e Bedingungen der Produktion erscheinen und daher nicht als b e s o n d r e Bedingung für irgendeinen Kapitalisten - und solange das Kapital nicht die Form der Aktiengesellschaft annimmt, sucht es immer nur die b e s o n d r e n Bedingungen seiner Verwertung, die g e m e i n s c h a f tl i c h e n schiebt es als Landesbedürfnisse
_____
31*) öffentliches Arbeiten - 32*) Verlustgeschäft 33*) überlegene
<S. 438 Grundrisse - Das Kapitel vom Kapital - Heft V>
dem ganzen Land auf. Das Kapital unternimmt nur v o r t e i lh a f t e, in seinem Sinn vorteilhafte Unternehmungen.
Allerdings spekuliert es auch falsch und m u ß, wie wir so sehen werden, so spekulieren. Es unternimmt dann A n l a g e n, die sich nicht rentieren und erst rentieren, sobald sie e n t w e r t e t sind zu einem gewissen Grade. Daher die vielen Unternehmungen, wo der erste mise de capital à fonds perdu 34*) ist, die ersten Unternehmer kaputtgehn - und erst in zweiter oder dritter Hand, wo das Anlagekapital durch die E n t w e r t u n g geringer geworden, sich verwerten. Übrigens der Staat selbst und was drum und dran hängt, gehört zu diesen Abzügen von der R e v e n u, sozusagen den K o n s u m t i o n s k o s t e n für den einzelnen, den Produktionskosten für die Gesellschaft.
Ein Weg selbst kann die Produktivkräfte so vermehren, daß er einen Verkehr schafft, durch den er sich nun rentiert. Es können Arbeiten notwendig sein und Auslagen, ohne produktiv im Sinn des Kapitals zu sein, d.h., ohne daß die in ihnen enthaltne S u r p l u s a r b e i t durch die Zirkulation, durch den Austausch als S u r p l u s w e r t realisiert wird. Wenn ein Arbeiter z. B. 12 Stunden während des Jahrs täglich an einem Weg arbeitet und die allgemein notwendige Arbeitszeit im Durchschnitt = 6 Stunden, so hat er eine Surplusarbeit von 6 Stunden gearbeitet. Kann aber der Weg nicht verkauft werden zu 12 Stunden, vielleicht nur zu 6, so ist der Wegbau kein Unternehmen für das Kapital, und das Wegbauen keine produktive Arbeit für dasselbe. Das Kapital muß den Weg verkaufen können (Zeitraum und Art des Verkaufens geht uns hier nichts an), so daß die notwendige Arbeit sowohl wie die Surplusarbeit verwertet wird oder daß aus dem allgemeinen Fonds der Profite - der Surpluswerte ein solcher Teil ihm zufällt, als ob es Surpluswert geschaffen. D i e s V e rh ä l t n i s s p ä t e r b e i m P r o f i t u n d d e r n o t w e n d i g e n A r b e i t zu untersuchen.
Die höchste Entwicklung des Kapitals ist, wenn die allgemeinen Bedingungen des gesellschaftlichen Produktionsprozeß nicht aus dem A b z u g d e r g e s e l l s c h a f t l i c h e n R ev e n u hergestellt werden, den Staatssteuern - wo Revenu, nicht Kapital, als labour fonds 35*) erscheint und der Arbeiter, obgleich er freier Lohnarbeiter ist, wie jeder andre, doch ökonomisch in einem andren Verhältnis steht - sondern aus dem K a p i t a l a l s K a p i t a l. Es zeigt dies den Grad einerseits, worin das Kapital sich alle Bedingungen der gesellschaftlichen Produktion unterworfen, und daher andrerseits, wieweit der gesellschaftliche reproduktive Reichtum k a p i t al i s i e r t ist und alle Bedürfnisse in der Form des Austauschs befriedigt werden; auch die als g e s e l l s c h a f tl i c h g e s e t z t e n Bedürfnisse des Individuums, d. h. die, die es nicht als einzelnes Individuum in der Gesellschaft,
_____
34*) Kapitaleinsatz ein Verlustgeschäft - 35*) Arbeitsfonds
<S. 439 Kreislauf des Kapitals>
sondern gemeinschaftlich mit andren konsumiert und bedarf - deren Weise der Konsumtion der Natur der Sache nach eine gesellschaftliche ist - auch diese durch den Austausch, den individuellen Austausch, nicht nur konsumiert werden, sondern auch produziert.
Bei dem oben angegebnen Weg muß der Wegbau so vorteilhaft sein, daß eine bestimmte Arbeitszeit in Weg verwandelt dem Arbeiter sein Arbeitsvermögen grade so reproduziert, als wenn er es in den Ackerbau verwandelte. Der Wert ist bestimmt durch die objektivierte Arbeitszeit, in welcher Form auch immer. Es hängt nun aber von dem Gebrauchswert ab, worin er realisiert ist, ob dieser W e r t realisierbar ist. Hier ist vorausgesetzt, daß der Weg Bedürfnis für die Gemeinde, daher der Gebrauchswert vorausgesetzt. Andrerseits für das Kapital, damit es den Wegbau unternehme, vorausgesetzt, daß nicht nur die n o t w e n d i g e A r b e i t s z e i t, sondern die S u r p l u s a r b e i t sz e i t, die der Arbeiter arbeitet, bezahlt werde - daher sein Profit. (Durch Schutzzölle, Monopole, Staatszwang erzwingt der Kapitalist oft diese Bezahlung, wo die einzelnen Austauschenden, bei freiem Austausch, h ö c h s t e n s die notwendige Arbeit bezahlen würden.) Es ist sehr möglich, daß Surplusarbeitszeit vorhanden ist und nicht bezahlt wird (was ja auch jedem einzelnen Kapitalisten vorkommen kann). W o d a s K a p i t a l h e r r s c h t (ganz wie da, wo Sklaverei und Leibeigenschaft oder Frondienst irgendwelcher Art) i s t d i e a b s o l u t e A r b e i t sz e i t d e s A r b e i t e r s a l s B e d i n g u n g f ü r i h n g e s e t z t, u m d i e n o t w e n d i g e a r b e i t e n z u d ü r f e n, d. h. , u m d i e z u r E r h a l t u n g s e i n e s A r b e i t s v e r m ö g e n s n o t w e n d i g e i n G e b r a u c h s w e r t e n f ü r s i c h r e a l i s i e r e n z u k ö n n e n. In jeder Art Arbeit bringt es dann die Konkurrenz mit sich, daß er die volle Zeit arbeiten muß - also Surplusarbeitszeit. Es kann aber der Fall sein, daß diese Surplusarbeitszeit, obgleich im Produkt enthalten, nicht austauschbar. Für den Arbeiter selbst - mit den andren Lohnarbeitern verglichen - ist es Surplusarbeit. Für den Verwender ist es Arbeit, die zwar einen Gebrauchswert für ihn hat, wie z. B. sein Koch, aber keinen Tauschwert, also die ganze Distinktion ¦¦25¦ von n o t w e n d i g e r u n d S u rp l u s a r b e i t s z e i t nicht existiert. Die Arbeit kann notwendig sein, ohne produktiv zu sein. Alle a l l g e m e in e n, g e m e i n s c h a f t l i c h e n Bedingungen der Produktion - solange ihre Herstellung durch das Kapital als solches unter seinen Bedingungen noch nicht geschehn kann - werden daher bestritten aus einem Teil der Revenu des Landes - der Regierungskasse, und die Arbeiter erscheinen nicht als produktive Arbeiter, obgleich sie die Produktivkraft des Kapitals vermehren.
