Unmittelbarkeit: Unterschied zwischen den Versionen

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Unmittelbarkeit ist ein Schein: sie ist in allen [[Verhältnisse]], im [[Dazwischensein]] ihres [[Verhaltens]] durch ihre Selbstreferenzierung vermittelt, immer schon vermittelte Unmittelbarkeit. Denn unmittelbar wäre, was ohne [[Mittel]] und ohne Vermittlung [[sein]] oder vorgestellt werden könnte (siehe hierzu [[Phänomenologie]]). Dies könnte aber nicht ein [[wirklicher]] [[Gegenstand]] eines [[Wissens]] oder einer [[Wissenschaft]] sein. Es besagt allerdings auch, dass dem eine Vermittlung vorausgesetzt sein muss, die lediglich nicht gegenwärtig, also [[abwesend]] ist - getrennt vom Ort ihrer [[Erscheinung]]. Damit ist [[Erfahrung]] und [[Wahrnehmung]] in Eins genommen und auf die reine Kognition ohne [[Beziehung]] auf ihr [[Sein]] beschränkt. Warum sonst könnte man überhaupt von Unmitelbarkeit reden und hierüber reflektieren? Der Vorwurf einer "falschen Unmittelbarkeit", wie er im Verständnis von [[Adorno]] vorkommt (z.B. auch in der so genannten [[Wertkritik]]), ist in sich schon absurd. Damit einher geht die Behauptung, dass nur die Reflektion wahr sein könne, wenn sie sich von der Anschauung gelöst hätte und damit den wahren [[Begriff]] erkennen könne. Es mag zwar richtig sein, dass eine Distanzierung von dem [[Eindruck]], den etwas oder jemand in seiner Unmittelbarkeit macht, nötig ist, um es zu begreifen. Aber dennoch bleibt dieses Begreifen der Erscheinung eines [[Beweises]] pflichtschuldig, wenn es deren [[Wesen]] erkannt hwaben will, das [[Abwesende]] im [[Anwesenden]] beschreiben kann.
Unmittelbarkeit ist ein Schein: sie ist in allen [[Verhältnisse]], im [[Dazwischensein]] ihres [[Verhaltens]] durch ihre Selbstreferenzierung vermittelt, immer schon vermittelte Unmittelbarkeit. Denn unmittelbar wäre, was ohne [[Mittel]] und ohne Vermittlung [[sein]] oder vorgestellt werden könnte (siehe hierzu [[Phänomenologie]]). Dies könnte aber nicht ein [[wirklicher]] [[Gegenstand]] eines [[Wissens]] oder einer [[Wissenschaft]] sein. Es besagt allerdings auch, dass dem eine Vermittlung vorausgesetzt sein muss, die lediglich nicht gegenwärtig, also [[abwesend]] ist - getrennt vom Ort ihrer [[Erscheinung]]. Damit ist [[Erfahrung]] und [[Wahrnehmung]] in Eins genommen und auf die reine Kognition ohne [[Beziehung]] auf ihr [[Sein]] beschränkt. Warum sonst könnte man überhaupt von Unmitelbarkeit reden und hierüber reflektieren? Der Vorwurf einer ''falschen Unmittelbarkeit'', wie er im Verständnis von [[Adorno]] vorkommt (z.B. auch in der so genannten [[Wertkritik]]), ist in sich schon absurd. Damit einher geht die Behauptung, dass nur die Reflektion wahr sein könne, wenn sie sich von der Anschauung gelöst hätte und damit den wahren [[Begriff]] erkennen könne. Es mag zwar richtig sein, dass eine Distanzierung von dem [[Eindruck]], den etwas oder jemand in seiner Unmittelbarkeit macht, nötig ist, um es zu begreifen. Aber dennoch bleibt dieses Begreifen der Erscheinung eines [[Beweises]] pflichtschuldig, wenn es deren [[Wesen]] erkannt hwaben will, das [[Abwesende]] im [[Anwesenden]] beschreiben kann.