Das Resultat unsrer Abschweifung ist übrigens, daß Produktion von Kommunikationsmitteln, d[ie] physischen Bedingungen der Zirkulation, unter der Kategorie von Produktion des capital fixe rangieren, also keinen besondren case konstituieren. Nur hat sich uns nebenbei die Aussicht eröffnet, die an
<S. 440 Grundrisse - Das Kapitel vom Kapital - Heft V>
diesem Punkt noch nicht scharf gezeichnet werden kann, von einem s p e z i f i s c h e n V e r h ä l t n i s d e s K a p it a l s z u d e n g e m e i n s c h a f t l i c h e n, a l lg e m e i n e n B e d i n g u n g e n d e r g e s e l ls c h a f t l i c h e n P r o d u k t i o n im Unterschied zu denen des b e s o n d r e n K a p i t a l s und seines b e s o n d r e n P r o d u k t i o n s p r o z e s s e s.
Die Z i r k u l a t i o n g e h t v o r i m R a u m u n d i n d e r Z e i t. Die räumliche Bedingung, die Bringung des Produkts auf den Markt, gehört, ökonomisch betrachtet, in den Produktionsprozeß selbst. Das Produkt ist erst wirklich fertig, sobald es auf dem Markt ist. Die Bewegung, wodurch es dahin kommt, gehört noch mit zu seinen Herstellungskosten. Sie bildet nicht ein notwendiges Moment der Zirkulation, als besondren Prozesses des Wertes betrachtet, da ein Produkt an Ort und Stelle seiner Produktion gekauft und selbst konsumiert werden kann. Dies räumliche Moment ist aber wichtig, insofern die Ausdehnung des Markts, die Austauschmöglichkeit des Produkts damit zusammenhängt. Die Abkürzung der Kosten dieser r e a l e n Zirkulation (im Raum) gehört in die Entwicklung der Produktivkräfte durch das Kapital, Verminderung der Kosten seiner Verwertung. Nach gewissen Seiten hin, als äußre Existenzbedingung für den ökonomischen Prozeß der Zirkulation, kann dies Moment aber auch in die P r o d u k t i o n s k o s t e n der Zirkulation gerechnet werden, so daß die Zirkulation diesem Moment nach selbst als Moment nicht nur des Produktionsprozesses im allgemeinen, sondern des unmittelbaren Produktionsprozesses erscheint. Jedenfalls erscheint hier die Bestimmung dieses Moments durch den allgemeinen Grad der Entwicklung der Produktivkräfte und der auf das Kapital gegründeten Produktion überhaupt. Es könnte genauer dieses örtliche Moment - das Bringen des Produkts auf den Markt ", was eine notwendige Bedingung für seine Zirkulation, außer im Fall Produktionsplatz selbst Markt ist - als Verwandlung des Produkts i n W a r e betrachtet werden. W a r e ist es erst auf dem Markt.
(Whether or not 36*) dies ein besondres Moment bildet, ist zufällig. Arbeitet das Kapital auf Bestellung, so existiert weder dies Moment für es 37*) noch die Verwandlung in Geld als besondres Moment. Das A r b e i t e n a u f B e s t e l l u n g, d.h. Zufuhr, die vorhergehnder Nachfrage entspricht, als a l l g em e i n e r o d e r v o r h e r r s c h e n d e r Zustand entspricht nicht der großen Industrie und geht keineswegs als Bedingung aus der Natur des Kapitals hervor.) Z w e i t e n s d a s Z e i t m o m e n t. Dies gehört wesentlich in den Begriff der Zirkulation. Gesetzt, der Akt des Übergehens aus Ware in Geld 38*) kontraktlich festgesetzt, so kostet dies Zeit - Rechnen, Wägen, Messen. Die Abkürzung dieses Moments ist ebenfalls Entwicklung der Produktivkraft. Dies ist die Zeit auch nur aufgefaßt als ä u ß r e Bedingung für das Übergehn aus dem Zustand
_____
36*) Ob oder ob nicht - 37*) in der Handschrift: ihn - 38*) in der Handschrift: Geld in Ware
<S. 441 Kreislauf des Kapitals>
von Ware in Geld; das Übergehn ist vorausgesetzt; es handelt sich um die Zeit, die während d i e s e s v o r a u s g es e t z t e n A k t s v e r g e h t. Dies gehört in die Z i r k u l a t i o n s k o s t e n. Ein andres ist die Zeit, die überhaupt verfließt, bevor die Ware in Geld übergeht; oder die Zeit, während welcher sie W a r e bleibt, nur potentieller Wert, nicht wirklicher. Diese ist reiner Verlust.
Aus allem Gesagten geht hervor, daß die Zirkulation als wesentlicher Prozeß des Kapitals erscheint. Der Produktionsprozeß kann nicht von neuem begonnen werden vor der Verwandlung von Ware in Geld. Die b e s t ä n d i g e K o n t i n u i t ä t des Prozesses, das ungehinderte und flüssige Übergehn des Werts aus einer Form in die andre oder einer Phase des Prozesses in die andre erscheint als Grundbedingung für die auf das Kapital gegründete Produktion in einem ganz andren Grade als bei allen frühren Formen der Produktion. Andrerseits, während die Notwendigkeit dieser Kontinuität gesetzt ist, fallen die Phasen der Zeit und dem Raum nach auseinander als besondre, gegeneinander gleichgültige Prozesse. Es erscheint so zufällig für die auf das Kapital gegründete Produktion, ob oder ob nicht ihre wesentliche Bedingung, die Kontinuität der verschiednen Prozesse, die ihren Gesamtprozeß konstituieren, hergestellt wird. Die Aufhebung dieser Zufälligkeit durch das Kapital selbst ist der K r e d i t. (Er hat noch andre Seiten; aber diese Seite geht aus der unmittelbaren Natur des Produktionsprozesses hervor und ist daher die Grundlage der Notwendigkeit des Kredits.) Daher der K r e d i t in irgendwie entwickelter Form in keiner frühren Weise der Produktion erscheint. Geborgt und geliehen ward auch in frühren Zuständen, und der Wucher ist sogar die älteste der antediluvianischen 39*) Formen des Kapitals. Aber Borgen und Leihen konstituiert ebensowenig den K r e d i t, wie Arbeiten i n d u s t r i e l l e A rb e i t oder f r e i e L o h n a r b e i t konstituiert. Als wesentliches, entwickeltes Produktionsverhältnis erscheint der Kredit h i s t o r i s c h auch nur in der auf das Kapital oder die Lohnarbeit gegründeten Zirkulation. (Das G e l d selbst ist eine Form, um die Ungleichheit der in den verschiednen Produktionszweigen erforderten Zeit aufzuheben, soweit sie dem ¦¦26¦ Austausch entgegensteht.) Der W u c h e r, obgleich in seiner v e r b ü r g e r l i c h t e n, dem K a p i t a l a n g ep a ß t e n F o r m, selbst eine Form des Kredits, ist in seiner vorbürgerlichen Form vielmehr A u s d r u c k d e s M a n g e l s a n K r e d i t.
(Die Rückverwandlung des Geldes in objektive Produktionsmomente oder Bedingungen setzt voraus ihr V o r f i n d e n. Sie konstituiert die verschiednen M ä r k t e, worin der Produzent sie vorfindet als Ware - in der Hand des Kaufmanns - Märkte (neben dem labour market), die wesentlich unterschieden sind von den Märkten für die unmittelbare individuelle, finale Konsumtion.)
_____
39*) vorsintflutlichen
<S. 442 Grundrisse - Das Kapitel vom Kapital - Heft V>
Das Geld verwandelte sich in seiner Zirkulation in Ware, und in dem Austausch von G-W endigte die Konsumtion den Prozeß; oder die Ware tauschte sich aus gegen Geld - und in dem Austausch W-G war G entweder verschwindend, um selbst wieder gegen W ausgetauscht zu werden, wo der Prozeß wieder in der Konsumtion endete, oder das Geld zog sich aus der Zirkulation zurück und verwandelte sich in toten Schatz und nur gemeinten Reichtum. Nirgends 40) entzündete sich der Prozeß an sich selbst, sondern die Voraussetzungen der Geldzirkulation lagen außer ihr und sie bedurfte beständig neuen Anstoß von außen. Soweit sich beide Momente austauschten, war, innerhalb der Zirkulation, die Form Veränderung nur formell.
Soweit sie aber inhaltlich wurde, fiel sie aus dem ökonomischen Prozeß heraus; der Inhalt gehörte nicht in ihn hinein. Weder erhielt sich die Ware als Geld noch das Geld als Ware; jedes war das eine oder das andre. Der Wert als solcher erhielt sich nicht in und durch die Zirkulation als übergreifend über seinen Verwandlungsprozeß, seine Form Veränderung; noch wurde der G e b r a u c h s w e r t selbst (was im Produktionsprozeß des Kapitals der Fall) von dem T a u s c h w e r t produziert.
Beim Kapital ist die Konsumtion der Ware selbst nicht final; fällt in den Produktionsprozeß; erscheint selbst als Moment der Produktion, i.e. des W e r t s e t z e n s. Das Kapital aber ist jetzt gesetzt, aber in jedem der Momente, worin es bald als Geld, bald als Ware, bald als Tauschwert, bald als Gebrauchswert erscheint, gesetzt als sich in dieser Formveränderung nicht nur formell erhaltender, sondern v e r w e r t e n d e r W e r t, sich auf sich selbst als Wert beziehender Wert. Das Übergehn aus einem Moment in das andre erscheint als besondrer Prozeß, aber jeder dieser Prozesse ist das Übergehn in den andren. Das Kapital ist so gesetzt als prozessierender Wert, der in jedem Moment Kapital ist. Es ist so gesetzt als Capital Circulant; in jedem Moment Kapital und kreislaufend aus der einen Bestimmung in die andre. Der Punkt der Rückkehr ist zugleich der Ausgangspunkt und vice versa - nämlich der K a p i t a l i s t. Alles Kapital ist ursprünglich Capital circulant, Produkt der Zirkulation, wie die Zirkulation produzierend, so als seine eigne Bahn beschreibend.
Die Geldzirkulation - von ihrem jetzigen Standpunkt aus - erscheint jetzt selbst nur als ein Moment der Zirkulation des Kapitals, und ihre Selbständigkeit ist als bloßer S c h e i n gesetzt. Sie erscheint nach allen Seiten hin bestimmt durch die Zirkulation des Kapitals, worauf wir zurückkommen werden. Insofern sie eine selbständige Bewegung neben der des Kapitals bildet, ist diese Selbständigkeit nur gesetzt durch die K o nt i n u i t ä t der Zirkulation des
_____
40*) In der Handschrift: Weder
<S. 443 Kreislauf des Kapitals>
Kapitals, so daß dies eine Moment fixiert und für sich betrachtet werden kann.
{"Kapital - permanenter sich v e r v i e l f ä l t i g e n d e r W e r t, der nicht mehr untergeht. Dieser W e r t reißt sich los von der Ware, die ihn geschaffen hat; bleibt gleich einer m e t a p h y s i s c h e n, u n s u b s t a n t i e l l e n Qualität immer im Besitz desselben cultivateurs" (f. i.) 41*), "für den er 42*) verschiedne Formen bekleidet." (Sism. VI.) [119] "Im Austausch der Arbeit gegen Kapital verlangt der Arbeiter die Subsistenz, u m z u l e b e n, der Kapitalist A r b e i t, u m z u v e r d i e n e n." (Sism. l.c. [, p. 91.]) "Der Werkmeister gewinnt, profitiert an jedem Z u w a c h s der P r o d u k t i v k r ä f t e, welche die A r b e i t st e i l u n g bewerkstelligt haben." (l.c. [, p. 92.]) "Verkaufen der Arbeit = Renunziation auf alle Früchte der Arbeit." (Cherbuliez ch. XXVIII.) [248] "Die 3 Bestandteile des Kapitals wachsen nicht verhältnismäßig" (nämlich Rohmaterialien, Werkzeug, Lebensmittelfonds), "noch stehn sie in d e m s e lb e n V e r h ä l t n i s in verschiedenen Gesellschaftsstufen.
Der Lebensmittelfonds bleibt derselbe auf bestimmte Zeit, wie rasch auch die S c h n e l l i g k e i t d e r P r o d u kt i o n und folglich die Quantität der Produkte wachse. Also Vermehrung des p r o d u k t i v e n K a p i t a l s zieht nicht notwendig Vermehrung des Lebensmittelfonds nach sich, bestimmt, den Arbeitspreis zu bilden; kann von einer Verminderung desselben begleitet sein." (l.c. [, p. 61-63.])}
{Insofern die Wiedererneurung der Produktion vom Verkauf der fertigen Produkte abhängt; Verwandlung der Ware in Geld und Rückverwandlung des Geldes in die Produktionsbedingungen - Rohstoff, Instrument, Salair "; insofern die Bahn, die das Kapital durchläuft, um von einer dieser Bestimmungen in die andre überzugehen, Abschnitte der Zirkulation bildet und diese Abschnitte in bestimmten Z e i t r ä u m e n durchlaufen werden (selbst die örtliche Entfernung löst sich in Zeit auf; es kommt z. B. nicht auf die räumliche Ferne des Markts an, sondern die Geschwindigkeit - das Zeitquantum, worin er erreicht wird), hängt es also von der Geschwindigkeit der Zirkulation ab, der Z e i t, worin sie zurückgelegt wird, wieviel Produkte in einem gegebnen Zeitraum produziert werden können; wie oft sich das Kapital in einem gegebnen Zeitraum verwerten kann, seinen Wert r e p r o d uz i e r e n und v e r v i e l f ä l t i g e n. Es kommt hier also in der Tat ein Moment der W e r t b e s t i m m u n g h e r e i n, das ¦¦27¦ nicht vom direkten Verhältnis der Arbeit zum Kapital herrührt. Das Verhältnis, worin dasselbe Kapital, in einem gegebnen Zeitraum, den Produktionsprozeß (Schöpfung von Neuwert) wiederholen kann, ist offenbar eine Bedingung, die nicht direkt durch den Produktionsprozeß selbst gesetzt ist. Wenn die Zirkulation daher kein Moment der W e r t b e s t i m m u n g selbst hervorbringt, das ausschließlich in der Arbeit liegt, so hängt von ihrer Geschwindigkeit ab die Geschwindigkeit, worin der Produktionsprozeß sich wiederholt,
_____
41*) Landwirts" (z.B.) - 42*) in der Handschrift: sie
<S. 444 Grundrisse - Das Kapitel vom Kapital - Heft V>
Werte geschaffen werden - also, wenn nicht die W e r t e, [so] die Masse der Werte zu einem gewissen Grade. Nämlich die durch den Produktionsprozeß gesetzten Werte und Surpluswerte multipliziert mit der Zahl, worin der Produktionsprozeß in einem gegebnen Zeitraum wiederholt werden kann.