Wo ein solcher Beweis fehlt, wird gerne argumentiert, dass das Organische, der Stoff, in welchem etwas vermittelt wird, unnötig zu begreifen wäre. Von daher wurde z.B. seitens der [[Wertkritik]] eine Korrektur des Marxismus eingefordert, weil Marx selbst doppelt argumentieren würde, wenn er den stofflichen Wertzusammenhang überhaupt in seine Reflexion einbeziehen würde. Von daher gerät ihr der [[Warenfetischismus]] auch nur zur psychologischen Metapher, zu einer Fixation des [[Bewusstseins]] an sich. Doch gerade diese Vermittlung des [[Abwesenden]] macht ja die [[Erkenntnis]] der [[Wertform]] und schließlich auch ihre Entwicklung aus dem organischen Verhältnis des Kapitals zu seiner Wertform aus, die der marxschen Wertanalyse zugrunde liegt und die beständige Bindung des [[Gebrauchswerts]] an den Wert in der Form des [[Tauschwerts]] beschreibt und schließlich den Übergang vom [[Mehrwert]] des [[Mehrprodukts]] zum verselbständigten Mehrwert des Geldkapitals mit dem[[tendenziellen Fall der Profitrate]] belegt. Wo der "doppelte Marx" zum Argument wird, da wird er aus der [[Natur]] der Subjekt-Objektbeziehung der [[Gesellschaft]] überhaupt herausgenommen.
Wo ein solcher Beweis fehlt, wird gerne argumentiert, dass das Organische, der Stoff, in welchem etwas vermittelt wird, unnötig zu begreifen wäre. Von daher wurde z.B. seitens der [[Wertkritik]] eine Korrektur des Marxismus eingefordert, weil Marx selbst doppelt argumentieren würde, wenn er den stofflichen Wertzusammenhang überhaupt in seine Reflexion einbeziehen würde. Von daher gerät ihr der [[Warenfetischismus]] auch nur zur psychologischen Metapher, zu einer Fixation des [[Bewusstseins]] an sich. Doch gerade diese Vermittlung des [[Abwesenden]] macht ja die [[Erkenntnis]] der [[Wertform]] und schließlich auch ihre Entwicklung aus dem organischen Verhältnis des Kapitals zu seiner Wertform aus, die der marxschen Wertanalyse zugrunde liegt und die beständige Bindung des [[Gebrauchswerts]] an den Wert in der Form des [[Tauschwerts]] beschreibt und schließlich den Übergang vom [[Mehrwert]] des [[Mehrprodukts]] zum verselbständigten Mehrwert des Geldkapitals mit dem[[tendenziellen Fall der Profitrate]] belegt. Wo der ''doppelte Marx'' zum Argument wird, da wird er aus der [[Natur]] der Subjekt-Objektbeziehung der [[Gesellschaft]] überhaupt herausgenommen.


Unmittelbarkeit für sich genommen beschreibt nur eine Beziehung von [[Subjekt]] zu Subjekt, eine [[Beziehung]], die ohne [[Objekt]], also jenseits [[gegenständlicher]] [[Verhältniss]] besteht. Das unterstellt Verhältnisse, die unmittelbar menschlich [[Sinn]] haben, also keiner Objektivität vorausgesetzt sind, noch diese hervorbringen, sondern bloße Subjektivität veräußern. Eine solche Unmittelbarkeit kann es nur in der [[Wahrnehmung]] [[zwischenmenschlicher Verhältnisse]]geben, sofern darin sich menschliche [[Erkenntnis]], also die Erkenntnis des Menschen im Menschen bildet. Aber jede menschliche [[Existenz]] ist immer schon durch gesellschaftliche Mittel und also auch durch gesellschaftliche [[Vermittlung]] begründet (siehe [[Naturmacht]]), was immer deren [[Form]] sei.
Unmittelbarkeit für sich genommen beschreibt nur eine Beziehung von [[Subjekt]] zu Subjekt, eine [[Beziehung]], die ohne [[Objekt]], also jenseits [[gegenständlicher]] [[Verhältniss]] besteht. Das unterstellt Verhältnisse, die unmittelbar menschlich [[Sinn]] haben, also keiner Objektivität vorausgesetzt sind, noch diese hervorbringen, sondern bloße Subjektivität veräußern. Eine solche Unmittelbarkeit kann es nur in der [[Wahrnehmung]] [[zwischenmenschlicher Verhältnisse]]geben, sofern darin sich menschliche [[Erkenntnis]], also die Erkenntnis des Menschen im Menschen bildet. Aber jede menschliche [[Existenz]] ist immer schon durch gesellschaftliche Mittel und also auch durch gesellschaftliche [[Vermittlung]] begründet (siehe [[Naturmacht]]), was immer deren [[Form]] sei.