Wenn wir von der Geschwindigkeit des Umlaufs des Kapitals sprechen, unterstellen wir, daß nur ä u ß e r l i c h e S c h r a n k e n das Übergehn aus der einen Phase in die andre aufhalten, nicht aus dem Produktionsprozeß und der Zirkulation selbst hervorgehnde (wie in Krisen, Überproduktion etc.). Außer der im Produkt realisierten Arbeitszeit kommt also als Moment der Wertschöpfung - produktiver Arbeitszeit selbst - hinein die Z i r k u l a t i o n s z e i t des Kapitals. Wenn die Arbeitszeit als die wertsetzende Tätigkeit erscheint, so diese Zirkulationszeit des Kapitals als die Z e i t d e r E n t w e rt u n g. Der Unterschied zeigt sich einfach darin: Wenn die Gesamtheit der vom Kapital kommandierten Arbeitszeit auf ein Maximum gesetzt wird, sage das Unendliche oo, so daß die notwendige Arbeitszeit einen unendlich kleinen und die Surplusarbeitszeit einen unendlich großen Teil dieses oo bildete, so wäre dies das Maximum der Verwertung des Kapitals, und dies ist die Tendenz, der es zustrebt. Andrerseits, wenn die Z i r k u l at i o n s z e i t d e s K a p i t a l s = 0 gesetzt wäre, ebenso rasch in der Realität die verschiednen Stufen seiner Verwandlung vor sich gingen wie im Gedanken, so wäre das ebenfalls das Maximum des Faktors, worin der Produktionsprozeß wiederholt werden könnte, also der Anzahl von Verwertungsprozessen des Kapitals in einem bestimmten Zeitraum. Die Wiederholung des Produktionsprozesses wäre nur durch die Zeit beschränkt, die er selbst dauert, die verfließt, um den Rohstoff in Produkt zu verwandeln. Die Z i r k u l a t i o n s z e i t ist daher kein positives wertschaffendes Element; stünde sie gleich 0, so wäre die Wertschöpfung am höchsten. Stünde entweder die Surplusarbeitszeit oder die notwendige Arbeitszeit = 0, d.h., absorbierte die notwendige Arbeitszeit alle Zeit oder könnte die Produktion o h n e alle Arbeit vor sich gehn, so existierte weder Wert noch Kapital noch Wertschöpfung. Die Z i r k u l at i o n s z e i t bestimmt daher nur den Wert, insofern sie als n a t ü r l i c h e S c h r a n k e für die Verwertung der Arbeitszeit erscheint. Sie ist also in fact ein Abzug von der Surplusarbeitszeit, d. h. eine Vermehrung der n o t w e nd i g e n A r b e i t s z e i t. Es ist klar, daß die notwendige Arbeitszeit bezahlt werden muß, der Zirkulationsprozeß mag langsam oder rasch vor sich gehn. Z.B. in Gewerben, wo spezifische Arbeiter erheischt sind, diese aber nur während eines Teils des Jahrs beschäftigt werden können, weil die Produkte etwa nur für eine season 43*) verkäuflich, müßten die Arbeiter für das ganze Jahr
_____
43*) Saison
<S. 445 Kreislauf des Kapitals>
bezahlt werden, d.h., die Surplusarbeitszeit ist vermindert in demselben Verhältnis, worin sie weniger während eines gegebnen Zeitraums beschäftigt werden können, aber doch, d'une manière ou d'une autre 44*), bezahlt werden müssen. (Z. B. in der Form, daß ihr Arbeitslohn während 4 Monaten hinreicht, sie während des Jahres zu erhalten.) Könnte das Kapital sie während 12 Monaten anwenden, so würde es nicht mehr Salair zahlen, hätte so viel Surplusarbeit gewonnen. Die Zirkulationszeit erscheint also als Schranke der Produktivität der Arbeit = Vermehrung der notwendigen Arbeitszeit = Verminderung der Surplusarbeitszeit = Verminderung des Surpluswerts = Hemmung, Schranke des Selbstverwertungsprozesses des Kapitals. Während das Kapital also einerseits dahin streben muß, jede örtliche Schranke des Verkehrs, i. e. des Austauschs niederzureißen, die ganze Erde als seinen Markt zu erobern, strebt es andrerseits danach, den Raum zu vernichten durch die Zeit; d. h. die Zeit, die die Bewegung von einem Ort zum andren kostet, auf ein Minimum zu reduzieren. Je entwickelter das Kapital, je ausgedehnter daher der Markt, auf dem es zirkuliert, der die räumliche Bahn seiner Zirkulation bildet, desto mehr strebt es zugleich nach größrer räumlicher Ausdehnung des Markts und nach größrer Vernichtung des Raums durch die Zeit. (Wenn die Arbeitszeit nicht als Arbeitstag des einzelnen Arbeiters, sondern als unbestimmter Arbeitstag einer unbestimmten Arbeiterzahl betrachtet wird, kommen hier alle P o p u l a t i o n s v e rh ä l t n i s s e herein; die Grundlehren der Population sind daher ebenso in diesem ersten Kapitel des Kapitals enthalten wie die von Profit, Preis, Kredit etc.) Die universelle Tendenz des Kapitals erscheint hier, die es von allen früheren Produktionsstufen unterscheidet. Obgleich seiner Natur nach selbst borniert, strebt es nach universeller Entwicklung der Produktivkräfte und wird so die Voraussetzung neuer Produktionsweise, die gegründet ist nicht auf die Entwicklung der Produktivkräfte, um einen bestimmten Zustand zu reproduzieren und höchstens auszuweiten, sondern wo die - freie, ungehemmte, progressive und universelle Entwicklung der Produktivkräfte selbst die Voraussetzung der Gesellschaft und daher ihrer Reproduktion bildet; wo die einzige Voraussetzung das Hinausgehn über den Ausgangspunkt. Diese Tendenz - die das Kapital hat, aber die zugleich ihm selbst als einer bornierten Produktionsform widerspricht und es daher zu seiner Auflösung treibt - unterscheidet das Kapital von allen frühren Produktionsweisen und enthält zugleich das in sich, daß es als bloßer Übergangspunkt gesetzt ist. Alle bisherigen Gesellschaftsformen ¦¦28¦ gingen unter an der Entwicklung des
_____
44*) auf die oder andre Weise
<S. 446 Grundrisse - Das Kapitel vom Kapital - Heft V>
Reichtums - oder, was dasselbe ist, der gesellschaftlichen Produktivkräfte. Bei den Alten, die das Bewußtsein hatten, wird der Reichtum daher direkt als Auflösung des Gemeinwesens denunziert.
Die Feudalverfassung ihrerseits ging unter an städtischer Industrie, Handel, moderner Agrikultur. (Sogar an einzelnen Erfindungen, wie Pulver und Druckerpresse.) Mit der Entwicklung des Reichtums - und daher auch neuer Kräfte und erweiterten Verkehrs der Individuen - lösten sich die ökonomischen Bedingungen auf, worauf das Gemeinwesen beruhte, die politischen Verhältnisse der verschiednen Bestandteile des Gemeinwesens, die dem entsprachen: die Religion, worin es idealisiert angeschaut wurde (und beides beruhte wieder auf einem gegebnen Verhältnis zur Natur, in die sich alle Produktivkraft auflöst); der Charakter, Anschauung etc. der Individuen. Die E n tw i c k l u n g d e r W i s s e n s c h a f t a l l e i n i. e. der solidesten Form des Reichtums, sowohl Produkt wie Produzent desselben - war hinreichend, diese Gemeinwesen aufzulösen. Die E n t w i c k l u n g d e r W i s s e n s c h a f t, dieses ideellen und zugleich praktischen Reichtums, ist aber nur eine Seite, eine Form, worin die E n t w i c k l u n g d e r m e n s c h l i c h e n P r o d u k t i v k r ä f t e, i.e.
des Reichtums erscheint. I d e e l l betrachtet, reichte die Auflösung einer bestimmten Bewußtseinsform hin, um eine ganze Epoche zu töten. Reell entspricht diese Schranke des Bewußtseins einem b e s t i m m t e n G r a d d e r E n t w i c k l u n g d e r m a t e r i e l l e n P r o d u k t i v k r ä f t e und daher des Reichtums. Allerdings fand Entwicklung statt nicht nur auf der alten Basis, sondern E n t w i c k l u n g d i e s e r B a s i s s e l b s t. Die höchste Entwicklung dieser Basis selbst (die Blüte, worin sie sich verwandelt; es ist aber doch immer d i e s e Basis, d i e s e Pflanze als Blüte; daher Verwelken n a c h der Blüte und als Folge der Blüte) ist der Punkt, worin sie selbst zu der Form ausgearbeitet ist, worin sie mit der h ö c h s t e n E n t w i c k l u n g d e r P r od u k t i v k r ä f t e vereinbar, daher auch der reichsten Entwicklung der Individuen. Sobald dieser Punkt erreicht ist, erscheint die weitre Entwicklung als Verfall und die neue Entwicklung beginnt von einer neuen Basis. Wir haben vorhin gesehn, daß das Eigentum an den Produktionsbedingungen gesetzt war als identisch mit einer bornierten, bestimmten Form des Gemeinwesens; des Individuums also in solchen Eigenschaften - bornierten Eigenschaften und bornierter Entwicklung seiner Produktivkräfte - um solches Gemeinwesen zu bilden. Diese Voraussetzung selbst war wieder ihrerseits das Resultat einer bornierten historischen Stufe der Entwicklung der Produktivkräfte; des Reichtums sowohl wie der Weise, ihn zu schaffen. Der Zweck des Gemeinwesens, des Individuums - wie Bedingung der Produktion - die R e p r od u k t i o n d i e s e r b e s t i m m t e n P r o d u kt i o n s b e d i n g u n g e n und der Individuen sowohl einzeln wie in ihren gesellschaftlichen Sonderungen und Beziehungen - als lebendige Träger dieser Bedingungen.
<S. 447 Kreislauf des Kapitals>
Das Kapital setzt die P r o d u k t i o n d e s R e i c ht u m s selbst und daher die universelle Entwicklung der Produktivkräfte, die beständige Umwälzung seiner vorhandnen Voraussetzungen als Voraussetzung seiner Reproduktion. Der Wert schließt keinen Gebrauchswert aus; also keine besondre Art der Konsumtion etc., des Verkehrs etc. als absolute Bedingung ein; und ebenso erscheint ihm jeder Grad der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte, des Verkehrs, des Wissens etc. nur als Schranke, die es zu überwältigen strebt. Seine Voraussetzung selbst - der Wert - ist gesetzt als Produkt, nicht als über der Produktion schwebende, höhre Voraussetzung. Die Schranke des K a p i t a l s ist, daß diese ganze Entwicklung gegensätzlich vor sich geht und das Herausarbeiten der Produktivkräfte, des allgemeinen Reichtums etc., Wissens etc. so erscheint, daß das arbeitende Individuum selbst sich e n t ä u ß e r t; zu den aus ihm herausgearbeiteten nicht als den Bedingungen s e i n e s e i g n e n, sondern f r e m d e n R e i c h t u m s und seiner eignen Armut sich verhält 45*). Diese gegensätzliche Form selbst aber ist verschwindend und produziert die realen Bedingungen ihrer eignen Aufhebung. Resultat ist: die ihrer Tendenz und ??????? 46*) nach allgemeine Entwicklung der Produktivkräfte - des Reichtums überhaupt - als Basis, ebenso die Universalität des Verkehrs, daher der Weltmarkt als Basis. Die Basis als Möglichkeit der universellen Entwicklung des Individuums und die wirkliche Entwicklung der Individuen von dieser Basis aus als beständige Aufhebung ihrer S c h r a n k e, die als Schranke gewußt ist, nicht als h e i l i g e G r e n z e gilt. Die Universalität des Individuums nicht als gedachte oder eingebildete, sondern als Universalität seiner realen und ideellen Beziehungen.
Daher auch Begreifen seiner eignen Geschichte als eines P r o z e s s e s und Wissen der Natur (ebenso als praktische Macht über sie vorhanden) als seines realen Leibes. Der Prozeß der Entwicklungselbstals Voraussetzung desselben gesetzt und gewußt. Dazu aber nötig vor allem, daß die volle Entwicklung der Produktivkräfte P r o d u k t i o n s b e d i n g u n g geworden; nicht bestimmte P r o d u k t i o n s b e d i n g u n g e n als Grenze für die Entwicklung der Produktivkräfte gesetzt sind.
Kommen wir nun zu der Z i r k u l a t i o n s z e i t des Kapitals zurück, so die Abkürzung derselben (soweit sie nicht Entwicklung der Kommunikations- und Transportmittel, die nötig, um das Produkt auf den Markt zu bringen) teils S c h ö p f u n g eines kontinuierlichen Markts und daher eines stets ausgedehntren Markts; teils Entwicklung von ö k o n o m i s c h e n Verhältnissen, Entwicklungen von Formen des Kapitals, ¦¦29¦ wodurch es die Zirkulationszeit k ü n s t l i c h abkürzt. (A l l e F o r m e n d e s K r e d i t s.)