Aktuelle Version vom 4. November 2025, 19:54 Uhr

Unmittelbarkeit ist ein Schein: sie ist in allen Verhältnisse, im Dazwischensein ihres Verhaltens durch ihre Selbstreferenzierung vermittelt, immer schon vermittelte Unmittelbarkeit. Denn unmittelbar wäre, was ohne Mittel und ohne Vermittlung sein oder vorgestellt werden könnte (siehe hierzu Phänomenologie). Dies könnte aber nicht ein wirklicher Gegenstand eines Wissens oder einer Wissenschaft sein. Es besagt allerdings auch, dass dem eine Vermittlung vorausgesetzt sein muss, die lediglich nicht gegenwärtig, also abwesend ist - getrennt vom Ort ihrer Erscheinung. Damit ist Erfahrung und Wahrnehmung in Eins genommen und auf die reine Kognition ohne Beziehung auf ihr Sein beschränkt. Warum sonst könnte man überhaupt von Unmitelbarkeit reden und hierüber reflektieren? Der Vorwurf einer falschen Unmittelbarkeit, wie er im Verständnis von Adorno vorkommt (z.B. auch in der so genannten Wertkritik), ist in sich schon absurd. Damit einher geht die Behauptung, dass nur die Reflektion wahr sein könne, wenn sie sich von der Anschauung gelöst hätte und damit den wahren Begriff erkennen könne. Es mag zwar richtig sein, dass eine Distanzierung von dem Eindruck, den etwas oder jemand in seiner Unmittelbarkeit macht, nötig ist, um es zu begreifen. Aber dennoch bleibt dieses Begreifen der Erscheinung eines Beweises pflichtschuldig, wenn es deren Wesen erkannt hwaben will, das Abwesende im Anwesenden beschreiben kann.

Wo ein solcher Beweis fehlt, wird gerne argumentiert, dass das Organische, der Stoff, in welchem etwas vermittelt wird, unnötig zu begreifen wäre. Von daher wurde z.B. seitens der Wertkritik eine Korrektur des Marxismus eingefordert, weil Marx selbst doppelt argumentieren würde, wenn er den stofflichen Wertzusammenhang überhaupt in seine Reflexion einbeziehen würde. Von daher gerät ihr der Warenfetischismus auch nur zur psychologischen Metapher, zu einer Fixation des Bewusstseins an sich. Doch gerade diese Vermittlung des Abwesenden macht ja die Erkenntnis der Wertform und schließlich auch ihre Entwicklung aus dem organischen Verhältnis des Kapitals zu seiner Wertform aus, die der marxschen Wertanalyse zugrunde liegt und die beständige Bindung des Gebrauchswerts an den Wert in der Form des Tauschwerts beschreibt und schließlich den Übergang vom Mehrwert des Mehrprodukts zum verselbständigten Mehrwert des Geldkapitals mit demtendenziellen Fall der Profitrate belegt. Wo der doppelte Marx zum Argument wird, da wird er aus der Natur der Subjekt-Objektbeziehung der Gesellschaft überhaupt herausgenommen.

Unmittelbarkeit für sich genommen beschreibt nur eine Beziehung von Subjekt zu Subjekt, eine Beziehung, die ohne Objekt, also jenseits gegenständlicher Verhältniss besteht. Das unterstellt Verhältnisse, die unmittelbar menschlich Sinn haben, also keiner Objektivität vorausgesetzt sind, noch diese hervorbringen, sondern bloße Subjektivität veräußern. Eine solche Unmittelbarkeit kann es nur in der Wahrnehmung zwischenmenschlicher Verhältnissegeben, sofern darin sich menschliche Erkenntnis, also die Erkenntnis des Menschen im Menschen bildet. Aber jede menschliche Existenz ist immer schon durch gesellschaftliche Mittel und also auch durch gesellschaftliche Vermittlung begründet (siehe Naturmacht), was immer deren Form sei.

Allerdings erscheinen sich in ihren zwischenmenschlichen Verhältnisen die Bürgerinnen und Bürger unmittelbar menschlich und suchen darin vor allem rückhaltlose Beziehungen, also Beziehungen, die im Hier und Jetzt gelingen oder scheitern, besonders Beziehungen im Arbeits- oder Gestaltungsprozess (siehe Kunst) oder in der Liebe.

Schmerzhaft ist daher die Erkenntnis, dass auch deren Form bestimmt ist, dass alle zwischenmenschlichen Verhältnisse selbst die Vermittlung von einer Gesellschaft darstellen, die keine menschliche Substanz verwirklicht (siehe Wertsubstanz) und daher letztlich auch nur Objekt-Objekt-Beziehungen sein können. Diese Erkenntnis aber begründet die Kritik an dieser Vermittlung und die macht das Begreifen ihrer Form aus, ist also die unmittelbare Erkenntnis einer Formbestimmtheit, selbst wenn diese ihre Vermittlung im Denken durchlaufen muss. Denken erhält so zweierlei Sinn, einen Sinn für die Form und Sinn für sich: Selbstevidenz. Aus einem bürgerlichen Bewusstsein wird darin immerhin auch schon Selbstbewusstsein - auch wenn es schmerzhaft bleibt, solange nicht eine wirkliche Veränderung in seinem Sein seinen Widerspruch aufhebt.