_____
45*) In der Handschrift: enthält - 46*) der Möglichkeit
<S. 448 Grundrisse - Das Kapitel vom Kapital - Heft V>
{Es kann an dieser Stelle noch bemerkt werden, daß, da bloß das Kapital die Produktionsbedingungen des Kapitals hat, also befriedigt, und zu realisieren strebt, allgemeine Tendenz des Kapitals an allen Punkten, die Voraussetzungen der Zirkulation, produktive Zentren derselben bilden, diese Punkte sich zu assimilieren, d.h. in kapitalisierende Produktion oder Produktion von Kapital zu verwandeln. Diese propagandistische (zivilisierende) Tendenz bloß dem Kapital - im Unterschied von den frühren Produktionsbedingungen - eigen.} Die Produktionsweisen, wo die Zirkulation nicht immanente, herrschende Bedingung der Produktion bildet, [haben} natürlich nicht die spezifischen Zirkulationsbedürfnisse des Kapitals und daher auch nicht Herausarbeitung der ökonomischen Formen sowohl wie der realen Produktivkräfte, die ihnen entsprechen. Ursprünglich ging die auf das Kapital gegründete Produktion von der Zirkulation aus; wir sehn jetzt, wie sie die Zirkulation als ihre eigne Bedingung setzt und ebensosehr den Produktionsprozeß in seiner Unmittelbarkeit als Moment des Zirkulationsprozesses, wie den Zirkulationsprozeß als eine Phase des Produktionsprozesses in seiner Totalität.
Insofern verschiedne Kapitalien verschiedne Zirkulationszeiten haben (z.B. das eine einen ferneren Markt, das andre einen nahen; das eine gesicherte Verwandlung in Geld, das andre hasardöse; das eine mehr Capital fixe, das andre mehr capital circulant), bildet das für sie Unterschiede in der Verwertung. Dies kommt aber erst im sekundären Verwertungsprozeß vor. Die Zirkulationszeit an sich ist S c h r a n k e der Verwertung (die n o t w e n d i g e A r b e i t s z e i t ist allerdings auch Schranke; aber zugleich Element, da ohne sie Wert und Kapital fortfielen). Abzug von der Surplusarbeitszeit oder Vermehrung der n o t w e nd i g e n A r b e i t s z e i t, im Verhältnis zur S u rp l u s a r b e i t s z e i t. Die Zirkulation des Kapitals ist w e r t r e a l i s i e r e n d, wie die lebendige Arbeit w e r t s c h a f f e n d. Die Zirkulationszeit ist nur eine Schranke dieser Wertrealisierung und insofern der Wertschöpfung; eine nicht aus der Produktion überhaupt hervorgehende, sondern der Produktion des Kapitals spezifische Schranke, die aufzuheben - oder der Kampf mit welcher - daher auch in die spezifisch ökonomische Entwicklung des Kapitals gehört und den Anstoß zur Entwicklung seiner Formen im Kredit etc. gibt.} {Das Kapital ist selbst der Widerspruch, daß es die n o tw e n d i g e A r b e i t s z e i t (und dies ist zugleich die Reduktion des Arbeiters auf ein Minimum, i. e. seine Existenz als bloßes lebendiges Arbeitsvermögen) beständig aufzuheben sucht, aber die S u r p l u s a r b e i t s z e i t nur gegensätzlich, nur im Gegensatz zur notwendigen Arbeitszeit existiert, also das Kapital notwendige Arbeitszeit als n o t w e n d i g
<S. 449 Kreislauf des Kapitals>
setzt für die Bedingung seiner Reproduktion und Verwertung. Eine Entwicklung der materiellen Produktivkräfte - die zugleich Entwicklung der Kräfte der Arbeiterklasse - auf einem gewissen Punkt h e b t d a s K a p i t a l s e l b s t a u f.}
{"Der Unternehmer kann die Produktion nur Wiederbeginnen, nachdem er das vollendete Produkt verkauft hat und den Preis zum Ankauf neuer Werkstoffe und neuer Löhne verwandt hat; je prompter also die Zirkulation ist, diese beiden Effekte zu operieren, um so eher [249] ist er imstande, seine Produktion von neuem zu beginnen, und um so mehr liefert das Kapital Produkte in einem gegebnen Zeitraum." (Storch. 35.) [250]} {"Die spezifischen V o r s c h ü s s e d e s K a p i t al i s t e n bestehen nicht aus Tuch usw., sondern aus Arbeit." (Malthus. IX, 29.) [251]} {"Die Akkumulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals in anderen Händen als denen der operativen Arbeiter verzögert notwendigerweise den Fortschritt der gesamten Industrie, ausgenommen das Wachstum jener üblichen Entschädigung des Kapitals, die die Kapitaleigentümer je nach Zeit und Umständen erhalten ... In den bisherigen Systemen die P r o d u k t i v k r a f t b e t r a c ht e t m i t B e z u g u n d U n t e r o r d n u n g z u d e n t a t s ä c h l i c h e n A k k u m u l a t i o n e n u n d z u r V e r e w i g u n g d e r b e s t e h e n d e n V e r t e i l u n g s w e i s e. D i e t a t s ä c h l i c h e A k k u m u l a t i o n u n d V e r t e i l u n g s i n d d e r P r o d u k t i v k r a f t u n t e r z u o r d n e n." (Thompson, 3.) [252]}
Aus dem Verhältnis der Zirkulationszeit zum Produktionsprozeß folgt, daß die Summe der Werte, die produziert wird, oder die totale Verwertung des Kapitals in einer gegebnen Epoche bestimmt ist nicht einfach durch den Neuwert, den es im Produktionsprozeß schafft, oder durch die Surpluszeit, die im Produktionsprozeß realisiert wird, sondern durch diese Surpluszeit (Surpluswert) multipliziert mit der Zahl, die ausdrückt, wie oft der Produktionsprozeß des Kapitals in einem bestimmten Zeitraum wiederholt werden kann. Die Zahl, die diese Wiederholung ausdrückt, kann als der Koeffizient des Produktionsprozesses oder des durch ihn geschaffnen Mehrwerts betrachtet werden. Dieser Koeffizient ist indes nicht positiv, sondern negativ bestimmt durch die Geschwindigkeit der Zirkulation. D.h., wäre die Geschwindigkeit der Zirkulation absolut, d.h., findet gar keine Unterbrechung des Produktionsprozesses durch die Zirkulation statt, so wäre dieser Koeffizient am größten. Erlauben z.B. die realen Bedingungen der Weizenproduktion in einem gegebnen Land nur eine Ernte, so kann keine Geschwindigkeit der Zirkulation zwei Ernten daraus machen.
Fände aber Hemmung in der Zirkulation statt, könnte der Pächter seinen Weizen nicht früh genug verkaufen, z.B. um von neuem Arbeiter zu dingen, so wäre die Produktion aufgehalten. Das Maximum des Koeffizienten des Produktions- oder Verwertungsprozesses in einem gegebnen Zeitraum ist bestimmt durch die absolute Zeit, die die ¦¦30¦ Produktionsphase selbst währt. Die Zirkulation vollendet, ist das Kapital fähig,
<S. 450 Grundrisse - Das Kapitel vom Kapital - Heft V>
seinen Produktionsprozeß von neuem zu beginnen. Verursachte also die Zirkulation gar keinen Aufenthalt, wäre ihre Geschwindigkeit absolut und ihre Dauer gleich 0, d.h., wäre sie in no time 47*) zurückgelegt, so wäre das nur dasselbe, als hätte das K a p i t a l seinen Produktionsprozeß unmittelbar von neuem beginnen können, sobald er vollendet war; d.h., die Zirkulation hätte nicht als bedingende Schranke für die Produktion existiert, und die Wiederholung des Produktionsprozesses in einem bestimmten Zeitraum wäre absolut abhängig, fiele zusammen mit der Dauer des Produktionsprozesses.
Erlaubte also die Entwicklung der Industrie, mit einem Kapital von 1001. x Pfund Twist in 4 Monaten zu produzieren, so könnte der Produktionsprozeß mit demselben Kapital nur 3mal im Jahr wiederholt werden, nur 3x Pfund Twist produziert werden. Keine Geschwindigkeit der Zirkulation könnte die Reproduktion des Kapitals oder vielmehr die Wiederholung seines Verwertungsprozesses über diesen Punkt hinaus steigern. Dies könnte nur geschehn infolge einer E r h ö h u n g d e r P r o d u k t i v k r ä ft e. Die Zirkulationszeit an sich ist keine P r o d u k t i vk r a f t des Kapitals, sondern eine S c h r a n k e s e in e r P r o d u k t i v k r a f t, die aus seiner Natur als Tauschwert hervorgeht. Das Durchlaufen der verschiednen Phasen der Zirkulation erscheint hier als S c h r a n k e d e r P r o d u k t i o n, durch die spezifische Natur des Kapitals selbst gesetzte Schranke. Alles, was durch Beschleunigung und Abkürzung der Z i r k u l a t i o n s z e i t geschehn kann des Zirkulationsprozesses ", ist, die durch die Natur des Kapitals gesetzte Schranke zu reduzieren. Die natürlichen Schranken für die Wiederholung des Produktionsprozesses z.B. in der Agrikultur fallen zusammen mit der Dauer eines Zyklus der Produktionsphase. Die vom Kapital gesetzte Schranke ist die Dauer, die verstreicht, nicht zwischen Saat und Ernte, sondern zwischen Ernte und Verwandlung der Ernte in Geld und Rückverwandlung des Geldes sage z. B. in Ankauf von Arbeit. Die Zirkulationskünstler, die sich einbilden, durch Geschwindigkeit der Zirkulation etwas andres tun zu können, als die vom Kapital selbst gesetzten Hindernisse seiner Reproduktion abzukürzen, sind auf dem Holzweg (noch toller sind natürlich die Zirkulationskünstler, die sich einbilden, durch Kreditanstalten und -erfindungen, die die Dauer der Zirkulationszeit aufheben, nicht nur den Aufenthalt, die Unterbrechung in der Produktion, die die Verwandlung des fertigen Produkts in 48*) Kapital erheischt, zu beseitigen, sondern das Kapital selbst überflüssig zu machen, wogegen das produzierende Kapital austauscht; d.h. zugleich auf der Grundlage des Tauschwerts produzieren und die notwendigen Bedingungen der Produktion auf dieser Grundlage zugleich beseitigen wollen, weghexen). Das Höchste, was
_____
47*) im Handumdrehen - 48*) in der Handschrift: gegen
<S. 451 Kreislauf des Kapitals>
der Kredit tun kann, nach dieser Seite hin - die die b l o ß e Zirkulation betrifft - die Kontinuität des Produktionsprozesses aufrechtzuerhalten, w e n n alle andren Bedingungen vorhanden sind für diese Kontinuität, d. h. wirklich das Kapital existiert, wogegen ausgetauscht werden soll etc. Im Zirkulationsprozeß ist gesetzt, daß für die Verwertung des Kapitals durch die Produktion, für die Exploitation der Arbeit durch das Kapital als Bedingung gesetzt ist die Verwandlung des Kapitals in Geld oder der Austausch von Kapital gegen Kapital {denn vom jetzigen Standpunkt aus haben wir nur noch an allen Punkten der Zirkulation Arbeit oder Kapital} als Schranke für den Austausch von Kapital gegen Arbeit und vice versa.
Das Kapital existiert nur als Kapital, sofern es die Zirkulationsphasen durchläuft, die verschiednen Momente seiner Verwandlung, um den Produktionsprozeß von neuem beginnen zu können, und diese Phasen sind selbst Phasen seiner Verwertung - aber zugleich, wie wir gesehn haben, seiner E n t w e r t u n g. Solang das Kapital fixiert bleibt in der Gestalt des fertigen Produkts, kann es nicht als Kapital tätig sein, ist es n e g i e r t e s Kapital. Sein Verwertungsprozeß ist in demselben Grade aufgehalten und sein prozessierender Wert negiert. Es erscheint dies also als Verlust für das Kapital, als relativer Verlust seines Wertes, denn sein Wert besteht eben in dem Verwertungsprozeß. Dieser Verlust des Kapitals heißt in andren Worten nichts, als daß ihm Zeit unbenutzt verstreicht, worin es durch Austausch mit der lebendigen Arbeit sich S u r p l u sa r b e i t s z e i t, fremde Arbeit aneignen könnte, wenn der dead lock 49*) nicht eingetreten wäre.
Denken wir uns nun v i e l e Kapitalien in besondren Geschäftszweigen, die alle n o t w e n d i g sind (was sich darin zeigen würde, daß, wenn das Kapital aus dem einen Geschäftszweig in Massen auswanderte, die Zufuhr der Produkte in diesem Zweige unter die Nachfrage fallen, daher der Marktpreis über den natürlichen steigen würde), und ein Geschäftszweig erheische z. B., daß das Kapital a) länger in der Form der Entwertung verharre, d.h., daß die Zeit, worin es die verschiednen Phasen der Zirkulation zurücklegt, länger sei als in allen andren Geschäftszweigen, so würde dies Kapital a) den weniger Neuwert, den es schaffen könnte, betrachten als positiven Verlust, als wenn es so viel mehr Auslagen hätte, um denselben Wert zu produzieren. Es würde daher im Verhältnis einen höhren Tauschwert für seine Produkte chargieren als die andren Kapitalien, um dieselbe Rate des Gewinns zu teilen. In fact könnte das aber nur geschehn, indem der Verlust verteilt wurde auf die andren Kapitale. Wenn a) mehr Tauschwert für das Produkt verlangt als Arbeit in ihm objektiviert ist,
_____
49*) völlige Stopp
<S. 452 Grundrisse - Das Kapitel vom Kapital - Heft V>
so ¦¦31¦ kann es dies M e h r nur erhalten, indem die andren weniger erhalten als den realen Wert ihrer Produkte. D.h., die ungünstigeren Bedingungen, unter denen a) produziert hat, würden zu aliquoten 50*) Teilen von allen den Kapitalisten getragen, die mit ihm austauschen, und so käme ein gleicher Durchschnittsgewinn heraus. Aber die Summe der von den Kapitalien zusammen geschaffnen Mehrwerte betrachtet, wäre diese vermindert, exakt um die Minderverwertung des Kapitals a) im Verhältnis zu den andren Kapitalien; nur daß diese Verminderung, statt ausschließlich auf Kapital a) zu fallen, als allgemeiner Verlust, als Verlust zu aliquoten Teilen von den sämtlichen Kapitalien getragen wird.
Nichts kann daher lächerlicher sein als die Einbildung (sieh z.B. Ramsay), daß außer der Exploitation der Arbeit das Kapital eine o r i g i n e l l e, von der Arbeit getrennte Quelle der W e r t s c h ö p f u n g bilde, weil die Verteilung der Surplusarbeit innerhalb der Kapitalien vor sich geht nicht im Verhältnis zu der Surplusarbeitszeit, die das einzelne Kapital geschaffen, sondern der G e s a m t s u r p l u s a r b e i t, die die Gesamtheit der Kapitalien geschaffen und daher auf das e i n z e l n e K a p i t a l eine höhere Wertschöpfung kommen kann, als direkt aus seiner b e s o n d r e n Exploitation der Arbeitskraft erklärlich. Aber dies M e h r auf der einen Seite muß kompensiert sein durch ein W e n i g e r auf der andren.
Anders heißt D u r c h s c h n i t t überhaupt nichts. Die Frage, wie die Beziehung des Kapitals auf fremdes Kapital, d. h. die Konkurrenz der Kapitalien unter ihnen den Surpluswert verteilt, hat offenbar nichts zu tun mit dem absoluten Quantum dieses Surpluswerts. Nichts absurder daher als zu schließen, daß, weil das Kapital seine e x z e p t i o n e l l e Zirkulationszeit sich vergüten läßt, d. h. seine relative Minderverwertung als positive Mehrverwertung in Berechnung bringt, nun die K a p i t a l i e n zusammengenommen, d a s K a p i t a l, fähig ist, aus Nichts etwas, aus einem Minus ein Plus zu machen, aus Minus-Surplusarbeitszeit oder Minus-Surpluswert Plus-Surpluswert, und daher eine m y s t i s c h e, von Aneignung fremder Arbeit unabhängige Quelle der Wertschöpfung besitzt. Die Weise, wie die Kapitalien u.a. 51*) ihren aliquoten Anteil am M e h r w e r t berechnen - nicht nur durch die Surplusarbeitszeit, die sie ins Werk gesetzt, sondern auch nach der Z e i t , d i e i h r K a p i t a l a l s s o l c h e s g e a r b e it e t h a t, d. h. brachgelegen hat, in der Phase der Entwertung sich befunden, ändert natürlich nicht das mindeste an der Summe des Mehrwerts, die sie unter sich zu verteilen haben.
Diese Summe selbst kann dadurch nicht wachsen, daß sie kleiner ist als sie wäre, wenn Kapital a), statt brachzuliegen, Surpluswert geschaffen hätte; d.h. dadurch, daß es weniger Surpluswert in derselben Zeit geschaffen hat wie die andren Kapitalien.
Dies B r a c h l i e g e n wird
_____
50*) ohne Rest aufgehenden - 51*) sollte wahrscheinlich heißen: die Kapitalisten untereinander
<S. 453 Kreislauf des Kapitals>
dem Kapital a) auch nur vergütet, insofern es aus den Bedingungen des besondren Produktionszweiges notwendig hervorgeht, daher in bezug auf das K a p i t a l überhaupt als Erschwerung der Verwertung, als n o t w e n d i g e S c h r a n k e seiner Verwertung überhaupt erscheint. Die Teilung der Arbeit läßt diese Schranke nur als Schranke des Produktionsprozesses dieses besondren Kapitals betrachten. Den Produktionsprozeß betrachtet als vom Kapital überhaupt geführt, ist es eine a l l g e m e i n e S c h r a n k e seiner Verwertung. Denkt man sich nur die Arbeit selbst produzierend, so erscheinen alle größren Avancen, deren 52*) sie während ihrer Verwertung bedarf, als das, was sie sind A b z ü g e v o m M e h r w e r t.
W e r t s c h a f f e n kann die Zirkulation nur, sofern sie frische Anwendung - f r e m d e r A r b e i t - außer der im Produktionsprozeß unmittelbar konsumierten - erheischt. Es ist dies dasselbe dann, als wenn in dem Produktionsprozeß unmittelbar mehr n o t w e n d i g e A r b e i t gebraucht würde. Nur die wirklichen Z i r k u l a t i o n s k o s t e n erhöhen den W e r t des Produkts, vermindern aber den Surpluswert.
Soweit die Zirkulation des Kapitals (das Produkt etc.) nicht ausdrückt bloß die notwendigen Phasen, um den Produktionsprozeß von neuem zu beginnen, bildet diese Zirkulation (sieh Storchs Beispiel)12531 kein Moment der Produktion in ihrer Totalität - ist daher nicht durch die Produktion gesetzte Zirkulation, und insofern sie Kosten macht, sind es faux frais de production 53*),.
Die Zirkulationskosten überhaupt, d. h. die Produktionskosten der Zirkulation, soweit sie die bloß ökonomischen Momente, die eigentliche Zirkulation betreffen (das Bringen des Produkts auf den Markt gibt ihm n e u e n G e b r a u c h s w e r t), sind als Abzüge von dem M e h r w e r t zu betrachten, d.h. als Vergrößrung der notwendigen Arbeit im Verhältnis zur Surplusarbeit.
Die Kontinuität der Produktion unterstellt, daß die Zirkulationszeit aufgehoben ist. Ist sie nicht aufgehoben, so muß Zeit verlaufen zwischen den verschiednen Metamorphosen, die das Kapital durchlaufen muß; seine Zirkulationszeit m u ß als Abzug an seiner Produktionszeit erscheinen. Andrerseits unterstellt die Natur des Kapitals, daß es die verschiednen Phasen der Zirkulation durchläuft, und zwar nicht in der Vorstellung, wo der eine Begriff in den andren mit Gedankenschnelle, in no time, umschlägt, sondern als Zustände, die der Zeit nach auseinanderliegen. Es muß eine Zeitlang verpuppt sein, eh es als Schmetterling fliegen kann. Die aus der Natur des Kapitals selbst hervorgehnden Bedingungen seiner Produktion widersprechen sich also. Aufgehoben und überwunden werden kann der Widerspruch nur {es sei denn,
_____
52*) In der Handschrift: die - 53*) Produktionskosten
<S. 454 Grundrisse - Das Kapitel vom Kapital - Heft V>
daß sich vorgestellt wird, daß alle Kapitalien auf gegenseitige Bestellung arbeiten, und daher das Produkt immer unmittelbar Geld ist, eine Vorstellung, die der Natur des Kapitals widerspricht und daher auch der Praxis der großen Industrie} ¦¦32¦ auf zweierlei Weise: E r s t e n s K r e d i t: Ein Scheinkäufer B) - d.h. der wirklich zahlt, aber nicht wirklich kauft - vermittelt dem Kapitalisten A) die Verwandlung seines Produkts in Geld. B) selbst wird aber erst gezahlt, sobald der Kapitalist C) das Produkt des A) gekauft hat. Ob dieser credit-man 54*) B) dem A) Geld gibt, um Arbeit zu kaufen, oder Rohmaterial und Arbeitsinstrument, bevor A) beides aus dem Verkauf seines Produkts ersetzen kann, ändert an der Sache nichts. Au fond 55*) muß er ihm unter unsrer Voraussetzung beides geben - d.h. alle Produktionsbedingungen (diese stellen aber größren Wert dar als den ursprünglichen, mit dem A) den Produktionsprozeß anfing). In diesem Fall ersetzt Kapital B) Kapital A); aber beide sind nicht gleichzeitig verwertet. B) tritt nun an die Stelle von A; d.h., sein Kapital liegt brach, bis es mit Kapital C) ausgetauscht ist. Es ist fixiert in dem Produkt von A), der sein Produkt flüssig gemacht hat in Kapital B).
_____
54*) Kreditmann - 55*) im Grunde